Fachmagazin OPER! hat dem Opernhaus Dortmund den OPER! AWARD 2023 für das beste Opernhaus des Jahres 2022 verliehen

Das Fachmagazin OPER! hat der Oper Dortmund den OPER! AWARD 2023 als das beste Opernhaus des zurückliegenden Jahres 2022 verliehen. […] Die Auszeichnung wurde am Montag, 27. Februar 2023, im Rahmen einer Preisverleihung im Opernhaus Dortmund vergeben. Ebenso werden an dem Abend die Preisträger der übrigen 19 Kategorien der OPER! AWARDS bekanntgegeben und persönlich geehrt. Wie die Jury mitteilt, hat sich die Oper Dortmund unter ihrem Intendanten Heribert Germeshausen in vorbildlicher Weise zum Thema und Ziel von nationalen wie internationalen Fachleuten und Opernfreunden gemacht. Mit einem klugen Spielplan aus Raritäten und Bekanntem, dem Engagement von herausragenden Sängerinnen und Sängern sowie das in seiner Form einmalige Symposium Wagner-Kosmos zum Komponisten Richard Wagner wurde die Oper Dortmund 2022 zur Pflichtadresse für jeden Operninteressierten. Durch innovative Formate, wie We DO Opera!, ist die Dortmunder Oper zusätzlich in außerordentlicher Weise auf die Stadtgesellschaft zugegangen und konnte damit ein sozial vielfältiges und diverses Publikum gewinnen.

Der Zuschauerraum der Oper (Probenatmosphäre). Foto: T.W.

Die OPER! AWARDS sind Deutschlands einziger internationaler, öffentlich verliehener Opernpreis. Er wird jährlich im Rahmen einer Preisverleihungsgala an die weltweit besten Künstler*innen und Akteure auf und hinter der Bühne vergeben. Über die Awards in insgesamt 20 Kategorien entscheidet eine Jury aus Fachjournalisten. Bewertungszeitraum ist spielzeitübergreifend das Jahr 2022. Erstmals findet die Award-Gala außerhalb von Berlin statt.

Zur Preisverleihung äußert sich Opernintendant Heribert Germeshausen: „Gemeinsam mit meinem Ensemble und Team freue ich mich sehr darüber, dass die Oper Dortmund erstmalig in ihrer Geschichte als bestes Opernhaus des Jahres ausgezeichnet wird. Es ist eine sehr schöne Bestätigung unserer Arbeit. Meine Intendanz hatte ich von Beginn an unter den Arbeitstitel „Ruhr-Oper 21“ gestellt. Ziel ist es, die Institution Oper für die diverse Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln. Nur so können wir die Kunstform „Oper“ einem breiten Publikum näherbringen. Das geschieht einerseits durch die Werke des klassischen Kanons, die wir – wie etwa im Wagner-Kosmos – in einen neuen Kontext stellen, andererseits aber auch mit unserem Projekt We DO Opera!, mit dem wir Menschen aus allen sozialen Schichten ansprechen. Mit unserer Bürger*innenOper und der Jungen Oper bieten wir den Menschen vor Ort ganz konkret die Möglichkeit, der künstlerischen Teilhabe. Durch die bewusste Fokussierung auf die Junge Oper, mit einem eigenen Ensemble und einem Composer in Residence, konnten wir ein sehr junges Publikum erreichen. Dass die Qualität unserer Arbeit auch überregional so anerkannt wird, bestätigt uns, den eingeschlagenen Weg, der überregionalen Strahlkraft bei gleichzeitig breiterer, lokaler gesellschaftlicher Verankerung, fortzusetzen.“

Opernintendant Heribert Germeshausen

Quelle: Theater Dortmund

Aufzeichnung der Preisverleihung

„Die sanfte Gewalt“ – Begegnung mit einer bemerkenswerten Frau: Inge Aicher-Scholl – Rezension

Am 9. Mai 2021 wäre Sophie Scholl 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Grund hat Thomas Stimmel für „Frische Sicht“ mit Julian Aicher ein sehr persönliches Interview führen dürfen. Aicher ist Sohn von Inge Aicher-Scholl (1917-1998), der ältesten Schwester der Geschwister Scholl. Sophie und Hans Scholl waren als Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose im Februar 1943 wegen ihrer Beteiligung am Widerstand gegen den Nationalsozialismus mit dem Fallbeil hingerichtet worden. Über die Geschwister Scholl und die „Weiße Rose“ gibt es einiges an Literatur und Filmen (u.a. der von Michael Verhoeven 1, welcher der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 1982 war). Literatur- und Filmempfehlungen für den Unterricht und Jugendarbeit finden sich hier.

Udo Zimmermann komponierte 1986 die Oper „Die weiße Rose“ mit einem Libretto von Wolfgang Willaschek. Ich kam in den 1990er Jahren mit der von Heinz-Lukas Kindermann am Theater Dortmund besorgten, hervorragenden Inszenierung in Berührung. Viele Schulen und Straßen in Deutschland tragen den Namen Geschwister Scholl.

Wer Inge Aicher-Scholl war

Die älteste Schwester der Geschwister Scholl, Inge Aicher-Scholl wird vermutlich vielen Leserinnen und Lesern eher kaum bekannt sein. Ein Manko, wie ich finde. Weshalb ich hier das ihr gewidmete Buch „Die sanfte Gewalt. Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl“, welches bereits im Jahre 2012 – also zu deren 95. Geburtsjahr – von Christine Abele-Aicher herausgegeben wurde, sehr empfehle.

Es lohnt sich m. E. mehr über die Frau zu erfahren, die mit ihrem über eine Million mal verkauften Titel „Die Weiße Rose“ ( zunächst lediglich als persönliche Aufzeichnung gedacht gewesen und im Laufe der Jahre dann erweitert und überarbeitet wurde) auf den Widerstand und den frühen Nazi-Justizmord an ihren Geschwistern Hans und Sophie Scholl aufmerksam machte. In „Die Weiße Rose“, ihrem ersten Buch, erzählt Inge Scholl, die Schwester, mit Hilfe von geretteten Dokumenten die Vorgeschichte und den Verlauf der Bewegung. Sie ist 35, als sie dieses Buch 1952 veröffentlicht.

Wer war diese interessante und hoch engagierte Frau? Wie meisterte die Mutter einer Tochter, die schon mit 20 durch einen Verkehrsunfall umkam, ihr Leben? Wie wirkte sie auf andere? Wie bestärkte sie sich mit ihrem Ehemann Otl Aicher (1922-1991), der ebenfalls an den Folgen eines Verkehrsunfall verstarb. Otl Aicher machte sich etwa einen Namen durch das von ihm entworfene Design der Olympischen Spiele von 1972 , das weltweit beispielhaft wurde.

Diesen und vielen anderen eingangs dieses Absatzes aufgeworfenen Fragen ging Christine Abele-Aicher akribisch nach. 1965 in Vallendar bei Koblenz geboren, lernte Abele-Aicher ihre Schwiegermutter nie persönlich kennen. Schon ein Grund mehr für die international erfahrene Europasekretärin und Marketing-Fachfrau, Personen, die Inge Aicher-Scholl kannten, um Texte zu bitten: Erinnerungen an diese außergewöhnliche Frau der deutschen Nachkriegsgeschichte. In einer Zeit, wo es längst noch nicht üblich war, dass Frauen Leitungsfunktionen zugestanden wurden, geschweige denn, dass sie dann auch noch tonangebend voranschreiten durften.

Was heutzutage – gleichwohl Frauen bedauerlicherweise noch immer nicht gänzlich gleichberechtigt sind und weiterhin schlechter bezahlt als Männer werden – kaum so aufmerken ließe wie am 24. April 1946 (auf den Tag ein Jahr nach der Befreiung Ulms durch die US-Amerikaner) : Mit 29 gründet Inge Aicher-Scholl die vh Ulm – die Ulmer Volkshochschule. Mit 38 eröffnet sie die später weltberühmte „Hochschule für Gestaltung“ (HfG) in Ulm mit. Ohne Abitur. Zwischen ihrem 34. und 42. Lebensjahr bringt sie fünf Kinder zur Welt – darunter ein geistig behindertes.

Die Herausgeberin des Buches merkt an:

„Die Mitarbeit im Steuerbüro ihres Vaters sowie die Wirren nach der Enthauptung ihrer Geschwister hinderten Inge Scholl daran, einen höheren Schlussabschluss zu absolvieren. Umso erstaunlicher ist es, dass sie eine der wenigen Frauen im Nachkriegsdeutschland wird, die ohne Abitur und Studium eine Führungsposition einnimmt. Besonders großen Wert legte sie auf Bildung, die sie seit 1946 in der von ihr gegründeten Volkshochschule Ulm (vh Ulm) vermittelte. Auch „einmischen“ war von ihr erwünscht: Dort wo sie Missstände vorfindet, initiiert sie Demonstrationen oder beteiligt sich an Blockaden (Ostermärsche, Mutlangen), begründet Vereine mit (Weiße-Rose-Stiftung e.V. und andere), hält Reden (Friedenswoche Leutkirch).“

Und weiter:

„Das Buch erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch. Es handelt sich um eine Monografie und keine Biografie. Die auf den ersten Blick teils anekdotisch wirkenden Zeitzeugenberichte können indes helfen, dass Wissenschaft Wissen schafft. So beschreibt zum Beispiel Erwin Teufel, dass die Lektüre des Buches „Die Weiße Rose“ ihn zu einer politischen Karriere ermutigte, Dr. Hildegard Hamm-Brücher fasst die politische Bedeutung Aicher-Scholls für Deutschland zusammen, Hermann Vinke erzählt von seinen Erlebnissen beim Verfassen seines Buches „Das kurze Leben der Sophie Scholl“. Ehemalige Angestellte sowohl der vh Ulm wie auch der „rotis büros“ im württembergischen Allgäu schildern ihre Eindrücke. Bernhard Wette, Inhaber des Internet-Antiquariats „Panoptikum Wette“, hat sich der über 6.000 Bücher umfassenden Bibliothek von Inge Aicher-Scholl und ihrem Mann Otl Aicher in seinem Beitrag „genähert“.

Auch die Söhne, eine Schwiegertochter, zwei Enkelkinder und enge Freunde bereichern die Monografie mit ihren persönlichen, teils sehr offenen Darstellungen. Der älteste ihrer Söhne, Florian Aicher, stellte eine Skizze der Sterbenden zur Verfügung, die er selber angefertigt hatte. Insgesamt vier Interviews mit über 90jährigen bieten wichtige Zeitzeugenberichte über Nazi-Deutschland und die ersten Nachkriegs-Jahrzehnte sowie über Inge Aicher-Scholl und ihr Leben, darunter ein längeres Interview Schwester Elisabeth Hartnagel-Scholl (gestorben 2020) sowie ihrer Schwägerin Hedwig Maeser geb. Aicher. So versteht sich dieses Buch auch als Spurensicherung.

Folgende Autorinnen und Autoren haben unter anderem damals mitgewirkt: Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Erwin Teufel, Dr. Erhard Eppler, Dr. Barbara Schüler, Dr. Claudia Fuchs, Hermann Vinke, der Historiker Dr. Silvester Lechner, die damalige vh-Leiterin Dr. Dagmar Engels, der seinerzeitige Ulmer OB Ivo Gönner, der ehemalige Ulmer Kulturbürgermeister Dr. Götz Hartung, der einstige Student und spätere Dozent an der HfG, Prof. Herbert Lindinger, Dr. Horst Kächele, der ehemalige Ulmer Richter Klaus Beer, Eckard Holler, Jakob Knab, die Söhne Julian und Manuel Aicher, die Enkel Helena Aicher und Marvin Hirth, eine Nichte und ein Neffe, die Angestellten Elisabeth Bauhofer und Rosa Salzgeber, Freunde der Familie und viele andere.

Das erste, umfassende Lebensbild über Inge Aicher-Scholl besteht aus drei Kapiteln

Die ersten beiden Kapitel zeichnen ihre Bedeutung als Leiterin der vh Ulm, als Mitbegründerin der Hochschule für Gestaltung (HfG) Ulm sowie als Publizistin und Friedensaktivistin. Kurze Einführungen fassen die wichtigsten Daten und Informationen zusammen. Daran schließt sich ein Kapitel über die Protagonistin als Privatperson an. Über 60 teils zuvor noch nicht veröffentlichte Fotos und Skizzen lockern das Gesamtbild auf. Am Ende sind eine Ahnentafel sowie eine Zeitübersicht mit biografischen Daten eingefügt. Das Buch ist in schwarz-weiß im hochwertigen Duoton-Verfahren gedruckt.

Dr. Hans-Jochen Vogel schrieb damals über dieses Buch in einem persönlichen Grußwort an Julian Aicher:

„Es (das Buch) wird in der Tat eine Lücke schließen, die zu lange offen stand. War doch Ihre Frau Mutter eine frühe und unermüdliche Kämpferin gegen das Vergessen“. Der Grafiker Heinz Kirsch, der das Buch gestaltete, bemerkte nach der Druckfreigabe: „Ich habe Lust, Inge persönlich kennen zu lernen“.

Die Herausgeberin Christine Abele-Aicher ist seit 2003 mit Aicher-Scholls  Sohn Julian verheiratet und lebt seit Oktober 2002 in Rotis – dem letzten Arbeits- und Wohnort von Inge Aicher-Scholl. Die Berufserfahrung im Ausland erlaubt ihr einen Blick von außen auf die Protagonisten, umso mehr, da sie ihre Schwiegermutter nie persönlich kennen lernte. Christine Abele-Aicher, geboren 1965 in Vallendar bei Koblenz, stammt aus einer schwäbischen Handwerkerfamilie, die Großeltern lehnten den Nationalsozialismus ab und mussten Repressalien erdulden.

Die Monografie ist auch als Geschichtsbuch zu lesen, weil es Zeitgeschichte durch Zeitzeugenberichte aufscheinen lässt

Das hier empfohlene Buch kann durchaus als Geschichtsbuch betreffs der Nachkriegszeit und der jungen BRD gelten und auch als solches gelesen werden. Zeitgeschichte scheint in vielerlei Hinsicht durch die Niederschrift vieler Zeitzeugenberichte auf. Als Leser tat es mir gut, einer hervorragenden Person der Zeitgeschichte wie Inge Aicher-Scholl – wenn schon nicht leibhaftig im Leben – so doch aber durch Beschreibungen aus der Sicht von Zeitgenossen und via interessanter Anekdoten begegnet und so nähergekommen zu sein. Ich habe das Buch mit Gewinn zur Kenntnis gekommen. So, ich verspreche es, wird es auch Ihnen, lieber Leserinnen und Leser gehen.

In der 176 Seiten umfassenden, ganz im grafischen Stil der Hochschule für Gestaltung Ulm und Otl Aichers gestalteten Monografie schildern 45 Autorinnen und Autoren, darunter auch einige prominente, ihre Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl (1917 bis 1998). Inge Aicher-Scholl kommt als Schwester der Widerstandskämpfer Hans und Sophie Scholl maßgeblich das Verdienst zu, dass der Tod der Geschwister und ihrer Freunde Alexander Schmorell, Christoph Probst und andere nicht in Vergessenheit geriet.

Das Buch schließt mit einem zu Herzen gehenden Brief von Julian Aicher an die „Liebe Tante Lisel“ (Elisabeth Hartnagel-Scholl) über die letzten Stunden von Inge Aicher-Scholl. Julian Aicher hatte am Bett der Sterbenden abwechselnd mit Manuel Wache gehalten. Eingearbeitet in diesen Text die Zeichung von Florian Aicher-Scholl von der Sterbenden vom 30. August 1998. Am Morgen des 4. September 1998 entschlief Inge Aicher-Scholl. „So ging es über in die Totenwäsche“, schreibt Julian Aicher. „Mir kam es vor, als verlöre ich den Boden unter den Füßen. Aber ich musste ja gleich Noelle (die Manuel benachrichtigte), Florian, Dich und Hedl anrufen.“

Darauf folgend der Antwortbrief von Elisabeht „Lisel“ Hartnagel-Scholl. Sie schreibt: „Als wir am Mittwoch vor Inges Tod noch in Rotis waren, was sie mir so fremd und auch die aufgebahrte Dame im Sarg war mir fremd und erst als der Sarg in die Erde kam, erinnerte ich mich das so sehr an Hans‘ und Sophie`s Begräbnis, als unsere Mutter sagte: „Nun trägt der Hans die Sophie.“ Da dachte ich, nun trägt Otl die Inge und ich dachte das halte ich nicht aus. Aber heute ist es mir ein Trost, dass sie Ruhe gefunden hat.“

Angemerkt:

„Inge Scholl war das erste von sechs Kindern der Eheleute Magdalena und Robert Scholl, ihre Geschwister waren Hans (1918–1943), Elisabeth Hartnagel geb. Scholl (1920–2020), Sophie (1921–1943), Werner (1922–1944) und Thilde (1925–1926) (vgl. auch Geschwister Scholl). Sophie und Hans wurden als Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose im Februar 1943 wegen ihrer Beteiligung am Widerstand gegen den Nationalsozialismus hingerichtet. Obwohl von ihren Eltern zu christlich-humanistischen Werten erzogen, engagierte sich Inge Scholl in den 1930er Jahren gegen den Willen ihres Vaters in leitender Funktion in der Hitler-Jugend beim Bund Deutscher Mädel (BDM).

Ab 1932 lebte Scholl in Ulm. 1946 gründete sie in der Martin-Luther-Kirche die Ulmer Volkshochschule – als eine der ersten Volkshochschulen im Nachkriegsdeutschland –, die sie auch bis 1974 leitete. 1947 schrieb sie das Buch Die weiße Rose über ihre Geschwister Hans und Sophie und die Münchener Widerstandsgruppe, der sie angehörten. 1950 rief Inge Scholl die Geschwister-Scholl-Stiftung als Trägerin der Hochschule für Gestaltung Ulm ins Leben. 1952 heiratete sie den Gestalter Otl Aicher und trug seither den Namen Inge Aicher-Scholl. Sie hatte mit ihm fünf Kinder.

Atelierhäuser der Familie in Rotis

1972 übersiedelte die Familie nach Rotis, einem Ortsteil von Leutkirch im Allgäu, wo ihr Mann in den 1980er Jahren einige Atelierhäuser erbaute.2 Bereits Ende der 1960er Jahre engagierte sich Inge Aicher-Scholl als Rednerin bei den Ostermärschen der Friedensbewegung. So nahm sie etwa 1985 an Blockaden vor dem amerikanischen Raketendepot auf der Mutlanger Heide teil und wurde dafür zu einer Geldstrafe verurteilt.“

Quelle: Wikipedia

Über das Buch

Die sanfte Gewalt

Erinnerungen an Inge Aicher-Scholl

Herausgegeben von Christine Abele-Aicher

176 Seiten, gebundene Ausgabe
Thorbecke Verlag, 1. Auflage, 30. Oktober 2012
ISBN-10: 3799591214
ISBN-13: 978-3799591218
Einzelpreis: € 19,90 zuzüglich € 3,00 Porto und Versand

Bestellbar hier und hier.

Kurzinformation: In rund 40 Beiträgen erinnern Familienmitglieder, Freunde, Mitarbeiter an Person und Leistung der Inge-Aicher Scholl (1917-1998). Ihr starker Durchsetzungswille hatte ihr den Beinamen als die “sanfte Gewalt” eingebracht. Die Ulmer Volkshochschule war ihre Wirkungsstätte, die bis heute weltberühmte Ulmer Hochschule für Gestaltung (1953-1968) hat sie mitinitiiert. Ihr Leben aber widmete sie der Bewahrung der Erinnerung an die “Weiße Rose” und ihre Geschwister Hans und Sophie.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf „Frische Sicht“.

Zum Welttheatertag

Trübe und grau ist dieser Sonnabend heute. Zumindest hier in Dortmund. Soeben grollte leichter Donner. Ein leichtes Frühlingsgewitter. Dieser Tag – und auch so viele (zu viele andere!) Tage zuvor waren ebenfalls getrübt. Für Leute nämlich denen in der Corona-Pandemie von einer im Wesentlichen wirr und chaotisch agierenden Bundesregierung und einem Corona-Kabinett, welches im Grundgesetz überhaupt nicht vorgesehen ist, die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit verboten worden ist. Dazu gehören auch Ladenbesitzer, Gastronomen und viele andere mehr. Ebenso jede Menge freischaffende Künstler, Musiker und Techniker. Viele stehen vor dem Aus. Auch die Theater, die für das kulturelle Leben in unserer Gesellschaft so wichtig sind, bleiben nach wie vor geschlossen. Dabei haben viele von ihnen Hygienekonzepte entwickelt, die zumindest eine Öffnung im kleineren Rahmen möglich machen …

Heute schreibe wir den 27. März. Es ist Welttheatertag. Ein Tag, an welchen ich stets denke. Auch heute noch, wo ich als ehemaliger, langjähriger Beleuchter längst in Pension bin. Das hat vorwiegend auch damit zu tun, dass ich aus der DDR komme. Da wurde stets der Welttheatertag auf vielfältige Weise begangen. Die Kulturinstitute warteten in diesem Zusammenhang mit vielen Veranstaltungen auf. Nicht zuletzt in meinem Heimatbezirk Halle, der der theaterreichste in der DDR war.

Heute ist Welttheatertag. Und dunkle Wolken schweben bedrohlich tief über vielen Theatern in der Welt. In seiner Betrachtung zum Welttheatertag „Der Vorhang zu und viele Fragen offen“ schreibt Stefan Petraschewsky, MDR KULTUR-Theaterredakteur: „‚Die ungestörte Theaterausübung wird gewährleistet‘ – so heißt es leider nicht im Artikel 4 des Grundgesetzes. Stattdessen ist da von Religionsausübung die Rede. Schade auch! Zum Welttheatertag am 27. März hat sich MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky Gedanken darüber gemacht, warum die Kirchen offen und die Theater geschlossen sind.“

Sind denn die uns Regierenden (wir haben die, welche wir verdienen – oder etwa nicht?) allesamt Kulturbanausen? Sicher nicht. Jedenfalls nicht alle. Jedoch gibt es welche (einer von ihnen residiert in München), die sich gerne im Glanz und Glamour von Kulturveranstaltungen – und zwar nicht nur in Salzburg oder Bayreuth – sonnen und von Pressefotografen in stolzen Posen ablichten lassen. Jetzt aber, wo sie den Kulturbetrieben Arbeitsverbot erteilt haben und tausenden Freischaffenden das Wasser bis zum Halse steht – nicht wissen, ob sie demnächst noch ihre monatlichen Verbindlichkeiten bedienen können – halten sie sich im Hintergrund. Dabei mögen den Staats- und Stadttheater noch halbwegs über die Runden kommen. Aber was heißt das schon? Ist das ein Trost?

Der MDR KULTUR-Theaterredakteur Stefan Petraschewsky hat sich Gedanken darüber gemacht, warum die Kirchen offen und die Theater geschlossen sind.

Berechtigt! Denn: gibt es da einen Unterschied?

Als ich den Text Petraschewskys las, musste ich sofort an den Schauspieler Peter Sodann denken. Der wurde zu meiner Zeit als Beleuchter am Landestheater Halle Anfang der 1980er Jahre dortiger Schauspieldirektor. Von seiner körperlichen Statur machte er nicht viel her. Er wirkte ehe unscheinbar. Eine Täuschung! Als ich das erste Mal auf dem Gang zur Kantine traf, fragte er mich ziemlich aufgebracht, wie es denn sein könne, dass es auf der Probebühne hereinregnet. Ich zuckte mehr oder weniger mit den Schultern: Das sei schon eine geraum Zeit so, entgegnete ich ziemlich leichtfertig, dem Hausmeister sei diese Misere bekannt. Sodann wurde daraufhin fast zu einem HB-Männchen: „Da muss doch was gemacht werden!“ Er habe erst mal Eimer unter die Lecks, aus denen das Regenwasser eindrang, gestellt. Für meine leichtfertige Antwort schämte ich mich ein wenig. Aber was sollte man als Einzelner schon machen? Eine auch heute noch gängige Ausrede. Durch den knurrigen Peter Sodann wurde ich eines Besseren belehrt. Er machte etwas! Und wie! Er stampfte sozusagen ein Theater – sein Theater! – aus dem Boden. Aus dem einstigen „Kino der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ entstand nach und nach das „neue theater“. Das Schauspielensemble des Landestheater Halle hatte eine neue, mit den Jahren immer attraktiver werdende Spielstätte. Mit einem angeschlossenen Café, einer zünftigen Bierkneipe namens „Strieses Biertunnel“ und vielem anderen mehr …

Foto: C. Stille

Apropos Kirche! Ich bin abgeschweift. Warum kam ich auf Sodann? Für Peter Sodann galten Theaterbesucher nämlich als „Gläubige“.

Im Planet-Interview sagte Sodann:

„Ja, ich habe unser Theater immer als eine weltliche Kirche angesehen, eine Einrichtung, die versucht, der Ungerechtigkeiten des menschlichen Zusammenlebens ein wenig Herr zu werden. Mehr muss ich dazu nicht sagen, Theater zum Selbstzweck hat mir nie gereicht. Und man sollte die Dichter achten, ich sehe heute viele Theater, die sich nicht wundern sollten, wenn in so einer modernistischen Inszenierung irgendwann mal ein Zuschauer aufsteht und den Text so rezitiert, wie er bei Goethe oder Schiller wirklich steht.
Es ging mir auch immer darum, dass ein Theater offen für alle ist, man muss eine Theatereinrichtung so basteln, dass sowohl der gebildete wie auch der etwas weniger gebildete verstehen, was auf der Bühne passiert. Da haben alle ihre Freude dran. Ein elitäres Theater kam für mich nie infrage, wo die Leute dann rauskommen und sagen „das war ja wieder sehr interessant“ – weil du dann genau weißt , dass es nicht gefallen hat.. „

Höchstwahrscheinlich das neue theater in Halle das einzige weltweit ist, das – wie eine Kirche – einen Glockenturm besitzt.


Sodann seinerzeit gegenüber Planet: Ja, die Glocke läutet am Tag zwei Mal, einmal wenn vormittags die Probe beginnt und abends, wenn die Gläubiger und Gläubigen ins Theater gehen. Zur Wende war das auch alles möglich, da musste man niemand fragen, ob man so einen Glockenturm bauen darf, sondern da hat man das eben gemacht. Heute müsste man wahrscheinlich sogar jeden Pfarrer und jeden Abgeordneten fragen..

Zum Welttheatertag

Der Welttheatertag (World Theatre Day) ist ein vom Internationalen Theaterinstitut (ITI) ins Leben gerufener jährlicher Aktionstag und findet seit 1961 am 27. März statt.

Der Welttag würdigt mit öffentlichen Veranstaltungen die Bedeutung der Theaterkünste. Jährlich setzt sich ein internationaler Theaterkünstler (in einer „Botschaft zum Welttheatertag“) mit Bedeutung und Wirkung der Bühnenkunst im gesellschaftlichen Kontext auseinander. Der Text wird übersetzt und verbreitet. Am Sitz der UNESCO in Paris wird der Welttheatertag seit vielen Jahren zusammen mit Vertretern des ITI und den Verfassern der Botschaft mit einer öffentlichen Veranstaltung begangen.[1]

Geschichte

Der Welttag des Theaters wurde vom 9. Weltkongress des ITI 1961 in Wien beschlossen[2]. Die Datierung geht zurück auf den traditionellen alljährlichen Eröffnungstag des ITI-Festivals „Theater der Nationen“ in Paris am 27. März.[3] Schon in den ersten Jahren wurde der Welttheatertag in über 80 Ländern mit Sonderveranstaltungen und öffentlichen Aktionen begangen. Zu den Verfassern der Botschaft zum Welttheatertag gehörten u. a. Jean Cocteau, Arthur Miller, Laurence Olivier, Helene Weigel, Peter Brook, Dmitrij Schostakowitsch, Pablo Neruda, Maurice Béjart, Ellen Stewart, Wole Soyinka, Tankred Dorst, Václav Havel, Augusto Boal.[4] (Quelle: Wikipedia)

Am Sonnabend, den 27. März ist Welttheatertag. Weltweit zelebrieren über 80 Länder diesen Tag seit seiner Gründung 1961, die aus der Initiative des finnischen International Theatre Institute (ITI) hervorgegangen ist. Heute setzt sich das internationale Theaternetzwerk aus 86 teilnehmenden Nationen zusammen. Zum Welttheatertag gehören Sonderveranstaltungen und öffentliche Aktionen. Dieses Jahr findet die Veranstaltung online statt. Das Generalsekretariat des ITI hat hierzu Theaterkünstler*innen und Gruppen dazu aufgerufen, Performance-Videos einzureichen. Die Videos werden während des gesamten Tages am 27. März gestreamt und können nach der Veranstaltung auf den Websites des ITI Worldwide und des World Theater Day aufgerufen werden. Jedes Jahr verbreiten renommierte Künstler*innen aus dem Film- und Theaterbereich jeweils eine Botschaft anlässlich des Welttheatertages. Die Botschaft richtet sich an die Bedeutung und gesellschaftliche Relevanz der Bühnenkunst und wird jedes Jahr in zahlreiche Sprachen übersetzt. Veröffentlichungen zum Welttheatertag von ITI -Deutschland finden Sie hier.

Kuppel des Opernhauses Dortmund während früherer Bauabeiten. Foto: Stille

Die diesjährige Botschaft kommt von der Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin und Oscar-Preisträgerin Helen Mirren:

„Dies ist eine sehr schwere Zeit für die darstellenden Künste, für viele Künstler:innen, Techniker*innen und Handwerker*innen in einem ohnehin von Unsicherheit geprägten Beruf. Vielleicht aber hat diese stets präsente Unsicherheit sie fähiger gemacht, diese Pandemie mit Witz und Mut zu überstehen. Schon jetzt drückt sich ihre Fantasie unter diesen neuen Umständen in einfallsreichen, unterhaltsamen und bewegenden Formen der Kommunikation aus – größtenteils dank des Internet. Menschen haben einander Geschichten erzählt, seit sie auf diesem Planeten sind. Und solange wir hier leben, wird es die wunderbare Kultur des Theaters geben. Der Schaffensdrang von Schriftstellern*innen, Designer*innen, Tänzer*innen, Sänger*innen, Schauspieler*innen, Musiker*innen und Regisseur*innen wird niemals erstickt werden und in sehr naher Zukunft mit neuer Energie und einem neuen Verständnis für die Welt, die wir alle teilen, wieder aufblühen. Ich kann es kaum erwarten!“

Ohne Kultur keine Zukunft. Die jedoch auch eine Dystopie sein kann, wie Schauspieler Armin Rohde einst warnte

Vor etlichen Jahren warnte der Schauspieler Armin Rohde auf einer Protestveranstaltung, die sich gegen eine von der Stadt Wuppertal geplante Theaterschließung (Rohde selbst war einst an dieser Bühne engagiert gewesen) richtete: Gehe der Kahlschlag gegen Kunst und Kultur so weiter und die Schließung von anderen gesellschaftsrelevanten Einrichtungen, würden die Menschen wohl alsbald mit Knüppeln wütend durch die Straßen rennen und sich gegenseitig die Köpfe einschlagen (dazu etwas in meinem Freitag-Beitrag). Was Rohde meinte: Kultur und Kunst sind für eine zivilisierte Form der Gesellschaft unabdingbar.

Leerstelle in der Corona-Krise: Zuschauerraum des Opernhauses Dortmund mit Blick auf die verwaiste Bühne. Foto: TW

Die Welt ist arg gespalten und in schwieriger Situation wie im Gründungsjahr des Internationalen Theaterinstituts 1948 in Prag

In einer ähnlich zersplitterten Welt wie heute, konstatiert MDR KULTUR-Theaterredakteur Petraschewsky „wurde das Internationale Theaterinstitut (ITI) gegründet. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg, 1948 in Prag. Es ging um Kulturaustausch und Völkerverständigung. Theater wurde schon damals als Mittel verstanden, um Information übereinander und gegenseitiges Verständnis zu transportieren. Es ging auch, das kann man in den Dokumenten aus Prag nachlesen, um Humanität. Gerade Theatergastspiele seien geeignet, das Sich-Nahe-kommen der Menschen und Völker zu ermöglichen. Nähe ist allerdings wegen der Pandemie gerade schlecht möglich. Theatergastspiele auch nicht.“

Warum denn nicht, fragen sich tausende Theaterschaffende seit Tagen in Frankreich. In Paris und vielen anderen Orten der Grand Nation haben sie ihre Theaterhäuser besetzt. Sie mahnen auf vielfältige Art und Weise: „Wir sterben, aber nicht auf der Bühne.“ (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Auch die französische Filmindustrie leidet sehr unter den Beschränkungen in der Corona-Pandemie. Darauf machte die Schauspielerin Corinne Masiero bei der Verleihung der César-Preise aufmerksam – auf eine besondere Art und Weise: Sie protestierte nackt auf der César-Preisverleihung. (Quelle: 20minuten.ch)

Unwillkürlich fragt man sich angesichts des Engagement in Frankreich: Wo bleiben hierzulande die Forderungen und Proteste der Theaterschaffenden, unterstützt durch deren Publikum?

Und noch einmal fällt mir Peter Sodann ein. Ich weiß nicht, was er zur Corona-Situation im Allgemeinen und zur Lage der Theater zu sagen hat. Allerdings ist er mir als jemand bekannt, der nie aufgab – waren die Steine die im Weg lagen oder ihm in den Weg gelegt wurden auch noch so mächtig. Dazu noch ein Beispiel: In der DDR war vieles knapp oder lief nicht so wie es sollte. Als in einem kalten Winter Kohlelieferungen für das neue theater nur sporadisch kamen oder ganz ausblieben und die Zuschauer manchmal in ihre dicke Winterkleidung eingemummelt in den Vorstellungen sitzen mussten, handelte er. Er wollte einfach nicht in Kauf nehmen, dass Aufführungen abgesagt werden mussten. Klar, es war ziemlich verwegen, was er da in der Not tat und gewiss auch alles andere als legal: Es hieß damals, er habe auf der Straße Lastkraftwagen des VEB Kohlehandel einfach gestoppt und sie samt ihrer Ladung zu „seinem“ Theater umgeleitet. Und bezahlt hat der die Kohle aus Filmgagen. Da mussten halt die Kohlefahrer noch einmal zum Laden fahren und die anderen Besteller verspätet beliefern. Zeiten waren das!

War denn das Theater für Sie eine Protest-Institution?“, wurde Sodann im Planet-Interview gefragt


Sodann:

„Ich habe versucht, immer die Wahrheit, die ich in einem Stück erkannt habe, auch auf der Bühne darzustellen. Ich fand, dass ein Theater auch immer ein aufklärerisches Institut sein muss. Denn die Dummheit, die in der Welt herrscht, musste ja irgendwann mal verschwinden. Und mein Theater war immer voll, vor der Wende und auch danach. Wobei ich meinen Spielplan nicht geändert habe, sondern stur so weitergemacht habe wie bisher, im Gegensatz zu vielen anderen Theatern, die nach der Wende umgeschwenkt haben und ganz andere Sachen gespielt haben.“

Theater muss sein!

Schon einmal in den 1990er Jahren waren in Deutschland Theater in ihrer Existenz bedroht. Der Deutsche Bühnenverein startete – ich glaube mich zu erinnern – nicht zuletzt auf Initiative des großen Theatermannes August Everding die Aktion „Theater muss sein!“. Das muss ordentlich gefettet werden: Theater muss sein! Auch jetzt in der Pandemie muss das gelten, finde ich. Meinetwegen mit Einschränkungen und Abständen. Doch niemand soll bitte daran denken, später – sollte dies Pandemie je beendet werden – Theater und andere Kultureinrichtungen und Festivals nur denen zugänglich zu machen, die einen Impfpass besitzen!





Ein trauriger und düsterer Welttheatertag ist das heute. Das Gewitter über Dortmund grollt noch immer. Der Himmel ist grau. Er wird sich irgendwann wieder lichten. Doch die dunklen, dick über unseren Theatern dräuenden Wolken werden bleiben. Wie lange noch? Leute wie Peter Sodann machen Hoffnung. Geht nicht, gibt es für sie nicht. Öffnet die Theater! Kultur ist ein LEBENSMITTEL! Und damit systemrelevant. Jetzt hagelt es auch noch in Dortmund!

Möge es zeitnah schöpferische Proteste hageln, die die Öffnung unserer Theater und Opernhäuser herbeiführen. In Frankreich schlafen die protestierenden Theaterschaffenden auf Matratzen in den ihren von ihnen besetzten Musentempeln, ihren Arbeitsstätten. Mögen bald wieder die Stimmen der Inspizientinnen und Inspizienten in den Bühnenhäusern erklingen: “Guten Abend, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen …”

Beitragsbild: Beleuchtungsbrücke. Repro: C. Stille

Hinweis: Dieser Beitrag erschien zuerst auf „Frische Sicht“.

Dortmund: Erinnerung an die von den Nazis zerschlagene jüdische Sportbewegung mit Übergabe des Makkabi-Meistertrikots von Max Girgulski – Gedenken an die Novemberpogrome im Opernhaus

Die vom faschistischen Hitler-Regime verübten Novemberpogrome jährten sich in diesem Jahr zum 81. Mal.

Daran, dass damals auch die jüdische Sportbewegung zerschlagen wurde, erinnerte eine Gedenkveranstaltung am Sonntagvormittag im Deutschen Fußballmuseum. Einen ganz besonderen Höhepunkt stellte die Übergabe des Meistertrikot von Max Girgulski aus dem Jahr 1936/37 an das Museum dar.

Am Sonntagnachmittag fand die obligatorische Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht im Opernhaus am Platz der Alten Synagoge statt.

Jüdische Fußballer waren in der Pionierzeit des Fußballs bestimmend. Die Nazis verbannten diese Tatsache aus dem Bewusstsein der Menschen

Jüdische Vereinsheime wurden in Brand gesetzt, Sportplätze beschlagnahmt. Die jüdischen Vereine erhielten ein Betätigungsverbot.

Der Direktor des Deutschen Fußballmuseums Manuel Neukirchner strich heraus, dass dem Museum der ganze jüdische Fußall sehr wichtig sei, weshalb man auch sehr froh über das übereignete Trikot von Max Girgulski sei. Jüdische Fußballspieler und Funktionäre jüdischer Herkunft seien nämlich gerade in der Pionierzeit des Fußballs sehr bestimmend gewesen. Neukirchner nannte stellvertretend Kurt Landauer und Walter Bensemann, die den DFB, den FC Bayern mitbegründet haben. Sowie herausragende Nationalspieler wie Gottfried Fuchs (erzielte die meisten Tore – zehn – in einem Spiel) und Julius Hirsch. Geschichte, beklagte Neukirchner, die leider vergessen ist. Weil die Nazis es ganz gezielt betrieben hätten diese Geschichte aus dem Bewusstsein der Menschen zu verbannen. Die so entstanden Lücken, sei das Fußballmuseum bemüht, zu schließen.

Der Direktor des Deutschen Fußballmuseums: Fußball spiegelt auch unsere Geschichte wider

„Das Trikot ist ein wunderbares Geschenk für das Deutsche Fußballmuseum“, sagte dessen Direktor Manuel Neukirchner. Der Fußball spiegele auch unsere Geschichte wider. Viele LehrerInnen, die mit ihren Klassen das Museum besuchten, lobten: „Was ihr mit eurer Ausstellung schafft, erreichen wir nicht mit unseren Geschichtsbüchern.“ Darin erzählte Biografien von Fußballern, welche in Konzentrationslagern zu Tode kamen, machten den SchülerInnen bewusst, was damals geschah.

Dasselbe gelte für den Frauenfußball, schwenkte Neukirchner in die jüngere Geschichte, „der bis 1970 vom DFB verboten“ gewesen war.

Auch deutsch-deutsche Geschichte interessiere die SchülerInnen sehr. Etwa das Spiel 1974 BRD gegen die DDR „mit dem berühmten Sparwasser-Tor“ und die TV-Kommentare des BRD- und des DDR-Kommentators.

Der Fußball transportiere eben auch gesellschaftliche Themen. Unter anderem stehe das im entsprechenden Kulturauftrag.

Dazu trage nun das Meistertrikot von Max Girulski bestens bei.

Die Tochter von Max Girgulski, Susana Baron, war eigens aus Chile angereist

Dafür dankte der Museumsdirektor der Tochter des Fußballers, Susana Baron. Sie war eigens mit Familienmitgliedern aus Chile nach Dortmund angereist.

Die Trikot wird als Exponat in die Abteilung „Vorgeschichte der Bundesliga“ aufgenommen, wo es einen Ehrenplatz bekommen soll. Neukirchner: „Es ist das einzig erhaltene Trikot in Deutschland für die jüdische Sportbewegung.“ Max Girgulski hatte es als er nach Buenos Aires emigriert ist mitgenommen, weil ihm dieser Fußball so wichtig war. Girgulski galt als ein hervorragender und hochbegabter Fußballer , der für Eintracht Frankfurt gespielt hat.

Andreas Eberhardt: Das Deutsche Fußballmuseum steht für wichtige Erinnerungskultur

Andreas Eberhardt (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft), sprach betreffs der Arbeit des Museums davon, dass hier lebendige Erinnerungskultur geleistet werde. Wir benötigte in Zeiten, die sich nicht unbedingt zum Besseren gewandelt haben, unterstrich Eberhardt, dringend gesellschaftliche Vorbilder vor allem für die Jugend.

„Es gibt schon seit längerem Alarmzeichen, wie präsent Judenhass in diesem Land ist“, sagte Mark Dainow

Mit Mark Dainow, dem Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, war einer der höchsten Repräsentanten jüdischen Lebens hierzulande zu Gast im Deutschen Fußballmuseum. Dainow rief die schlimmen Ereignisse des 9. November 1938 in Erinnerung. Für die Nazis sei das der Auftakt zur Shoa gewesen. Danach habe es für die Nazis kein Halten mehr gegeben, hätten sie doch bemerkt, wie gering „der Widerstand gegen ihren teuflischen Plan“ in der Bevölkerung war.

Mark Dainow.

Müsse das damalige Geschehen nicht allgemein bekannt sein heute, fragte Dainow und gab die Antwort sogleich die Antwort darauf: „Anscheinend leider nicht.“ Dies sei ihm schon lange vor den furchtbaren rechtsterroristischen Morden in Halle klar gewesen. Mark Dainow gab in seinem Grußwort zu bedenken: „Es gibt schon seit längerem Alarmzeichen, wie präsent Judenhass in diesem Land ist. Offenbar sind Teile der Gesellschaft vergessend und unwissend. Viele wüssten offenbar auch nicht, dass von den Nationalsozialisten verfolgte und ermordete jüdische Spieler wie Julius Hirsch Stars des deutschen Fußballs waren.“ Und er forderte: „Wir dürfen uns im Kampf gegen dieses Vergessen und Unwissen nicht beirren lassen.“ Dainow zitierte Helmut Kohl: „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann Gegenwart nicht verstehen und Zukunft nicht gestalten.“

Antisemitische und rechtsradikale Täter nicht länger als „Einzeltäter“ verharmlosen

In ihrem Impulsvortrag „Fußball und Antisemitismus“ sprach Prof. Stefanie Schüler-Springorum (Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung der TU Berlin), selbst leidenschaftlich fußballbegeistert, über die Entwicklung des Antisemitismus im Deutschen Fußball. Sie bestätigte darin das Vergessen jüdischer Fußballspieler nach dem Zweiten Weltkrieg und erinnerte daran, dass Vertreter des jüdischen Fußballs nach 1945 nicht wirklich willkommen waren hierzulande. Vertreter des DFB und der Vereine seien schließlich aktiver Teil des NS-Regimes gewesen. In Sachen Vergangenheitsbewältigung sei lange nichts unternommen worden. Im Gegenteil: Als die deutsche Mannschaft 1954 Weltmeister geworden sei, hätte man das Gefühl vermittelt: „Wir sind wieder wer!“

Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum.

Wenn früher und auch jetzt wieder Taten aus der rechten und neonazistische Ecke begangen wurden und werden und darüber dann immer wieder die Rede von „Einzeltätern“ gehe, dann so Schüler-Springorum, könne und wolle sie das weder länger hören. Aber erst recht nicht mehr hinnehmen. Auch nicht die antisemitischen und rechtsradikalen Ausfälle in deutschen Stadien und auf allen Ebenen des Fußballs. Beispielsweise gegen RB Leipzig.

Alon Meyer bezüglich Antisemitismus: „Wie müssen ins Agieren kommen!“

Während einer Diskussionsrunde mit Experten aus Sport und Gesellschaft über Antisemitismus im heutigen Sport redete u.a Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, über den traurigen Ereignissen Fußballalltag, wo antijüdische Schmierereien nur ein Teil davon darstellten, Tacheles. Er rief in Form einer „dringlichen Bitte“ dazu, dass auch das Museum sich an das Publikum richten möge, dass nicht den Weg in Museen finde. Zu diesem Behufe müssten Schulen verstärkt angesprochen werden, um deren SchülerInnen möglicherweise auch verpflichtend ins Fußballmuseum zu bringen, um sie u.a. betreffs des Themas Antisemitismus zu sensibilisieren. Nicht nur Prävention und Ansprache sei wichtig: „Wie müssen auch ins Agieren kommen!“ Gegen rassistische und antisemitische Taten in den Fußballstadien und auch davor müsse entschieden und resolut vorgegangen werden. Auch mit Verbandsausschlüssen und Stadionverboten müsse unter Umständen gearbeitet werden. Darüber war sich die Runde einig.

Erhebender und feierlicher Augenblick: die Enthüllung des Makkabi-Meistertrikots von Max Girgulski

Ein erhebender und feierlicher Augenblick an diesem Sonntagvormittag war dann die Enthüllung des Makkabi-Meistertrikots von Max Girgulski durch dessen Tochter.

Max Gilgurskys Sohn Rony hielt das Trikot nach dem Tod des Vater in Ehren. Dessen Schwester Susana Baron, die seit ihrer Heirat in Chile lebt, verwahrte das Meistertrikot des Vaters nach ihm.

Bis sie vom Interesse des Dortmunder Fußballmuseums am Trikot erfuhr und sich entschloss ihm Trikot des Vaters dauerhaft zu überlassen.

Susana Baron erzählte vom Lebensweg ihres Vaters: „Er wäre sicher stolz, dass sein Trikot nun im Deutschen Fußballmuseum ausgestellt wird. Es ist der richtige Ort. Ich hoffe, das Trikot meines Vaters dient insbesondere den jungen Ausstellungsgästen als Erinnerung, dass sich die Geschichte von Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung nie wiederholen darf.“

Susana Baron.

Girgulski war in den 1920er Jahren ein talentierter Nachwuchsspieler von Eintracht Frankfurt, der unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten den Verein verlassen musste und in den folgenden Jahren mit dem jüdischen Verein Bar Kochba erfolgreich an den Deutschen Makkabi-Meisterschaften teilnahm. Infolge der immer massiveren Ausgrenzung und Verfolgung wanderte Girgulski 1938 nach Argentinien aus. Nach Deutschland kehrte er nie wieder zurück.

Beitragsbild: Susana Baron und Manuel Neukirchner. Und alle anderen Fotos (Quelle: Deutsches Fußballmuseum)

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SONNTAGNACHMITTAG: GEDENKVERANSTALTUNG AM PLATZ DER ALTEN SYNAGOGE

Am Sonntagnachmittag fand die traditionelle Gedenkveranstaltung im Opernhaus des Theaters Dortmund am Platz der Alten Synagoge statt. Sie war sehr stark besucht.

Darbietung Jugendlicher zum Gedenken an die Pogromnacht auf dem Platz der Alten Syngoge vorm Opernhaus Dortmund. Foto: O. Schaper

Bürgermeisterin Birgit Jörder erinnerte an die schrecklichen Ereignisse von 81. Jahren. Die Erinnerung zeige, so Jörder im Opernfoyer, wie schnell Vorurteile in offene Gewalt umschlagen können, „begleitet vom Schweigen einer großen Mehrheit“. Weshalb man mit Sorge auf einen wieder wachsenden Antisemitismus schaue.

Bürgermeisterin Birgit Jörder: Das, was wir als sicher geglaubt haben, ist nicht sicher

Jörder: „Dass in diesem Jahr eine jüdische Einrichtung in Deutschland massiv angegriffen worden ist, beweist, dass der deutsche Lernprozess über den Antisemitismus nicht vorbei ist – und mit dem Anschlag von Halle wieder von vorne anfängt.“ Und weiter mahnte sie: Deshalb gedenken wir heute mit dem Versprechen, uns allen Angriffen auf unsere Gesellschaft entschlossen entgegenzustellen.
Wir gedenken mit dem Auftrag aktiv zu werden in einer Zeit, in der einige Politiker sich im bürgerlichen Gewand staats- und rechtstreu geben, aber gezielt gegen die Gebote der Menschlichkeit verstoßen.
Und wir gedenken mit der Botschaft, dass die demokratische Mehrheit wachsam bleiben muss und es keinerlei Toleranz geben darf, wenn Menschen aufgrund ihres Glaubens angegriffen werden.“

Dieser Gedenktag sage eben auch: „das, was wir als sicher geglaubt haben, ist nicht sicher.“

Zwi Rappoport dankt der Dortmunder Stadtgesellschaft für den Kampf gegen Rechts, kann jedoch nicht verstehen, dass regelmäßig Naziaufmärsche erlaubt werden

Zwi Rappoport, Vorsitzender Landesverband der jüdischen Gemeinde von Westfalen Lippe und Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund, sprach vom von den Nazis erzwungenem Abriss der Dortmunder Synagoge – noch vor dem 9. November. Auch er thematisierte die zunehmenden antisemitischen Ausfälle in der Gesellschaft.

Er kritisierte, dass hierzulande eine wirkliche Entnazifizierung nicht stattgefunden habe. Bis in höchste Ämter hätten es frühere Nazis nach 1945 in der BRD wieder geschafft.

Maskierten Judenhass in der Gesellschaft, skandalisierte Rappoport, nehme „die Kleinstpartei Die Rechte“ dankbar auf. Dass die demokratische Stadtgesellschaft dagegen massiv angehe, registriere die jüdischen Gemeinschaft positiv.

Mit Unverständnis reagiere man dagegen darauf, dass Gerichte regelmäßig Naziaufmärsche mit dem Verweis auf die Meinungsfreiheit erlaube. Sogar den Neonaziaufmarsch ausgerechnet am 9. November in Bielefeld.

Oberstaatsanwalt Andreas Brendel berichtet bewegt von seiner Bearbeitung von NS-Verbrechen

Kritik an der Justiz konnte Oberstaatsanwalt Andreas Brendel (Leiter der „Zentralstelle NRW für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen“) als Vertreter der Staatsanwaltschaft Dortmund nicht auf seine Arbeit beziehen. Brendel gestand jedoch zu, dass die Justiz nach 1945 vieles vernachlässigt und manches falsch gemacht habe.

Bewegt von seinen Eindrücken bezüglich seiner Ermittlungen und Einvernahmen von überlebenden Zeugen von NS-Verbrechen, etwa Massakern, im Ausland schilderte er Begegnungen mit ihnen beispielsweise in Frankreich.

Jüdisches Gebet und Kranzniederlegung auf dem Platz der Alten Synagoge

Im Anschluss an die Redebeiträge hielt Kantor Arie Mozes ein jüdisches Gebet.

Die musikalischen Beiträge der Gedenkveranstaltung im Opernfoyer führte das „duo soleil levant“ (Sandra Wilhelms und Gereon Kleinhubbert) aus.

Bürgermeisterin Birgit Jörder und Rabbiner Baruch Babaev bei der Kranzniederleung. Foto: O. Schaper.

Auf dem Platz der Alten Synagoge am Gedenkort für die das einstige jüdische Gotteshaus wurden zum Abschluss der Gedenkfeier Kränze niedergelegt.

Carol Strauss schenkte der Stadt Dortmund ein Ölgemälde von der in der Nazizeit zerstörten Synagoge

Die US-Amerikanerin Carol Strauss hat der Stadt Dortmund ein Gemälde geschenkt. Es handelt sich bei der Schenkung um ein Öl-Gemälde des Berliner Malers Alexander Dettmar aus der Ausstellungsreihe „Painting to remember – Zerstörung deutscher Synagogen“, der die Dortmunder Synagoge in seinem Werk künstlerisch rekonstruiert hat. Das Gemälde soll auf Wunsch von Frau Strauss dauerhaft seinen Platz in Dortmund finden. Zunächst wird das Bild im Dortmunder Opernhaus ausgestellt, das am Platz der Alten Synagoge steht und so an das 1938 in der Nazizeit zerstörte jüdische Gotteshaus erinnern. Im Foyer der Oper gab es es anlässlich der Überreichung des Gemäldes durch Carol Strauss im Beisein des Malers Alexander Dettmar ein Empfang.

Von links: Alexander Dettmar, Prof. Dr. Dr. Ursula Gather, Carol Strauss und OB Ullrich Sierau. Foto: Roland Gorecki

Theaterdirektor Tobias Ehinger: Vom Bewusstsein darüber, welche „Lücke in der Mitte von Dortmund klafft“ wo einst die Synagoge stand

Herzlich begrüßt wurden die geladenen Gäste, zuvörderst Carol Strauss, die mit ihrem Cousin, Rabbiner Mr. Fox und dessen Ehefrau angereist war, vom Geschäftsführenden Direktor des Theater Dortmund, Tobias Ehinger.

Ehinger brachte zum Ausdruck, wie sehr nicht nur ihm täglich bewusst sei, welche „Lücke in der Mitte von Dortmund klafft“, wo einst die alte Synagoge stand. Die Theatermitarbeiter behielten das in ihrem künstlerischen und kulturellen Handeln stets im Hinterkopf. Wenn er an diese Lücke denke, werde ihm immer wieder aufs Neue klar, so Ehinger, welche Lücken auch in die jüdischen Familien in Dortmund durch Mord und Vertreibung geschlagen worden seien. Dasselbe gelte für das kulturelle Leben in Deutschland.

Von links: Carol Straus, Rabbiner Mr. Fox mit Ehefrau und Alexander Dettmar. Foto: C. Stille

Hintergrund der Schenkung

Carol Strauss (geb. 1944 in New York City) ist die Nachfahrin des jüdischen Dortmunder Juristen Alfred Kahn und Lotte Landau, die 1938 aus Deutschland fliehen mussten. Carol Strauss hat eine enge Verbundenheit zu Dortmund aufgebaut, die aufgrund der geschichtlichen Ereignisse nicht selbstverständlich ist.

Carol Strauss war zwanzig Jahre Direktorin des Leo Baeck Institutes in New York City, ein wissenschaftliches Archiv, das die Geschichte und Kultur deutschsprachiger Juden dokumentiert.

Strauss hatte die Idee zu der Schenkung. In ihrem Auftrag hat Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Gather, Rektorin der Technischen Universität Dortmund, den Kontakt zur Stadt Dortmund hergestellt. Wie sie in ihrer Ansprache auf dem Empfang am vergangenen Mittwoch im Foyer des Opernhauses verriet, indem sie Oberbürgermeister Ullrich Sierau auf einer Mobilnummer anrief, die er ihr eigentlich für Notfälle gegeben hatte. Sierau sei sofort unmittelbar begeistert von der „großartigen Idee“ gewesen und habe gesagt, „Ja, das tut Dortmund gut.“, so Gather.

Prof. Ursula Gather lobte Carol Strauss für ihre Arbeit

Ursula Gather erwähnte lobend, dass Carol Strauss mit ihrer Arbeit stets dafür gesorgt habe, dass sie nicht allein den faschistischen Gräueltaten in der Erinnerung Raum gebe, sondern auch den Blick geweitet und gerichtet habe auf die lange und unendlich vielseitige Tradition des deutschsprachigen Judentums. Und so auch das friedvolle Zusammenleben nicht in Vergessenheit gerate. Das „kostbare Geschenk“ an die Stadt Dortmund stehe „repräsentativ eben für dieses Wirken, etwas zurück zu schenken, wo wir doch gar nichts verdient haben“.

Das Bild der Synagoge wird dessen Betrachter ein Impuls geben, sich mit deren Geschichte zu befassen, meint Oberbürgermeister Ullrich Sierau

In einer bewegenden Rede vor den versammelten Gästen – darunter u.a. Rabbiner Baruch Babaev – sprach der Dortmunder Oberbürgermeister noch unter dem Eindruck eines ziemlichen Schreckens (Sierau hatte den Treppensturz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier beim Digitalgipfel erleben müssen) stehend. Es sei, so Ullrich Sierau, „in der Tat auch eine kleine Metapher, dass das Schreckliche auch Menschen zusammenbringe“. So sei es auch „heute wieder“.

Das Ölgemälde der Dortmunder Synagoge, gemalt vor Alexander Dettmar. Foto: C. Stille

Ullrich Sierau verlieh seiner Freunde darüber Ausdruck, dass mit dem Bild die Synagoge wieder ein Platz ganz nah an ihrem einstigen Standort erhalte, der heute ein Ort sei, „der in multidimensionaler Weise deutsche Geschichte widerspiegelt“. Besser wäre es, die Synagoge wäre noch da und man könne sie besuchen und sinnlich erleben, sinnierte Sierau. Die Synagoge sei eines „der beeindruckendsten Gebäude Dortmunds“ gewesen. Aber immerhin könne man nun dank des Gemäldes die Synagoge nicht nur wieder sehen, sondern sich auch mit ihr auseinandersetzen. Sierau:“Bei vielen Veranstaltungen werden viele Menschen das Bild sehen und als Impuls erleben, sich selber mit der Geschichte des Standortes zu befassen.“

OB Sierau: Die jüdische Gemeinde hat einen festen Platz in der Stadtgesellschaft

Dieser Standort sei der Stadt Dortmund nicht nur ein historischer, sondern auch sehr wichtiger Ort. Sierau erinnerte daran, dass anlässlich des Evangelischen Kirchentages auf dem Platz der Alten Synagoge eine Aktion stattgefunden habe, die an die Menschen erinnerte, die im Mittelmeer auf der Flucht ertrunken sind. „Auch das war mit Bedacht gewählt“, unterstrich der OB.

Der Dortmunder OB Ullrich Sierau. Foto: C. Stille

Ullrich Sierau zeigte sich darüber froh, dass Dortmund heute wieder eine große jüdische Gemeinde beherberge, die einen festen Platz in der Stadtgesellschaft habe. Er versicherte: „Dafür werden wir immer eintreten und kämpfen“. Dazu zählte Sierau auch den entschlossenen Kampf gegen die Neonazis in Dortmund. Sehr froh sei er, dass „der zivilgesellschaftliche Widerstand dazu geführt habe, dass die Neonazis ihre unsäglichen Aufmärsche jetzt erst mal eingestellt haben“.

Kein Platz für extremistisches Gedankengut und schreckliche Taten in Dortmund

In Dortmund dürfe es keinen Platz für extremistisches Gedankengut und schreckliche Taten geben. Sierau erinnerte daran, dass erst vor Kurzem drei Brandsätze vor einer Dortmunder Moschee gezündet worden sind: „Auch das ist für eine Stadt, die sich dem interreligiösen Dialog und der interreligiösen Gemeinsamkeit verpflichtet fühlt, nicht hinnehmbar.“

Dank für die Schenkung an Carol Strauss und das künstlerische Engagement von Alexander Dettmar für dessen Reihe „Painting to remember – Zerstörung deutscher Synagogen“

Ullrich Sierau dankte Carol Strauss herzlich für die Schenkung und dem Künstler Alexander Dettmar für sein künstlerisches Engagement im Rahmen von dessen Ausstellungsreihe „Painting to remember – Zerstörung deutscher Synagogen“.

Von links: Carol Strauss und OB Ullrich Sierau. Foto: C. Stille

Die steigende Anzahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland besorgt Carol Strauss

Carol Strauss berichtete von einer Mail, die ihr eine gute Freundin nach dem furchtbaren rechtsterroristischen Anschlag von Halle vom 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, dem zwei Menschen zum Opfer gefallen waren, geschickt hatte. Die Freundin schrieb: „Wo sind wir nur hingekommen nach all den Jahren der Offenheit und dem Wiederaufbau von Beziehungen zwischen Juden und Nichtjuden in Deutschland?“

Dass sich in Deutschland, in Halle, so ein schrecklicher Vorfall ereignet hat und sich die Anzahl von antisemitischen Anschlägen erhöht hat, sei für sie sehr traurig: „Ich habe mein Leben lang gehört, dass Deutschland ein gutes, schönes Land ist, dass die Literatur und Geschichte Deutschlands enorm bedeutet ist, das die Sprache etwas Besonderes ist.“ Das erste Buch, das der Vater ihr vorgelesen habe, sei „Nathan der Weise“ gewesen. „Die Jahre 1933 bis 1945“, habe man ihr gesagt, „sind nicht die Geschichte Deutschlands“. Oft habe sie in New York dafür gestritten, dass Deutschland nun ein Land sei, wo Juden sich sicher fühlen können.

Carol Strauss geht es auch darum, dass Juden nicht ihre Identität verlieren

Die frühere Synagoge in Dortmund, die Synagoge ihrer Eltern und Großeltern, „stand für etwas“, sagte Strauss, das „heute kaum noch existiert: echtes, tiefes Bekenntnis zu glauben, dass der Mensch sich bessern kann, das tägliches Benehmen eine tiefere Bedeutung hat und dass alle in den Augen Gottes gleich sind.“

Dieser Glaube sei offenbar „heute altmodisch“, merkte Carol Strauss, bezugnehmend auf ihre Erfahrungen in den USA, an. Viel moderner sei heute offenbar der politische Glaube. Juden und Christen stritten sich in ganz anderem Kontext: Emigration, Rechte, Unrecht. Strauss fehlt die Verbindung „zu unseren Texten mit den Philosophien, die unsere jüdische Zivilisation ganz einzigartig mache“. Es gehe darum, die Identität nicht zu verlieren. „Die Predigten, die meine Eltern hier in der Synagoge gehört haben, sind ein Grundstein meiner Erziehung“, erinnerte sich Carol Strauss.

Für ihre Arbeit der Verständigung hat Carol Strauss 2005 das Bundesverdienstkreuz und 2015 das Große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik erhalten.

Carol Strauss ist darüber „beglückt“, dass das Bild „nun an diesem Ort angekommen ist“

Für Carol Strauss sei es eine besondere Ehre dieses Bild der Stadt Dortmund zu übergeben, unterstrich sie „beglückt“ – vor allem darüber, dass es nun „an diesem Ort angekommen ist“.

Zusammen mit dessen Urheber, Alexander Dettmar, enthüllte Carol Strauss unter dem Beifall der Anwesenden das auf einer Staffelei stehende Gemälde.

Der Künstler Alexander Dettmar regte an: Warum nicht einfach die nächste Schule in Dortmund nach Carol Strauss benennen?

Alexander Dettmar hob in einer kurzen Rede hervor, dass Carol Strauss in ihrem Institut immer dafür geworben habe, dass die ganze Besitze des Leo Baeck Institutes zurück nach Deutschland kommen. In ihrem ganzen, zupackenden Temperament stehe sie den Menschen im Ruhrgebiet in nichts nach. Sie sei in ihrer Art hilfsbereit, direkt und ehrlich.

Warum, fragte Dettmar fordernd, benenne man nicht einfach die nächste Schule in Dortmund nach Carol Strauss?! Sie sei ein Mensch, der Brücken baue. Gewiss käme sie dann auch gern nach Dortmund, um mit den SchülerInnen zu sprechen. Sie hätte ihnen doch so viel zu bieten, sagte der Künstler.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau schien dieser Idee gegenüber durchaus aufgeschlossen zu sein.

Geflügelte Nashörner als Geschenk an die Gäste aus den Händen des Oberbürgermeisters

Als Zeichen der Dankbarkeit und zur Erinnerung überreichte der Oberbürgermeister der edlen Spenderin des Gemäldes, Carol Strauss, ein Geflügeltes Nashorn: das Wappentier des Dortmunder Konzerthauses. Das Nashorn, so Sierau, sei auch in Bezug gesetzt zur sprichwörtlichen Dickköpfigkeit der Westfalen. Weil wir alle unsere Projekte zum Fliegen brächten, habe das Nashorn Flügel, erklärte der OB. Überdies überreichte Sierau dem Gast aus New York als ein weiteres Stück Dortmund ein Foto, welches das Haus ihrer Familie mit einem Firmenschild abbildet. Es hatte sich im Stadtarchiv gefunden. Eine kleinere Ausführung des Geflügelten Nashorns bekam der Künstler Alexander Dettmar zum Dank und als Erinnerung überreicht.

Ein Trio von MusikerInnen des Dortmunder Philharmonischen Orchesters bestritt die musikalischen Beiträge anlässlich des Empfangs im Foyer des Opernhauses am Platz der Alten Synagoge.

Das als Schenkung von Carol Strauss an die Stadt Dortmund überreichte Gemälde wird zunächst im Theater Dortmund ausgestellt.

Beitragsbild: Roland Gorecki

Dortmund: Ismail Küpeli in der Reihe BLACKBOX des Dortmunder Schauspiels zur Situation in der Türkei

Ismail Küpeli während des Vortrags. Foto: Stille

Ismail Küpeli während des Vortrags. Foto: Stille

Über die Türkei wurde nach einem Putschversuch im Juli dieses Jahres der Ausnahmezustand verhängt. Das Land am Bosporus schwebt zwischen Terror und staatlicher Willkür. Inoffiziellen Zahlen zufolge sind nach dem 17. Juli in der Türkei etwa 24 000 Menschen verhaftet worden. Über 1500 Institutionen wurden geschlossen, darunter Vereine, Gewerkschaften, Stiftungen, private Schulen, private Universitäten, private Krankenhäuser. Mehr als 80 000 Staatsbedienstete sind suspendiert oder entlassen, über 17 000 Menschen sitzen noch in Untersuchungshaft.

Fast 3500 Richter und Staatsanwälte wurden aus ihren Ämtern entfernt. 120 Journalisten sitzen im Gefängnis.

Zur Person

Diese Woche bestand im derzeit im „Megastore“ in Hörde residierendem Schauspiel Dortmund Gelegenheit mehr über die drastische Situation in der Türkei zu erfahren. Und zwar im Rahmen der hervorragenden Schauspielreihe BLACKBOX. Zu Gast war der Politikwissenschaftler und Journalist Ismail Küpeli. Er analysiert die Konflikte in der Türkei und im Nahen und Mittleren Osten. Ebenso berichtet er über die sozialen Proteste und die Folgen der neoliberalen Krisenpolitik in Europa. Küpeli, dessen Eltern aus Bursa (Westtürkei) stammen und in 1990er Jahren als politische Flüchtlinge nach Deutschland kamen, schreibt Beiträge für die Tageszeitung„neues deutschland“, die Wochenzeitung „Jungle World“ sowie für die Zeitschrift „analyse & kritik“ . Küpeli lehrt an der Ruhruni Bochum und gibt Interviews in Funk und Fernsehen.

Aktuelle Meldung kommt während der Anmoderation herein

Noch während Dramaturg Alexander Kerlin, der die Veranstaltung moderierte, den Gast vorstellte, kommt über dessen Smartphone eine neue

Ismael Küpeli (links) und am Rednerpult Dramaturg Alexander Kerlin. Foto: Djamak Hamayoun Theater Dortmund.

Ismael Küpeli (links) und am Rednerpult Dramaturg Alexander Kerlin. Foto: Djamak Hamayoun Theater Dortmund.

Meldung aus der Türkei herein: Nächste Woche will die regierende AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) einen Entwurf ins türkische Parlament einbringen, der zum Beschluss eines Referendums führen soll, mithilfe dessen die AKP die Einführung eines Präsidialsystems in der Türkei erreichen will.

Europäische Politik und Medien erlag Trugbildern

Hinter dem Referenten eingeblendet war das Bild einer vom türkischen Militär im Zuge ihres „Antiterrorkampfes“ zerstörten Stadt im türkischen Kurdengebiet. Weitere Bilder gelang es leider nur teilweise oder gar nicht zu zeigen: die Videoanlage des Hauses wurde von einem technischen

Problem gebeutelt. Der Referent nahm es gelassen.

Ismail Küpeli meint, die Entwicklung der Türkei unter der AKP-Regierung sei sowohl von der europäischen Politik als auch von den meisten Medien fehlinterpretiert worden. Man sei quasi einem Trugbild erlegen.

Zum besseren Verständnis dessen rekapitulierte der Referent die von der türkischen Regierung eingeleiteten Entwicklungen unter der anfangs als moderat-islamisch geltenden AKP. Die bis zu den Wahlen von 2015 hatte mit absoluter Mehrheit regieren konnte. Das seinerzeit wirtschaftlich angeschlagene Land erlebte eine ökonomische Aufwärtsbewegung, die Demokratie erfuhr eine Stärkung, Löhne stiegen, man bemühte sich um eine formelle Abschaffung der Folter, die Abschaffung der Todesstrafe wurde beschlossen und der Einfluss der vormals nahezu allmächtige türkische Armee gestutzt. Wie es die EU für einen demokratisch verfassten Staat für richtig hielt. Viele Reformen gaben Anlass zu Hoffnung. Warum ein Trugbild? Weil diese Reformen wohl hauptsächlich deswegen durchgeführt worden, um die alten kemalistischen Eliten von der Macht zu entfernen und durch ihre die der AKP zu ersetzen.

Insider im Publikum mochten da an einen Ausspruch Recep Tayyip Erdogans aus den 1990er Jahren gedacht haben: „Demokratie ist wie mit der Straßenbahn fahren. Wenn man am Ziel ist, steigt man aus.“

Und die Europäer hätten, so Küpeli, die EU-Beitrittsgespräche als Hebel gesehen, diese auch in ihren Augen positive Entwicklung weiter zu befördern. Gleichzeitig hätte die EU aber wohl nie ein wirkliches Interesse daran und an der Türkei als künftigen EU-Mitgliedsstaat gehabt. Weil es ihr vermutlich hauptsächlich um wirtschaftliche Interessen gegangen sei. Gerade die beiden stärksten EU-Staaten Frankreich (unter Präsident Sarkozy) und Deutschland (unter Bundeskanzlerin Merkel) hätten ja auch nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie die Türkei nicht in der EU haben wollten.

Als die AKP Machtverlust fürchtete, reagierte sie hart

Ein erster Knacks dieser positiv scheinenden Entwicklung in der Türkei sei die Protestwelle 2013 in Istanbul gegen ein geplantes Bauprojekt auf dem Gelände des Gezi-Parks gewesen. In mehreren türkischen Großstädten waren die Gezi-Proteste zum Symbol eines Protestes gegen die als autoritär empfundene Politik der islamisch-konservativen Regierungspartei geworden. Die Proteste wurden brutal niedergeschlagen. Repressionen vonseiten der Regierung gegen Gegner und Kritiker der Regierung seien verstärkt worden. Als weiteren Knacks musste die AKP den Verlust der absoluten Mehrheit bei den Parlamentswahlen 2015 empfunden haben. Der Einzug der linken, prokurdischen HDP (Demokratische Partei der Völker) ins Parlament sorgte dafür. Erdogan ließ abermals wählen. Seine AKP konnte wieder eine Mehrheit gewinnen. Die HDP erlitt zwar Verluste, zog jedoch wieder ins Parlament ein. Die Repressionen gegenüber Kurden wurden verstärkt. Der Friedensprozess mit der PKK wurde von Erdogan gestoppt. Es gab wieder vermehrt Terroranschläge z.B. in Suruc oder Ankara mit vielen Toten und Verletzten. Und anderswo, wo Soldaten und Polizisten starben. Die Anschläge wurden dem IS oder der PKK zugeschrieben.

Die Stoßrichtung war klar: Gegen die Kurden

Die türkische Regierung habe, berichtete der Referent, dann verstärkt gegen angebliche Terroristen in den von Kurden bewohnten Gebieten vorgehen lassen. Städte und Dörfer wurden systematisch zerstört. Zynischerweise habe die türkische Armee nach ihrem „Antiterrorkampf“ an den Ruinen der Städte große türkischen Fahnen angebracht. Die Stoßrichtung wurde klar: Gegen die Kurden. Oft sei auch der Spruch „Ihr werdet die Kraft der Türken erleben“ an Häuserwänden zu lesen gewesen.

Alles Terroristen?“ Europa schaute dem Krieg gegen die eigene Bevölkerung weitgehend zu

Die Menschen standen unter manchmal tagelangem Ausgangsverbot. Schwerkranke starben, weil medizinische Versorgung unmöglich gemacht wurde. Menschen wurden erschossen oder starben in den Kellern unter den Trümmern ihrer Häuser. „Alles Terroristen“, fragte Küpeli in den Saal, „Babys, Kinder und Greise?“

Ismail Küpeli wies daraufhin, dass eine unabhängige Berichterstattung aus den Gebieten lange schon nicht mehr möglich sei. Mutmaßlich seien Kriegsverbrechen begangen worden. Eine internationale Kommission, die das hätte unabhängig überprüfen können, war abgelehnt, entsprechende Anträge der HDP im Parlament sind abgeschmettert worden. Die Beweise verschwanden mit den fortgeschafften Trümmern. Küpeli beklagte: Die Weltöffentlichkeit, auch Europa, habe weitgehend zugeschaut. Anklagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) seien an türkische Gerichte zurückverwiesen worden. Der Rechtsweg in der Türkei, wurde beschieden, müsse erst ausgeschöpft werden. Fragwürdig sei das. Erst recht nach dem Putschversuch, wo tausende Richter entlassen sind und nun eigentlich nur noch der AKP genehme Juristen „Recht“ sprächen!

Türkischer Nationalismus und die tiefe Spaltung des Landes sind große Probleme

Hinter diesem Krieg, erklärte Küpeli, stünde ein strammer Nationalismus. Und somit eine Ideologie mit der Vorgabe „Rettung des türkischen Staates“ und die Bewahrung dessen staatlicher Einheit. In der sich dem Referat anschließenden Diskussions- und Fragerunde sollte Küpeli noch darauf aufmerksam machen, dass die größte türkische Oppositionspartei, die Republikanische Volkspartei (CHP) diesbezüglich nahezu gleich ticke wie die AKP. Küpeli nennt deren Opposition – der seiner Meinung nach oft fälschlich als sozialdemokratisch apostrophierten Partei – „halbherzig“. So hätten auch CHP-Abgeordnete dafür gestimmt, HDP-Kollegen die parlamentarische Immunität wegen angeblicher Unterstützung der PKK abzuerkennen. Erst recht auf diesem nationalistischen Kurs sei seit eh und je die rechtsextreme MHP. Die wiederum – Ironie der Geschichte – nicht selten quer mit AKP gelegen habe, sie nun jedoch nach dem gescheiterten Putsch unterstütze.

Dieser Nationalismus, das ergab dann auch die Diskussion, ist ein grundlegendes Problem der Türkei. Auch die Tatsache, dass schwere Verbrechen – für die in der Vergangenheit auch die CHP Verantwortung trug – bis heute nicht aufgearbeitet worden seien. Ohne dies und bar einer obwaltenden Gerechtigkeit – ist sich Küpeli sicher – wird die Türkei keiner guten Zukunft entgegensehen. Schließlich sei das Land extrem gespalten. Gerade nach dem Putschversuch sei dies auch immer mehr hier bei Menschen zu beobachten, die ihre Wurzeln in der Türkei haben. Da würden kurdische Vereine und auch Moscheen angegriffen. Der Riss gehe durch Familien.

Eine vertrackte Situation

Dass es der AKP um die Errichtung eines islamischen Staates nach dem Vorbild des Iran gehe, glaubt Ismail Küpeli indessen nicht. Wohl aber – und darauf ziele auch die Installation eines Präsidialsystems – habe sie es auf einen gefestigten autoritären Staat mit demokratischer Fassade abgesehen. Damit, schätzte der Referent ein, dürfte sogar die EU kaum Probleme haben. Schließlich arbeite sie mit anderen autoritären Staaten wie beispielsweise Aserbaidschan bestens zusammen. Obwohl dort Oppositionelle und Journalisten brutal verfolgt würden. Der EU gehe es hauptsächlich um florierende Wirtschaftsbeziehungen. Zusätzlich sei ja da auch noch der Flüchtlingsdeal mit Ankara. Es stehe also zu befürchten, dass Erdogan weitgehend wird schalten und walten können wie ihm es in den Kram passe. Die Wiedereinführung der Todesstrafe hält Küpeli für möglich. Er rechnet aber für den Fall, dass der inhaftierte Kurdenführer Öcalan hingerichtet wird, mit blutigen Kämpfen in der Türkei. Auch in Deutschland dürfte es dann unruhig werden. Ob Erdogan das letztlich in Kauf nehmen werde, wisse freilich auch er nicht.

Eine Frage, die immer wieder auftaucht: Wer stand hinter dem Juli-Putsch?

Küpeli wird bei seinen Vorträgen immer wieder eine Frage gestellt: Wer stand hinter dem Putsch im Sommer? Er könne nur sagen, dass er nicht wisse wer hinter dem ziemlich dilettantisch durchgeführtem Putsch gestanden habe. Die von Erdogan beschuldigte Bewegung des Predigers Fethullah Gülen könne involviert sein. Fakt sei für ihn allerdings eines, dass der Putschversuch vor allem einem genutzt habe: Präsident Tayyip Erdogan, der diesbezüglich von „Gottes Geschenk“ gesprochen hatte.

Nun hatte man nämlich einen Vorwand, um rigoros gegen Menschen und Institutionen vorgegangen werden, die man vermutlich längst auf dem Kieker – wenn nicht sogar schon auf bestimmten Listen zu stehen – hatte.

Versäumnisse rächen sich

Warum die AKP so viele Wähler und Anhänger unter Türkischstämmigen in Deutschland habe, wollte ein Zuhörer wissen. Ismail Küpeli sieht bei den

denen eine Sehnsucht nach Anerkennung und ein Verständnis für ihre Belange. Beides habe man ihnen hier in Deutschland lange verwehrt. Sie empfänden sich – und das nicht immer zu Unrecht – nicht angenommen zu werden. In der Vergangenheit habe es große Versäumnisse gegeben.

Ebenso bei der EU. Die habe Ankara früher, als die Türkei hätte mehr integriert werden müssen, oft vor den Kopf gestoßen. Und heute handele man abermals falsch, wenn es darum ginge, gegenüber der Türkei betreffs ihrer fatalen Entwicklung hin zu einem autoritären oder gar faschistoide Züge tragenden Staat konsequent zu reagieren.

Die türkische Frauenbewegung ist sehr aktiv im Widerstand

Eine Zuschauerin wies zutreffend daraufhin, dass die Frauenbewegung in der Türkei eine der Gruppen in der Gesellschaft sei, die sich einer negativen Entwicklung entgegenstemme. Küpeli bestätigte das. Und erinnerte an einen derer Erfolge: ein Gesetz, dass Vergewaltiger Minderjährige hatte straffrei stellen sollen, wenn sie ihr Opfer heirateten, wurde gekippt.

Eine Prognose freilich, welchen Weg die Türkei gehen wird, vermochte auch Ismail Küpeli nicht abgeben

Wohl aber gelang es ihm zumindest in groben Zügen kompetent die Schwierigkeiten zu skizzieren in welchen das Land steckt. Und zu verdeutlichen,

Ismail Küpeli. Foto: Stille

Ismail Küpeli. Foto: Stille

dass die Ursachen vieler dieser immer wieder zutage tretenden Probleme auch tief in der Geschichte zu verorten sind. Gewalt indes, das unterstrich Ismail Küpeli ausdrücklich, sei nicht die Lösung. Weder werde man von ihm hören, dass er diesbezüglich die PKK verteidige noch wenn diese von Staatsorganen ausgehe. Es gehe nicht an, Polizisten zu töten, noch Zivilisten in den kurdischen Gebieten um ihr Leben zu bringen. Den Zuhörerinnen und Zuhörern dürfte nach diesem Abend im „Megastore“ des Dortmunder Schauspiels angesichts der bitter aufscheinenden Wirklichkeit aufgegangen sein, dass eine Lösung hinsichtlich eines erstrebenswerten Friedens auf der Basis von Gerechtigkeit und gegenseitiger Anerkennung wohl noch lange wird auf sich warten lassen.

Die Reihe BLACKBOX zu Themen der Migrationsgesellschaften und Terror vom rechten Rand wird kuratiert von Schauspiel Dortmund und bodo e.V.. Bereits zum dritten Mal fand die Veranstaltung in Kooperation mit der Offenen Fachhochschule der FH Dortmund statt.

Dortmund: Lesung zur Bücherverbrennung schlug Bogen ins Heute

Einer der Initiatoren der Lesung, der Bundestagsabgeordnete der SPD, Marco Bülow; Fotos: Stille

Einer der Initiatoren der Lesung, der Bundestagsabgeordnete der SPD, Marco Bülow; Fotos: Stille

Der Anlass aus welchem man sich am vergangenen Montag im Foyer des Schauspiel Dortmund (Theater Dortmund) am Hiltropwall der Ruhrgebietsmetropole zusammenfand, war einer, der an schreckliche Taten erinnern sollte. Sie geschahen vor nunmehr über acht Jahrzehnten. Am 30. Mai 1933 verbrannten Nationalsozialisten auf dem Dortmunder Hansaplatz – wie in vielen anderen deutschen Städten ebenfalls – die Bücher zahlreicher Schriftsteller. Demokraten sollen derlei nie wieder zulassen. Schließlich weiß man: Wo Bücher verbrannt werden, verbrennt man bald auch Menschen.

Fürchterlichen Geschehnissen von damals zu gedenken, heißt auch das Heute in den Blick zu nehmen

Gedenken an die fürchterlichen Geschehnisse von damals ohne einen aktuellen Bezug zur Gegenwart herzustellen vertut Chancen, die Demokratie wehrhaft zu schützen. Zumal sich in jüngster Vergangenheit in Dortmund schlimme Übergriffe auf Demokraten zugetragen haben. Neonazis bedrohten immer wieder Antifaschisten. Anhänger der Partei Die Rechte griffen Demokraten an, die sich nach Abschluss der letzten Kommunalwahl einer rechten Horde entgegenstellten, die das Rathaus hatten stürmen wollen. Kritische, antifaschistische Journalisten mussten offenbar von Neonazis geschaltete Todesanzeigen gegen sie in der Zeitung lesen. Dies war der letzte Auslöser für einen Entschluss des Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordneten Marco Bülow betreffs einer solchen Veranstaltung.

Marco Bülow und Kollege Markus Kurth wollten Zeichen setzen

Auf Initiative der Bundestagsabgeordneten Marco Bülow (SPD) und Markus Kurth (Bündnis 90/Die Grünen) lasen Mitglieder des Dortmunder Schauspiel-Ensembles an diesem Montag Texte der einst verbotenen Autoren, begleitet von den anderen Abgeordneten des Bundestags aus Dortmund:

„Die Bücherverbrennung der Nazis symbolisiert Unmenschlichkeit und die Angst vor Freiheit und dem freien Wort. Auch heute sähen Rechtsextremisten wieder Hass gegen engagierte Journalisten und Politiker – dagegen möchte ich ein Zeichen setzen“, so MdB Marco Bülow (SPD), der sich den Worten von Markus Kurth (MdB von Bündnis 90/Die Grünen) anschließt: „Rassismus und menschenfeindliche politische Dummheit scheinen nie auszusterben. Daher gilt es, sich für all jene zu engagieren, die mit Geist und Scharfsinn, mit der Macht des Worts der Dummheit entgegentreten.“

Marco Bülow: „Wenn man Schriftsteller, Autoren öffentlich bedroht, versucht man die Meinungsfreiheit einzuschränken

Der Titel der Lesung für Presse- und Meinungsfreiheit lautete: „Wer weiterliest, wird erschossen“

Die jeweiligen anwesenden Politiker – man merke auf: Mitglieder von CDU, SPD, Bündnis 90/Grüne, Piratenpartei und DIE LINKE im Verein für eine Sache! – äußerten sich in kurzen Wortbeiträgen zu ihren Gründen, einen bestimmten Text einer Autorin, eines Autors gewählt zu haben. Marco Bülow: „Wenn man Schriftsteller, Autoren öffentlich bedroht, versucht man die Meinungsfreiheit einzuschränken. Dann muss man deutlich machen, dass das so nicht geht. Dann muss man ein Zeichen setzen.“ Dieser historische Jahrestag – Bücherverbrennung in Dortmund – eigne sich seiner Meinung nach dafür außerordentlich gut. „Für das damals Geschehene gibt es keine Kollektivschuld der heutigen Menschen. Wir haben aber eine Verantwortung zu dem was jetzt passiert.“ Gerade auch in Dortmund liefen heute wieder Menschen herum, die „damalige Zeiten wieder zurückholen wollen“ und Ängste schüren. Verantwortung zu übernehmen, heiße zu gedenken – so Bülow weiter – sondern auch Zeichen zu setzen. Nicht nur auf der Straße. Auch in Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen. Ausdrücklich zur Lektüre empfahl der Sozialdemokrat Volker Weidermanns „Das Buch der verbrannten Bücher“. Zum Vorlesen wählte Marco Bülow Stefan Zweig „Die Welt von Gestern“.

Ulla Jelpke: Rosa Luxemburg war nicht das Flintenweib, als das sie ihre Feinde darstellten

Ulla Jelpke (MdB DIE LINKE) erklärt, warum sie sich für einen Text von Rosa Luxemburg entschied.

Ulla Jelpke (MdB DIE LINKE) erklärt, warum sie sich für einen Text von Rosa Luxemburg entschied.

Ulla Jelpke (MdB DIE LINKE) präferierte die Autorin Rosa Luxemburg, deren Bücher alle verboten und verbrannt wurden, entschieden. Gerade in „Briefe aus dem Gefängnis“, merkte die LINKE-Politikerin an, zeige für sie, dass Luxemburg, die oft als „kaltblütig bis blutrünstig“ beschrieben worden sei „nicht das Flintenweib“ gewesen sei, als das sie von ihren Feinden dargestellt wurde und von bestimmten Kreisen heutzutage noch noch so gesehen werde. Rosa Luxemburg sei eine große Humanistin gewesen. Ihre Inhaftierung habe einzig den Grund gehabt, eine hartnäckige Kriegsgegnerin zum Schweigen gebracht werden sollen, sagte Jelpke.

An den Grundfesten der Verfasstheit unserer Gesellschaft dürfe allerdings nicht gerüttelt werden, machte Pirat Torsten Sommer deutlich

Pirat Torsten Sommer bedankte sich besonders dafür, an der Veranstaltung teilnehmen zu dürfen, schließlich kein Mitglied einer großen Partei, sondern „nur einer kleine Partei und Abgeordneter im im Landtag von NRW“. Sommer hob hervor, wie wichtig es ihm sei über Parteigrenzen hinweg „ein Zeichen der Entschlossenheit gegen Nazis“ senden zu können, „die nicht nur in unserer Stadt ihr Unwesen treiben“. „Bei allen politischen Differenzen, die wir im System haben.“ Sommer hatte sich für einen Text aus der Hand Jack Londons „Die eiserne Ferse“ entschieden. Der Politiker der Piratenpartei kritisierte die Benutzung des Ausdrucks „Lügenpresse“ hart und wollte für die Gesellschaft das Folgende gelten lassen: Jeder dürfe bei uns ziemlich alles sagen was er wolle, postulierte Torsten Sommer. An den Grundfesten der Verfasstheit unserer Gesellschaft dürfe allerdings nicht gerüttelt werden. Niemand habe das Recht jemanden zu diffamieren.

Selbst nicht regimekritische Bücher wurden am Ende verbrannt, bemerkte Steffen Kanitz (MdB CDU) an

Steffen Kanitz (MdB CDU) mit einem Kinderroman von Erich Kästner.

Steffen Kanitz (MdB CDU) mit einem Kinderroman von Erich Kästner.

Der Christdemokrat und Bundestagsabgeordnete seiner Partei, Steffen Kanitz trat mit einem Kinderroman auf den Plan: „Pünktchen und Anton“ von Erich Kästner. Ein eigentlich äußerst unterhaltsames „und längst nicht regimekritisches Buch“, wie Kanitz anmerkte, „das aber am Ende auch verbrannt“ wurde. Wie übrigens fast alle Werke dieses Schriftstellers.

Markus Kurth: In der aus den Fugen geratenen Welt Witz und Humor behalten

Markus Kurth (MdB Bündnis90/Grüne): Dürfen unseren Humor nicht verlieren.

Markus Kurth (MdB Bündnis90/Grüne): Dürfen unseren Humor nicht verlieren.

Schlussendlich der Grünen-Politiker Markus Kurth war mit „Der Untertan“ von Heinrich Mann angetreten. Ein Roman, in welchem Diederich Heßling eigentlich tragikomisch auftritt – der ein Machtmensch in wilhelminischer Zeit ist, der nach oben buckelt und nach unten tritt. Eine Sorte Mensch, „ein weiches Kind“ von Geburt, wie Heinrich Mann schreibt, die – wie wir gewiss alles wissen – auch heute noch nicht ausgestorben ist. Kurth gefalle, so sagte er, dass Mann „diesen autoritären Charakter immer wieder in seiner ganzen Lächerlichkeit“ zeige. Der Grüne mutmaßte, dass die Nazis gerade deswegen auch gerade dieses Buch unbedingt verbrennen wollten und verbrannten. Markus Kurth gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass wir angesichts da momentan „die Welt aus den Fugen geraten zu sein scheint“ auch „unseren Witz und Humor behalten“ mögen.

Fazit

Andreas Beck, einer beiden Schauspieler beim lesen eines der Texte.

Andreas Beck, einer beiden Schauspieler beim lesen eines der Texte.

Ein rundum gelungene Veranstaltung! Als wirklicher Glücksgriff erwies sich, dass die Texte für die sich die anwesenden Politikerin und ihren Kollegen entschieden hatten, von brillanten Schauspielern gelesen – was schreibe ich: mit Herz, Seele und beinahe jeder Faser ihres Körpers gegeben – wurden! Das hatte sich freilich auch in der so erfolgreich von Kay Voges geführten Spielstätte des Theaters Dortmund förmlich angeboten. Die Schauspieler Andreas Beck und Uwe Robeck sorgten im oberen Foyer des Schauspiel Dortmund dafür, dass sich die gewiss hochpolitische Lesung unter dem Titel „Wer weiterliest, wird erschossen!“ künstlerisch sich zu einem wirklichen Glanzlicht steigerte. Es lief einen eiskalt den Rücken herunter. Man war und wurde mitgenommen. Gedenken an das schlimme Vergangene. Vergangen? Das Gedenken an verbrannte Bücher und Menschen, dass in der Gegenwart ankam – wo schlimme Gestalten aufs Neue versuchen, Meinungs- und Pressefreiheit einzuschränken. Die dankenswerterweise von Marco Bülow und Markus Kurth initiierte, sich gegen Rassismus und menschenfeindliche politische Dummheit wendende, Lesung setzte ein nötiges Zeichen. In der Tat! Es kann der teilnehmenden Politikerin, den anwesenden Politikern, welche sich über Parteigrenzen – von CDU bis zur LINKEn – unbedingt für die Bewahrung der Presse- und Meinungsfreiheit – um nichts geringeres als die Verteidigung von Demokratie und demokratischer Rechte – engagierten und so Gesicht zeigten und ihre Stimme erhoben.