Anlässlich des 25.Jahrestages der Ermordung des nigerianischen Schriftstellers, Umweltaktivisten, Trägers des Alternativen Nobelpreises und bekennenden Shell-Kritikers, Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter, veranstaltet der Verein PAY DAY AFRICA INTERNATIONAL in Kooperation mit folgenden Organisationen:
•Seebrücke Köln •BIPoC Referat der Uni Köln •Fridays For Future Köln •Die Linke •Die linke SDS – Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband •Gesellschaft bedrohter Völker •Bündnis 14 Afrika •Die Urbane. Eine Hip Hop Partei
nun, eine Gedenkveranstaltung vor der Geschäftsstelle Shell an der Venloer Straße.
Die Vorbereitung der morgigen Mahnwache (16 Uhr) vor der Kölner Shell-Tankstelle auf der Venloer-Strasse (166) ist in vollem Gange
.
Wir sind bereit!
In Vorbereitung auf die Mahnwache, findet bereits am 08.11.2020 um 19 Uhr, ein Online-Vortrag von Peter Donatus in der explizit über die Thematik informiert wird.
Mit diesem Link gelangen Sie zu unserer Online-Veranstaltung.
HINTERGRUND
Am 10. November 1995 ließ das nigerianische Militär, unter der Führung des inzwischen verstorbenen blutrünstigen Diktators General Sani Abacha, den Schriftsteller, Umweltaktivisten und alternativen Nobelpreisträger Kenule Beeson Saro-Wiwa, sowie acht seiner Ogoni-Mitstreiter erhängen. Bei den acht ermordeten Ogoni-Mitstreitern handelt es sich um:
Barinem Kiobel, Saturday Dobee, Paul Levura, Nordu Eawo, Felix Nuate, Daniel Gbokoo, John Kpuinen und Buribor Bera.
Trotz massiver Appelle, weltweiter Proteste und Sanktionsandrohungen der internationalen Staatengemeinschaft, konnte man das Regime nicht daran hindern, die Aktivisten hinzurichten. Eine Machtdemonstration ohne Nebenwirkung.
Unter der Führung von Saro-Wiwa kämpfte das Ogoni-Volk im Niger-Delta (Nigeria) Anfang der 90er Jahre friedlich und gewaltfrei gegen den Shell-Konzern und die massiven Umweltverschmutzungen dort. Er gründete die Organisation „Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes (MOSOP)“ und schaffte es mit Erfolg, das Anliegen seines Volkes auf die internationale Bühne zu bringen. Die friedlichen Proteste der Ogonis richteten sich vor allem gegen den Ölmulti Shell, der die seit 1958 andauernde Zerstörung der Umwelt und der Lebensgrundlagen im ganzen Niger-Delta hauptsächlich zu verantworten hat. Bei diesen Protesten ging es auch um den friedlichen Kampf gegen politische und soziale Marginalisierung und um die Teilhabe am Reichtum des eigenen Volkes.
Um die aufflammenden Proteste zu unterdrücken, bat Shell das Militärregime um den Einsatz des gefürchteten Sondereinsatzkommandos, das sog. „Kill and Go – Kommando“. Dieses richtete schreckliche Massaker im Ogoniland an, auch mit Hilfe deutscher Waffen, die Shell an nigerianische Sicherheitskräfte lieferte. Es entstanden Horrorszenarien im Ogoniland. Bei den o. g. Auseinandersetzungen wurden vier hohe Ogoni-Volksvertreter (Chiefs) ermordet, die sich mit Shell verbündet hatten und sich somit gegen ihr eigenes Volk stellten.
Das Militärregime nutzte die Gunst der Stunde und machte Saro-Wiwa und seine Mitstreiter für diese Morde verantwortlich und ließ diese im Mai 1994 inhaftieren. Nach einer monatelangen Incommunicado-Haft ohne Anklageerhebung, verurteilte ein Militärgericht die Aktivisten am 31. Oktober 1995 in einem inszenierten Schauprozess, wegen angeblicher Anstiftung zum Mord, zum Tode. Die Internationale Staatengemeinschaft bescheinigte den Prozess als unfair und als politisch motiviert, da u. a. Beweise manipuliert, Zeugen bestochen und rechtsstaatliche Prinzipien von Grund auf missachtet wurden.
Am frühen Morgen des 10. November 1995 wurden Saro-Wiwa (54) und die acht anderen Verurteilten, trotz internationaler Proteste und Sanktionsandrohungen, gehängt. Die Hinrichtung von Saro-Wiwa konnte erst nach dem fünften Versuch erfolgreich durchgeführt werden. Medienberichten zufolge hatte er die Henker immer wieder unterbrochen gefragt:
„Warum behandeln Sie mich so. Was ist das für ein Staat.“
Die letzten Worte bevor er starb, waren:
„Mein Herr, nimm meine Seele zu Dir, aber der Kampf geht weiter.“
Die Hinrichtungen lösten weltweite Proteste und eine Welle der Empörung aus. Die internationale Staatengemeinschaft verhängte daraufhin zwar einige kosmetische Sanktionen gegen Nigeria, wie die Suspendierung aus dem Commonwealth, das eingeschränkte Waffenembargo und Einreiseverbot für Angehörigen des Regimes, jedoch wurden diese Sanktionen nicht ernsthaft verfolgt. Die Förderung der nigerianischen demokratischen Opposition nach dem Ölembargo konnte nicht durchgesetzt werden, wegen der Blockade der USA und einiger europäischer Staaten, darunter auch Deutschland – offensichtlich aus eigenen Wirtschaftsinteressen. So konnte das nigerianische Militär, samt Gefolgsleuten, seine mörderischen Repressalien noch vier weitere Jahre ungehindert fortsetzen. Bis heute wurde keiner der Akteure des damaligen Henkerregimes für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Rechenschaft gezogen.
Der Ölmulti Shell trägt eindeutig eine große Mitschuld an der Hinrichtung der Aktivisten, u. a. weil er sich weigerte, seinen sonst so großen Einfluss in Nigeria zu nutzen, um somit das Leben der zum Tode Verurteilten zu retten.
Hierzulande setzen die nigerianische Opposition und diverse Umwelt- und Menschenrechts-verbände bzw. Initiativen den Ölmulti Shell durch Boykottaufrufe unter massiven Druck. Doch der Konzern weiß sich zu helfen und versuchte stets die deutsche Öffentlichkeit mittels massivem Asbach-Journalismus medial zu manipulieren und zu verunsichern und die Kritiker durch systematischen Rufmord und durch rechtliche Schritte zum Verstummen zu bringen.
Der Konzern musste seine Fehler unfreiwillig einräumen. Zum Beispiel: Um einer Verurteilung durch ein US Gericht wegen Menschenrechtsverletzung und somit eine riesige Blamage zu entgehen, einigte sich der Konzern mit den Angehörigen der Hingerichteten außergerichtlich auf eine Entschädigungszahlung in Höhe von 15 Millionen US Dollar. Für die Angehörigen der Hingerichteten, Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten und Shell-Kritiker ein unverkennbares Zeichen der Schuld.
In einer bahnbrechenden Entscheidung verurteilte ein niederländisches Gericht den Ölmulti Shell am 30.01.2013 zu Entschädigungszahlungen in einem Fall, da Shell seine Pipelines nicht ausreichend gegen Sabotageakte schützt, so das Gericht. Dies war das erste Mal, dass Shell für seine Machenschaften in Nigeria gerichtlich zur Verantwortung gezogen wurde.
Wie sieht die Lage im Ogoniland und im gesamten Niger-Delta aus, 25 Jahren nach der Hinrichtung der Umweltaktivisten?
Wenngleich das Land momentan von einer demokratisch gewählten Regierung regiert wird, hat sich die Lage nicht verbessert. Die Verseuchung des Niger-Deltas ist katastrophaler als je zuvor. Die Ölförderung im hinterlässt weiterhin dort verseuchten Ackerland, Flüsse und Meer. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen braucht man mehrere Jahrzehnte, um die bereits entstandenen Umweltschäden zu beseitigen. Doch jährlich verseuchen rund 13 Millionen Barrel Erdöl das Delta vom Niger weiterhin, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Mit rund 208 Mio. Einwohnern ist Nigeria das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Nigeria ist auch der größte Erdölförderer Afrikas und der achtgrößte Erdölexporteur der Welt. Mehr als 80 % der Staatseinnahmen stammen aus Erdöl und Erdgas. Trotz seines Reichtums leben fast zwei Drittel der Bevölkerung in absoluter Armut, während wenige korrupte Eliten, also Staatsräuber, die Staatskassen plündern, nach dem
Motto: „Wer am Zoll sitzt, ohne reich zu werden, ist ein Dummkopf.“
Umweltexperten schätzen die Zahl der Ölunfälle der letzten 1958 auf mehrere Zehntausende, mit mehreren Milliarden Litern ausgelaufenes Rohöl – das einstige Naturparadies Nigerias wurde in eine Hölle auf Erden verwandelt. Das Grundwasser ist so massiv verseucht, dass die konventionelle Wasserversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Im Jahr 2011 stellte die WHO eine extrem hohe Konzentration von C02 und Benzol im Grundwasser fest, mehr als 900 Mal höher als die international erlaubten Grenzwerte, und 1.000 Mal mehr als die vom Staat selbst festgelegten Grenzwerte. Mehrere Millionen Tonnen CO2 werden jährlich durch das offene Abfackeln von Gas in die Atmosphäre freigesetzt, während die globale Erderwärmung den Menschen weltweit existentielle Sorgen bereitet. Luftverschmutzung ist nicht nur lästig, sie ist auch gesundheitlich höchst gefährlich, wie ein Bericht der WHO darlegt. Demnach ist die Luftverschmutzung eine der Hauptursachen für Krebserkrankungen bzw. Krebstodesfälle weltweit.
WIR KLAGEN AN! Wir fordern ein sofortiges Ende der ausbeuterischen Aktivitäten von Shell, den sofortigen Beginn von Wiederherstellungsarbeiten und dass der von Shell begangene Ökozid klar und deutlich als Straftat deklariert und entsprechend verfolgt wird!
Payday Africa International möchte über die Geschehnisse auf dem afrikanischen Kontinent aufklären und das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit für panafrikanische Ausbeutung schärfen.
Anlässlich des 25. Jahrestags der Hinrichtung des nigerianischen Umweltaktivisten Ken Saro-Wiwa und acht seiner Mitstreiter
Online Vortrag: Datum: 08.10.2020
Uhrzeit: 19 Uhr
Unter folgendem Link:
http://www.rebrand.ly/kensarowiwavortrag
Anbei ein älterer Beitrag von mir zur Thematik mit einem Interview mit Umweltaktivist und Journalist Peter Donatus plus Vortrag „Ökozid im Nigerdelta“ via WeltnetzTV