Es ist ernst. Rainer Kahni, Journalist und Schriftsteller, ist – wie er selbst sagt: „am Ende seines Lebensweges angekommen.“ Kahni, auch Monsieur Rainer genannt, kämpft an seinem Wohnort im südfranzösischen Biot mit einer heimtückischen Krankheit. Via Facebook lässt er dieser Tage verlauten: „Liebe Freunde, unter grossen Mühen und mit tatkräftiger Hilfe wahrer Freunde ist es mir doch noch gelungen, mein wahrscheinlich letztes Buch DER REPORTER fertigzustellen und zu veröffentlichen.“ Auch eine Filmproduktion nach Rainer Kahnis sehr persönlichem Buch „Der Winkeladvokat“ ist angedacht. Mithilfe von Crowdfunding soll dieser finanziert werden.
Peter Jüriens von krosta.tv führte ein zweites Gespräch mit Rainer Kahni
Kürzlich schrieb ich an dieser Stelle über ein sehr interessantes Gespräch, dass Peter Jüriens für krosta.tv mit dem in Deutschland geborenen und seit vielen Jahrzehnten als französischer Staatsbürger in Biot, Südfrankreich,lebenden Journalisten und Schriftsteller Rainer Kahni geführt hat. Das Interview, aufgezeichnet am 7. April 2015, gibt mehr als 115 sehr persönliche Minuten wieder und ist über Vimeo zugänglich. Für 3 Euro kann man es mieten oder für acht Euro kaufen. Das Geld sollte man übrig haben. Ich kann das Gespräch meinen Leserinnen und Leser wärmstens empfehlen. Hier nochmals meinen Beitrag über eben jenes Gespräch.
Dass die Crew von krosta.tv nach Ostern noch einmal nach Biot fuhr, um ein zweites Gespräch mit Rainer Kahni aufzuzeichnen, kann gar nicht hoch genug mit Lob bedacht werden. Rainer Kahni hatte nämlich noch einiges mehr zu sagen. Und zwar Essentielles, vor allem Deutschland betreffend. Nachdem ich kürzlich Gelegenheit hatte, den zweiten Teil des Gespräches vorab zu sehen (bei Vimeo ist das Video erst ab dem 5. Juli abrufbar, kann aber schon jetzt vorbestellt werden), kann ich eigentlich nur jeder Bürgerin, jedem Bürger empfehlen es zu mieten, zu kaufen – in jedem Falle: es anzuschauen! Und die Worte Rainer Kahnis zu verinnerlichen, um sich hernach eigene Gedanke zu machen.
Statt Geplapper zum Saufudern Essentielles, das an die Wurzel geht
Warum lege ich möglichst vielen von uns dieses und das vorangegangene Video so ans Herz? Ganz einfach: Weil wir da von Rainer Kahni eben nicht das von unseren Fernsehanstalten bis zum Abwinken versendete Geplapper und Gezeter aus den zum Saufudern vorhandenen, fast täglich auf uns einprasselnden Quasselshows – moderiert von angeblichen Journalistinnen und Journalisten wie Anne Will, Sandra Maischberger, Maybritt Illner und ihren männlichen Kollegen Günther Jauch und Frank Plasberg einschließlich der geladenen Gäste zu hören bekommen. Da wird Tacheles geredet und radikal zur Sache. Heißt von der Wurzel her werden da von Rainer Kahni die Gebrechen unserer Demokratie benannt. Und es wird unverblümt ausgesprochen, woran unser sogenannter Rechtsstaat krankt. Es geht ans Eingemachte. Dass könnte manchem wehtun. Aber: es tut not! Wer nun meint, Kahni sei ein Verbitterter, der nur herummäkelt und meckert, der ist schief gewickelt. Der einst umtriebige Journalist und brillante Schriftsteller ist allerdings ein von der negativen Entwicklung unserer Demokratie, Europas und des Rechtsstaates schwer Enttäuschter. Als großes Manko empfindet Kahni die mangelnde Solidarität der Deutschen und Europäer.
Aber Kahni ist auch ein Hoffender. Und deshalb fester Meinung, dass die Menschen irgendwann die Sache in die Hand nehmen und Änderung herbeiführen werden. Für diesen Fall zeigt sich Kahni zuversichtlich, dass dann auch die voranschreitenden Europa-Verdrossenheit der Menschen zu heilen wäre. Und ein neues Europa, dass eine Wirtschafts, Sozial und Rechtsunion sein müsse, gebaut werden kann.
Allein Monsieur Kahni dürfte es – so sehr wir es ihm von Herzen wünschen – wohl selbst nicht mehr erleben. Verinnerlichen wir also umso mehr dessen Worte und Mahnungen in unser aller Interesse und nehmen sie ernst. Rainer Kahni, der das bundesdeutsche Grundgesetz bestens findet und liebt, hat sogar eine darauf fussende Verfassung für Deutschland geschrieben. (Dazu ein Beitrag von Rainer Kahni auf Freitag.de) Denn die haben wir ja bis dato nicht. Für den Fall der Wiedervereinigung war ja eine Volksabstimmung über eine gemeinsame Verfassung geplant. Die jedoch fand ja bekanntlich nicht statt.
Um was also geht es beim zweiten Gespräch mit Rainer Kahni? Die Schwerpunkte:
Demokratie
– Es gilt Hoffnung zu erzeugen und Zukunftsperspektiven zu bieten
– Eine Bankrotterklärung der Demokratie
– Solidarität der Bürger als Protest
– 15 Millionen Arme und 10 Millionen Kritischen Bürgern fehlt der Mut sich gegen das System zu stellen
– Eine vom Bürger selbstbestimmte Verfassung
– Ein laizistischer Rechtsstaat
– Industrielobbyisten und Finanzoligarchen
Religionen
– Das Reichskonkordat zwischen Vatikan und 3.Reich
– Glauben und Religionen sind Privatsache
– Keine Klerikalen in der Politik
Die Justiz – Der Ungeist des Faschismus
– Vom staatlichen Repressionsapparat, über die NSU bis Sebastian Edathy
– Eine unabhängige Justiz
– Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Demokratie, Verfassung und Plebiszite, Europa und die Demokratisierung der Institutionen
– Der Bundespräsident und die Bundekanzlerin sind nicht westlich sozialisiert
– Die Basis Europas muss eine Wirtschaft, Sozial und Rechtsunion sein
– Die Löhne in Deutschland müssen dramatisch erhöht werden
Ein Europa ohne Lobbyisten mit unabhängigen Politikern, Steuern, Steuerschlupflöcher und Bürgerversicherung
– Die aktuellen Steuergesetze der Politiker lassen VW 34 Milliarden € weniger Steuern zahlen
– Es ist ungerecht einem Unternehmer 80% Steuern abzunehmen
– Steuergerechtigkeit und jeder muss etwas beitragen in den Sozial und Rentenkassen
– Deutschland ist heute die größte Geldwäscheanlage der Welt
– Deutschland, die Niederlande und England sind die größten Steueroasen der Welt
– Steuerverschwendung, deutsche Beamte verschwenden jedes Jahr 60 Mrd.
Wir sind nicht solidarisch und haben nicht den Mut uns gegen die Diktatur der Parteien zu stellen.
Die Enttäuschung über die mangelnde Solidarität der Deutschen und Europäer
Ich bin nicht neutral.
krosta.tv Gespäch mit Rainer Kahni (Monsieur Rainer) Teil2
Idee: Peter Jüriens, Rainer Kahni und Michael Krosta
Realisation, Kameras und Ton: Michael Krosta
Redaktion: Merle Lindemann
Gesprächspartner von Rainer Kahni: Peter Jüriens
monsieurrainer.com krosta.tv filmproduktionHERL.de
© 2015 Filmproduktion HERL
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Rainer Kahnis Worte als Vermächtnis betrachten
Nehmen wir uns also Rainer Kahnis Worte Herzen. Sind wir mehrheitlich zufrieden, dann brauchen wir nichts machen. Deutschland geht es gut, tönt es ja ständig aus allen Rohren und Röhren. Aus dem Munde von Bundeskanzlerin Angela Merkel sowieso. In diesem Sinne schreiben die sogenannte Qualitätsmedien die Situation schön. So verlautet es in den öffentlich-rechtlichen Medien. Doch können wir angesichts einer steigenden Armut auch hierzulande – 15 Millionen Mitmenschen gelten als arm – wirklich so weitermachen wie bisher? Jeder muss das für sich entscheiden. Rain Kahni gibt zu bedenken: 15 Millionen Arme und 10 Millionen Kritischen Bürgern fehlt der Mut sich gegen das System zu stellen. Im Falle des Falles – des Zuges dieser Millionen durch Berlin – käme keine Polizei der Welt gegen den Protest an. Nur eines steht fest: Mit Couch-Potatoes kommen wir nicht aus dem Quark und der Misere. Auch nicht, indem wir die von mir sehr empfohlenen beide Gespräche von Peter Jüriens mit Rainer Kahni anschauen und dabei mehrfach den Kopf schütteln über Skandalöses und Absurdes, worüber Monsieur Rainer Auskunft gibt, oder indem wir hinterher mehrfach bedeutungsvoll zustimmend nicken. Empört euch! (Stéphan Hessel), Wehrt euch (Rainer Kahni) !, Engagiert euch! (Stéphan Hessel), das will uns Rainer Kahni von seinem auslaufenden Lebensweg aus zurufen. Machen müssen wir es selbst. Rainer Kahnis Leben neigt sich bedauerlicherweise dem Ende zu. Nehmen wir dessen gut gemeinten, unverblümt ausgesprochen Worte als zu erfüllendes Vermächtnis!
Hier geht es zum Teaser des zweiten Gespräches mit Rainer Kahni.
Das gesamte Gespräch gibt es ab 5. Juli für kleines Geld via Vimeo.