„Das Fünfte Flugzeug“ – Der 9/11-Thriller von Sven Böttcher/Mathias Bröckers. Rezension

Die Terroranschläge des 11. September 2001 jähren sich in diesem Jahr das zwanzigste Mal. Bis heute sind diese Anschläge nicht annähernd vernünftig aufgeklärt. „Das Verbrechen des Jahrhunderts. Viele Fragen offen“ schreibt der Westend Verlag, um auf ein neues Buch von Bestsellerautor Mathias Bröckers (hier meine Rezension) hinzuweisen, das kürzlich erschienen ist.

Ein Jahrhundertverbrechen

„Die Anschläge des 11.9.2001 dürften als d a s Jahrhundertverbrechen in die Geschichte eingehen. Wie aber kann es sein, dass auch nach zwanzig Jahren noch immer an der „offiziellen Wahrheit“ festgehalten wird, obwohl bis heute die objektiven Unstimmigkeiten an dieser Version erdrückend sind? Die Kommission zur Klärung der Ereignisse legte einen Abschlussbericht vor, der keiner strengen ordnungsgemäßen staatsanwaltlichen Prüfung standhält und von dem sich seinerzeit selbst einige Kommissionsmitglieder distanziert haben.

Eine ernüchternde Bilanz

Die Terroranschläge des 11. September 2001, die sich nun das zwanzigste Mal jähren, sind das „Crime of the Century“: Dreitausend Tote in den Flugzeugen und durch den Einsturz des World Trade Centers, hunderttausende Opfer durch den „War on Terror“, Millionen Geflüchtete und Einschränkungen bürgerlicher Freiheiten, während das Verbrechen bis heute nicht aufgeklärt ist und die Hintermänner weiterhin auf freiem Fuß sind.

Mathias Bröckers hatte sich zur kurz vor dem Terroranschlag gerade mit Verschwörungstheorien befasst, als er am Tag des Attentats darauf aufmerksam gemacht wurde.

Bröckers fuhr die Antennen aus und schlackerte schon bald gehörig mit den Ohren: Bereits eine Stunde nach den Anschlägen wurde Osama Bin Laden als Verdächtiger genannt und im Verlauf des Abends und der Nacht stand dann schon fest, dass nur er dahinterstecken konnte. Und dann: Die Elefantenspur am Flughafen – mit dem Koffer des „Rädelsführers“ Mohamed Atta samt Koran, Testament und Boeing-Handbuch – war auch der „islamistische“ Hintergrund vollkommen klar.

Mathias Bröckers war sich im Klaren: Jede „Tatort“-Redaktion hätte dem Drehbuchautor, welcher einen derart dumpfen Plot gewagt hätte vorzulegen, diesen übergangslos um die Ohren gehauen. Hier aber im realen Leben tat das dem Erfolg der Story aber keinen Abbruch – im Reality-TV mit nahezu gleichgeschalteten Medien kam die US-Regierung und die sich unkritisch anschließenden Medien nahezu weltweit damit durch. Der gigantische Schrecken, die der Massenmord und der Einsturz der WTC-Türme heraufbeschworen hatte, schrie gleichsam nach einem Sündenbock und einer Lösung und George W. zog sie – wie auch den „Patriot Act“ – aus der Schublade: „Bin Laden“ und „Krieg“. „Ohne meine auf Komplexitätsreduktion, Sündenböcke und Propaganda eingestellte Optik“, so Bröckers, „hätte ich wie wohl die meisten Menschen erst mal keine großen Zweifel an der Geschichte gehabt, so aber fiel mir schon nach einer Stunde auf, dass hier etwas nicht stimmt. Und ich schrieb am folgenden Tag darüber einen Artikel. Dass daraus eine Serie mit 57 Folgen werden würde – immer noch abrufbar: „The WTC Conspiracy“ – war nicht geplant, aber da der Rest der Medien sich blind und taub stellte und zu Stenographen der Bush-Regierung mutierten, blieb mir nichts anderes übrig, denn die Ungereimtheiten waren offensichtlich und wurden ja nicht weniger, im Gegenteil.

Nachdenkseiten-Interview mit Mathias Bröckers vom 9.9.2021: Ihre Beiträge auf Telepolis blieben aber erstmal noch unter dem Radar der Medien, oder?

„Ja, weitestgehend. Erst als die ungeheuren Ungereimtheiten und Widersprüche der offiziellen 9/11-Version im Sommer 2002 gedruckt schwarz auf weiß vorlagen, wurden sie zum Skandal, oder richtiger: nicht die offenen Fragen und ungeklärten Hintergründe wurden zum Skandal, sondern ich als Überbringer dieser Botschaft. Vorgegangen wurde dabei mit dem Üblichen: Denunziation und Diffamierung, in diesem Fall als anti-amerikanischer, anti-semitischer, anti-rationaler »Verschwörungstheoretiker«. Dabei hatte ich gar keine Theorien über die Täter und Hintermänner der Anschläge aufgestellt oder verbreitet, sondern nur anhand zahlreicher, unbestreitbarer Fakten belegt, dass es sich bei der offiziellen Geschichte um eine unbewiesene Verschwörungstheorie handelt.“

Fortan galt, wer auch immer so dachte und das offizielle Narrativ infrage zu stellen wagte, oder auch nur vorsichtig zu hinterfragen versuchte, als Verschwörungstheoretiker. Diese Leute bekamen schnell Probleme beruflicher Natur, ob es nun Journalisten oder Forscher wie Dr. Daniele Ganser waren. Im Falle Ganser sprach sogar die US-Botschaft in dessen Uni vor.

Die Medien fraßen also lieber das regierungsamtliche Narrativ. Da wollte man sich lieber nicht exponieren, sich sozusagen nicht nassmachen.

Das Jahrhundertverbrechen dennoch zu hinterfragen und kritisch zu betrachten, eignet sich da besser als jedes Sachbuch die Form des Romans! Da kann alles bis dato bekannte Wissen hineingepackt werden. Und der Rest fiktional dazu und drumherum gestrickt werden.

Sven Böttcher und Mathias Bröckers, sich u.a. auf eigene Vorarbeiten dabei stützend, unternahmen das. Und entstanden ist ein packender Thriller mit dem Titel dem „Das Fünfte Flugzeug“. Wie schreibt Sven Böttcher im Nachwort zu diesem empfehlenswerten Thriller so richtig: „Romane dürfen so was. Sind ja frei erfunden.“ Muss eine ziemliche Fleißarbeit – von der wir Lesenden nun profitieren – gewesen sein. Da gibt es Stellen die ganzen Flugzeug-Wirrnisse am Tattag 9/11 betreffend, mein lieber (darf man das noch schreiben?) Herr Gesangsverein! Da schwirrt einen schon beim Lesen der Kopf.

Es hat sich – so viel darf ich hier verraten – jedenfalls gelohnt. Man schlägt die erste Seite des 428 Seiten umfassenden und gerade mal schlappe 12 Euro kostenden spannenden Thrillers auf – und möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Der Roman liest sich gleich irgendwie (US-)amerikanisch. Der ganze Sprachstil und Duktus der Helden. Und auch: Beinhart geht das zu! Leichen häufen sich. Apropos Beinhart! Vom Schreibstil erinnerte es mich irgendwie an den im Westend Verlag herausgekommenen Roman „American Hero“ von Larry Beinhart (hier eine Rezension von mir). Oder an gewisse Detektiv-Romane. Pass jedenfalls! Spielt ja auch in den USA.

Das nun in der wahren Autorenschaft von Sven Böttcher und Mathias Bröckers herausgekommene Buch war 2007 schon einmal unter dem Pseudonym John S. Cooper erschienen.

Sven Böttcher dazu in seinem Nachwort über den Grund: “Wir mussten Amerikaner sein, damals, 2007. Nicht mehrere, sondern einer. Ging nicht anders. Deutsche schreiben nämlich keine Pageturner, schon gar nicht über 9/11, und so was, ein gefeierter KannstenichtausderHandlegen-Seitenumblätterer fehlte mir damals eindeutig noch in der Sammlung meiner Veröffentlichungen.“

Und es klappte: Das Buch verkaufte sich. Selbst der Spiegel war voll des Lobes. Wäre wohl kaum so gewesen, hätte das ehemalige Nachrichtenmagazin damals die wahren Autoren gekannt.

Mathias Bröckers schreibt am 13. Juli 2021 dazu:

„Den erlauchten Lesern dieses Blogs ist ja bekannt, dass unter dem Pseudonym John S. Cooper 2007 und 2010 zwei Thriller erschienen sind , die Sven Bötcher und ich geschrieben hatten. Nachdem der “Spiegel”  das Pseudonym dann gelüftet hatte,  lies  Fefe in seinem Blog im November 2010 diesen schönen Rant ab:

“Oh Mann, kaum nehme ich mir vor, nicht mehr auf den Spiegel zu verlinken, gibt es eine Steilvorlage nach der nächsten. Aktuell: Dem ehemaligen Nachrichtenmagazin fällt auf, dass “John S. Cooper” ein Pseudonym u.a. von Mathias Bröckers ist. Bröckers hat mal ein Hanf-Buch geschrieben, das u.a. die Legalisierung von Cannabis fordert, und ist seit dem beim Spiegel als unzurechnungsfähiger Kiffer untendurch. Als er dann auch noch wagte, zu 9/11 zu publizieren, war dann ganz aus und sie haben mit allem beschossen, was sie hatten. Für den Spiegel ist Bröckers untendurch und der Feind. Um so peinlicher, dass ausgerechnet der Terrorpanikverantwortliche beim ehemaligen Nachrichtenmagazin, Yassin Musharbash, eines der Bücher vor einer Weile wohlwollend rezensiert hat, man kann gar eine gewisse Abgrenzung gegenüber bloßen Verschwörungstheorien wie z.B. denen von Bröckers herauslesen ? Nun, damit ist jetzt Schluss. Jetzt, wo klar ist, dass da dieser Bröckers hintersteckt, da muss da draufgehauen werden. Und so nimmt das Gebashe seinen Lauf:

“Bröckers und Böttcher haben sich zu einer Bestseller-Verschwörung zusammengetan, wollten ihren Thriller “Das fünfte Flugzeug” aber nicht mit ihren Namen vorbelasten. Mathias Bröckers, der “taz”-Journalist, ist bekannt geworden als Autor zahlreicher Bücher über den fröhlichen Cannabis-Konsum, die ihm den Spitznamen “Hanfpapst” einbrachten. Außerdem hat er bereits zwei Bestseller zum 11. September geschrieben: mit Fußnoten gespickte Konvolute, in denen er behauptet, das Attentat auf das World Trade Center sei in Wahrheit ein inside job gewesen, also von Geheimdiensten orchestriert.”Klar, die Hanf-Sache hat zwar mit keinem der Bücher etwas zu tun, aber wenn man damit gegen den Bröckers hetzen kann, dann ist der Redaktion kein Mittel zu peinlich. Bröckers, müsst ihr wissen, ist ja nicht nur ein fieser Kiffer, sondern

“der “taz”-Journalist und 9/11-Konspirationsapologet Mathias Bröckers und der Roman- und Drehbuchautor Sven Böttcher.”Konspirationsapologet!!! Da weiß man gar nicht, was aus deren Sicht die schlimmere Beleidigung ist. Das oder dass er für die taz schreibt :-)”

Mit dem ehemaligen Nachrichtenmagazin und mit der taz ist es seitdem ja nicht besser geworden, was sich alsbald auch zum 20. Jahrestag des Jahrhundertverbrechens 9/11 wieder zeigen wird. Meine drei Sachbücher dazu – aus den Jahren 2002, 2003 (mit Andreas Hauß) und 2011 (mit Christian C.Walther) – erscheinen demnächst in einem 1000-seitigen Sammelband noch einmal, zusammen mit dem neuen Buch “Mythos 9/11- Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens – 20 Jahre danach”, das gerade in den Druck gegangen ist. (Anmerkung C.S.: hier meine Rezension zu letzteren.)

Schon abgehoben, lieferbar und noch immer nicht gelandet ist indessen “Das Fünfte Flugzeug”, diesmal unter unseren richtigen Namen und mit einem aktuellen Nachwort von Sven. Hier ein kleiner Auszug daraus: Weiterlesen (via Blog Mathias Bröckers)

Zum Inhalt von „Das fünfte Flugzeug“

„Für den einstigen Top-Journalisten Max Fuller klingt das Ganze zunächst wie eine durchgeknallte 9/11-Verschwörungstheorie: Ein mysteriöser Anwalt bietet ihm die wahre Geschichte des »fünften Flugzeuges« an, das am 11. September 2001 über die Radarschirme der US-Luftabwehr irrte – und dazu auch gleich noch den angeblichen Piloten. Aber als er diesen tatsächlich ausfindig macht und ihm das Versprechen abnimmt, on air auszupacken, wird der Pilot Opfer eines merkwürdigen »Unfalls«. Und Fuller weiß, dass er der nächste auf der Liste ist. Ein atemberaubender Politthriller über die Hintergründe des 11. September.“

Quelle: fifty-fifty Verlag

Ein Politthriller, der die Herzen höher schlagen lässt. Mit toll gezeichneter Personage noch dazu. Fuller, die schöne, begehrenswerte Liz, deren Parfüm Fuller fast um den Verstand bringt. Nick, der Nerd und ein Tausendsassa. Ein wahre Freude die Seiten flugs umzublättern, um zu wissen wie die Chose weitergeht. Klar, man hat als Leser bestimmte Vorstellungen, wie die Geschichte letztlich ausgehen könnte/sollte. Wer vielleicht noch sterben wird. Der Spannungsbogen bricht nicht ab. Man schwankt ständig hin und her, wer Fuller und dessen Helfern wohl noch nach dem Leben trachten mag. Die üblichen Verdächtigen in den Diensten, oder doch …

Und selbstredend schwebt einen auch vor, wie die Sache wohl ausgehen mag. Doch dann überkommen einen auch wieder Zweifel. Wenn man bedenkt, was dieses Jahrhundertverbrechen für ’ne krasse Menge Sprengstoff beinhaltet! Wenn das Was und Wie rauskommt, überlegt man, wie soll dann in der Welt noch ein Stein auf dem anderen bleiben (können)?

Als das Ende dann naht, beschleichen einen Ah; nungen. Da dräut was! Waaas?! Man ist möglicherweise zunächst etwas enttäuscht. Hätte etwas anderes bevorzugt. Nur was? Gute Frage! Dann wiederum regt sich Verständnis. Auch für die Autoren, die ja ihre Protagonisten liebgewonnen haben.

Was bleibt mir noch zu schreiben: Lesen! Weiterempfehlen!

Eine Verfilmung des Thrillers sollte ins Auge gefasst werden.

Sven Böttcher/Mathias Bröckers

Das Fünfte Flugzeug“

fifty-fifty Verlag

426 Seiten; ISBN 978-3-946778-23-3

Ladenpreis: EUR 12,00

“Der Fall Anatoli Schari: Totgeschwiegen und lebensbedrohlich” – Verhindern wir die Auslieferung des ukrainischen Video-Bloggers Anatoli Schari!

Gastbeitrag von Ulrich Heyden, Korrespondent Moskau

Der ukrainische Investigativ-Videoblogger Anatoli Schari hat die Gründung der oppositionellen „Partei Schari“ initiiert. Der Partei Schari wird aber das Leben schwer gemacht, Anfang des Jahres begann ein Verbotsverfahren. Gegen Schari selbst leitete der ukrainische Geheimdienst SBU im Februar ein Strafverfahren wegen Landesverrat ein. Zu dem Prozess in Kiew wollte Schari nicht fahren, denn er fürchtet in der Ukraine um sein Leben. Das Video unter dem Titel “Der Fall Anatoli Schari: Totgeschwiegen und lebensbedrohlich“ enthält ein längeres Interview mit Schari und Interviews mit den Bundestagsabgeordneten der Partei Die LINKE, Diether Dehm und Andrej Hunko.

Sie kennen Anatoli Schari nicht? Kein Wunder, die großen deutschen Medien berichten nicht über ihn. Aber man sollte ihn kennen. Der 42 Jahre alte ukrainische Investigativ-Videoblogger, der seit 2011 in der Europäischen Union lebt, fühlt der Regierung in Kiew auf den Zahn. Täglich bringt er auf seinem Video-Kanal Beiträge, die Poroschenko, Selenski und die ukrainische Regierung zur Weißglut treiben. Sein Kanal hat heute 2,4 Millionen Abonnenten.

Anatoli Schari hat außerdem 2019 in der Ukraine die Gründung der oppositionellen „Partei Schari“ initiiert. Die Partei hat sich an Kommunal- und Parlamentswahlen beteiligt, Abgeordnete der Partei sitzen in mehreren Kommunalparlamenten und nach Umfragen könnte es sein, dass die Partei bei der nächsten Wahl die Fünf-Prozent-Hürde überspringt.

Anhänger der „Partei Schari“ mit Eisenstangen verfolgt

Der Partei Schari wird aber das Leben schwer gemacht. Anfang des Jahres begann gegen die Partei ein Verbotsverfahren. Im Juni 2020 verfolgten rechtsradikale Schläger Anhänger der Partei in der ostukrainischen Stadt Charkow mit Eisenstangen. Dem Koordinator der Partei Schari, Nikita Roschenko, wurden sieben Rippen gebrochen. Die Polizei, die erst von „Hooliganismus“ sprach, erklärte später, dass es ein Mordversuch war.

Gegen Schari selbst leitete der ukrainische Geheimdienst SBU im Februar dieses Jahres ein Strafverfahren wegen Landesverrat ein. Zu dem Prozess in Kiew wollte Schari nicht fahren, denn er ist sich sicher, dass er in der Ukraine nicht länger als 24 Stunden überleben wird. Der Nationale Korpus – eine rechtsradikale ukrainische Organisation – forderte in Kiew öffentlich und ungestraft den Tod des Bloggers. In einem Kiewer Untersuchungsgefängnis werde er sterben, ist sich Schari sicher. Man werde behaupten, er habe Selbstmord begangen.

Ukrainische Rechtsradikale tauchen vor dem Haus von Schari in Katalonien auf

Wie real die Gefahr einer Mord-Attacke ist, zeigte sich im Sommer letzten Jahres. Da tauchten dreimal hintereinander ukrainische Rechtsradikale vor dem Haus von Schari in Katalonien auf. Seitdem habe er für sich und seine Familie eine private Wachfirma angeheuert, erzählt der Blogger. Die örtliche Polizei hat ein Untersuchungsverfahren zu den angereisten ukrainischen Rechtsradikalen eingeleitet.

Der ukrainische Blogger lebt seit einem Jahr im Dauerstress. An allen Fronten versucht man ihm das Leben schwer zu machen. Jetzt ist sogar der Status des Bloggers als politischer Flüchtling in der EU gefährdet. Ende Mai berichtete die regierungsnahe „Ukrainskaja Prawda“, dass Litauen, wo Schari 2012 den Status des politischen Flüchtlings bekam, ihm den Status entzogen und ihn zur unerwünschten Person erklärt hat. Das bedeutet, dass der Blogger jederzeit aus Spanien an die Ukraine ausgeliefert werden kann.

Das Einzige, was jetzt noch hilft, ist eine breite Informationen der Öffentlichkeit. Politiker in Europa müssen für Schari eintreten, auch wenn sie ihn politisch nicht unterstützen. Es geht um das Menschenrecht auf Leben und das Recht der Meinungs- und der Pressefreiheit.

MdB Dieter Dehm: „Wir brauchen neben den LINKEN auch Abgeordnete von SPD und CDU“

Ich habe deshalb zusammen mit Tom Wellbrock auf dem Video-Blog „Neulandrebellen“ ein Video zum Fall Schari veröffentlicht. Das Video unter dem Titel “Der Fall Anatoli Schari: Totgeschwiegen und lebensbedrohlich“ enthält ein längeres Interview mit Schari und Interviews mit den Bundestagsabgeordneten der Partei Die LINKE, Dieter Dehm und Andrej Hunko.

Dieter Dehm sagte in dem Interview:

„Um die Aufmerksamkeit auf den Fall Anatoli Schari zu lenken, brauchen wir erstens auch Abgeordnete von der SPD und CDU-Fraktion – neben den Linken – und, zweitens, auch eine Kundgebung, bei der wir das Wort Mitbeteiligung an einem möglichen Mord auch aussprechen.“

Andrej Hunko meint, es gibt Chancen, eine drohende Auslieferung von Schari zu verhindern:

„Man versucht ja in der EU die justizielle Kooperation stärker aneinander anzugleichen. Wir haben die Debatte um Puigdemont aus Katalonien gehabt, dass der ausgeliefert werden sollte. Schari fürchtet jetzt die Auslieferung aus Spanien. Es gibt aber keinen Automatismus. Das haben wir ja bei Puigdemont gesehen. Er wurde ja nicht nach Spanien ausgeliefert. Schari selbst fürchtet ja – und das ist glaube ich nicht unrealistisch – um sein Leben. Das allerallerwichtigste ist jetzt Öffentlichkeit. Damit das überhaupt bekannt wird.“

Während das Europäische Parlament schweigt, erfährt Schari viel Unterstützung von Journalisten und Menschenrechtlern. Der Leiter der katalonischen Behörde für Zivil- und politisches Recht hat Shari Unterstützung zugesichert. Unterstützt wird der Journalist auch von der Menschenrechtsorganisation „Solidaritätsnetz“ in Bern. Kritisch über die Angriffe auf Shari berichteten spanische Medien wie El Pais und El Taquigrafo, deutsche Medien wie die Berliner Zeitung, Telepolis, Junge Welt und die tschechische Zeitung Halo Novyny.

Was wird Schari vom ukrainischen Geheimdienst eigentlich vorgeworfen?

Es geht im Wesentlichen um drei Vorwürfe. Angeblich hat Schari mit seinen Berichten, die Verteidigungsmoral der ukrainischen Armee untergraben. Man wirft ihm Anstachelung von Nationalitätenkonflikten vor, weil der Blogger in seinen Videos Menschen zu Wort kommen lässt, die mit dem neuen ukrainischen Sprachengesetz nicht einverstanden sind, nach dem Russisch aus dem öffentlichen Leben verbannt wird. Drittens wird Schari vorgeworfen, dass er angeblich „Russlands Informations-Attacken gegen die Ukraine“ unterstützt.

Schari ist russischsprachiger Ukrainer. Schon seine Großeltern schrieben auf Russisch. Und er erinnert sich, dass er in seiner Jugend, also während der Sowjetzeit, das traditionelle ukrainische Wyschywanka-Hemd trug. An eine Unterdrückung der ukrainischen Kultur während der Sowjetzeit kann er sich nicht erinnern. Was aber jetzt in der Ukraine laufe, sei mit Sicherheit eine Unterdrückung der russischen Kultur und Sprache. Nach der Volkszählung von 2001 waren 17 Prozent der Bürger der Ukraine russischer Abstammung.

Medien-Kampagnen gegen Schari in der Ukraine

Um Schari in der Öffentlichkeit zu diskreditieren, arbeiten die ukrainischen Medien sehr aktiv. So wurden verschiedene Gerüchte und Behauptungen in Umlauf gebracht, zu denen ich den Blogger für unser Video befragte.

Ob er Selenski im Wahlkampf tatsächlich unterstützt habe, wollte ich von Schari wissen. Ja, er habe während der Wahl 2019 nur den damaligen Präsidenten Poroschenko unter Feuer genommen, antwortete der Blogger. Als Selenski siegte, habe er ihm sogar gratuliert, sei aber dann nach der Wahl schwer enttäuscht worden. Heute sagt Schari, Selenski habe seine Wähler von Anfang an getäuscht. Auch er selbst habe sich täuschen lassen.

Auch fragte ich Schari, ob er noch zu seinen Äußerungen von 2009/2010 stehe, als er sich über Roma und Homosexuelle abwertend äußerte. Der Blogger antwortete, er sei in der Sowjetunion aufgewachsen. Seit er in der Europäischen Union lebe, habe sich seine Einstellung zu Homosexuellen und Roma total verändert. Auch habe er zahlreiche Videos veröffentlicht, in denen er den Terror ukrainischer Rechtsradikaler gegen Roma in Kiew angeprangerte.

Schließlich wollte ich von dem Blogger wissen, ob es stimme, dass er ein wohlhabender Mann sei. Schari sagte auf die Frage, er habe ein Haus und eine Wohnung gekauft. Dass er aber Immobilien in mehreren Ländern besitze, sei eine Lüge.

Es ging los mit dem Brand im Gewerkschaftshaus von Odessa

Schari berichtet, dass er mit dem Video-Bloggen erst 2014 angefangen habe. Eines seiner ersten Videos war zum Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa. Dieses Video erreichte in wenigen Stunden mehrere Hunderttausend Aufrufe.

2014 habe sich gezeigt, dass es für einen kritischen russischsprachigen Blog für Menschen in der Ukraine eine große Nachfrage gibt. Und so habe er begonnen, damit auch Geld zu verdienen. Aber mit diesem Geld unterstütze er auch notleidende Menschen in den Gebieten Lugansk und Donezk und Menschen in der Ukraine, die sich lebenswichtige medizinische Operationen nicht leisten könnten. Außerdem finanziere er ein Video-Bildungsprogramm zur Geschichte der Ukraine, zur Persönlichkeitsentwicklung und anderen Fragen.

Wer mehr zum Fall Schari wissen will, kann sich unser Video angucken, es weiterempfehlen und eine eigene Aufklärungsarbeit starten.

#FreeSchari

Titelbild: Screenshot Neulandrebellen