Filmtipp: „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“. Die Reporterin Maria Janssen organisierte die Hilfsaktion

Die Ukraine-Krise ist längst nicht bewältigt und auch der Krieg der Kiewer Führung gegen die eigene Bevölkerung in der Ostukraine befindet sich höchstens auf eingefrorenem Niveau. In unseren Nachrichten kommt noch etwas über die aktuelle Situation vor. Von 2014 bis jetzt sollen in der Ostukraine 9000 Menschen gestorben sein sowie 21 000 Menschen verletzt worden sein. 2,5 Millionen sind vertrieben worden. Und 550 000 Ukrainer verstecken sich in Russland von Einberufung in die ukrainische Armee (Informationen aus dem Film „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“).

Ein bewegender Film von Mark Bartalmai mit ganz eigener Sicht auf die Situation im Kriegsgebiet

Auch damals als der Krieg in der Ostukraine tobte, erfuhren wir als Medien-Rezipienten nicht alles. Sogar gelogen und manipuliert wurde, was das Zeug hielt.

Filmemacher Mark Bartalmai hat es seinerzeit unternommen als Kriegsreporter einen Film vor Ort in Donezk und Umgebung, wo er zeitweilig lebt, zu drehen. Ein Film, der viele Menschen sehr bewegte: „Ukrainian Agony – Der verschwiegene Krieg“. Lesen Sie dazu meinen Bericht über die Aufführung im Kino Odeon in Köln. Wohl um Irritationen von vornherein vorzubeugen, stellte Bartlamai damals klar: „Es ist mein Film“ (das ist dann auch am Anfang des Films eingeblendet) „und es ist auch meine Sichtweise“. Der Film sei nämlich „auf eine bestimmte Art und Weise gemacht worden … quasi als eine dokumentarische Erzählung“.

Nun endlich ist wieder ein Film auf You Tube online, der sich mit der Situation in der Ostukraine, konkret im Donbass beschäftigt. Er trägt den Titel „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“.

Zum Film heißt es seitens der Produktion:

 

„Als in ihrer Heimatstadt Donezk im Jahre 2014 der Krieg ausbrach, organisierte Maria Janssen von Deutschland aus einen Hilfstransport. Mit einem LKW voller gespendeter Hilfsgüter machte sie sich mit dem Kameramann Michael Wiehl auf in das Kriegsgebiet. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“ Dieser Film versucht die Perspektive der Menschen aus der Region aufzuzeigen und lässt Zeugen des Konflikts zu Wort kommen. Denn das offizielle Narrativ westlicher Medien zum Bürgerkrieg im Donbass wird meist im Deutungsrahmen des Terrors erklärt. „Hilfstransport – Eine Fahrt in den Donbass“ will die Menschen aus der Region zeigen, in ihre Menschlichkeit, in ihrer Fehlbarkeit und versuchen dazu beizutragen eine Brücke zu unseren europäischen Nachbarn zu bauen. Dorthin, wo es noch keine gibt. Dieser Film soll vermitteln, Anreiz zum gegenseitigen Austausch geben und nicht so sehr die Gegensätze hervorheben.“

Maria Janssen, die Initiatorin des Hilfstransports und betreffs des Dokumentarfilms für Recherche zuständig, arbeitet als Reporterin und Moderatorin für RT Deutsch. Sie wurde in der Ukraine geboren und wuchs in der Region Donbass auf.

Was Maria Janssen Ken Jebsen zum Hilfstransport, ihrem Anliegen und zum Film sagte, sehen Sie im Interview auf KenFM.

Im Film kommen unterschiedliche Menschen im Donbass zu Wort. Einfach Leute. Junge und Alte. Auch der umstrittene Igor Wsewolodowitsch Girkin aka Oberst Igor Strelkow stellt seine Sicht auf Ukraine-Krise dar. Ein Parlamentsabgeordneter der DVR (nicht anerkannte Volksrepublik Donezk) spricht über die Befindlichkeiten der russischen Minderheit im Donbass, denen – wie er sagt – die 23 Jahre unabhängige Ukraine nichts gutes gebracht habe. Zur jetzigen Lage: „Wir sind Pufferzone zwischen dem Westen und Russland geworden.“ Interessant auch, was der Abgeordnete über den Putsch in Kiew, dessen Finanzierung aus den USA und die Hintergründe für Kriege wie den der Ukraine zu sagen hat. Die Ukraine meint er, sei ohnehin nur als zusätzlichen Absatzmarkt für den Westen gedacht gewesen. Freiwillige, die in den Milizen der international nicht anerkannten Volksrepubliken dienen, sprechen über ihre Motivation dies zu tun. Zwei Musikstudentinnen beklagen die Spaltung zwischen Ost- und Westukraine. Die sie u.a. auf die schlimme Propaganda des Fernsehens in der Westukraine zurückführen. Der Riss gehe durch ganze Familien. Ein Besuch des Filmteams einem Krankenhaus der Donezker Volksrepublik Krankenhaus und das Gespräch mit Kriegsverletzten und einem Arzt zeigt auf, welche schlimme physische und psychische der Krieg bei den beteiligten Menschen hinterlässt. Man sieht den zerstörten Flughafen von Donezk – einst der modernste in Europa. Menschen freuen sich, dass durch den Hilfstransport Spenden aus Deutschland. Es zeige ihnen, dass sie von den Menschen anderswo nicht vergessen sein, dass andere Menschen an sie denken. Traurig stimmend auch die Aufnahme von einem Lüster, der noch an einem Balken – eine Decke gibt es nicht mehr – eines zusammengeschossenen Hauses baumelt und dessen Prismen an ihm in Wind klimpern …

Auch dieser Film geht zu Herzen. Und er regt zum Nachdenken an. Schauen Sie ihn an, liebe LeserInnen.

Die Produktion

Regie/Kamera: Michael Wiehl

Initiatorin und Recherche: Maria Janssen

Fahrer: Jan Gulbinat

Produktion: NuoViso-Filmproduktion

IALANA-Medientagung in Kassel – Andreas Zumach an die Journalisten: Mehr Mut wagen. Gabriele Krone-Schmalz: Sprachanalyse „von eminent wichtiger Bedeutung“

Moderator Dr. Peter Becker (ALANA). Fotos: C. Stille.

Zum Abschluss der sehr interessanten und zweifelsohne wichtigen IALANA-Medientagung (zum Bericht) am vorletzten Wochenende in Kassel fragte Moderator Dr. Peter Becker (IALANA): „Was tun?“ und gleich darauf, ob das Publikum denn wisse, von wem diese Frage stamme. „Von Lenin“, tönte es gleich mehrfach aus dem Munde kundiger aus dem Saal zum Podium hinauf. „Das Interessante ist“, merkte Becker an, „dass das erste Kapitel in diesem Buch lautet ‚Freiheit der Kritik’“ (dazu hier mehr), das Thema also, welches Daniela Dahn gleich zu Anfang der Tagung in ihrer Keynote unter dem Titel „Die Freiheit der Presse umfasst auch die Freiheit zur Kritik an der Presse“ beackert hatte.

Dr. Peter Becker bedankte sich nach „dieser tollen Konferenz“ für die vielen Spenden welche die Medientagung erst möglich gemacht hätten. Sowie bei der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen und Waldeck, die die Räumlichkeiten (CROSS jugendkulturkirche kassel) zur Verfügung gestellt hatte.

IALANA will „Arbeitskreis Programmbeschwerden“ einrichten

Becker rief die Tagungsteilnehmer auf – angeregt durch die Ausführungen von Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer (früher beim NDR); dazu ein Beitrag von KenFM) auf dem Kongress durch deren Thema: „Was nützen Programmbeschwerden, Durchsetzung von Gegendarstellungen, gerichtliche einstweilige Anordnungen etc.?“ – beim den angedachten IALANA-„Arbeitskreis Programmbeschwerden“ mitzuarbeiten (Mailadresse: info@ialana. de). Hier Volker Bräutigams Referat auf der IALANA-Medientagung „Was nützen Programmbeschwerden?“ via RUBIKON.

Andreas Zumach kann sich ein öffentlich-rechtliche Finanzierung von Zeitungen vorstellen

Zuvor hatte schon der Journalist Andreas Zumach den KollegInnen seiner Zunft, betreffs ihrer Beiträge, ans Herz gelegt sich vor Veröffentlichungen mehr Zeit zu lassen, mehr journalistische Sorgfaltspflicht an Tag zu legen sowie eine Mehr an Mut zu wagen. Ebenfalls sei für ihn klar, dass als eine

Podiumsdiskussion: Gabriele Krone-Schmalz, Andreas Zumach, Manfred Deiseroth (Moderation), Ekkehard Sieker und Albrecht Müller (NachDenkSeiten).

der Rahmenbedingungen der Presseorgane ökonomische verändert werden muss. Zumach kann sich eine öffentlich-rechtliche Finanzierung auch von Zeitungen vorstellen. Er schränkte jedoch ein: „Selbst wenn das gelänge – stellen wir uns das mal vor – bleiben die anderen verschärfte Rahmenbedingungen durch all die Technologien der letzten zwanzig Jahre, die zu der ungeheuren Beschleunigung geführt hat, die ja eben saubere Recherche nicht mehr zulässt.“

Appell an die Journalisten: Mehr Sorgfaltspflicht. Mut wagen!

Und weiter: „Ohne eine Verständigung unter den Medien – sich zum Beispiel drei Stunden Zeit zu nehmen, bevor man irgendeine Behauptung, irgendeine Information, irgendein Bild von einem Handy aus Aleppo bekommen hat, sich drei Stunden mindestens Zeit zu nehmen, um nachzugucken, nach zu recherchieren, stimmt das? Zweitens: Mehr Sorgfaltspflicht. Tatsachenbehauptungen im Sinne von Hannah Ahrendt zu recherchieren und dann auch daran festzuhalten.“

Zumach kritisierte „eine systematische Kampagne“, welche Kritiker israelischer Regierungspolitik als Antisemiten diffamiert

Als großer Fan „Der Anstalt“ (ZDF) offenbarte Andreas Zumach an einem Punkt von der Antwort Max Uthoffs auf die Frage einer Tagungsteilnehmerin einen Tag vorher auf der Tagung enttäuscht gewesen zu sein. Da hatte nämlich eine Dame gefragt, ob die Anstalt denn mal etwas zu Israel und Palästina „und der Debatte dazu bei uns“ machen würde. Zumach kritisierte eine systematische Kampagne, die in in den letzten drei Jahren zugenommen habe. „Alle die es wagen auch noch so präzise Kritik an israelischer Regierungspolitik zu führen.“ Indem man diese Menschen als Antisemiten zu diffamieren. Andreas Zumach: „Wir haben immer mehr Verbote von kritischen Veranstaltungen. Wir haben den Skandal, dass die jüdische Initiative für ein gerechten Frieden im Nahen Osten – alles deutsche Juden und Jüdinnen – ihr Konto entzogen bekommen hat bei einer Bank in Frankfurt, weil der Mossad-Agent, der Korrespondent der Jerusalem Post, Benjamin Weinthal, dem Bankdirektor in Frankfurt gesagt habe, dass seien ganz gefährliche Leute. Die würden Israel boykottieren. Reiner Bernstein und Judith Bernstein

Juden aus München – Reiner Bernstein kriegt für sein neues Buch keinen Verlag mehr in Deutschland.“

Zumach entschlossen: „Hier müssen wir mit aller Kraft gegenhalten. Und da hoffe ich auf, dass „Die Anstalt“ dazu was macht und sich nicht dahinter versteckt, dass die Informationsbeschaffung so schwer sei.“

Die Medientagung wurde von 350 TeilnehmerInnen verfolgt.

Das sei wichtig, „weil diese Tabuisierung von Kritik an israelischer Politik der Vorbereitung dient für den nächsten großen Krieg.“ Damit meinte er nicht etwa Nordkorea. Sondern den Krieg „gegen Iran – vorgetragen, durchgeführt,wie auch immer inszeniert in einer Kriegsallianz USA, Saudi-Arabien, Israel – die sich immer mehr formiert.“ Andreas Zumach: „Das läuft jetzt. Da müssen wir als Journalisten gegenhalten, als Kabarettisten und wir alle in unserer jeweiligen Öffentlichkeit und Umgebung.“

Gabriele Krone-Schmalz: Propaganda zu erkennen ist ziemlich kompliziert, aber möglich. Sprachanalyse ist „von eminent wichtiger Bedeutung“

Dann ging eine Frage an Gabriele Krone-Schmalz: Was könne man tun als Leser, Rezipient von Medien, um Propaganda zu erkennen? Was muss man, was kann man tun? Krone-Schmalz: „Das ist ziemlich kompliziert und gar nicht so einfach.“ Ein paar Hilfsmittel gab sie den Tagungsteilnehmern an die Hand, „die helfen können, „aber nicht notgedrungen helfen müssen“.

Man könne eine Skepsis entwickeln, „wenn einen die Dinge zu einfach vorkommen, wenn sie zu holzschnittartig sind“, oder wenn „nur moralisch argumentiert wird – dann stimmt irgendetwas nicht“. Um „etwas politisch einzusortieren, „brauche ich eine politische Analyse und nicht eine

Gabriele Krone-Schmalz während ihres Referats. Fotos: C. Stille

moralische Bewertung“.

Obacht sei auch geboten: „Wenn ich eine Information bekomme, die mich vielleicht irritiert oder sie muss mich gar nicht unbedingt irritieren, dass ich mich frage, warum kommt die jetzt gerade, wer hat Interesse daran, wem nützt das?“ Auch sei Sprachanalyse „von eminent wichtiger Bedeutung“, merkte Gabriele Krone-Schmalz an. Weshalb sie das jungen Leuten, die Journalisten werden möchten klarmache, was man mit Sprache und mit Worten auslösen und anrichten könne. Als Beispiel nannte sie die Begriffe EU und Europa, die oft synonym gebraucht würden, aber nicht das Gleiche bedeuten.

Aufmerken müsse man auch, wenn der Begriff „Krieg“ vermieden und stattdessen von Konflikt gesprochen wird oder von Krise, obwohl es sich definitiv um einen Krieg handele.