„Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit“ Michael Müller – Peter Brandt – Reiner Braun. Rezension

Sind wir eigentlich noch zu retten? Am 24. Februar des Jahres ließ Russlands Präsident Putin Truppen in die Ukraine einmarschieren. Seither tönen unsere Politik und die Medien, die Ukraine müsse den Krieg gewinnen, Russland müsse ruiniert werden (Außenministerin Baerbock) und den Krieg verlieren. Nun sind sogar Töne zu hören, wonach Russland dekolonisiert werden soll. In seiner Rede kürzlich vor der UNO warf der russische Außenminister Sergej Lawrow dem kollektiven Westen vor, die Welt spalten und sein Land zerstören zu wollen: „Es ist ihnen nicht mal mehr peinlich, offen zu erklären, dass es nicht nur die Absicht gibt, unserem Land eine militärische Niederlage zuzufügen, sondern Russland zu zerstören, zu zerstückeln.“ Solche Gedanken sind in den USA in der Tat nicht neu. Soll die Ukraine von den USA nun auch noch Langstreckenraketen erhalten? Die wären – womöglich mit Atomsprengköpfen bestückt – in wenigen Minuten in Moskau.

Das russische Außenministerium erklärte am vergangenen Donnerstag, dass die Vereinigten Staaten eine „rote Linie“ überschreiten und zur „Konfliktpartei“ würde, wenn es Kiew Langstreckenraketen liefern würde.

Niemand redet vom Frieden

Ja, ist man denn völlig verrückt geworden? Roger Köppel, Chefredaktor und Verleger des Wochenmagazins Die Weltwoche und Schweizer Nationrat fragte sich das kürzlich in einer seiner u.a. auf Facebook veröffentlichten Weltwochedaily-Sendungen. Es ging um Joe Bidens UNO-Rede und die Kriegstreiberei des Westens in der Ukraine. Köppel kritisierte – m.E. zu Recht – dass man inzwischen kaum noch „richtige Journalisten“ habe. Es herrsche ein Haltungsjournalismus, der auf US-amerikanischen Seite stehe. Russland sei böse, Putin ein neuer Hitler. Der vernichtet gehöre. Niemand mache sich die Mühe, auch einmal durch die russische Brille zu schauen. Um zu sehen, dass der jetzige Krieg eine achtjährige Vorgeschichte habe. Und weiter fragte Köppel: Niemand – weder in Deutschland noch in der Schweiz rede vom Frieden. Der Westen eskaliere stattdessen immer mehr. Die Medien vorne dran. Möglicherweise treibe man es soweit, dass wir in einem nukelaren Inferno landen. Da ist Roger Köppel zuzustimmen, an dem ich früher bezüglich anderer Themen viel zu kritisieren hatte. Hier aber ist er eine Stimme der Vernunft. Und diesbezüglich und darin ist er wohl ein „richtiger Journalist“. Allein auf weiter Flur, wie es den Anschein hat.

Michael Müller, Peter Brandt und Reiner Braun reden schon vom Frieden

Wenn Politik und Medien schon nicht vom Frieden reden, müssen es eben andere tun. Michael Müller, Peter Brandt und Reiner Braun tun es in ihrem neuen Buch „Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit – Unser Jahrzehnt der Extreme: Ukraine-Krieg und Klimakrise“. Das kann nicht hoch genug geschätzt werden.

Kritiker werden das abtun und sagen: Das sind doch die üblichern Verdächtigen! Was nützen deren Schriften schon? Mag sein. Dennoch sollten wir hoch froh darüber sein in Zeiten eines gleichklingenden Haltungsjournalismus solche Stimmen wahrnehmen zu können. Dass solche Stimmen überhaupt noch in unserer Mitte zu finden sind.

Doch werden sie auch entsprechend gehört, treffen ihre Gedanken auf Resonanz? Zu wünschen wäre es. Denn es pressiert: Haben wir es nicht längst weit nach Zwölf!

Zum Antikriegstag am 1. September hat die Friedensnobelpreisträger-Organisation IPPNW gefordert, den Ukrainekrieg durch Diplomatie zu beenden. Dieser Forderung schließen sich Michael Müller, Peter Brandt und Reiner Braun in ihrem neuen Buch an.

Danach indes – seien wir ehrlich – sieht es momentan ganz und gar nicht aus.

Vorangestellt ist dem Buch ein Zitat des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt:

>>Es gilt sich gegen den Strom zu stellen, wenn dieser sich wieder einmal ein falsches Bett zu graben versuchte>>

Krieg in der Ukraine – Aufriss und Einordnung

Zunächst wird der Krieg in der Ukraine in einem Aufriss eingeordnet. Und er wird selbstverständlich zutreffend als völkerrechtswidrig bezeichnet. Dankenwerterweise richten die Autoren unsere Aufmerksamkeit auf die Vorgeschichte dieses Krieges. Und gehen dabei bis zum völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien zurück und speziell auf die Vorgänge im Kosovo bis hin zu dessen Ablösung von Jugoslawien ein. Worüber es im Gegensatz zur Krim kein Referendum gegeben hat.

Die Geschehnisse in der Ukraine 2014

Leider lesen wir eingangs bei den Autoren zu wenig über die Geschehnisse 2014 auf dem Kiewer Maidan. Beziehungsweise vermisse ich eine umfangreichere Einordnung der Geschehnisse, die ja bekanntlich im blutigen Maidan-Putsch gipfelten. Welcher einen Regierungswechsel in Kiew nach sich zog, der gegen die ukrainische Verfassung verstieß.

Es wurde von der neuen Regierung in Kiew versucht die russische Sprache zu verbieten. Des Weiteren bestand die Gefahr – die Russland flugs erkannte – dass die NATO mit Kriegsschiffen bald auf der Krim auftauchen würde, wo ja die Schwarzmeerflotte der russischen Marine liegt.

Die mehrheitlich russische Bevölkerung in der Ostukraine wie auch die der Krim protestierte.

Auf der Krim entschied man sich ein Referendum zu veranstalten, um die Bürger zu befragen, ob sie einen Beitritt zur Russischen Föderation befürworten.

Referendum auf der Krim

Wir lesen etwas einseitig etwas fragwürdig (S.11): „Bewaffnete Kräfte besetzten das Regionalparlament und drückten ein Referendum durch, bei dem sich 96 Prozent der Bevölkerung der Krim für einen Beitritt zur Russischen Föderation aussprachen, die dann am 21.03.2014 erfolgte.“

Den wenig informierten Lesern muss sich der Eindruck vermitteln, das Referendum wurde quasi erzwungen. Die herrschende westliche Sicht.

In diesen Tagen damals fiel kein einziger Schuss.

Bereits 1992, nur ein Jahr nach der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine, sollte es ein Referendum zu der Frage geben, ob die Krim zur Ukraine oder zu Russland gehören wollte. Damals verhinderte die Zentralregierung in Kiew die von pro-russischen Kräften angestrebte Abstimmung. Im Gegenzug richtete sie auf der Krim eine Autonome Republik mit weitreichenden Selbstbestimmungsrechten ein. Vermutlich wäre es auch damals schon kaum anders ausgefallen wie später im Jahre 2014.

Annexion oder Sezession?

Dass die Autoren des Buches hier auch – dem westlichen Narrativ gehorchend – wieder von „der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim“ schreiben – nun ja.

Ich merke an dieser Stelle an: Der Jurist „Reinhard Merkel warnt dementsprechend vor dem inflationären, leichtfertigen Gebrauch des Begriffs „Annexion“ und er kommt zu dem Ergebnis: „Was auf der Krim stattgefunden hat, war etwas anderes: eine Sezession.“

Quelle: PoliTeknik; Ausgabe 23; „War die Krim-Separation von 2014 eine Annexion? – Dr. jur. Wolfgang Bittner. Anbei noch ein Interview, welches der Journalist Ulrich Heyden mit Reinhard Merkel führte.

Nebenbei bemerkt wird nun gerade wieder – wo in Donezk und Luhansk Referenden abgehalten werden, ob die Menschen dort ein Beitrifft zur Russischen Föderation wünschen – bereits in unsere Presse vorverurteilend von „Scheinreferenden“ geschrieben.

Dann schreibt man weiter im Buch: „In den beiden östlichen Oblasten der Ukraine Donezk und Luhansk nahm die Gewalt zu, es begannen bewaffnete Konflikte.“

Dass die Kiewer Regierung Panzer gegen die Menschen dort auffahren und scharf auf sie schießen ließ, scheint nicht auf. Acht Jahre lang und heute weiter müssen die Menschen in der Ostukraine das ertragen. Mehr als 14 000 Tote und viele Verletzte, darunter Kinder forderte die Angriffe Kiewes auf die ukrainischen Bürger in der Ostukraine.

Die Ukraine ist lange im Visier der USA

Dass es bei einem Weiter-so des Westens zu einer Eskalation in der Ukraine kommen könnte, darauf wiesen einige Politiker schon vor Jahren hin.

Im vorliegenden Buch wird aus einem Beitrag des Ex-US-Außenministers Henry Kissinger aus der Washington Post zitiert:

>>Viel zu oft wurde die ukrainische Frage als Showdown dargestellt, ob sich die Ukraine dem Osten oder dem Westen anschließt. Doch wenn die Ukraine überleben und gedeihen soll, darf sie nicht der Vorposten der einen Seite gegen die andere sein – sie sollte als Brücke zwischen beiden Seiten fungieren.>>

Und weiter:

<<Der Westen muss verstehen, dass die Ukraine für Russland niemals nur ein fremdes Land sein kann. Die russische Geschichte begann in der sogenannten Kiewer Rus. Von dort aus begann die russische Religion und die Geschichte der beiden Länder war schon voher miteinander verflochten.>>

Hätte sich der Westen solcher warnender Stimmen angenommen und anders gehandelt – diesen Krieg fände heute nicht statt.

Doch der Westen ist darüber hinweggangen. Heute steht die NATO quasi an der russischen Grenze.

Im Fokus der USA ist die Ukraine schon lange. Das sagte und schrieb Zbigniew Brzezinski, der ehemalige Sicherheisberater des US-Präsidenten Jimmy Carter. Jeder konnte es wissen.

Im Jahr 1997 veröffentlichte er das Buch „Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ („The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives“. Brzezinski: „„Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr.“

Dass nun die USA mit Hilfe von Großbritannien versucht wird – koste es so viele Ukrainerinnen und Ukrainer und Zerstörung wie es wolle – den russischen Bären zu erlegen, erscheint aus dieser Denke heraus nur allzu verständlich. Dazu passt die schreckliche Idee Russland zu zerstückeln und einen Regime Change herbeizuführen. Um sich dann der Volksrepublik China zuzuwenden. Wie zu vermuten steht. Man hat diesen Plan nie aufgegeben. Doch wie mahnte Roger Köppel in seiner Sendung sinngemäß: Wie lange will denn der Westen dem russischen Bären noch in die Seite und in die Augen stechen? Weiß man da, was man tut?

Um ein friedliches Einvernehmen mit dem Westen zeigte sich Wladimir Putin einige Male bemüht – bis zuletzt 2021

Das Buch klammert nicht aus, bzw. ruft zurück in unsere Erinnerung, dass es durchaus nicht an Wladimir Putins Versuchen gefehlt zu ein Einvernehmen mit dem Westen beizutragen. Wir erinnern uns an die auf Deutsch gehaltene Rede Putins im Deutschen Bundestag: Stehende Ovationen. Schon wenige Jahre später, 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz sah sich derselbe Putin veranlasst den Westen, die NATO zu ermahnen in seiner Umzingelung Russland so nicht weiter zu verfahren, weil sich Russland in seiner Sicherheit bedroht sah.

Und noch Ende 2021 unternahm Putin einen Versuch sich mit US-Präsident ins Benehmen zu setzen, um eine Eskalation in der Ukraine zu vermeiden. Vergebens …

Als Appell an die Staatenlenkter, aber auch uns alle, kann der Text auf der Rückseite des Buches verstanden werden:

„Statt einer Militarisierung der Welt brauchen wir eine europäische Initiative für Frieden! In Zeiten des Krieges, atomarer und konventioneller Hochrüstung, der Klimakrise und zunehmender Knappheit von Ressourcen, wenn soziale Verteilungskämpfe härter werden und nicht klar ist, wie die Welt morgen aussehen wird, ist Gemeinsame Sicherheit das Gebot der Vernunft. Putins Krieg gegen die Ukraine ist ein Schlag ins Gesicht der selbstgerechten westlichen Welt. Der Krieg ist nicht zu rechtfertigen, aber er hat eine Vorgeschichte, die nicht so einfach ist, wie sie in der öffentlichen Schwarz-Weiß-Debatte dargestellt wird. Ein regionaler Konflikt hat eine geostrategische Bedeutung erlangt, weil nicht die Sprache der Vernunft und Diplomatie gesprochen wird, sondern die des Militärs. Wir brauchen mehr denn je ein starkes und effizientes multilaterales System für Frieden und Abrüstung, so die Autoren. Die europäische Selbstbehauptung verlangt Gemeinsame Sicherheit, die auch entscheidende Weichen für die künftige Weltordnung stellt und nicht zuletzt zur Überlebensfrage in der globalen Klimakrise wird. Eine solche europäische Friedensordnung kann zum Vorbild für eine nachhaltige und gemeinsame Zukunft auch in anderen Teilen der Welt werden.“

Mit interessanten und des Nachdenkens werten Beiträgen außerdem von Bascha Mika, Wolfgang Merkel, Luca Samlidis, Michael Brie, Wolfgang Biermann, Myriam Rapior, Andrea Ypsilanti, Jörg Sommer, Olaf Zimmermann u.v.a.

Und ja, auch das stimmt: Wer von uns schon länger auf dieser Welt weilt, hat dergleichen Appelle schon oft gelesen und in Sonntagsreden gehört. Und bewirkten sie etwas? Jein, könnte man antworten.

Aber doch viel zu wenig! Waren wir nicht schon einmal weiter? Im Jahre 1990 boten sich Chancen auf einen haltenden internationalen Frieden. Sie wurden nicht wahrgenommen. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf. Was haben wir aus den großen Fehlern der Menschheit überhaupt gelernt? Mir scheint: Entschieden zu wenig!

Dies fällt einen in diesen Tagen bitter auf. Man möchte beinahe täglich in die Tischkante beißen.

Aber aufgeben, weil alles schon einmal gesagt und gefordert worden ist? Nein!

Ach, gäbe man uns doch Politikerinnen und Politiker, die selbst nachdächten und sich in der Geschichte auskennten. Indes: Wir haben sie nicht!

Ich empfehle dieses Buch unbedingt. Ein weiterer Versuch zwar in einer langen Reihe von Versuchen, die Welt zu einer sicheren, besseren zu machen. Doch nichts macht sich von alleine. Mittun müssen viele. Welche Alternative gebe es dazu?

Foto: Claus Stille

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Anbei empfohlen: Weil der Untertitel des Buches „Unser Jahrzehnt der Extreme: Ukraine-Krieg und Klimakrise“ lautet, empfehle ich „Das Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts“ von Eric Hobsbawm zu lesen. Hobsbawm galt als der bedeutendste Historiker unserer Zeit.

Im einem Stern-Interview, veröffentlich am 13.05.2009 mit Arno Luik sagte der marxistisch orientierte Hobsbawm die Zukunft betreffend u.a.:

Alles ist möglich. Inflation, Deflation, Hyperinflation. Wie reagieren die Menschen, wenn alle Sicherheiten verschwinden, sie aus ihrem Leben hinausgeworfen, ihre Lebensentwürfe brutal zerstört werden? Meine geschichtliche Erfahrung sagt mir, dass wir uns – ich kann das nicht ausschließen – auf eine Tragödie zubewegen. Es wird Blut fließen, mehr als das, viel Blut, das Leid der Menschen wird zunehmen, auch die Zahl der Flüchtlinge. Und noch etwas möchte ich nicht ausschließen: einen Krieg, der dann zum Weltkrieg werden würde – zwischen den USA und China.

Und kann uns Hoffnung geben, was er noch sagte:

Der Mensch hat die Anlagen zum Guten wie zum Schlechten – und wie er sich benimmt, das kann man wohl ändern! Dass unsere Welt, immer noch oder endlich mal Heimat für alle werden kann – das ist doch ein schönes Ziel!

Die Autoren:

Michael Müller, geb. 1948, ist Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschland. Er war von 1983 bis 2009 Mitglied des Bundestages, in der Zeit umweltpolitischer Sprecher, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium.

Peter Brandt, geb. 1948, ist Publizist, Historiker und Professor im Ruhestand für Neuere und Neueste Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Er gehört der Initiative „Entspannung Jetzt!“ an und ist Mitautor von „Gemeinsame Sicherheit 2022“.

Reiner Braun, geb. 1952, war Geschäftsführer unterschiedlicher nationaler und internationaler Friedensorganisationen. Zurzeit ist er Executive Director des Internationalen Friedensbüros (IPB), stellvertretender Vorsitzender der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative sowie Mitglied des Kooperationsrates der „Kooperation für den Frieden“.

Aus dem Buch:

Die Pandemie, der Krieg und die Klimakrise sind Brandbeschleuniger in Hinsicht auf die Unsicherheit, Spaltung und Ungleichheit der Welt. Die dabei heraufziehende Inflation gefährdet den Wohlstand und wirkt sich auf Heizung und Nahrungsmittel aus. Obwohl die Menschheit mehr denn je eine „Weltinnenpolitik“ braucht, um zu einer sozialen und ökologischen Gestaltung der Transformation zu kommen, erleben wir eine tiefe Spaltung der Welt. Statt Gemeinsamkeit und Vertrauensbildung wächst die Konfrontation. Die Gefahr einer Selbstvernichtung unserer Zivilisation nimmt zu.

Die Autoren:

Michael Müller, geb. 1948, ist Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschland. Er war von 1983 bis 2009 Mitglied des Bundestages, in der Zeit umweltpolitischer Sprecher, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion und Parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium.

Peter Brandt, geb. 1948, ist Publizist, Historiker und Professor im Ruhestand für Neuere und Neueste Geschichte an der Fernuniversität Hagen. Er gehört der Initiative „Entspannung Jetzt!“ an und ist Mitautor von „Gemeinsame Sicherheit 2022“.

Reiner Braun, geb. 1952, war Geschäftsführer unterschiedlicher nationaler und internationaler Friedensorganisationen. Zurzeit ist er Executive Director des Internationalen Friedensbüros (IPB), stellvertretender Vorsitzender der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative sowie Mitglied des Kooperationsrates der „Kooperation für den Frieden“.

Michael Müller, Peter Brandt, Reiner Braun

Selbstvernichtung oder Gemeinsame Sicherheit

Unser Jahrzehnt der Extreme: Ukraine-Krieg und Klimakrise

Erscheinungstermin: 26.09.2022
Seitenzahl: 144
Ausstattung: KlBr
Artikelnummer: 9783864893896

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„Unter der Asche die Glut“ von Wolfgang Bittner – Rezension

Lyrik wird nicht selten als fünftes Rad am Wagen betrachtet und stiefmütterlich behandelt. Wer liest schon Gedichte? So heißt es oft. In der Schule – ja. Da kommen wir nicht daran vorbei. Aber dann? Und die Jugend: Schreibt sie eigentlich noch Gedichte? Es mag vorkommen. Aber das meiste läuft wohl heute übers Smartphone. Über SMS oder eher Whatsapp. Gesendet vielleicht an die Freundin, den Freund. So wird mit Abbkürzungen, welche uns Ältere wohl kaum verständlich sind.

Aber nun Butter bei die Fische: Wann zuletzt habe ich eigentlich das letzte Mal Gedichte gelesen? Manchmal kommt einen ja eines unter. Hier oder da. Dann überfliegt man es. Wo doch ein Gedicht auch Zu- und Hinwendung gedarf. Und dann …

Im Juni erreichte mich ein kleines Lyrik-Büchlein. Jetzt haben wir September! Jetzt schreibe ich erst darüber. Behandelte ich es wie es da sprichwörtliche fünfte Rad am „Wagen“? Nun ja: Der Schreibtisch war voll mit dicken anderen Büchern, die gelesen und besprochen werden sollten und wollten. Aber Wolfgang Bittners Gedichtband „Unter der Asche die Glut“ hatte ich so gelegt, dass ich es immer vor Augen hatte und sich somit ein schlechtes Gewissen verstetigte. Denn ich schätze Wolfgang Bitter als Autor politischer Schriften aber auch als Romanschriftstellen und Erzähler (Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen, Der neue West-Ost-Konflikt, Deutschland verraten und verkauft, der Erzählband Am Yukos).

Nun also Gedichte.

Schon beim ersten Kapitel bin ich vom Gedicht „Kompromiss“ (S.9) tief beeindruckt und berührt. Gibt er doch Kunde vom Leben in der bleiernen Zeit der Pademie. Nur ausschnittweise: „Es ist, als habe die Welt/ihren Charme verloren (…) Noch immer Sonne und Mond/auf den Wegen, aber kein freundlicher Gruß,/ kein freundliches Umarmen (…)

Gedichte, die hinterfragen, von Beängstigungen erzählen, hinter denen leise Hoffnungen eher verborgen sind als dass sie sich getrauen hervorzutreten.

Den Ablauf der Natur im Blick. Das Leben im global wütenden Kapitalismus. Die Frage nach dem Sinn unseres Lebens, wo doch so viel Sinnlosigkeit uns das Leben schwer macht. Wie all dem Standhalten? Standhalten!

Egon Bahr mahnte einst: Wir leben in Vorkriegszeiten. Wolfgang Bittner sieht Kampfflugzeuge in der Luft und überschreibt das kurze Gedicht mit „Böses Omen“ (S.17). Und ist es nicht so: „Wieder werden wir zugemüllt/mit Vorkriegspropaganda/Nach dem Krieg ist immer noch: vor dem Krieg.“

Wolfgang Bittners Gedichte atmen lange Lebenserfahrung sowie einen fest in ihm verwurzelten Humanismus. Er nimmt die Zumutungen und Zurichtungen unserer Zeit sozusagen aus der Adlerperspektive in den Blick. Hinunter auf die Ameisen-Welt (S.94), wo es sich anscheinend Leben lässt. Bis etwas Einschneidendes geschieht: „Bis zum bitteren Ende“. Er deutet und analysiert sie bis ins Detail. Das mag hier und dort auch Melancholie verströmen und in den Lesern wecken. Doch da ist immer auch ein Fünkchen Hoffnung – eine Glut eben unter der Asche. Wie u.a. in Alles fließt (S.26), das Gedicht, welches so anhebt: „Heute Blumen, morgen Kot,/

panta rhei – und schon sind die Blumen, die beglückenden, verblüht.“ (…)

Und so endet: „Und wachsen Blumen,/strahlen und duften,/uns zu erfreuen,/uns zu trösten.“

Es erweist sich in nahezu jeder Zeile welch genauer Beobachter der Dichter ist. Er betrachtet und beschreibt die Natur, die Pflanzen und Tiere liebevoll. Genauso liebevoll ist Bittners Blick auf die Menschen, wie er auch bei Notwendigkeit kritisch sein kann – ja aus seinem Inneren sein muss.

Und wie treffend und die Seele berührend wie Bittner den beginnenden Tag im Lockdown (S.44) in wenigen Worten nachzeichnet!

(…) Notstand ist angesagt,/verboten die Straße, der Park,/die Wohnung zu verlassen./Virologen erklären die Welt und Viren herschen/im Küchenradio, (…)

Und dann doch wieder ein Aufbäumen (Glut unter der Asche!): „Ich beschließe, mich zu waschen/und ein Gedicht zu schreiben, ist doch schönes Wetter.“

In Kapitel IV Aus der Zeit in Kann mich dunkel erinnern (S.47) ein Besuch in Bittners alten oberschlesische Heimat bedenkend. Ein wehmütiger Blick zurück in die eigene Kindheit. Aber auch die Erinnung (…) „an Feuer und Rauch/und die Schreie der Geschundenen.“ (…)

Wolfgang Bittner beschließt das an Vergangenes erinnernde und über Ist-Zustand des Heutigen berichtende Gedicht so: „Damals, in einem anderen Leben, und jetzt.“

Doch der Autor beschönigt nichts. Etwa in Die Botschaft (S.60). Nichts ist unmöglich. Wen beschleichen in unseren Tagen nicht düstere Ahnungen, die wir dann rasch wieder wegwischen. Auch ein Atomschlag könnte uns ereilen: (…) plötzlich wird es stürmen,/Asche regnen und mitten im Sommer/wird es schneien./ (…)

Und Seiten weiter lesen wir in Feindbild u.a.: (…) Wir bleiben zu Haus,/ lesen von Manövern/und dass begrenzte/taktische Atomschläge/möglich seien. Gegen einen Feind.“

Warnende Stimmen gab es mehr als wir denken. Auch neben Egon Bahr: Wir leben in Vorkriegszeiten. Warnten die Stimmen vergeblich? Bittner greift das im Gedicht Trümmer auf. Das Gedicht schließt: „Es ist nur das Übliche.“

Lernen wir Menschen nichts aus der Vergangenheit? Kaum. Nichts?

Nicht wenige Gedichte Bittners in diesem Band schreiben sich gleich einem Menetekel an die unsichtbare Mauer, an welche wir wohl von sich frech „Eliten“ dünkendem Personal gefahren werden. Irrungen und Wirrungen beschreibt Bittner. „Bomben-Stimmung“ (S.68) heißt ein Gedicht. Worin es um „humanitäre Einsätze“ und „Demokratisierung“ geht. Dabei – wir sollten das kennen – heißt es (…) „In Wahrheit: Profite, Rendite, Strategie und Größenwahn.“ (…)

Werden wir je begreifen? Wer will schon Krieg?

Sensibel ist all das geschrieben. Sowie von hoher Kenntnis und großer Lebensweisheit gespeist, sind die Gedichte geprägt. Sie sagen was war. Was ist. Was sein könnte. Und sie umfassen so viele Themen- und Lebensbereiche, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Das tut so mancher Roman mit 400 Seiten nicht.

Und weil es so schmerzend aktuell ist, sei ein kleines Gedicht (S.97) ganz zitiert:

Meinung

Bei uns herrscht

Meinungsfreiheit.

Wer anderer Meinung ist,

darf sich nicht beschweren.

Der Gedichtband ist ein Aufrüttler, ein Mutmacher. Er ermuntert auch zu einem Blick in und auf die Geschichte, auch wenn man sie wegen später Geburt nicht selbst erlebt hat bzw. nicht hat erleben müssen. Die Liebe zur Natur und den Menschen wohnt so vielen Zeilen inne. Niemals kommt da etwas belehrend herüber. Sondern ein gesunder humanistischer Anspruch entströmt diesen Gedichten. Freilich scheinen aber nicht nur gute, sondern es klingen ebenfalls schmerzliche Erinnerungen aus ihnen. So ist nun einmal das Leben. Die Gedichte zeichnen nicht zuletzt ein Bild von einer kaputten, kaputt gemachten Gesellschaft, welche von unverantwortlichen Kräften einer immer weiter fortschreitenden Zerstörung preisgegeben wird, statt dem endlich entgegenzusteuern.

Was wäre noch zu sagen, lieber Leserinnen und Lesen? Machen Sie Gebrauch von diesem empfehlenswerten Gedichtband! Entdecken auch Sie die Glut unter der Asche. Sie lässt sich bei einem bisschen guten Willen finden.

Danke, dass mir das Büchlein in die Hände kam! Ab jetzt werde ich mich öfters der Lyrik zuwenden. Versprochen.

Unter der Asche die Glut

Gedichte

von Bittner, Wolfgang

12,90 €

inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten

Unter der Asche die Glut

ISBN 978-3-96233-348-5 Kategorien: Lyrik, Lyrikedition 2000 Schlagwörter: Bittner, Gedichte, Lyrik, Lyrikedition 2000, Poesie Seiten: 148 Ausstattung: Paperback

„Am Yukon. Kanada-Erzählungen“ von Wolfgang Bittner. Rezension

Es sind schlechte Zeiten momentan. Momentan? Seit zwei Jahren quält man uns mit den Zumutungen der Corona-Krise und den von der Politik ergriffenen vermeintlichen Gegenmaßnahmen. Und nun, da dieser Begriff nicht mehr rund um die Uhr in den Medien vorkommt, haben wir den Ukraine-Krieg. Keine guten Zeiten. Schon gar keine guten Zeiten für den Frieden. Wir haben einen Krieg. Womöglich bald den Dritten Weltkrieg? Wobei wir wissen: Es wäre der letzte …

Da muss man – so wie Medien mit ihrer Propaganda auf einen einhämmern etwas vorsichtig mit sich selbst umgehen. Sonst liefe man vielleicht Gefahr, irre zu werden oder depressiv.

Also: Ab und an mal raus in die Natur. Das tut für den Moment gut. Oder ein Gespräch hin und wieder mit einem guten Freund. Ebenfalls.

Oder: Ein Buch „zum Verschnaufen in finsteren Zeiten

In wieder nicht allzu guter Stimmung erreichte mich ein schmales Buch mit einem ansprechenden Cover: Ein Holzsteg, an dem ein Motorboot vertäut ist, führt auf einen See zu, in dessen ruhigem Gewässer sich eine interessante Wolkenkonstellation spiegelt. Vom Steg aus blickt das Auge auf eine leicht hügelige, bergige Landschaft, welcher ein begrüntes Ufer vorgelagert ist.

Was soll sich sagen? Das Buch erreichte mich gerade rechtzeitig, da meine Gedanken drohten, sich wieder einzutrüben, angesichts weiterer einlangenden unerfreulichen Nachrichten. Der Autor Wolfgang Bittner hat es mir höchstpersönlich geschickt. „… herzlich zum Verschnaufen in finsteren Zeiten“ hat er auf die erste Innenseite geschrieben, „von Wolfgang Bittner“.

Ich habe bereits mehrere Bücher von Wolfgang Bittner gelesen und diese schätzen gelernt. Unter ihnen hochinteressante politische Bücher, aber auch sensibel verfasste Romane.

Nun also „Am Yukon – Kanada-Erzählungen“

Neun spannende oder berührende Geschichten führen uns in das zweitgrößte Land der Erde, dass – wie der Autor in seinem Nachwort schreibt – ein Land, das „ungefähr 28-mal so groß wie Deutschland“ ist. Im kanadischen Norden leben nur wenige Menschen. Bittner informiert: „Ich war häufiger im Yukon-Gebiet, an der Grenze nach Alaska. Dort habe ich Freunde: Deutsche Auswanderer, Indianer, Lachsfischer, Minenarbeiter, Trapper, Lehrer, einen Arzt …“ (S.119)

Das Land habe, bekennt Wolfgang Bittner, ihn „seit jeher angezogen.“

„Deswegen habe ich eines Tages meinen Rucksack gepackt, bin nach Kanada geflogen und auf eigene Faust losgezogen.“

Um sein Reisegeld zu verdienen, wollte er seiner Zeit für ein deutsches Magazin eine Reportage über Aussteiger in der kanadischen Wildnis schreiben. Bittner: „Die Gruppe, die ich besuchte, war jedoch völlig zerstritten, sodass ich auf die Reportage verzichtete und stattdessen den Roman Die Fährte des Grauen Bären, seinen ersten Kanadas-Abenteurerroman, schrieb.

Im Lande war Bittner im Auto, mit dem Flugzeug, zu Fuß und mit dem Kanu unterwegs. Aufregende Zeiten – auch manchmal mit nicht ungefährlichen Erlebnissen.

Einen Sommer verbrachte er allein in der Wildnis in einem Blockhaus zugebracht. Das liest sich romantisch. Aber sich selbst zu versorgen, meilenweit von der Zivilisation entfernt, kein Arzt in der Nähe und ein Grizzlybär schleicht um die Hütte …

Übrigens heißt es in der Erzählung „Der Grizzly“ gegen Ende (S.26): „Ein Vierteljahr später schickte mir Corwin einen Zeitungsartikel. Darin stand. Dass die Ranger den Grizzly zur Strecke gebracht hatten. Seine Größe wurde mit 2,40 Meter Scheitelhöhe angegeben, sein Gewicht mit 650 Kilogramm. Als ich mir das vorstellte, überkam mich ein Frösteln.“

Eine Erzählung erzählt, wie man, wenn man allzu naiv und gutgläubig ist leicht zum Schmuggler werden kann. Das hätte leicht im Gefängnis enden können.

Eine Erkenntnis fürs Leben erlangte Wolfgang Bittner während seiner Aufenthalte im Yukon-Gebiet: „Unter anderem wurde mir damals bewusst, dass der Egoismus und die Begehrlichkeit, auf denen unsere Gesellschaft fußt, oftmals ein humanes Leben verhindern.“

Die Erzählungen sind alle bestens lesbar, fesselnd und interessant geschrieben. Schnell wird man in sie hineingezogen und fühlt sich darin wohl und fast tatsächlich als an den beschriebenen Orten selbst anwesend.

Die legendäre Goldgräberstadt Dawson City ist freilich längstens für Touristen hergerichtet, die dann auch einmal ein paar Goldkrümel selbst schürfen dürfen. Aber der Erzähler sorgt mit seinem anregenden Schreibstil dafür, dass wir Leserinnen und Leser wenigstens einen Hauch davon erahnen, was in längst vergangenen Jahrzehnten einst in Dawson-City abging. Den Goldrausch, die Typen, die sich ihm hingaben. Abenteuerfeeling in jeder der Erzählungen, die feine Zeichnungen von Charakteren.

Nicht zuletzt atmet das Buch von Wolfgang Bittner auch bisschen etwas Jack Londons Geist, der ja sozusagen auch einen Fußabdruck in Dawson City hinterließ. Wo es auch ein Jack-London-Museum gibt.

Was soll ich hinten raus sagen? Lesen! Zum „Verschnaufen in finsteren Zeiten“ diente das Buch mir für eine gewisse Zeit. Dank dem Autor dafür!

Aber da dräut uns schon das nächste Übel. Im Lande Absurdistan, so könnte man Deutschland die letzten zwei Jahre ja durchaus benennen, wollen nun bestimmte Politiker, die offenbar nicht die hellsten Kerzen auf der bundesdeutschen Torte sind und welche auch sonst von wenig Geist beseelt sind, das „Z“ verbieten. Warum? Weil es die russische Armee auf ihr Kriegsgerät gemalt hat!

Bald auch in der Literatur verboten? Möglich. Augenblicklich kann ich (noch) Entwarnung geben: Keine Angst, liebe Leserinnen und Leser: die „Zts“ in diesem Buch sind noch nicht getilgt und da wo sie hingehören. Kaufen Sie das Buch solange das noch so ist.

…um Teufel, wo sind wir bloß hingekommen! Das Buch ist gute Unterhaltung. Erfreuen Sie sich daran …

Das kanadische Yukon-Territorium: Eine faszinierende Landschaft mit ungewöhnlichen Menschen. The Land of Magic and Mystery, so sagt man. Dorthin führt Wolfgang Bittner seine Leserinnen und Leser in neun abenteuerlichen Geschichten, die es in sich haben. Der Autor hat selber Zeiten in der Gegend um die legendäre Goldgräberstadt Dawson City am Yukon-Strom verbracht. Er hat mit Indianern Lachse gefischt, Aussteiger und Selbsterfahrungsgruppen besucht, war mit dem Kanu auf den Flüssen unterwegs und hat interessehalber einen Sommer lang in einer Goldmine gearbeitet. Er kennt sich aus, und das merkt man in jeder Zeile.

AM YUKON – KANADA-ERZÄHLUNGEN

Wolfgang Bittner (Autor) Website: Wolfgang Bittner

Buch | Hardcover

132 Seiten

2022 | 2. Auflage
epubli (Verlag)
978-3-7549-4205-5 (ISBN)

16,99 € inkl. MwSt

Über Wolfgang Bittner

Wolfgang Bittner wurde am 29. Juli 1941 in Gleiwitz/Oberschlesien (jetzt Gliwice/Polen) geboren, wuchs in Ostfriesland auf und lebt als freier Schriftsteller in Göttingen. Nach dem Abitur (auf dem zweiten Bildungsweg 1966) studierte er Rechtswissenschaft, Soziologie und Philosophie in Göttingen und München. 1970 erstes juristisches Staatsexamen, 1972 Promotion über ein strafrechtliches Thema, 1973 zweites juristisches Staatsexamen. Bis 1974 ging er verschiedenen Berufs- und Erwerbstätigkeiten nach, u.a. als Fürsorgeangestellter, Verwaltungsbeamter und Rechtsanwalt. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Vorderasien, Mexiko, Kanada und Neuseeland. Wolfgang Bittner schreibt für Erwachsene, Jugendliche und Kinder, wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und erhielt mehrere Literaturpreise. Mitarbeit bei Zeitungen, Zeitschriften, Hörfunk, Fernsehen. 1996-1998 im WDR-Rundfunkrat; Lehrtätigkeit im In- und Ausland, 2004/05 und 2006 Gastprofessuren in Polen. Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller (1997-2001 im Bundesvorstand) und im PEN.

DER ROMANKIOSK – der Imprint der Verlage Apex, CassiopeiaPress und Edition Bärenklau – hat sich ganz und gar der Unterhaltungs-Literatur in all ihren Facetten aus der Feder deutscher und internationaler Autoren/Autorinnen verschrieben: Entdecken Sie unser stetig wachsendes Programm aus E-Books, Paperbacks und Hardcovers und lassen Sie sich begeistern von der spannenden, gefühlvollen und mitreißenden Vielfalt unserer lieferbaren Titel!

Foto: via Wolfgang Bittner

Rezension: „Verdammt in alle Kindheit: Verloren in den Wäldern der Mannesalters“ – Roman von Rolf Geffken

Wir Leser*innen haben gewiss schon erlebt, dass wir an einen Roman so recht nicht herankamen. Dann haben wir es vielleicht zur Seite gelegt. Und das Buch sozusagen verworfen. Zunächst. Von Georg Christoph Lichtenberg stammt folgendes Zitat:

„Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?“

Wie wir unter Umständen nicht selten Jahre später feststellten – wenn uns das Buch beim Aufräumen wieder in die Hände fiel – und ihr es wagten auf einmal frischen Mutes aufs Neue hinein zu tauchen. Und siehe da: Mit einem Male „liegt“ es uns – sagt uns der Autor mit seinem Buch etwas, das sich uns Jahre zuvor partout nicht erschließen wollte! Dabei hat sich das Buch doch nicht im geringsten verändert. Allenfalls tritt es uns nun verstaubt und die Seiten vergilbt entgegen. Aber wir haben uns offenbar verändert! Wir sind reifer und gebildeter geworden – haben an Lebenserfahrung gewonnen und unseren Horizont erweitert.

Umgekehrt kann ein Schriftsteller nach der Vollendung eines Buchmanuskriptes nach reiflicher Überlegung zu der Ansicht kommen, dass dies zur Veröffentlichung nicht taugt. Es gibt Schriftsteller, die ihre Werke sogar vernichtet haben oder verfügten ihre unveröffentlichten Arbeiten auch nach ihrem Tode keinesfalls zu publizieren.

Fast zehn Jahre ruhte Rolf Geffkens Romanmanuskript

Rolf Geffken hat ein Romanmanuskript im Jahre 2010 fertiggestellt. Es ruhte fast zehn Jahre. Geffken wird sicher nicht gedacht haben, dass es am Ablegeort reife wie ein Wein. Die Jahre vergehen. Der Gedanke an den Roman rückte gewiss einfach in den Hintergrund. Zumal, wenn man einem Brotberuf nachgeht, der anspruchsvoll und beanspruchend ist und darüber hinaus anderes im Leben Aufmerksamkeit von einen verlangt. In diesem Jahre nun hat Rolf Geffken das Manuskript – wie er im Vorwort seines Romans bekennt – unverändert in Druck gegeben. Seine Erklärung:

„Man kann die Wahrheit nicht ‚verbessern‘ oder ’schöner‘ machen. Irgendwann steht sie fest und dann ist es (fast) egal wann, wo und wie sie gedruckt wird. Sie sollte aber gelesen und nachvollzogen werden, damit sie einer anderen Generation erspart bleibt.“

Ein norddeutscher Entwicklungsroman“, welcher im Elbe-Weser-Dreieck spielt

Als Leser von Rolf Geffkens Roman „Verdammt in alle Kindheit: „Verloren in den Wäldern des Mannesalters“, erschienen im Isensee Verlag, bin ich nach der Lektüre des Buches dem Autoren dafür dankbar, dass er das Manuskript aus der Versenkung holte und es hat veröffentlichen lassen! Und Sie, meine verehrten Leser*innen, werden es – das verspreche ich – ebenso zu schätzen wissen.

Es ist „Ein norddeutscher Entwicklungsroman“,welcher im Elbe-Weser-Dreieck spielt.

Am Rande bemerkt kam mir beim Lesen von Geffkens Roman – von der beschriebenen Problematik her – Wolfgang Bittners Roman „Der Aufsteiger oder ein Versuch zu Leben“ wieder in den Sinn.

Eine „Warnung“, denn „Man kann die Wahrheit nicht ‚verbessern‘ oder ’schöner‘ machen…

Ein bisschen muss ich allerdings auch „warnen“. Eine Binsenwahrheit: Uns alle eint ja die Tatsache, eine Kindheit hinter uns gelassen zu haben. Wenngleich wir diese freilich alle unterschiedlich erlebt oder schlechtesten Falls auch durchlitten haben dürften. Wie auch immer. Gute Zeiten – schlechte Zeiten. Das eine bewahren wir nicht selten gern, das andere verdrängen wir. Ein Mechanismus unseres Hirns zum Schutze unsere Psyche. Dennoch ist das Verdrängte quasi stets da. In uns. Abgelegt im Unterbewusstsein. Was ich meine: Das uns vorliegende Buch könnte manches davon wachrufen und uns wieder ins Bewusstsein kommen. Dass das nicht immer angenehm sein wird, liegt auf der Hand. Mir ging das so. Da kam einiges hoch! Zumal ich ja fast zur gleichen Zeit wie der Protagonist des Romans, Robert S., aufwuchs (allerdings nicht wie dieser in der BRD, sondern in der DDR) – nur eben wenige Jahre später -, in welcher der Roman spielt. Doch keine Bange: Wer diesen Effekt nicht scheut und mutig damit umgeht, wird den Roman mit hohem Gewinn lesen und ohne Schaden aus dessen Lektüre scheiden. Wie schreibt Rolf Geffken so richtig im Vorwort seines Romans:

„Man kann die Wahrheit nicht ‚verbessern‘ oder ’schöner‘ machen (…).

Erst im Alter erscheint für Robert S. „die Chance, die ‚ewige‘ Kindheit abzuschließen“

Es geht um das Nachvollziehen des Lebensweges eines Menschen. Hier im Roman um die „Wahrheit“ des Protagonisten Robert S., der diese, seine, Wahrheit lange nicht erkennt. Obwohl als Erwachsener durchaus erfolgreich in der Juristerei. Sie offenbart sich ihm erst Stück für Stück mit Hilfe des Psychologen Professor Borck. Erst im Alter begreift Robert Zusammenhänge „und“, wie es im Verlagstext heißt, „erkennt – zu spät? – dass er niemals Grund hatte, seine Kindheit zu idealisieren.“ Und weiter: „Erst jetzt erscheint die Chance, die ‚ewige‘ Kindheit abzuschließen. Allerdings um die gnadenlose Abrechnung mit den ehemals geliebten Geschwistern.“

Die er liebte, trotzdem ihm vermittelt – ja geradezu immer wieder und wieder eingeimpft worden war, ein „Nichts“ zu sein. Beziehungen zu Menschen die ihm nahestanden, die er mochte, die ihn mochten, wie etwa Oma Wohlgemuth, eine Nachbarin, die er nur so nannte, wurden zerstört. Spätere Beziehungen zum weiblichen Geschlecht waren nicht von Dauer, missglückten.

Er war zu einem „Nichts“ gemacht worden. Wir kennen das bisweilen selbst: Wem so geschieht und sein Selbstbewusstsein nicht gestärkt bekommt, der versagt dann auch prompt, wenn es drauf ankommt. Am nötigen Selbstbewusstsein mangelt es dann Robert eben. Und schmerzlich ist letztlich der Verzicht auf Lebensglück. Immer ist er nur für andere da (gewesen). In Roberts Fall muss es einen da schon verwundern, dass er dennoch wer wurde. Aber zu welchem Preis!

Geffken bedient sich einer Sprache, welche jeweils mit angemessenem Werkzeug arbeitet

Rolf Geffken hat das sehr gut und einfühlsam herausgearbeitet. In einer Sprache, die, das zu erzählen, jeweils mit angemessenem Werkzeug arbeitet. So dass uns es als Leser*innen gut gelingt den Lebensprozess des Robert S. nachzuvollziehen. Und man, neugierig geworden, gefesselt weiterliest. Noch ehe Robert selbst verstanden hat, wissen wir Leser*innen. Erahnen wir den Schmerz (oder hoffen auf die Erleichterung, Befreiung?) des Protagonisten, sollte er (sich) erkennen.

Wir erleben im Grunde auch ein „Werde, der du bist“

Im Klappentext lesen wir: „Robert S. ist das fünfte Kind der Familie. An ihm vollziehen die älteren Geschwister – mit einer Ausnahme – das ‚Gesetz der Macht‘. Ein Leben lang bleibt dem immer nach Höherem (noch) Besserem Strebenden das Geheimnis des auf ihm von Anfang an lastenden Drucks, mehr zu sein als ein ‚Nichts‘ verborgen. Selbst da, wo er weit über die beschränkten Horizonte seiner spießigen und reaktionären Geschwister hinaus sein Leben vorantreibt. Allerdings wird Robert auf seine Weise sein Leben zum permanenten Prozess der Arbeit an sich selbst.“

Wir erleben im Grunde auch ein „Werde, der du bist“. Wie es Friedrich Nietzsche in „Ecce homo“ als Inspiration zur Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung beschrieb, sich selbst dabei zwischen den Jahren 1876 und 1888 an mehreren Stellen seines Werkes auf den berühmten Satz des griechischen Dichters Pindar beziehend: „Werde, der du bist“ (Quelle: Tabularasa).

Wie schwierig das ist, merkt unsereiner – wenn wir ehrlich sind – doch auch selbst. Und könn(t)en ebenfalls wissen: Viele von uns werden nie, nie, die sie sind. Es fehlt die Selbsterkenntnis bzw. die Hilfestellung, vermöge anderer, sich selbst erkennen zu lernen.

Robert hat nie – nicht vom Vater, Dr. S, General genannt, und nicht seitens seiner Geschwister physische Gewalt erfahren, jedoch spüren müssen, wie viel schlimmer, schmerzlicher und länger nachwirkend im Gegensatz dazu verbale Gewalt sein kann. Seine Geschwister, eine ihm gegenüber empathielose Schwester (quält Robert verbal seelisch) und drei Brüder (voran Feldwebel und Terrier), unterdrücken ihn mehr oder weniger. Sie machen ein „Nichts“ aus ihm. Robert aber liebt sie, hat sie immer geliebt.

Im Buch schwingt auch Nachkriegszeit mit, wo in der BRD alte Nazis wieder zu Ämtern und Würden gekommen waren. Auch der Vater des Romanprotagonisten, ein Pädagoge, ist nicht unbelastet, war in der SA.

Ebenfalls klingt im Buch „eine Erinnerung an die ganze Widersprüchlichkeit der Biografie der sogenannten deutschen ’68er Generation‘, in der trotz aller Abgrenzung das Erbe einer autoritären Vergangenheit wirksam wurde‘ an“ (Klappentext). Augenöffnend auch die Seiten, da Robert sich – vielleicht das erste Mal mutig durchsetzt – und allein auf die Suche nach dem in der DDR wohnenden Familienteil begibt. Zeitzeugnisse allenthalben. Auch die Zeit der Berufsverbote in der BRD – mit dem der Romanprotagonist – als Linker, als Marxist zu tun bekommt, scheint im Buch auf. Weshalb das Buch auch jungen Menschen zu empfehlen ist, die die ältere Geschichte von BRD und DDR wohl kaum noch so erklärt oder gelehrt bekommen, wie es nötig wäre, um sie zu verstehen.

„Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig“, heißt es im Klappentext. Dennoch dürfen wir als Leser*innen mutmaßen, dass Rolf Geffkens Roman – den ich meinen Leser*innen wärmstens ans Herz lege – zumindest autobiografische Züge trägt.

Der Roman:

Rolf Geffken

Verdammt in alle Kindheit: Verloren in den Wäldern des Mannesalters

  • Info: Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
  • Einband: Kartoniert / Broschiert
  • Autoren: Geffken, Rolf
  • Seitenanzahl: 200
  • Schlagworte: Geschwister, Geschwisterbeziehung; Romane/Erzählungen, Kindheit; Romane/Erzählungen
  • Verlag: Isensee
  • EAN: 9783730816318
  • Preis: 12 €

Leseprobe: Rolf Geffken liest aus seinem Roman (Quelle: You Tube)

Lebenslauf von Dr. Rolf Geffken

Rechtsanwalt für Arbeitsrecht und Schifffahrtsrecht seit 1977. Promovierte 1978 zum Seeleutestreik und Hafenarbeiterboykott. War 1989 Gutachter beim Verkehrsausschuß des Bundestages zum Zweiten Schiffsssregister, „Seeleute vor Gericht“, Schünemann 2011, „Arbeit & Arbeitskampf im Hafen“, Bremen 2015

Quelle: Verlag / vlb

Pressemitteilungen der NatWiss: „Widerstand gegen NATO-Manöver DEFENDER 20“ und „Antifaschismus ist gemeinnützig“

Widerstand gegen NATO-Manöver DEFENDER 20 formiert sich

Im April und Mai 2020 plant die NATO eines der größten Manöver von Landstreitkräften in Europa seit Ende des Kalten Krieges. Mit insgesamt 37000 Soldatinnen und Soldaten aus 16 NATO-Staaten sowie aus Finnland und Georgien wird eine neue Dimension umweltschädigender militärischer Aktivitäten erreicht. Bis zu 20000 US-GIs mit entsprechendem schwerem Gerät werden über den Atlantik und anschließend quer durch Europa an die russische Grenze transportiert. Ziel des Manövers ist neben der Zurschaustellung militärischer Überlegenheit die Demonstration einer blitzschnellen Verlegung kampfstarker Großverbände aus den USA an die NATO-Ostflanke.  Deutschland wird zur Drehscheibe der Truppenverlegungen mit dem neuen Joint Support and Enable Command der NATO in Ulm, den Umschlaghäfen Bremerhaven und Nordenham sowie den Convoy Support Centern in Garlstedt (Niedersachsen), in Burg (Sachsen-Anhalt) und auf dem sächsischen Truppenübungsplatz Oberlausitz. Geleitet wird das Manöver über das EUCOM in Stuttgart. Operativ zuständig für Transport und Manöver ist das US-Heereskommando Europa in Wiesbaden. Die Echtzeit-Datenübertragung und ergänzende Lufttransporte erfolgen über die US-Air Base Ramstein. Während der Transporte wird es zu schweren Einschränkungen des Straßen- und Schienenverkehrs entlang der Transportstrecken kommen. Die Bundeswehr hat bereits vorsorglich mit der Deutschen Bahn AG eine Vorfahrtsregel für das Militär vereinbart.

Ein dazu passendes Buch (meine Rezension) von Wolfgang Bittner. Cover via ZeitGeist

Die Größe und der Ort des Manövers stellen eine Provokation gegenüber Russland dar und bergen die Gefahr einer möglichen direkten Konfrontation zwischen militärischen Verbänden von NATO und Russland in sich. Auch der Zeitpunkt wurde nicht zufällig gewählt: während des Manövers jährt sich die Befreiung Europas vom Faschismus vor allem durch die Soldaten der Roten Armee zum 75. Mal. Ein geschichtsvergessenes Signal an den ehemaligen Verbündeten. Während überall auf dem Kontinent über die Eindämmung der lebensbedrohenden Umweltzerstörung diskutiert wird, praktiziert der größte Umweltzerstörer Militär unbeeindruckt seine Rituale.

Am Sonntag fand in Leipzig eine erste erfolgreichen Aktionsberatung gegen DEFENDER 20 statt, die mit über 100 Teilnehmern alle Erwartungen übertraf. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Vernetzung der Menschen der betroffenen Regionen. In lebhaften Diskussionen wurden Ideen zu möglichen Protestaktionen entwickelt und ihre Umsetzung vorbereitet. Diese reichen von der Aufklärung der Zivilbevölkerung und der Militärs mit Verteilaktionen an Bahnhöfen und Transparenten an Brücken über eine Mahnwachen-Stafette an der gesamten Strecke und Aktionen des zivilen Ungehorsams bis hin zu rechtlichen Schritten. Die Aktionen sollen geprägt sein von Vielfalt und Kreativität. Einer der Höhepunkte der Aktionen soll eine gemeinsame Kundgebung und Demonstration an einem zentralen Ort des Transportkorridors wie Magdeburg oder Cottbus werden. Darüber hinaus wurden grenzüberschreitende Aktionen z.B. in Forst oder Görlitz angedacht. Weitere Vernetzungstreffen finden am 18. Januar für den Nordraum in Hamburg und am 26. Januar erneut in Leipzig statt.

Die Einlader des Leipziger Treffens

Dr. Helga Lemme (Aufstehen! Sachsen)
Silke Jehnert (attac Halle)
Reiner Braun (NatWiss e.V.)
Edgar Kürschner (BI OFFENe HEIDe)
Mike Nagler (attac Leipzig)
Torsten Schleip (Bundessprecher DFG-VK)

Antifaschismus ist gemeinnützig

Mit großer Besorgnis um die demokratische Kultur, die Aufklärung und den antifaschistischen Konsens des Grundgesetzes hat die NaturwissenschaftlerInnen-Initiative die Aberkennung der Gemeinnützigkeit der Bundesvereinigung der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) zur Kenntnis genommen.

Das Internationale Auschwitz Komitee hat diesen Vorgang zu Recht als Skandal bezeichnet, der das europäische Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus erheblich schwächt. Wir protestieren entschieden gegen diese Aberkennung. Die wichtige aufklärerische Bildungsarbeit der VVN-BdA leistet angesichts wachsender rechtsradikaler und faschistischer Gefahren einen unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung der Demokratie.

Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano ist bestürzt über die Aberkennung der Gemeinnützigkeit für VVN-BdA und tief besorgt. „Das Haus brennt – und Sie sperren die Feuerwehr aus!“, schrieb die 94-jährige Ehrenvorsitzende der VVN-BdA in einem offenen Brief an Finanzminister Scholz. Foto: C. Stille

Aus wissenschaftlicher Sicht ist es beunruhigend, dass einzelne Finanzämter bestimmten Organisationen wie Attac oder VVN-BdA die Gemeinnützigkeit absprechen, deren Beitrag zu einem demokratischen, friedlichen Umgang miteinander außer Frage steht. Diese Werte sind die Grundlage wissenschaftlicher Arbeit.

Die Berufung des Finanzamtes Berlin auf den Bayerischen Verfassungsschutz ist äußerst fraglich. Dessen Glaubwürdigkeit steht seit den bis heute nicht aufgeklärten Verbindungen von Verfassungsschutzämtern mit den rassistischen Gewalttaten des NSU in Frage. Die Gründe der Aberkennung erscheinen uns fadenscheinig und, wenn gleichberechtigt angewandt, müssten sie ebenso für Institutionen wie die Bertelsmann Stiftung oder der BDI (Bundesverband der deutschen Industrie) gelten, deren Gemeinnützigkeit bis heute von keinem Finanzamt in Frage gestellt wurde.

Demokratie, die Freiheit und Unversehrtheit der Menschen, leben von demokratischem Engagement. Organisationen wie der VVN-BdA stehen für dieses Engagement. Deshalb fordern wir die uneingeschränkte Anerkennung der Gemeinnützigkeit.

Quelle: NatWiss

„Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise“ von Wolfgang Bittner – Rezension

Wir waren zu zuversichtlich um 1989 und gingen in die 1990er Jahre hinein mit der Überzeugung nun würde alles gut. Vorbei die Konfrontation der Blöcke. In der DDR war es zur sogenannten Wende gekommen.Und auch die anderen Staaten des Ostblocks, die sich wie die DDR als sozialistisch verstanden hatten (heute wissen wir: einen Sozialismus hat es es bislang nicht gegeben) gingen quasi von der Fahne. Das gemeinsame Haus Europa, von dem Michael Gorbatschow gesprochen hatte, würde anscheinend in Kürze Realität werden. Dachten wir! Dann zerbrach die Sowjetunion. Der Warschauer Vertrag löste sich auf. Die Nato nicht. Der erste große Fehler. Heute wissen wir warum. Der Westen hatte gesiegt, konnte aber nicht aufhören zu siegen.

Vorbemerkungen

Neulich gab Reiner Braun (International Peace Bureau) auf einer Friedenstagung in Essen zu bedenken, wie ich berichtete: „„Von Anfang an habe die Nato dazu gedient, die Sowjetunion wieder zu einem Russland zurückzudrängen. Auch, indem man die Länder des Ostblocks zu „befreien“ vorgab. Die Nato habe aktiv daran gearbeitet das die Linksregierungen in Frankreich und Italien beendet wurden. Auch habe die Nato in den 1950er und 1960er Jahren eine aggressive Atomwaffenstrategie (mit dem Ziel eines Ersteinsatzes (!) von Atomwaffen) verfolgt. Eine Nato-Direktive habe sogar den Titel „Atombombenziel Sowjetunion“ getragen. Eingezeichnet gewesen seien da auf einer Karte die 200 größten Städte und Orte der UdSSR. Der Vorwurf seitens der Nato betreffs einer atomaren Vorrüstung der Sowjetunion sei stets eine Lüge gewesen. Immer habe Moskau auf westliche Vorrüstung reagiert und nachgerüstet.“

Kathrin Vogler (MdB DIE LINKE) ergänzte auf der selben Tagung: Und „erinnerte an einen Vorschlag des einstigen Nato-Generalsekretärs Manfred Wörner, der im Mai 1990 vom Aufbau einer neuen europäischen Sicherheitsstruktur, die die Sowjetunion und die Staaten des Warschauer Paktes umfassen sollte, gesprochen habe.

Damals sei auch Wörner davon ausgegangen, dass das (leider Gorbatschow nicht schriftlich) gegebene Versprechen, die Nato würde sich nicht über die damalige „kleine“ BRD hin gen Sowjetunion ausbreiten, gelte. Der Status quo sehe heute bekanntlich ganz anders aus.“ Voglers Fazit: „Die anfängliche Euphorie verflog, der Drang nach Osten blieb.“

Die Nato rückte immer näher an Russland heran. Heute stehen 150 Kilometer vor St. Petersburg deutsche Soldaten. Nahezu umzingelt ist die Russland inzwischen.

Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise“ – Das neue Buch von Wolfgang Bittner

Wolfgang Bittner, Schriftsteller und Publizist, hat ein interessantes neues Buch vorgelegt, in welchem er sich u.a. mit der weiteren Geschichte nach 1989/90 beschäftigt. Es trägt den Titel „Der neue West-Ost-Konflikt. Inszenierung einer Krise“. Die Reihenfolge der Himmelsrichtungen ist mit Bedacht gewählt. Und wenn wir genau rekapitulieren, was gelaufen ist, müssen wir Bittner zustimmen: Der neue, immer von herrschender westlicher Politik und den einflussreichsten Medien weiter eskalierte Konflikt hat eine West-Ost-Richtung.

„Der Nordatlantikpakt hat seine Bestimmung als Verteidigungsbündnis längst eingebüßt“, so der Autor, und tritt heute als Aggressor auf: Nato-Osterweiterung, der Krieg gegen Jugoslawien, Anti-Russland-Propaganda, wirtschaftliche Sanktionen oder auch die drastische Erhöhung des Militärhaushalts.“

NATO schon immer Aggressionsbündnis

In puncto des Begriffs „Verteidigungsbündnis“ meldete Reiner Braun in Essen Zweifel an. Aus meinem Bericht: „Dies werfe die Frage auf: „Ist eigentlich dieses Bündnis immer noch, oder war es jemals ein Verteidigungsbündnis?“ Er würde gerne behaupten, so Braun, dass die Nato schon seit ihrer Existenz ein Aggressionsbündnis war. Es sei immer gegen die Ergebnislage des Zweiten Weltkriegs vorgegangen.“

Fakt ist – das müssen wir uns bei genauer Überlegung nach längerer Rückschau eingestehen, was auf der Rückseite des Covers von Bittners aktuellem Buch zu lesen steht: „Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit, hat sich nach Ende des Kalten Krieges eine neuer West-Ost-Konflikt herausgebildet – die NATO gegen Russland -, der zu eskalieren droht.“ Und weiter: „Von westlichen Politikern gibt es kaum Bemühungen, zu dessen Entschärfung beizutragen, im Gegenteil. Der Konflikt ist so gewollt, meinte Wolfgang Bittner und belegt dies anhand vieler Beispiele – auch ganz aktueller.“

Bittner: Wladimir Putin hat bisher versucht westlicher Aggressionspolitik mäßigend entgegenzuwirken

„Dabei“, schreibt Bittner in seiner Vorbemerkung (S.11), „ist nicht zu übersehen, dass Wladimir Putin bisher versucht hat, der westlichen Aggressionspolitik mäßigend entgegenzuwirken und ein zuträgliches Verhältnis zu Westeuropa, insbesondere zu Deutschland, zu bewahren.“ Stets hat Putin uns die Hand ausgestreckt. Erinnern wir uns doch nur einmal an die Rede des russischen Präsidenten im am 25. September 2001 im Deutschen Bundestag? Näheres auf S.14.

Da muss ich Bittner unumwunden Recht geben. Im vorangegangenen Kalten Krieg sprachen beide Seiten wenigstens miteinander. Heutzutage sind die Fronten verhärtet (worden). Institutionen, die den Dialog fördern verkümmern zusehends. Von Ausnahmen, wie beispielsweise dem Petersburger Dialog, wo Einzelpersonen sich noch Mühe geben miteinander im Gespräch zu bleiben, einmal abgesehen. Persönlich empfinde ich den neuen Kalten Krieg als wesentlich gefährlicher als den alten. Selbst die Gefahr eines Atomkriegs nimmt wieder zu. Nicht zuletzt wegen der Kündigung des INF-Vertrags durch Donald Trump. Russland zog ein Jahr später nach.

Offene NATO-Propaganda im öffentlich-rechtlichen Fernsehen

Zu Recht kritisiert Wolfgang Bittner die seit der Ukraine-Krise ständig zutage tretenden „Offene NATO-Propaganda im öffentlich-rechtlichen Fernsehen“ (ab S.62). Das wohl gravierendste Beispiel dafür, das viele ZDF-ZuschauerInnen zu tiefst verunsicherte, erschreckte und zugleich aufs Tiefste empörte, führt Bittner gleich eingangs dieses Kapitels an. Am 4. April 2019 hatte „Claus Kleber, Kuratoriumsmitglied der Atlantik-Brücke, aus Anlass des 70. Jahrestages der NATO-Gründung“ im ZDF heute-journal sozusagen den 3. Weltkrieg ausgerufen. In seiner Ansprache schockte er die Zuschauer mit den Worten:

„Guten Abend, zu Wasser und zu Luft sind heute Nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben.“

Zum Ende dieses Kapitels zitiert (S.65) Bittner den ehemaligen Parlamentarier und Weggefährte Willy Brandts, Albrecht Müller“, der „im April 2019 der Ansicht“ war:

Wir rutschen ab in Richtung Krieg, auch weil ehedem kritische Medien beim Feindbildaufbau mitmachen und die kritische Intelligenz ausfällt“.

Im Kapitel „Fake News und Kriegspropaganda“ (S.67) bekommen die LeserInnen noch einmal schlimme Beispiele von „Kampagnenpolitik“, „Der Fall Babtschenko“ (S.69), betreffs „Krieg in Syrien“ (S71), in Sachen „Der Fall Skripal“ (S.77) sowie „Politisches Kalkül und False-Flag-Operationen“ (S.82) zur Erinnerung serviert. Gut so. Wir wissen: Der Mensch vergisst schnell.

Weltuntergangsuhr steht auf „zwei Minuten vor Mitternacht“

Der aktuellen Weltlage folgend wird bekanntlich die „Doomsday Clock“ von Wissenschaftlern des „Bulletin of the Atomic Scientists“ nach vorne oder hinten verstellt. Am 24. Januar 2019 war es wieder soweit. Die aktualisierte Uhrzeit der Weltuntergangsuhr wurde auf einer Pressekonferenz in Washington veröffentlicht: Es ist immer noch „zwei Minuten vor Mitternacht“.

Hintergründe und Strategien

Da es Wolfgang Bittner in seinem Buch um Hintergründe und Strategien geht, hat er sich dankenswerterweise zu diesem Behufe der Mühe unterzogen eine für die LeserInnen lehrreiche Chronologie des Geschehens über mehr als ein Jahrhundert zu erstellen. Er analysiert präzise die Hintergründe und zeigt auf, wie zu dieser unheilvollen Entwicklung kommen konnte.

Wichtig, wahrzunehmen m.E. ist das Kapitel „Britisch-amerikanische und französische Imperialpolitik und Erster Weltkrieg“ (S.113), bekanntlich von einigen Historikern als Urkatastrophe angesehen, in welcher der Zweite Weltkrieg wurzelt. Bittner geht es in diesem Kapitel gewiss nicht darum, die Schuld des kaiserlichen Deutschlands am Ersten Weltkrieg zu schmälern. Jedoch lässt er neuere Erkenntnisse in seine Zeilen einfließen. Demnach (S.117) sei inzwischen bekannt, „dass schon lange vor 1914 Kriegsvorbereitungen der Engländer, Franzosen und Amerikaner stattfanden“ – dies habe der einstige Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der KSZE/OSZE, Willy Wimmer anlässlich der Feierlichkeiten in Paris und London 2018 mit welchen 2018 des Endes des Ersten Weltkriegs gedacht wurde, vertreten.

Bittner: „Deutschland sei in diese Katastrophe „geradzu hineinorchestriert“ worden, so Wimmer.“ Der Autor erwähnt auch das Buch des australischen Historikers Christopher Clark und sein Buch „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“, in welchem er Frage nach der Kriegsschuld umgehe.

Wie auch immer: Den LeserInnen dürfte an dieser Stelle erschreckend klar werden, wie leicht es zu einem Krieg kommen kann. Zumal wir – will ich anmerken – heutzutage es uns gegenwärtig an verantwortungsvollen und klugen Leadern in Europa und der Welt bitter mangelt.

Neue Erkenntnisse betreffs des Zweiten Weltkriegs und seines Vorlaufs

Auch das folgende Kapitel „Versailler Vertrag, Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg“ (ab S.125) ist hoch spannend und augenöffnend. Ein Deutsch-Amerikaner wird (S.129) genannt, den wir bislang nicht auf dem Zettel hatten: Einen gewissen Ernst Hanfstaengel. Der habe während des Zweiten Welkriegs US-Präsidend Franklin D. Roosevelt beraten; aber ab 1922 auch freundschaftliche Beziehungen zu Hitler unterhalten. U.a. habe er ihm bei der Abfassung seines Buches „Mein Kampf“ zur Seite gestanden und ihm ein Darlehen von 1000 Dollar gegeben.

All das, Bittner, geht auf den russischen Historiker Nikolay Starikov und dessen Buch „Wer hat Hitler gezwungen Stalin zu überfallen?“ zurück.

Wolfgang Bittner: „Starikov geht aufgrund seiner Recherchen so weit, zu konstatieren, die NSDAP und Hitler seien von Beginn an, also seit Anfang der 1920er Jahre von interessierten Kreisen au den USA gefördert und finanziert worden.“

Nicht weniger interessant, das in Bittners Buch auftauchende Zitat des Publizisten und Buchautoren Werner Rügemer:

Bis zum Ersten Weltkrieg waren die USA – sowohl der Staat wie auch die Unternehmen – bei europäischen Banken verschuldet. Mit dem Ersten Weltkrieg hat sich diese Relation umgedreht. Am Ende des Ersten Weltkriegs war Europa in den USA verschuldet. Und das ist bis heute so geblieben. Das war das wirtschaftlich-finanzielle Ergebnis des Ersten Weltkriegs. Und dann musste das zerstörte Europa natürlich wieder aufgebaut werden, insbesondere das zerstörte Deutschland.“ (S.131)

Auch Zweite Weltkrieg muss wohl betreffs derjenigen, welche ein Interesse an ihm hatten, genauer unter die Lupe genommen werden. Bittner schreibt (S.134): „Mit Hitler und der NSDAP haben die britischen und US-amerikanischen Geheimdienste in den 1920er Jahren den Geist aus der Flasche gelassen. Ein Hauptanliegen war, Deutschland und Russland niederzuhalten und nicht zusammenkommen zu lassen.“ Das erinnert an einen Ausspruch des ersten NATO-Generalsekretärs Lord Hastings Ismay, wonach danach zu streben sei, die Amerikaner drin, Deutschen niederzuhalten und die Russen draußen zu halten.

Bittner: Keine Relativierung der ungeheuren Verbrechen der Nazis und des Stalinismus

An der Stelle wird es LeserInnen geben, die rufen: Verschwörungstheorie!

Bittner gibt jedoch zu bedenken:

„Die in der jüngsten Forschung vertretenen Standpunkte zu benennen bedeutet weder eine Relativierung der ungeheuren Verbrechen der Nazis noch eine Verleugnung des brutalen Stalinismus.“

Am Fuße der Seite lässt Bittner Winston Churchill zu Worte kommen, der 1945 geäußert habe:

Dieser Krieg wäre nie ausgebrochen, wenn wir nicht unter dem Druck der Amerikaner und neumodischer Gedankengänge die Habsburger aus Österreich-Ungarn und die Hohenzollern aus Deutschland vertrieben hätten. Indem wir in diesen Ländern ein Vakuum schufen, gaben wir dem Ungeheuer Hitler die Möglichkeit, aus der Tiefe der Gosse zum leeren Thron zu kriechen.“

Das muss man erst mal sacken lassen.

Es folgen weitere interessante Ausführungen. Die aber, liebe LeserInnen, sollen sie sich selber aneignen und gründlich bedenken.

Wolfgang Bittner: Gefährliche Aggressionspolitik gegen Russland verursacht „unabsehbare Schäden“

Fakt ist, wir leben auch gegenwärtig wieder in gefährlichen Zeiten. In letzten Kapitel „Resümee und und Schlussfolgerungen“ (S.289) hebt Wolfgang Bittner realistisch an: „Die USA beanspruchen Westeuropa als ihr Einflussgebiet, das sich ihren wirtschaftlichen wir militärischen Interessen unterzuordnen hat. Sie beeinflussen die Medien und entkernen die Souveränität europäischer Staaten. Sie führen seit Jahren Interventionskriege, verhängen Sanktionen gegen andere Völker und mischen sich in deren innere Angelegenheiten ein.“

Besonders kritisiert Bittner „die hoch gefährliche Aggressionspolitik gegen Russland, in die europäische Staaten einbezogen sind“, die „unabsehbare Schäden“ verursache.

Feststellung: „Wir leben in einer Zeit tiefster Restauration“

Und ein paar Zeilen schreibt der betreffs unserer Situation Tacheles: „Wir leben in einer Zeit tiefster Restauration, schlimmster Rückschrittlichkeit. Was sich abspielt an Kriegshetze, Militarisierung, Zensur, Denunziation, Überwachung, Sozialabbau, politischer Verlogenheit und so weiter spottet jeder Beschreibung.“

Die Welt steht am Abgrund“

Auf Seite 293 mahnt der Autor: „Die Welt steht am Abgrund. Dennoch finden sich keine maßgeblichen Kräfte, die menschheitsgefährdende Konfrontationspolitik zu beenden und den Absturz verhindern.“

„Die Abkehr von der Verständigungs- und Friedenspolitik Willy Brandts“, notiert Wolfgang Bittner enttäuscht, „wurde nahezu widerspruchslos hingenommen.“

Wolfgang endet leicht hoffnungsvoll

Leicht hoffnungsvoll endet Wolfgang Bittners Buch. Er meint der Europäischen Gemeinsam könnte es gelingen „sich der Umklammerung der USA“ zu entledigen. Bittner: „Insofern wäre die Achse Berlin-Paris ein wegweisender Ansatz, wenn es Deutschland und Frankreich gelingen würde, sich vom Joch der NATO, auf die sie kaum Einfluss nehmen können, zu befreien.“

Doch, meint er: „Arc-de-Triomphe-Symbolik muss ebenso wie das Versailles-Trauma endgültig der Vergangenheit angehören.“

Vision oder doch mehr ein Jahrhundertwerk? Eine nötige Aufgabe allemal. Zuerst müsse allerdings „gedacht werden, damit es geschehen kann“ weiß uns der Autor zu sagen.

Bittner schöpft seine Hoffnung daraus, „dass auch die ‚Erbfeindschaft‘ zu Frankreich und die deutsche Teilung überwunden wurden.“

Im Anhang Briefe, Texte und eine Erklärung der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative

Als Anhang sind dem hochinteressanten, aufschreckend, wach- und aufrüttelnden Buch (eine brillante Analyse,auf akribischer Recherche basierend) Bittners noch ein Brief von Karl-Wilhelm Lange „Ein Brief nach Wolgograd, ehemals Stalingrad“ (S. 297) an die „Liebe Valentina“, ein Brief von Willy Wimmer „an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier“, der auf Fehlentwicklungen hinweist, sowie der Text „70 Jahre Bundesrepublik. Auf und ab. Und wie geht’s weiter?“, in welchem Müller darauf hofft, dass „Bei der Mehrheit der Menschen … die positiven Seiten des menschlichen Wesens angesprochen werden“ können. Müller stellt fest: „Diese sind zurzeit verschüttet.“

Abschließend wurde die „Erklärung der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative zum 74. Jahrestag des Atombombenabwurfes auf Hiroshima“ (S.309) veröffentlicht.

Hinweis: Das obige Video mit dem Interview, das Ken Jebsen mit Wolfgang Bittner führte, erschien auf KenFM.

Titel:

Der neue West-Ost-Konflikt

Untertitel:

Inszenierung einer Krise – Hintergründe und Strategien

Autor:

Wolfgang Bittner

Genre:

Sachbuch

Aufmachung:

Broschiert (mit Klappen)

Umfang:

320 S., mit 20 Abb.

Format:

13 x 21 cm

Erscheint am:

13. Sept. 2019

ISBN:

978-3-943007-25-1

Preis

19,90 €

Anbei gegeben ein Vortrag, welchen Wolfgang Bittner zu seine Buch gehalten hat – via Eingeschenkt.tv

 

Buchempfehlung – Wolfgang Bittner: „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“. Ein packend erzähltes deutsches Lebensbild

Wolfgang Bittner, in Göttingen lebende Schriftsteller und Publizist, ist mir in den vergangenen Jahren vor allem als kritischer und brillant analysierender und sachlich argumentierender politischer Kommentator aufgefallen. Dass ich ihn nun durch sein jüngstes Buch „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“ als Romancier wahrnehmen durfte ist eine wirkliche Bereicherung! Obwohl mir wenig Zeit zum Lesen zur Verfügung stand, nutzte ich die verbliebene, abgezwackte, um immer wieder in Bittners Roman abzutauchen. Die darin erzählte Geschichte ließ – die Schilderung der Lebenswelten der um Buch vorkommenden Protagonisten ließen – mich einfach nicht los.

Als Leser hinein gesogen in eine vergangene Zeit, lebt man quasi die Lebensumstände einer deutschen Familie in Oberschlesien mit durch

Derart hinein gesogen in den Roman und eine Zeit, von welcher man durch Geschichtsunterricht und diversen Dokumentationen, anderen Büchern und Spielfilmen vieles zu wissen glaubt, packte – ließ mich ein ums andere Mal nur schwer wieder los.

Schon steckte man in einer Landschaft, Oberschlesien, einer geografischen Gegend fest und lebte quasi das Leben des Romanpersonals mit als gehöre man im weitesten Sinne zu deren Familien.

Man erlebt als Leser die Lebensumstände einer relativ gut situierten deutschen Familie und deren Zeitgenossen in Oberschlesien anfangs der 1940er Jahre, dem Kohlerevier und Industriegebiet. Ein Landstrich, der damals unter dem geografischen Begriff „Ostdeutschland“ verbucht gewesen war. Zunächst ist noch alles gut. Auf dem Land gibt es Hirschbraten, Kaffee und Kuchen. Klappentext: Im Volksempfänger spricht Adolf Hitler von Siegen. Doch immer öfters heißt es: „…für Führer, Volk und Vaterland gefallen.“

Das Kind versteht nicht alles um ihn herum passierende, reimt sich aber einiges zusammen

Wiedergegeben, erinnert, wird das Leben der Menschen, dieser deutschen Familie, via der vom Autor „das Kind“ genannten Person (mit fortgeschrittenem Alter Junge genannt). Da Kind, geboren in einer gutbürgerlichen Familie in Gleiwitz. Was dessen Augen und Ohren so mitbekommen haben, erfahren wir LeserInnen. Das Kind, welches vieles sieht und manches aus den Mündern der Erwachsenen hört – jedoch so einiges davon nicht oder noch nicht verstehen kann. Aber einiges sich zusammenreimt.

Geschichtsstunden am laufenden Band

Das ist Zeitgeschichte pur! Geschichtsstunden am laufenden Band. Gleiwitz im Jahre 1943. Spannend erzählt. Politische Umstände – teils auf vergangenen geschichtlichen Ereignissen fußende brisante Gegensätze – werden kenntlich und die Verhältnisse der damaligen Zeit, sowie das dazu gehörige gesellschaftliche Klima werden plastisch gemacht. Debatten in der Gastwirtschaft es Großvaters. Auch Schlägereien zwischen Grubenarbeitern und SA-Leuten finden dort statt. Kommunisten werden zusammengeschlagen. Will man nicht selbst in so etwas hineingeraten, hält man lieber den Mund. Dem Naziregime nicht genehme Leute werden von der Gestapo abgeholt und tauchen schwer verprügelt – wenn überhaupt – wieder auf. Man hört, es gebe Konzentrationslager. Juden „verschwinden“. All das Erzählte wiederum geht Verbindungen mit den eignen Geschichtskenntnissen ein und vermag so den eignen Geschichtshorizont durchaus hier und da noch mit Aha-Effekt zu erweitern.

Das Unheil, der Weg in die Katastrophe nimmt seinen Lauf

Im Westen Deutschland hagelt es Bomben. Doch bald schon wird auch Oberschlesien vom Krieg ereilt. Die Hölle des Krieges naht mit der näher rückenden Front. Und damit auch die Rote Armee. Die gehen mit den deutschen Feinden, die ihr Land verwüsteten und so viele Familienmitglieder und Freunde massakriert haben nicht gerade zimperlich um. Schlimm. Aber verständlich: 27 Millionen Tote hat Hitlerdeutschland in der Sowjetunion auf dem Gewissen. Es erfolgen Angriffe auf die Häuser des Ortes. Dass dies bange erlebende Kind inmitten der vom ihm erspürten Angst der Erwachsenen. Tante Franziska wird von einem sowjetischen Soldaten vergewaltigt. Das Unheil, der Weg in die Katastrophe nimmt seinen Lauf.

Im Detail tief berührend, beschreibt Wolfgang Bittner die Vertreibung aus Oberschlesien

Schließlich übernimmt Polen 1945 die Verwaltung der deutschen Ostgebiete. Euphemistisch auch „Umsiedlung“ geheißen beginnt die Vertreibung von Millionen Deutschen. Unter ihnen die Mutter und das Kind. Nur wenig Gepäck dürfen die Menschen gen Westen mitnehmen. In stinkenden Güterwaggons und später auch auf Dächern nur sporadisch fahrender Züge geht es schweren Herzens weg von der Heimat. All dies beschreibt Wolfgang Bittner im Detail tief berührend, dass man als Leser meint, unmittelbar dabei zu sein.

Schwerer Neubeginn im Westen

Endlich kommen Mutter und Kind hungrig der norddeutschen Stadt an, wo der Vater schwer verwundet im Lazarett liegt. Sie sind mitten in den unerbittlich eiskalten Steckrübenwinter von 1946 geraten.

Die zusammengeführte Familie muss mehrere Jahr in einem Barackenlager wohnen. Die aus dem Osten vertriebenen Menschen müssen erleben, dass sie vor Ort in Norddeutschland nicht willkommen sind. Sie werden nicht nur skeptisch beäugt, sondern auch mit Schimpfworten wie „Polacke“ und „Rucksackgesindel“ bedacht.

Der Junge muss nicht nur in der Schule erleben, dass einstige Nazis in der von den Alliierten verordneten Demokratie nur eine Wende vollzogen haben. Schon wieder sitzen sie auch an anderen Hebeln der Macht. Als sei nichts geschehen.

Das Kind, die Familie muss die erlittenen Wunden überwinden. Die Mutter agiert zunehmend selbstbewusster. Sie hat führt regelmäßig einen „Salon“, welchen sie in der provisorischen Wohnküche ins Leben gerufen hat. Dort wird mit Nachbarn und anderen interessierten Leuten über Gott und die Welt kontrovers disputiert und debattiert.

Wirtschaftswunder und Kalter Krieg

Den Menschen geht es zunehmend besser. Mit der Währungsreform und der Gründung der BRD (die DDR gründet sich später in Folge) wird die Spaltung Deutschlands zementiert. Dabei hatte doch Stalin vorgeschlagen, ein vereinigtes, aber neutrales Deutschland, zu ermöglichen. Konrad Adenauer wird von den Alliierten unterstützt mit nur einer Stimme Mehrheit Bundeskanzler. Hans Globke, Mitverfasser und Kommentator der Nürnberger Rassegesetze, darf unter Adenauer Chef des Bundeskanzleramtes werden

Das sogenannte „Wirtschaftswunder“ kommt ins Rollen. Davon profitiert auch die Familie des Jungen. Aber gleichzeitig wird – vor allem von den USA – der Kalte Krieg befeuert. Die von den Westalliierten abhängige BRD ist Frontstaat zur DDR, respektive zur Sowjetunion, dient als gefülltes Schaufenster für die DDR-Bürger. Die Sowjetunion ihrerseits hat das Sagen über die DDR hat. Wieder einmal – nach Hitler – ist die Sowjetunion das Feindbild. Und heute? Daran wird man beim Lesen von Bittners Roman erinnert: ist es schon wieder Russland der aufgebaute Feind. Mit Putin, der ständig dämonisiert wird.

Was war, worum es ging. Wolfgang Bittner hat auch wacker gegen „Gedächtnislöcher“ angeschrieben

Es ist gut, dass Wolfgang Bittner in seinem Roman den damaligen Geschichtsverlauf, die bestimmende Politik, mittels des von ihm erzählten Lebens seiner Protagonisten eingebettet hat, um zu verdeutlichen, worum es ging. Manches ist heute nämlich vergessen, bzw. vergessen gemacht, damit die bevorzugten Narrative auch stimmen. In anderem Zusammenhang sprach Ex-DDR-Kundschafter Rainer Rupp („Topas“) in einem Interview von einem „Gedächtnisloch“. Das passt auch hier. Die „gerittenen“ Narrative wiederum bestimmen auch das Heute wieder auf vermutlich verhängnisvolle Weise – wie sich denken lässt. Sagen wir mal so: Da wird dem Leser doch einiges klar, was möglicherweise hinter einer geschickt aufgebauten Nebelwand verborgen wurde.

Der Großvater als Vorbild des Jungen. Auch wird einer werden, der niemals aufgeben wird

Der Junge besucht einen Großvater bei Göttingen. Der ist Lehrer und hat nachdem er im Oberschlesien der Nazizeit den Schuldienst verlassen musste wieder eine Stelle an einer Schule gefunden. Der Junge hat ihn besucht. Im Zurückdenken hat der Junge „den Großvater vor Augen, wie er im Wilhelm-Busch-Dorf aufs Fahrrad steigt und ihm zuruft: ‚Banausen und Spießbürger, wohin man blickt’“ (S.351). Der Junge versteht: „Auch einer von denen, die niemals aufgeben, denkt der Junge.“ Man versteht, was ihn künftig beschäftigen wird, worin er seine Aufgabe sieht. Aus dem Traumatisierungen der Vergangenheit und dem im Jetzt in der Nachkriegszeit Erlebten wird er seine Schlüsse ziehen. Es wird ihm ums Aufklären der Menschen zu tun sein, die nicht so denken wie er.

Er ist mit sich im Reinen. Läuft „den hellen Sandweg entlang durch die grünen Felder und in den schattigen Waldweg hinein.“ Und so schließt denn das Buch auch: „Das Herz ist leicht, der Kopf so frei, und unabhängig. Um ihn her der herrliche, der duftende, blühende Wald. Und alles, alles ist gut.“

Unbedingte Leseempfehlung!

Wolfgang Bittner bislang als Romancier nicht wahrgenommen zu haben, bedauere ich. Aber man kann ja nachholen. Ihm ist mit dem hier besprochenen Buch ein lebendiges, packend geschriebenes Geschichtsbuch gelungen. Unbedingte Leseempfehlung! Als Leser wird man von der ersten Zeile in die schönen wie die schlimmen Erlebnisse der vorkommenden Personen förmlich hinein gesogen und damit sozusagen Seite für Seite mit fortgetragen. Muss man dann den Lesefluss doch einmal unterbrechen, greift man bei nächster sich bietender Gelegenheit dann doch bald abermals zu Bittners hervorragend geschriebenem Roman und verschwindet alsbald in ihm, um zu wissen, wie es weitergeht. Schön, dass man dabei dann doch das „Draußen“ – die Gegenwart – nicht vergisst. Sogar daran erinnert wird. Gedankenblitze lösen Bittners Zeilen immer mal wieder aus. Denn, dass heute „alles, alles gut“ ist, lässt sich nun beileibe nicht behaupten …

Nebenbei bemerkt fühlte ich mich beim Lesen von Bitters hervorragendem Roman an die Trilogie „Der Irrtum“ von Lutz Jahoda erinnert. Dort werden exzellent von Jahoda beschrieben ähnliche Sachverhalte verhandelt. Aus dem Klappentext: „Gegen das Vergessen, für Vernunft, Toleranz, Menschlichkeit und Freundschaft. Heimliche Schutzengel waren Ausgesperrte in Hitlers Reich, und die irdischen Vertreter dieser Gattung hatten Seltenheitswert. Augenzeugen werden bald aus dieser Welt sein. Lutz Jahoda- einer unter den Letzten- erzählt die spannende Geschichte des Josef Vzor, seiner Söhne, Freunde und Feinde in einer Zeit, die kein Erbarmen kannte und dennoch heimliche Inseln der Güte und Liebe hatte.“ Mehr über „Der Irrtum“ hier auf meinem Blog.

Titel:

Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen

Untertitel:

Ein deutsches Lebensbild

Autor:

Wolfgang Bittner

Genre:

Roman

Aufmachung:

Gebunden mit Schutzumschlag

Umfang:

352 S.

Erscheint am:

25. März 2019

ISBN:

978-3-943007-21-3

Preis

21,90 €

Lesen. Weitergeben! „Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen“ – Rezension

Der Zustand der Beziehungen der gegenwärtigen BRD zu Russland ist als ziemlich schlecht und als über die Maßen bedenklich einzuschätzen. Matthias Platzeck (Vorsitzender des deutsch-russischen Forums) dazu kürzlich in einem Interview mit dem Deutschlandfunk (Dlf): „Die Beziehungen sind mehr als abgekühlt“.

Egon Bahr formulierte das Diktum „Wandel durch Annäherung“ und gab damit eine erfolgreiche Strategie vor

Doch bedenken tun das nur diejenigen bei uns, die sich unermüdlich für gute Beziehungen, Frieden und Freundschaft mit Russland einsetzen. Es sind wohl in der Mehrzahl Menschen, die das bereits früher getan haben als die Sowjetunion noch existierte. Ironie der Geschichte: Man muss sagen, dass die Beziehungen Westdeutschlands, der alten BRD, zu Hochzeiten des Kalten Kriegs zur damaligen Sowjetunion besser waren als gegenwärtig.

Zu verdanken waren die schrittweise ins Werk gesetzten Verbesserungen der Beziehungen Westdeutschland zur Sowjetunion einer politischen Strategie, die Egon Bahn in seiner Tutzinger Rede vom 15. Juli 1963 unter dem Schlagwort „Wandel durch Annäherung“ , formulierte. Das Diktum vom „Wandel durch Annäherung“ gilt als eines der „wichtigsten öffentlichen Ankündigungen eines Strategiewechsels in der westdeutschen Deutschland- und Wiedervereinigungspolitik während des Kalten Krieges“. Hier dazu mehr.

Matthias Platzeck immerhin gibt nicht auf. Im erwähnten Dlf-Interview sagte er kürzlich, nun müsse es darum gehen, wenigstens wieder mehr Berechenbarkeit hinzubekommen.

Ich selbst – man erlaube mir diesen kleinen Schlenker – verfolgte diese Politik im Sinne von „Wandel durch Annäherung“ seinerzeit hoch elektrisiert. Und zwar von DDR-Boden aus. Die schrittweisen Verbesserungen der Beziehungen Westdeutschland zur Sowjetunion, die auch auf die DDR ausstrahlten, waren damals quasi mit Händen zu greifen und Anlass zu großen Hoffnungen.

Und heute? Ein Scherbenhaufen! Das ziemlich zerstört, was Bahr, Brandt, Scheel mit viel Mühe zu Hochzeiten des Kalten Krieges ins Werk setzten und das sogar noch von Helmut Kohl weiter fortgesetzt worden war.

Das auf die falsche Fährte führende westliche Narrativ

Das westliche seitens Politik und von den Medien papageienhaft und unhinterfragte nachgeblökte wieder und wieder verstärkte, hauptsächliche Narrativ tönt inzwischen so: Schuld an der Verschlechterung der Beziehungen Berlin – Moskau sei Russland selbst, das gegen das Völkerrecht verstoßen habe, indem es die Krim annektierte. Das diese Reaktion Wladimir Putins Auslösende, der vom Westen unterstützte Maidan-Putsch in Kiew, kommt in diesem Narrativ nicht vor.

Gute deutsch-russische Beziehungen liegen nicht im Interessen der Mächtigen in den USA

Die Ostpolitik Egon Bahrs und Willy Brandts, die enormen Anstrengungen, die seinerzeit die sozial-liberale Bundesregierung noch von Bonn aus unternahm – und die, wir heute – nicht zuletzt von Egon Bahr – wissen nur in Absprache mit den USA, gemacht werden konnten, können heutzutage nicht hoch genug eingeschätzt werden. Vor allem, wenn wir heute wissen, dass das Hauptinteresse der US-Außenpolitik während des letzten Jahrhunderts, im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie im Kalten Krieg war, die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland stets zu torpedieren. Denn, so George Friedman (hier das entsprechende Video) vom US-Thinktank Stratfor, weil sie vereint die einzige Macht seien, die die USA bedrohen könnten. Einleuchtend: Deutschland verfügt über das nötige Knowhow, Russland über eine gewaltiges Reservoir an Bodenschätzen.

94 Prozent der Deutschen befürworten laut einer Umfrage gute Beziehungen zu Russland

Dass es trotzdem die russisch-deutschen Beziehungen auf einen Tiefpunkt angelangt (besser: sehenden Auges dahin gebracht wurden) hierzulande Persönlichkeiten gibt, die nicht ruhen, versuchen zu Kitten was es zu Kitten gibt, um diesen für beide Länder so wichtigen Beziehungen wieder zu einem Aufschwung zu verhelfen, ist aller Ehren wert. Nicht zu vergessen dabei: Wie eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Wiese Consult GmbH

zeigt, befürworten 94 Prozent der Deutschen gute Beziehungen zu Russland, fast 90 Prozent wünschen sich eine von den USA eigenständige Außenpolitik. Die Mehrheit der Deutschen unterstützt somit die gegenwärtige Außenpolitik nicht.

Adelheid Bahr initiierte dankenswerterweise einen Aufruf für eine neue Friedenspolitik

Adelheid Bahr, die Witwe des 2015 verstorbenen Egon Bahr, hat es dankenswerterweise unternommen einen Aufruf für eine neue Friedenspolitik herauszugeben. Der Titel: „Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen“ (erschienen bei Westend).

Warum? Weil die „aktuelle Politik der deutschen Regierung“ die Meinung der in der Umfrage zutage getretene „überwältigende Mehrheit“ der Deutschen , welche gute Beziehungen zu Russland wichtig finden, sträflich missachtet.

Versammelt in diesem Buch hat Adelheid Bahr Beiträge von Wolfgang Bittner, Peter Brandt, Mathias Bröckers, Daniela Dahn, Friedrich Dieckmann, Frank Elbe, Justus Frantz, Sigman Gabriel, Peter Gauweiler, Richard Kiessler, Gabriele Krone-Schmalz, Wolfgang Kubicki, Harald Kuja, Oskar Lafontaine, Albrecht Müller, Matthias Platzeck, Detlef Prinz, Herwig Roggemann, Florian Rötzer, Evgeniya Sayko, André Schmitz-Schwarzkopf, Hans-Joachim Spranger, Antje Vollmer, Konstantin Wecker, Willy Wimmer und last but not least selbstverständlich von Egon Bahr.

Das klug und weitsichtige Denken und Wirken Egon Bahrs

Hochinteressant ist es die Rede von Egon Bahr nachzulesen, die er 2015 anlässlich der Verleihung des Dr. Friedrich Joseph Haass-Preise gehalten hatte. Ein Schwerpunkt: Verantwortungspartnerschaft mit Moskau und Washington (ab S. 12).

Der Inhalt der Rede macht noch einmal klar, wie klug und weitsichtig Egon Bahr stets zu denken in der Lage war.

Nicht weniger bemerkenswert ist, was Egon Bahr zur Buchvorstellung des als erzkonservativ bekannten und über Jahrzehnte dementsprechend ideologisch auch gegen die Ostpolitik der sozial-liberalen Bundesregierung gewettert habenden CSU-Manns Wilfried Scharnagl, der einst Chefredakteur des Bayernkurier war, zu sagen hatte.

Bahr hatte, als er zur Buchvorstellung gebeten worden war, zunächst verständlicherweise ablehnend reagiert. Doch nachdem er erfuhr, dass Scharnagls Buch im Sinne hatte, nämlich die Beziehungen zu Russland wieder zu verbessern, war er sofort bereit zu dessen gemeinsamer Präsentation.

Wolfgang Bittner fragt: „„Was um Himmels willen treibt Deutschland gegen Russland?“

Unbedingt hinzuweisen ist auf den Buchbeitrag des Schriftstellers Wolfgang Bittner (S. 29ff). Unmissverständlich macht Bittner klar: „Russland gehört zur europäischen Familie“

Erschrocken hat den Schriftsteller die Frage „Was um Himmels willen treibt Deutschland gegen Russland?“ umgetrieben und offenbar tief emotional beschäftigt.

Gleich in der erste Zeile seine Beitrages merkt Bittner an: „Russland ist das größte Land Europas, das wird verdrängt und gerät allmählich in Vergessenheit.“

Er erinnert an die jahrhundertelang intensiven Handelsbeziehungen zwischen Deutschen und Russen, den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch. Bittner: „Was wäre unsere Kultur ohne die russische Literatur, Kunst, Musik, ohne das russische Theater?“

Er führt „die Schriftsteller und Dichter Tolstoi, Dostojewski, Tschechow, Gorki, Puschkin und Jewtuschenko, die Maler Jawlenski und Repin (ich habe sofort die Wolgatreidler vor Augen), die Musiker Prokowjew, Schostakowitsch und Tschaikowsk (ich höre die Nussknacker-SuitePuschkin, bis heute wird in Russland Heinrich Heine verehrt und Beethoven widmete der Zarin Elisabeth seine Polonaise Op. 89, wofür ihm zum Dank eine großzügige Zuwendung gewährt wurde.“

Bittner – auch andere Autoren des Buches – erinnert an (…) „Wladimir Putins Rede vor dem Deutschen Bundestag 2001 – das war damals noch möglich!“ (…)

Putin habe da Goethe, Schiller und Kant genannt und gesagt, „dass die Kultur immer unser gemeinsames völkerverbindendes Gut war“.

Ist all das vergessen? Es sieht so aus. Traurig! Bittner sieht als einen ersten Schritt: „Antwort auf die Zumutungen aus Politik und Medien wäre rückhaltlose Aufklärung und Wiederaufnahme friedlicher, gutnachbarschaftlicher Beziehungen zu Russland“ (S. 41 unten)

Deutliche Worte von Mathias Bröckers

Mit drastischen Worten öffnet uns Mathias Bröckers die Augen, wenn er am Ende seiner Ausführungen warnt: „Und das unsere ‚Flinten-Uschi als militärische ‚Leyen-Darstellerin‘ mit ihren NATO-Knallköpfen und Donald Trump als Oberkommandierendem erreicht, was weder Napoleon noch Kaiser Wilhelm II noch Hitler geschafft haben – nämlich Russland unter die Knute zu kriegen-, können nur völlig Wahnsinnige glauben.“ Deutliche Worte!

Konstantin Weckers Mahnung: „Lasst uns diesen Krieg verhindern. Es könnte schrecklich werden“

Nicht weniger klar gibt Konstantin Wecker (S. 81) betreffs möglicher auch militärischer Konflikte zu bedenken: „Wenn zwei Weltmächte aufeinanderprallen, ist nicht der eine gut und der andere böse. Es geht um handfeste wirtschaftliche und territoriale Interessen, um Eitelkeit, Missgunst, Paranoia, mangelnde Empathie, krude Weltbilder mächtiger Menschen, die ihre Lebendigkeit eingetauscht haben gegen erstarrte Ideologien.“ Und mahnt: „Lasst uns diesen Krieg verhindern. Es könnte schrecklich werden.“

Daniela Dahn: „Von Egon Bahr lernen heißt verstehen lernen“

Auch die Publizistin Daniela Dahn trifft einmal mehr in ihrem Beitrag „Von Egon Bahr lernen heißt verstehen lernen“ den Nagel auf den Kopf.

Eine wichtige Aussage Daniela Dahns auf S. 66 oben: „Dafür, dass zur deutschen Staatsraison die Sicherheit Israels gehört, gibt es unabweisliche Gründe. Sie beruhen auf historischer Verantwortung. Aus denselben Gründen gebietet es sich, auch die Freundschaft zu Russland zur Staatsraison zu erheben.“

Willy Wimmers auf auf hoher Kompetenz beruhender Einwurf und dessen Erinnerung an „Tauroggen“

Der einstige Verteidigungsstaatssekretär unter Helmut Kohl, Willy Wimmer, bezeichnet die Lage unseres Landes als „schwierig“. Warum, das dröselt Wimmer im Buch unter dem Titel „Es ist ‚Tauroggen‘, Dummkopf“ kenntnisreich und durch seine frühere Tätigkeit äußerst kompetent auf. Zur Konvention von Tauroggen finden Sie hier Informationen.

Wimmer erwähnt Egon Bahr und Valentin Falin als große Männer. Beide engagierten sich bekanntlich für gute Beziehungen zwischen der BRD und der Sowjetunion/Russlands und den Frieden.

Wimmer möchte, dass wir uns nicht Tasche voll lügen sollten, „wie wir es seit dem völkerrechtlichen Krieg gegen Jugoslawien so meisterlich gelernt haben“ (S. 187). „Unsere westliche Politik wieder auf null setzen, den berühmten ‚Reset-Knopf‘ drücken und dabei völlig außer Betracht lassen, dass Moskau sicherheitspolitische Fakten geschaffen hat?“

Auch Willy Wimmer sieht da einiges an politischen Porzellan zerschlagen im deutsch-russischen Verhältnis und fragt: „Warum soll Moskau uns noch ein Wort glauben?“ Dennoch schließt der politisch kluge Wimmer zuversichtlich: „Und dennoch müssen wir es versuchen und uns notfalls in der deutschen Geschichte Rat suchen, wenn man Egon Bahr und andere schon nicht fragen kann. Tauroggen eben.“

Botschafter a. D. Frank Elbe empfiehlt: Rückkehr zu bewährten Strategien“

Der ehemalige deutsche Botschafter Frank Elbe hat ebenfalls einen Beitrag für das Buch verfasst. Und rät darin betreffs des Umgangs mit Russland zu einer „Rückkehr zu bewährten Strategien“ (S. 78).

Elbe weist auf Folgendes hin: „Europa hat – wenn es auch von einigen Ländern nicht so gesehen wird – eine eindeutige Interessenlage: beständige, berechenbare Beziehungen zu Russland“.

Damit spricht er aus, dass europäische und amerikanische Interessen eben nun einmal auseinander fallen.

Gabriele Krone-Schmalz: Deeskalieren, vermitteln, sich in die Lage anderer versetzen

Gabriele Krone-Schmalz. Foto: C. Stille

Fehlen durfte freilich auch in diesem Buch Gabriele Krone-Schmalz ganz gewiss nicht. Schließlich hat sie jahrzehntelange Erfahrungen sowohl in der Sowjetunion als auch Russland gesammelt, kennt Land und Leute. Gegen Ende ihrer Ausführungen im Buch (S. 110) appelliert sie an die gegenwärtige Generation und ihnen nachfolgenden Menschen: „Die ‚Kriegsgeneration‘ stirbt langsam aus, und ich habe den Eindruck, dass Bewusstsein der Zerbrechlichkeit von Frieden auch. Wie sonst lässt sich die unbedarfte Eskalation in Politik und Medien erklären? Deeskalieren, vermitteln, sich in die Lage anderer versetzen – das hat nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit politischer Weitsicht, mit menschlicher Größe und mit den christlichen Werten, sie so viele im Munde führen.“

Zum Thema empfehle ich diesen Beitrag.

Frieden in Europa ist es wert, sich der Mühe des Ausgleichs zu unterziehen“, unterstreicht Wolfgang Kubicki (FDP)

Und FDP-Mann Wolfgang Kubicki gibt schon in der Überschrift zu seinem Beitrag (S. 111) zu bedenken: „Frieden in Europa ist es wert, sich der Mühe des Ausgleichs zu unterziehen“

Hauptanliegen des Buches: Frieden

Um nichts mehr – aber auch nichts weniger – als um den Frieden geht es diesem Buch! Möge es eine breite Leserschaft finden. Es geht schließlich um alles. Schon Willy Brandt wusste: „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“ Schon 2013 warnte Egon Bahr vor SchülerInnen: „Ich, ein alter Mann, sage euch, dass wir in einer Vorkriegszeit leben.

Und in der Rhein-Neckar-Zeitung wird Bahr 2013 noch mit diesem Satz zitiert: „In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.“

Eben das berücksichtigt dieses in diesen Zeiten wirklich Gold werte, von Adelheid Bahr herausgegebene Buch! Russland verstehen, heißt eben auch, Russlands Interessen nachzuvollziehen. Wobei ja keinesfalls jegliche Politik Moskaus gutheißen muss. Zu erkennen gilt es aber in Berlin, dass es nicht im Interesse Deutschlands sein kann, die Beziehungen zu Russland zu beschädigen. Wie schätzte doch Matthias Platzeck nüchtern ein: Die Beziehungen (zu Russland; C.S.) sind mehr als abgekühlt.

Fazit

Kaufen Sie dieses Buch! Lesen Sie es und geben Sie es weiter. Es ist ein Ausrufezeichen, die deutsch-russischen Beziehungen wieder auf Vordermann zu bringen, sie dringen eine Generalinventur und einer groß angelegten Reparatur zu unterziehen. Sonst ist Schlimmes zu befürchten. Haben wir vergessen, dass wir der Sowjetunion und Michael S. Gorbatschow nicht zuletzt auch unsere Einheit zu verdanken habe?!

Wladimir Putin hat wiederholt seine Hand gen Berlin ausgestreckt. Er hat gangbare Wege für die Zukunft vorgeschlagen. Putin Hand wurde bisher nicht ergriffen. Bedenken wir: eine Mehrheit der Deutschland und wohl auch der Bevölkerung der Russischen Föderation ist (trotz von Hitlerdeutschland 27 Millionen zu Tode gebrachter Sowjetmenschen) an guten völkerverbindenden Beziehungen zueinander interessiert.

Adelheid Bahr (Hg.)

Warum wir Frieden und Freundschaft mit Russland brauchen

Ein Aufruf an alle von Matthias Platzeck, Peter Gauweiler, Antje Vollmer, Oskar Lafontaine, Gabriele Krone-Schmalz, Peter Brandt, Daniela Dahn und vielen anderen

Update vom 12. Dezember 2018 Westend Redezeit:

via Westend Verlag

 

 

Herausgegeben von Adelheid Bahr

Erscheinungstermin: 02.10.2018
Seitenzahl: 208
Ausstattung: Klappenbroschur
Art.-Nr.: 9783864892363

Deutsch-Russisches Verhältnis. Die Tassen noch im Schranke: Ein Interview mit Antje Vollmer und ein Gedicht von Wolfgang Bittner

Willy Wimmer: „Es wird gezündelt, dass es nur so kracht.“, Foto: birgitH via Pixelio.de

Sehenden Auges müssen wir erleben wie „neue Eliten“ unseres Landes in der Politik wie in den meinungsmachenden Medien das Verhältnis zu Russland offenbar gewissen- und bedenkenlos ruinieren. Was die Ostpolitik Willy Brandts und Egon Bahrs bis hin zur daran anschließenden Politik Helmut Kohls an Entspannung des Verhältnissen der BRD zur Sowjetunion und später Russlands, einem Land, welchem wir Deutschen die Wiedervereinigung in hohem Maß verdanken, aufbauten, tritt eine neue Generation von Politikern und führenden Journalisten die Entspannungspolitik seit Jahren in die Tonne. Ein Spiel mit dem Feuer.

Dass es allerdings (noch) Politikerinnen und Politiker gibt, die die Tassen im Schranke haben, bzw. alles dafür tun, dass zumindest einige Tassen im Schranke des arg ruiniertem deutsch-russischen Verhältnisses einigermaßen unbeschädigt bleiben, zeigen als Beispiele nicht nur die frühere ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz und Brandenburgs einstiger Ministerpräsident Matthias Platzeck, sondern auch Antje Vollmer, die Theologin, ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und Grünen-Politikerin.

Antje Vollmer im Interview mit den NachDenkSeiten

„Wir sehen eine ständige Aufrüstung – militärisch und mit Worten“, sagt Antje Vollmer im Interview mit den NachDenkSeiten unter der Überschrift Antje Vollmer: „Wer sich für Mäßigung im Umgang mit Russland einsetzt, muss sich warm anziehen“

Die NachDenkSeiten schreiben: „Die ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages warnt eindringlich vor einer weiteren Zuspitzung des Konflikts mit Russland und kritisiert mit deutlichen Worten Politik, Medien, aber auch ihre eigene Partei. Wer sich als Pazifistin und Befürworterin einer Entspannungspolitik innerhalb der Grünen-Partei stark mache, komme einem „Alien von einem fernen Stern“ gleich. Ein Interview von Marcus Klöckner über die Entspannungspolitik der alten Bundesrepublik und die Neuausrichtung der deutschen Außenpolitik durch die „Nachwende-Eliten“.

Antje Vollmer in einem Aufruf vom 12. April 2018 via Blog Antje Vollmer

Dialog statt Eskalation –

Für eine vernünftige Russlandpolitik

Mit großer Sorge beobachten wir den sich zuspitzenden Konflikt zwischen

Russland und dem Westen. Gegenseitige Sanktionen, die Schließungen von

Einrichtungen und Dialogforen, die einmal der Verständigung und Kooperation

dienten, folgen in immer schnellerem Rhythmus. Wir haben es inzwischen mit

einer beunruhigenden Entfremdung zu tun. Das gegenseitige Verhältnis ist

bestimmt von gegenseitigen Schuldzuweisungen, Verdächtigung und

militärischen Drohgebärden.

(…)

Weiter hier.

Unterschrieben wurde Vollmers Aufruf u.a. von Günter Verheugen (SPD), Edmund Stoiber (CSU), Horst Teltschik (CDU) und Helmut Schäfer (FDP).

Als Dreingabe zum Thema passend das Gedicht „Keinen Krieg!“ von Wolfgang Bittner (via NachDenkSeiten)

Hier nachzulesen bzw. als Podcast zu hören.