Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete kürzlich in Espelkamp vier Frauen und vier Männer aus NRW mit dem Verdienstorden der BRD aus. Darunter die Dortmunder Künstlerin Bettina Brökelschen

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnete am 14. März 2024 in Schloss Benkhausen in Espelkamp vier Frauen und vier Männer aus Nordrhein-Westfalen mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland aus. Die Geehrten engagieren sich in vielfältiger Weise, unter anderem in der Gewaltprävention, im Berufsverband oder im Sport, in der Hospizarbeit oder in der Kommunalpolitik. Außerdem unterstützen sie Menschen in schwierigen Lebenslagen oder sind als Schiedsperson aktiv und stärken damit das gesellschaftliche Zusammenleben in unserem Land.

Die Ordensverleihung fand während der „Ortszeit Espelkamp“ statt, der zehnten Reise des Bundespräsidenten in der Reihe „Ortszeit Deutschland“.

Das Staatsoberhaupt verlegt dabei seinen Amtssitz für drei Tage in verschiedene Regionen des Landes, um dort mit den Menschen in direkten Austausch zu kommen.

Die Ortszeiten bieten zugleich den Rahmen, um Engagierten zu danken, die sich im jeweiligen Bundesland seit Langem in herausragender Weise um das Gemeinwohl verdient machen.

Unter anderen ausgezeichnet wurde die Dortmunder Bürgerin Bettina Brökelschen.

Dass Kunst nicht nur dekorativ ist, sondern Menschen zusammenbringt, zeigt das Engagement von Bettina Brökelschen. Sie ist seit über zwanzig Jahren eine Persönlichkeit des Dortmunder Kunstlebens, bei der der soziale Gedanke immer mitschwingt. Mit der Ausstellung „Jüdisches Leben in Dortmund“ beispielsweise hat sie einen wichtigen Beitrag zur interreligiösen Verständigung geleistet.

Aber auch für Menschen in schwierigen Lebenslagen engagiert sich Bettina Brökelschen. So unterstützt sie seit vielen Jahren den Verein „Dortmunder Mitternachtsmission“, der eine Beratungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution betreibt.

Im Rahmen ihres Engagements für die „Aidshilfe Dortmund“ hat sie einen Kalender gestaltet, Kunstaktionen initiiert und Malkurse angeboten.

Auch für den Kinderschutzbund ist sie aktiv und hilft unter anderem bei der Erstellung von Weihnachtskarten.

Pressemitteilung Bundespräsident (1)

Pressemitteilung Bundespräsident (2)

Fotos: Friedrich Fuß

Beiträge zu Bettina Brökelschen hier, hier, hier und hier.

Dortmund: Lesung mit dem legendären Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz im Meilenstein. Künstlerin Bettina Brökelschen stellt ihre Werke zum Thema „Mensch“ aus

Die Künstlerin Bettina Brökelschen stellt ihre Werke zum Thema „Mensch“ in der Nachbarschaftswerkstatt Meilenstein in Marten aus. Im Rahmen dieser Ausstellung soll das Thema „Mensch“ in Form verschiedener Begegnungen mit Künstlern, Autoren und Menschen mit besonderen Lebensläufen aufgegriffen werden.

Der bekannte Wissenschaftsjournalist Jean Pütz kommt am Sonntag, 25. Februar um 16.00 Uhr gerne in den Meilenstein, In der Meile in Marten, um persönlich das Anliegen zu unterstützen. In dem Austausch mit Bettina Brökelschen erzählte Jean Pütz auch von seinen Erlebnissen während der Kriegszeit im durch Bomben zerstörten Köln. Diese Erfahrungen, meint Bettina Brökelschen, dürfen nicht vergessen werden. „Sie müssen wachgehalten werden, damit sich das niemals wiederholt und besonders junge Menschen daraus lernen können. Zeitzeugen, wie Jean Pütz, sind dabei ungeheuer wichtig.“

Jean Pütz ist als Wissenschaftsjournalist bei vielen Menschen bekannt und geschätzt. Viele kennen ihn noch als Moderator zahlreicher wissenschaftlicher Sendungen, wie zum Beispiel der Hobbythek, aber auch durch seine zahlreichen wissenschaftlichen Bücher.

Für seine journalistische Tätigkeit hat Jean Pütz viele Preise erhalten. Er ist Gründungsmitglied der Wissenschafts-Pressekonferenz (WPK). In den letzten 30 Jahren hat Jean Pütz rund 80 Bücher veröffentlicht. Nach Erreichen seines Rentenalters mit 65 Jahren betreute er drei weitere Jahre seine Sendungen als freier Mitarbeiter.

Sein aktuelles Buch „Wohlstand und Wachstum ohne Reue“ hat großes Interesse geweckt bei seiner Vorstellung auf der Weltklimakonferenz im letzten Jahr in Dubai.

Wer das Buch erwerben möchte, kann es zu der Veranstaltung zum Signieren durch Jean Pütz mitbringen.

Stadtteilarbeit besteht aus Beziehungen und Begegnungen. Innerhalb dieser Reihe zum Thema „Mensch“ der Künstlerin Bettina Brökelschen werden ganz unterschiedliche Sichtweisen zum Thema Mensch ausgetauscht. Diesen Prozess zu fördern, ist das gemeinsame Anliegen der Künstler*innen, Autor*innen und auch der Nachbarschaftswerkstatt Meilenstein, meint Maria Lara vom Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V.

Musikalisch stimmungsvoll begleitet wird diese Veranstaltung durch Voerstmusic, das Duo mit Uwe Thielker & Sigrid Ristow mit Jazz-, Blues- und Swing.

Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Der Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V. freut sich über eine großzügige Spende als Eintritt zur Veranstaltung.

Quelle: Förderverein Dortmund-Marten und Germania e.V./Bettina Brökelschen.

Beitragsfoto: via Bettina Brökelschen

„Begegnungen mit Peter Scholl-Latour“ – Ein persönliches Portrait von Ramon Schack

Erst vor Kurzem hatte ich hier am Beispiel der Dortmunder Malerin Bettina Brökelschen aufgezeigt, welch Einfluss die Begegnung mit einem interessanten Menschen auf das weitere Leben eines Menschen ausüben kann.

Ähnliches hat der Journalist und Politikwissenschaftler Ramon Schack erlebt. Wenn ich ehrlich bin, beneide ich ihn um dessen persönliche Begegnung mit einem ganz Großen: Nämlich Peter Scholl-Latour. Er hatte ihn vor vielen Jahren zufällig getroffen und war mit ihm ins Gespräch gekommen. Und dann hatten sich beide über die Jahre – bis nahezu zum Tode Scholl-Latours im Jahre 2014 – immer wieder getroffen. Aus der Begegnung erwuchs ein beruflicher Kontakt, eine gute Bekanntschaft und später sogar eine Freundschaft.

Der Journalist Peter Scholl-Latour war in seiner Branche früh eine Ausnahmeerscheinung und blieb bis zum Schluss

Der deutsch-französische Journalist Peter Scholl-Latour war schon früh eine Ausnahmeerscheinung in seiner Branche. Und er blieb es bis zum Schluss. Erst recht wäre er es heute! In Zeiten, da der deutsche Journalismus vor allem bezüglich seiner Funktion als Wachhund der Politik im Sinne der Vierten Gewalt, leider ziemlich auf den Hund gekommen ist. Weshalb nicht nur ich immer öfters feststelle: Der Mann fehlt.

„Den Medien“, schrieb Medrum.de am 18.8. 2014, „hält der Journalist und Kenner vieler Brennpunkte des Weltgeschehens vor, überall Desinformation aufzugreifen und falsche Bilder zu vermitteln, anstatt über das tatsächliche Geschehen und seine Hintergründe unvoreingenommen und qualifiziert zu berichten.“ Medrum.de verweist im selben Text auf Interview mit Scholl-Latour hin: „Im Interview mit BR Alpha merkt Scholl-Latour zu seiner kritischen Distanz gegenüber westlichen Denkschablonen an, er sei sehr eng mit den Menschen in anderen Erdteilen zusammenkommen und habe gemerkt, dass unsere Vorstellung, dort Demokratie und Parlamentarismus einzuführen, illusorisch sei, dass man den Ländern ihre eigene Natur und Kultur lassen müsse. Er sei nie ein Prediger gewesen, der versucht habe, die Welt zu verbessern. So wäre etwa ein Versuch, die Chinesen zur amerikanischen Form der Demokratie zu bekehren, purer Blödsinn. Außerdem werde dauernd gelogen.“

Scholl-Latour kritisierte die Berichterstattung: „Die Leute haben keine Geschichte gelernt“

Und weiter stellte Peter Scholl-Latour laut Medrum.de fest: „Scholl-Latour betont, er habe früher noch die Möglichkeit zur kritischen Berichterstattung gehabt und dabei auch den Schutz des Intendanten gehabt. Heute sei vieles anders. Inzwischen sei er so weit, wenn er Nachrichten sehen wolle, dass er ntv ansehe statt ARD und ZDF. Auf die Frage „Warum?“ antwortet Scholl-Latour: „Weil die nichts mehr bringen.“ Auf den Einwand, die Geschehnisse in der Ukraine seien Gegenstand intensiver Berichterstattung gewesen, entgegnet Scholl-Latour: „Aber falsch! Aber falsch!“ Das Grundproblem der Ukraine werde nicht verstanden.  An der Berichterstattung sehe man, so Scholl-Latour: „Die Leute haben keine Geschichte gelernt. Rußland ist in Kiew entstanden. Kiew ist der Ursprung Russlands.“ In diesem Zusammenhang kritisiert Scholl-Latour auch die Voreingenommenheit der Journalisten, die zum Beispiel bei der Berichterstattung vom Maidan deutlich zu erkennen gewesen sei.“

Hoher Respekt für einen Journalisten, der die Welt aus eigener Anschauung kannte

Manche Schlaumeier in Journalisten und Medienkreisen warfen Scholl-Latour direkt oder hinter vorgehaltener Hand vor, eine Unke zu sein. Nicht selten jedoch behielt der große alte Mann des Journalismus aber mit seinen Befürchtungen recht. Wir müssen nur heute einmal kritisch in die Welt hinausschauen. Der Mann zählte einfach nur eins und eins zusammen. Dabei war er freilich kein Wahrsager der sich einer Glaskugel bediente. Sondern ein gebildeter Mensch, der sich in der Welt und in der Geschichte auskannte. Deshalb schätzte ich den Mann, der die Welt aus eigener Anschauung kannte, und brachte ihm hohen Respekt entgegen.

Umso mehr merkte ich auf, als ich auf das bereits 2015 erschienene Buch „Begegnungen mit Peter Scholl-Latour“, mit dem Untertitel „Ein persönliches Portrait von Ramon Schack“ aufmerksam wurde. Ich kaufte es und, mich freuend auf die Lektüre, stürzte ich mich sogleich – sozusagen Hals über Kopf – hinein. Es fesselte mich bis zum Schluss. Und trieb mich dann sogleich dazu an, endlich zwei bereits angefangene Scholl-Latour-Bücher, die ich wegen anderen „Leseaufgaben“ zwecks Rezension, hatte schweren Herzens zunächst zurück auf die Halde noch zu lesender Bücher gelegt hatte, weiterzulesen.

Ich hatte schon früher in der DDR Scholl-Latours TV-Reportagen (hauptsächlich zur Zeit des schrecklichen Vietnam-Krieges) im Westfernsehen verfolgt. Und auch an seinen Lippen gehangen, wenn er später anderweitig und in anderen Kontexten zu sehen war. Etwa in Talkshows, wo er gegen Ideologisch bedingte Dummheit, Arroganz, Demagogie und Unwissenheit seitens der anderen Gäste ankämpfte und oft der einige war, wusste wovon er sprach. Denn er war nicht nur ein großartiger Journalist, sondern eben auch ein in Geschichte und Religionen äußerst belesener durch seine vielen Reisen klug und weise gewordener Mann. . Scholl-Latour hat alle (!) Länder der Welt bereist. Zuletzt noch im hohen Alter. Und wenn er aus und über die vielen Weltgegenden berichtete, wusste er wovon er sprach. Heute ist es ja oft leider so, dass Korrespondenten oft weit weg vom Ort des Geschehens berichten.

Vor allem kannte sich Scholl-Latour in der arabischen Welt und dessen Geschichte, der Weltgeschichte insgesamt ohnehin, perfekt aus. Weshalb oft er als d e r „Welterklärer“ galt. Viele große Staatenlenker hatte er persönlich getroffen. Als der greise, Ajatollah Ruollah Musawi Chomeini, politischer und religiöser Führer der Islamischen Revolution von 1979, von Paris aus nach Teheran flog, war Peter Scholl-Latour mit an Bord der Maschine. Doch damit nicht genug: Man hatte ihm die Verfassung der Islamischen Republik Iran vorsichtshalber anvertraut.

Gregor Gysi hat übrigens das Vorwort zu Ramon Schacks Buch geschrieben. Und ich schließe mich betreffs der Beurteilung von Scholl-Latour Gysis Worten an. Nämlich, dass Scholl-Latour für unsere Medienlandschaft sehr wichtig gewesen sei. Gysi weiter und ich kann dem Politiker auch hierin beipflichten: „Nicht, dass ich jedes politische Urteil und jede Kommentierung mit ihm geteilt hätte. Dazu hätte ich konservativer sein müssen.“

Scholl-Latour sei einer der wenigen gewesen, die kritisch auf den Krieg der NATO in Afghanistan, der „Koalition der Willigen“ im Irak und auf die Intervention in Libyen reagiert habe. Diese Skepsis fehle Gysi in diesem „so unkritisch gewordenen, affirmativen Zeitgeist“. Was auch ich dreimal unterstrichen haben möchte!

Ramon Schack bekennt, bei seinem Portrait handele es sich um „kein objektives Buch“: „Nein, es ist subjektiv bis ins Mark.“ Es handele sich um Schacks „persönliche Würdigung Peter Scholl-Latours, in Form eines Portaits, welches auch biografische Elemente beinhaltet“.

Ja, und es stimmt wohl , was dieses dem Buch voran gesetzte Zitat Leopold von Ranke zum Ausdruck bringt:

„Eine große Persönlichkeit bemerkt man nicht allein wenn sie gegenwärtig ist; man wird ihren Wert erst dann noch mehr inne, wenn die Stelle leer ist, die sie einnahm“

Quelle: Leseprobe aus dem im 3 Seiten Verlag erschienen Buch via Bücher.de

So erging es auch dem Autor Ramon Schack und sicher vielen anderen, die Arbeit Scholl-Latours schätzten.

Der 3 Seiten Verlag schrieb im Erscheinungsjahr 2015 zum Buch:

„Über ein Jahr ist seit dem Tod von Peter Scholl-Latour vergangen. Die Lücke, die sein Ableben hinterlassen hat, ist für viele Menschen noch schmerzhaft spürbar. So auch für Ramon Schack. In den vergangenen Monaten, nach dem Tod von Scholl-Latour, wurde Ramon Schack erst richtig bewusst, welchen Einfluss Peter Scholl-Latour auf sein Leben hatte.“

Und weiter: „In den Augen Schacks, unterschied sich Scholl-Latour vorteilhaft von jenen Kollegen, die ihr fest gefügtes Weltbild nicht durch eigene Recherche vor Ort durcheinanderbringen lassen. Aus diesem Grund hat er seine Begegnungen mit Peter Scholl-Latour literarisch aufgearbeitet.

„Begegnungen mit Peter Scholl-Latour“ – Es ist nicht zu viel versprochen: Schacks Buch „bietet frische und interessante Impressionen aus dem Leben sowie auf das Werk und den Menschen Peter Scholl-Latour, flankiert von den politischen Umbrüchen und historischen Umwälzungen, über die er über ein halbes Jahrhundert hinweg berichtete. Ferner werden dem geneigten Leser das Lebensgefühl und die Weltanschauung Peter Scholl-Latours vermittelt, basierend auf persönlichen Begegnungen und Gesprächen, flankiert von den Erinnerungen und Erfahrungen einiger seiner Freunde, Weggefährten und Zeitgenossen. „Begegnungen mit Peter Scholl-Latour“ ist ein persönliches Portrait von Ramon Schack und eine Hommage an eine der größten Persönlichkeiten unserer Zeit.

Ramon Schack hat ein mit Herzblut und hohem Respekt für den erfahrenen älteren Kollegen Peter Scholl-Latour Buch geschrieben. Eine Hommage!

Ich, liebe Leserinnen und Leser kann ihnen das mit viel Herzblut und hohem Respekt des Jüngeren für den erfahrenen älteren Kollegen, welcher ein bleibendes Vorbild für ersteren ist, geschriebene Buch – eine Hommage auf einen ganz Großen des Journalismus – von Ramon Schack nur wärmstens empfehlen. Und seien Sie gewiss: Nachdem Sie es mit Interesse gelesen haben, werden Sie „Appetit“ auf eines der von Peter Scholl-Latours eigener Hand geschriebenen Bücher verspüren und sie erwerben wollen. Der Mann fehlt! Was würde er wohl zu unserer heutigen Zeit zu sagen haben?

Des Weiteren möchte ich Ihnen, lieber Leserinnen und Leser auch empfehlen die journalistischen Beiträge von Ramon Schack zu verfolgen und zu rezipieren

Gewiss wird auch sein Gesprächsformat „Impulsiv TV“ bald wieder auf Sendung gehen. Wie ich erfuhr, ist der Umbau des Studio so gut wie abgeschlossen.

Zum Autoren Ramon Schack

Ramon Schack ist Diplom-Politologe, Journalist und Publizist. Er schreibt für die Neue Zürcher Zeitung, Deutschland Radio Kultur, Telepolis, Die Welt, die Berliner Zeitung, „das Handelsblatt“, „Das Parlament“, die Süddeutsche Zeitung und viele andere. Nach einem längeren Aufenthalt in London, lebt Ramon Schack seit 2003 in Berlin. Der Nahe Osten, Osteuropa, der Islam, Politischer Extremismus, die Offene Gesellschaft und ihre Feinde, sind die Schwerpunkte seiner journalistischen Arbeit. 2013 erschien sein Buch“Neukölln ist Nirgendwo“, welches schon im Vorfeld der Veröffentlichung medial stark diskutiert wurde. Ramon Schack – Jahrgang 1971 – veröffentlichte unter Anderem Reportagen und Reiseberichte aus China, der Mongolei, Russland, Armenien, Georgien und Aserbaidschan, sowie Äthiopien

Das Buch

Ramon Schack

Begegnungen mit Peter Scholl-Latour

Ein persönliches Portrait von Ramon Schack

Preis: 16,99 €

versandkostenfrei*

Erschienen im 3 Seiten Verlag

Prostitutionsgegner – die üblichen Verdächtigen – springen nun wieder wie Kai aus der Kiste

Kaum war die Corona-Krise vor Monaten ins Bewusstsein der Leute geraten, witterten die üblichen Verdächtigen unter den Prostitutionsgegner*innen Morgenluft. Sogar eine kleine Gruppe aus Bundestagsabgeordneten versuchte in den Wirren der Corona-Krise ein dauerhaftes Sexkaufverbot einzuführen – ein taktloser Angriff mitten in der Katastrophe für Sexarbeiter*innen, fand nicht nur der BesD e.V. (Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistungen).

Aktivistin Lilly hatte für den BesD e.V. eine entsprechende Reaktion in Worte gefasst:

„Ein paar Abgeordnete aus den Reihen der SPD und CDU/CSU fordern ein Sexkaufverbot – so weit, so altbekannt. Doch der aktuellste Vorstoß gegen die Rechte von Sexarbeiter*innen geht weiter unter die Gürtellinie als gewohnt. In dem von 16 Bundestagsmitgliedern gezeichneten Brief an die deutschen Ministerpräsident*innen, wird Prostitution „die Wirkung eines epidemiologischen Super-Spreaders“ zugeschrieben .

Zu deutsch: Sexarbeiter*innen, die in weit größerem Maße mit Infektionsschutz und Hygiene vertraut sind, als Mitarbeiter*innen anderer Branchen, werden als Virenschleudern diffamiert.

Der für die Zeit der Corona-Krise verhängte Shutdown soll – geht es nach den Vorstellungen einzelner Abgeordneter – für die Branche der Sexarbeit auf unbegrenzte Zeit verlängert werden und in ein Totalverbot der Prostitution in Deutschland münden. Ein solcher Angriff zu einer Zeit, in der sämtliche Branchen finanziell erschüttert sind und Sexarbeitende zu den größten Verlierer*innen der Krise gehören, wird bereits –> aus den eigenen Reihen kritisiert und empört nicht nur –> die politische Opposition, sondern auch uns als Berufsverband.“ (hier mein Beitrag dazu).

Prostituierte in der Dorrtmunder Linienstraße. Gemalt von Bettina Brökelschen/Repro Bettina Brökelschen

Dieser Anschlag – wie ich es einmal bezeichnen will – auf die Prostitution misslang.

Viele Menschen in der Unterhaltungsbranche, der Gastronomie sowie im Einzelhandel hatten die Sexarbeiter*innen in der Zeit des Lockdowns jedoch eine prekäre Zeit. Der BesD e.V. hat einen Corona-Hilfsfonds eingerichtet und sich später dann vehement dafür eingesetzt, dass Prostitutionsbetriebe unter Einhaltung speziell zu erarbeitender Hygiene-Vorschriften wieder öffnen und Sexarbeiter*innen ihre Erwerbsarbeit aufnehmen dürfen. In einigen Bundesländern ist das gelungen und funktioniert gut.

Prostituierte in der Dortmunder Linienstraße. Gemalt von Bettina Brökelschen/Repro Bettina Brökelschen

Nun, da die Corona-Infektionszahlen wieder steigen (es wird ja auch mehr getestet) und Politik und Medien wieder Angst und Panik schüren, kommen die Prostitutionsgegner wie Kai, der Kasper, abermals aus ihrer Kiste gesprungen. Wohl, um in ihrem Werk, der Prostitution den Garaus zu machen, fortzufahren.

Mit dabei die üblichen Verdächtigen: etwa Terre des Femmes e.V., ein Verein, der dafür bekannt ist zu den absoluten Hardlinern unter den Prostitutionsgegnern zu gehören.

Bundesweit sollen in der Woche vom 23. bis 30. Oktober Proteste stattfinden

Menschenrechtsorganisationen, Initiativen, Bürgerinnen und Bürger werden in sehr vielen Deutschen Städten und in allen deutschen Bundesländern auf die Straße gehen und gegen diese Absurdität zu demonstrieren. So auch am kommenden Sonnabend in Dortmund.

Während der Corona-Pandemie, so Terre des Femmes, werde an die Bürger*innen appelliert, ihre Kontakte und Reisen einzuschränken. Und weiter:

Die Ausbreitung des Virus hängt direkt an der Zahl der Kontakte ab.

Warum werden gerade jetzt, wo die Corona-Infektionszahlen drastisch steigen und einen Höchstwert erreichen, die Bordelle eins nach dem anderen wieder geöffnet? Wir machen uns große Sorgen um die Frauen, die nun, zusätzlich zu dieser krank machenden Tätigkeit, im hohen Maße einer gefährlichen Infektion ausgesetzt werden.

Wie kann es sein, in Zeiten, wo man sich die Hand nicht geben soll, Freier das Recht gegeben wird, Frauen weiterhin zur sexuellen Benutzung zu kaufen und sie mit ihrem Geschlechtsteil zu penetrieren? Man braucht kein Studium der Medizin, um zu verstehen, dass hier die AHA-Regeln nicht eingehalten werden können.

Die Wiedereröffnung der Prostitutionsstätten und die Legalisierung von Sexkauf lassen jede Corona-Verordnung und jeden Appell an die Bürger und Bürgerinnen absurd erscheinen.

Szene in der Dortmunder Linienstraße Foto via B. Brökelschen

Deswegen werden bundesweit in der Woche vom 23. bis 30. Oktober Proteste stattfinden. Menschenrechtsorganisationen, Initiativen, Bürgerinnen und Bürger werden in sehr vielen Deutschen Städten und in allen deutschen Bundesländern auf die Straße gehen und gegen diese Absurdität zu demonstrieren. Sie fordern folgendes:

Schließt die Bordelle!

Schützt die Frauen! 

Stellt Ihnen Mittel zum Ausstieg bereit!

Bestraft die Freier!

Führt das Nordische Modell ein!

Die Corona-Pandemie hat die katastrophalen Zustände in der Prostitution deutlich gemacht. Viele prostituierte Frauen haben weder eine Wohnung, eine Krankenversicherung, noch finanzielle Rücklagen. Sie sind ständiger psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt, deren Folge oft posttraumatische Belastungsstörungen sind. Sie müssen sich prostituieren, um überleben zu können, weil Alternativen und Unterstützung fehlen. 

Bordellbetreiber und Freier wissen die Notlagen der Frauen für sich zu nutzen. Sie lassen sich horrende Mieten zahlen, während die Freier riskante Praktiken (z.B. ungeschützten Verkehr) von den Frauen verlangen. Die Freier gefährden nicht nur die Frauen in der Prostitution, sondern auch ihre Familien und Bekannten. Und letztendlich sind sie auch ein Zündstoff für ein zweites Lockdown und damit ein mögliches Kollabieren unserer Wirtschaft.

Anstatt Frauen flächendeckende und aus Steuern finanzierte Ausstiegshilfen zu bieten, öffnen die Bundesländer die Bordelle wieder. Die Hygiene-Konzepte, mit denen die Profiteure des Systems Prostitution bei den Verwaltungsgerichten ihre Betriebsverbote aufgehoben haben, sind äußerst fragwürdig und werden von ihnen sowieso nicht umgesetzt. Es ist absurd zu denken, dass Freier ihre Kontaktdaten angeben oder sich an eine Maskenpflicht halten. Ein kurzer Blick in Freier-Foren bestätigt das. Auch ist nicht nachvollziehbar, warum Freier Frauen gegen Geld in jegliche Körperöffnungen penetrieren dürfen, während die Bevölkerung Mindestabstände und die Maskenpflicht einzuhalten hat.

Deutschland hat sich mit seinen Prostitutions-Gesetzgebungen von 2002 und 2017 zum Bordell Europas gemacht und somit Menschenhändlern und Zuhältern Tür und Tor geöffnet.

Heute fordern wir, die Bordelle bundesweit wieder zu schließen, die Frauen zu schützen, ihnen Mittel für den Ausstieg bereitzustellen, die Freier zu bestrafen und auch für die Zeit nach der Pandemie die deutsche Prostitutionspolitik in Richtung „Nordisches Modell“ zu ändern, da Deutschland hinter den europäischen Empfehlungen in diesem Bereich zurückbleibt.“

Quelle: Simone Kleinert

Koordinatorin Städtegruppe Dortmund

Morgen soll in Dortmund an der Katharinentreppe gegenüber dem Hauptbahnhof ab 11 Uhr ein Aktionstag von Terre des Femmes stattfinden. Sozialarbeiterinnen lehnen eine erneute Schließung der Prostitutionsstätten ausdrücklich ab.

Näheres zum Thema Prostitution lesen Sie bitte in meinen früheren Beiträgen: hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

Lesen Sie dort auch etwas über das Dortmunder Modell und über Argumente – auch aus den Reihen der Polizei – warum das Nordische Modell eher kontraproduktiv und sogar lebensgefährlich für die Sexarbeiter*innen ist. Man wünschte sich, Terre des Femmes, hätte mal ein Aha-Erlebnis …

„Jüdisches Leben in New York“. Ausdrucksstarke Bilder von Bettina Brökelschen in der „Alten Schmiede“ in Dortmund

Erfreulich viele Besucher*innen kamen am vergangenen Sonntag zur Eröffnung der Ausstellung „Jüdisches Leben in New York“ der bekannten Dortmunder Künstlerin Bettina Brökelschen ins Kulturzentrum „Alte Schmiede“ in Huckarde. In einer Videobotschaft nannte Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Bilder der Künstlerin „farbenprächtig, kraftvoll“ und eine „fantastische Arbeit“. Sie greife „in besonderer Weise Themen auf, die man früher nicht beachtet hat“ und sei „eine Brückenbauerin zwischen dem Leben und uns durch ihre Bilder“. Brökelschen habe mit ihren Arbeiten ihren Respekt vor dem jüdischen Leben nicht nur in New York sondern auch dem Dortmund zum Ausdruck gebrach. Während eines Rundganges durch die Exposition wurde an jeden einzelnen Bild Halt gemacht und die jeweils dazu im Ausstellungskatalog geschriebenen Texte zu Gehör gebracht. Die ausdrucksstarken Bilder werden einen Monat gezeigt. Die Künstlerin hat sie der Jüdischen Gemeinde Dortmund geschenkt. Wolfgang Polak Vorstand der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund lobte die Hingezogenheit der Künstlerin zum Judentum und versprach, die Bilder würden in der Jüdischen Gemeinde an exponierter Stelle dauerhaft gehängt werden.

Die Künsterlin Bettina Bröckelschen. Foto: Claus Stille
Von links: Tirzah Haase, Matthias Rothenberg, Wolfgang Polak, Bettina Brökelschen, Gerhard Hendler und Jörg Stüdemann. Fotos: Claus Stille

Gerhard Hendler, Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Huckarder Vereine und die Künstlerin Bettina Brökelschen begrüßten die zahlreich erschienen Gäste im Kulturzentrum „Alte Schmiede“, einer ehemaligen Werkstatt der Zeche Hansa, in Huckarde mit einem „Herzlichen Gück auf!“. Bettina Brökelschen bedankte sich bei denen, „die geholfen haben den Katalog zu etwas ganze Besonderen zu machen, indem sie eine Interpretation, eine Geschichte oder ein Gedicht“ zu einzelnen Bildern geschrieben haben. Musikalisch wurde die Ausstelleröffnung bestens von Matthias Rothenberg (Gittare/Gesang) begleitet. Den Musiker hatte Bettina Brökelschen zufällig kennegelernt.

Matthias Rothenberg.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann: Die Arbeiten von Bettina Brökelschen sind warmherzig und voller Empathie gemalt

Kulturdezernent und Stadtdirektor Jörg Stüdemann bezeichnete Bettina Brökelschen als eine „feste Instanz im Dortmunder Kulturleben“ schon über viele Jahre lang. Die Künstlerin zeichne „eine spezifische Art zu malen“ aus. Manchmal, so Stüdemann, habe er gedacht, der Stil müsste aus der afrikanischen Kunstszene, der „art populaire“, herrühren. Ein großes Bild in diesem Stil könne man sich in der Innenstadt von Brüssel anschauen. Diese Malkunst erinnere ihn an Arbeiten von Brökelschen. Deren Kunst sei überwiegend eine gegenständliche Kunst, die die Malerin unverwechselbar mache. Es sei ein „erzählender Stil“ – man lerne und erfahre etwas und werde angeregt sich mit einem Thema auseinanderzusetzen; „Die Bilder sind bunt, sie sind vital, sie haben oft eine zeichnerische Kontur und ein sehr sehr starkes Kolorit.“

Besonders zeichne die Arbeiten von Bettina Brökelschen aus, dass sie sehr warmherzig seien und voller Empathie gemalt würden, unterstrich der Kulturdezernent.

Brökelschen verstehe Kunst nicht als einfache Illustration, nicht „nur Dekoration und Lebensbegleitung in der ein oder anderen charmanten Form“, sondern ihr gehe es um etwas. In diesem Sinne habe sie sich in viele soziale Projekte eingebracht. Stüdemann nannte einige: „bei der Mitternachtsmission, Projekten von Frauen gegen Genitalverstümmelung, für Kinder, für unser bunte Stadt oder für die AIDS-Hilfe.“ Kunst sei für die Künstlerin für sie auch in mehrerer Hinsicht eine Art von Therapie, natürlich auch für einen selbst. Was in ihrem Fall ganz besonders stimme, da sie therapeutisch – künstlerisch tätig sei. Die große Vision von Bettina Brökelschen sei die Idee, dass man die Gesellschaft, die Stadt humanisieren könne mithilfe und über die Kunst. Ihre Kunst werde stets in einem sozialen Zusammenhang und in einen Auftrag gestellt, was als „ein sehr ethisches Anliegen“ bezeichnet werden könne.

Jörg Stüdemann sprach davon, dass ihn bei seinen Besuchen in New York, speziell in Brooklyn, das große Spektrum jüdischen Leben sehr beeindruckt habe. Immerhin lebten in New York über zwei Millionen Menschen jüdischer Herkunft, jüdischer Kultur und jüdischer Religion in einer großen Vielgestaltigkeit. Außergewöhnlich sei erst recht das Leben in Brooklyn und dem Stadtteil Williamsburg mit einer ganz anderen Facette jüdischen Lebens. All das habe die Künstlerin in Ausschnitten sehr treffend abgebildet. Stüdemann zeigt hoch erfreut darüber, dass Bettina Brökelschens Bilder künftig in der jüdischen Gemeinde eine Heimat fänden. Spätestens könnten sie dort ausgestellt werden, wenn die jüdische Grundschule in der Nähe der Berswordt-Schule und der Franziskus-Schule gebaut sei, was er für 2022/2023 in Aussicht stellte. Die Bilder würden gewiss, meinte der Stadtdirektor, auch dazu anregen, mit jüdischen Menschen in der Stadt ins Gespräch zu kommen.

Die Schauspielerin Tirzah Haase über ihre Freundschaft zu Bettina Brökelschen unter der Rubrik „K & K, wie Kunst und Krankheit“

Die Schauspielerin Tirzah Haase stellte sich als Freundin von Bettina Brökelschen vor. Sie rubrifizierte diese unter „K & K, wie Kunst und Krankheit“. Dass das auch eine Verbindung schaffen kann, eine Freundschaft entstehen lassen könne, erzählte die engagierte Schauspielerin. Drei explizite Daten gab sie, verpackt in drei Akten, dazu, wo und wie sich die beiden Frauen kennengelernt hatten. Bei der Aktion „Weibsbilder“ im Jahre 2000 etwa im Rathaus. Später sah man sich bei anderer Gelegenheit abermals. Bettina Brökelschen schenkte der Schauspielerin ein Bild, das sie aussuchen sollte und sich dann eines mit dem Titel „Das Kind im Manne“ auswählte. Tirzah Haase besuchte die Künstlerin zuhause. Die Künstlerin erzählte ihr dann von einer Brustkrebserkrankung, die sie von 2005 auf 2006 gehabt hatte. 2008 hatte ein freundschaftliches Verhältnis zum Johannes-Hospital und zu Chefarzt Dr. Kunz. Haase schlug seinerzeit eine Benefiz-Veranstaltung der Palliativstation im Krankenhaus zu machen. Tirzah Haase gab ein Konzert. Bettina Brökelschen stellte Bilder aus. Zwei Monate später, erzählte Tirzah Haase – kurzzeitig abermals von den Gefühlen von damals tief ergriffen – sei bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden. Bei einem weiteren Gespräch im Hause Brökelschen habe die Künstlerin ihr aus ihrem Leben erzählt. Da habe die Schauspielerin Bettina Brökelschen als wirkliches Weibsbild erlebt. Und nochmals seien sie dann 2009 zusammengetroffen. Ein vierte Akt also noch. Kurz vor der OP von Tirzah Haase. Bettina Brökelschen machte wieder eine Ausstellung und hatte sie mit Ehemann eingeladen. Das habe Tirzah Haase Mut gemacht. Und soweit sei auch alles schließlich in Ordnung gekommen. Seitdem hätten beide Frauen viele Veranstaltungen zusammen gemacht.

Tirzah Haase schenkt ihrer Freundin Bettina Brökelschen ein Buch.

Interessante Exkursion durch die Ausstellung mit jeweils einem ganz besonderen Blick auf jedes einzelne Bild mit textlicher Ergänzung

Für alle Besucher*innen schloss sich dem offiziellen Teil eine interessante Exkursion mit ganz besonderen Augenblicke an. Vor jedem Bild der Künstlerin wurde in Gruppen Station gemacht. Und diejenigen, welche zu den jeweiligen Bildern Texte oder Gedichte verfasst hatten – sie sind neben denen im Katalog abgedruckt – lasen diese vor. Waren einzelne Autoren nicht da, übernahm Tirzah Haase diese Aufgabe. So stellte sich zu den einzelnen Bildern noch einmal eine ganz besondere Verbindung her bzw. wurden Besucher*innen der Ausstellung interessante zu Gedanken angeregt. Der Kommunalpolitikers Friedrich Fuß, der einen Text zu Bettina Brökelschens Porträt von Benno Elkan (geb. am 2.12.1877 in Dortmund, gest. am 10.1.1960 in London) geschrieben hatte, las seinen Text persönlich. Fuß, erzählte übrigens, dass er ein Kunstwerk von Benno Elkan besitze. Es könne auf Anfrage bei ihm zuhause besichtigt werden. Elkan ist Mitbegründer des ersten Fußballvereins Dortmund (1995) sowie des Fußballvereins Bayern München. Nach ihm ist die Benno-Elkan-Allee in der Stadtmitte am Dortmunder U benannt. Ein Kunstwerk von Elkan kann man virtuell via Smartphone oder Tablet dort im Museum für Kunst- und Kulturgeschichte betrachten. Friedrich Fuß äußerte die an die Stadt Dortmund gerichtete Hoffnung, dass das Kunstwerk in naher Zukunft einmal in Bronze gegossen werde, um dann ausgestellt zu werden. Von Elkan stammt übrigens die große Menora vor der Knesset (dem israelischen Parlament) in Jerusalem.

Philosoph und Theologe Prof. Dr. Franco Rest spricht über das Bild, für welches er seinen Text schrieb.
Tirza Haase am Hochzeitsbild.
Lehrerin Beate Marschke schrieb den Text zu diesem Bild.
Friedrichh Fuß am Porträt von Benno Elkan (Bild links).

Das neue Projekt „Jüdisches Leben in New York“ ist durch eine Freundin von Bettina Bröckelschen entstanden, die sie in Brooklyn im jüdisch-orthodoxen Viertel besuchen durfte. Die Vielfalt und Andersartigkeit der dortigen Bewohner weckten in Bettina Brökelschen den Wunsch, darüber mehr zu erfahren und zu malen.

Die Ausstellung wird ab dem 18. Oktober 2020 für einen Monat gezeigt und kann
freitags von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr und nach telefonischer Absprache (Mobil: 01731933459) besichtigt werden.

Dazu dieser Film:

Dortmunder Malerin Bettina Brökelschen mit Ausstellung „Jüdisches Leben in New York“ im Kulturzentrum „Alte Schmiede“

Die Ausstellung „Jüdisches Leben in New York“ mit Werken der Dortmunder Malerin Bettina Brökelschen wird am Sonntag, 18.10.2020 um 15 Uhr, im Kulturzentrum Alte Schmiede in Dortmund-Huckarde eröffnet.
Kulturdezernent Jörg Stüdemann spricht die einführenden Worte. Ein Grußwort des Oberbürgermeisters Ullrich Sierau wird digital vor Ort zur Verfügung gestellt.
Die Schauspielerin Tirzah Haase wird etwas über das erste Kennenlernen mit der Künstlerin berichten.

Die Ausstellung wird ab dem 18.10.2020 für einen Monat gezeigt und kann
freitags von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr und nach telefonischer Absprache unter
Mobil: 01731933459  besichtigt werden.


Kulturzentrum Alte Schmiede (im Gewerbepark “Hansa”) – Hülshof 32, 44369 Dortmund

Bettina Brökelschen zur Ausstellung


„Diese Ausstellung habe ich 2 Jahre lang erarbeitet, um zu lernen und mich darüber mit anderen Menschen auszutauschen. Das Thema “Jüdisches Leben” begleitet mich schon seit meiner Schulzeit und wie viele andere habe ich auch jüdische Freund*innen und Bekannte. Dennoch habe ich mich meines Erachtens bisher viel zu wenig mit dem Thema auseinander-gesetzt. Das möchte ich nun ändern. Gemeinsam mit einer Freundin aus Brooklyn habe ich die Idee zu dieser Ausstellung entwickelt. Wir glauben, der beste Weg zu einem friedlichen Miteinander ist der, sich gegenseitig kennen zu lernen und so einander immer besser zu verstehen. Ich wünsche mir, dass die Bilder nicht auseinandergerissen werden, sondern später an einem Ort dauerhaft zu sehen sind. Deshalb habe ich sie der Jüdischen Gemeinde in Dortmund geschenkt.“

Jutta Geißler-Hehlke, Vorsitzende des Fördervereins der Dortmunder Mitternachtsmission e.V., zur Person der Künstlerin und ihrem Projekt:

Endlich wieder eine wichtige Ausstellung von Bettina Brökelschen, der weit über Dortmund bekannten und von vielen unterschiedlichen Menschen geliebten und bewunderten Künstlerin.

Ihre Beliebtheit kommt durch ihre Empathie, ihre Zuwendung zu den Menschen und ihre Kunst, mit Pinsel und Farbe, Kohle, Buntstiften und vielen anderen Materialien ihre und die Gefühle anderer auszudrücken. So können jeder und jede sich mit unterschiedlichen Kunstwerken identifizieren und sich dort zu Hause fühlen oder infrage stellen.

Sie hat sich besonders stark und ohne Honorar mit ihren Werken für Randgruppen eingesetzt. In den neunziger Jahren z.B. mit einem Malprojekt mit Kindern aus der Nordstadt, in Kunstaktionen für die Obdachlosenhilfe. In „DO-bunt“, der Name war Programm, hat sie Künstler aufgerufen, Bilder zu malen von Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen, Religionen und Hautfarben,- respektvoll und ohne Ausgrenzungen.

Aus diesen Überzeugungen beteiligte sie sich auch für den Förderverein der Dortmunder Mitternachtsmission e.V. an den Versteigerungen „MissionArt“ 1 +2 und stellte in der Stadtkirche St. Petri „Menschen in der Linienstraße“ aus, um die Besucher für die Gefühle und Situation von Prostituierten zu sensibilisieren.

Sie kuratierte eine Ausstellung mit 61 Künstlern für die AIDS-Hilfe, der Erlös diente dazu, die Einrichtung des „Café Plus“ zu unterstützen und sie entwarf ehrenamtlich Grußkarten und Tassen für unterschiedliche Einrichtungen.“

Fotos/Gemälde: Bettina Brökelschen, Ausstellungskatalog

Sexarbeiter*innen und Bordellbetreiber*innen fordern ein Ende des Berufsverbots. Protest am 3. Juli vor dem Deutschen Bundesrat

via Bettina Bröckelschen (Malerin, Dortmund)

Termin: 3.Juli – 11:00 Uhr – Bundesrat, Leipziger Straße 3-4, 10117 Berlin


Am 03.07. ist der letzte Sitzungstag des Bundesrates vor der Sommerpause. Die Sexarbeitsbranche steht immer noch unter Arbeitsverbot und braucht eine Perspektive. Deshalb protestiert der Berufsverband für Sexarbeiter*innen (BesD e.V.) gemeinsam mit dem Bundesverbands für Betreiber*innen (BSD e.V.) vor dem Deutschen Bundesrat.

In Deutschland profitieren bereits nahezu alle Branchen von Corona-Lockerungen. Unter anderem durften Friseurläden, Massagesalons, Kosmetikstudios, Tantrainstitute, Fitnessstudios, Tattooläden, Saunen, Gaststätten und Hotels wieder öffnen und je nach Bundesland sind Veranstaltungen mit mehr als 50/100/300 Personen wieder erlaubt. Ungeachtet dessen, dauert die Schließung der Prostitutionsstätten deutschlandweit weiter an.

Dieser fortwährende Lock-Down erscheint angesichts der Entwicklungen in anderen Branchen unverständlich:

  • Sexarbeit findet in der Regel in einem 1:1 Kontakt zwischen Sexarbeiter*innen und Kund*innen statt. Sowohl der BesD e.V. als auch der BSD e.V. haben in Zusammenarbeit mit Gesundheitsämtern Hygienekonzepte für die Sexarbeit innerhalb (z.B. Apartmenthaus, Bordell, Laufhaus) und außerhalb (z.B. Escort, Straßenstrich) von Prostitutionsstätten erarbeitet.
  • Es ist nicht nachvollziehbar, dass Corona-Schutzmaßnahmen zwar in einem Massagesalon, aber nicht in einem Bordell umsetzbar sein sollen. Prostitutionsstätten
    unterliegen besonders rigiden Auflagen und sind verpflichtet, den bei ihnen tätigen Sexarbeiter*innen ein geschütztes, hygienisches Arbeitsumfeld zu bieten.

Während Nachbarländer wie die Schweiz, Belgien, Österreich, Tschechien und die Niederlande Sexarbeit bereits insgesamt wieder erlaubt haben, bietet die hiesige Politik keine Perspektiven für die Wiedereröffnung von Prostitutionsstätten und beraubt damit den Großteil der Sexarbeitenden ihrer Arbeitsplätze.

Entgegen der Behauptungen von Prostitutionsgegner*innen ist die Corona-Krise keine „Chance“ für die Einführung eines Sexkaufverbots und damit die Illegalisierung einer gesamten Branche. Sondern vielmehr eine Gelegenheit die Gemeinsamkeiten von Sexarbeit mit anderen Branchen zu erkennen und stigmatisierende und ineffektive Sondergesetze wie das ProstituiertenSchutzGesetz abzuschaffen.

Quelle: BesD e.V, Johanna Weber, politische Sprecherin

Beitragsbild: via BesD e.V.

 

Empörend: Eine kleine Gruppe aus Bundestagsabgeordneten versucht in den Wirren der Corona-Krise ein dauerhaftes Sexkaufverbot einzuführen – ein taktloser Angriff mitten in der Katastrophe für Sexarbeiter*innen

Lilly hat für den BesD e.V. (Bundesverband erotische und sexuelle Dienstleistungen) eine entsprechende Reaktion in Worte gefasst:

Ein paar Abgeordnete aus den Reihen der SPD und CDU/CSU fordern ein Sexkaufverbot – so weit, so altbekannt. Doch der aktuellste Vorstoß gegen die

Grafik via BesD e.V.

Rechte von Sexarbeiter*innen geht weiter unter die Gürtellinie als gewohnt. In dem von 16 Bundestagsmitgliedern gezeichneten Brief an die deutschen Ministerpräsident*innen, wird Prostitution „die Wirkung eines epidemiologischen Super-Spreaders“ zugeschrieben .

Zu deutsch: Sexarbeiter*innen, die in weit größerem Maße mit Infektionschutz und Hygiene vertraut sind, als Mitarbeiter*innen anderer Branchen, werden als Virenschleudern diffamiert.

Der für die Zeit der Corona-Krise verhängte Shutdown soll – geht es nach den Vorstellungen einzelner Abgeordneter – für die Branche der Sexarbeit auf unbegrenzte Zeit verlängert werden und in ein Totalverbot der Prostitution in Deutschland münden. Ein solcher Angriff zu einer Zeit, in der sämtliche Branchen finanziell erschüttert sind und Sexarbeitende zu den größten Verlierer*innen der Krise gehören, wird bereits –> aus den eigenen Reihen kritisiert und empört nicht nur –> die politische Opposition, sondern auch uns als Berufsverband.

Und weiter führt sie aus: hier.

Sie schließt mit folgenden Sätzen:

Es ist ganz klar, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie von allen Branchen ernst genommen werden müssen. Wenn das für eine Zeit lang den Verzicht auf vollständig anonyme sexuelle Begegnungen bedeutet, ist das einem länger andauernden generellen Verbot der Sexarbeit auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht unbedingt vorzuziehen.

Hier zeigt sich auch wieder deutlich, dass das oberste Ziel ein Abbau der Stigmatisierung von Sexdienstleistenden und ihren Kunden und Kundinnen sein muss. Die gesellschaftliche Integration von Menschen in der Sexarbeit würde auch dazu führen, dass die Beteiligten am Tausch von Sex gegen Geld nicht aus Scham oder der berechtigten Angst vor Diskriminierung versuchen, ihre Identität zu verschleiern.

Josepha Nereus hat dazu umgehend ein Videostatement produziert:

Beitragsbild: via Bettina Bröckelschen, Malerin aus Dortmund.

 

Das sind die 16 Abgeordneten, die ein Sexkaufverbot fordern. Darunter traurigerweise eine Gewerkschafterin (!) und unser „Karlchen Überall“ Karl Lauterbach. Beide SPD (!)

  • Gewerkschafterin Le­ni Breymaier (SPD)
  • Vizechef der Unionsfraktion und ehemalige Gesundheits­minister Hermann Gröhe (CDU)
  • Mediziner Karl Lauterbach (SPD)
  • Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU), Sprecherin der Arbeitsgruppe Recht und Verbraucherschutz
  • Katja Isabel Leikert (CDU)
  • Annette Widmann-Mauz (CDU), Beauftragte der Bundesregierung für Migration
  • Theologe Frank Heinrich (CDU)
  • Rechtsanwalt Johannes Fechner (SPD)
  • Finanzwirtin Antje Tillmann (CDU)
  • Jurist Volker Ullrich (CDU)
  • Michael Brand (CDU), Schwerpunkt Sterbebegleitung, Ausbau Palliativmedizin
  • Martin Patzelt (CDU), ehem. OB von Frankfurt
  • Tierärztin Maria Flachsbarth (CDU)
  • Methild Heil (CDU), Vorsitzende des Ausschusses für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen
  • Soziologin Yvonne Magwas (CDU)
  • Rechtsanwalt Marc Henrichmann (CDU)

Unter diesem Link finden Sie auch den Brief dieser Parlamentarier an die Ministerpräsidenten.

Wie Sexkaufgegner*Innen Politik betreiben, die Abhängigkeit und Zwang befördern, schreibt TAMARA SOLIDOR (Update vom 23. Mai 2020)

Zu ihrem Artikel geht es hier.

 

 

Wie weiter mit der Sexarbeit nach Corona? Das fragt sich die Bloggerin und Journalistin Ariane

Grafik via BesD e.V.

Kürzlich hatte ich mich hier dieser Stelle mit der prekären Situation von Sexarbeiter*innen beschäftigt. Sie sind – wie so viele andere Menschen auch – durch die Corona-Krise in Nöte gekommen („Die Corona-Krise hat auch Sexarbeiter*innen in die Bredouille gebracht – BesD e.V. hat Corona Notfallfonds ins Leben gerufen“).

Auf nuttenrepublik.com hat sich die Bloggerin und Journalistin und Pressesprecherin des BesD e.V., Ariane, nun schon einmal Gedanken über die „Sexarbeit nach Corona“ gemacht.

Sie schreibt:

„Wenn ich an meine Kolleg:innen denke, die an der Strasse arbeiten; die als Migrant:innen fortwährend Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt sind, die trotz Corona weiterarbeiten (müssen), um ihren Kühlschrank voll zu machen bzw. gar keinen Kühlschrank haben, weil sie wohnungslos sind; Drogen gebrauchende Sexworker oder Sexworker ohne Papiere, ohne gültige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, die alle keine Ansprüche auf staatliche Leistungen geschweige Hartz IV und sog. Corona Soforthilfe haben. Die bitter arm sind und tagtäglich ums nackte Überleben kämpfen. Die keinen Zugang zu Gesundheitsschutz haben.

Für die ist der BESD Nothilfe Fonds gedacht, wo wir weiterhin um Spenden für Sexworker in Not bitten. Fallgeschichten finden sich ebenfalls auf unserer Website.“

Foto via B. Bröckelschen, die Dortmunder Künstlerin die das reproduzierte Bild gemalt hat.

Und sie fragt sich nun wie es nach Corona mit der Sexarbeit weitergehen soll:

„Die strukturelle Ungleichheit der Gesellschaft, die sich in der Sexarbeit widerspiegelt und die einen in „Privilegierte“ klassifiziert, die Mehrheit der informellen und marginalisierten Sexarbeiter:innen meist aus dem Diskurs ausschließt, muß weg. Wo sich im Falle dieser Krise die Machtverhältnisse zwischen den sozialen Klassen verschärfen. Die Mehrheit kennt auch ihre Rechte nicht und haben keinen Zugang zu Informationen. Die sitzen nicht den lieben langen Tag mit Notebook am aufgeräumten Schreibtisch und surfen unbeschwert durch das Internet.“

Sorgen und macht ihr, dass nun bereits auch wieder – wie ich es nicht anders bezeichnen kann: die üblichen Verdächtigen, die Prostitutionsgegner*innen, Morgenluft wittern, aus ihren Schützengräben springen und wohl hoffen, nach Corona der Sexarbeit den Garaus zu machen. Ariane schreibt weiter:

Gerade wurde wieder einmal ein WELT Interview mit Lea Ackermann, eine Prostitutionsgegnerin, veröffentlicht, wo sie den Berufsverband BESD mal wieder als „Zuhälterlobby“ öffentlich verunglimpft hat. Ich hab nicht nur als Pressesprecherin und Vorstand des BesD die Faxen dicke. Seit sehr vielen Jahren höre ich mir das an und ich denke, es ist an der Zeit sich dagegen zu wehren. Auch mit juristischen Mitteln. Was denkt Ihr?

Ich teile vieles an der Kritik von Prostitutionsgegner:innen, wenn es um die Beschreibung der sozialen Realitäten geht. Aber die Schlussfolgerungen sind bei mir völlig andere und ich habe mir dazu ja etliche Jahre das Hirn zermartert, weil ich alle Lebenswirklichkeiten anerkenne.“

Ariane gibt abschließend zu bedenken:

Hurendemo 2011 in Dortmund. Foto: C. Stille

Nach Corona werden die Forderungen nach einem Sexkaufverbot wieder lauter und wir müssen uns deshalb auch gegen solche öffentlichen Diffamierungen wehren.“

Die Corona-Krise hat auch Sexarbeiter*innen in die Bredouille gebracht – BesD e.V. hat Corona Notfallfonds ins Leben gerufen

In Zeiten der Corona-Krise kommen viele Menschen in Existenznöte. Besonders schwer betroffen ist der Einzelhandel, die Gastronomie, Kunst- und Kulturschaffende sowie Freischaffende. Ebenfalls, darauf machten heute früh die Nachrichten des Radiosenders COSMO aufmerksam, hart getroffen hat es Prostituierte. Das sei, hieß es, aus Pressemitteilungen von Interessenvertretungen von Sexarbeiter*innen hervorgegangen.

Hintergrund

Aufgrund der Verordnungen zur Corona-Krise wurden auch Prostitutionsstätten geschlossen. Da die Prostituierten nachdem neuesten

Foto via B. Bröckelschen. Foto: Bettina Brökelschen (von einem von ihr gemalten Bild)

Prostituiertenschutzgesetz nicht in den Zimmern, die der Ausübung der Prostitution dienen, schlafen dürfen – wie das früher oft der Fall gewesen war – haben sie sich Zimmer gemietet. Für deren Miete dürften sie allerdings bald kein Geld mehr haben. Ebenso wenig für nötigen Lebensmittel. In noch schlimmerer Lage sind diejenigen Prostituierten, die auf der Straße gearbeitet haben.

Nicht wenige Sexarbeiter*innen kommen aus osteuropäischen Ländern. Manchen von ihnen hat gewiss nun auch das Geld für Tickets gefehlt, um mit Bus oder Flugzeug in ihrer Heimat zurückzugelangen. Ein weiteres Problem: viele Ländern lassen niemanden mehr ins Land. Darüber hinaus bricht nun die finanzielle Unterstützung für die Familie daheim weg.

Auf der Webseite vom Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen e.V. (BesD) lesen wir:

Übernachtungsverbot in Prostitutionsstätten aufgehoben für die Corona-Zeit

von Johanna Weber, politische Sprecherin

„Verschiedene Meldungen gingen vor einer Woche fast parallel bei uns ein. Auf der einen Seite diverse Anfragen von wohnungslosen Kolleg*innen, die wissen wollten ob sie nicht in ihren Bordellen bleiben können solange diese wegen der Corona-Verordnung geschlossen sind. Auf der anderen Seite ereilten uns Nachrichten von Bordellbetreibern, die sich weigerten, ihre „Frauen“ auf die Straße zu setzen und dadurch zum Teil heftige Probleme mit Ordnungshütern bekamen.

In diesem Sinne machte der Betreiber des City-Eroscenter in der Stuttgarter Leonhardstraße und das Pascha in Köln Schlagzeilen, denn sie setzten Niemanden auf die Straße. Einige weitere Bordelle zogen nach, die wir auf unsere Unterseite aufgelistet haben. Eine gute Infoquelle mit Angeboten für „gestrandete Damen“ ist die Webseite kollegin.de. Man mag dies als gelungene Marketingmaßnahme abstempeln, aber es ist eine Maßnahme, die hilft und nicht ohne Risiko ist oder war.

Viele Bordellinhaber*innen trauten sich nicht, die Zimmer zum Wohnen zur Verfügung zu stellen, denn sie fürchteten den Verlust der Lizenz als Prostitutionsstätte. Jeder, der weiß, wie aufwändig es ist diese Genehmigung zu erhalten und auf wie gefühlt wackeligen Beinen diese steht, wird die Sorgen der Betreibenden verstehen. Hinzu kommt, dass in den meisten Bundesländern noch so gut wie gar keine Genehmigungen für Prostitutionsstätten erteilt wurden. Die Mühlen der Behörden mahlen doch oft sehr langsam. Jeder Antragsteller, der in dieser Warteschleife steckt, wird das nicht gefährden wollen.

Wie groß ist denn das Problem der drohenden Obdachlosigkeit nun wirklich?

Eine schnelle Umfrage an die Beratungsstellen im bufas-Verbund ergab, dass viele Sexarbeitende doch noch abgereist seien in ihre Heimatländer. Aber bei weitem nicht alle – mittlerweile gibt es kaum noch Möglichkeiten über die Grenzen zu kommen. Die günstigen Buslinien fahren nicht mehr und Flüge sind extrem eingeschränkt.
Auch gibt es nicht ina wenige Sexarbeitende, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben und über keinen festen Wohnsitz verfügen. Sie wandern zum Arbeiten von einer Terminwohnung zur nächsten, wo sie dann in der Regel in separaten Zimmern auch Wohnen können. Diese Möglichkeiten fielen nun weg, denn alle Bordelle, Terminwohnungen, Clubs, Studios, usw. sind geschlossen.

Das Londoner Modell kam ins Gespräch. Dabei geht es darum, dass aktuell leerstehende Hotels oder Hostels umfunktioniert werden zur Unterkunft für Menschen ohne Wohnung. Ein wunderbar pragmatischer Ansatz. Allerdings erschien es uns in diesem Fall unkomplizierter, die Sexarbeitenden einfach an ihrem Arbeitsplatz zu belassen.

Dazu müßte im Prinzip nur das im ProstituiertenSchutzGesetz festgeschriebene Übernachtungsverbot ausgesetzt werden.

Ob denn sowas überhaupt möglich ist, fragten wir uns.

Szene in der Dortmunder Linienstraße Foto via B. Bröckelschen (von einem von ihr gemalten Bild)

Vor dem Hintergrund, wie viele Freiheitseinschränkungen und Verbote im Zuge von Corona schon ad hoc und auch wahrscheinlich auch zu Recht beschlossen wurden, sollte doch solch eine Kleinigkeit wie das Übernachtungsverbot auszusetzen wohl möglich sein.

Auf unsere Anfrage beim Familienministerium machte man uns keine großen Hoffnungen

aber man leite das weiter. Und siehe da, wir wurden erhört. Vielleicht waren wir auch nicht die Einzigen, die diese Idee hatten. Es gab zumindest gleich am nächsten Tag eine Anfrage zu dem Thema an alle Bundesländer. Es wurde dann erstaunlich schnell gehandelt, und das Übernachten und Wohnen ist nun für die Corona-Zeit in Prostitutionsstätten erlaubt.

Zitate aus dem Rundschreiben des BMFSFJ (Familienministerium)

Maßnahmen zur Vermeidung von Obdachlosigkeit von Sexarbeitenden

Auslegungshinweise zu § 18 Abs. 2 Nr. 7 ProstSchG im Zusammenhang mit den gegenwärtigen Beschränkungen zum Zwecke einer langsameren Ausbreitung des Corona

Es wird darauf hingewiesen, dass in der gegenwärtigen Ausnahmesituation und vor dem Hintergrund der akuten Gefährdung von Sexarbeitenden zur Abwendung einer Notlage eine ausnahmsweise Abweichung von der in § 18 Abs. 2 Nr. 7 ProstSchG vorgesehenen räumlichen Trennung derzeit aufgrund der umfassenden Untersagung von Prostitutionsgewerben rechtlich zulässig ist

HIER nachzulesen als Punkt 7 – Prostituierte schützen

Liebe Freund*innen und Unterstützer*innen!

Wir wissen, dass die Zeiten für alle hart sind. Doch wir finden: Genau deshalb ist es gerade jetzt wichtig, dass wir zusammenhalten und jenen helfen, die sich nicht allein helfen können.

Ein hoher Anteil von Menschen in der Sexarbeit leben von der Hand in den Mund. Viele sind nicht krankenversichert, nicht angemeldet und bereits von Armut betroffen. Mit der deutschlandweiten Schließung aller Prostitutionsstätten, der Verschärfung von Arbeitsverboten, dem Rückgang der Nachfrage, sowie dem steigenden Risiko der Arbeitsausübung, kämpfen jetzt die Ärmsten der Armen um ihr Überleben.

Wir wollen helfen. Deshalb haben wir den BesD Corona Notfallfonds ins Leben gerufen. 

Sämtliche Spenden gehen an Sexarbeitende in Notsituationen, die keinen Anspruch auf staatliche Hilfen haben. Jeder Betrag hilft. Aber auch öffentliche Aufmerksamkeit ist essentiell – wir freuen uns daher sehr, wenn ihr darüber mit euren Freunden sprecht und diesen Notfonds in euren digitalen Netzwerken so breit wie möglich weiterteilt und retweetet.

Bleibt gesund, 

Euer BesD-Team

SPENDE PER BANK-KONTO:

BESD E.V.
IBAN: DE49100500000190290862
BIC: BELADEBEXXX
LANDESBANK BERLIN – BERLINER SPARKASSE

VERWENDUNGSZWECK: NOTFALLFONDS CORONA

 

Grafik via BesD e.V.

BesD Corona Notfallfonds

Informationen

Warum wird Deine Spende gebraucht?

In der jetzigen Lage sollte kein Sexworker aus Gelddruck weiter arbeiten müssen und damit sich und andere gefährden.

Fehlende Rücklagen aufgrund von Armut sowie fehlender Anspruch auf staatliche Grundsicherung führen jedoch dazu, dass Menschen auch jetzt, während sich die Krise zuspitzt, weiterhin der Sexarbeit nachgehen müssen und auf der Straße oder über das Internet nach Kunden suchen. Viele der nicht in Deutschland ansässigen Sexarbeiterinnen haben in Bordellen übernachtet – seit deren Schließung sitzen sie von einem Tag auf den anderen auf der Straße.Sie können aktuell auch nicht in ihre Heimatländer zurück, es bestehen Einreisestopps und in den meisten Fällen fehlt ohnehin das Geld für eine ungeplante Reise.

Was passiert genau mit Deiner Spende?

Durch Deine Spende wird ein Notfalltopf gefüllt, aus dem Sexarbeiter*innen in Not nach vorhergehender Prüfung durch den BesD rasch finanzielle Hilfe erhalten können.

Der BesD e.V. steht in engem Kontakt mit den deutschlandweiten Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter (Bufas e.V.), den Gesundheitsämtern, sowie anderen Hilfsorganisationen. Viele engagierte Menschen und Sozialarbeiter*innen sind seit Jahren an den Brennpunkten der Branche tätig und helfen und unterstützen niedrigschwellig jene Sexarbeiter*innen, die es am nötigsten brauchen.  Sie können im Namen der bedürftigen Sexarbeitenden Gelder aus dem Notfallsfonds beantragen und damit pragmatisch und lösungsorientiert jenen helfen, die besonders von der Krise betroffen sind.

Wem nützt Deine Spende?

Der BesD Corona Notfallfonds richtet sich ausschließlich an Sexarbeitende, die voraussichtlich nicht auf staatliche Hilfsfonds oder –darlehen Zugriff haben. Die Betreffenden befinden sich aufgrund der jetztigen Krise in existentiellen Schwierigkeiten. Sie benötigen finanzielle Soforthilfe, mit welcher Wohnraum und Ernährung sichergestellt werden können.

Zuwendungen aus dem Notfallsfonds werden nachrangig zu staatlichen Leistungen vergeben – das heißt etwaige Ansprüche gegenüber gesetzlichen Kostenträgern (z. B. Jobcenter, Sozialamt, Krankenkasse) sind vor Antragstellung beim BesD e.V. an den entsprechenden Stellen geltend zu machen. Eine regelmäßig upgedatete Übersicht über die zu erwartenden oder bereits beschlossenen staatlichen Hilfen stellt der BesD e.V. HIER zur Verfügung.

Du hast weitere Fragen?

Bitte wende Dich an:

Tamara Solidor (Generalsekretariat BesD e.V.)

Telefon (Anruf, SMS, WhatsApp, Telegram): 0179 – 41 67 88 3
Mail: tamara@besd-ev.de

Quelle: Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen

Video: via You Tube (

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Ein weiterer Hilfeverein ist Doña Carmen e.V.