Geflüchtete Väter engagierten sich mit ihren Kindern gesellschaftlich beim Bau von Insektenhotels auf dem Hauptfriedhof Dortmund

Vorm Insektenhotel. Ella Mönch, Nahid Farshi, Rebecca Dettling, Essam Alkuwaifi, Marwa Alkuwaifi, Abdullah Aldali, Ghazi Aldali, Farah Alkuwaifi, Tammam Aldali und Jendrik Herdemann (v.l.). Fotos: C. Stille

Geflüchtete, die sich gerne gesellschaftlich engagieren wollten, nutzten mit Freuden Möglichkeiten, die das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ in Brackel/Aplerbeck anbot. In Kooperation mit dem Dortmunder Hauptfriedhof initiierte das Netzwerk das partizipative Angebot zum Bau von Insektenhotels. Diese Woche nun wurden die zwei Insektenhotels in Anwesenheit der beteiligten kleinen und großen BaumeisterInnen der Presse vorgestellt. Die Herbergen sind bereits zum Teil von Gästen bezogen worden. Die Insektenhotels sind Bestandteil der laufenden Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“, um das sich die Stadt Dortmund beworben hat. Noch in diesem Jahr wird in Kooperation mit dem Referat Ökumene der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Dortmund-Wickede errichtet, der als Treffpunkt für alle Anwohnerinnen und Anwohner dienen und zudem die ökologische Vielfalt stärken soll. Die am Bau der Insektenhotels auf dem Hauptfriedhof beteiligten Kinder aus den Familien der Geflüchteten haben sich bereits jetzt auch für dieses Projekt vormerken lassen.

Das Projekt stieß von Anfang an auf begeistertes Interesse bei den aus Syrien geflüchteten Vätern sowie ihren Kindern

Die aus Syrien geflüchteten Väter Essam Alkuwaifi (Agraringenieur) und Tammam Aldali (Fliesenleger) zeigten sich von Anfang an begeistert von dem Projekt. Ihnen war schon des Längeren danach, sich mit gesellschaftlicher Arbeit nützlich zu machen. Erst recht freuten sich deren Kinder, hatten sie doch schon an ihren

Die Kinder zeigen auf ihre Namen.

jeweiligen Grundschulen Erfahrungen im Bau von Insektenhotels gesammelt. Von daher war den zwei Jungen und zwei Mädchen auch bekannt, für welche Tiere die unterschiedlichen zu verwendenden Materialien dienen können.

In knapp fünf Stunden waren zwei große Insektenhotels fertiggestellt

Gebaut wurden die zwei Insektenhotels in den Osterferien. Die Kinder und deren handwerklich begabte Väter waren von jetzt auf gleich engagiert bei der Arbeit. Innerhalb von nur knapp fünf Stunden waren zwei große Insektenhotels fertiggestellt. Die fachmännische Leitung hatte Jendrik Herdemann, der bereits diverse Insektenhotels baute, zusammen mit Bernd Fröse, dem Schreiner des Hauptfriedhofs, übernommen.

Nun stehen die beiden Insektenherbergen fest an Metallstangen verschraubt und am Boden an ihren zwei Standorten verankert und warten auf Gäste

Beide Insektenanflugstellen befinden sich auf der ökologisch angelegten Wildblumenwiese auf dem Dortmunder Hauptfriedhof

Farah mit Papa Essam Alkuwaifi zeigen dorthin, wo schon Insekten eingezogen sind.

Am Donnerstag nun standen die beiden Mädchen Marwa und Farah und die beiden Jungen Abdullah und Ghazi mit leuchtenden Augen zunächst vor dem ersten Insektenhotel. Voller Freude stellten sie nämlich fest, dass bereits die ersten Hotelgäste eingezogen waren. Lob für die gemeinsame Arbeit zollten ihnen sowie ihren Vätern Nahid Farshi, Ella Mönch (Caritas) und Rebecca Dettling, die zusammen für „lokal willkommen“ erschienen waren.

Zum Standort mitten im Grünen hatte die Erbauer und die Pressevertreter Uli Heynen (Friedhöfe Dortmund) geleitet. Beide Anflugstellen für Hummeln, Schmetterlinge und Bienen befinden sich – ideal gelegen – auf der ökologisch angelegten Wildblumenwiese. Mangeln an weiteren Hotelgästen aus dem Reich der Insekten dürfte es insofern nicht. Denn die Wildblumenwiese ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele nützliche Insekten, wie Hummeln, Schmetterlinge und Bienen.

Insektenhotels sind künstliche geschaffene Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten

Jendrik Herdemann erklärte vor dem ersten Insektenhotel, dass man für die Behausungen der Insekten unbedingt Laubholz benutzen müsse. Ein Insektenhotel ist eine künstlich geschaffene Nist- und Überwinterungshilfe für Insekten.

Für unterschiedliche große Insekten habe man, so Herdemann, in den im Kasten eingesetzten Holzblöcken Bohrungen von 5,6,8 und 10 Zentimeter Durchmesser gesetzt.

Für uns Menschen sind Wildbienen extrem überlebenswichtig. Eine Wildbiene bestäubt pro Tag bis zu 5000 Pflanzen

In die großen Bohrungen gehen hauptsächlich rote, gehörnte Mauerbienen hinein, war von Jedndrik Herdemann zu erfahren. Die Wildbienen legen ihre Eier in den Bohrungen der Hartholzblöcke ab, sie sammeln Nektar und Pollen – als Verpflegung für den Winter – und verschließen dann die einzelnen Brutzellen in den gebohrten Röhren mit Lehm und ihrem Speichel. Für uns Menschen sind die Wildbienen extrem überlebenswichtig. Im Frühjahr schlüpfen dann die neuen

Am zweiten Insektenhotel.

Wildbienen. Und fliegen aus. In Deutschland gibt es ungefähr 500 Arten von Wildbienen. Nach ein paar Wochen im Frühling sterben die Tiere dann auch schon wieder. Doch immerhin, heißt es, bestäubt eine Wildbiene an einem Tag bis zu 5000 Blüten. Die Pflanzen könnten sich ohne diese Bienen gar nicht vermehren. Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen Wildbienen eine Symbiose mit jeweils unterschiedlichen Pflanzen eingehen und ausschließlich nur diese bestäuben. Stirbt diese Bienenart aus, stirbt unweigerlich auch die ihr entsprechende Pflanze.

Auch Faltenwespen können dieses Insektenhotel nutzen. Das eingefüllte Stroh im Kasten ist für Nutzung durch Schmetterlinge gedacht. Drahtgitter an der Insektenhotelfront dienen dem Schutz vor Vögeln. Der Bau und die „Eröffnung“ der zwei Insektenhotels sind ein Einsatz für die Umwelt und gegen das Insektensterben.

Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“

Die Insektenhotels sind nun Bestandteil der laufenden Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“, um das sich die Stadt Dortmund beworben hat. Das Label „StadtGrün naturnah“ unterstützt Kommunen dabei, ihre Grünflächen ökologisch aufzuwerten, um attraktive Lebensräume für Mensch und Natur zu schaffen. Gefördert wurde das Projekt von „KOMM-AN NRW“, ein Programm des Landes NRW zur Förderung der Integration und Partizipation von Flüchtlingen in den Kommunen.

Nächstes Projekt in Dortmund: Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Wickede

Das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ Brackel/Aplerbeck beteiligt sich mit zwei Projekten an dem Labelingverfahren „StadtGrün naturnah“, informierte Ella Mönch am Rande der Pressebegehung. Neben dem Bau von Insektenhotels wird in Kooperation mit dem Referat Ökumene der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Dortmund-Wickede errichtet, der als Treffpunkt für alle Anwohnerinnen und Anwohner dienen und zudem die ökologische Vielfalt stärken soll. Zur Eröffnung im nächsten Monat ist ein gemeinsamer Barbecue – Nachmittag geplant.

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