Ukraine: Die lange Geschichte einer Zerstörung. Mark Bartalmai im Gespräch mit Tom J. Wellbrock

Dieser Tage ist die Ukraine wieder einmal mehr in aller Munde. Durch den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands in der Ukraine. Leider wissen viele Menschen nicht oder nicht mehr, dass dieser Krieg eine Vorgeschichte hat. Dass dies so ist muss auch den Medien vorgehalten werden. Es wird auch nichts dafür getan, dass der Vorhang, welcher diese ganz und gar nicht unwichtige Vorgeschichte verdeckt, aufgezogen wird.

Am 14. August 2015 schrieb ich hier auf meinem Blog folgenden, so beginnenden Bericht: „Über den Krieg in der Ukraine hören und sehen wir derzeit so gut wie nichts. Doch nichts ist dort gut. Davon kann ausgegangen werden. Und als wir noch über die Maßen vom Krieg in der Ukraine hörten war auch nichts gut. In der Ukraine nicht. Und erst recht was die Berichterstattung unserer Medien angelangt. Nicht ohne Grund ist diesen Medien, der Presse der Vorwurf der Einseitigkeit in in Sachen Berichterstattung über die Vorgänge in der Ukraine gemacht worden. Den Westen und die Ukraine, die neuen Machthaber in Kiew nach dem Maidan-Putsch – die Guten. Die Aufständischen in der Ostukraine und Putin – die Bösen.“

Kino Zuvor hatte ich im Kölner Kino Odeon der Vorführung des beeindruckende Films „Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg“ von Mark Bartalmai gesehen.

Mark Bartalmai hat später noch einen weiteren Film mit dem Titel „Frontstadt Donezk – Die unerwünschte Republik“ gedreht. Bartalmai hat ein paar Jahre in Donezk gelebt.

Einige Jahre haben wir gar nichts von Mark Bartalmai gehört.

Nun ist heute der erste Teil eines Interviews mit Bartalmai unter dem Titel „Ukraine: Die lange Geschichte einer Zerstörung“ auf You Tube erschienen. Das haben wir dem Portal wohlstandsneurotiker – der podcast und Tom J. Wellbrock zu verdanken, welcher Mark Bartalmai aufzustöbern vermochte und dazu bewegen konnte, sich interviewen zu lassen. Beiden gebührt unser Dank.

Ich empfehle das Interview ausdrücklich allen meinen Leserinnen und Lesern und bitte diese das interessante Interview weiterzuverbreiten.

Der zweite Teil des Interviews erscheint am 22. April. Ich werde es dann hier dazustellen.

Beitragsbild: Screenshot C. Stille via You Tube. Links Mark Bartalmai, rechts Tom J. Wellbrock

Hier nun der zweite Teil des Gesprächs:

Der längste Krieg in Europa seit 1945 – Augenzeugenberichte aus dem Donbass

Ein Artikel von Ulrich Heyden

Der Autor und Journalist Ulrich Heyden hat die international nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk seit 2014 mehrmals besucht. Er analysiert in seinem neuen Buch „Der längste Krieg in Europa seit 1945“, warum der Konflikt in der Südostukraine entstand und warum das Waffenstillstandsabkommen “Minsk 2” immer wieder gebrochen wurde. Das Fazit des Autors: Die Ukraine könnte als neutrales Land zwischen Russland und dem Westen in Frieden leben. Jeder Versuch, das Land auf eine Seite zu ziehen, wird es zerreißen. Hier die Einleitung des Buches.

Das Buch „Der längste Krieg in Europa seit 1945“ von Ulrich Heyden kann man direkt beim Hamburger Verlag tredition bestellen.

Einleitung

Dass es in der Ost-Ukraine seit April 2014 einen Krieg gibt, darüber hatten die großen Medien in Deutschland, die letzten Jahren nur spärlich berichtet. So war die Öffentlichkeit in Deutschland schockiert, als Russlands Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 den Beginn einer „militärischen Spezialoperation“ in der Ukraine bekanntgab. Das Ziel dieser Operation sei – so der Kreml-Chef – „der Schutz der Volksrepubliken Donezk und Lugansk“ und die „Demilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine“.

Diese Begründung war nach Meinung der deutschen Medien hanebüchen. Im Grunde gehe es Wladimir Putin nur um den Wiederaufbau eines russischen Imperiums. Auch andere osteuropäische Länder könnten jetzt Opfer russischer Aggression werden. Dass Russland monatelang erfolglos mit Vertretern der USA, Frankreich, Deutschland und der NATO über Sicherheitsgarantien und eine Absage bezüglich eines NATO-Beitritts der Ukraine verhandelt hatten, war plötzlich vergessen. Ob es richtig war, Russland Sicherheitsgarantien zu verweigern, stand weder vor noch nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine zur Debatte.

Die Öffentlichkeit im Westen hatte nicht mit dem russischen Einmarsch gerechnet. Zwar hatte die Bild-Zeitung schon 4. Dezember 2021 getitelt [1] „Putins geheimer Angriffsplan für die Ukraine“ und eine Grafik veröffentlicht, die faktisch das zeigte, was dann am 24. Februar 2022 wirklich begann, aber die Drohungen des US-Präsidenten mit „nie dagewesenen Sanktionen“ gegen Russland im Falle eines Angriffes auf die Ukraine, hatten wohl viele Menschen glauben lassen, dass der Kreml dieses Risiko nicht eingehen werde.

Ratlose Russland-Freunde

Wladimir Putin, sein Sprecher, Dmitri Peskow und der russische Außenminister Sergej Lawrow, hatten in den Monaten vor dem 24. Februar 2022 immer wieder erklärt, Russland werde nicht – wie von westlichen Geheimdiensten und Medien behauptet – in die Ukraine einmarschieren.

Als dann der Kreml-Chef am 24. Februar 2022 die „Spezialoperation“ bekanntgab, fühlten sich nicht wenige Russland-Freunde in Deutschland getäuscht und ratlos. Sie erklärten, sie müssten jetzt ihr Verhältnis zur russischen Politik überprüfen oder sie zogen sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Doch war es wirklich eine Täuschung? Der stellvertretende Leiter der russischen Präsidialverwaltung, Dmitri Kosak, hatte bereits am 8. April 2021 erklärt, dass wenn Kiew Kriegshandlungen im Donbass aufnehme, sei das „der Anfang vom Ende“ für die Ukraine. Russland sei in diesem Fall gezwungen, seine Bürger zu schützen. 600.000 Bewohner des Donbass hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen russischen Pass.

Am 21. April 2021 erklärte Wladimir Putin in seiner Rede vor der Föderalen Versammlung, dass wenn in Ukraine „eine rote Linie überschritten wird, die wir selbst festlegen, wird die Antwort asymmetrisch, schnell und hart sein“.

Am 21. Dezember 2021 erklärte der Kreml-Chef, „natürlich, werden wir, wie ich schon bemerkt habe, in dem Fall, dass die westlichen Kollegen eine klare aggressive Linie fortsetzen, adäquate militär-technische Maßnahmen ergreifen, auf unfreundliche Schritte werden wir hart reagieren.“ [2]

Dass die Russland-Freunde in Deutschland in Debatten ausschließlich Russlands friedliche Absichten hervorhoben, war angesichts der antirussischen Kriegshysterie in den deutschen Medien verständlich, aber nicht weitsichtig. Russland hatte schon 1999 im Tschetschenienkrieg gezeigt, dass es bei Gefahr für seine staatliche Souveränität – damals ging es um von arabischen Staaten finanzierten islamischen Fundamentalismus in Tschetschenien und eine Ausbreitung des Separatismus in Russland – militärisch zuschlägt.

Statt Fakten, Stimmungsmache

Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine spielten die großen Medien in Deutschland keine gute Rolle. Sie heizten die Stimmung gegen Russland weiter auf, indem sie unterstellten, Russland werde möglicherweise weitere osteuropäische Länder überfallen. Von Diplomatie war keine Rede mehr, nur noch von Aufrüstung. In Deutschland lebende Russen waren das erste Mal seit dem Kalten Krieg wieder mit verächtlichen Äußerungen im Alltag konfrontiert.

Die Situation wurde von den Medien auch falsch gewichtet. Es wurde behauptet, in der Ukraine habe der „erste Krieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg“ begonnen. Tatsächlich war es die NATO – unter Beteiligung der deutschen Luftwaffe – die 1999 im Kosovo-Krieg Ziele in Serbien bombardierte. Das war der erste Krieg in Europa seit 1945.

Auch verschwiegen die deutschen Politiker und großen Medien, dass der Krieg in der Ukraine 2022 begann, sondern bereits 2014. Im Februar 2014 fand in Kiew – angeführt von rechtsradikalen, militanten Gruppen – ein Staatsstreich statt. Der amtierende Präsident Viktor Janukowitsch wurde unter Morddrohungen aus Kiew verjagt.

Zwei Monate später, am 14. April 2014, schickte der geschäftsführende nicht-gewählte ukrainische Präsident Aleksandr Turtschinow Truppen in den Donbass. Sie sollten im Rahmen einer „Antiterroristischen Operation“ die Separatisten aus Regierungsgebäuden in Donezk und Lugansk vertreiben.

Diese „Operation“ kostete bis heute 14.000 Menschen das Leben. 5.000 Menschen starben in der Volksrepublik Donezk, 4.000 in der Volksrepublik Lugansk [3] und 5.000 Menschen in dem von Kiew kontrollierten Teil des Donbass.

Ich habe mit den Menschen im Donbass gesprochen

Dieses Buch handelt von dem nun schon acht Jahre andauernden Krieg im Donbass. Es handelt von Menschen, deren Dörfer und Städte von der ukrainischen Armee und rechtsradikalen Freiwilligen-Bataillonen beschossen wurden, von Kindern, die am Geräusch erkennen, um was für eine Granate oder Rakete es sich handelt und woher geschossen wird, von freiwilligen Kämpfern, die sich an der „Kontaktlinie“ zur Zentralukraine tief in die Erde eingegraben haben und gelegentlich auch zurückschießen. Mein Buch handelt auch von Ärzten, die direkt an der Demarkationslinie in einem Krankenhaus arbeiten, ungeachtet des Geschützdonner, der immer wieder von der ukrainischen Seite herüberhallt.

Ich habe den Bewohnern der Volksrepubliken zugehört, wo sie sich auch gerade befanden, in Schulen und Kindergärten, auf Straßen, in von Geschossen zerlöcherten Häusern, an den Grenzübergängen zur Ukraine oder in den Amtsstuben von Lugansk und Donezk.

Warum ich dieses Buch geschrieben habe? Weil die großen deutschen Medien über den Krieg im Donbass nur aus der Sichtweise Kiews berichten.

Im vorliegenden Buch habe ich meine Reportagen, Interviews und Analysen aus dem Donbass zusammengefasst. Einige davon sind bereits bei Telepolis, Nachdenkseiten, der Freitag, Rubikon, Neues Deutschland, Die Wochenzeitung und RT DE veröffentlicht. Einiges liegt das erste Mal in gedruckter Form vor. Die schon veröffentlichten Texte wurden vom Autor zum Teil gekürzt.

Niemand, der aus den Volksrepubliken berichtet

In Deutschland ist es seit 2014 auf Grund einer einseitigen Medienberichterstattung nicht mehr möglich, sich eine auf Fakten beruhende, eigene Meinung über den Konflikt im Donbass zu bilden. Es fehlt die Fakten-Basis.

Die deutschen Chefredakteure schicken seit 2014 keine Journalisten mehr in die Volksrepubliken. Nur bei den Wahlen im November 2018 waren deutsche Fernsehjournalisten in Donezk und Lugansk. Deutsche Journalisten und Politiker besuchten im Donbass immer nur die ukrainische Seite vor der „Kontaktlinie“. Von dort schauten sie hinüber in „feindliches Gebiet“, in das Gebiet „der von Russland unterstützten Separatisten“. Das erinnert an die Zeit der deutschen Teilung, wo man von Aussichtsplattformen in Westberlin nach Ostberlin schauen konnte.

Man schaut, versteht aber nichts. Denn man weiß nicht, wie die Menschen in den Volksrepubliken leben. Bis auf die beiden Bundestagsabgeordneten der Partei Die LINKE, Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko, sowie Gunnar Lindemann von der AfD hat kein einziger deutscher Politiker der großen deutschen Parteien hat jemals die Volksrepubliken besucht und dort mit den Menschen gesprochen.

Die Menschen in den Volksrepubliken scheinen so etwas wie Aussätzige zu sein. Denn es ist von Seiten des Auswärtigen Amtes noch nicht mal erwünscht, dass humanitäre Hilfe aus Deutschland über Russland an die Volksrepubliken geliefert wird. Durch die Ukraine wollen deutsche Bürgerinitiativen wie „Zukunft Donbass“ und „Friedensbrücke e.V.“ ihre humanitäre Hilfe mit Lastwagen nicht schicken. Das ist ihnen wegen der ukrainischen Nationalisten, die schon mal Transporte anhalten, zu gefährlich.

Hysterische Reaktionen auf humanitärer Hilfe

Als die Bundestagsabgeordneten der Partei DIE LINKE, Wolfgang Gehrcke und Andrej Hunko, im Februar 2015 mit einem Kleinbus und vier Kleinlastern humanitäre Hilfe für Krankenhäuser in die Volksrepublik Donezk brachten [4] verurteilte [5] der Berliner „Tagesspiegel“ die Reise in scharfem Ton. Die Abgeordneten – so das Blatt – hätten sich mit dem „Warlord“ Aleksandr Sachartschenko – damals Leiter der Volksrepublik Donezk – fotografieren lassen. Sachartschenko habe sich schlecht über Juden geäußert, behauptete der Tagesspiegel ohne stichhaltigen Beweis.

Während viele Menschen in den Volksrepubliken in von ukrainischen Geschossen beschädigten Häusern leben, hatten deutsche Intellektuelle, die sich der Post-Maidan-Regierung verbunden fühlen, seit 2014 nichts Besseres zu tun, als jeden Deutschen, der aus den Volksrepubliken berichtete, Hilfe dorthin organisierte oder die Kiewer Regierung kritisierte, im Internet und Medien als „Putin-Freund“, „Nationalisten“ und „Antisemiten“ zu brandmarken.

Lebenslanger Bann für Kiew-Kritiker

Die „Beweise“ für diese Behauptungen hatten die Anhänger der ukrainischen Regierung mühsam aus zum Teil viele Jahre alten Internet-Beiträgen zusammengeklaubt. Richtigstellungen und ein Fehlereingeständnis von Seiten des wegen „Antisemitismus“ beschuldigten ukrainischen Journalisten Ruslan Kotsaba wurden von den Anhängern der Kiewer Regierung in Deutschland ins Lächerliche gezogen. Es wurde schnell klar: Linksgrüne Ukraine-Freunde in Deutschland versuchten die Kritiker der Kiewer Regierung in Deutschland mit einem lebenslangen Bann zu belegen.

Ein Lichtblick in dieser aufgeheizten Stimmung war eine am 11. Juni 2018 von der Bundestagsfraktion der Partei DIE LINKE 2018 in Berlin organisierte Konferenz mit dem Titel „Menschenrechte und Medienfreiheit in der Ukraine“. Auf dieser Konferenz wurde sachlich und anhand von Fakten diskutiert. Die fast vier Stunden dauernde Konferenz tagte mit über hundert Teilnehmern im Paul-Löbe-Haus, einem Nebengebäude des Bundestages.

Es sprachen die Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, Andrej Hunko, Heike Hänsel, Zaklin Nastic und Stefan Liebich, die ukrainische Aktivistin Jelena Bondarenko, der ukrainische Journalist Ruslan Kotsaba, der Kiewer Menschenrechtsanwalt Walentin Rybin und viele andere. Sie berichteten mit konkreten Beispielen über die Repressionen gegen Andersdenkende in der Ukraine. Ich hielt einen Beitrag zur Verfolgung von Journalisten in der Ukraine. [6]

Die großen deutschen Medien berichteten trotz hochkarätiger Besetzung nicht über die Veranstaltung. Berichte gab es aber bei RT DE, Telepolis [7] und der Verdi-Journalisten-Zeitung „Menschen machen Medien“ [8]. Die Junge Welt interviewte [9] den Konferenz-Teilnehmer, Leonid Koschara, der bis zum Staatsstreich 2014 Außenminister der Ukraine war.

Eine komplette Video-Aufzeichnung der Konferenz ist bis heute im Internet abrufbar. [10] Aber leider gibt es keine schriftliche Broschüre mit den Konferenz-Beiträgen. Und es gibt auch bis heute keine deutschsprachige Dokumentation über alle Menschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Medienfreiheit in der Ukraine. So ist es für Menschen, die weder Russisch noch Ukrainisch können, enorm schwer, sich ein Bild von den wirklichen Zuständen in der Ukraine zu machen und sich mit Faktenwissen an Diskussionen zu beteiligen.

Man muss kein Anhänger von Wladimir Putin sein, um festzustellen, dass Rechtsextremismus und Ultranationalismus in der Ukraine von staatlichen Stellen gefördert werden und einen starken Einfluss auf die Gesellschaft haben. Es gibt viele Beispiele mit denen man diese These belegen kann. Die für mich eindeutigsten Beispiele sind der bis heute nicht von staatlichen ukrainischen Stellen geahndete Brandanschlag auf das Gewerkschaftshaus von Odessa am 2. Mai 2014 und die schon acht Jahre dauernde „Anti-Terror-Operation“ im Donbass.

Ukraine verhängt Informationssperre

Erschwert wird der Informationszugang auch dadurch, dass die ukrainische Regierung 2014 eine Informationssperre über die Volksrepubliken verhängte. Man kann von der Ukraine aus zwar in die Volksrepubliken fahren, muss sich dann aber darauf gefasst machen, dass man auf der ukrainischen Website „Mirotworets“ (Friedensstifter) gelistet wird.

Die Website „Mirotworets“ wurde auf Initiative von Anton Geraschenko – seit 2019 stellvertretender Innenminister der Ukraine – geschaffen, um Journalisten, denen man eine Nähe zu den Separatisten unterstellt, als „Feinde der Ukraine“ an den Pranger zu stellen. Auf „Mirotworets“ sind Tausende Journalisten, Politiker und einfache Bürger mit Adressen gelistet.

Ich war seit 2014 oft in den Volksrepubliken. Bei meinen Reisen in den Donbass habe ich nicht nach russischen Panzern und russischen Militärberatern gesucht. Aber natürlich habe ich immer dann, wenn ich einen Panzer oder anderes militärisches Gerät sah, meine Begleiter gefragt, woher das Gerät ist. Und sie sagten immer, „das ist von den Ukrainern erbeutet“. Ich hatte keinen Grund an dieser Aussage zu zweifeln. Dass es im Donbass russische Militärberater gibt, ist vorstellbar, lässt sich aber nicht beweisen.

Dass 2014/15 viele Russen als Freiwillige mit der Waffe in der Hand die Volksrepubliken mit verteidigten, hat selbst der russische Präsident Wladimir Putin nicht bestritten. Diese Freiwilligen seien „dem Ruf ihres Herzens gefolgt“, so der Kreml-Chef. Es handele sich nicht um russische Truppen. Nichtsdestotrotz behaupteten deutsche Medien und Politiker seit 2014 immer wieder ohne Belege, in den Volksrepubliken seien offizielle russische Truppen stationiert.

Die Falschdarstellungen deutscher Medien

Die wichtigsten Falschdarstellungen über die Ukraine in den deutschen Medien sind meiner Meinung nach Folgende:

Von den deutschen Medien wird konsequent verschwiegen, dass die Ukraine ein multinationaler Staat ist. Bei der Volkszählung 2001 nannten 67 Prozent Ukrainisch und 29 Prozent der Befragten Russisch ihre Muttersprache [11].

Verschwiegen wird auch die Zwangsukrainisierung der russischen Bevölkerung in der Ukraine nach 2014. Seit Januar 2021 darf in der Ukraine im öffentlichen Raum nur noch Ukrainisch gesprochen werden. Russisch-Unterricht gibt es nur noch bis zur vierten Klasse.

Die deutschen Medien und Politiker übernehmen immer mehr die neue ukrainische Geschichtsschreibung, nach der die Hungersnot (ukrainisch: Holodomor) in der Ukraine Anfang der 1930er Jahre ein Mittel von Stalin war, die ukrainische Bevölkerung wie bei einem Völkermord zu vernichten. Im Februar 2022 legte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock Blumen am Holodomor-Denkmal in Kiew ab. Dabei ist in der Geschichtswissenschaft allgemein bekannt, dass es in der Zeit nach der Zwangskollektivierung schwere Hungersnöte nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Südrussland und im sowjetischen Kasachstan gab.

Warum, so frage ich, hat bis heute kein einziger deutscher Politiker Blumen am Gewerkschaftshaus von Odessa niedergelegt, wo am 2. Mai 2014, nachdem ukrainische Ultranationalisten Feuer gelegt hatten, 42 Regierungskritiker starben?

Der einzige Bundestagsabgeordnete, der in Odessa mit Angehörigen der im Gewerkschaftshaus Umgekommen gesprochen hat, war Andrej Hunko von der Partei Die LINKE, der Odessa 2014 mehrmals besuchte [12]. Warum wurde er von keinem deutschen Fernsehsender eingeladen, um als Augenzeuge über seine Gespräche mit den Angehörigen und die schleppenden Untersuchungen zum Brand zu berichten?

Frank-Walter Steinmeier, der Odessa Ende Mai 2014 – damals als Außenminister – besuchte, und angeblich einen Kranz am Gewerkschaftshaus niederlegen wollte [13], nahm von seinem Vorhaben Abstand, nachdem Igor Paliza, der Vorsitzende der Gebietsverwaltung von Odessa, ihm davon abgeraten hatte. Eine Kranzniederlegung könne neue Unruhen auslösen, hatte Paliza gewarnt.

Sowjetführer vergrößerten die Ukraine

Deutsche Medien und Politiker verschwiegen, dass der Ukraine, die bis zur Oktoberrevolution zum russischen Kaiserreich gehörte, von sowjetischen Führern Territorien angegliedert wurden. 1922 wurden vom sowjetischen Russland auf Initiative von Lenin der sowjetischen ukrainischen Republik Teile des Donbass abgetreten, die früher zum russischen Zarenreich gehörten.

Im Westen bekam die Ukraine 1939 durch den Hitler-Stalin-Pakt von Polen die Gebiete, Lwiv, Iwano-Frankiwsk und Ternopil. Im Süden bekam die Ukraine 1954 – auf Anweisung von Sowjet-Führer Chruschtschow – die Krim geschenkt.

Als die Post-Maidan-Regierung im Februar 2014, einen Tag nach dem Staatsstreich, der russischen Sprache – in den Gebieten mit hohem russischen Bevölkerungsanteil – den Status einer zweiten offiziellen Sprache – neben dem Ukrainischen – entzog, war das der Auslöser für den „russischen Frühling“ in der Südostukraine.

Im russischsprachigen Südosten der Ukraine hatte sich schon seit der orangenen Revolution 2005 und den Zwangsukrainisierungs-Maßnahmen unter Präsident Viktor Juschtschenko Unzufriedenheit unter den russischsprachigen Ukrainern angestaut. Während des „russischen Frühlings“ wurden dann in Charkow, Donezk und Lugansk offizielle Gebäude besetzt. Doch den Grund für diese Besetzungen verschwiegen die großen deutschen Medien.

Der Donbass als Bindeglied zwischen Sowjetrussland und bäuerlicher Ukraine

Dass es am 7. April 2014 zur Gründung der Volksrepubliken Donezk und Lugansk kam, hatte nicht nur aktuelle politische Gründe, sondern auch historische Wurzeln. Der Donbass war seit Beginn des 17. Jahrhunderts das zentrale russische Industrie- und Bergbaugebiet. Aus ganz Russland – und später der Sowjetunion – kamen Arbeitskräfte verschiedener Nationalitäten in den Donbass. Russisch war die Sprache, welche die verschiedenen Nationalitäten im Donbass – Russen, Ukrainer, Tataren, Griechen und Moldauer – verband.

Die Ukraine – bzw. ihre politische Führung – wollte sich nach der Oktoberrevolution 1917 aus dem russischen Staat lösen und schloss mit Deutschland und Österreich-Ungarn am 9. Februar 1918 einen Separatfrieden ab, den sogenannten „Brotfrieden“. Deutschland und Österreich hofften, dass man in der Ukraine dringend benötigte Lebensmittel eintreiben könne.

Eine Woche nach Abschluss des Separatfriedens zogen deutsche und österreichische Truppen – insgesamt 500.000 Mann – in die Ukraine ein. Doch wegen der politisch und wirtschaftlich chaotischen Zustände in der Ukraine konnte nur ein Teil der erhofften Lebensmittellieferungen eingetrieben werden. Ende 1918 zogen die deutschen Truppen aus der Ukraine wieder ab.

Bereits vor dem deutschen Einmarsch wurde am 28. Januar 1918 in der ostukrainischen Stadt Charkow als Gegengewicht gegen eine anti-sowjetische Ukraine die sowjetische „Donezk-Kriworosch-Republik“ gegründet. Das Gebiet dieser Republik umfasste große Teile der Ost-Ukraine, wie Charkow, Donezk, Lugansk und Cherson.

Im Februar 1919 wurde die Donezk-Kriworosch-Republik auf Initiative Lenins aufgelöst. Die Sowjetmacht in der Ukraine werde – so offenbar das Kalkül von Lenin – nur auf sicheren Beinen stehen, wenn das Industriezentrum Donbass, dass sprachlich und wirtschaftlich mit Russland eng verbunden war, zur „Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik“ gehört. Der proletarische-prorussische Donbass sollte – so offenbar der Plan von Lenin – Bindeglied zwischen der bäuerlichen Ukraine und Sowjetrussland werden.

Bundeswehr sitzt im ukrainischen Verteidigungsministerium

Bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine wurde überdeutlich: Deutschland ist im ukrainischen Bürgerkrieg Konfliktpartei. Die großen deutschen Medien und die deutsche Politik schweigen zur Verfolgung der Opposition in der Ukraine, zum Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa, zu den Morden an Oppositionellen und zur Abschaltung von vier oppositionellen ukrainischen Fernsehkanälen 2021.

Berlin schickte massiv Finanzhilfe in die Ukraine, ohne diese an irgendwelche Bedingungen zu knüpfen. Seit 2014 wurden von Deutschland 1,8 Milliarden US-Dollar an Wirtschaftshilfen bereitgestellt und „Programme zur Förderung der Rechtsstaatlichkeit und zur Korruptionsbekämpfung in der Ukraine unterstützt“, wie es in einer Stellungnahme der Bundesregierung heißt. „Als Mitglied der Europäischen Union und als deren größter Beitragszahler hat Deutschland die ukrainische Regierung seit 2014 mit 17 Milliarden Euro finanziell unterstützt.“

Weit fortgeschritten ist die Verzahnung zwischen der Bundeswehr und dem ukrainischen Militär. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrej Melnik, erklärte am 6. Februar 2022 in der ARD-Sendung ‘Anne Will’ überraschend: “Das deutsche Verteidigungsministerium hat seine strategischen Berater in unserem Verteidigungsministerium seit Jahren sitzen und arbeiten und die deutsche Seite ist bestens informiert, was wir brauchen und was wir nicht brauchen.”

Mit seiner Äußerung wollte Melnik klarstellen, dass Deutschland sehr genau wisse, was die Ukraine außer Helmen an militärischem Gerät brauche. Melnik zeigte mit seiner provokativen Äußerung, dass er nicht nur als Diplomat unterwegs ist, sondern auch als Antreiber, welcher der Bundesregierung Nachhilfeunterricht in anti-russischer Politik gibt.

Bisher galt es als offenes Geheimnis, dass Berater aus den USA und Mitarbeiter des amerikanischen Geheimdienst CIA in den ukrainischen Regierungsinstitutionen sitzen. Dass aber die Bundeswehr „strategische Berater“ im ukrainischen Verteidigungsministerium sitzen hat, ist eine Neuigkeit, welche die Bundesregierung wohl gerne unter den Teppich gekehrt hätte.

Werden Asow-Kämpfer in deutschen Krankenhäusern gesund gepflegt?

Wie weit die militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr und der ukrainischen Streitkräfte bis zum Einmarsch der russischen Truppen schon gediehen war, konnte man auf der Website der Bundesregierung nachlesen [14]:

„Innerhalb der militärischen Unterstützung leistet auch die Bundeswehr einen wichtigen Beitrag zur militärischen Ausbildung und Beratung in der Ukraine. Diese Form der Unterstützung ermöglicht einen intensiven Erfahrungsaustausch. Bisher konnten insgesamt 551 ukrainische Soldaten und Soldatinnen ihre Ausbildung in Deutschland erfolgreich beenden.“

Von dem intensiven Erfahrungsaustausch profitiert auch die strategische Planung der Bundeswehr. Die Erfahrungen der ukrainischen Soldaten, die gegen Separatisten kämpfen, die vermutlich russische Berater haben, sind für die Strategen der Bundeswehr und der Nato von höchstem Wert.

Weiter heißt es in einer Mitteilung der Bundesregierung: „Weitere militärische Unterstützung leistet Deutschland in Form von Sanitätsleistungen.“ Exakte Zahlen nannte [15] das Internet-Portal ntv. „Seit 2019 unterstützt Deutschland daneben den Ausbau des ukrainischen Sanitätsdienstes. Derzeit finanziert Berlin ein Feldlazarett im Wert von 5,3 Millionen Euro. Zudem wurden seit 2014 insgesamt 149 verletzte Sicherheitskräfte aus der Ukraine in deutschen Krankenhäusern behandelt.“

Die aufwendige Verlegung von ukrainischen Soldaten mit einem hochmodernen Lazarett-Flugzeug der Bundeswehr nach Deutschland und die Weiterverteilung der verwundeten Ukrainer auf deutsche Krankenhäuser stieß 2018 zu Recht auf Kritik des Bundestagsabgeordneten der Partei Die LINKE, Alexander Neu, damals Mitglied des Verteidigungsausschusses des Bundestages.

Neu fragte 2018 in einem Gespräch mit der Deutschen Welle, ob die Hilfe für die ukrainischen Soldaten unparteiisch ist „oder stellt sie eine Solidarmaßnahme für das Putsch-Regime in Kiew dar? Warum werden keine verletzten ostukrainischen Zivilisten, die es zu Tausenden gibt, behandelt?”

Neu wollte in einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung unter anderem wissen, welche der nach Deutschland ausgeflogenen Ukrainer, “in den offiziellen Streitkräften” dienten und “wie viele in den paramilitärischen Bataillonen wie dem faschistischen Asow-Bataillon”. Nach Recherchen [16] des Fernseh-Magazins FAKT waren in den vergangenen Jahren unter den ausgeflogenen Verletzten auch Kämpfer des rechtsradikalen Regiments Asow.

Keine großen deutschen Hilfsorganisationen in den „Volksrepubliken“

Auch finanzielle Hilfen für die Infrastruktur im Donbass strich die Bundesregierung vor dem russischen Einmarsch gerne groß heraus. Doch es wird verschwiegen, dass diese Hilfen nur dem von der Ukraine kontrollierten Nordteil des Donbass zu Gute kam.

Im Dezember 2017 meldeten deutsche Medien, Deutschland unterstütze die Ostukraine mit 2,5 Millionen Euro „Weihnachts-Hilfe“. Die deutsche Botschaft in Kiew teilte auf ihrer Website mit, dass das Geld an die „Caritas Ukraine“ gehen soll, die dann „in den Gebieten Donezk und Lugansk“ humanitäre Hilfe leisten soll. Doch damit war nur der Nordteil der Gebiete Donezk und Lugansk gemeint, die unter Kontrolle von Kiew stehen.

Keine der großen deutschen Hilfsorganisation – weder der deutsche Caritasverband noch das Deutsche Rote Kreuz – sind in Donezk und Lugansk tätig. Die Menschen in dem Teil der „Ostukraine“, der nicht unter Kontrolle von Kiew steht, bekommen auch keinerlei humanitäre Hilfe vom deutschen Staat. Nur einige deutsche privat organisierte Hilfsorganisationen, wie die Berliner „Friedensbrücke Kriegsopferhilfe e.V.“ und das Thüringer Aktionsbündnis „Zukunft Donbass“ organisieren seit 2014 humanitäre Hilfslieferungen in die Volksrepubliken.

Das deutsche Außenministerium sieht diese mit deutschen Spendengeldern finanzierten Hilfslieferungen äußerst kritisch. Raissa Steinigk vom Aktionsbündnis „Zukunft Donbass“ berichtete mir 2017, sie sei vom deutschen Außenministerium angerufen worden. Man habe ihr gesagt, dass sich die ukrainische Botschaft beim deutschen Außenministerium beschwert hat. Das, was „Zukunft Donbass“ tue, sei “illegal”, so die Anruferin aus dem deutschen Außenministerium.

Deutsche Parlamentarier gegen humanitäre Hilfe für Lugansk und Donezk

Jeder Transport mit einem Zwanzig-Tonner, der, organisiert von der Initiative „Zukunft Donbass“, ausrangierte Krankenhausausrüstung aus Deutschland nach Lugansk bringt, kostet 4.000 Euro.

Um die humanitäre Aktion bekannter zu machen und mehr Spender zu gewinnen, hatte Frau Steinigk 2017 Thüringer Bundestagsabgeordnete angeschrieben. Doch keiner der Angeschriebenen machte eine Hilfszusage. Einige Bundestagsabgeordnete hätten ihr ungeschminkt erklärt, sie würden die Hilfsaktion nach Lugansk nicht unterstützen, da Russland der Urheber des Krieges im Donbass sei. Andere Abgeordnete reagierten mit Ausflüchten.

In ihrem Brief an den Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler bat Raissa Steinigk nicht nur um Unterstützung. Sie äußerte auch Kritik. “Wir, das Aktionsbündnis ‘Zukunft Donbass’ und die Mitstreiter sind satt über Lippenbekenntnisse und die ‘Unmacht’ der deutschen Politiker und freuen uns über die wachsenden Aktivitäten der Kirche in Deutschland.”

Weiler reagierte verärgert. Er antwortete Steinigk: “In Ihrem Schreiben vom 23. Januar 2017 treffen Sie widersprüchliche Aussagen. Auf der einen Seite üben Sie scharfe Kritik an den politisch Verantwortlichen. Andererseits stellen Sie mit Nachdruck Forderungen an mich und meine Kollegen. Ich möchte Sie daher darauf hinweisen, dass ich in dieser Region nicht untätig bin. Ich leiste einen Beitrag zum Friedenserhalt im Baltikum und Osteuropa und werde mich auch in Zukunft weiter stark für die Verbesserung der dortigen Situation einsetzen.” Worin dieser “Beitrag zum Friedenserhalt in Osteuropa” besteht, schrieb Weiler nicht.

Christian Hirte, ebenfalls CDU-Bundestagsabgeordneter aus Thüringen, antwortete auf die Unterstützungs-Anfrage der Initiative „Zukunft Donbass“: “Leider kann ich nicht überall – auch wenn ich die Arbeit und das Ansinnen mit großem Respekt betrachte – eingreifen.” Der Abgeordnete versprach die Anfrage an den Kollegen Karl-Georg Wellmann, Leiter der Deutsch-Ukrainischen Parlamentariergruppe, weiterzugeben.

Doch von Wellmann hat Raissa Steinigk seitdem nichts gehört. Wellmann ist gegenüber Russland als Hardliner bekannt und vermutlich ist ihm die Initiative „Zukunft Donbass“ aus Thüringen suspekt. Im ZDF-Morgenmagazin hatte der Abgeordnete die “Separatisten” in Lugansk und Donezk im Februar 2015 als “Werkzeuge der Russen” bezeichnet. Es gäbe einen “permanenten Zufluss von Munition, von Waffen, von Kämpfern, von Logistik aus Russland.”

Am 24. April 2017 schrieb Raissa Steinigk alle Abgeordneten des Thüringer Landtags, auch Ministerpräsident Bodo Ramelow an. Keiner der Abgeordneten habe geantwortet.

2014 wurden die deutschen Korrespondenten aus dem Donbass abgezogen

Schon 2014 zeichnete sich ab: Je mehr sich die Macht der Separatisten im Donbass festigte, desto weniger waren die Chefredakteure großer deutscher Medien daran interessiert, den faktischen Sieg der Separatisten auch noch durch eigene Berichte zu bestätigen. So verlegte man sich auf das Totschweigen des Donbass. Man wollte offenbar vermeiden, dass es Mitleid für die Menschen in den Volksrepubliken gibt, die unter dem Beschuss ukrainischer Artillerie leiden.

Ein deutscher Mainstream-Journalist hatte immerhin den Mut, die Abwesenheit deutscher Korrespondenten im Donbass öffentlich zu problematisieren. Im Juni 2014 schrieb [17] der damalige Spiegel-Reporter Moritz Gathmann – heute Ressortchef beim Magazin „Cicero“ – im Internet-Portal „Ostpol“, dass die deutschen Korrespondenten das Kriegsgebiet Donbass verlassen hätten. „Nachrichten aus der Ostukraine sind auf die hinteren Zeitungsseiten gerückt, deutsche Korrespondenten sind abgereist.“ Doch lassen wir den Reporter selbst zu Wort kommen:

„Ein lauer Sommerabend auf der Veranda des „Ramada Donezk“ unweit der seit Monaten von Separatisten besetzten Gebietsverwaltung. Man speist T-Bone-Steaks und trinkt Cocktails, aus den Lautsprechern kommt Lounge-Musik.

Auf der Terrasse sitzen polnische Journalisten, Franzosen, Amerikaner und Spanier. Bemerkenswert abwesend sind die deutschen Journalisten: Neben mir sitzt dort Ende vergangener Woche nur noch Stefan Scholl, langjähriger Moskau-Korrespondent für deutsche Regionalzeitungen. (…)

Es ist wenige Tage her, da lieferten sich ukrainische und russische Kämpfer heftige Kämpfe um den Flughafen der Stadt, auch rund um den Bahnhof starben Menschen bei Feuergefechten. Daraufhin gaben ARD und ZDF bekannt, dass sie aus Sicherheitsgründen ihre Teams aus Donezk abziehen. (…)

Wer erfahren will, was im Osten des Landes passiert, der muss momentan auf russischsprachige, englische oder französische Medien ausweichen.“

Die Gefahr für deutsche Journalisten schätzte Gathmann als gering ein.

„Grundsätzlich gilt: Als deutscher Journalist muss man davon ausgehen, sich endlose Tiraden über die falsche Politik Angela Merkels anhören zu müssen. Die Gefahr, im Keller eines selbsternannten „Volksbürgermeisters“ zu landen, ist dagegen gering.“

Seit 1983 bin ich in der Ukraine unterwegs

Ist ein Buch über die Volksrepubliken Donezk und Lugansk nicht zwangsläufig einseitig, wird sich der Leser vielleicht fragen? Ich glaube, ich habe ein ganz gutes Bild von der Ukraine. Ich kenne das Land seit 1983, als ich das erste Mal mit einem Privatauto in der Ukraine – damals als Tourist – unterwegs war. 1992 lebte ich in Kiew zwei Monate in einer ukrainischen Familie. Von da an habe ich die Ukraine regelmäßig besucht. Im Juli 2014 drehte ich in Odessa das erste Material für den Film „Lauffeuer“ [18] über den Brand im Gewerkschaftshaus.

Doch mit diesem Film habe ich es mir mit der Regierung in Kiew verscherzt. Im April 2016 bekam ich im Flughafen von Odessa ein Einreisverbot für fünf Jahre in meinen deutschen Pass gestempelt. Der Grund, sei, so teilte es mir das deutsche Auswärtige Amt mit, dass ich 2015 Donezk von Russland – und nicht wie vorgeschrieben – von der Ukraine aus besucht hatte.

Seit meinem Einreiseverbot habe ich mich weiter intensiv mit der Entwicklung in der Ukraine beschäftigt und immer, wenn es mir möglich war, habe ich in Russland oder Deutschland Interviews mit Bürgern aus der Ukraine geführt. Meist waren es Menschen aus dem Lager der Russland-freundlichen ukrainischen Opposition.

Warum riskierte ich ein Einreiseverbot?

In der Volksrepublik Donezk war ich 2014, 2015, 2017, 2018 und 2020. Immer reiste ich von Russland aus ein. Dabei war ich mir bewusst, dass ich mit meinen Reisen in die „Volksrepubliken“ ein Einreiseverbot in die Ukraine riskiere. Ich habe dieses Risiko auf mich genommen, weil ich fürchtete, dass die ukrainischen Behörden mich wegen meiner kritischen Artikel über den Maidan und meinen Film „Lauffeuer“ nicht in die Volksrepubliken weiterfahren lassen.

Auch fürchtete ich, dass mich ukrainische Nationalisten und Faschisten in der Ukraine auf der Straße anfallen, wie es seit 2014 zahlreichen Oppositionellen in der Ukraine passiert ist. Mehrere ukrainische Oppositionelle wurden seit 2014 ermordet, 2015 der Russland-freundliche Schriftsteller Oles Busina und 2016 der westlich-orientierte, liberale Journalist Pawel Scheremet.

Der mit dem Berliner Dokumentarfilmer Marco Benson, der Video-Gruppe „Leftvision“ und mir gemeinsam produzierte Film „Lauffeuer“ hatte im Internet hohe Zugriffszahlen. Der Film wurde auf zahlreichen Diskussions-Veranstaltungen zur Ukraine im deutschsprachigen Raum gezeigt. Die großen deutschen Medien verschwiegen „Lauffeuer“ allerdings. Im deutschen Fernsehen wurde unser Film nicht gezeigt.

„Öffentlich-rechtliche“ gegen unabhängige Dokumentarfilmer

Doch das war noch eine geringe Strafe für eine wahrheitsgemäße Berichterstattung. Schlimmer erging es dem deutschen Dokumentarfilmer Mark Bartalmai, der zwei Jahre in Donezk gelebt, das Kriegsgeschehen per Video dokumentiert und zwei Dokumentar-Filme gemacht hatte, „Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg“ [19] und „Frontstadt Donezk – Die unerwünschte Republik“ [20].

Nach seinem ersten Dokumentar-Film über den Krieg in der Ost-Ukraine wurde Bartalmai in den Fernsehsendungen “Fakt” (MDR) und “Frontal” (ZDF) zur besten Sendezeit „Propaganda für Russland“ vorgeworfen. Bartalmai, der bei den Dreharbeiten sein Leben riskiert hatte, wurde dem deutschen Fernsehpublikum abfällig als “selbsternannter Kriegsreporter” vorgestellt. Er habe den Beruf des Journalisten gar nicht erlernt, warfen ihm die Journalisten öffentlich-rechtlichen Kanäle vor. Man fragt sich warum diese Journalisten die Präsidenten der USA und der Post-Maidan-Ukraine – die zuvor Schauspieler, Oligarchen oder Komiker waren – noch nie wegen mangelnder fachlicher Reife kritisiert haben.

Ein Mittel, Kritik an der ukrainischen Regierung in Deutschland zu unterdrücken, war auch, dass man Journalisten und Aktivisten Kontakte mit Reichsbürgern oder russischen Nationalisten vorwarf.

Als Oleg Muzyka – Überlebender des Brandes im Gewerkschaftshaus von Odessa und anerkannter politischer Flüchtling in Deutschland – im Dezember 2015 ein Film-Festival mit Filmen zur Odessa-Tragödie und zum Krieg im Donbass veranstalten wollte, wurde das verhindert. [21]

Berliner „Haus der Demokratie“ cancelt Odessa-Film-Festival

Das Berliner Kino “Babylon” und das Berliner “Haus der Demokratie” zogen anfängliche Zusagen für das Film-Festival zurück. Die Leitung des “Hauses der Demokratie” erklärte in einem Schreiben, das geplante Film-Festival widerspreche den Grundsätzen des Hauses. Festival-Organisator Oleg Muzyka habe Kontakte zu rechtspopulistischen und nationalistischen Gruppen wie den “Reichsbürgern”. Weiter heißt es in dem Schreiben: “Der Grundansatz der von Ihnen geplanten Veranstaltung erscheint uns eher als eine Fortführung des Bürgerkrieges mit diskursiven Mitteln. Damit ist es Teil des Problems und kein Ansatz zur Lösung des Konfliktes im zivilgesellschaftlichen Sinne.”

Eigene Untersuchungen, Analysen und Filme zu den Ereignissen im Odessa und im Donbass hat der deutsche Mainstream seit 2014 nicht vorgelegt. Offenbar ist es ihm ganz recht, dass die Verbrechen der Staatsstreich-Regierung in Kiew größeren Teilen der deutschen Bevölkerung nie bekannt wurden.

Ulrich Heyden, Moskau, 21. März 2022

Titelbild: xbrchx / shutterstock.com


[«1] Julian Röpcke, Twitter-Meldung, 04.12.21

[«2] Wladimir Putin, 21.12.21, https://ria.ru/20211221/putin-1764715185.html

[«3] Interview DNR-Menschenrechtsbeauftragte Darja Morosowa, 26.02.22, https://lenta.ru/articles/2022/02/26/morozovadnr/

[«4] Andrej Hunko, Reisebericht, 19.02.15, https://www.andrej-hunko.de/7-beitrag/2497-auf-humanitaerer-mission-bericht-ueber-eine-skandaloese-reise-in-die-ostukraine

[«5] „Linken-Abgeordnete auf Abenteuertour im Kriegsgebiet“, Tagesspiegel, 20.02.15, https://www.tagesspiegel.de/politik/wolfgang-gehrcke-und-andrej-hunko-in-der-ostukraine-linken-abgeordnete-auf-abenteuertour-im-kriegsgebiet/11400156.html

[«6] Ulrich Heyden, 11.06.18, https://ulrich-heyden.de/article/meine-rede-im-bundestag-deutsche-medien-haben-angst-vor-der-wahrheit-der-ukraine

[«7] Peter Nowak, 13.06.18, https://www.heise.de/tp/features/Fuer-Oppositionelle-gibt-es-in-der-Ukraine-keine-Menschenrechte-4077292.html?seite=all

[«8] Günter Herkel, 12.06.18, https://mmm.verdi.de/internationales/ukraine-leerstellen-bei-berichterstattung-51493

[«9] Interview von Saadi Isakov und Wladimir Sergijenko, 14.06.18, https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/334099.zerst%C3%B6rung-der-vielfalt-kann-zum-kollaps-f%C3%BChren.html

[«10] Fraktion Die Linke im Bundestag, Videos Teil 1, Teil 2, Teil 3

[«11] Michail Tulski, Die Ergebnisse der Volkszählung in der Ukraine 2001, 19.05.2003, http://www.demoscope.ru/weekly/2003/0113/analit03.php

[«12] Andrej Hunko, 29.10.14, https://weltnetz.tv/video/593-opfer-des-odessa-massakers-klagen

[«13] Ein Kranz aus Berlin für Odessa, SZ, 13.05.14, https://www.sueddeutsche.de/politik/konflikte-analyse-ein-kranz-aus-berlin-fuer-odessa-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-140513-99-03934

[«14] Unterstützung der Ukraine, Bericht der Bundesregierung, 18.02.22, https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/buerokratieabbau/unterstuetzung-ukraine-2003926

[«15] Wie Deutschland die Ukraine unterstützt, NTV, 14.02.22

[«16] Magazin „Fakt“, 01.04.15, https://www.youtube.com/watch?v=kRxRYedhBHQ

[«17] Moritz Gathmann, „Ukraine – Das Thema ist tot“, Ostpol, 6. Juni 2014, https://www.ostpol.de/beitrag/3996-ukraine_das_thema_ist_tot

[«18] Ulrich Heyden/Marco Benson, Video-Dokumentation „Lauffeuer“, 13.03.15, https://www.youtube.com/watch?v=LXRIuVNGmds

[«19] Mark Bartalmai, Dok. Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg, 17.12.2015, https://www.youtube.com/watch?v=sy759dlJWYE

[«20] Mark Bartalmai, Dok. Frontstadt Donbass – Die unerwünschte Republik, 01.10.17, https://www.youtube.com/watch?v=w5-JPEcMHfg

[«21] Ulrich Heyden, Ostukrainische Frauen: “Womit haben wir das verdient?”, 21.12.2015, Telepolis, https://www.heise.de/tp/features/Ostukrainische-Frauen-Womit-haben-wir-das-verdient-3377367.html

Beitragsbild (Ulrich Heyden) via Ulrich Heyden

Anbei: Video der Wohlstandsneurotiker. Ulrich Heyden spricht mit Tom J. Wellbrock

„Medienanalyse“. Ein kritisches Lehrbuch von Sabine Schiffer. Rezension

Medien beeinflussen uns immer mehr. Man kennt sich kaum mehr aus. Tagtäglich prasseln aus allen möglichen Seiten und aus Geräten, die wir auch außer Haus mit uns tragen, Meldungen und allerlei Texte auf uns ein. Das alles ist kaum mehr zu verdauen. Und schon gar nicht immer auf den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Bei der Rezeption dieser täglichen Medienflut müssen wir uns auf unseren gesunden Hausverstand verlassen. Klar: es gibt ja auch sogenannte Faktenfinder. Aber auf die kann man sich nicht in jedem Fall verlassen. Welche Interessen stecken dahinter? Wer finanziert diese Faktenfinder?

Tagesschau journalistisch unbefriedigend

Das merkwürdige: Die journalistisch inzwischen oft als Nachrichtensendung unbefriedigend daherkommende Tagesschau setzt „Faktenfinder“ ein. Nur überprüfen sie auch die eigenen Sendungen, beispielsweise die Tagesschau, die inzwischen einen Journalismus betreibt, bei dem es einen regelmäßig graust. Am laufendem Band machen das Friedhelm Klinkhammer und Volker Bräutigam mittels ihrer kritischen Programmbeschwerden publik. Ebenfalls Uli Gellermann mit seiner „Macht um acht“ auf KenFM spießt Fauxpas der Tagesschau auf. Sabine Schiffer auf die „Faktenfinder“ bezogen: „Die Prämisse war also von Angang an, nicht etwaige Fehler in den eigenen Reihen zu checken, sondern die im Netz kursierenden Verschwörungsmythen aufzudecken.“

Journalismus allgemein auf den Hund gekommen

Meiner Meinung nach ist der Journalismus – wenn wir ihn im Sinne der Vierten Macht fassen wollen – mindestens seit 2014 im Zuge der Ereignisse der Ukraine-Krise gewaltig auf den Hund kommen. Da verorte ich den allzu spürbaren Knacks. Dazu kommen ökonomische Probleme (sinkende Werbeeinnahmen und wegbrechende Abonnenten) der großen und erst recht der mittleren kleineren Verlage. Was freilich auch mit dem Aufkommen unzähliger (kostenfreier) Medien im Netz zu tun hat. Doch damit lässt sich nicht alles erklären. Erst recht kritikwürdig ist der Journalismus in Zeiten der Corona-Krise! Er tönt nahezu rund um die Uhr sozusagen als Regierungssprecher, indem er die Ansichten der Bundesregierung hinsichtlich des Umgangs mit COVID 19 papageienartig nachplappert und die zur Bekämpfung des Virus ergriffenen, meist undemokratisch – ohne Befassung durch Bundestag und Landesparlamente – zustande gekommenen Verordnungen beschönigt. Doch damit nicht genug. Es werden seitens der Presse gar noch Verschärfungen der Maßnahmen gefordert.

Auf die Medien ist immer ein kritischer Blick vonnöten. Wie sagte schon Marx: An allem ist zu zweifeln

Wer von uns sich nicht noch zusätzlich abseits dieser de facto zu „Staatsmedien“ mutierten sogenannten Qualitätsmedien und öffentlich-rechtlichen Medien informiert, ist nicht sonderlich gut im Bilde. Nicht selten wir man gar hinter die Fichte geführt. Was womöglich gar nicht einmal immer in böser Absicht geschieht. Aber auch bei den anderen Medien, wollen wir sie alternative oder neue Medien nennen, ist immer ein kritischer Blick vonnöten. An allem ist zu zweifeln, gab schon Karl Marx seinen Töchtern mit auf den Weg. Nur vielen Leute gebricht es einfach an der Zeit, sich jeweils genauer in die Materie zu verbeißen oder um gar selbst zu recherchieren.

Eigentlich – so denke ich schon des Längeren – wäre die Einführung eines Fachs „Medienkunde“ im Schulunterricht dringend angezeigt.

Die Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer möchte das Schulfach „Medienbildung“ befördern

Die Sprachwissenschaftlerin und Medienpädagogin Sabine Schiffer nennt dieses Fach exakter „Medienbildung“. Von ihrem soeben veröffentlichten und im Westend Verlag erschienen Buch „Medienanalyse“ erhofft sie sich, dass es (…)„einen Beitrag zur Förderung eines Schulfachs ‚Medienbildung‘ leisten kann“. (S.283) Das wäre in der Tat zu begrüßen. Und das Buch, welches den Untertitel „Ein kritisches Lehrbuch“ trägt, verspreche ich, kann diesen Beitrag leisten. Es ist verständlich und kenntnisreich geschrieben und enthält viele Beispiele, die dazu beitragen. Es ist sowohl Journalisten und Medienschaffenden aller Art wie auch Laien – warum nicht auch Schüler*innen? – und natürlich Student*innen wärmstens zu empfehlen.

Förderung von Media Literacy

In ihrem „Ausblick zum Schluss des Buches: Von der Anleitung zur Anwendung“ (S.283) schreibt Sabine Schiffer: „Sowohl das Hintergrundwissen als auch die einzelnen Tools- und Techniken der Medienanalyse tragen zur Förderung von Media Literacy (ML) bei.“

Zu ML finden wir auf Bernetblog von der Autorin Iréne Messerli:

„Definitionen von Media Literacy: (engl. Literacy =

Fähigkeit zu lesen/schreiben) gibt es viele – und im digitalen Zeitalter gewinnt die Medienkompetenz an Bedeutung. Die Nutzung verschiedener Medien entwickelt die Kritikfähigkeit, fördert das Einordnen von Nachrichten und die Meinungsbildung.“

Und weiter wird in diesem Beitrag auf Bernetblog erklärt:

Diese Schlüsselfragen helfen bei der Einschätzung einer Nachricht:

  • Wer ist der Autor?
  • Was bezweckt er mit der Publikation?
  • Welche Aussagen beinhaltet die Nachricht?
  • Was wird weggelassen?
  • Auf welcher Wertehaltung basiert die Nachricht?
  • Können die Aussagen je nach Empfänger unterschiedlich interpretiert werden?
  • Wie werde ich auf den Beitrag aufmerksam gemacht?
  • Wann und auf welchen Kanälen erscheint die Nachricht?
  • Wer teilt oder kommentiert diese und wie?“

Sabine Schiffer weiter (S.283): „

„ML gehört zum lebenslangen Lernen und muss insofern auch wichtiger Teil der schulischen Bildung sein“

Und gibt zu bedenken:

„Bei einer Mediennutzung von mehreren Stunden täglich kann die Wichtigkeit der Auseinandersetzung mit konstruierten Darstellungen nicht hoch genug eingeschätzt werden.“

Und ganz wichtig, nicht zu vergessen:

„Wie mit Medienbeiträgen, so nimmt man auch mit Medienanalysen Verantwortung auf sich. Jeder(r) kann von da aus, wo man steht einen Beitrag leisten.“

In ihrer Einleitung zum Buch (S.9) macht Sabine Schiffer darauf aufmerksam, dass Medienkritik heute drohe, in Verruf zu geraten. Schließlich prägten vielfältige Medienangebote unseren Alltag und unsere Vorstellung von der Welt:

„Ob Buch, Zeitung oder Internetformate: Medien informieren und manipulieren uns.“

Und sehr wichtig zu wissen:

„Jede Darstellung – sprachlich oder bildlich – bedient sich subjektiver Zeichen, und es liegen unendlich viele Entscheidungen von Journalisten und Redaktionen vor, bevor ein Beitrag mit genau diesen Bildern und dieser Musik, Schnitt, Kameraperspektive, Licht und Atmo erscheint – so auch die Nachrichten- und Informationsformate in den Massenmedien.“

Es gehe darum, so Schiffer, (…) um die Fähigkeit Medienbeiträge zu lesen und als Konstrukt zu verstehen, welches für bei gleicher Faktenlage völlig anders aussehen könnte – oder umgekehrt: welche Fakten in der aktualisierten Darstellung präsentiert und dabei eventuell aufbauscht, verharmlost oder gar umdeutet (sogenanntes ‚Shaping‘).

Methodenkanon integriert diverse Ansätze der Sprach-, Medien-, Kommunikations- und Kognitionsforschung

Im Verlaufe dieses wirklich sehr lehrreichen, mit großer Sachkenntnis verfassten Buches werden wir an einiges erinnert oder wir erinnern uns selbst, mit einige Erscheinungen schon Erfahrungen gemacht zu haben, bzw. in Kontakt gekommen sind.

Für die praktische Anwendung ist das Buch gemacht – das spürt man beim Lesen bald – und stellt dafür dankenswerterweise ein brauchbares Instrumentarium zusammen. Basierend auf eigenem Methodenkanon. Dieser orientiert sich an der Wahrnehmungsforschung. Wie von Schiffer einleitend versprochen, integriert er dabei diverse Ansätze der Sprach-, Medien-, Kommunikations- und Kognitionsforschung.

Fachtermini ins Buch sind nur eingebracht worden, wenn sie zur Ergänzung unbedingt unerlässlich sind.

Theoretische Grundlagen und Vorüberlegungen“ sowie Medienrezeptions- und Medienwirkungsforschung

Es gibt ein großes Kapitel „Theoretische Grundlagen und Vorüberlegungen“ (ab S.14) mit vielen Unterkapiteln. Worin es u.a. um Wording, Tonality: Framing und Stimmungsmache geht. Des Weiteren geht es um Medienrezeption- und Medienwirkungsforschung und das wichtige Unterkapitel „Grundregeln des Journalismus/journalistischen Arbeitens“ (S.46). Was wahrlich nicht nur für Journalisten, sondern auch für die Rezipienten von Medien wichtig sein kann zu wissen.

In „Praxis der Medienanalyse“ (S.62) rückt dann auch das Bild in den Mittelpunkt. Schon die Kameraperspektive von der aus ein Foto aufgenommen wird, kann bestimmte Wirkungen – mehr als ein Text manchmal – beim Betrachter erzielen.

Auf die Kameraperspektive kommt es an

Ich selbst – fiel mir bei der Lektüre des entsprechenden Kapitels ein – hatte vor einiger Zeit eine Erfahrung dazu machen können. Es war in der Ukraine-Krise. Ich war in einer Aufführung des Films „Ukrainian Agony“ von Mark Bartalmai gewesen. Bartalmai sagte: „Wenn wir diesen (seinen Film; C.S.) nun einmal als These bezeichnen wollen, gibt es auch dazu eine Antithese“. Er weist damit auf die vor sechs Wochen erschienen TV-Reportage der ARD-Korrespondentin Golineh Atai, „Die zerrissene Ukraine“ hin. Diesen Film möge man sich ansehen und mit dem seinen vergleichen. Weil er freilich eine ganz andere Sichtweise habe. Mark Bartalmai habe Atai selbst einmal getroffen, als über die Wahlen in den selbsternannten Volksrepubliken berichtet wurde. Seiner Meinung nach waren die frei gewesen und die Menschen hätten sogar freudig ihre Stimme abgeben. Vergleiche man jedoch seine Bildern mit denen von Golineh Atais Team gedrehten, bewirke die dabei gewählte  Kameraeinstellung – man nahm die Führer und deren Begleiter  der Volksrepublik von unten auf. Das bewirke schon eine gewisse Dämonisierung in den Augen der Zuseher.“ (Hier mein Bericht)

Manipulation mit Fotos und Bewegtbildern

Dass mit Fotos Schindluder getrieben wurde, ist auch nichts Neues. Nur ist es heutzutage in digitalen Zeitalter und der zur Verfügung stehenden, immer weiter voranschreitenden Technik noch leichter, zu manipulieren. Selbst bei Bewegtbildern. Da können bestimmten Personen und Gesichter in eine ganz andere Filmaufnahmen hineingebracht werden, die an bestimmten Orten gar nicht waren. Und die Personen können sogar die Stimmen anderer Personen aus ganz anderem Kontext erhalten.

Also bei Fotos erinnern uns etwa an Stalin, der auf Fotos Funktionäre, die in Ungnade gefallen waren, einfach heraus retuschieren ließ.

Ein Foto aus jüngerer Zeit, bzw. eine Filmaufnahme, an die wir uns alle gewiss noch erinnern werden, beweist, dass auch heute weiterhin Ähnliches geschieht. Nach dem Terroranschlag auf die Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Paris hatte es einen Marsch von Politikern im Januar 2015 durch Paris gegeben. Sabine Schiffer erinnert an eine fragwürdige Inszenierung: „Die jenseits der Menschenmassen gemachten Aufnahmen konnten aufgrund ihrer Ausschnitthaftigkeit und Montage mit Bildern der großen Demonstration suggerieren, dass die Staats- und Regierungschefs dieser Großdemonstration diese Demonstration anführten.“ (S.91/92)

Schließlich aber war herausgekommen, dass der Pulk mit den Politikern allein in einer von Polizei abgesicherten, aber ansonsten leeren Straße, aufmarschiert war.

Das Buch berührt nahezu alle wichtigen Themen in puncto Medien

Das äußerst umfangreiche Buch – es kann hier beileibe nicht auf alles eingegangen werden,

was es beinhaltet – berührt alles Wichtige zum Thema Medienanalyse gehörende. Und lehrt uns auch, „PR-Strategien erkennen“ (S.194). Auch können wir vieles nachvollziehen. Beispielsweise die „Selbstverteidigung- und ‚Humanistan‘-Mythen als Kriegspropaganda (S.202)

Oder das Thema „Astroturfing oder: Wie inszeniert man eine Graswurzelbewegung?“

Auch wird die Zukunftsfrage angetippt, wie Unabhängiger Journalismus nachhaltig finanziert werden könnte. (S.237)

So auch der immer wichtiger werdender Punkt: „Medien- und Diskursfreiheit im Internet?“ (S.241) Wie mir scheint gerade jetzt immer drängender. Wo You Tube kritische Inhalte löscht und andere Medien nicht journalistisch korrekt hinsichtlich der Vierten Gewalt arbeiten. Und das Problem: „Die Intendanz im Drehtür-Modell“ (S.263)

Als „Lexikon“ fragwürdig: Wikipedia

Unbedingt auch zu empfehlen, der Exkurs „Wikipedia ist keine Quelle!“. (ab S.55) Worauf Sabine Schiffer übrigens schon viele Jahre immer wieder hinweist. Dankenswerterweise empfiehlt sie den Film „Die dunkle Seite der Wikipedia“ von Markus Fiedler (lesen Sie dazu diesen Beitrag von mir). Worin am Beispiel des“umstrittenen“ Historikers Daniele Ganser nachgewiesen wird, wie das vorgebliche Lexikon immer wieder dazu missbraucht wird politisch unliebsame, nicht ins passende Narrativ bzw. in den Mainstream passende Menschen zu diffamieren. Allenfalls dürfte Wikipedia (…)“nur eine sehr bedingt zitierfähige Quelle“ sein. (S.58) Weil eine ständige Veränderungsmöglichkeit besteht und nicht klar ist, welche Version des Eintrags sich letztlich durchsetze. Schiffer: Es fehle die „Zitierfähigkeit im wissenschaftlichen Sinne“.

Faktenchecks ja, aber …

Last but not least wird (S.277) im „Exkurs: Faktenchecks oder: Ist Satire die bessere Recherche“ (bezugnehmend auf die Arbeit von „Die Anstalt“.

Sabine Schiffer spricht Fakenchecks nicht deren Wichtigkeit ab. „Denn eigentlich sollten sie zum normalen Nachrichtengeschäft in der täglichen Informationsaufbereitung gehören – weshalb es ja auch den Medienberuf des Dokumentars und Bild- Video-Verifzierers gibt.“

Faktenschecks schössen wie Pilze aus den Böden, stellt Schiffer fest. Das sei gut, meint Sabine Schiffer. Allerdings schwanke die Qualität der Faktenchecks dabei stark. Aber die Medienwissenschaftlerin gibt auch zu bedenken:

„So wie mit Fakten kann man auch mit Faktenchecks ‚lügen‘, denn auch hier kommt es auf Prämissen und Frames an, die eventuell schon Rahmen für die Recherche vorgeben, wenn sie nicht hinterfragt werden.“

Schiffer stellt klar:

„Die beschworene Homogenität – gut Mainstream-Medien/böses Internet – gibt es natürlich nicht.“

Sabine Schiffer zu privaten Faktenfindern:

„Dass mit der Arbeit von Correctiv und Arvato (einer Tochter-AG von Bertelsmann) die juristische Verfolgung von Volksverhetzung im Netz privatisiert wird, ist dringend diskussionswürdig – ist aber eine strukturelle Frage und nicht den Auftragnehmern anzulasten.“

An der Stelle hätte ich mir von der Autorin eine härtere Kritik an dieser Praktik gewünscht. Auch an die Politik gerichtet! Schließlich hätte die ja dafür zu sorgen, dass im Netz gleiche Bedingungen herrschen wie im „richtigen“ Leben.

Ansonsten: ein Buch, das wirklich gefehlt hat! Es sollten möglichst viele Menschen lesen. Auch solche, welche keine Journalisten oder sonstige Medienschaffenden sind. Proppevoll mit Fakten und Hinweisen. Möge das Buch bewirken, dass unsere Kinder bald ein Schulfach „Medienbildung“ bekommen. Es scheint mir dringend erforderlich.

Ausschnitt der Ankündigung des Buches vom Westend Verlag: Medienkompetenz stärken (…)“Ob für den Laien oder die angehende Akademikerin: Sabine Schiffer legt nun ein Buch vor, das sowohl theoretische Grundlagen liefert als auch an etlichen Beispielen aufzeigt, wie Medienanalyse konkret aussieht. Welche Möglichkeiten gibt es, innerhalb der täglichen Informationsflut den Überblick darüber zu behalten, was echt und wahr und was falsch und unwahr ist? Endlich eine kritische Einführung, die nicht nur Gefahren und Möglichkeiten der Manipulation aufdeckt, sondern zugleich Werkzeuge an die Hand gibt, diese zu erkennen und ihnen zu begegnen! Wer wissen will, worauf beim täglichen Medienkonsum zu achten ist, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Sabine Schiffer

Medienanalyse

Eine kritisches Lehrbuch

Seitenzahl: 300
Ausstattung: Broschur
Artikelnummer: 9783864891571
  • Group 10 Buch

20,00 €

„Wir sind IMMER die Guten“ von Mathias Bröckers und Paul Schreyer – Unverzichtbare, abermals die Augen öffnende Lektüre

Keine Frage: Das in Angriff (passt m.E. wie die Faust aufs Auge) genommene Assoziierungsabkommen der EU mit der Ukraine, das die vielfältigen Beziehungen des Landes zu Russland quasi außer Betracht ließ (dabei hätte die Ukraine zwischen EU und Russland eine Brückenfunktion einnehmen können!) markierte – nach dessen Scheitern – eine Zäsur. Der rechtmäßig gewählte seinerzeitige Präsident der Ukraine, Viktor Janukowitsch, konnte das Abkommen verständlicherweise in der vorgesehenen Form nicht unterschreiben. Der Westen gab aber nicht auf, wollte partout mit dem Kopf durch die Wand. Eine gefährliche Krise – die gefährlichste seit langem nach Ende des Kalten Kriegs – wurde so vor fünf Jahren heraufbeschworen. Ein neuer kalter Krieg entfacht. Die fraglos berechtigten – weil gegen Korruption und andere Missstände gerichteten – Maidan-Proteste von Teilen ukrainischer Bevölkerung flammten weiter auf. Allerdings wurde auch bekannt, dass UkrainierInnen aus von Kiew entfernteren Landesteilen für ihre Teilnahme an den Protesten Tagesgelder erhielten und mit gecharterten Bussen kostenfrei in die Hauptstadt gekarrt worden waren. Von westlichen Politikern und Medien wurden die Proteste wohlwollend begleitet.

Der Maidan-Putsch und die Folgen

Schließlich fielen im Februar 2014 tödliche Schüsse auf dem Maidan. Tote und Verletzte waren sowohl in den Reihen der Maidan-Protestler als auch in denen der Sicherheitskräfte zu beklagen. Wer hatte geschossen? Bis heute ist das nicht geklärt. Aber es gibt Vermutungen, Fernsehberichte (von MONITOR) und auch Hinweise, wonach gedungene Killer – auch aus dem Ausland – geschossen haben könnten. Präsident Janukowitsch musste um sein Leben fürchten und floh aus dem Land. Den Maidan-Protesten folgte ein Putsch. Die neu installierte Regierung wollte zunächst die Zweitsprache Russisch verbieten, was Proteste in der Ostukraine hervorrief. Und zur Ausrufung der Republiken Donezk und Lugansk wurden ausgerufen. Moskau musste befürchten, dass ihrer auf der Krim stationierten Schwarzmeerflotte bald Nato-Streitkräfte gegenüber stehen könnten. In Zukunft hätte der Zugang Russlands zum Mittelmeer versperrt sein können. Schließlich wurde auf der Krim ein Referendum durchgeführt. Dessen Ausgang nach stimmte eine Mehrheit der Bevölkerung dafür fortan zu Russland zu gehören. Die Krim wurde in die Russische Föderation aufgenommen. Der Westen sprach von Annektion. Die Beziehungen zwischen den EU-Staaten verschlechterten sich weiter. Moskau wurde mit Sanktionen belegt.

Wer Verständnis für Russland und Putin äußerte, wurde als „Russland- oder Putin-Versteher“ diskreditiert

Die westlichen Medien feuerten damals aus so gut wie allen Rohren permanent das Narrativ auf und damit in die Köpfe ihrer Rezipienten: Russland ist der alleinig Schuldige an der Situation. Putin ist grundsätzlich der Böse. Wer das anders sah wurde als „Russland-“ oder „Putin-Versteher“ diskreditiert. Dabei mussten die so Abgekanzelten Putin nicht einmal sonderlich sympathisch finden. Es reichte, dass sie Verständnis für die berechtigten Interessen Russlands aufbrachten. Eine zunehmende Anzahl von LeserInnen und FernsehzuseherInnen goutierten diese Sicht zunehmend immer weniger. Eine vom NDR in Auftrag gegebene Umfrage ergab Ende 2014: fast zwei Drittel der Deutschen fühlten sich in Sachen Russland und Ukraine schlecht oder nur einseitig informiert. Es kam soweit, dass das selbst estandenen ARD-Journalisten wie Christoph Fröder oder Gabriele Krone-Schmalz „die Haare zu Berge stehen ließ“. Mathias Bröckers ging seinerzeit dieser Situation mit einer gründlichen Analyse auf den Grund und veröffentlichte 2014 das Buch „Wir sind die Guten“. Es wurde eine internationaler Bestseller.

Neuausgabe: „Wir sind IMMER die Guten“

Nun haben Mathias Bröckers und Paul Schreyer im Westend Verlag eine Neuausgabe (mit 40 völlig neu verfassten Seiten) herausgebracht: „Wir sind IMMER die Guten“. Im Vorwort zur Neuausgabe kommen sie noch einmal auf „den Schwarz-Weiß-Film“ zurück, welcher den Medienkonsumenten 2014 via Zeitung oder ARD, ZDF und RTL, „der ihnen da auf allen Kanälen entgegenschwallte“ (S. 9) und den sie „nicht für die Realität hielten und als Inszenierung durchschauten, was Tagesschau und heute-journal ihnen als Realität anboten“.

Im Vorwort heißt es: „Auch viel gelesene Blogs wie die Propagandaschau, die Tag für Tag dokumentierten, wie in den gebührenfinanzierten Nachrichtenmanufakturen getrickst und getäuscht wird, sind für die allgemeine Verunsicherung nicht verantwortlich, sie liefern nur die Diagnose ihrer Ursachen: das Verschwinden grundlegender journalistischer Standards, die investigative Insuffizienz von bis zur Halskrause ‚embeddeten‘ Reportern, die Propagandatöne, welche die Berichterstattung überall durchdringen, die Permanenz und Penetranz der Parole ‚Wir sind die Guten‘ und die Russen unter Putin allein die Schuldigen und Bösen. Dieses Schattenspiel haben die Leute durchschaut.“ Und lesen wir im Buch weiter: „Und das nicht etwa, weil antiamerikanische, vom Kreml bezahlte Trolle ihren das einflüstern, vielmehr trauen sie den Verlautbarungen der Regierenden und ihrer Lautsprecher in den Großmedien nicht mehr, weil sie über einen halbwegs gesunden Menschenverstand verfügen.“

Medien als Kriegspartei“. Es war alles schon einmal da

Unter der Zwischenüberschrift an Ende von Seite 13 des Vorworts „Medien als Kriegspartei“ zitieren die Autoren den „Wiener Schriftsteller Werner Kraus, nachdem auf eine Falschmeldung der deutschen und österreichischen Presse über einen französischen Bombenabwurf auf Nürnberg Ende Juli 1914 unmittelbar die Kriegserklärung an Frankreich erfolgt war“, folgendermaßen:

„Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie’s lesen.“

Bröckers/Schreyer: „Dieser fingierte Bericht war für ihn die Urlüge und das Paradebeispiel für die Manipulation der Massen in Kriegszeiten, die Kraus dazu führte, ‚den Journalismus und die intellektuelle Korruption, die von ihm ausgeht, mit ganzer Seelenkraft zu verabscheuen’“.

Und noch einmal zitieren sie Kraus:

„Ich habe erlebt, wie Krieg macht wird, wie Bomben auf Nürnberg, die nie geworfen wurden, nur dadurch, dass sie gemeldet wurden, zum Platzen kommen.“

Die Buchautoren erinnern (S. 14): „In seiner monumentalen Tragödie Die letzten Tage der Menschheit führte Kraus vor, wie diese Stimmungsmache das Blutbad des Ersten Weltkriegs erzeugte.“

Warum das Buch geschrieben wurde

Und heute? „Geändert“, haben die Buchautoren geschrieben, „ hat sich auch nicht, dass derart erzeugte Stimmungen ‚Bomben platzen‘ lassen, auch wenn sie gar nicht geworfen, sondern nur gemeldet wurden.“

Das sei auch „der Grund für dieses Buch: die Stimmungsmache, mit der sich große Teile der Medien im Konflikt um die Ukraine letztlich von ihrer Verpflichtung zu objektiver Information verabschieden und die Wirklichkeit als Schwarz-Weiß-Film mit eindeutiger Rollverteilung in Gute (USA, EU und Nato) und Böse (Putin und Russland) präsentieren.“

Zuvor erinnern die Autoren an Absturz eines malaysischen Zivilflugzeugs in der Ukraine am 17. Juni 2014. Da sei sofort ein Schuldiger „benannt und militärische Konsequenzen gefordert“ worden.

Hinsichtlich des Wirkens der Medien als ‚“vierte Macht‘, als Kontrolleure der Macht und der Mächtigen, haben“, schreiben ihnen die Autoren (S. 15 oben) ins Stammbuch, „die Medien damit weitgehend aufgegeben, sind weniger neutrale Berichterstatter als Partei und produzieren statt Aufklärung und Information eher Vernebelung und Eskalation.“ Damit ist der Nagel auf den Kopf getroffen!

Aufrüttelnd und hoffentlich zum Aufmerken beitragende Feststellung:

„So wie vor 100 Jahren, als Karl Kraus‘ Mahnungen ungehört verhallten und die von ihren Medien in Trance versetzten Nationen wie Schlafwandler an einer Kreuzung zusammenprallte und einen schrecklichen Massenmord entfachten.“

Und weiter: „Mit gebotener Skepsis hoffen die Autoren, mit diesem Buch zur Stärkung eines kritischen Bewusstseins beizutragen, damit sich eine solche Tragödie nicht auf gespenstische Art wiederholt.“

Ein wichtiges Buch

Ein wirklich wichtiges Buch, dem viele LeserInnen zu wünschen sind. Selbst diejenigen unter denen sollten es lesen, welche ohnehin längst zu den kritischen Medienrezipienten zählen bzw. erst durch die Ereignisse (und die Reaktion unserer Großmedien darauf) 2014 zu welchen geworden sind. Schließlich sind wir als Menschen nicht selten vergesslich und bringen manche Ereignisse in ihrem Ablauf nicht mehr in der zeitlichen Reihenfolge zusammen. Der Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller, hat bereits öfters darauf hingewiesen, das Medien bestimmte Ereignisse in umgekehrter Reihenfolge erzählten. So werde Ursache und Wirkung verkehrt. Etwa wenn es um die von ihnen Annektion genannte – von anderen (etwa von Wolfgang Merkel) jedoch als Sezession eingeschätzte – Loslösung der Krim von der Ukraine geht, die dann in die Russische Föderation eingegliedert worden ist. Und dabei geflissentlich „vergessen“ werde, dass davor der Maidan-Putsch stand. Wodurch bei den Mediennutzern ein ganz anderer Eindruck entstehen muss – soll?

Aus Putin weder einen Waisenknaben machen, noch ihn dämonisieren

Die Autoren des Buches machen abermals klar, dass es ihnen keinesfalls darum gehe (S. 21), aus „Wladimir Putin ein Waisenknabe“ zu machen beziehungsweise darzustellen, dass „sein Regierungsstil der eines ‚lupenreinen Demokraten‘, wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder ihn einmal nannte, und Russland ein freiheitlicher Rechtsstaat ohne Fehl und Tadel sei.“

Spannend. Aufrüttelnd

Ein spannendes, aufrüttelndes Buch, dessen geschichtlichen Aspekte („Konfliktreich: Eine kurze Geschichte der Ukraine“ (ab S. 31) „CIA: Sechzig Jahre Erfahrung in der Ukraine“ (ab S. 72) zum Verständnis auch entstandener gegenwärtiger Situationen und damit verbundenen Spannungen unverzichtbar sind.

Es enthält jede Menge Seiten mit auffrischenden, lehrreichen Informationen, wie sie eben leider kaum oder gar nicht in den Medien vor- und zum Tragen kommen.

Augenöffnend das Kapitel 5 „Besser als Krieg: Farb-Revolutionen und Fake-Demokratie“ (S. 65). Nicht zu verachten auch das Kapitel 9 „Schnittstelle im Machtpoker: Der Atlantic Council“ (S. 101), Kapitel 11 „Im Gleichklang: Leitmedien und Lobbynetzwerke“ (S. 116), Kapitel 13 „Instrumentalisierung statt Aufklärung: Der MH17-Absturz“ (S. 140) sowie Kapitel 14: „Instrumentalisierung statt Aufklärung II: „Nowitschok“ (S. 154).

Ein Buch, das in Gänze unverzichtbar ist

Man möchte das Buch gar nicht wieder aus der Hand legen! Unverzichtbar in Gänze, Seite für Seite. Aber Vorsicht: die eigne Gesichtsfarbe könnte angesichts der auftauchenden Fakten abwechselnd von bleich auf tiefrot wechseln. Aber auch das lesen wir auf Seite 207: „Wäre das Ganze nicht gefährlicher Ernst, könnte man über die plumpen und offensichtlichen Fälschungen, aus denen die ‚Russia-Gate‘-Story gestrickt ist, nur lachen. Doch was hier geschieht, ist fatal: um einen gewählten Präsidenten zu vertreiben, wird die Gewaltenteilung des demokratischen Systems aufgehoben: Geheimdienste (CIA, NSA, MI6, Polizei (FBI) und Medien arbeiten Hand in Hand, und die vom Horrorclown Donald Trump nachhaltig geschockten Demokraten, Liberalen, Linken feuern diese polizeistaatlichen, totalitären Methoden sogar noch an. Und so erleben wir die surreal Situation, dass es nicht der monströse Meteorit Trump ist, dessen Einschlag die Grundfesten der freiheitlichen Demokratie erschüttert, sondern seine Gegner, die abseits aller rechtsstaatlichen Regeln und mit einer nahezu uniformen Medienfront gegen ihn vorgehen.“

Ja, wer sind die Guten?

„In dieser komplett überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe analysieren Mathias Bröckers und Paul Schreyer den historischen Hintergrund des Ukraine-Konflikts, die Rolle der Geopolitik und gehen der Frage nach, wer die Akteure in diesem tödlichen Spiel sind und welche Interessen sie verfolgen.“ (Quelle: Cover-Information)

Den Autoren kann nicht genug für ihre Anstrengungen gedankt werden. Ebenso dem Westend-Verlag für die Veröffentlichung.

Ob die Großmedien das Buch in ausreichender Weise besprechen werden? Viele von deren Journalisten müssten rot dessen Lektüre werden. Werden sie die Größe, haben eigenes Versagen zu benennen? Wie auch immer: Die LeserInnen bekommen mit diesem Buch eine wichtige Analyse in die Hand, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Dem Buch ist eine hohe Verbreitung unbedingt zu wünschen. Man muss auch nach der Lektüre dieser Neuausgabe des vormaligen Bestsellers zu der Einschätzung kommen, dass die, in vielen Politiker- und Journalistenköpfen offenbar tief eingebrannte Ideologie „Wir sind die Guten“ nicht nur nie weniger gestimmt hat als heute, sondern erst recht auf ein IMMER festgeschrieben an Arroganz nicht zu überbieten ist und jeglicher Realität widerspricht. Dieses Narrativ ist kreuzgefährlich und kann uns gar uns  in eine kriegerische Auseinandersetzung führen.

Mathias Bröckers, Paul Schreyer

Wir sind immer die Guten

Ansichten eines Putinverstehers oder wie der Kalte Krieg neu entfacht wird

 

Seitenzahl: 224
Ausstattung: Klappenbroschur
Artikelnummer: 9783864892554

Preis: 18,00 Euro

Anbei gegeben: Ein Interview, das Jasmin Kosubek für „Der Fehlende Part“ mit dem Autor Mathias Bröckers geführt hat:

Ältere Beiträge von mir zur Ukraine hier und hier.

Filmtipp: „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“. Die Reporterin Maria Janssen organisierte die Hilfsaktion

Die Ukraine-Krise ist längst nicht bewältigt und auch der Krieg der Kiewer Führung gegen die eigene Bevölkerung in der Ostukraine befindet sich höchstens auf eingefrorenem Niveau. In unseren Nachrichten kommt noch etwas über die aktuelle Situation vor. Von 2014 bis jetzt sollen in der Ostukraine 9000 Menschen gestorben sein sowie 21 000 Menschen verletzt worden sein. 2,5 Millionen sind vertrieben worden. Und 550 000 Ukrainer verstecken sich in Russland von Einberufung in die ukrainische Armee (Informationen aus dem Film „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“).

Ein bewegender Film von Mark Bartalmai mit ganz eigener Sicht auf die Situation im Kriegsgebiet

Auch damals als der Krieg in der Ostukraine tobte, erfuhren wir als Medien-Rezipienten nicht alles. Sogar gelogen und manipuliert wurde, was das Zeug hielt.

Filmemacher Mark Bartalmai hat es seinerzeit unternommen als Kriegsreporter einen Film vor Ort in Donezk und Umgebung, wo er zeitweilig lebt, zu drehen. Ein Film, der viele Menschen sehr bewegte: „Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg“. Lesen Sie dazu meinen Bericht über die Aufführung im Kino Odeon in Köln. Wohl um Irritationen von vornherein vorzubeugen, stellte Bartlamai damals klar: „Es ist mein Film“ (das ist dann auch am Anfang des Films eingeblendet) „und es ist auch meine Sichtweise“. Der Film sei nämlich „auf eine bestimmte Art und Weise gemacht worden … quasi als eine dokumentarische Erzählung“.

Nun endlich ist wieder ein Film auf You Tube online, der sich mit der Situation in der Ostukraine, konkret im Donbass beschäftigt. Er trägt den Titel „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“.

Zum Film heißt es seitens der Produktion:

 

„Als in ihrer Heimatstadt Donezk im Jahre 2014 der Krieg ausbrach, organisierte Maria Janssen von Deutschland aus einen Hilfstransport. Mit einem LKW voller gespendeter Hilfsgüter machte sie sich mit dem Kameramann Michael Wiehl auf in das Kriegsgebiet. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“ Dieser Film versucht die Perspektive der Menschen aus der Region aufzuzeigen und lässt Zeugen des Konflikts zu Wort kommen. Denn das offizielle Narrativ westlicher Medien zum Bürgerkrieg im Donbass wird meist im Deutungsrahmen des Terrors erklärt. „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“ will die Menschen aus der Region zeigen, in ihre Menschlichkeit, in ihrer Fehlbarkeit und versuchen dazu beizutragen eine Brücke zu unseren europäischen Nachbarn zu bauen. Dorthin, wo es noch keine gibt. Dieser Film soll vermitteln, Anreiz zum gegenseitigen Austausch geben und nicht so sehr die Gegensätze hervorheben.“

Maria Janssen, die Initiatorin des Hilfstransports und betreffs des Dokumentarfilms für Recherche zuständig, arbeitet als Reporterin und Moderatorin für RT Deutsch. Sie wurde in der Ukraine geboren und wuchs in der Region Donbass auf.

Was Maria Janssen Ken Jebsen zum Hilfstransport, ihrem Anliegen und zum Film sagte, sehen Sie im Interview auf KenFM.

Im Film kommen unterschiedliche Menschen im Donbass zu Wort. Einfach Leute. Junge und Alte. Auch der umstrittene Igor Wsewolodowitsch Girkin aka Oberst Igor Strelkow stellt seine Sicht auf Ukraine-Krise dar. Ein Parlamentsabgeordneter der DVR (nicht anerkannte Volksrepublik Donezk) spricht über die Befindlichkeiten der russischen Minderheit im Donbass, denen – wie er sagt – die 23 Jahre unabhängige Ukraine nichts gutes gebracht habe. Zur jetzigen Lage: „Wir sind Pufferzone zwischen dem Westen und Russland geworden.“ Interessant auch, was der Abgeordnete über den Putsch in Kiew, dessen Finanzierung aus den USA und die Hintergründe für Kriege wie den der Ukraine zu sagen hat. Die Ukraine meint er, sei ohnehin nur als zusätzlichen Absatzmarkt für den Westen gedacht gewesen. Freiwillige, die in den Milizen der international nicht anerkannten Volksrepubliken dienen, sprechen über ihre Motivation dies zu tun. Zwei Musikstudentinnen beklagen die Spaltung zwischen Ost- und Westukraine. Die sie u.a. auf die schlimme Propaganda des Fernsehens in der Westukraine zurückführen. Der Riss gehe durch ganze Familien. Ein Besuch des Filmteams einem Krankenhaus der Donezker Volksrepublik Krankenhaus und das Gespräch mit Kriegsverletzten und einem Arzt zeigt auf, welche schlimme physische und psychische der Krieg bei den beteiligten Menschen hinterlässt. Man sieht den zerstörten Flughafen von Donezk – einst der modernste in Europa. Menschen freuen sich, dass durch den Hilfstransport Spenden aus Deutschland. Es zeige ihnen, dass sie von den Menschen anderswo nicht vergessen sein, dass andere Menschen an sie denken. Traurig stimmend auch die Aufnahme von einem Lüster, der noch an einem Balken – eine Decke gibt es nicht mehr – eines zusammengeschossenen Hauses baumelt und dessen Prismen an ihm in Wind klimpern …

Auch dieser Film geht zu Herzen. Und er regt zum Nachdenken an. Schauen Sie ihn an, liebe LeserInnen.

Die Produktion

Regie/Kamera: Michael Wiehl

Initiatorin und Recherche: Maria Janssen

Fahrer: Jan Gulbinat

Produktion: NuoViso-Filmproduktion

Sabine Schiffer über mediale Manipulation mittels Sinn-Induktion

Die Vierte Gewalt, der Journalismus, hierzulande ist zunehmend auf den Hund gekommen. Die Journalisten sollen möglichst objektiv und unvoreingenommen berichten. Das gilt für die Presse allgemein und erst recht für Informationssendungen in den elektronischen Medien.
In seinem Aufsatz „Öffentlich-rechtlicher Gesinnungsjournalismus“ in der Zweiwochenschrift Ossietzky erinnert Volker Bräutigam, ehemaliger Nachrichtenredakteur bei der Tagesschau, daran:

„Der Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet Informationssendungen zu Objektivität, Vollständigkeit und Wahrhaftigkeit. Auf grundlegende journalistische Regeln: Verzicht auf subjektive Wertung, Berücksichtigung aller Betrachtungswinkel, Anhörung der Gegenseite, Trennung von Nachricht und Kommentar, Orientierung am Ziel der Völkerverständigung. Grundsätze, die bei Sendungen wie ARD-aktuell über Bord gegangen sind.“

Immer mehr aufmerksamen Nutzerinnen und Nutzern von Informationssendungen (aber auch Leserinnen und Lesern der Printmedien) stößt übel auf, dass immer öfter grundlegende journalistischen Regeln verletzt werden. Was besorgniserregend ist. Volker Bräutigam:

„Mittlerweile misstraut fast die Hälfte der Bevölkerung diesen Medien, bezüglich der Berichterstattung über die Außenpolitik sogar mehr als zwei Drittel. Die Auflagen der transatlantisch-linientreuen Printmedien sinken, die Einschaltquote der öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen geht zurück. ARD-aktuell hat unter Gniffke 1,1 Millionen tägliche Zuschauer verloren. Dafür nimmt die Anzahl der Programmbeschwerden und Beschwerdeführer zu. Wir sind längst keine Rufer in der Wüste mehr.“

Nicht selten werden wir in Informations- Nachrichtensendungen manipuliert. Besonders fielen aufmerksamen Zuschauern mediale Manipulationen in der Berichterstattung deutscher öffentlich-rechtlicher Informationssendungen in der Hochzeit des Ukraine-Konfliktes ins Auge. Da tauchten etwa via WDR Archivbilder auf, welche nichts mit dem aktuellen Konflikt in der Ukraine zu tun hatten. Aber es gibt eine Reihe weiterer solcher Fälle. Oft genügt schon eine bestimmte Kameraposition aus welcher jemand in einem Bericht gefilmt wird, um beim Betrachter bestimmte (gewollte?) Assoziationen hervorzurufen. Mark Bartalmai, Autor des Dokumentarfilms „Ukrainian Agony“ berichtete nach der Vorführung seines Filmes letzten Sommer in Köln von so einem Fall. Neben seinem Filmteam war vor einem Wahllokal in der Ostukraine auch ein Reportageteam von Golineh Atai zugegen. Atais Kameramann hatte einen Rebellenführer von unten abgefilmt. Beim Zuschauer musste so der Eindruck eines finsteren, vermeintlich unseriösen Typen entstehen. Ein Bild, das diesen im Auge des unkritischen Betrachters quasi diskreditiert. Ein bloßer Zufall?

Auf den NachDenkSeiten ist heute ein Videopodcast Medienanalyse (Teil 1) erschienen, welches ich meinen Leserinnen und Lesern sehr empfehle. Es befasst sich mit dem Thema mediale Manipulation. Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung erklärt in diesem Videopodcast-Projekt in Kooperation mit den NachDenkSeiten die Techniken der medialen Manipulation. Im ersten Teil geht es um Sinn-Induktion.