Rudolph Bauer: The Great Reset – Der grosse Rückfall. Hygienegemeinschaft – Softtotalitarismus – Überwachungskapitalismus. Rezension

Seit gut anderthalb Jahren plagt uns die Corona-Krise. Gibt ein Heraus? Tut mir leid: es sieht nicht damach aus. Österreich verschärfte die Einschränkungen wieder und will im Februar gar die Impflicht einführen. Und schon quäkt ein deutscher Grünen-Politiker sowie Ministerpräsidenten Kretschmer und Kretschmann: Impflicht wäre auch für die BRD gut. Und die Presse – der deutsche Journalismus war ohnehin auch schon vor Corona schwer auf den Hund gekommen – macht eifrig Stimmung gegen Ungeimpfte und Propaganda für die Impflicht.

Ungeimpfte werden immer mehr unter Druck gesetzt, beschimpft und ausgegrenzt

Doch wird auch Kontra gegeben. Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki nannte Weltärztepräsident Montgomery im Brast den „Saddam Hussein der Ärzteschaft“, weil dieser von einer „Tyrannei der Ungeimpften“ gesprochen hatte. Kubicki entschuldigte sich inzwischen bei dem Radiologen. In Wien gingen am 21. November ca. 100 000 Menschen auf die Straße, um gegen die erneuten Corona-Maßnahmenverschärfungen der österreichischen Bundesregierung sowie die für Februar angekündigte Impflicht zu protestieren.

Als alles mit Corona losging …

Moment, ich muss erst noch den unsichtbaren Gesslerhut grüßen: An Corona können Menschen leichter, durchaus jedoch auch schwer erkranken und ebenfalls daran sterben.

Als es mit Corona begann, schoss mir in den Kopf, was der Finanzexperte und Autor Ernst Wolff – fußend auf seinen Beobachtungen und Recherchen – öfters schon prophezeit hatte: Uns drohe nach der letzten Finanzkrise 2018 abermals eine, dann aber noch verheerendere Finanzkrise – gar ein Finanzcrash, der sich gewaschen habe. Und zwar aufgrund dessen, dass nicht wirklich etwas dafür getan worden sei, künftig so etwas zu verunmöglichen. Dieser Finanzcrash, so befand Wolff, wäre aber dann kaum wieder so abzufangen, wie 2018 durch das Einspringen der Staaten geschehen, weil allein schon die Menschen das nicht noch einmal mitmachen würden.

Die Krise hinterm „Paravant Corona“

So konnte man nach weiteren Recherchen durchaus auf den Gedanken kommen, dass es den Finanzjongleuren und Profiteuren des Finanzkapitalismus (vor den davon ausgehenden Gefahren hatte schon Stepháne Hessel („Empört euch!“) explizit gewarnt) – bereits auf der heißen Herdplatte sitzend – die dank einer Änderung der Definition in 2019 der Ausbruch des Corona-Virus zu einer Pandemie erklärt werden konnte, sehr zu passe kam.

So konnte, meine bescheidene Theorie seinerzeit, sozusagen hinter dem Paravant „Corona“ von der dräuenden Krise abgelenkt und die durch die Maßnahmen hervorgerufenen Verwerfungen auf das Virus geschoben werden.

Als im pad-Verlag eine Broschüre unter dem Titel „Vernunft in Quarantäne. Der Lockdown als Zivilisationsbruch und Politikversagen“ (hier meine Rezension) von Rudolph Bauer erschien, schrieb ich von einer „Publikation, die zur rechten Zeit erscheint“ (…) „gerade recht, um klarer zu sehen“.

Der pad-Verlag seinerzeit dazu:

„Wenn Regierungen und Medien unter Berufung auf virologische Fachidioten Panik schüren, wenn Lockdowns, Maskenpflicht, Testzwang und Impfkampagnen autoritär verordnet werden, wenn ein anmaßender Medizin-Fundamentalismus herrscht, dann werden auf diese Weise zum einen das Politikversagen sowie die Folgen der Privatisierung und Ökonomisierung des Gesundheitswesens überblendet und unsichtbar gemacht. Zum anderen wird vor allem davon abgelenkt, dass das System der als neoliberal kaschierten Profitmaximierung weltweit und in vielen Branchen vor dem Zusammenbruch steht.“

 

Ein Titel, der es in sich hat: „The Great Reset – Der große Rückfall“

Nun hat sich Rudolph Bauer abermals mit einem – wie ich finde – bemerkens- und unbedingt bedenkenswerten Text, wieder vom pad-Verlag herausgebracht, zu Wort gemeldet. Der Titel lautet: „THE GREAT RESET – DER GROSSE RÜCKFALL. Hygienegemeinschaft. Softtotalitarismus und Überwachungskapitalismus“

Der Titel macht sofort neugierig. Und lässt die Synapsen schnalzen. Imaginiert „Reset“ ja zunächst einmal irgendeinen roten Knopf, den man etwa am eigenen Computer betätigt. Das fehlerbehaftetes Gerät wird heruntergefahren und neugestartet – und läuft dann wieder korrekt. Aber da werden wir von den Autoren von „The Great Reset“ hinter die Fichte geführt!

Von Rudoph Bauer werden wir dagegen nicht getäuscht. Er präsentiert uns nämlich eine die Augen öffnende Ent-täuschung! Nämlich mittels des zweiten Teils des Titels der Broschüre ausgelösten Denkanstoßes: „Der große Rückfall“.

Kam das Corona-Virus gerade recht?

Gemeinhin steckt hinter dem „Neustart“, auch „Umbruch“ genannt, ein im Grunde schon Jahrzehnte im Gange befindlicher Rollback (Neoliberalismus etc.), um das alte, dem Kollaps zulaufende System umzutünchen und uns sozusagen ein vermeintlich kommendes Paradies schmackhaft zu machen und nun in Bälde „umzurubeln“. Das nun in die Tat umzusetzen, dafür schien das Auftreten des Corona-Virus wohl offenbar günstig.

Schöne neue Welt“ und Transhumanismus

Manche vermeinen in der dann wohl als schöne neue Welt erscheinen sollenden Gesellschaft (dabei muss man unwillkürlich an Aldous Huxleys Roman „Schöne neue Welt“ denken) gar einen Weltsozialismus erkennen, welcher uns der „Umbruch“ schenkt. Immerhin ist Schwab ja ganz dicke mit der VR China. Ein kommendes System mit toller Vierter Industrieller Revolution. Bis hin zum Gedanken eines in die Tat umgesetzten Transhumanismus (übrigens hat der Halbruder Aldous Huxleys, der Zoologe Julian Huxley, den Begriff „Transhumanismus“ 1957 als erste benutzt). Wo Mensch und Maschine sozusagen verschmelzen. In einem kurzen Abriss der familiären Hintergründe Klaus Schwabs (S.11) erfahren wir u.a., dass er laut Wikipedia als „Befürworter des Transhumanismus“ gilt.

Rückfall in alte Herrschaftsmuster in zeitgemäßer Verpackung

Rudolph Bauer konkretisiert: „Getarnt als digitale, biowissenschaftliche und klimaneutrale Zukunftskulisse bedeutet die damit verbundene transhumanistische Perspektive einen Rückfall in alte Herrschaftsmuster. Ihre zeitgemäße Verpackung verbirgt die alten Eugenik- und Weltherrschaftspläne.“

Wir Leser können vermittels des vorliegenden Textes an eigene Gedanken sowie an die hier erwähnte vorherigen Broschüre Bauers fast übergangslos anknüpfen.

„Im Vordergrund des Nachdenkens“, heißt es in der Einleitung, „über die heutigen Verhältnisse steht seit dem Frühjahr des Jahres 2020 die sogenannte Corona-Krise. Der auf das Virus fixierte Tunnelblick ist einerseits verständlich, andererseits lenkt die Einengung der Sicht auf das Virus und auf die dadurch ausgelöste Erkrankung namens Covid-19 von den viel entscheidenderen und ein für die Zukunft bestimmenden Krisen der Gegenwart ab: von der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise, den gesellschaftlichen Verwerfungen in den meisten Ländern und von der Eskalation der inner- und zwischenstaatlichen Krisen politischer und militärischer Art.“

Geht es nur Gesundheitsschutz?

Dem Gesundheitsschutz, die angeblich zu dessen Behufe erlassenen Beschränkungen und Verbote, liest man, erzählte man uns ja, sollten dem Anliegen dienen, das Gesundheitswesen nicht zu überlasten und Triagen vermeiden helfen.

Bauer: „Das Virus sei deshalb ‚einzudämmen‘, zu ‚bekämpfen‘, ‚auszurotten‘. [Man beachte den militärischen Duktus des als menschenfreundlich angepriesenen Vorhabens.]“

Wir erinnern uns: der französische Präsident Macron sprach sogar von einem Krieg gegen das Virus!

Hiermit kommt Rudolph Bauer meinen frühen Gedanken im vergangenen Jahren nahe (Fettung vom Autor der Broschüre):

In Wahrheit, so meine These, dienen der Hinweis auf die Gefährlichkeit des Virus und die beschlossenen Notstandsmaßnahmen zum freiheitsbeschränkten Verhalten der Bevölkerung nur vordergründig dem Gesundheitsschutz. All dieses lenkt ab von den Megakrisen des aktuellen periodischen Zeitraums.“ (S.7/8)

Dazu passt ein von Rudolph Bauer verwendetes Zitat von Bertolt Brecht, welches dieser 1935 notierte (S.26):

„Die Geschäfte des Kapitalismus sind nun in verschiedenen Ländern (ihre Zahl wächst) ohne Rohheit nicht mehr zu machen. Manche glauben noch, es ginge doch; aber ein Blick in ihre Kontobücher wird sie früher oder später vom Gegenteil überzeugen. Das ist nur eine Zeitfrage.“

Wer in diesen Tagen historische Parallelen zieht wird sogleich schwer beschimpft

Man muss sich nur in den sogenannten sozialen Netzwerken umschauen. Auf Seite 8 der Broschüre lesen wir: „Das Tabu und die Leugnung historischer Parallelen, etwa in Gestalt des „Großen Rückfalls“ in den kaiserlichen Obrigkeitsstaat oder die Nazi-Diktatur, sind hierzulande in ganz besonderer Weise ausgeprägt. Die kategorische Ablehnung von Vergleichen mit der Geschichte ist nicht zuletzt dem nachkriegsdeutschen Erinnerungskult in der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik geschuldet.“

Und weiter: „Alles, was an die ‚dunkle Vergangenheit‘ erinnert, wird ausgeblendet und entsorgt. Es wird entweder museal und in Gendenkstätten ausgelagert, oder in der Erscheinungsform von Retro-Nazis und rückwärtsgewandten Rechtsextremisten inszeniert und vordergründig ‚bekämpft‘. (Siehe Theaterdonner-‚Sturm auf den Reichstag‘ am 29. August 2020; siehe die Undercover-Rolle von V-Leuten des Verfassungsschutzes, die als Hindernis für ein Parteienverbot durch das Bundesverfassungsgericht gelten.)“

Der Autor kritisiert die einseitige Sichtweise der Geschichtswissenschaft. Die habe Entstehung und Verlauf der Nazi-Herrschaft einseitig am „Führer“ und seiner Entourage und einzelnen NS-Organisationen festgemacht. (S.9)

„Gänzlich unterbelichtet ist der Zusammenhang zwischen den krisenhaften Entwicklungen des politischen, sozialen und wirtschaftlichen Niedergangs und dem Aufstieg der NS-Herrschaft.“

Interessant auch das zur Reaktion auf die Maßnahmen der Regierungen (Fettung vom Autor der Broschüre)

Die gegenwärtigen politischen Herrschaftsmethoden sind – verglichen mit denen des NS-Regimes – zwar weichgespült und sofftotalitär abgeschwächt. Deshalb sind sie sich einer ebenso breiten wie blinden und willigen Zustimmung sicher. Der Regierung gelingt es, Zweifler als ‚egoistisch‘ abzustempeln. Unter Zugriff auf eine vormals politische Kampfparole der Arbeiterbewegung, welche sich der (Klassen-)Solidarität verschrieben hatte, werden Forderungen nach Freiheit und für das Recht auf Selbstbestimmung als ‚unsolidarisch‘ abgewiesen.“ (S.55)

Auf der Rückseite der Broschüre: „Alle reden von Corona, Covid-19, neuen Corona-Varianten und weiteren Corona-Wellen. Indessen nehmen die alten Machthabermethoden auf täuschende Weise neue Gestalt an: der wirtschaftspolitische Korporatismus der Nazi-Ära heißt neudeutsch Governance und ist gleichbedeutend mit dem digitalen Überwachungskapitalismus, die faschistische Volksgemeinschaft kehrt wieder als medizinisch-pharmazeutische Hygienegemeinschaft; der NS-Terror maskiert sich überwiegend als mundnasenvermummter Softtotalitarismus.“

Dazu passt eine Passage unter „Die Pandemie und die Krisen“ (S.8):

„Ein Vergleich mit den krisenbedingten Enwicklungen in den 1920er und -30er Jahren (verbunden mit den Namen des ‚Duce‘ der des ‚Führers‘ oder mit den Diktaturen in Spanien unter Franco, Portugal unter Salazar und Griechenland unter der Militärjunta liegt auf der Hand. Diese historischen Parallelen lösen bei der politisch vielfach desinteressierten oder einseitig informierten Bevölkerung eine kognitive und emotionale Abwehrhaltung aus. Sie erinnert an den Romantitel von Sinclair Lewis (1935/1984): ‚It Can’t Happen Here‘ (‚Das ist bei uns nicht möglich)‘.“

Mag das auch unter Teilen der Leserschaft Widerspruch auslösen – Rudolph Bauer schiebt Folgendes, was er klarsichtig erkannt hat, nicht beiseite:

„Unter der Hand entwickelt sich ein neues Eugenik-Programm, das die ‚Volkskörper‘-Mehrheit der ‚geimpften‘ Hygienegemeinschaft verfassungswidrig privilegiert und einer kritischen oder skeptischen Minderheit die demokratischen Menschen- und Freiheitsrechte verweigert. Unter ‚transhumanistischen‘ Vorzeichen entsteht eine ‚moderne‘ Variante der Bio- und Bevölkerungspolitik, die – aus verständlichen Gründen – ihren faschistischen Ursprung leugnet. (…) Die Leugnung der Gefahren einer neuen Eugenik ist möglich geworden, weil große Teile der Bevölkerung im Sinne kognitiver Dissonanz und gutgläubig nach wie vor von zwei Grundüberzeugungen ausgehen: ‚Das würden uns doch all die Regierungen nicht antun. Wenn doch, würde die Presse es aufdecken.'“

Bauer weist daraufhin, dass Klaus Schwab, Gründer und Vorstandsvorsitzender des World Economic Forum (WEF) und dessen Co-Autor Thierry Malleret in ihrem Buch „The Great Reset“ – zu Deutsch: „Der große Neustart“ oder „Der große Umbruch“ sich gleich im Vorwort auf das Corona-Virus beziehen.

„Es habe, schreiben sie, ‚die bisherige Regierungsführung der Länder, unser Zusammenleben und die Weltwirtschaft als Ganzes gehörig durcheinander gebracht’“.

Keine Branche, kein Wirtschaftszweig würde von den Auswirkungen verschont.

Die Menschen würden spüren, dass die Zeit für einen Paradigmenwechsel gekommen sei.

‚Eine neue Welt wird entstehen‘, zitiert sie Bauer, ‚deren Umrisse wir ersinnen und skizzieren müssen.‘ (S.11)

Rudolph Bauer entschleiert Schwab

Aha, horchen wir als Leserinnen und Leser auf! Schwab wie Malleret (…) „halten das Virus für einen Auslöser der Krisen. Sie verschleiern“, entschleiert Rudolph Bauer uns, „mit ihrer Behauptung die Tatsache, dass die von ihnen erwähnten Krisen nicht dem Virus geschuldet, sondern Folgen eines Systems sind, für dessen Fortsetzung sie sich – allerdings unter den Vorzeichen eines angeblichen Paradigmenwechsels – aussprechen.“

Das Virus (wäre es nicht ausgebrochen, hätte man es m.E. direkt erfinden müssen!) wird also benutzt, um quasi den Kapitalismus, der an seine vielleicht vorläufig äußerste Grenzen gebracht worden ist, zu retten. Aus der Geschichte wissen wir, dass der Kapitalismus sich immer neu erfand. Wobei es diesmal offenbar ernster ist.

Auf der Rückseite der Broschüre: „Für die einen dienen letzterer (die Corona-Notstandsmaßnahmen) der Volksgesundheit. Für die Planer des „Großen Umbruchs“ bilden sie den propagandistischen Flankenschutz für den „Großen Rückfall“: Es werden alte Herrschaftsmuster wieder belebt, damit die imperialistische Globalherrschaft des Kapitals nicht an den elementaren Systemkrisen zerbricht.“

So schreibt dann Rudolph Bauer auch (Fettung vom Autor der Broschüre):

Sie propagieren einen ‚Umbruch‘, der sich sowohl politisch als auch sozial zum Nachteil großer Teile der Weltbevölkerung auswirken wird. Bezeichnender Weise versagen die WEF-Autoren bei der Benennung von Konzepten zur Lösung der gesellschaftlichen und politischen Probleme und Aufgaben. Ihr ausschließliches Ziel ist der Fortbestand der kapitalistischen Strukturen und die weitreichende Privilegierung der herrschaftsprivilegierten Klassen.“ (S.12)

Und weiter (Fettung wiederum von Autor der Broschüre):

In letzter Konsequenz geht es dem World Economic Forum und den beiden Autoren – auch andere „Stakeholdern“ werden von ihnen angesprochen – um eine Art der Krisenbewältigung, die den Kapitalismus als imperiales ökonomisches System strukturell ‚modernisieren‘ und herrschaftspersonell für ewige Zeiten erhalten soll. Gesellschaftlich und politisch sind die WEF-Vorschläge gleichbedeutend mit einem Rückschritt in totalitäre und faschistisch anmutende Verhältnisse. Letztere begannen ‚coronabedingt‘ bereits 2020 länderübergreifend Fuß zu fassen und sich auszubreiten.“ (S.13)

Ein Weg, schwurbeln die WEF-Autoren geradezu, würde uns an diesem Scheideweg in ein integrativere, bessere, gerechtere und umweltfreundlichere Welt führen. So werden sie zitiert: „Der andere würde uns in eine Welt führen, die der Welt ähnelt, die wir gerade verlassen haben – nur schlimmer und ständig von bösen Überraschungen geplagt.“

Bauer: „[Man achte bei der Lektüre auf die rhetorisch beabsichtigte Eingemeindung der so Angesprochenen, wenn von ‚Wir‘ und ‚Uns‘ die Rede ist! Man erliege nicht der simplen Entweder-Oder-Dichotomie der zwei Wege. Als ob nicht auch andere Entwicklungspfade vorstellbar und vor auch wünschenswert sind!]“

Nichts besitzen und glücklich sein

In einem Slogan der Agenda 2030 in Schwabs/Mallerets „Great Reset“ (nicht in der Broschüre erwähnt) heißt es prophetisch: „Im Jahr 2030 werden Sie nichts besitzen und glücklich sein“. Aha! „Sie“? Also „wir“? Und die Reichen und Mächtigen, die sich alljährlich in Davos treffen – werden auch die nichts mehr besitzen? Darüber schweigt des „Sängers“ Höflichkeit.

Alternative Entwicklungswege fehlen nicht

In der Broschüre werden die Leserinnen und Leser erfahren, worum es sich bei Krisen im Allgemeinen und Besonderen handelt. Gedacht für Leser, „die am wissenschaftshistorischen und philosophischen Kontext interessiert sind“, erklärt Bauer.

Des Weiteren sind die Megakrisen in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Politik beschrieben. Andererseits werden „die jeweils eingeschlagenen Lösungswege behandelt.“

Kommt es also, wie es der Autor beschreibt:

„Es zeichnet sich ab, dass ein scheinbar weicher Totalitarismus auf der Massenbasis des Hygienefaschismus in Richtung eines Governance-Systems steuert, welches – unter staatlicher Duldung und Förderung – ökonomisch beherrscht wird von Big Pharma, Big Data und Big Money.“

Keine Bange, lieber Leserinnen und Leser, all das, wie auch die von Klaus Schwab ausgerufene „Vierte industrielle Revolution“ ist, wenn wir es mit Rudolph Bauers Augen betrachten, durchaus korrigierbar sein, bzw. auf andere alternative Geleise umlenkbar sein. Im Schlussabschnitt bekommen wir „zielführende Perspektiven aufgezeigt, die in der Lage zu sein vermögen, aus den gegenwärtigen Krisen, auf anderen Wegen herauszufinden als auf den von Schwab und dem WEF vorgeschlagenen.“

Ein Aufbruch statt des Umbruchs!

Rudolph Bauer lässt seine Broschüre so auslaufen: „Der ‚Great Reset‘ und die ‚Vierte Industrielle Revolution‘ bergen auf eine im Rahmen der Notstands- und Ermächtigungsmaßnahmen sichtbare Weise die Gefahr einer Entwicklung, die wir überwunden zu haben glaubten. Hygienegemeinschaft, Softtotalitarismus und Überwachungskapitalismus konservieren den imperialistischen Kapitalismus, der erneut Krisen hervortreiben wird. Zu fordern und zu gestalten sind deshalb im Interesse einer glücklichen Zukunft der Menschheit: Ein Aufbruch statt des Umbruchs! Demokratische Revolution statt Industrielle Restauration!“ (Fettung vom Autor der Broschüre)

Das erinnert ein wenig an das, was Rainer Mausfeld in „Angst und Macht“ (meine Rezension hier) geschrieben hat:

„Ein wirksames zivilisatorisches Gegenmittel kann nur von unten kommen und muss von unserer Entschlossenheit und unserer unbeirrbaren Überzeugung geleitet sein, dass es keine Form gesellschaftlicher Macht geben darf, die nicht demokratisch legitimiert ist.

Ein Projekt, das die „mit dem Neoliberalismus zum Extrem getriebene soziale Fragmentierung und Atomisierung“ überwinde, müsse „auf der Grundlage eines egalitären Humanismus – also einer Anerkennung aller Menschen als Freie und Gleiche ungeachtet ihrer faktischen Differenzen – Solidarität und Gemeinschaftssinn als Fundamente gesellschaftlichen Handelns zurückzugewinnen.“

„Die kanadische Universitätsprofessorin für Ethik Julie Ponesse wurde fristlos entlassen, weil sie die Ethik medizinischer Zwangsmaßnahmen erläuterte und den Impfstoff ablehnte. Eine Lektion in Mut und Integrität von Professor Dr. Julie Ponesse, Huron College, Western University, Ontario, Kanada.“ (Hier ein Beitrag von tkp)

Kürzlich hielt sie eine Rede. Darin machte sie Mut: Schon 10 Prozent einer Bevölkerung könnte fundamentale Veränderungen einer Gesellschaft herbeiführen. Zehn Prozent sei der Tipping -Point (Wendepunkt). Siehe Video (Englisch) unten.

Also, haben wir etwas Hoffnung, verehrte Leserinnen und Leser.

Fazit

Wieder ein äußerst wichtiger Text von Rudolph Bauer. Darin wird nicht geschwurbelt, wie heute gern gesagt wird, um Kritik zu diffamieren, sondern gesagt was ist. Auch, was sein könnte. Unbedingt zu empfehlen, mit der Bitte die Broschüre weiterzuempfehlen.

Es könnte nicht schaden, wenn auch Politiker zu dieser Broschüre greifen würden. Und Journalisten!!!

Nicht zuletzt ist es der Partei DIE LINKE anzuraten diesen hervorragenden Text – worin kein Blatt vor den Mund genommen wird – zu rezipieren. Schließlich geht es darin um Themen, die einst originär der Linken zum Beackern oblagen. Oder sind die Linken inzwischen schon zu weit auf der woken Welle fortgeschwommen, dass sie finden sich mit dergleichen nicht befassen zu müssen.

Oder ist DIE LINKE, wie eine Vielzahl von Bevölkerungsgruppen, zu tief gefangen in ihrer kognitiven Dissonanz den hier beschriebenen Problemen gegenüber bzw. leiden unter einem Stockholm-Syndrom?

 

Rudolph Bauer: The Great Reset – Der grosse Rückfall. Hygienegemeinschaft – Softtotalitarismus – Überwachungskapitalismus

Erscheinungstermin: Anfang November 2021, ca. 80 Seiten, 6 Euro, Staffelpreis bei Direktbestellung (bei pad-verlag, Am Schlehdorn 6, 59192 Bergkamen, pad-verlag@gmx.net) ab 5 Explaren: 5 Euro pro Expl.

Inhalt

Einleitung: Tunnelblick, Krisen und deutsche Singularität
Krisen aus historischer und wissenschaftlicher Sicht
Die Wirtschafts- und Finanzkrisen
Die Rolle des Corona-Virus
Governance im Überwachungskapitalismus
Gesellschaftliche Verwerfungen
Wen betrifft Covid-19
Die Hygienegemeinschaft als Massenbasis
Politik und Demokratie im Krisenmodus
Das Virus als Ausweg
Das softtotalitäre Corona-Regime
Postskriptum: Großer Aufbruch statt Großer Umbruch
Literaturverzeichnis
Über den Autor

Über den Autor:

Rudolph Bauer ist Politikwissenschaftler, Schriftsteller und Künstler. Er war Professor für Wohlfahrtspolitik und Soziale Dienstleistungen an der Universität Bremen. Geboren 1939 in Amberg/Oberpfalz, studierte er nach dem Abitur u. a. die Fächer Politologie, Soziologie und Philosophie an den Universitäten in München, Erlangen, Frankfurt am Main und Konstanz. Berufliche Erfahrungen sammelte er u. a. als freier Mitarbeiter und Journalist bei Tageszeitungen und Zeitschriften, bei „konkret“ und der Frankfurter Studentenzeitung „Diskus“; als freiberuflicher Sozialforscher in Offenbach/Main; als Forschungsassistent und Vertretungsprofessor an der Universität Gießen; als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe für das Chinesisch-Deutsche Lexikon am Fremdspracheninstitut Nr. 1 der Universität in Beijing in der VR China; als Fellow in Philanthropy am Institute for Policy Studies der Johns Hopkins University in Baltimore/Mass. in den USA. Bauer ist Autor bzw. Herausgeber einer Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen.

Rudolph Bauer. Foto via Weltnetz.TV
Dr. Julie Ponesse

Der große Knacks. Oder: Kommen Sie gut durch den Reset!

Prolog

Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass mir dieser Tage plötzlich Roger Willemsens „Der Knacks“ in den Sinn kam. So der Titel des vielleicht persönlichsten Buches des unvergessenen, viel zu früh verstorbenen Autoren. Ich las es vor einigen Jahren mit großem Interesse. Und es berührte mich sehr.

Roger Willemsen schrieb zu seinem Buch:

In jedem Leben kommt der Augenblick, in dem die Zeit einen anderen Weg geht als man selbst. Man lässt die Mitwelt ziehen.“

Der Verlag dazu:

Als mein Vater starb, war ich 15, sah aus wie Janis Joplin und war gerade in der Schule sitzengeblieben“, erinnert sich Roger Willemsen an den Urknacks seinen eigenen Lebens. „Der Knacks“, das ist der Moment, in dem das Leben die Richtung wechselt und nichts mehr ist wie zuvor. Aber mehr noch als die großen Brüche interessieren Willemsen die fast unmerklichen, namenlosen Veränderungen: die feinen Haarrisse in einer Beziehung, das Altern von Menschen, Städten, Kunstwerken, die Enttäuschung, der Verlust, die Niederlage – die unaufhaltsame Arbeit der Zeit. Mal autobiographisch erzählend, mal beobachtend und reflektierend schreibt Roger Willemsen sein vielleicht persönlichstes Buch.“

Als mein Vater im Jahre 1967 starb, war ich 10 Jahre alt. Das war mit ziemlicher Sicherheit mein Urknacks. Auf dem Heimweg von der Schule kam mir ein Krankenwagen der Marke B 1000 entgegen. Ohne aufgesteckte Rotkreuzfahne. Also nicht im Noteinsatz. An unserer Haustüre angelangt, empfing mich eine ältere Hausbewohnerin. Sie bewohnte zusammen mit ihrem Ehemann das Parterre eines hinter dem Haupthaus gelegenen Hinterhauses. Über der Wohnung des Ehepaares lag der sogenannte Wäscheboden. Dort hinauf führte unweit des Waschhauses – Waschmaschinen besaß damals (abgesehen von einer Beamtenwitwe, die über eine einfache, elektrisch betriebene Holzbottichwaschmaschine verfügte) niemand der Mieter unseres Hauses – eine rot angestrichene lange Holztreppe.

Ich hatte gerade den Haustürschlüssel gezückt, um ihn ins Schloss zu stecken, da trat mir die besagte Hinterhausbewohnerin entgegen und bat mich unter einem Vorwand (der mir entfallen ist) mit zu ihr über den Hof in ihre Wohnung zu kommen. Natürlich spürte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Sogleich fiel mir der Krankenwagen des Deutschen Roten Kreuzes wieder ein, welcher an mir vorbeigefahren war. Eine Beunruhigung befiel mich. Angekommen in der Hinterhauswohnung, platzierte mich die Frau auf einem Sofa. Ihr Ehemann brachte mir ein Glas mit roter Limonade. Man beruhigte mich: ich könne bald in unsere Wohnung. Meine Beunruhigung verflog aber nicht. Andererseits fehlte mir aber der Mut, Fragen zu stellen, um Näheres zu erfahren.

Als ich schließlich am frühen Nachmittag meiner Mutter in unserer Wohnung an mit einer Wachstuchdecke bedeckten Küchentisch gegenübersaß, bemerkte ich ihre rotgeweinten Augen. Der Vati, eröffnete sie mir mit leiser Stimme, sei gestorben. Nun seien wir nur noch zu zweit und müssten gut zusammenhalten. Was ich ihr in die Hand versprechen musste. Ob ich damals weinen musste, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls war es dann eine Weile bedrückend still. Und ich fühlte einen schweren Druck auf meiner Brust lasten. Da muss mir unweigerlich klar gewesen sein, dass nun nicht mehr so sein würde wie bisher. Zweifelsohne war das mein Urknacks.

Genaueres, als, dass es meines Vaters Herz war, dass aufgehört hatte zu schlagen, erfuhr ich an diesem 27. September des Jahres 1967 nicht. Natürlich machte ich mir in Abständen viele Gedanken um seinen Tod. Das mit dem Herzen konnte ich mir schließlich damit erklären, dass mein Vater um Einiges älter gewesen war als meine Mutter. Wurde ich von Klassenkameraden gefragt wo mein Vater arbeitet, sagte ich immer, er sei tot, an einem Herzinfarkt gestorben. Das Grübeln, seinen Tod betreffend, zog sich über mehrere Jahre hin. Immer neue Erinnerungen kamen mir in den Sinn. In letzter Zeit vor meines Vaters Tod hatten meine Eltern sich öfters gestritten. Worüber, daran erinnerte ich mich nicht. Hatte ich es verdrängt? Mein Vater hatte sich tagsüber oft auf die Couch gelegt. Er war krank. Ging seiner Arbeit als Fleischer im Schlachthof (diese Arbeit war schwer und gewiss machte sie ihn nicht glücklich – immerhin war dereinst selbstständiger Fleischermeister gewesen) nicht mehr nach. Was hatte er? Hatte er nicht manchmal geweint? Warum? Er war gereizt. Einmal musste ich ihn mit irgendetwas gereizt haben. Da hatte er den Rohrstock genommen und mich geschlagen.

Eines Tages, als ich eine in der selben Stadt wohnende Tante besuchte, zu welcher ich ein gutes vertrauensvolles Verhältnis hatte, erlitt ich einen weiteren Knacks. Irgendwie kamen wir auf meinen Vater zu sprechen. Plötzlich trafen mich die Worte meiner Tante an diesem schönen Sommertag wie ein Schlag. Sie eröffnete mir – wohl in der Annahme, sich sei eingeweiht – wie traurig es doch sei, dass mein Vater sich das Leben genommen hatte. Lange erholte ich mich nicht davon. Eines Tages – ich stritt mich mit meiner Mutter – warf ihr vor, mir nichts von dem Suizid des Vaters erzählt. Ein weiterer Knacks in meinem Leben. Unbewusst warf ich der Mutter das seither vor. Mir waren wieder in den Sinn gekommen, dass sich vor seinem Tod oft gestritten hatten. Mein Vater weinte dann oft. Erst viel später fand ich in einem Karton nach dem Tod meiner Mutter im Jahre 2010 das Schreiben einer Psychiaterin, die meinem Vater darin eine endogene Depression bescheinigte …

Warum nur kam mir das jetzt alles wieder in den Sinn?

Das Jahr 2020 brachte einen neuen Knacks mit sich. Nicht nur für mich, sondern für uns alle – für die ganze Gesellschaft. Der Knacks trägt sogar einen Namen: Covid-19, SARS COV 2.

Das ganze Jahr 2020 ist sozusagen im Eimer. An diesem neuen Virus kann man – wenn auch viele Erkrankungen leicht verlaufen – schwer erkranken und leider auch sterben. Das Virus ist also da und reell. Hier soll Weiteres nicht näher erläutert werden. Denn wir hören rund um die Uhr Meldungen, die damit im Zusammenhang stehen. Das macht regelrecht Angst. Und man kann mittlerweile durchaus den Eindruck gewinnen, dass das gewollt ist. Gewollt deshalb, um die von Staats wegen ergriffenen Corona-Maßnahmen (so widersinnig sie bisweilen auch erscheinen mögen) zu rechtfertigen. Ich möchte hierzu nur noch einmal das geleakte Dokument aus dem Bundesinnenministerium in Erinnerung rufen, bei dessen Lektüre es gewiss nicht nur mir eiskalt den Rücken herunterlief.

Die Gesellschaft ist mit Corona noch gespaltener als eh schon

Politik und Medien verbreiten tagtäglich Angst und Schrecken, dass es einen graust und der Blutdruck in die Höhe schnellt. Unterdessen trommeln sie was das Zeug hält für Impfungen, die womöglich noch nicht ausreichend getestet wurden und nun rasch an die Frau und an den Mann gebracht werden sollen. Auch dazu nimmt man Bilder – etwa einen in ein Krankenhaus einfahrenden Leichenwagen – und Berichte her, die Angst machen, so womöglich zur Impfung animieren. Das alles ist unerträglich. Die eh schon vor Corona gespaltene Gesellschaft ist nun noch gespaltener. Kritiker der Corona-Maßnahmen werden von Menschen angegriffen, die diese als noch zu lasch empfinden und noch härtere befürworten.

Kürzlich blaffte mich ein Mann auf einem Straßenstück an, der nicht zur Einkaufsstraße gehörte wo somit keine Maskenpflicht gilt: „Maske an.“ Nicht nur das, er bezeichnete mich als Penner und drohte mir an mich in die „Kiefernabteilung“ zu bringen. Ja, wo leben wir denn? Wo soll das noch hinführen? Blockwartmentalität feiert fröhliche Urständ. Und unkritische Staatsgläubigkeit – besonders gar unter Linken (!) lässt mich an Menschen denken, die vom Stockholm-Syndrom verfasst sind. Die Ordinate sind, wie Albrecht Müller (Herausgeber der NachDenkSeiten) in vielerlei Hinsicht – auch zwischen links und rechts – angemerkt hat, verschoben.

Der Riss geht durch Familien.

Prof. Dr. Martin Schwab, Rechtswissenschaftler an der Universität Bielefeld: „Der Inzidenzwert ist aktuell Null“ Ketzerische These?

Auch mit Zahlen werden wir geradezu traktiert. Und verwirrt. Etwa mit denen des Robert-Koch-Instituts, die einmal so und einmal so interpretiert werden. Was es beispielsweise mit den Inzidenz-Zahlen auf sich hat und warum gerade ein Richtwert von 50 plötzlich ausschlaggebend sein soll, um bestimmte Maßnahmen einzuleiten, dürfte bislang auch den wenigsten von uns klargeworden sein. Prof. Dr. Martin Schwab von der Universität Bielefeld hat sich dazu Gedanken gemacht (hier).

Schon sehr früh – als erste Einschränkungen unseres Lebens bis hin zu Beschränkungen von Grundrechten durch bloße Verordnungen aus einem „Corona-Kabinett“ , die sich nicht selten als verfassungswidrig herausstellen, wirksam wurden – machte ich mir ernste Gedanken.

Mir kamen nämlich Warnungen von Finanzexperten wie z.B. Ernst Wolff in den Sinn, wonach das Weltfinanzsystem nach der Finanzkrise 2007/2008 abermals in Schwierigkeiten zu kommen drohe. Zumal man nach besagter Finanzkrise so gut wie nichts unternommen hatte, um künftige Crashs zu vermeiden. Drohte also nun ein exorbitanter nächster Crash – gar ein finaler und damit irreparabler?

Was schwere Verwerfungen in unseren Gesellschaften mit vielleicht millionenfacher Arbeitslosigkeit mit sich bringen könnte. Diese Befürchtungen speisten sich aus Ereignissen an den Finanzmärkten, die im September 2019 Experten ins Auge fielen (im hier beigegebenen Vortrag des Journalisten und Buchautoren Paul Schreyer auf Video wird darauf eingegangen).

Wird die Corona-Krise als willkommenes Ereignis hergenommen, ein noch viel dickeres Ding zu verdecken und um nachher als Ursache für die kommende Katastrophe vors Loch geschoben zu werden?

Als nun die Corona-Krise ins Laufen geriet, kamen mir diese mich zuvor alarmiert habenden Informationen wieder in den Sinn. Und ich konnte mir durchaus vorstellen, dass diese Pandemie mit einer realen Krankheit später benutzt werden würde, um einen wie auch immer gearteten Crash mit empfindlichen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und unser aller Leben als Vorhang, hinter welchem der sich entwickelnde Finanzcrash abgeschirmt abspielt, benutzt werden könnte. Um dann die Krankheit und deren Auswirkungen durch sie selbst und die gegen sie ergriffenen Maßnahmen sozusagen vors Loch zu schieben. Um dann zu regierungsamtlich zu erklären: Corona hat uns so in die Bredouille gebracht. Konnte man ja nicht ändern, ist ja ein Virus, der all das machte. Eine Verschwörungstheorie?

Ach, was: wir wissen, dass den wirklich (nicht von uns gewählten) Mächtigen in unserem neoliberal verschärftem Kapitalismus, die den von uns gewählten Regierenden ohnehin folgen würden. Zu groß ist der Druck dieser Mächtigen. Und die Regierungen sind unterdessen quasi dermaßen ohnmächtig, bzw. haben sie sich über Jahrzehnte selbst so ohnmächtig gemacht, dass sie auch machtlos sind.

Dazu passt ein Zitat von Horst Seehofer: „Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.

Wären so nicht auch die Lockdowns zu verstehen und die hohe Verschuldung des Staates – Olaf Scholz mit Bazooka und Bums? Die Wirtschaft herunterfahren, bis es kracht. Dann kämen andere Mittel, Wege und Kräfte zum Zuge.

Man muss doch nur seinen gesunden Menschenverstand – oder Hausverstand, wie man in Österreich zu sagen pflegt – benutzen, um eines erkennen: es wird nächstes Jahr schwere wirtschaftliche und damit einhergehenden soziale Verwerfungen geben. Es dürfte eine enorme Insolvenzwelle (die Insolvenzmeldepflicht ist nur noch bis zum 31.12.2020 ausgesetzt!) durch das Land rollen. Mit 800.000 Pleiten wird gerechnet. Kleine Läden, kleine und mittlere Unternehmen und die vielen von Zwangsschließungen ihrer Firmen Betroffenen werden den Bach heruntergehen. Nicht zu vergessen, die vielen vom Quasi-Berufsverbot betroffene Selbstständigen, Freischaffenden und Künstler etc. sind in der Bredouille und quasi finanziell am Ende. Die Kosten für Miete, Strom, Gas u.s.w. laufen dagegen weiter. Schon steigt die Zahl der Selbstmorde. Die Reichen, die großen Player wurden in der Krise noch einmal reicher.

Ich fürchte: da ereilt uns im kommenden Jahr ein gewaltiger Knacks. An dem wird zu beißen sein. Wird ein Jahr dazu reichen?

Klaus Schwab: „Der große Umbruch“ – Stolpern wir in eine Dystopie?

Nichts wird also mehr wie vorher sein. Und dafür eine „neue Normalität“? Was kommt mit einem „Great Reset“ (das Buch auf Deutsch: „Der große Umbruch“, welchen der geschäftsführenden Vorsitzende des Weltwirtschaftsforums (World Economic Forum), Klaus Schwab, propagiert, auf uns zu? Winken uns da goldene, sorgenfreie Zeiten? Oder dräut uns eher eine Dystopie?

„Der Gründer des World Economic Forum, Klaus Schwab, hat kürzlich gesagt, dass die vierte industrielle Revolution im Rahmen des „Great Reset“ „zu einer Verschmelzung unserer physischen, digitalen und biologischen Identität führen“ werde. Dieser transhumanistische Ansatz der Eliten wurde von der Öffentlichkeit bisher immer als Verschwörungstheorie abgetan.“ (Deutsche WirtschaftsNachrichten)

Da kann einem nur himmelangst und bange werden. Dazu auch Hermann Ploppa im „Rubikon“: „Der große Reset“

Die Eliten wollen Corona nutzen, um in einem Akt „schöpferischer Zerstörung“ eine schöne neue Techno-Welt errichten.“ Hier lesen.

Verdienterweise hat auch die „Luftpost“ ein PDF eines aus dem Englischen übersetzten Artikels von Peter Koenig unter dem Titel „Die Welt nach COVID-19, das teuflische Projekt des WEF: „Resetting the Future of Work Agenda“ mit dem „Great Reset“ Ein schreckenerregender Plan für die Zukunft“ veröffentlicht.

Paul Schreyer: Pandemie-Planspiele – Vorbereitung einer neuen Ära?

Ohne behaupten zu wollen, diese Pandemie, sei eine „Plandemie“, wie zuweilen von Demonstranten dieses Jahr auf Plakaten behauptet wurde, schließlich gibt es keinerlei Beweis dafür – muss es einem ja doch ziemlich stutzig machen und verwundern, dass es Pandemie-Planspiele gegeben hat. Real. Sie sind dokumentiert. Noch viel mehr nimmt einen wunder, wenn man diese Pandemie-Planspiele in internationalen Runden recherchiert und dabei feststellt: Die Reaktion der Staaten auf die Corona-Pandemie entspricht nahezu 1 : 1 den in den Planspielen diskutierten und empfohlenen! Was immerhin erklären könnte, warum die gegen Corona ergriffenen Maßnahmen im Grunde weltweit und so durchgeführt werden wie in den Übungen besprochen wurde.

Dazu hat der Journalist und Autor Paul Schreyer akribisch recherchiert und das Buch „Chronik einer angekündigten Krise“ dazu im Westend Verlag veröffentlicht, das ich hier sehr empfehle. Zur Thematik erschien vor Kurzem auch ein Vortrag von Paul Schreyer, der nicht weniger aufschlussreich ist. Er trägt den Titel „Pandemie-Planspiele – Vorbereitung einer neuen Ära?“ und ist auf dem Kanal von WIR – Wissen ist relevant auf You Tube erschienen.

Epilog und Fazit

Ich hätte sehr gern Unrecht. Jedoch befürchte ich, dass uns auch das kommende Jahr 2021 eine harte Zeit bringen wird und kein Ende des derzeit grassierenden Wahnsinns. Statt des „Großen Umbruchs“ von Onkel Klaus Schwab, könnten wir in etwas hineinrutschen (schlafwandeln!), das wir später, so wir dieses Später erleben werden bzw. imstande sind uns noch in irgendeiner Form zu äußern, als „Der große Knacks“ bezeichnen. An einen „Reset“ bin ich bereit durchaus zu glauben. Nur – fürchte ich – wenn hernach die Kiste wieder hochgefahren werden wird, werden einige Funktionen mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr verfügbar sein. Und was wird mit den überflüssigen Menschen geschehen? Werden die durch Maschinenwesen ersetzt oder verschwinden sie ganz?

Zwar meint Klaus Schwab nach dem großen Reset wird es allen besser gehen und wir werden auch nichts mehr besitzen und glücklicher sein. Kann man das wirklich glauben? Glaube ich etwa noch an den Weihnachtsmann oder ziehe mir die Hosen mit der Kneifzange an? Diese ganze, schöne neue Welt (warum denke ich da Aldous Huxley?) haben sich nämlich die Reichsten und Mächtigsten dieser Welt ausgedacht. Sind aus denen plötzlich Sozialisten oder gar Kommunisten geworden? Denken Sie mal drüber nach.

Einen guten Rutsch ins Jahr 2021 wünscht Ihnen

Claus Stille

PS: Kommen Sie gut durch den „Reset“!

„Der Krieg vor dem Krieg. Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet“ von Ulrich Teusch. Rezension

Kriegsbegeistert sind Menschen grundsätzlich nicht. Um das zu werden, müssen sie in der Regel propagandistisch sturmreif geschossen werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hieß es: Nie wieder Krieg! Man hatte die Gräuel noch vor Augen. Doch bald schon wurde der Kalte Krieg entfacht. Es herrschte die Systemkonfrontation. Doch selbst in dieser Zeit wurde mit dem vermeintlichen Feind, der Sowjetunion, gesprochen. Willy Brandt und Egon Bahr leisteten mittels ihrer Politik „Wandel durch Annäherung“ Großes. Dass lange nach dem Ende der Sowjetunion und der deutschen Wiedervereinigung nicht Gorbatschows Traum vom gemeinsamen Haus Europa wahr wurde, sondern inzwischen schon wieder ein Kalter Krieg in Europa im Gange ist, kann zwar erklärt werden. Indem man fragt: cui bono? Es muss aber die Alarmglocken schrillen lassen. Ja, es gibt unterdessen wieder „kriegsvorbereitende Propaganda“ und um die geht es „im weitesten Sinn“ im neuen Buch von Ulrich Teusch (u.a. „Lückenpresse“), das gerade bei Westend erschienen ist. So lesen wir es in dessen Vorwort.

Kriegstreiber haben von den etablierten Medien viel (bis alles) zu erwarten, Kriegsgegner wenig (bis nichts)“

Von Medien, die den Krieg herbeireden- oder schreiben“ handelt dieses Buch, „von Medien die den äußeren und inneren Frieden aufs Spiel setzen“.
Weiter liest man: „Die historische Erfahrung lehrt: Kriegstreiber haben von den etablierten Medien viel (bis alles) zu erwarten, Kriegsgegner wenig (bis nichts).“
Bitter wahr! Erinnern wir uns doch noch an den völkerrechtswidrigen Nato-Krieg gegen die Bundesrepublik Jugoslawien, an dessen 20. Jahrestag wir erst kürzlich erinnert worden sind. Da konnten wir das genau und schmerzlich erfahren. Die dank Gerhard Schröder und Josef Fischer jugoslawischen Städte mit bombardierende BRD verlor damals ihre Unschuld.

Ulrich Teusch: „Im Kampf gegen den Krieg, im Kampf für den Frieden ist auf die Medien der Herrschenden kein Verlass. Und weiß: „Verlassen können wir uns nur auf uns selbst.“

Ulrich Teusch stellt folgende Frage: „Wann je haben Medien einen Krieg verhindert oder dies auch nur erkennbar versucht, indem sie die herrschenden Kriegsvorwände oder -begründungen einer rigorosen Prüfung unterzogen?
Und umgekehrt: Wie oft haben Medien durch tendenzielle, emotionalisierende Berichterstattung ‚für den Krieg gesorgt‘ (William Randolph Hearst)? Wie oft haben Medien jene gesellschaftliche Sportpalast-Atmosphäre erzeugt, die ihn erst möglich machte?“
Teusch konzediert: „Sicher, es gibt ein paar Ausnahmen. Sie sind rühmlich, keine Frage. Aber sie sind bloß Ausnahmen von der Regel.“ Dann aber schränkt er ein: „Im Kampf gegen den Krieg, im Kampf für den Frieden ist auf die Medien der Herrschenden kein Verlass. Und weiß: „Verlassen können wir uns nur auf uns selbst.“

Selbst sinkende Auflagen brachten etablierte Medien nicht von ihrem selbstzerstörerischen (Dis-) Kurs ab

Hier sollte Ulrich Teusch (leider) recht behalten: „Die etablierten Medien, so hatte ich vor drei Jahren prognostiziert, werden weder durch Liebesentzug (sinkende Auflagen und Quoten) noch durch gediegene Medienkritik von ihrem manipulativen Tun und ihrem selbstzerstörerischen (Dis-) Kurs abzubringen sein. Sie werden weiterhin wichtige Nachrichten absichtsvoll unterdrücken, Informationen einseitig gewichten oder mit einem Spin versehen, mit zweierlei Maß messen, interessengeleitete Narrative konstruieren, gelegentlich Kampagnen fahren oder sich für handfeste Propaganda hergeben.“
Teusch räumt ein: „Klammheimlich hatte ich gehofft, Unrecht zu haben und eines Besseren belehrt zu werden.“
Seine Begründung: „Der sich seit 2013/14 aufbauende medienkritische Druck, der ‚Aufstand es Publikums‘, konnte doch nicht einfach verpuffen, sagte ich mir, er musste doch irgendeine positive Wirkung erzielen.“
Dass dem eben (leider) nicht so ist, führen uns nicht nur die unermüdlich eingebrachten Programmbeschwerden des früheren Tagesschau-Redakteurs Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer, Ex-Vorsitzender des ver.di-Betriebsverbandes NDR ständig vor Augen. Sondern auch Ulrich Gellermann mit seinen regelmäßigen Zu-Wort-Meldungen unter „Die Macht um Acht“ (mittlerweile die 22. Ausgabe) auf dem You Tube – Kanal von KenFM.

Wie propagandistische Exzesse den eigentlichen Krieg ersetzen

Wie müssen wir etwa „die gegenwärtigen propagandistischen Exzesse“ betreffs Russland verstehen? Teusch (S.30).: „Die Antwort lautet: Sie sollen den eigentlichen Krieg ersetzen – natürlich im Verein mit weiteren aggressiven Maßnahmen wie Sanktionen. Oder anders: Im Fall Russlands ist ‚der Krieg vor dem Krieg‘ der eigentliche Krieg. Die Kriegsziele lauten: eine aufstrebende Macht schwächen oder in ihre Schranken weisen; sie destabilisieren, delegitimieren, isolieren; ihre politische Grundorientierung revidieren, ihr politisches Führungspersonal dämonisieren. Die antirussische Propaganda ist letztlich Regime-Change-Propaganda.“

Kriegspropaganda wie sie einst schon Arthur Ponsonby beschrieb

Ulrich Teusch erinnert (S. 31) an die Feststellung des britischen Politikers und Friedensaktivisten Arthur Ponsonby (1871-1946) zehn Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, wonach sich in diesem der Journalismus nie stärker diskreditiert habe. Und im Februar 2017 habe der Nahostkorrespondent Patrick Cockburn bemerkt, „dass im Syrienkrieg (seit 2011) die einseitige, verzerrende Berichterstattung und die Verbreitung fingierter, fabrizierter Nachrichten ein Ausmaß angenommen habe, das nur mit der gewaltigen Desinformation im Ersten Weltkrieg vergleichbar sei.“
Ulrich Teusch zitiert die zehn Prinzipien der Kriegspropaganda, welche Arthur Ponsonby formulierte.Wer sich diese zum Gemüt führt (hier) wird verblüfft sein oder eher erschrocken aufmerken: Sie finden heute noch munter Anwendung!
Entsprechende Beispiele aus unserer Zeit werden von Teusch aufgeführt.

Von „Massentäuschungswaffen und Massenzerstreuungswaffen“

Sehr Augen öffnend ist das Kapitel „Massentäuschungswaffen und Massenzerstreuungswaffen“ (S. 31) sowie deren Unterkapitel (S.43) „Massentäuschung: wie sich die Vorzeichen von heute auf morgen ändern“. Worin der Autor auf in Orwells Roman „1984“ beschriebene Ereignisse Bezug nimmt. Wo der einstige Feind Eurasien auf einmal während einer Rede gegen Ostasien ausgetauscht wird. Und ein weiteres Unterkapitel (S.45) steht unter der Überschrift „Massenzerstreuung: wie Wichtiges unwichtig wird“.
Teusch erwähnt darin deen früheren US-Verteidigungsminister William Perry, „der Jahrzehnte auf beiden Seiten des US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplexes gearbeitet hat“.
Perry sei überzeugt, dass „die Gefahr eines Nuklearkrieges heute deutliche größer ist als zu Zeiten des ersten Kalten Krieges.“
Die größte Gefahr erwachse heute aus dem zerrütteten Verhältnis zwischen USA und Russland. Teusch auf Seite 45 unten: „In seiner Ursachenanalyse gibt er dem Westen die Hauptschuld an dieser gefährlichen Zuspitzung.“
Perry missbillige den Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Osteuropa.

Warum“, fragt Ulrich Teusch völlig zu recht, „fristet ein überragender Sachkenner wie er mit seinen eminent bedeutsamen, lebens- und überlebenswichtigen Anliegen eine mediale Randexistenz?“ Und weiter: „Warum kennen wir alle Dieter Bohlen, Heidi Klum und Dr. Eckart von Hirschhausen? Warum nicht William Perry? Warum fragen wir die Maus – aber nicht ihn?“
Teusch liefert die Antwort auf diese eigentlich brennend sein müssenden Fragen gleich mit: „Weil es sich bei unseren Medien um Massenzerstreuungswaffen handelt, die uns nicht das präsentieren, was wirklich relevant ist und uns angeht. Stattdessen führen sie uns Tag für Tag – und im Wortsinn – auf Nebenkriegsschauplätze aller Art.“
Noch einmal zurück auf Seite 41: Teusch zeigt sich da überzeugt, dass sich die Wahrnehmungen Aldous Huxleys und George Orwell ergänzen.

Erstens werden wir durch propagandistische Techniken getäuscht (Orwell): also desinformiert, belogen, mit Halbwahrheiten abgespeist oder durch Unterdrückung von Nachrichten im Unklaren gelassen.
Zweitens werden wir durch propagandistische Techniken zerstreut (Huxley): also vom Wesentlichen abgelenkt, mit Belanglosigkeiten beschäftigt, mit Unterhaltungsangeboten aller Art bei Laune gehalten.“

Wer die Macht über die Geschichte hat …

Besonders ans Herz gelegt sei den LeserInnen des hier besprochenen Buches von Ulrich Teusch das Kapitel „Wer die Macht hat über die Geschichte hat, Teil 1: Deutschland“ (S. 48).
Es hebt an mit dem Untertitel „Der hässliche Deutsche: Gauck auf der Westerplatte“
Darin geht es um die Rede des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, die gewiss nicht nur mich peinlich berührte und wütend machte. Gauck hatte des von Deutschland vom Zaun gebrochenen Zweiten Weltkriegs gedacht. Teusch erinnert: „Wobei die Tatsache, dass Deutschland diesen Weltkrieg ausgelöst hatte, in Gaucks Ansprache merkwürdig unterbelichtet blieb. Gauck hingegen das Gedenken nutzte (missbrauchte) , um gegen das heutige Russland eine Spitze abzufeuern. Teusch einige Zeilen weiter auf S.49: „Man hätte es unbedarften Zuhörern nicht verübeln können, wenn sie aufgrund seiner Rede zu dem Schluss gekommen wären, nicht Deutschland, sondern Russland der große Aggressor des Zweiten Weltkriegs gewesen sei.“

Der andere Holocaust

Ulrich Teusch: „Die slawischen Völker, insbesondere die Russen (allein 27 Millionen Sowjetbürger starben; C. Stille) , sind im Zweiten Weltkrieg Opfer dessen geworden, was der Historiker Rolf-Dieter Müller als den ‚anderen Holocaust‘ bezeichnet.“
Zu Bedenken gibt Teusch: „Im Unterschied zum eigentlichen Holocaust, also der Vernichtung der europäischen Juden, hat der andere Holocaust keinen Platz im kollektiven historische Gedächtnis der Deutschen gefunden. Hätte er dies getan, wären manche antirussischen Töne, die gegenwärtig im neuen kalten Krieg angeschlagen werden, kaum vorstellbar.“
Zum Schluss des Kapitels noch einmal Gauck kaum verhohlenes Russen-Bashing zitierend urteilt Ulrich Teusch: „So klingt es, wenn sich Geschichtsvergessenheit und Geschichtsklitterung ein Stelldichein geben. Propaganda pur.“
Anmerkung C. Stille: Wer mag und es ihm nicht übel dabei wird, kann hier die damalige Rede Gaucks auf der Westerplatte nachlesen.

Zweierlei Maß

Das nächste Kapitel ist – denken wir an aktuelle Geschehnisse – ebenso wichtig: „Zweierlei Maß: Israel und Russland“ ab Seite 59.
Teusch findet es selbstredend richtig, den Antisemitismus zu kämpfen. Er hält jedoch „für verfehlt, wenn deutsche Politiker sagen, die Freundschaft und Solidarität mit Israel sei Teil der deutschen Staatsräson“. Und „hielte es – analog gesprochen – für verfehlt, wenn dergleichen über das deutsche Verhältnis zu Russland gesagt würde“.
Teusch: „Ich glaube allerdings sehr wohl, dass in unserem Verhältnis zu Russland die gleiche Sensibilität, Empathie, Vorsicht angebracht wäre, die unser Verhältnis zu Israel bestimmt. Ein tief verwurzeltes Schuldgefühl müsste in eine keineswegs kritikfreie, aber doch reflektierte Form der Solidarität münden.“
Der Autor zeigt sich ausdrücklich davon überzeugt, dass der deutsche Krieg gegen die Sowjetunion der „andere Holocaust“ (nach Rolf-Dieter Müller) war: „Diese Tatsache ist nie ins kollektive historische Bewusstsein der Deutschen eingedrungen. Das ist fatal – war aber sicherlich so beabsichtigt.“
Teusch weiter: „Ich bin mir bewusst, dass meine Paralellesierung des Holocaust mit dem anderen Holocaust, also dem rassenideologischen Vernichtungskrieg im Osten, Widerspruch provozieren wird. Zieht man denn damit nicht die Singularisierung der Judenvernichtung in Zweifel? Nein, das tut man keineswegs. Man kann Menschheitsverbrechen weder gegeneinander aufrechnen noch gegeneinander ausspielen.“

Der Schlüssel liegt in Washington

Nicht weniger erkenntnisreich nimmt sich das Kapitel „Wer die Macht über die Geschichte hat, Teil 2: USA“, beginnend mit dem Unterkapitel „Empire im Niedergang“ ab Seite 76 aus.
Auf Seite 94 resümiert Ulrich Teusch, dass „fast drei Jahrzehnte nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und im Zeichen eines neu beginnenden kalten Krieges, gilt (…): Der Schlüssel liegt in Washington.“

Wahrscheinlich müssen sich sogar die USA als solche grundlegend ändern (wie es seinerzeit die Sowjetunion getan hat).“
Solange sich die USA querstellen und im im internationalen System eine anmaßende, selbstsüchtige und destruktive Rolle spielen, sind keinerlei Fortschritte zu erwarten, und das Land wird weiterhin ein schwer berechenbarer Störfaktor und Unruheherd bleiben.“
Schon während seines Studiums, schreibt Teusch, sei er auf einige Bücher von William Appleman, e Williams (1921-1990), einen Vertreter der Neuen Linken, einen „Radical“, gestoßen.
Williams habe schon in den 1980er Jahren geschrieben, so Teusch auf S. 94, „einfach nur eine Umorientierung der US-Außenpolitik zu verlangen“ genüge nicht; vonnöten sei vielmehr eine grundlegende, revolutionäre Umkehr des ganzen Landes.“
Zum Verständnis dessen muss im Kapitel vorher über eine Rede Wladimir Putins kurz vom dem Eingreifen Russlands in den Syrienkrieg (2015 gelesen werden. Worin der russische Präsident an die verheerenden Folgen der westlichen Interventions- und Kriegspolitik im Nahen Osten und in Nordafrika erinnerte: „Versteht ihr wenigstens jetzt, was ihr angerichtet habt?“

United States of Amnesia“

Eine auffrischende Geschichtsstunde ist das Kapitel „United States of Amnesia“ ab Seite 94. kriegerischen Aktivitäten der USA über viele Jahrzehnte in vielen Ländern dieser Welt – schlechthin: die US-Kriegsgeschichte – hinweg. Sowie die Militärpräsenz des Landes in vielen Ländern der Erde und den enormen, aktuellen Rüstungshaushalt Washingtons von 700 Milliarden Dollar für 2019.
Und der militärisch-industrielle Komplex (MIK) giert, braucht stets regelrecht, Aufträge für Rüstungsgüter. Vor dieser Gefahr warnte bereits ein früherer US-Präsident.

Der 5-Sterne-General, Stabschef der US-Armee, Alliierte Oberbefehlshaber im Zweiten Weltkrieg und Präsident der USA Dwight D. Eisenhower warnte die amerikanische Bevölkerung bei seiner Abschiedsrede als Präsident am 17.01.1961 vor dem Einfluss des Militärisch-industriellen-Komplexes, obwohl er selbst in seiner Amtszeit massiv zu dessen Wachstum im Kalten Krieg beigetragen hatte. Dwight D. Eisenhower: „Wir in den Regierungsräten müssen uns vor unbefugtem Einfluss – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den Militär-Industrie-Komplex schützen.“ (Quelle: Free21)
Der MIK braucht dazu immer wieder Kriege. Ergo auch „Die Kriegsverkäufer“. Dazu lesen wir Erhellendes ab Seite 104 des Buches von Ulrich Teusch. Und um Kriege anzuheizen sind „Die Propagandamacher“ vonnöten. Seit US-Präsident George W. Bush gibt es gar einen „Permanent War Complex“ (S. 128).

Gerade in heutiger Zeit“, schreibt Teusch, „da der militärisch-industrielle Komplex beziehungsweise der Permanent War Complex eine so unverkennbare Eigendynamik gewonnen hat, da er ganz unabhängig von der realen Bedrohungslage seine stets expansiven Bahnene zieht, muss man noch weit stärker in der Vergangenheit davon ausgehen, dass viele der Bedrohungen, mit denen uns tagtäglich das Fürchten gelehrt wird, nichts anderes sind als interessengeleitete Übertreibungen, Verzerrungen, Täuschungen oder Lügen – Kriegspropaganda ohne Grundierung in der realen Welt.“

Teusch: „Wer den Respekt vor Tatsachenwahrheiten verliert und untergräbt, der spielt mit dem inneren und äußeren Frieden, der setzt ihn aufs Spiel – und wird ihn am Ende verspielen.“

Teusch macht uns klar, dass es „Krieg, Zensur, Repression – damals und heute“ gab und gibt.“ (S. 139)
Dankenswerterweise hat der Autor auch „Erkundungen am medialen Abgrund“ (S. 157) vorgenommen. Gegen Ende des Kapitels weist Teusch in Anlehnung an eine Zitat von Hanna Arendt, auf den Kern des Problems hin: „Der Verlust des menschlichen Orientierungssinns, der Sturz ins Bodenlose – das wäre gleichbedeutend mit dem Ende der Demokratie.“ Arendt über Meinungsfreiheit: „ist eine Farce, wenn die Information über die Tatsachen nicht garantiert ist.“ Teusch dazu: „Wer den Respekt vor Tatsachenwahrheiten verliert und untergräbt, der spielt mit dem inneren und äußeren Frieden, der setzt ihn aufs Spiel – und wird ihn am Ende verspielen.“

Die dräuende Gefahr eines umgekehrten Totalitarismus

Gegen Ende des in möglichst viele Hände gehörenden Buches erinnert Ulrich Teusch an den Politikwissenschaftler Sheldon Wolin. Der hatte am Ende seines 93-jährigen Lebens eine Mahnung ausgesprochen, die Teusch als Vermächtnis begreifen möchte. „Sollte“, schreibt Teusch, „ der umgekehrte Totalitarismus irgendwann an Grenzen stoßen, sollte die Bevölkerung ungehalten, widerspenstig und ungehorsam werden, sollte die Systemfrage auf die Tagesordnung kommen, dann werden die Masken der Eliten fallen. Sie werden in ihrem Abwehrkampf zu genau jenen Mittel greifen, die wir aus dem klassischen Totalitarismus kennen: Gewalt und Repression. Die Aggressivität, die das Außenverhalten des Staates schon seit langem kennzeichnet, wird sich nach Innen kehren.“
Hand aufs Herz: Gibt es nicht schon Anzeichen dafür? Etwa betreffs des brutalen Vorgehens französischer Sicherheitskräfte gegen die Gelbwesten?
Priorität müsse haben, diese „katastrophische Entwicklung“ zu verhindern, mahnt Ulrich Teusch an.
Und, hofft er: „Es wäre schön, wenn sich an diesem Kampf auch ein paar vernunftbegabte Politiker oder redliche Journalisten beteiligten.“

Es ist so einfach

Zum Schluss zitiert Teusch aus Tolstois „Krieg und Frieden“: „Alle Gedanken, die Großes im Gefolge haben, sind immer einfach.“ Und: „Mein ganzes Denken geht dahin: Wenn sich die verderbten und schlechten Menschen zusammentun und zu einer Macht werden, so müssen die ehrlichen Menschen das Gleiche tun. So einfach ist.“
Möge es geschehen, rufe ich den ehrlichen Menschen voller Hoffnung zu. Lest dieses Buch und empfehlt es weiter!

Ulrich Teusch

Der Krieg vor dem Krieg. Wie Propaganda über Leben und Tod entscheidet
  • Group 10 Buch
  • Preis: 18 Euro