In der Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses sind die PreisträgerInnen des Integrationspreises 2019 ausgezeichnet worden. Von 29 interessanten und innovativen Bewerbungen waren von der Jury drei ausgewählt worden. Des Weiteren ist ein Ehrenpreis vergeben worden.

Viele Organisationen und Vereine in Dortmund fördern das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Zugewanderten
In Dortmund gibt es unglaublich viele Organisationen und Vereine, die sich mit ihrer beruflichen oder ehrenamtlicher Arbeit in Sachen Integration über von ihnen ins Werk gesetzte Projekte und Aktionen verdient gemacht haben. Damit wird das Zusammenleben zwischen Einheimischen und Zugewanderten gefördert.

Nach erfolgreichen Veranstaltungen in den Jahren 2009, 2011, 2013, 2015 und 2017 geht der Dortmunder Integrationspreis nun bereits in die 6. Runde.
Mit dem Integrationspreis zeichnet MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum Dortmund (Migrations- und Integrationsagentur Dortmund (MIA-DO) zusammen mit dem Integrationsrat Organisationen und Vereine aus, die sich der Integration von Zuwanderern verschrieben haben.
Schwerpunkte: Integrationsarbeit in den Bereichen Bildung, Arbeit und Unternehmen und Soziale Balance in den Stadtbezirken
Die Schwerpunkte der sich beworben habenden Projekte und Maßnahmen liegen gemäß der vorrangigen Handlungsfelder der städtischen Integrationsarbeit in den Bereichen Bildung, Arbeit und Unternehmen, Soziale Balance in den Stadtbezirken sowie Weltoffene/Internationale Stadt.
Eine Fachjury hat unter insgesamt 29 interessanten und innovativen Bewerbungen ihre Entscheidung getroffen. Dank einer Spende der Sparkasse Dortmund erwarten dabei den Sieger 5.000 Euro Preisgeld, Platz zwei und drei sind mit 3.000 Euro bzw. 2.000 Euro dotiert.
Feierliche Preisverleihung in der Bürgerhalle des Rathauses
Am vergangenen Dienstag hieß es: „Dortmund sucht DAS Integrationsprojekt“: Der Integrationspreis 2019 der Stadt Dortmund wird verliehen. Zur feierlichen Preisverleihung war in die Bürgerhalle des Rathauses eingeladen worden.
Quasi unterm erleuchteten Weihnachtsbaum sowie an langen Tafeln mit Lichtern darauf herrschte eine festliche Stimmung in der Bürgerhalle. Gregory Gaynair am Flügel begrüßte die Gäste des Abends musikalisch.
Ullrich Sierau: Dortmund ist eine integrationsfähige Stadt der Vielfalt. Es gehe um Gemein- statt Eigensinn
Angekündigt von Steffi Strecker (Radio 91,2), in deren Händen die Moderation der Preisverleihung lag, sprach Oberbürgermeister Ullrich Sierau zu den zahlreich Versammelten. Sierau lobte Dortmund als „integrationsfähige, eine Stadt der Vielfalt“, in der es „eine starke Gemeinschaft gebe, die sozusagen zivilgesellschaftlich fest verankert ist und, dass Zivilgesellschaft auch durch Politik und Verwaltung gelebt sein will“. Dortmund lebe davon dass es hier viele Kulturen ihre Heimat gefunden hätten. Dortmund zolle diesen Mitbürgern Respekt vor deren Kultur und sorge nach Kräften dafür, dass sie nicht diskriminiert und diskreditiert werden. So werde ihnen vermittelt, „dass sie ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft sind“.

Wer diesen Konsens nicht teile und wem es an Toleranz fehle, so machte der Oberbürgermeister unmissverständlich klar, „gehört nicht in diese Stadt, kann gerne woanders hinziehen“.
Sierau unterstrich, diese Integration brauche immer wieder neu Impulse und neuen Gemeinsinn statt Eigensinn, „dieser Egoismus, der im Augenblick überall durch die Gesellschaft wabert, ist Gift für den Gemeinsinn“. Die Spalter seien unterwegs, sie dürften aber keine Chance in unserer Gesellschaft bekommen. Sierau: „Sonst sind wir nicht mehr zukunftsfähig.“
Dortmund sei eine internationale, ein wachsende Stadt, in welcher Menschen aus 180 Nationen zuhause seien. Zweihunderttausend Menschen – etwa ein Drittel – der Dortmunder hätten eine Einwanderungsgeschichte.
Beim MIA-DO-Kommunales Integrationszentrum Dortmund (MIA-DO-KI), sagte Sierau habe man anfänglich darauf hinweisen müssen, „dass es sich dabei nicht um eine japanische Fischsorte“ handele. Inzwischen habe sich das Zentrum bestens etabliert und schon viele Lösungen bei Problemen herbeiführen können.
„Ein humane, demokratische, eine vielfältige Gesellschaft baut auf Werte, wie auf Toleranz und Solidarität auf. Vielfalt ist Bereicherung. Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn“, merkte Aysun Tekin an
Die Vorsitzende des Integrationsrates, Aysun Tekin, bedankte u.a. sich bei der Sparkasse Dortmund und deren anwesenden Vorstandsvorsitzenden Dirk Schaufelberger für das vorbildliche Engagement und für die Bereitstellung der Preisgelder für den Integrationspreis 2019.

Tekin merkte an: „Ein humane, demokratische, eine vielfältige Gesellschaft baut auf Werte, wie auf Toleranz und Solidarität auf. Vielfalt ist Bereicherung. Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn.“
Alle 29 BewerberInnen für den Integrationspreis gehörten zu Dortmunds besten Brückenbauern, machte Aysun Tekin klar. Eigentlich seien sie alle Gewinner – was die Auswahl von drei Preisträgern aus diesen 29 BewerberInnen sehr schwergemacht habe.
In Anschluss an Aysun Tekins Begrüßung wurden via Projektion alle BewerberInnen – bei musikalischer Untermalung durch Gregory Gaynair an den Tasten des Flügels – vorgestellt.
Der diesjährige Ehrenpreis ging an die Apothekerin Nicole Ausbüttel
Den diesjährigen Ehrenpreis in Form einer Urkunde und einer Trophäe bekam die in Aachen geborene, seit über 25 Jahren in Dortmund lebende, Apothekerin Nicole Ausbüttel, die ihr Herz quasi an die Dortmunder Nordstadt verloren habe, erklärte Laudatorin Aysun Tekin. Mit dem Ehrenpreis werde ein beispielhaftes Engagement für Integration und den Dialog und für das Miteinander in Dortmund gewürdigt. Nicole Ausbüttel erweise mit ihrer Arbeit in ihrer Apotheke auf der Münsterstraße und mittels einer guten Vernetzung im Quartier tagtäglich ein hohes Engagement an tätiger Integrationsarbeit. Mehrsprachigkeit werde als Chance begriffen. Ausbüttel ist die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Münsterstraße und aktiv beim Münsterstraßen-Fest sowie bei der Internationalen Woche in Dortmund engagiert.

Nicole Ausbüttel schätzt die Nordstadt. Kritik übte sie an undifferenzierter Berichterstattung mancher Medien über den Kiez
Nicole Ausbüttel schätzt, sagte sie, die Vielfalt und die gewisse Lebhaftigkeit in der Nordstadt. Und, dass dort eigentlich – selbst nachts – immer Leben ist, immer Passanten anzutreffen seien. Angst habe sie bislang nie gehabt. In ihrer Apotheke arbeiten Menschen aus mehreren Ländern. Nicole Ausbüttel erkenne durchaus Fortschritte in Sachen Integration in der Nordstadt. Was ihr missfällt, sei die meist undifferenzierte Berichterstattung mancher Medien über den Kiez. Die pickten sich einzelne negative Ereignisse – die fraglos auch geschähen – heraus und verallgemeinerten das. Das so gezeichnete Bild setze sich bei vielen Menschen dadurch fest und so der Nordstadt ein Negativimage aufgedrückt. Selbst bei Menschen in Dortmund wirke das, die aber selbst noch nie einen Fuß in die Nordstadt gesetzt hätten. Die Nordstadt, so Ausbüttel fest, sei in Wirklichkeit besser als ihr Ruf.

Über den 3. Platz freute sich der VfR Sölde 1922 e. V. für Integration und Inklusion durch Sport
Über eine Trophäe, ein Urkunde und ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro konnte sich der VfR Sölde 1922 e.V. für Integration und Inklusion durch Sport freuen. Er kam auf den 3. Platz. Die Laudatio hielt Alexander Krimhand von der jüdischen Gemeinde, Mitglied im Integrationsrat. Krimhand betonte, welch hohe Integrationskraft durch Inklusion Sport habe. Dabei gehe es darum das Selbstbewusstsein zu stärken und um Anerkennung. Um nicht wenige Geflüchtete habe sich der Verein verdient gemacht. So sei es sogar gelungen, jungen Leuten Arbeits- und Ausbildungsplätze zu vermitteln.

Die Vertreter des Vereins freuten sich über das Preisgeld, dass sie in das Training des Futsal (Hochgewindigkeitshallenfußball) afghanischer Geflüchteter investieren möchten.
Mit dem 2. Platz für das Engagement wurde die Flüchtlingshilfe im Stadtbezirk Aplerbeck e.V. ausgezeichnet
Auf den zweiten Platz kam mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro die Flüchtlingshilfe im Stadtbezirk Aplerbeck e.V.
Michael Taranczewski (Mitglied im Integrationsrat/Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit), machte in seiner Laudatio in bewegenden Worten auf die Ursachen für die Flucht von Menschen aufmerksam: Kriege, Mord und Vergewaltigung und ethnische Säuberungen in aller Welt. Auch deutsche Waffen seien es gewesen, die diese Kriege ermöglichten. Eine sogenannte „Wertegemeinschaft“ habe versagt. Bundeskanzlerin Merkel sei es zu verdanken gewesen, dass Deutschland viele der Geflüchteten aufnehmen konnte.

Entsandte des ausgezeichneten Vereins berichteten über ihre humanitäre Arbeit (Kleiderabgaben, Fahrradwerkstadt, Möbelvergabe) im Stadtbezirk, in das sie nicht nur Geflüchtete, sondern auch Menschen aus Aplerbeck mit einbeziehen, die in prekären Verhältnissen leben. Diese Menschen seien stünden auch dem Verein in vielfacher Weise hilfreich zur Seite.

Das Preisgeld werde man in das im kommenden Jahr neu zu beziehende Ladenlokal investieren.
Der 1. Platz für ein in Deutschland vielleicht einzigartiges, religionsübergreifendes Theaterprojekt „Weiß du wer ich bin?“
Für den 1. Platz, dotiert mit 5.000 Euro, hat die Jury ausgewählt: die Osman Gazi Moschee Huckarde, die Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund, die Evangelische Lydia-Gemeinde Dortmund für das Theaterprojekt „Weißt du wer ich bin?“

In seiner Laudatio erklärte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Dortmund, Dirk Schaufelberger, Ziel und Zweck des Theaterprojektes sei es gewesen, Akzeptanz und Verständnis füreinander zu finden und damit die Bindung der Religionen zu stärken. Mut, Toleranz und Offenheit, Neugierde aufeinander habe eine Rolle gespielt. Damit sei auch ein Zeichen gegen die Spaltung unserer Gesellschaft gesetzt worden.

Die Schauspieler, Muslime, Christen und Juden, aus dem Theaterprojekt erzählten von ihrer Zusammenarbeit. Das Projekt hätten sie gemeinsam erarbeitet. Die Resonanz auf das Theaterinszenierung sei sehr gut gewesen und habe gewiss etwas bewegen können. Kunst sei wie der Sport ebenfalls eine gute Möglichkeit miteinander ins Gespräch zu kommen. Und es diene den Abbau von Vorurteilen. Einer der Schauspieler zitierte Shakespeare: „Die ganze Welt ist Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler, sie treten auf und gehen wieder ab.“ Wahrscheinlich, so einer der Akteure, sei dieses Projekt sogar einzigartig in Deutschland. Übrigens, wies eine Schauspielerin daraufhin, dass am 17. Dezember im Heinz-Hilpert-Theater in Lünen die letzten Vorstellung stattfindet. Eine Fortsetzung des Projektes wird wohl in Erwägung gezogen.
Imbiss und Musik zum Ausklang
Die PreisträgerInnen kamen nach der feierlichen Preisverleihung, unter Beteiligung von Oberbürgermeister Ullrich Sierau, dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Dortmund Herrn Dirk Schaufelberger sowie der Vorsitzenden des Integrationsrates Frau Aysun Tekin, in der Bürgerhalle des Rathauses noch zu einem kleinen Imbiss zusammen. Wieder begleitet am Flügel von Gregory Gaynair.
