Ein Wiedersehen nach 30 Jahren

Die Dortmunder Künstlerin Bettina Brökelschen war mit Luigi Colani vor 30 Jahren in der WDR Sendung „Zimmer frei! – Prominente suchen ein Zuhause“ mit den Moderatoren  Götz Alsmann und Christine Westermann zu Gast.

Dort traf Frau Brökelschen Götz Alsmann zum ersten Mal.


Foto: von Benjamin Brökelschen zeigt
Götz Alsmann mit Bettina Brökelschen

Nun kam es zu einem Wiedersehen im Theater Dortmund mit dem Moderator und Showstar Götz Alsmann anlässlich der festlichen Opern- und Operettengala mit dem Titel „Sechs Sträuße“ mit Musik von Johann Strauss, Richard Strauss und Oscar Straus,

Der Intendant der Oper Dortmund, Heribert Germeshausen, vermittelte das wiedersehen.

Ratsmitglied Friedrich Fuß begleitete das Treffen.

Beitragsbild: von Heribert Germeshausen / Es zeigt von links nach rechts: Heribert Germeshausen, Bettina Brökelschen, 
Götz Alsmann und Friedrch Fuß  

Ausstellung in Dortmund ab 17.Januar: „Portraits starker Frauen aus Dortmund“

Es gilt eine interessante Exposition anzukündigen, die in Kürze im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund beginnen wird. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen „Portraits starker Frauen aus Dortmund“.

Sie geht auf eine Idee von Jutta Geißler-Hehlke zurück, die leider inzwischen nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist.

Aquarelle zu den betreffenden Frauen hat die Künstlerin Bettina Brökelschen geschaffen.

Eröffnung: Jörg Stüdemann 
Kulturdezernent der Stadt Dortmund

Kulturdezernent Jörg Stüdemann zur Ausstellung.

Einführende Worte Sabine Poschmann,
Bundestagsabgeordnete

Altbürgermeisterin
Marianne Wendzinski 
Von 1989 bis 2014 erste weibliche  Bürgermeisterin der Stadt Dortmund

Andrea Lipphardt
2. Vorsitzende des Fördervereins 
der Dortmunder Mitternachtsmission e.V.

Portraitierte Frauen:

Sabine Poschmann, Elisabeth Brand, Lioba Albus, Monika Greve, Ghazal Geshnizjani, Svenja Römelt,

Heike Proske, Gabriella Wollenhaupt, Jutta Geißler-Hehlke, Marianne Grosspietsch, Monika Rößler,

Tirzah Haase, Daniela Fischer, Marianne Wendzinski.

Ort: Museum für Kunst und Kulturgeschichte

Hansastraße 3, 44137 Dortmund

Eröffnung: Freitag, 17. Januar 2025 um 17:00 Uhr

Ausstellungsdauer: 17.-19.01.2025 

Aus dem zur Ausstellung erscheinendem Buch:

„Plötzlich Staatsfeind“, ein Film von Imad Karim, der gesehen werden sollte

Meine sehr geehrten Leserinnen und Leser, am 22.12.2024 erschien der neue Spielfilm des Filmemachers und Regisseurs Imad Karim. Sein Film „Plötzlich Staatsfeind“ sollte ein Science Fiction Film sein, doch in vielen Punkten ist der Film, an dem Imad Karim die letzten drei Jahre gearbeitet hat, mittlerweile Realität geworden. Das Videoteam von Politik Spezial hat die Premierenfeier in Mannheim besucht und Helmut Reinhardt hat mit Gästen, den Schauspielern und natürlich auch mit Imad Karim gesprochen.

Wenn Sie den Film ansehen, wird manchem der Atem stocken. Wohin hat sich unsere Gesellschaft in den letzten vier Jahren entwickelt – wo stehen wir mittlerweile? Was kommt noch? Was können wir tun, um uns solchen fragwürdigen Entwicklungen entgegenzustellen? 

Machen Sie sich Gedanken darüber. Sprechen Sie mit Freunden und Bekannten. Empfehlen Sie den Film weiter.

Die Handlung ist hervorragend umgesetzt und vom Ensemble gespielt, besonders  der Hauptdarsteller Thomas Kautenburger fesselt in seinem Spiel! Der Dank gilt dem gesamten Filmensemble sowie der Technik. Und natürlich Imad Karim für den Mut diesen wichtigen Film in Angriff zu nehmen.

Bezeichnend und bedauerlich – ja feige – ist, dass keine der Rundfunkanstalten, denen Imad Karim den Film angeboten hat, den Film hat senden wollen.

Nun ist der Film frei auf You Tube zu sehen. Wer in der Lage ist etwas Geld zu spenden, findet unter dem Film die Möglichkeit wie man das tun kann. Schließlich sind Imad Karim ziemliche Kosten entstanden. Wichtig ist aber freilich in erster Linie, dass der Film gesehen und darüber diskutiert wird.

Hier geht es zum Film:

„Plötzlich Staatsfeind“ ist der filmische Versuch einer frontalen Auseinandersetzung.

Reportage von der Premierenfeier:

 

Dortmund: Trauer-Woche für Hasan Şahin

Von 16. bis 22. Dezember 2024 laden wir euch ein, Hasan’s Leben zu feiern und Abschied zu nehmen.

Der Gründer des linken Dortmunder Literaturzentrums „Taranta Babu“  ist am vergangenen Wochenende im Alter von 78 Jahren gestorben. 

Hasan Şahin hat inzwischen den Ort seiner Sehnsucht Büyükada/Prinzessinsel, nahe İstanbul, erreicht.

Foto: Taranta Babu

Die ganze Stadt Dortmund trauert um ihn.

Die Trauerfeier findet am 18.12.2024 um 18:30
@schauspieldortmund statt.

Hasan hat in den letzten 45 Jahren so viele Leben berührt und inspiriert. Diese Woche gibt jedem, der Hasan kannte oder von ihm inspiriert wurde, die Möglichkeit, sich in Ruhe zu verabschieden.

Diese Veranstaltung ist eine Alternative für all jene, die vielleicht nicht an der Trauerfeier im Schauspielhaus Dortmund teilnehmen können. Wir möchten einen Raum schaffen, in dem jeder seine Trauer verarbeiten und Hasan’s Vermächtnis auf persönliche und bedeutsame Weise ehren kann – in Taranta Babu, wo sein Geist und seine Wärme weiterleben.

📍 Ort: Taranta Babu, Dortmund

📅 Zeitraum: 16.–22. Dezember 2024

⏰ Öffnungszeiten: 12:00 -00 22:

Hasan hat uns alle durch seine Wärme, Leidenschaft und Ideen inspiriert. Diese Woche gibt jedem, der sich mit ihm verbunden fühlt, die Möglichkeit, Erinnerungen zu teilen und in seinem Sinne zusammenzukommen.

Ihr seid eingeladen, Erinnerungen, Fotos, Gedichte, Musik oder andere Beiträge mitzubringen, die Hasan’s Leben widerspiegeln. Gemeinsam möchten wir seinen Geist und die Wärme, die er uns allen gegeben hat, lebendig halten.

Für Fragen oder weitere Informationen schreibt uns gerne hier per Instagram-Message oder eine E-Mail.

Lasst uns zusammenkommen, um Hasan zu feiern und zu ehren.

Quelle: Euer Taranta Babu Team

Edition Kunst #4 und #5 aus dem pad-Verlag mit Bildmontagen von Rudolph Bauer

Mit Bildmontagen von Rudolph Bauer hatte der kleine, aber feine pad-Verlag die Reihe „Edition Kunst“ gestartet. (1)

Rudolph Bauer möchte sich nicht im Geringsten mit John Heartfield (2) oder George Grosz (3) vergleichen, hofft aber dennoch mit seinen Bildmontagen einen winzigen Beitrag zu leisten, der in deren damaliger Intention zeigt, dass Widerstand gegen fragwürdige gesellschaftliche und politische Erscheinungen und Auswüchse existiert.

Nach Edition #1, #2 und #3 sind nun die Broschüren #4 und #5 erschienen.

Peter Rath-Sangkhakorn, Inhaber des pad-Verlags, schreibt dazu: Die Klappentexte der Broschüren lesen sich wie ein Kompendium kritischer Friedensforschung.Ich gebe diese Texte meinen Leserinnen und Lesern gern zur Kenntnis:

Rudolph Bauer: Todessüchtig – Schlafwandler, Flintenweiber und andere Zivilversager – Bildmontagen; Edition #4

Auf den Hygiene-Krieg im Inneren folgt die militärische Auseinandersetzung um die geopolitische Zugehörigkeit der Ukraine. Kriege werden gemacht und sind zunächst ein politischer, wirtschaftlicher, psychologischer und sozialer Konflikt, bevor sie militärisch werden: Sie sind Ausdruck gesellschaftlichen Scheiterns oder politischen Unvermögens,Krisen zivil zu meistern, und Folge ökonomischer Interessengegensätze. Seit der moderne Krieg ein totaler Prozess ist, der nicht mehr zwischen einer zivilen und militärischen Front unterscheidet, bedeutet Krieg heute Massenmord an der Zivilbevölkerung.

So sucht man im heute bestimmenden Militärkonflikt zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation nicht nach den strukturellen Ursachen, die gleichzeitig als Schlüssel zum Frieden dienen könnten.Statt auf Vernunft und zivile Stärke wird auf Kriegshysterie, militärische Scheinstärke und Sanktionen gesetzt, der globale und historische Kontext bleibt unerwähnt. Die Kritik am militärischen Vorgehen Russlands wandelt sich zur stillen Einwilligung in den exklusiven globalen Machtanspruch des US-geführten Westens. Der Weg zum Frieden, der sowohl die russischen Sicherheitsinteressen als auch die politisch-kulturelle Diversität und damit das Recht auf Selbstbestimmung der Bevölkerung in der Ukraine respektiert, wird nicht gegangen. Das im Minsker Frieden angestrebte Ziel einer demokratischen und föderalen Ukraine wird nicht nur von ukrainischen Nationalisten und Neofaschisten, sondern auch von der US-geführten NATO hintertrieben. Hinzu kommen die Interessen der Rüstungsindustrie an einem fortdauernden Abnutzungskrieg und ihrer willfährigen Helfer in Politik und Medien.

Die vorliegenden Bildmontagen sind Momentaufnahmen des Elends unserer politischen Zivilversager, die in ihrer geschichtsvergessenen und todessüchtigen intellektuellen Dürftigkeit nur zum Schlafwandeln in eine selbstmörderische Politik fähig sind, die davon träumt, ,,Russland zu ruinieren“ (Außenministerin Baerbock).Zur ,,Bildmontage als dialektischer Prozess“ schreibt Rudolph Bauer:

„Bildmontagen intervenieren bzp. korrigieren und verändern das Bestehende, Faktische – teils kritisch, teils parodistisch, satirisch und karikaturenhaft, teils auf heiter-spielerische Art, in ironischer Verkehrung. Sie ziehen in Zweifel und fordern dazu heraus, das, was existiert, nicht unwidersprochen hinzunehmen. Sie provozieren und nehmen Stellung. Bildmontagen bringen die Wirklichkeit in Bewegung. Sie zeigen sie als form- und gestaltbar, veränderbar. Sie lassen uns hoffen: Das Gewohnte, Regelhafte und Gewöhnliche wird dialektisch infrage gestellt und erschüttert,anders eingeordnet, in einen nicht erwarteten überraschenden Zusammenhang gebracht. Auf diese Weise erweitern Bildmontagen das Feld menschlicher Wahrnehmung und Erkenntnis. Es entstehen andere Bezüge, andere Wertungen, ein anderer Kosmos.“

pad-Verlag, Bergkamen 2023, Edition Kunst #4, 80 Seiten, 9 Euro, bestellen bei pad-verlag@gmx.net
ISBN 978-3-88515-360-3
9.00 Euro.

Olivgrün und scholzvergesslich. Der unaufhaltsame Abstieg der Waffenbrüder; Edition #5

Die Grünen waren unter dem Zeichen der Sonnenblume und mit dem Slogan ,,ökologisch-sozial-gewaltfrei“ angetreten. Schon wenige Jahre nach ihrer Gründung warnte eine ihrer Mitgründerinnen: ,,Die Sonnenblume ist verwelkt, verdorrt und so vergiftet, dass sie nur noch als Sondermüll entsorgt werden kann.“


„Die Sozialdemokraten verkündeten nach 1945:,,Nie wieder Krieg!“ Bei der Westintegration lautete ihre Parole: „Ohne uns!“ Heute, so fasste der Kabarettist Dieter Hildebrandt zusammen, ist ihre Devise: ,,Nie wieder Krieg ohne uns!“


Als gewerbsmäßige Parlamentarier haben Grüne und Sozialdemokraten schon vor Jahren das Ende ihrer arbeiternah-sozialen bzw. ökologischen und ihrer pazifistischen Restlaufzeit erreicht. Sie haben maßgeblich zur parlamentarischen Entsorgung der ohnehin schwach entwickelten Demokratie- und Friedensbewegung beigetragen. Im NATO-Verbund und an der Seite der USA haben sie den Krieg wieder als Mittel der Politik salonfähig gemacht.


Die SPD erweist sich als geschichtsvergessen – und wie ihr Cum-Ex-Vorsitzender Scholz als vergesslich. Die Grünen pflegen und fördern als Vertreter einer angeblich feministischen Außenpolitik den forcierten Rüstungsexport in Länder mit autokratischen Regimen. Die moralisierenden CO2-Fanatiker und Klima-Hysteriker arbeiten im Ampel-Verbund mit SPD und FDP an einer industrieschädlichen Politik gravierender Wohlstandsverluste zu Lasten der großen Mehrheit der Bevölkerung.


Sie nennen es Friedenspolitik, wenn sie den Krieg und die Waffengeschäfte anfeuern. Zur Freude der internationalen Rüstungsindustrie markieren sie militärische Scheinstärke, statt zivile Stärke zu zeigen.Schon zuvor, als Treiber einer antidemokratischen und evidenzfreien Corona-Politik, erwiesen sie sich als willige Vollstrecker der Profitgier des digital-pharmazeutischen Komplexes.


Sahra Wagenknecht bezeichnet die Grünen zu Recht als ,die gefährlichste Partei im Deutschen Bundestag“. An der Seite der SPD träumen sie NATO-deutsch davon, dass es wie im Ersten und Zweiten Weltkrieg darauf ankomme, ,,Russland zu ruinieren“.

Der Bildmontage-Band von Rudolph Bauer zeigt den unaufhaltsamen Abstieg der Grünen und der SPD zu schändlichen Waffenbrüdern – gegen die Interessen der breiten Bevölkerung und künftiger Generationen. Die Bilder und ausgewählten Text-Zitate sind ein deutlicher und entschiedener Protest dagegen.

pad-Verlag, Bergkamen 2023, Edition Kunst #5, 80 Seiten, 9 Euro, bestellen bei pad-verlag@gmx.net

ISBN 978-3-88515-362-7
9.00 Euro

Zeit der Monster

Die derzeit freudlos empfundene Zeit löst bei Rudolph Bauer verständlicherweise tiefe Trauer und Verzweiflung aus: „Wir werden von Monstern beherrscht, und die Beherrschten gleichen sich ihnen an … und merken es kaum; sie halten Unmenschlichkeit für menschlich, und die Grausamkeiten sind ihnen Anlass zu merken, dass sie noch am Leben sind. Recht zu haben (im Unrecht), belebt ihren Kreislauf. Die Entfremdung ist total, die Entfremder sind totalitär.“

Für sein Engagement erfährt der Künstler Rudolph Bauer Anfeindungen. Die Neue Rheinische Zeitung dazu: „Kunst ist nicht nur schön und macht Arbeit, sie kann auch teuer zu stehen kommen“ (4): Lesen Sie gern auch den Beitrag „Pressemitteilung der Neuen Gesellschaft für Psychologie zur Hausdurchsuchung bei Prof. Bauer“ (5)

Was droht uns – Untergang (Barbarei)? Oder ersteht der Neue Mensch /die Neue Menschheit? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt …

Ausblick: „Zeitenwende rückwärts. Die Rückkehr der Ewiggestrigen“ (=Edition Kunst #6), 78 Seiten, – folgt. (6)

Links:

(1)

(2)

(3)

(4)

(5)

(6)

Beitragsbild: Rudolph Bauer via WeltnetzTV

Zu Rudolph Bauer

Rudolph Bauer ist Politikwissenschaftler, Schriftsteller und Künstler. Einer der wenigen, die sich in Bild und Schrift auch künstlerischer Ausdrucksmittel bedienen, um ihr fachliches Wissen mit politisch-kritischem und gesellschaftlichem Engagement zu verbinden. Er war Professor für Wohlfahrtspolitik und Soziale Dienstleistungen an der Universität Bremen. Geboren 1939 in Amberg/Oberpfalz, studierte er nach dem Abitur u. a. die Fächer Politologie, Soziologie und Philosophie an den Universitäten in München, Erlangen, Frankfurt am Main und Konstanz. Berufliche Erfahrungen sammelte er u. a. als freier Mitarbeiter und Journalist bei Tageszeitungen und Zeitschriften, bei „konkret“ und der Frankfurter Studentenzeitung „Diskus“; als freiberuflicher Sozialforscher in Offenbach/Main; als Forschungsassistent und Vertretungsprofessor an der Universität Gießen; als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe für das Chinesisch-Deutsche Lexikon am Fremdspracheninstitut Nr. 1 der Universität in Beijing in der VR China; als Fellow in Philanthropy am Institute for Policy Studies der Johns Hopkins University in Baltimore/Mass. in den USA.

Ein deutsch-russisches Konzert für den Frieden – in Izmir, Türkei!

Von: Leo Ensel  AllgemeinPolitikRezensionen

Es gibt sie noch, die letzten ihrer Art: Deutsch-russische Initiativen, die sich in der aktuellen Situation den neuen Feindbildern nicht nur verweigern, sondern genau antizyklisch handeln. Die Jugendinitiative „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ wird im Spätherbst im türkischen Izmir ein neues Projekt verwirklichen.

Manche Menschen können es einfach nicht lassen! Erst recht nicht zu Zeiten, in denen ihnen der Wind mit voller Wucht ins Gesicht bläst, weil nahezu überall vehement das genaue Gegenteil gefordert wird…

Make love, not war!

Gemeint ist etwas, das man früher ein wenig old fashioned angestaubt als „Engagement für Frieden und Völkerverständigung“ bezeichnet hätte. Man kann das Ganze aber auch mit einem drastischeren Motto aus ebenfalls lange vergangenen (wilderen) Zeiten auf den Punkt bringen, das heute, in dieser schrecklichen Gegenwart, mit seiner nonchalanten Frechheit wieder äußerst hilfreich sein könnte: „Make love, not war!“

Die Rede ist vom deutsch-russischen Jugendprojekt „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“, zu dem sich das deutsche „Ensemble MIR“ – „Mir“ (Мир) heißt „Frieden“ – aus Südbaden und das „Jugendtheater PREMIER“ aus dem russischen Twer vor sechs Jahren zusammengeschlossen haben. In beiden Ländern sind sie längst keine Unbekannten mehr. Bereits im Herbst 2019 konzertierten sie gemeinsam und live in Russland (Twer, Moskau) und Deutschland (Rheinfelden, Basel, Badenweiler, Freiburg). Russische und deutsche Medien berichteten begeistert. Auch während der Coronazeit ließ man sich von gemeinsamen Projekten nicht abbringen: Drei Musikvideos – u.a. unter dem Titel „Heal the World“ – wurden online über die Grenzen hinweg produziert und auf einem eigenen YouTube-Kanalveröffentlicht. Und vor zwei Jahren, am 11. September 2022, wurde der Initiative in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche der „Göttinger Friedenspreis“ verliehen.

Dass „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“, jetzt erst recht!, gerade zu Kriegszeiten weiter macht, versteht sich von selbst. Und wenn man aufgrund der westlicherseits extrem eingeschränkten Reisemöglichkeiten weder in Russland noch in Deutschland gemeinsame Projekte auf die Beine stellen kann, dann trifft man sich eben in der Türkei. So geschehen vergangenes Jahr, als sich im Herbst zwölf Deutsche und fünfzehn Russen für zehn Tage in Izmir trafen, um dort zusammen eine zarte west-östliche Liebesromanze, den Musikfilm „Romeo und Julia – Frieden ist möglich“, zu realisieren – ein Film, der mit seiner subversiven Kraft der Liebe sowohl in Deutschland als auch in Russland für Aufmerksamkeit sorgte!

Ein deutsch-russisches Friedenskonzert in der Türkei

So auch wieder dieses Jahr – und wieder in Izmir – vom 26. Oktober bis zum 3. November. Diesmal allerdings werden rund 60 musikbegeisterte Teilnehmer erwartet, die auf einem kommunalen Campingplatz direkt am Meer wohnen und in dieser intensive Begegnungen ermöglichenden naturnahen Umgebung als Sänger und Chor ein Konzertprogramm mit eigenen Songs erarbeiten werden. Zu einigen Songs wird es auch Choreographien geben. Eine kleine von SchauspielerInnen gespielte Rahmenhandlung, so ist es geplant, umrahmt das Konzert. Begleitet werden die jungen SängerInnen, TänzerInnen und SchauspielerInnen von einer professionellen Band und einem kleinen Orchester aus Izmir. Mit dabei sind diesmal auch in der Türkei lebende Flüchtlinge aus anderen Ländern.

Die Song-Materialien (Audio-Stimmen und Notentext) werden den Teilnehmern zuvor online bereitgestellt, so dass das Programm zu Hause schon geübt werden kann. Ebenso wird es Tanzvideos zur Vorbereitung geben. Ein Teil des Konzertprogrammes wird aber auch spontan durch eigene Beiträge der Teilnehmer während des Camps entstehen können.

Das Abschlusskonzert wird in einem großen und repräsentativen Konzertsaal in Izmir stattfinden. Unterstützt und getragen wird das Projekt in der Türkei von 13 Rotary Clubs aus Izmir und dem dortigen rotarischen Distrikt. Diese wollen auch dafür sorgen, dass die 1000 Plätze des Konzertsaales ausverkauft sind. Mit dem Einnahmenüberschuss wird das von Rotary International neugegründete Friedenszentrum an der Bahçeşehir University in Istanbul gefördert. Das Konzert wird professionell aufgenommen und gefilmt. Es soll online veröffentlicht werden.

Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit

In einer Zeit, in der die NATO nach Land, Wasser, Luft, Weltraum und dem Internet nun offiziell einen sechsten Kriegsschauplatz, den „Kampf um die Köpfe“ (Cognitive Warfare), eröffnet hat, in der mit modernsten Mitteln psychologischer Beeinflussung die Köpfe der Menschen so infiltriert und manipuliert werden sollen, dass sie die zu Feinden erklärten Menschen anderer Länder willig attackieren und töten – in dieser Zeit setzt „Musik für den Frieden – Mузыка ради Mира“ auf das genaue Gegenteil.

Den zerstörerischen Gedankengängen der Herrschenden auf allen Seiten wird eine friedfertige Vision entgegengesetzt und eingeübt: Die Projektarbeit durch gemeinsames künstlerisches Tun, das alltägliche friedliche Zusammenleben und die direkten Begegnungen von Mensch zu Mensch fördern und verfestigen bei den jugendlichen Teilnehmern unerschütterliche Freundbilder statt medialer Feindbilder, emotionale Friedenssehnsucht statt kognitiver Kriegsführung, Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit – kurz: Liebe statt Hass! 

Dabei spielen die gemeinsamen Mahlzeiten in der Gruppe, die Probezeiten und Freizeiten (Sport, Schwimmen im Meer etc.) eine wichtige Rolle. Gruppengespräche und Einzelgespräche über die eigene Motivation sich für den Frieden zu engagieren, stärken den Zusammenhalt der Gruppe. Dieses friedliche Zusammenleben von Menschen aus verschiedenen Nationen strahlt aus in die Welt und kann im optimalen Falle zu einem Best-Practice Beispiel werden. Wenn diese jungen Menschen später Repräsentanten ihrer Länder sind und Verantwortung tragen, ist mit dieser Erfahrung die Basis für ein friedlicheres Miteinander zwischen den Nationen gelegt.

Geplant ist zudem ein 45-minütiger Dokumentarfilm für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland, der das gesamte Projekt, von den Planungsanfängen bis zum abschließenden Konzert in Izmir, dokumentiert. Auf diese Weise soll die Botschaft des Friedens-Musikcamps auch eine breitere Öffentlichkeit in Deutschland erreichen.

Man darf also gespannt sein!

PS: Auch Aktivitäten für den Frieden – Sie ahnen es dunkel – kosten Geld. (Die Organisatoren haben ein Gesamtbudget von 60.000 € einkalkuliert.) Wer in dieser spannungsgeladenen Zeit ebenfalls kontrazyklisch handeln und auch etwas bewirken will, ist eingeladen, sich hier zu beteiligen: Musik für den Frieden e.V., Emil-Bitzer-Straße 92, 79379 Müllheim im Markgräflerland. Sparkasse Markgräflerland, IBAN DE24 6835 1865 0108 7211 43, BIC SOLADES1MGL oder per PayPal über die Homepage: www.musik-fuer-den-frieden.de. Der Verein ist gemeinnützig und berechtigt, Spendenbescheinigungen auszustellen.

Foto: ©Claus Stille; Uhrturm in Izmir Konak.

Quelle: Dieser Beitrag erschien zuerst am 26. September 2024 auf Globalbridge.

Ich danke herzlich für die Gestattung der Übernahme des Textes.

Beitragsbild: Snapshot You Tube; Musik für den Frieden.


Update vom 26.11.2024

Dazu ein Bericht von Leo Ensel

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Jean Pütz feiert seinen 88. Geburtstag – Drei Dortmunderinnen waren dabei

Unter strahlendem Sommerhimmel feierte der renommierte Wissenschaftsjournalist Jean Pütz seinen 88. Geburtstag auf seinem privaten Anwesen und begrüßte zahlreiche prominente Gäste aus Fernsehen, Hörfunk und Presse. Darunter sind bekannte Persönlichkeiten wie Moderator und Schauspieler Max Schautzer sowie der ehemalige ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser.

Dortmund war bei dieser Feier gleich dreifach vertreten. Schauspielerin und Künstlerin Tirzah Haase, bekannt aus TV-Formaten wie „Das Traumschiff“ , „Der große Bellheim“ , „Verbotene Liebe“ und „Unter Uns“, war eine der anwesenden Dortmunderinnen. Außerdem die Dortmunder Künstlerin und Bundesverdienstkreuzträgerin Bettina Brökelschen sowie Monika Rößler, Sprecherin des Martener Forums, die Jean Pütz erst kürzlich als Gast im „Martener Meilenstein“ begrüßen konnte.

Quelle: B. Brökelschen

Fotos: B. Brökelschen (v.l.n.r): Tirzah Haase, Monika Rößler und Bettina Brökelschen (jeweils mit Jean Pütz)

Petition: Gerhart Hauptmann bleibt – kein Verkauf der Namensrechte der Gerhart-Hauptmann-Theater GmbH

Neulich dachte ich, mich tritt ein Pferd. Ich las via Facebook/MDR in folgendem Beitrag:

Das Theater in Görlitz könnte schon bald den Namen eines Sponsors tragen. Wie Intendant Daniel Morgenroth ankündigte, bietete das Haus seine Namensrechte zum Verkauf an – eine Finanzierungsidee, die es bislang an keinem öffentlichen Theater in Deutschland gegeben habe. Demnach können Unternehmen oder Privatmenschen für eine Saison gegen Geld ihren Namen über das Haus schreiben – so, wie es etwa bei Fußballstadien üblich ist.

Sofort musste ich daran denken, dass vor Kurzem der Dortmunder Fußballverein BVB eine buchstäbliche „Bombe“ platzen ließ: Der Düsseldorfer Waffenhersteller Rheinmetall wird neuer Champions-Werbepartner!

Viele Fans protestierten.

Schon vor einiger Zeit wurde das Stadion, welches zuvor Westfalenstadion geheißen hatte in Signal Iduna Park umbenannt und somit seiner ursprünglichen Identität beraubt. Schlimm genug.

Dass nun ein Theaterintendant auf die oben aufgeführte Idee gekommen ist, so für sein offenbar klammes Kulturinstitut finanzielle Mittel zu generieren, mag zwar auf den ersten Blick für manche vom Marktradikalismus geprägten Mitmenschen verständlich sein. Es ist jedoch ein andererseits grober Fauxpas, welchen sich m.E. ein Theater- bzw. Kulturschaffender nicht leisten dürfte. Schade, dass ein Peter Sodann (Schauspieler, Regisseur, Theaterintendant) nicht mehr lebt. Ich hätte ihn gerne nach seiner Meinung zu diesem Fall gefragt. Ich mutmaße, sie wäre einem verbalen Tritt in den Allerwertesten des Görlitzer Intendanten Morgenstern gleichgekommen.

Nun hat DIE LINKE, Görlitz eine Petition eingereicht, die zu unterschreiben ich, ihr zustimmend, empfehlen möchte. Theater muss sein! Es ist für unsere Gesellschaft gewissermaßen ein Lebensmittel und somit unverzichtbar. Wir haben eine weltweit einzigartige Theaterlandschaft, um welche uns andere Länder beneiden. Weshalb wir sie unbedingt erhalten werden sollte. Wir sollten uns das leisten. Und dafür auf auf eine über die nötige Landesverteidigung hinausgehnde militärische Rüstung verzichten.

Die Petition

Wir fordern von den Gesellschaftern der Gerhart Hauptmann GmbH, den Landkreis Görlitz, die Stadt Görlitz und die Stadt Zittau auf, die Versuche der Intendanz zu stoppen den Namen unseres Theaters zu kommerzialisieren und an den Werbemarkt zu bringen. Die Namensrechte an unserem Theater sind nicht handelbar.

Begründung

Die kulturelle Identität eines Theaters ist von unschätzbarem Wert für eine Region und das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz Zittau steht beispielhaft dafür. Der Name „Gerhart Hauptmann Theater Görlitz – Zittau“ ist eng mit der Geschichte und dem Erbe der Region verbunden und sollte nicht durch einen kommerziellen Namenskauf entwertet werden. Es ist an der Zeit, dass die Politik die Bedeutung kultureller Einrichtungen wie Theater erkennt und angemessen finanziell unterstützt, anstatt auf fragwürdige Sponsorenvereinbarungen zu setzen.

Wir fordern von den Gesellschaftern der Gerhart Hauptmann GmbH, den Landkreis Görlitz, die Stadt Görlitz und die Stadt Zittau auf, die Versuche der Intendanz zu stoppen den Namen unseres Theaters zu kommerzialisieren und an den Werbemarkt zu bringen. Die Namensrechte an unserem Theater sind nicht handelbar.


Wir sehen die finanzielle Not der Theater, unserer Meinung nach verursacht durch eine verfehlte Kultur- und Kommunalfinanzierung des Freistaates Sachsen, und wir erkennen die Verdienste aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, welche in den letzten Jahren nicht nur durch Lohnverzicht zur Rettung des Theaters beigetragen haben.

Wir sehen auch, dass die Intendanz versucht alle Aufmerksamkeit auf die schwierige und existenzgefährdende Situation zu lenken, die wir durchaus nachvollziehen können.

Wir sehen aber auch, dass hier eine rote Linie überschritten wird. Dies wollen wir verhindern und fordern deswegen, mit dieser Petition das sofortige Ende der Kampagne und ein klares Bekenntnis zum Namen Gerhart Hauptmann Theater.

Über Sponsoring kann nachträglich Druck auf den Spielplan ausgeübt werden. Mit der Drohung Gelder abzuziehen oder den Namensvertrag nicht zu verlängern, wird so womöglich bei strittigen Entscheidungen (ob personell oder thematisch) Druck ausgeübt. Das Theater muss aber als ein Ort bestehen bleiben, der provozieren und die Menschen herausfordern kann, ja sogar soll. Dies ist nicht immer konform mit einem aufgesetztes Unternehmensimage welches durch das Theater weiter aufpoliert werden soll.


Der Name „Gerhart Hauptmann Theater“ steht für eine lange Tradition und einen wichtigen kulturellen Beitrag in unserer Region. Wir können nicht zulassen, dass dieser Name als Marketinginstrument missbraucht wird und somit seine Wertigkeit und Bedeutung verliert. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass die Gesellschafter der Gerhart Hauptmann GmbH ihre Verantwortung wahrnehmen und die Intendanz daran hindern, den Namen des Theaters derart zu kommerzialisieren. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das Gerhart Hauptmann Theater als kulturelle Institution respektiert und geschützt wird.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Die Linke. Görlitz aus Görlitz

Frage an den Initiator

Link zur Petition

«Mirko Schultz von der Linkspartei argumentiert bei MDR KULTUR: Über Sponsoring könne nachträglich Druck auf den Spielplan ausgeübt werden – etwa durch eine Drohung, Gelder abzuziehen oder den Namensvertrag nicht zu verlängern. „Wir sehen bei Sportvereinen, wie schnell sich der Einfluss von Großsponsoren auf die Tätigkeit der Vereine ausgewirkt hat, nachdem ihre Stadien verhökert worden sind“, so Schultz. Die Inszenierungsfreiheit der Theater sollte daher gar nicht erst gefährdet werden.

Hochkultur und Sponsoring

Morgenroth sieht das ganz anders – für ihn ist das Sportsponsoring ein Vorbild für modernes Kulturmarketing. Wenn es nach dem Intendanten Morgenroth geht, könnte das Theater beispielweise demnächst „Coca-Cola-Theater Görlitz-Zittau“ oder „Rheinmetall-Theater Görlitz-Zittau“ heißen. Man sei offen für alle Unternehmen. Er sagte MDR KULTUR, dass die Namensrechte an den Häusern sowie die Nennung auf der Homepage, in Printprodukten, auf Plakaten und Social-Media-Plattformen an Sponsoren veräußert werden könnten. Auch das Logo des Unternehmens könne an den Hausfassaden angebracht werden.« Quelle: MDR KULTUR

Region: Görlitz – Zhorjelc

Die Linke. Görlitz

Petition richtet sich an

Stadtrat Görlitz

 107 Unterstützende 86 in Görlitz – Zhorjelc

2.100 für Quorum 

Der Künstler Rolf Dennemann ist tot. Eine Erinnerung: „Kunsthuren im Stundenhotel“. Kabinett-Stückchen, die tief berührten

Der Dortmunder Verein artscenico e.V. is a non-profit organization, founded in 1991, to realize performance art gibt bekannt:

Wir trauern um Rolf Dennemann.

Quelle: artscenico

Mein Bericht über eine von Rolf Dennemann realisierten Performances

Ich erinnere anlässlich der traurigen Nachricht an eine einer Idee Rolf Dennemanns entsprungenen Performance: „Kunsthuren im Stundenhotel“. Eine von vielen Arbeiten des verstorbenen Künstlers.

Die Gäste, die Presseleute, warteten mit gezückten Kameras oder wahlweise mit offenen Staunemündern und voll innerer Spannung. Neben dem roten Teppich wurde ein Spalier gebildet. Die Damen – die Haare verschleiert, elegant-verführerisch in Mäntel gewandet, die Augen sonnenbebrillt, wurden, wie der Regisseur der Inszenierung, Rolf Dennemann (artscenico performing arts e.V.), in Schwarz mit Hut auf dem Charakterkopf und Zigarette im Mund, zuvor angekündigt hatte, „angeliefert“. Angereist waren die Mädels aus dem „Orient“, dem „Ostblock“ und dem „Alten Europa“. Zuvor waren die „Kunsthuren“ an der Abendkasse ver- bzw. gekauft worden.

Das werte Publikum mit Lust auf Kunst hatte die Qual der Wahl. Wie sonst die Freier im Bordellnormalbetrieb. Selbiger ruhte freilich an diesem Tage im „Club Escort“ auf der Dortmunder Juliusstrasse. Per kurzem Steckbrief („Setcard“) – Blätter Papier an eine Tafel gepinnt – stellten sich die Damen kurz vor. Nicht unerwähnt blieben ihre jeweiligen Dienstleistungen. Die kunstlüsternen Gäste konnten Einzelzimmer samt „Kunsthure“ und eine jeweils ca. 15 Minuten umfassende Leistung – von dieser ausgeführt – kaufen, oder sich gleich für ein Gesamtpaket, neudeutsch „Flatrate“ genannt, entscheiden. Gekauft werden konnte freilich „Alles ausser Sex“. 

Und es hieß für die Gäste: „Anfassen verboten!“ Die Dennemannsche Idee für diese Performance entstand nicht aus Jux und Dollerei. Sie hatte vielmehr einen ernsten Hintergrund. Wir leben (noch) in einem System, wo Geld alles ist. Die Kommerzialisierung von allem und jedem macht längst auch vor den Künsten und den Künstlern keinen Halt mehr. Auch Künstler müssen sich und ihre Kunst anpreisen. Und in gewisser Hinsicht prostituieren sie sich auf diese Weise auch mehr oder weniger.

Diesen Gedanken aufnehmend, muss Rolf Dennemanns Idee genial genannt werden, sein neuestes, sich mit dieser Thematik befassende Projekt gleich in einem Bordell spielen zu lassen.

Premiere war am 29. Oktober 2011 in Dortmund: Gegen 20 Uhr rauschten, dem milden Abendwetter durchaus angemessen, die „Kunsthuren“ im offenen Coupé durch das von zwei Security-Leuten bewachte Eingangstor auf den Parkplatz des Dortmunder Hotel Escort. Der rote Teppich war ausgerollt. Nicht weniger genial der Titel: „Kunsthuren im Stundenhotel“. 

Venus – wie in tausend und einer Nacht

Als Gast musste man sich ganz schön ranhalten. Schließlich sollten auf die jeweiligen Zimmer zu den jeweiligen „Kunsthuren“ immer nur jeweils acht Gäste kommen. Viel mehr Menschen hätten ehrlich gesagt auch gar nicht in die Zimmer hinein gepasst. Selbst zu acht wurde es schon verdammt eng.

Rolf Dennemann kündigte unten am Aufgang zu den Zimmern an, welche Dame wo zu finden sein würde. Dann ging es – einer hinter dem anderen her tappend – die engen Treppen hinauf in die noch engeren Zimmer. Mich zog es zu Venus. Venus, die Dennemann als „aus dem Iran“ vorstellte, die sich selbst jedoch als Perserin bezeichnete. Herzlich begrüßt fanden die Gäste auf dem wichtigsten Möbelstück eines jeden, so also auch diesen Zimmers, dem Bett, Platz. Anderen blieb nur, sich an die Wand zu drücken.

Es erwartete einen Zimmertheater vom Feinsten. Die Situation verschaffte eine ungewohnte Nähe zur Künstlerin. Wo – wann – erleben wir schon so etwas? Venus Hosseini, die ihren vielleicht für manchen der Anwesenden nicht mit dem Iran in Verbindung zu bringenden Vornamen mit einer rührenden, geradezu märchenhaften, Geschichte erklärte: Ihre Mutter habe, als sie mit ihr schwanger ging, in einem Teheraner Park damals eine Frau – offenbar ihr Kind – „Venus, Venus, wo bist du denn?“ rufen hören. Doch als ihre Mutter dann nach dieser Venus Ausschau hielt, fand sie niemand. Sie entschied sich, ihre, damals noch im Mutterleib befindliche, Tochter Venus zu nennen. Und wir erfuhren: Damals sei es im Iran durchaus noch üblich gewesen, Kindern auch westliche Namen zu geben. Dann berührte Venus ihre Gäste mit Zarathustras Versen tief. Dazu durften sich unsere Nasen an einer hingehaltenen Schale Rosenwassers gütlich tun. Ach, das hatte etwas von tausend und einer Nacht. Ein paar Bibelverse noch und himmlisch zu nennende Gesänge, vorgetragen von Venus, und schon war’s vorbei. Wir mussten (leider) von dannen. Unsere Zeit war abgelaufen! So ist das eben. Auch eine „Kunsthure“ hat, wie die richtigen Huren nicht ewig Zeit. Zeit ist Geld.

Unten an der Bar drängten sich schon die nächsten Gäste. Man geht und fühlt sich fast wie ein Freier: Nach der Befriedigung setzt erst einmal Leere ein. Ein wenig traurig stolpert man die Stufen wieder herab. Doch Trost: spätestens nach dem zweiten Zimmer kommt man damit zurecht, dass der künstlerische Funke zwischen den Kunststückchen erst einmal abreisst. Was ohnehin ja auch zu dieser Performance passt. In der Bar wirkt womöglich ein (geistiges?) Getränk gegen den Funkenabriss. Des Weiteren treibt dort – ich will ihn mal „Kunsthurerich“ (der einzige Mann unter den angereisten Damen) nennen -, Matthias Hecht, sein schauspielerisches Wesen. Später im gastronomischen „Zwischendeck“ des zum Lust-Spiel-Haus umgewidmeten Bordell-Hotels ist er dann wechselweise Beuys, Malerfürst Markus Lüpertz und ein fahrig-verrückter Kinski.

Denitsa. Eine traurig-schöne Zeit

Nächster Aufruf, andere Dame: Diesmal rücken wir zu acht „Kunsthure“ Denitsa Christo (Bulgarien) förmlich auf den Leib. Es knarzt das Bett, der Rücken schmerzt. Brennende Kerzen reihen sich am Boden des Zimmers an der Wand entlang. Und heizen ein! Doch man will und hängt der Künstlerin deshalb mit schierer Lust an den sich beim Vortrag öffnenden und schließenden Lippen. Lieder von und über Herz und Liebesschmerz stechen einen, klangvoll von Denitsa ausgebracht wie Nadeln in die eigne „Pumpe“. Darein – ich denke an eignes Liebesleid und anderes Weh und Ach – das Pling: Der Kochzeitmesser. Vorbei die traurig-schöne Zeit! Ich wische mir den Schweiß, verursacht von der unbarmherzigen Kerzenwärme, vom Gesicht. Absteigen war nun abermals angesagt. Ab vom weichen Knarzebett, runter in den rot ausgeleuchteten Warteraum der Bar. Durst: Ein Weizen, um herunterzuspülen die erneute Trauer.

Alexandra: „Ich glaube und alles ist nicht mehr so schwer.“

Was sich dann oben bei Alexandra Lowygina (Russin) auf dem Zimmer unterm Stalin-Bild fortsetzt: Das Trinken. Aber auch Wodka-Trinken will gelernt sein. Beim Entrée kann jeder ein Stück Stollen nehmen. Was einen wenig russisch anmutet. Dann gibt es Salzgurken und praktische Winke, wie Wodka zu trinken sei. Mit Nasenscheidewand kurzeitig voll sperren und Luft holen, damit das Kopfweh am nächsten Tage unterbleibt. Ich melde mich – von der bezauberndselbstbewussten Alexandra befragt – mutig als „fortgeschrittener (Wodka-) Trinker“ und erhalte, wie meine Trinker-Kameradinnen und Kameraden, in diesem Sinne ein Pinnchen, später dann noch ein weiteres, „Wässerchen“, der Rest – die Abstinenzler? – Wasser: Gänsewein.

Dann geht es hinein ins volle Russenleben! Die russische Seele zittert durch das kleine Zimmerchen. muss plötzlich daran denken, bzw. frage mich, was dieses Bett, worauf ich wie die andern sitze, schon für Lust erlebt/ erduldet (von wem wohl alles?) haben mag. Der Blick fällt auf den in jedem der Zimmer obligatorisch vorhandenen Papierspender. Für danach oder zwischendurch… Und Alexandra raunzt mit tiefdunkler Seele in der Stimme und mit einem Blick in uns hinein, wie in den Baikalsee: „Ich glaube, und alles ist nicht mehr so schwer.“

Antje – Spielfreudig mit tränenreicher Dramatik

Zum Schluss – die Zeit war weit fortgeschritten – musste ich unbedingt noch Antje Hamer (Deutschland) „haben“. So landete ich bei ihr auf’m Zimmer. Besser: sie mit ihrem Spiel bei mir! Antje, das Mädel, die „Schauspülerin“ vom Friesenlande, und ihr großer Traum von der Filmschauspielerinnen-Karriere. Eine Geschichte von in den Weg gelegten Stolpersteinen und Jammervollem. Einzig der Drang nach oben, fort vom einsam-langweiligen Landleben, hilft all die harten Castings und nervigen ersten Filmdrehs zu ertragen. Das Publikum wurde ins Spiel einbezogen. „Klappe!, Ton und Maz läuft! Bitte!“

Schauspielerinnen-Anfangsjahre sind keine Herrenjahre! Oder doch. Nur andersrum? Antje will doch nur spielen! Was heißt da nur?! Sie spielte durch und durch, mit allem was aus ihr heraus zu holen war. Wenn’s sein müsste auch einen Baum, oder sonstwas! Hauptsache (Schau-) Spielen! Antje, das Mädel vom Lande stellte im kleinen Kabinett großes Drama her. Sogar Tränen nässen des Friesenmädels Augen, ihre Wangen. Welch Talent! Ebenbürtig mit den wie aus der Pistole weinen könnenden großen Film-Kolleginnen der Filmgeschichte. Doch bums: Schon kracht die Zeit mit ihrer Sense wieder dazwischen! Vorbei. Alles nur Spiel. Und das war nun aus. Mir würgte es im Halse. Bei Antjes zum Abschied hingehauchtem „Tschüss!“ musste ich selbst mir eine Träne aus dem Augenwinkel drücken. So berührt, tappte, schlich ich die Treppen wieder hinunter zum Ausgangspunkt des Abends, der Bar.

Dennemanns Idee hatte Pfiff

Welch außergewöhnlicher Abend an ungewöhnlichem Ort! Daran hatte man zu schlucken, aber auch seine helle Freude. Denen, die diesen Abend – wie die Geschaftsführung des Hotel Escort – ermöglichten, ist, wie Rolf Dennemann es nach der Premiere von Herzen tat („Das ist ja keine Selbstverständlichkeit“), wirklich Danke zu sagen. Nebenbei bemerkt: Wo nur mögen die Stammgäste des Etablissements sich eigentlich an diesem Abend verlustiert haben? Zum Ende blieb dem heimwärts streben müssenden Gäste – hochgebrüllt vom nahegehenden Spiel der „Kunsthuren“ nur noch geheimnisvoll elektrisiert und etwas traurig, angefasst, über den Parkplatz hinaus auf die Strasse und zur U-Bahn-Haltestelle zu schleichen, zu schweben.

Um nun selbst den Abgang von dieser Bühne zu machen. Man lernte etwas über und von Kunst. Aber auch – will ich anmerken – über Huren und Das-sich-Verkaufen. Anrührend. Bestechend. Traurig. Schön… Es lohnte sich für ein paar Stunden in diese Welt einzutauchen. Dennemanns Idee hatte wirklich Pfiff und funktionierte in der Praxis. Wo sonst hätte man diese Performance besser darbieten können, als in diesem Hotel-Bordell! In einem Theaterraum wären diese Kabinett-Stückchen verpufft (!!!).

Stattdessen erlebten wir Zimmertheater mit Hintersinn und Seele an authentischem Orte, das diese Bezeichnung im wahrsten Sinne des Wortes mit Leben erfüllte.

artscenico e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung internationaler kultureller Begegnungen. Der gemeinnützige Verein ist seit 1991 im In- und Ausland tätig. Die Arbeit des Vereins konzentriert sich auf Aktivitäten, die Bereiche der Darstellenden Kunst miteinander zu konfrontieren und in einen neuen Kontext zu stellen, und den theatralischen Dialog zu internationalisieren. artscenico performing arts ist ein nomadisierendes Label ohne festes Haus, das sich auf die Durchführung und Organisation von überwiegend ortsspezifischen Projekten mit meist internationaler Beteiligung spezialisiert, wodurch zahlreiche Kooperationen entstanden sind. Poetische und spektakulär außergewöhnliche Projekte im Bereich der darstellenden Künste die teilweise an Orten wie Friedhöfen und Parks, in Kirchen und Hotels, einer Kleingartenanlage, innerhalb eines Geschäfts- und Wohnblocks stattfanden.

Künstlerischer Leiter ist der Regisseur, Autor, Schauspieler und Festivalleiter Rolf Dennemann, Mitglied des Vorstandes des Verbands Freie Darstellende Künste in NRW. Rolf Dennemann, Regisseur, Schauspieler und Autor. • Spezialist für orts-spezifische Inszenierungen, u.a. auf und in ehemaligen Industrieanlagen, Zechen, Kokereien, historischen Altstädten, Friedhöfen in Liverpool und Dortmund, Parkanlagen, Zoo Dortmund, Kleingartenanlagen, Schrottplätzen und Turnhallen, urbanen Wohn- und Geschäftsblöcken, sakralen Räumen etc. • Seit 1982 ca. 40 Bühnen-Inszenierungen • Kurzfilme: „Fahrerflucht“ und „Sieben Frauen und Elvis“ • Hörspiele, zuletzt für WDR5 (2010)

Ruhe in Frieden, Rolf Dennemann.

Via TAXI Magazin Nr. 90

Beitragsfoto: Rolf Dennemann via artscenico

Gruppenfoto und Ankunft der Damen: C. Stille (Screenshot)

Flyerfoto: C. Stille

Fachmagazin OPER! hat dem Opernhaus Dortmund den OPER! AWARD 2023 für das beste Opernhaus des Jahres 2022 verliehen

Das Fachmagazin OPER! hat der Oper Dortmund den OPER! AWARD 2023 als das beste Opernhaus des zurückliegenden Jahres 2022 verliehen. […] Die Auszeichnung wurde am Montag, 27. Februar 2023, im Rahmen einer Preisverleihung im Opernhaus Dortmund vergeben. Ebenso werden an dem Abend die Preisträger der übrigen 19 Kategorien der OPER! AWARDS bekanntgegeben und persönlich geehrt. Wie die Jury mitteilt, hat sich die Oper Dortmund unter ihrem Intendanten Heribert Germeshausen in vorbildlicher Weise zum Thema und Ziel von nationalen wie internationalen Fachleuten und Opernfreunden gemacht. Mit einem klugen Spielplan aus Raritäten und Bekanntem, dem Engagement von herausragenden Sängerinnen und Sängern sowie das in seiner Form einmalige Symposium Wagner-Kosmos zum Komponisten Richard Wagner wurde die Oper Dortmund 2022 zur Pflichtadresse für jeden Operninteressierten. Durch innovative Formate, wie We DO Opera!, ist die Dortmunder Oper zusätzlich in außerordentlicher Weise auf die Stadtgesellschaft zugegangen und konnte damit ein sozial vielfältiges und diverses Publikum gewinnen.

Der Zuschauerraum der Oper (Probenatmosphäre). Foto: T.W.

Die OPER! AWARDS sind Deutschlands einziger internationaler, öffentlich verliehener Opernpreis. Er wird jährlich im Rahmen einer Preisverleihungsgala an die weltweit besten Künstler*innen und Akteure auf und hinter der Bühne vergeben. Über die Awards in insgesamt 20 Kategorien entscheidet eine Jury aus Fachjournalisten. Bewertungszeitraum ist spielzeitübergreifend das Jahr 2022. Erstmals findet die Award-Gala außerhalb von Berlin statt.

Zur Preisverleihung äußert sich Opernintendant Heribert Germeshausen: „Gemeinsam mit meinem Ensemble und Team freue ich mich sehr darüber, dass die Oper Dortmund erstmalig in ihrer Geschichte als bestes Opernhaus des Jahres ausgezeichnet wird. Es ist eine sehr schöne Bestätigung unserer Arbeit. Meine Intendanz hatte ich von Beginn an unter den Arbeitstitel „Ruhr-Oper 21“ gestellt. Ziel ist es, die Institution Oper für die diverse Stadtgesellschaft des 21. Jahrhunderts weiterzuentwickeln. Nur so können wir die Kunstform „Oper“ einem breiten Publikum näherbringen. Das geschieht einerseits durch die Werke des klassischen Kanons, die wir – wie etwa im Wagner-Kosmos – in einen neuen Kontext stellen, andererseits aber auch mit unserem Projekt We DO Opera!, mit dem wir Menschen aus allen sozialen Schichten ansprechen. Mit unserer Bürger*innenOper und der Jungen Oper bieten wir den Menschen vor Ort ganz konkret die Möglichkeit, der künstlerischen Teilhabe. Durch die bewusste Fokussierung auf die Junge Oper, mit einem eigenen Ensemble und einem Composer in Residence, konnten wir ein sehr junges Publikum erreichen. Dass die Qualität unserer Arbeit auch überregional so anerkannt wird, bestätigt uns, den eingeschlagenen Weg, der überregionalen Strahlkraft bei gleichzeitig breiterer, lokaler gesellschaftlicher Verankerung, fortzusetzen.“

Opernintendant Heribert Germeshausen

Quelle: Theater Dortmund

Aufzeichnung der Preisverleihung