Prügeln, treten, würgen: Deutsche Presse verschweigt Polizeigewalt gegen Palästina-Demonstranten

Ständig liest man in deutschen Medien über angebliche Volksverhetzung und Gewalt auf Palästina-Demos. Die Botschaft lautet: alles Kriminelle. Doch offensichtlich bläst die Presse solche Vorfälle künstlich auf, während sie exzessive Polizeigewalt verschweigt. Das ist bewusste Manipulation.

Von Susan Bonath

Totalzerstörung der Lebensgrundlage und Massenmord an der in einem Trümmerfeld eingesperrten Bevölkerung: Der sichtbare Vernichtungsfeldzug der Israelischen Armee (IDF) – auch mit deutschen Waffen – im Gazastreifen nimmt kein Ende. Jede Woche demonstrieren auch in der Bundesrepublik Menschen dagegen. Die deutschen Leitmedien stürzen sich auf jede unliebsame Parole, die möglicherweise fiel. Ihre Botschaft lautet: alles Kriminelle und Antisemiten. Nur über die exzessive Polizeigewalt berichtet sie nicht.

Berliner Polizei im Prügelrausch

Um von der Gewalt in Nahost geschockt zu sein, mit welcher der Besatzer-Staat Israel gegen die von ihm unterdrückte palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen sowie im Westjordanland vorgeht, muss man weder vertriebener Palästinenser noch besonders propalästinensisch eingestellt sein. Es reicht ein wenig Mitgefühl und ein halbwegs klarer Blick auf die realen Verhältnisse in diesem Konflikt. Diese zeigen doch sehr deutlich, wer der Unterdrücker und der Unterdrückte ist.

Gewalt ist offenbar auch Bestandteil der deutschen Staatsräson, die zwar kein Gesetz ist, aber maßgeblich das Handeln der Bundesregierung bestimmt. Bedingungslos unterstützt Letztere Israel mit Waffen und Ignoranz gegenüber schwersten Menschenrechtsverletzungen, die dieser Staat nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 an Palästinensern verübt. Gewalt begleitet vielfach auch den Umgang der Polizei mit Gegnern der deutschen Israel-Politik, die Palästinenser ganz offensichtlich als Menschen zweiter Klasse betrachtet.

Polizeigewalt gegen nicht staatstragende Proteste sind in Deutschland nichts Neues. Viele Menschen auch außerhalb linker Gruppen und der Friedensbewegung haben solche in den letzten Jahren erfahren müssen, beispielsweise während der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. Doch über Polizeigewalt im eigenen Staat haben deutsche Leitmedien niemals gern berichtet. Und wenn es einmal nicht zu leugnen ist, greift die bekannte Erzählung: Schuld seien natürlich immer nur kriminelle Demonstranten.

So verhält es sich auch bei den Palästina-Demos. Im Internet kursieren viele Videos, die exzessive Gewalt durch Berliner Polizisten zeigen. Auf Aufnahmen, die der Journalist Hanno Hauenstein veröffentlichte, schlägt beispielsweise ein Beamter einen fixiert am Boden liegenden Jugendlichen mehrfach mit der Faust in die Seite. Ein weiterer Polizist greift von hinten eine Frau aus der Menge und schleudert sie brutal zu Boden. An anderer Stelle würgt ein Beamter eine festgesetzte, hilflos vor ihm liegende Frau und herrscht sie an, sie solle aufhören zu schauspielern.

Wegschauen ist keine Lösung

Man mag einwenden, dass die Aufnahmen nicht zeigen, was vorher vorgefallen war. Doch wenn es tatsächlich eine Straftat gewesen sein sollte: Das berechtigt die staatliche Exekutive nicht, derart rohe Gewalt gegenüber unbewaffneten Personen anzuwenden, die sich bereits in einer hilflosen Situation befinden – dies keineswegs nur in Einzelfällen, sondern offensichtlich systematisch.

Polizeigewalt kann letztlich jeden treffen, der gegen die Regierung oder bestimmte politische Entscheidungen protestiert, ganz egal, ob man sich öffentlich gegen Waffenlieferungen nach Israel oder in die Ukraine ausspricht, soziale Kürzungen anprangert oder sich gegen staatliche Repressionen wie zu Corona-Zeiten wehrt. Selbst wenn es sich um Forderungen handelt, die man selbst nicht teilt, oder Personen betroffen sind, die man nicht mag: Wegschauen bei Polizeigewalt ist keine gute Lösung.

Dass ein Großteil der nicht betroffenen Bevölkerung dennoch wegschaut, liegt allerdings auch an den Medien. Zu Tatsachen, die einem nicht bekannt sind, kann man sich schlecht positionieren. Desinformieren durch Verschweigen unliebsamer Fakten und Aufblasen von Nebenaspekten, dazu ein paar negativ wertende Adjektive an entscheidende Stellen gesetzt: Fertig ist die Propaganda.

Manipulative Berichterstattung

Hat die Presse ihre Leserschaft erst einmal genügend emotionalisiert, ist so ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit schwer wieder aus vielen Köpfen zu bekommen. Wie so ein Zerrbild geschaffen wird, zeigt beispielhaft ein Bericht des öffentlich-rechtlichen rbb vom vergangenen Donnerstag.

Der Artikel beginnt mit einem Verweis auf einen Prozess gegen eine 28-jährige „propalästinensische Aktivistin vor dem Berliner Kriminalgericht“, der letztlich wegen vieler Beweisanträge der Verteidigung vertagt wurde. In der Überschrift heißt es: „Festnahmen, Böllerwürfe und Rangeleien bei Pro-Palästina-Demo vor Berliner Gericht“.

Dann schweift der rbb ab und erläutert, es sei bei Protesten vor dem Gericht „zu Tumulten und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen“ und die Beamten hätten zwölf Teilnehmer festgenommen. Später ist von „100 Demonstranten“ die Rede, die „lautstark und aggressiv“ Parolen gerufen und einige Böller geworfen hätten.

Was genau wie abgelaufen ist, bleibt unklar. Offenbar handelt es sich hier um die Version der Polizei. Über die regelmäßige Gewalt der Beamten gegen Teilnehmer, gerade in Berlin, verliert der Sender kein Wort. Hängen bleibt nur eins: das Bild von aggressiven, kriminellen Demonstranten.

Verzerrte Wirklichkeit

Erst zum Schluss erfährt der Leser, warum die Frau denn vor den Kadi muss: Sie habe im März auf einer Demo die von der Regierung verbotene – was mehrere Gerichte allerdings anders sahen – Parole „From the river to the sea – Palestine will be free“ skandiert, zu Deutsch: „Vom Fluss bis zum Meer – Palästina wird frei sein“. Per Strafbefehl wurde sie zu 40 Tagessätzen zu je 40 Euro verdonnert, also 1.600 Euro wegen einer Parole. Dagegen ist sie vorgegangen, was zu diesem Prozess führte.

Das klingt schon anders, und man darf sich durchaus fragen: Gewöhnlich werden Parolen auf Demos von einer größeren Menge skandiert. Schwer vorstellbar, dass die Frau die Einzige war, die sie gerufen haben soll. Geht der Staat hier etwa nach dem Motto vor: Bestrafe einen, erziehe Hunderte? Und: Warum beginnt der rbb ausrechnet mit allerlei ungeklärten Vorwürfen gegen Demonstranten, die mit diesem Prozess offensichtlich nichts zu tun haben? Auch der Kontext der Polizeigewalt fehlt komplett.

Man kennt diese Art der Manipulation – nennen wir es Propaganda – in anderen Zusammenhängen. Wie oft blickten Gegner der Corona-Maßnahmen ungläubig auf Medienberichte, die sich lasen, als erzählten die Journalisten über eine ganz andere Veranstaltung? So ging es schon vielen Regierungskritikern, etwa den Teilnehmern der sogenannten Friedensmahnwachen, die sich ab 2014 gegen den Maidanputsch in der Ukraine richteten, oder den Demonstranten gegen den G20-Gipfel im Jahr 2017 in Hamburg.

Täter ermitteln gegen sich selbst

Um so heuchlerischer ist es, wenn sich Politiker, Medien oder die Bundesregierung regelmäßig über Polizeigewalt, Zensur und Propaganda in sogenannten „autoritären Diktaturen“ echauffieren. Zur Erinnerung: RT wurde nicht in China oder Iran, sondern in der EU verboten. Und Israelis können den Sender Al Jazeera nicht mehr empfangen.

Da ist das Mittel der Projektion besonders beliebt. Alles, was man selber tut, schiebt man dem Gegner in die Schuhe. Nur manchmal kommt es vor, dass sich die Flecken an der eigenen weißgewaschenen Weste nicht verstecken lassen. So war es kürzlich, als einer der zahlreichen Videobeweise für Berliner Polizeigewalt viral gegangen war. Der Spiegel berichtete, die Polizei versprach „Untersuchungen“.

Nun ist es genauso wenig glaubwürdig, wenn die Polizei gegen Täter aus ihren Reihen ermittelt, wie die Versprechen der israelischen Armee, in ähnlicher Weise bekannt gewordene Kriegsverbrechen zu untersuchen. Was soll denn schon dabei herauskommen, wenn Täter gegen sich selbst ermitteln? Und außerdem: Schließlich hätten die Demonstranten „volksverhetzende Parolen gerufen“. Genaueres wird nicht berichtet, ein Grund für große Skepsis ist das allemal. Denn die deutschen Qualitätsmedien – Selbstanspruch hin oder her – sind alles Mögliche, aber ganz bestimmt nicht neutral und objektiv.

Quelle: RT DE

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Planlos neoliberal: Fachkräftemangel – selbst gemacht

Die deutsche Industrie klagt über Fachkräftemangel. Trotzdem haben laut DGB immer mehr junge Menschen keinen Berufsabschluss. Die westliche Politik hat keine Lösung, denn sie klammert sich an ihre starren Dogmen: Privatkapital und schneller Maximalprofit – Planwirtschaft sei Teufelswerk.

Von Susan Bonath

Der Markt regelt alles. Zuweilen klappt das nur nicht. Dann sprudeln Subventionen besonders rege auf die Konten mächtiger Großkonzerne. Die sollen mit dem Steuerzahlergeld die holpernde Profitmaschine ankurbeln. Maximalprofit um jeden Preis: Das ist der Kern der neoliberalen Doktrin des Westens. Planwirtschaft ist danach böses Teufelszeug. Entsprechend planlos schafft Deutschland seine Fachkräfte ab.

Denn will man Profite so schnell wie möglich maximieren, muss man die Kosten so weit wie möglich minimieren – zum Beispiel für Soziales, Löhne – und die Ausbildung. So kam es, wie es kommen musste: In seinem neuen Ausbildungsreport stellt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) der Bundesrepublik ein schlechtes Zeugnis aus: Noch nie hatten demnach so viele junge Menschen keinen Berufsabschluss wie heute. Anders ausgedrückt: Alle rufen nach Fachkräften, doch niemand will in sie investieren.

Azubis als billige Hilfskräfte

Fast drei Millionen Bundesbürger zwischen 20 und 34 Jahren – das ist jeder Fünfte in dieser Altersgruppe – haben laut DGB-Bericht keinen Berufsabschluss – ein neuer Rekord. Selbst wer über einen Abschluss verfügt, ist oftmals miserabel ausgebildet. Denn Unternehmen nutzen Azubis allzu gern als billige Helfer aus und setzen sie für alle möglichen fachfremden Arbeiten ein, wie der DGB wenig überraschend herausfand.

Dafür hatte der Dachverband über 10.000 Auszubildende befragt. Mehr als 15 Prozent von ihnen gaben an, „immer“ oder „häufig“ Tätigkeiten erledigen zu müssen, die mit ihrem Beruf nichts zu tun haben. Das waren 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei wissen viele nicht einmal genau, was sie wirklich lernen müssen: Über ein Drittel der Befragten verfügte nicht einmal über einen Ausbildungsplan.

Da ein ähnlich hoher Anteil selbst im letzten Ausbildungsjahr nicht wusste, ob der Betrieb sie übernehmen wird, fehlt vielen überdies das Ziel vor Augen. Verstärkt wird die Perspektivlosigkeit durch fehlende Informationen über Lernfortschritte. Fast die Hälfte erklärte, selten oder nie Auskunft darüber zu erhalten.

All dies geht oft einher mit Überstunden. Gut ein Drittel der Befragten gab an, regelmäßig länger arbeiten zu müssen als festgelegt, vielfach sogar ohne Vergütung oder Freizeitausgleich. Laut DGB ist das „ein klarer Verstoß gegen das Berufsbildungsgesetz“. Überwachen will das offensichtlich keiner.

Fachkräftemigration als imperialistische Strategie

Zusammenfassen kann man das wie folgt: Viele Betriebe missbrauchen Azubis als billige Hilfskräfte, zuweilen sogar staatlich bezuschusst. Das führt dazu, dass sie zu wenig lernen und viele – der DGB spricht von einem knappen Drittel der Befragten – ihre Ausbildung ohne Abschluss vorzeitig abbrechen. Eine ernsthafte Bekämpfung des allseits beklagten Fachkräftemangels sähe anders aus.

Doch arrogant und blind für eigenes Versagen, wie der Westen immer war, schieben deutsche Politiker und Medien das Problem allein auf die „demografische Entwicklung“, also die Alterung der Gesellschaft. Artikel dazu gibt es Unmengen im Internet, hier sei nur einer angeführt. https://www.deutschlandfunk.de/migration-arbeitsmarkt-fachkraeftemangel-deutschland-100.html Wie der Deutschlandfunk darin erläutert, setzt die Bundesregierung einseitig auf „qualifizierte Migration“.

Mit Menschenfreundlichkeit, wie von der Bundesregierung gern vorgespielt, hat das aber nichts zu tun. Tatsächlich geht es hier um die Ausbeutung ärmerer Länder. Diese sollen die Ausbildung gefälligst finanzieren, damit Deutschland die Fachkräfte gleich fertig bekommt. Die Bundesregierung will ihre und die Kosten des deutschen Kapitals dafür nicht nur minimieren, sondern ganz auslagern, um anschließend das Resultat zu kassieren. Das ist auch eine Strategie, um den Globalen Süden arm zu halten. Es ist eine imperialistische Ausbeutungsstrategie.

„Opium fürs Volk“

Im neoliberalen „Gaga-Land“ erfüllt diese Politik noch andere Zwecke. Zum Beispiel lässt sich so trefflich die Bevölkerung gegeneinander aufbringen. Solange diese damit befasst ist, einander Arbeitsplätze, Wohnungen und Sozialleistungen zu neiden, kommt sie nicht so schnell auf die Idee, sich gegen die Imperialisten und ihre politische Exekutive in den Regierungssesseln aufzulehnen.

So kann man dann auch wunderbar das Heer der Arbeitslosen aufstocken und drangsalieren (ein Muss im neoliberalen Kapitalismus), Löhne drücken, Arbeitsbedingungen verschlechtern und die Bevölkerung mit medial forciertem propagandistischem Unfug in Bullshitdebatten verstricken. Solch eine Prise „Opium fürs Volk“, wie Marx und Lenin es zu sagen pflegten, ist aus Sicht der Herrschenden immer nützlich.

Und wer weiß: Vielleicht braucht Deutschland in absehbarer Zeit so manche Ausbildung gar nicht mehr. Wenn die Großindustrie weiter in Länder abwandert, wo die Ausbeutung noch besser klappt und die politisch hochgetriebenen Energiekosten um ein Vielfaches geringer sind, könnte sich das Problem der Qualifizierung für die meisten Einwohner Deutschland von selbst erledigen.

Nur eins scheint sicher: Unterstützung vom „großen Bruder“ USA wird es dieses Mal mit überragender Wahrscheinlichkeit nicht geben. Im Gegenteil: Vermutlich knallen im Silicon Valley & Co. längst die Champagnerkorken angesichts der deutschen Vasallenpolitik.

Quelle: RT DE

Beitragsbild: ©Claus Stille

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Müssen wir kriegstüchtig werden? Wer schweigt stimmt zu!

„Qui tacet, consentire videtur“ wird Bonifatius VIII zugeschrieben. Auf der Straße seinen Protest zu zeigen, zu demonstrieren, dass man mit bestimmten Machenschaften der Mächtigen nicht einverstanden ist, ist eine der Möglichkeiten nicht zu schweigen.

Aber immer wieder hört man: „Demos bringen nichts!“ Ein Grund für viele, ihr Gesicht nicht mehr auf der Straße zu zeigen. Das ist richtig, wenn immer kleinere Teilnehmerzahlen dem Staat überdeutlich signalisieren, dass es den Menschen letzten Endes egal ist, was „die da oben“ tun.

Denn es bleibt dabei: wer schweigt, stimmt zu.

In Österreich fiel die bereits gesetzlich verankerte Impfpflicht, nachdem sich die Schlange der Demonstranten auf der Wiener Ring-Runde „in den A … biss“. Der Demozug war so lang, dass die Ersten bereits ankamen, als die Letzten gerade los gingen. Da wurde den Regierenden klar, dass sie den Zwang gegen diese Masse nicht durchsetzen können.

Die Masse kann also sehr wohl etwas bewirken. Aber die Masse geht eben lieber ins Schwimmbad, Shoppen, zu Olympia oder in die Kneipe – hat es lieber bequem, als sich für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung einzusetzen.

Ich sage natürlich nicht, dass Demonstrationen der einzige Weg sind, den man gehen kann und soll. Im Gegenteil. Aber ich finde meist dieselben Aktivisten, die ich auf Demos kennengelernt habe, in den Selbstversorgergruppen oder anderen alternativen Projekten wieder, mit denen man aus dem System aussteigen kann. Es sind nach meiner Erfahrung immer dieselben, die aktiv werden. Da und dort.

Und natürlich können viele motorisch eingeschränkte oder kranke Menschen nicht auf die Straße gehen. Aber ich habe am 3.8. in Berlin auch überraschend viele mit Krücken, Rollstuhl bzw. Rollator gesehen. Stattdessen können Kranke diesen Artikel und die darin enthaltenen Termine zumindest mehrfach in den sozialen Medien, Whatsapp und anderen Messengern teilen und andere motivieren, auch in ihrem Namen aktiv zu werden.

Es ist wie so oft: wer nicht will, findet einen Grund, wer will, findet einen Weg! Für alle, die nach Wegen suchen, hier einige Möglichkeiten, wo man in den nächsten Wochen sein Gesicht zeigen kann.

Die kommenden Termine

1.9.2024 München

Thema: Friedensfestival München

Beginn 14.00 Uhr

Ort: Marienplatz

Veranstalter: https://muenchen-steht-auf.de/

Details: Beim Friedensfestival München, das am Marienplatz startet, erwarten die Teilnehmer LIVE-Auftritte von Uwe Steimle, Kilez More, Jens Fischer Rodrian, Guido de Gyrich, Alexa Rodrian, Äon, Ulrike Guérot, Bustek & Lapaz, Morgaine, Nina Maleika, Kayvan Soufi-Siavash, Dieter Dehm und von Überraschungsgästen. Hinzu kommen Video-Einschaltungen prominenter Künstler, Journalisten, Politiker und Friedensaktivisten. Im Rahmen dieses Anti-Kriegstags findet auch ein Umzug durch die Münchner Innenstadt statt.

14.9.2024 Wien

Thema: Wir für den Frieden in der ganzen Welt

Beginn 14.00 Uhr

Ort: Siegmund-Freud-Park

Veranstalter: https//fairdenken-austria.com, https://www.menschheitsfamilie

Details: Mit namhaften Rednern wie Maria Hubmer-Mogg, Gerhard Huber (Freiheitstrychler) u.a. sowie Musikern wie Kilez More und Ingmar Stoll, dem singenden Zimmermann, setzen wir ein Zeichen für den Frieden und die Neutralität Österreichs. Wir gehen gemeinsam durch die innere Stadt, um den Menschen deutlich zu machen, wie wichtig Frieden für uns alle ist. Nur gemeinsam werden wir erreichen, dass Menschen nicht mehr zur Waffe greifen müssen, deshalb unsere Devise „Diplomaten statt Granaten“. Zusammen mit den Freiheitstrychlern aus der Schweiz ziehen wir durch die Innenstadt und wünschen uns ganz viele Unterstützer. Wir laden alle ein dabei zu sein, egal welcher Farbe, Nationalität oder Gesinnung – jeder, der für Frieden, Freiheit und ein souveränes Volk ist, ist uns ganz herzlich WILLKOMMEN.

21.9.2024 Wien

Thema: Sternmarsch & Kundgebung: Stopp dem Krieg in der Ukraine! Stoppt den Krieg in Palästina!

Beginn 14.00 Uhr

Ort: Westbahnhof – Praterstern – Hauptbahnhof, Demozüge zum Heldenplatz mit der Schlusskundgebung um 16.00 Uhr

Veranstalter: www.stimmenfuerneutralitaet.at

Details: Seit Beginn des Krieges in der Ukraine investierten die EU-Staaten 480 Milliarden Euro in die Aufrüstung und in den Krieg. Auch Österreich plant mit „Sky Shield“ und neuen Panzern weitreichende Investitionen in Waffen. Allein die zusätzlichen Ausgaben bis 2027, insgesamt 16 Milliarden Euro, entsprechen rund zwei Dritteln der gesamten jährlichen Bildungsausgaben in Österreich. Das Bündnis „Stimmen für Neutralität“ bereitet einen Sternmarsch am 21.9.2024 vor. Wer mitmachen will, meldet sich auf der Website des Bündnisses, an dem u.a. auch Selbstbestimmtes Österreich beteiligt ist.

29.9.2024 Bodensee

Thema: Friedenskette 2024 am Bodensee/Friedensee

Beginn 14.00 Uhr

Ort: Anfang des Überlinger Sees

Veranstalter: https://www.friedenssee.eu

Details: Bodensee/Friedensee –  lago di pace, lac de paix, lake of peace  steht für Frieden und Freiheit. Kundgebung, Demonstrationen und Friedenskette von friedensbewegten Menschen aller Länder. Wir stehen zusammen für eine bessere Welt, gegen die Spaltung und Diskriminierung. We stand together for a better world. We are humans.

3.10.2024 Berlin

Thema: Initiative „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder“

Beginn 12.30 Uhr

Ort: Hauptkundgebung am Brandenburger Tor

Veranstalter: https://nie-wieder-krieg.org/

Details: Unter dem Motto „Nein zu Krieg und Hochrüstung! Ja zu Frieden und internationaler Solidarität.“ findet erneut eine bundesweite Friedensdemonstration in Berlin statt, die von namhaften Friedensorganisationen, Politikern, Institutionen, Professoren und Friedensaktivisten unterstützt wird.

DieAuftaktkundgebungen beginnen ab 12:30 Uhr

  • Willy-Brandt-Haus (für Berliner Einzugsbereich)
  • Alexanderplatz (Neptunbrunnen) (für Anreisende mit Bussen)
  • Invalidenpark (Nähe HbF) (für Zuganreisende)

Sternmarsch mit drei Demonstrationszügen. Beginn um 13:00 Uhr

Beginn der Kundgebung auf dem „Platz des 18. März“ (Brandenburger Tor) um 14:00 Uhr

Hauptkundgebung mit Rednern und Kultur um 14:30 Uhr

Kundgebungsende 16:00 Uhr

Und jeden Sonntag: Steyr

Thema: Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung in allen Facetten

Beginn: meist 17.30 Uhr

Ort: meist Stadtplatz Steyr

Details: Wem München zu weit ist: Am 1.9.2024 gehen engagierte Aktivisten bereits zum 191. Mal auf der Straße. Sie sind unabhängig, parteilos und demonstrieren durch ihre Spaziergänge, eingeleitet durch einen kurzen Impulsvortrag eines eingeladenen, oft sehr renommierten Redners, dass ihnen diese Werte so wichtig sind, dass sie nicht aufgeben sich für einzusetzen. Und das, obwohl sie schon öfters als „Nazi“ und „Rechte“ beschimpft wurden und auch vom Staatsschutz ein Auge auf sie geworfen wurde.

Zwischen 70 und 120 Menschen, die an das kleine gallische Dorf erinnern und durch ihr Tun ein klares Zeichen setzen: „Wir schweigen nicht!“ Und wer am 1.9. keine Zeit hat: auch am 8.9., 15.9., 22.9. und allen folgenden Sonntagen besteht die Möglichkeit, sich dieser engagierten Truppe für den Frieden anzuschließen.

Wie wichtig ist Frieden?

Nicht bei jedem Veranstalter lege ich meine Hand dafür ins Feuer, dass es sich nicht um gesteuerte Opposition handelt oder dass parteipolitische Interessen keine Rolle spielen. Das ist in meinen Augen aber unerheblich.

Bei allen persönlichen Zweifeln: es geht um Frieden. Da ist es eben wichtig Gesicht zu zeigen. Das Thema muss im Vordergrund stehen, es darf keine Rechts-/Links-Debatten, keine persönlichen Animositäten geben. Auch wenn es schwerfällt.

Erst wenn es gelungen ist, die potentielle Eskalation der Kriege zu unterbinden und an den aktuellen Kriegsschauplätzen zumindest ein dauerhafter Waffenstillstand herrscht, können wir uns den Luxus erlauben, uns über politische Positionen zu streiten – ganz im Sinne von Willy Brand.

„Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne den Frieden nichts.“, Willy Brandt, 3. November1981

Quelle/Autorin: Andrea Drescher auf tkp.at (dort zuerst erschienen)

Beitragsbild: © Claus Stille

„Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter“ Von Gabriele Günther – Rezension

Weiter geht’s . Und zwar irgendwie. So ist das Leben. Wie bereits angekündigt gibt es nach Gabriele Günthers hervorragenden Romandebüt „Fassadenbrüche“ (dazu meine Rezension) nun einen Anschlussroman.

Allerdings gibt es nach einem gelungenen Erstling in der Regel keine Garantie für Autoren abermals gleichermaßen Hervorragendes aufs Papier zu bringen.

Nicht zu unterschätzen ist dabei gewiss auch der psychische Druck, welcher – in diesem Falle – auf der Schriftstellerin beim Schreiben lastet. Und die Zweifel, die dabei auftauchen mögen.

Zumal ja nach Gabriele Günthers Romandebüt „Fassadenbrüche“ davon begeisterte Leserinnen und Leser sich geradezu eine Fortsetzung wünschten und einforderten.

Was, wenn diese Fortsetzung scheitert und die Leserschaft enttäuscht?

Liebe Leute, ich kann Entwarnung geben! „Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter“ habe ich gerade ausgelesen. Und zwar noch schneller als den ersten Band. So spannend war die Handlung, dass gewusst werden wollte, wie es weitergeht.Wieder sind die Kapitel keine langen Riemen und somit schnell gelesen. Zack, und schon blättert man weiter … eins geht noch.

Langeweile kommt nicht auf. Ich fand auch, dass einzelnen berichtenden und die Gedanken der Protagonisten referierenden Kaptiel im neuen Buch dramaturgisch noch ausgefeilter daherkommen als im Vorgängerroman. Unerwartete oder beim Lesen geahnte und dann sich tatsächlich bestätigende Wendungen ergeben sich aus Irrungen und Wirrungen im Leben der Protagonisten. Die doch eigentlich alle nur glücklich leben, lieben und geliebt werden wollen.

Dabei haben ja einige der Protagonisten bisher durchaus ein erfülltes Leben hinter sich und es auch zu etwas gebracht, beziehungsweise haben zumindest bis dato geglaubt, dass es so ist oder gewesen sei. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, wissen wir allerdings, dass wir alle zuweilen mehr oder weniger dazu neigen, uns selbst zu belügen. Das Leben zischt freilich dermaßen flugs dahin, dass wir oft gar nicht bemerken, dass so ist.

Hier soll noch einmal daran erinnert werden, dass das Personal des Romans jenseits der Fünfzig ist. Ein Alter ab dem Mensch nicht selten Bilanz zieht. Dabei kann unter bestimmten Umständen oder anlässlich von Ereignissen, welche einen ereilen, so manche Fehlstelle offensichtlich werden. Die Frage stellt sich plötzlich: Soll das alles gewesen sein? Und die Sehnsucht nach einem Neuanfang kann sich einstellen. Panikmodus: Achtung, letzte Ausfahrt! Und man gaukelt sich vor, dass der Neustart auch gelänge. Warum eigentlich nicht? Zu einem Neuanfang gehört aber auch der nötige Mut oder ist auch eine Portion Verzweiflung als Antriebsstoff nötig, welche die Angst vor einem solchen Schritt vernebelt. Ausgeblendet wird: Verpasstes Leben kann in der Regel nicht nachgeholt werden.

Schön allerdings, wenn einem unverhofft das Glück über den Weg läuft und man wieder Schmetterlinge im Bauch verspürt, wie weiland bei der ersten Liebe.

Doch kaum jemand bedenkt: „Jedes Glück ist flüchtig, ob es nun eine Woche anhält oder dreißig Jahre; man weint die gleichen Tränen, wenn der letzte Tag heranbricht, und würde um einen Aufschub seine Seele verkaufen.“ (Quelle: Amin Maalouf, buch The Rock of Tanios)

Wie im ersten Buch treffen wir abermals auf die uns bekannten Protagonisten: Katarina, Claudia, Johann, Sophie, Marie und Dirk. Näher werden jetzt Claudias Tochter Susan, Claudias Freund Berthold und Katarinas neue Liebe Matteo in den Fokus genommen. Matilda und Noah kommen neu hinzu und bewirken ihrerseits bewegende Veränderungen bzw. bringen Steine ins rollen. Glück, Freude, aber auch Enttäuschungen und bitterer Schmerz lassen uns als Leser nicht kalt. Wir freuen uns mit, leiden aber auch mit. Und, weil wir wissen, dass trockene Alkoholiker doch immer Alkoholiker bleiben, ahnen wir bange: Das Unheil wird seinen Lauf nehmen. Ein einschneidendes Ereignis – eine schwerwiegende Ent-Täuschung genügt, um abzustürzen.

Teuflisch, der Gedanke: Ach, das eine Glas Wein wird schon gehen.

Erinnert sich noch jemand an die erfolgreiche Fernsehserie „Lindenstraße“? Haben wir da nicht manchmal gedacht: Quasi alle nur möglichen Probleme in einer Straße? Ist das realistisch. Das war natürlich dramaturgisch bedingt. Und deshalb im Lindenstraßen-Kosmos konzentriert. Die von Hans W. Geißendörfer beackerten Themen, privater oder gesellschaftlicher Natur waren wichtig und real. Und letztlich hat uns Zuschauer diese Serie auch zu Denken gegeben. Letztlich ging es um das Leben, darum wie man damit zurecht kommt. Und das ist realistisch.

Realistisch ist auch das Leben der Protagonisten im Kosmos des Folgeromans von Gabriele Günther. Wir alle können Kenntnis von Menschen aus dem realen Leben haben, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Mögen diese Zeitgenossen auch auf ihren Grundstücken mit gepflegten Vorgärten, hinter den Fassaden ihrer Einfamilienhäuser oder jenseits der blank gewienerten Fenster ihrer Wohnungen auf eine anscheinend heile Welt deuten lassen. Jeder von ihnen hat sein Päckchen zu tragen. Und seine Leichen im Keller? Wie wird mit Einsamkeit umgegangen? Wie damit, wenn festgestellt werden muss, belogen worden zu sein? Was mir schon früh schwante: „Liebe und Hass liegen nahe beieinander.“ Im Roman wird das sehr deutlich. Eben „nicht nur im Beziehungsalltag, sondern auch im Gehirn, wie Wissenschaftler anhand von Scans nun belegen konnten. Beide Gefühle aktivieren teilweise die gleichen Hirnregionen.“ (Quelle: SPIEGEL)

Während im ersten Buch Fassaden Risse bekamen, der Putz bröselte, wanken nun bereits auch Mauern. Selbst die Beziehungen der Menschen untereinander, welche zurückliegend noch gemeinsam Silvester (im ersten Buch beschrieben) feierten, weisen aus den unterschiedlichsten Gründen Auflösungserscheinungen auf. Wir kennen das selbst: Wenn Freundschaften nicht gepflegt werden, aufgrund aufgetretener Animositäten, beziehungsweise aus Furcht vor Missverständnissen, schlafen sie ein.

Ja, irgendwie geht’s weiter. Aber meistens anders als man sich das denkt. Leben – zu leben – ist und bleibt nun einmal eine Herausforderung. Bei unserer Geburt werden wir sozusagen ungefragt ins Leben geworfen.

Foto: ©Claus Stille

Apropos Leben: Seien Sie auf den Schluss gespannt.

Der Verlag zum Buch

In „Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter“ setzt Gabriele Günther die packende Geschichte fort und gewährt tiefere Einblicke in die komplexen Charaktere und ihre Geheimnisse. Atemlos begleiten wir sie durch ein Jahr voller überraschender Wendungen, Glück und Unglück, verheerender Entscheidungen und fataler Konsequenzen. Ein Roman über die nie endende Suche nach Liebe, Glück und Selbstverwirklichung. Er erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, Hoffens und Loslassens und davon, wie sehr sich Liebe und Hass ähneln Seien Sie gespannt auf neue Wendungen, emotionale Momente und eine fesselnde Handlung, die Sie nicht mehr loslassen wird.

Einmal mehr ein spannendes Buch von Gabriele Günther. Was wird sie als nächstes schreiben? Man darf gespannt sein. Weiterschreiben, bitte!

Übrigens kam mir der Gedanke, ob diese beiden Bücher nicht auch Stoff für einen oder zwei Filme sein könnten.

Das Buch

Gabriele Günther

Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter

Herausgeber ‏ : ‎ PROOF Verlag Erfurt; Neuauflage (1. Juni 2024)

16,90€

Zur Autorin

Foto: PROOF Verlag

Gabriele Günther, 1956 in Fürstenberg/Havel geboren, kommt mit vier Jahren nach Süddeutschland. Nach dem Besuch des Gymnasiums verbringt sie zehn prägende Jahre in Berlin. Sie lebt in dritter Ehe in Baden-Württemberg. Eine Tochter, ein Sohn, zwei Enkel.

Nach ihrem Berufsleben als Physiotherapeutin und Heilpraktikerin mit zwei eigenen Praxen widmet sie sich dem Schreiben. Ihre Inspiration: der ganz normale Alltag der deutschen Mittelschicht, Beobachten, Reden, Erleben, Zuhören, Mitfühlen, Nachdenken. Oder um Erich Kästners Fabian aufleben zu lassen: Die Fähigkeit, durch Wände in Wohnzimmer zu schauen, wäre nichts im Vergleich zur Fähigkeit, das Gesehene zu ertragen.

Wir lassen uns nicht vor euren Karren spannen – Borussia ohne Rheinmetall!

Drei Tage vor dem Champions League-Finale lässt der BVB eine buchstäbliche „Bombe“ platzen: Der Düsseldorfer Waffenhersteller Rheinmetall wird neuer Champions-Werbepartner!
Auch wenn es in einer solch heterogenen Fanszene wie der von Borussia Dortmund angesichts der weltpolitischen Lage unterschiedliche Meinungen zur grundsätzlichen Notwendigkeit von Rüstungskonzernen gibt, sind wir uns allerdings in folgenden Punkten einig:

  • Zu keinem Zeitpunkt hat es eine Beteiligung von Fanvertretern gegeben. Der in der Öffentlichkeit entstandene Eindruck, Fanvertreter seien bei der Entscheidungsfindung zum Deal mit der Firma Rheinmetall befragt worden, ist unzutreffend. Eine Abstimmung hat ebenso wenig stattgefunden. Im Rahmen des Klub-Fan-Dialoges sind Fanvertreter kurz vor Bekanntgabe der Partnerschaft lediglich darüber informiert worden, dass Verhandlungen zwischen beiden Parteien stattfinden würden.
  • Die Art der Kommunikation sowie der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Partnerschaft zeugen von ausgeprägtem Kalkül auf Seiten der Vereinsverantwortlichen. Insbesondere der Zeitpunkt lässt darauf schließen, dass die Reaktionen auf diese kontrovers diskutierte Entscheidung bewusst durch die Berichterstattung rund um das Champions League-Finale überstrahlt werden sollten. Negative Auswirkungen auf die Fanszene wurden dabei bewusst in Kauf genommen.

Dass sich die Verantwortlichen des BVB und all seine Gremien dazu bereiterklärt haben, die Strahlkraft von Borussia Dortmund dafür einzusetzen, das öffentliche Ansehen eines Rüstungskonzerns zu verbessern und dabei die eigenen Werte über Bord zu werfen, lehnen wir entschieden ab. Wir werden den Verantwortlichen nicht den Gefallen tun und die Sache – wie durch den Zeitpunkt der Veröffentlichung womöglich erhofft – auf sich beruhen lassen. Das dürfte allen Beteiligten klar sein.

Im Hinblick auf den Saisonstart gegen Eintracht Frankfurt rufen wir deshalb jeden einzelnen Borussen und jeden Fanclub dazu auf, seinen Unmut über den Deal mit Rheinmetall ins Stadion zu tragen. Bereitet hierzu gerne Schilder und/oder Spruchbänder vor, mit denen ihr zu Beginn der zweiten Halbzeit eure Kritik zum Ausdruck bringen könnt.



Unterzeichnende Fanclubs und Gruppen:

AKLP
Ater Flavus Nord
Bergsträßer Borussen
Black Vorest Borussen
Blackstars Werl 2005
Blombergs schwarzgelbe Jungs
BORUSSIA EAST
Britannia Dortmund e.V.
Brotherhood Dortmund 2015
BVB Fanatics Oppenau
BVB Fanclub „Stadioncrew“ Dortmund
BVB Fanclub 09NACH12
BVB Fanclub BLIND DATE
BVB Fanclub Dortmund-Süd 1988
BVB Fanclub Frechen
BVB Fanclub Hilter aTW seit 1992
BVB Fanclub Leine-Weser-Power
BVB Fanclub Ortenau e.V.
BVB Fanclub Regensburg e.V.
BVB Fanclub „Rhein-Ruhr-Borussen“
BVB Fanclub Rügen
BVB Fanclub Schwarz-Gelbe Essener e.V.
BVB Fanclub „Zum Brunnen Werl“ e.V.
BVB Norway – Borussentrolle
BVB Powerland 86
BVB Supporters Altmark
BVB Supporters Fan-Club SH
BVB Supporters Lennetal
BVB Supporters Mömlingen since 2007 e.V.
BVB Supporters Münster
BVB-Fans-Dreierwalde-1987-Aa-POWER
BVB-Freunde Menden
Chemnitzer Borussen
Companeros Dortmund
DEAF BVB Fanclub
DESPERADOS DORTMUND
Die Motivierten Lüner 2006
Die PÖHLER
Die Rhöngeier 1995 e.V.
Dortmunder Ems Borussen
DU-schöner BVB 1909
Eagles
Fan Club Polnische Borussen
Fanclub Ball Heil Hurra
Fanclub Borussenstern1996
Fanclub Einigkeit
Fanclub Fulda goes BVB
Fanclub PaderBorussen
Fanclub Zone09
FC Stammtisch Ardeyblick
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Foto: ©Claus Stille

Quelle: Bündnis Südtribüne

Hetzkampagne gegen BSW – oder: Der richtige „Experte“ für wertewestliche Propaganda

Sahra Wagenknecht, ihr Bündnis und Linke per se seien antisemitische Verschwörungsideologen: Kurz vor den ostdeutschen Wahlen darf der deutsche Chef-Antisemitenjäger noch mal richtig hetzen. Für die Beleidigungsorgie verzichtet die Qualitätspresse auf journalistische Mindeststandards.

Von Susan Bonath

Das politische und mediale Establishment in Deutschland ist auf Kriegskurs. Es trommelt laut gegen aufgeblasene Feindbilder, wie Russland, China, Iran, Hamas und Co. Seine Sorge vor einem Sieg der Kriegsgegner bei den bevorstehenden Wahlen in Ostdeutschland scheint groß. Mit als „Journalismus“ getarnter Propaganda, die jedweder journalistischen Mindeststandards entbehrt, haut die „Qualitätspresse“ plump drauf. Am medialen Pranger steht wieder mal Sahra Wagenknecht und ihr gleichnamiges Bündnis.

Beleidigungsorgie in Anführungsstrichen

Diesmal interviewte das rechte, für Hetze gegen ärmere Minderheiten wie Bürgergeldbezieher, Muslime oder Migranten insgesamt bekannte Axel-Springer-Blatt Welt den Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster. Das Blatt ließ ihn munter Beleidigungen gegen Wagenknecht, ihr Bündnis (BSW) und Linke ganz allgemein aneinanderreihen – ohne nach einer fundierten Begründung zu fragen, geschweige denn, die Beleidigte selbst anzuhören.

Man kann Schusters Beleidigungsorgie, verpackt in Anführungsstriche, zusammenfassen: Wagenknecht, die sich gegen Waffenexporte an Kriegsparteien wie Ukraine und Israel ausspricht, befeuere „den Israelhass“, vertrete ein „vereinfachtes Weltbild im Nahostkonflikt“, habe einen „Hang zur Verschwörungstheorie“ und fröne einem „strukturell antisemitischen Weltbild“, was man schon „während Corona gesehen“ habe. Ihre Denkweise sei, behauptete Schuster weiter, „in der politischen Linken nicht untypisch“.

Projektionen eines Geschichtsverfälschers

Als einzigen vermeintlichen „Beleg“ fügt der Zentralratschef eine eigene Behauptung an: So bekämpfe Israel schließlich die Hamas und nicht die Palästinenser. Angesichts dessen, dass Israel den gesamten winzigen Gazastreifen mit über zwei Millionen eingepferchten Menschen darin binnen weniger Monate zu einer Trümmerwüste gebombt und mindestens 40.000 Palästinenser getötet hat – die tausenden Vermissten unter den Schuttbergen nicht mitgerechnet – kann man das durchaus anders sehen.

Dann stellt Schuster selbst eine so platte wie populistische „Gegenfrage“: „Was wäre in Deutschland los, wenn uns ein Nachbarland regelmäßig mit Raketen beschießen würde?“ Kein Wort verliert er über den Grund dafür, nämlich das jahrzehntelange menschen- und völkerrechtswidrige Vorgehen Israels gegen die Palästinenser: Massenvertreibung und -enteignung, zunehmender Landraub durch Siedler, militärische Besatzung und Unterdrückung, rassistische Apartheid-Politik mit allem Drum und Dran.

Mit anderen Worten: Ein Interessensvertreter, der selbst geschichtsverfälschende, vereinfachende Plattitüden vorträgt und unsachlich die berühmte Antisemitismus-Keule schwingt, bezichtigt eine andere Person, dieselben Methoden anzuwenden. Man könnte hier mit Fug und Recht Projektion vermuten.

Beliebte PR-Masche: Zitieren Gleichgesinnter

Die brutale Besatzung durch Israel und der Hamas-Angriff auf Israel sind zweifellos je eine Seite derselben Medaille. Erstere ist sogar der Grund für die Existenz der Hamas in Palästina, der Hisbollah im Libanon und anderer bewaffneter Gruppen. Des einen Terrorist ist nun einmal des anderen Befreiungskämpfer.

Unabhängig von kritikwürdigen Einzeltaten: Dass Israel mit seinem Unterdrückungssystem den Grund für Befreiungswünsche liefert und diese als solche legitimiert, kann niemand ernsthaft bestreiten. Doch statt Schuster darauf anzusprechen, pfeift das Springerblatt wie üblich auf die gebotene journalistische Sorgfalt.

Und das hat seinen Grund: Ein wohlwollendes Interview mit einem politisch Gleichgesinnten ist eine genauso beliebte Methode großer Medien, eigene Propaganda zu verbreiten, wie das Befragen gleichermaßen einseitig ausgewählter „Experten“. Man verpacke einfach eine politische Botschaft – hier: Wagenknecht sei unwählbar – in passende Zitate Dritter, schon hat man seine PR-Kampagne.

Axel-Springer-Verlag verdient selbst an Besatzung

Nun hätte der Rest der deutschen „Qualitätspresse“ zumindest wissen können, dass der Axel-Springer-Verlag als Herausgeber der Welt in Sachen Israel alles andere als unparteiisch ist. Vielmehr gibt er sich ganz offen geradezu als Lobbyist dieses Staats. Zum Beispiel veranstaltet er jährlich mit der Jerusalem Post eine Israel-Konferenz.

Mehr noch: Springer hat sogar ein eigenes finanzielles Interesse an einer positiven Darstellung des zionistischen Staates, der zum Leid vieler jüdischer Betroffener stets behauptet, die Heimstatt aller Juden weltweit zu sein. Denn der Verlag verdient selbst Geld an der Besatzung, und zwar durch den Verkauf von Immobilien im völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland – und fördert so den Landraub.

Antisemitische Antisemitismus-Keule

Statt die unzweifelhaft vorliegenden Eigeninteressen des Verlags zu berücksichtigen, das Interview entsprechend auseinander zu nehmen und vor allem einmal die Gegenseite, also Sahra Wagenknecht oder Sprecher ihres Bündnisses zu befragen – eigentlich eine Pflicht von Journalisten – übernahmen deutsche Leitmedien, sogar öffentlich-rechtliche, ungeprüft die diskreditierenden Beleidigungen Schusters.

Das selbsterklärt „liberale“ und „Qualität“ beanspruchende Blatt Die Zeit setzte sogar noch eins drauf: Es führte nicht näher benannte „Antisemitismusforscher“ ins Feld. Diese, so die Zeitung, attestierten eine „strukturelle Verwandtschaft von verschwörungsideologischem Denken sowie personalisierter Systemkritik mit Antisemitismus“. Platter geht es wirklich nicht. Und da kein Name genannt wird, kann man noch nicht einmal die Quellen prüfen, auf die sich das Blatt angeblich bezieht.

…und platter Antikommunismus

Das ist die klassische Nummer: Wer einzelne Kapitalisten, also beispielsweise den Vorstand der Deutschen Bank oder den Chef des Pharmakonzerns Pfizer kritisiert, müsse automatisch an „böse mächtige Eliten“ denken und dies mit Juden in Verbindung bringen. Anders ausgedrückt: Kritik am Handeln von Kapitalisten sei grundsätzlich durch nichts Geringeres motiviert, als astreine Naziideologie. Zur Erinnerung: Die deutschen Nazis enteigneten jüdische Firmeninhaber und beschenkten damit deutsche Kapitalisten.

Nun hat vermutlich kaum ein Kapitalismuskritiker so eine Gedankenverrenkung jemals tatsächlich vollzogen. Mehr noch: Dieser platte und unbelegte Vorwurf basiert ja selbst auf eigenen antisemitischen Denkmustern. Und insgesamt dient er ersichtlich nur einer Sache: allen Kritikern des realen monopolkapitalistischen Wahnsinns einen Maulkorb zu verpassen. Der systemkonforme, alltägliche Antikommunismus lässt grüßen.

Wertewestliche Propagandapresse

Theoretisch könnten Wagenknecht und ihr Bündnis jetzt eine Gegendarstellung in gleicher Länge wie die Beleidigungsorgien in allen Medien verlangen. Sie hätten das Recht dazu, dann wohl aber gleichsam viel zu tun. Denn als Journalismus getarnte PR-Kampagnen und diskreditierende Pranger für unliebsame Personen sind inzwischen Alltag in deutschen Medien. Schon morgen droht die nächste Salve.

Immer ungenierter verbreiten große Medienhäuser konzertiert als „Journalismus“ getarnte Desinformation, darunter hanebüchene Lügen über Russlands angebliche Gelüste, ganz Europa zu erobern, abgetippte israelische Hasbara-Fake-News von geköpften Babys oder haltlose Verleumdungskampagnen gegen Professoren wie Michael Meyen, Journalisten wie Gabriele Krone-Schmalz und Patrik Baab oder gegen unerwünschte Kriegsgegner wie Wagenknecht.

Von wegen, es gäbe im wertewestlichen Deutschland keine schrille Propagandapresse.

Quelle: RT DE

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Offener Brief von Nicht-Prominenten an den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

Wolfgang Kammerer, Gutenbergstraße 9, 99423 Weimar

Bundeskanzleramt

Bundeskanzler Olaf Scholz

Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin

Weimar, 5. August 2024

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

wir schreiben Ihnen als Angehörige einer Generation, die als Kinder noch die letzten Hungermonate des zweiten Weltkrieges oder die Mangeljahre danach erlebt haben. Wir sehen noch unsere Väter vor uns und die vielen anderen Männer mit den amputierten Armen und Beinen. Wir sehen unsere Spielkameraden, deren Väter „im Krieg geblieben“ waren. Wir erinnern uns an unsere Spiele in den Trümmern der Städte und an unsere durch Krieg und Flucht traumatisierten Eltern. Wir haben Angst!

Wir haben Angst, dass unsere Kinder und Enkel aus einem erneuten Weltkrieg ähnlich versehrt zurückkehren oder nie wieder nach Hause kommen, dass deren Kinder und Enkel wieder in Bombenkratern spielen. Wir haben Angst um unser Land! Wir sind aufgewachsen mit dem unabdingbaren Grundsatz „Nie wieder Krieg!“, einer Maxime, die selbst bei massiven Drohungen im „Kalten Krieg“ zu diplomatischen Anstrengungen führte, den Frieden zu bewahren.

Herr Bundeskanzler, Sie haben versprochen, alles zu tun, dass Deutschland nicht in einen Krieg hineingezogen wird. Wir schätzen sehr, dass Sie bisher standhaft gegen eine Lieferung des Taurus-Marschflugkörpers geblieben sind und damit ihrem Versprechen folgen. Jetzt aber sollen als Drohung gegen Russland in der Bundesrepublik „weitreichende Waffensysteme“ der USA stationiert werden – ohne Beschluss eines Verfassungsorgans und ohne dass die deutschen Bürger gefragt wurden. Es gibt nicht einmal einen NATO-Beschluss. Statt notwendiger Rüstungskontrolle steht nun ein neues Wettrüsten an – mit der Gefahr, dass Deutschland zum zentralen Kriegsschauplatz in Europa wird. Dass Sie als SPD-Politiker diese hochgefährliche USA-Entscheidung befürworten, macht uns fassungslos. Wir bitten Sie, kehren Sie zurück zum Friedenskurs von Willy Brandt! Gehen Sie alle diplomatischen Wege, die helfen, das Töten in der Ukraine und auf der Welt zu beenden. Setzen Sie auf den Ausgleich der Interessen, verbieten Sie deutsche Lieferungen von Waffen, die zu einem Weltkrieg führen könnten, verhindern Sie die Stationierung von USA-Langstreckenraketen in Deutschland!

Seien Sie ein Friedenskanzler, wir bitten Sie!

Hochachtungsvoll,

Wolfgang Kammerer, Redakteur, 76 Jahre, Weimar, im Namen aller auf Seite 2 Unterzeichnenden:

(Offener Brief von Nicht-Prominenten an den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Seite 2)

Wir zeichnen den Offenen Brief von Nicht-Prominenten vom 5. August 2024 an den Bundeskanzler

und geben unser Einverständnis zur Veröffentlichung:

Prof. i.R. Dr. habil. Christina Parnell, Literaturwissenschaftlerin, Weimar

Ingrid Keller, Gymnasiallehrerin, 85, Weimar

Brigitte Frank, Diplom-Ingenieurin, 77, Weimar

Wolfgang Frank, Diplom-Ingenieur, 81, Weimar

Robert Hoffmann, IT-Techniker, 79, Weimar

Renate Hoffmann, Diplom-Lehrerin, 75, Weimar

Dagmar Brand, Werkstoffprüferin, 78, Weimar

Uta Eckardt, Gymnasiallehrerin, 84, Weimar

Gerd Hellmann, Diplom-Ingenieur, 82, Weimar

Dr. med. Arnhild Hellmann-Geyer, Ärztin, 81, Weimar

Gisela Squara, Tierärztin., 77, Weimar

Brigitte Heinze, Lehrerin, 76, Weimar

Karin Haustein, Lehrerin/Schuldirektorin, 77, Weimar

Claudia Hey, Baustoffingenieurin, 67, Weimar

Andreas Hey, Baustoffingenieur, 70, Weimar

Volkmar Dörrer, Ingenieur, 74, Weimar

Martina Dörrer, Kartografin, 66, Weimar

Ingrid Grasse, Diplomlehrerin, 80, Weimar

Christiane Kloweit, Diplom-Journalistin, 70, Weimar

Klaus Liepsch, Ingenieur, 74, Weimar

Evelyn Liepsch, Diplom-Musikwissenschaftlerin, 67, Weimar

Maria Ewers, Baustoffverfahrenstechnikerin, 69, Weimar

Dr. Thomas Ewers, Mathematiker, 75, Weimar

Friedhelm Gardlo, Landwirt, 80, Gera-Lusan

Maria Gardlo, Angestellte, 77, Gera-Lusan

Helmute Geiger, Gymnasiallehrerin, 82, Erfurt

Hans-Werner Geiger, Gymnasiallehrer, 82, Erfurt

Barbara Stankowski, Lehrerin, 81, Ohrdruf

Monika Görbing, Fotografin, 82, Erfurt

Harald Görbing, 85, Produktionsleiter, Erfurt

Christel Lautert, Diplom-Journalistin, 70, Erfurt

Sabine Horsch, Psychologische Beraterin, 70, Erfurt

Hannelore Tovazzi, Kostümgestalterin, 85, Berlin;

Hatmut-Erika Fritsche, Tänzerin, 85, Berlin

Ingrid Triebe, Lehrerin, 86, Berlin

Ilse Feltz, Bühnenbildnerin, 80, Berlin

Brigitte Rappe, Krankenschwester, 84, Berlin

Monika Lange, Verkäuferin, 64, Berlin

Regina Bretthauer, Altenpflegerin, 74, Berlin

Karin Nestler, Versicherungsmaklerin, 70, Berlin

Lisa Wolf, Dipl.-Psychologin und Psychotherapeutin, 70, Berlin

Christine Schulze, Verkaufsberaterin, 73, Berlin

Martina Richter, Erzieherin, 69, Eiche bei Berlin

Ursula Schneider, Altenpflegerin, 73, Berlin

Roswitha Friedel, Einzelhandelskauffrau, 66, Luckenwalde

Dr. Grete Becker, Architektin, 85, Berlin

Bodo Quart, Zugbegleiter, 85, Berlin

Dr. Gunter Nimmich, Kulturwissenschaftler, 78, Berlin

Karis Selbmann, Dipl.-Wirtschaftsingenieurin, 68, Leipzig

Prof. Dr. habil. Gerd Horsch, Ingenieurwissenschaftler, 84, Dresden

Am 5. August 2024 gesendet an:

Bundeskanzler Olaf Scholz (per Post als Einschreiben und per email ans Bundeskanzleramt)

SPD-Fraktion im Bundestag

Thüringer Allgemeine, TLZ, BILD Th.,

Sächsische Zeitung, Dresdner NN, LVZ, Freie Presse

Volksstimme, Mitteldeutsche Zeitung

Märkische Oderzeitung, Märkische Allgemeine

Schweriner Volkszeitung, Ostsee-Zeitung, Nordkurier

Berliner Zeitung, Tagesspiegel, Morgenpost, BILD/BZ Regio Ost,

WELT, FAZ, Frf.Rundschau, Westdeutsche Allg., Süddeutsche, Stuttgarter Zeitung,

Rheinische Post, Kölner Stadt-Anzeiger, Trierischer Volksfreund, weserkurier,

taz, ND, junge welt, NZZ

Freitag, Die Zeit, Stern, Spiegel, Focus, emma

Redaktions-Netzwerk Deutschland

Mediengruppen: -passau, -oberfranken, ippen-, madsack-, dvgg-, bauer-media, schäbisch-media,

M. du Mont-, Westd. Medienholding, Funke-Medien,

NachDenkSeiten, infosperber,

Antenne Th, Landeswelle, MDR Th, MDR aktuell, d-radio, Radio FREI, RadioLOTTE,

ZDF Th.

Foto: ©Claus Stille

Mit folgendem Anschreiben:

Quelle: Pressemitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung!  

Kriegs- und Nachkriegskinder bitten Olaf Scholz um Frieden“

– Offener Brief von Nichtprominenten 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Fünfzig Bürger der Jahrgänge 1938 bis 1958 aus Weimar, Berlin, Erfurt, Gera, Leipzig und Dresden haben heute einen Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz gesandt. Um ihn wirklich zu einem Offenen Brief zu machen, erhalten Sie ihn ebenfalls, mit der Bitte um Veröffentlichung! Vielen Dank im Voraus.

Beitragsfoto: ©Claus Stille

Flying Column (Himmelssäule der Weltreligionen des Dortmunder Künstlers Leo Lebendig)

Wohnungspolitik für Immobilienhaie: Rendite durch Mangel

Die Wohnungskrise in Deutschland spitzt sich zu. Gebaut wird zu wenig, der Mangel wird größer, die Mieten schnellen weiter hoch, politische Versprechen bleiben Sonntagsreden. Nach kurzer Flaute steigen auch die Immobilienpreise wieder. Das hilft Spekulanten, Banken und Immobilienhaien.

Von Susan Bonath

Der Abwärtstrend bei den deutschen Immobilienpreisen ist nach zwei Jahren Flaute offenbar gestoppt. Das legen neue Erhebungen des Verbands Deutscher Pfandbriefbanken (VDP) und des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) nahe. Zugleich sorgt eine stoisch untätige Politik dafür, dass sich der Wohnraummangel zuspitzt, was die Mieten immer höher treibt. Banken und Spekulanten dürfen auf höhere Renditen hoffen, Deutschlands Mieter werden weiter abgezockt.

„Stabilität“ durch Wohnraummangel

Laut VDP-Daten für das zweite Quartal 2024 ist der kurzzeitige Rückgang bei den Immobilienpreisen seit Anfang dieses Jahres wohl endgültig gestoppt. Es geht wieder nach oben, wenn auch nicht in jeder Großstadt und regional sehr unterschiedlich. VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt will noch keine „Trendumkehr“ ausrufen. Aber, so erklärte er, „die schwierige Lage“ entspanne sich.

Der BVR spricht von einer „schleppenden Erholung der Wohnimmobilienpreise“. Der Verband sieht „den Markt“ zwar weiterhin von hohen Zinsen belastet. Doch BVR-Präsidentin Marija Kolak ergänzte: „Wir sehen, dass sich die Preise langsam stabilisieren und nicht weiter sinken, vor allem weil der Wohnraummangel weiter zunimmt“.

Jetzt, plädierte Kolak, müsse allerdings das Bauen günstiger werden: weniger Vorschriften, geringere Grunderwerbssteuer, mehr staatliche Förderung. Mit anderen Worten: Der Staat möge einmal mehr ganz marktgerecht denen unter die Arme greifen, die sich den Eigenbau noch leisten können.

Die weniger betuchten Opfer der Wuchermieten hingegen sollen zusehen, wo sie bleiben – zum Beispiel in Berlin, wo sich die kalten Quadratmeterpreise in den letzten zwölf Jahren auf durchschnittlich fast 13 Euro pro Monat verdoppelt haben – und immer noch ungebremst steigen, zur Freude von Immobilienhaien.

Leere Wahlversprechen

Seit Jahren klagt der Deutsche Mieterbund (DMB) über einen Höhenflug der Mietpreise, insbesondere in Großstädten. „Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und zwar sofort“, forderte DMB-Präsident Lukas Siebenkotten Ende Juni bei der Vorstellung neuer Daten für das Jahr 2022. Außerdem warte er noch immer auf die versprochene Wohnungsbau-Offensive. Beides, so mahnte er, habe die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart.

Doch an der Umsetzung hapert es nicht nur, sie ist offenbar nun ganz vom Tisch. Ein Gesetzentwurf gegen Mietwucher verstaubt offenbar in der Regierungsschublade. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) empfahl erst Ende Juli allen Mietern, denen ihre Wohnung in der Stadt zu teuer werde, doch einfach raus aufs Land zu ziehen. Dort stünden angeblich zwei Millionen Wohnungen leer, behauptete sie.

Dass es auf dem Land nicht nur an Arbeitsplätzen mangelt, sondern auch an Nahverkehr, Kindertagesstätten, Ärzten, Krankenhäusern, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, dies seit langem und immer mehr, ist bekannt. Auch daran hat sich, trotz Klagen und politischer Versprechen, nicht viel verändert.

Flucht aufs Land

Das dem Kapital nahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berichtete jüngst, dass Mietwohnungen vor allem in größeren Städten immer knapper und teurer werden. Vielen Menschen bleibt da gar nichts anderes übrig, als die Flucht aufs Land – was dann letztlich auch dort die Preise in die Höhe treibt.

Laut SWR zum Beispiel flüchten immer mehr finanziell überlastete Städter in Baden-Württemberg in die Provinz. Es herrsche ein regelrechter Abwanderungstrend aus teuren Metropolen, heißt es. Trotzdem schießen die Preise dort immer weiter hoch und belasten freilich die Ärmeren am stärksten.

Überflüssiges Extraministerium

Nun werfen Politiker bekanntlich gern den Armen vor, sich einfach nicht genügend anzustrengen. Weshalb sie dann die Peitsche zücken, beispielsweise mit den Hartz-IV-, heute Bürgergeld-Sanktionen oder Arbeitslosengeld-Sperren. Die Selbstreflexion ist hingegen sehr viel geringer ausgeprägt. So schuf die Ampel extra ein Bauministerium auf Steuerzahlerkosten, das offensichtlich überflüssig ist.

Dieses erste eigenständige Ministerium dieser Art trat vor zweieinhalb Jahren an, um eine große „Offensive“ zu starten: 400.000 neue Wohnungen pro Jahr sollten gegen den Mangel entstehen. Obwohl selbst das zu wenige gewesen wären, erreichte Geywitz’ Haus in keinem Jahr auch nur annähernd dieses Ziel. Ihre Ausrede kürzlich gegenüber der Osnabrücker Zeitung: „Es ist auch viel umweltfreundlicher, vorhandene Häuser zu nutzen, statt neue zu bauen.“

„Bätschi – das wird ganz schön teuer!“

Das ist mal eine klare Botschaft an Betroffene: Hey, ich hab’ darüber noch mal nachgedacht und wir bauen die versprochenen Wohnungen nun doch nicht, wegen der Umwelt und so. Man spürt den Stinkefinger förmlich und hört ihre Parteikollegin Andrea Nahles, heute Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), noch raunen: „Bätschi, sag’ ich dazu nur, und das wird ganz schön teuer!“

Zusammenfassen lässt sich das wie folgt: Mietpreisbremsen, die nichts bremsen, Konzepte, die in der Schublade versauern, und ad acta gelegte Wohnungsbauvorhaben machen viele ärmer und schaffen ein Mekka für Mietwucher, Immobilienhaie, Spekulanten und Banken. Das ist Reichenpolitik, wie sie im Buche steht. Ob das vielleicht der wahre Plan der Bundesregierung war? Das wird sie uns wohl nicht verraten.

Quelle: RT DE

Foto: ©Claus Stille

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Misswirtschaft: Ampel bittet Opfer ihrer Politik zur Kasse

Energiekrise, Teuerung, Massenentlassungen, mehr Arme und Arbeitslose, zugleich Fachkräftemangel: All das verantwortet die Bundesregierung maßgeblich selbst. Doch statt die Ursachen zu bekämpfen, setzt sie auf bekannte „Strategien“: Die „kleinen Leute“ sollen blechen.

Von Susan Bonath

Wenn die Regierung eine Energiekrise mit Sanktionen herbeiführt und Unternehmen in die Pleite oder Flucht treibt, ist es nur logisch, dass dann viele Jobs verschwinden und die Arbeitslosenzahlen steigen. Diese Folgen werden in Deutschland immer spürbarer. Doch die selbstgeschaffenen Ursachen interessieren die Ampel nicht. Sie lässt, wie gewohnt, die Betroffenen für die Folgen ihrer Politik bezahlen.

Stellenabbau überall

Ob bei Infineon oder Thyssen-Krupp, bei Esprit oder Dunkermotoren: Immer mehr Arbeitsplätze verschwinden in oder aus Deutschland. Der Stellenabbau nimmt Fahrt auf, die Arbeitslosenzahlen steigen wieder.

Das erhöht auch das Erpressungspotenzial für die Konzerne, die sich trotzdem noch in Deutschland ansiedeln wollen. Sie halten die Hände auf für erkleckliche Summen aus den steuerfinanzierten Subventionstöpfen. Immer mehr Geld verschenkt der deutsche Staat mit Vorliebe an milliardenschwere DAX-Riesen, während der Mittelstand zusehen muss, wo er bleibt.

Steuerzahler subventionieren Konzernprofite
Ein Beispiel ist der Intel-Konzern. Rund ein Drittel seiner anvisierten Investionssumme von 30 Milliarden Euro für ein Werk in Magdeburg, Sachsen-Anhalt, will der Halbleiter-Hersteller als Geschenk vom deutschen Steuerzahler mitnehmen, ganze zehn Milliarden Euro. Das ist mehr als ein Drittel der jährlichen Gesamtausgaben für fast sechs Millionen Menschen, inklusive Kinder, in sogenannten Bürgergeld-Bedarfsgemeinschaften.

Wie viele Arbeitsplätze dabei rausspringen werden, steht allerdings noch in den Sternen. Überhaupt: Es könnte sein, dass Intel kurzerhand noch aussteigt aus dem Vorhaben. Es läuft wohl insgesamt nicht ganz so gut mit der Rendite. So ist der Konzern gerade im Begriff, weltweit 15 Prozent seiner Mitarbeiter zu entlassen.

Es ist das übliche Prozedere: Kosten sparen und Rendite steigern durch Stellenabbau und Steuergeschenke. Anders ausgedrückt: Der Steuerzahler subventioniert Konzerngewinne und zahlt die Zeche. Ganz zu schweigen von ausgeprägten Steuerflucht-Tendenzen bei den superreichen Profiteuren.

Geschönte Arbeitslosenzahlen

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit folgt auf dem Fuße. Noch läuft es schleichend. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) klagt seit Monaten über eine „schwache Konjunktur“ und einen stärkeren Zuwachs an Erwerbslosen als „saisonal üblich“, zuletzt im Juli. Das Schönrechnen der Zahlen ist dabei Programm: Denn wer zwar eigentlich ohne auskömmlichen Job ist, aber gerade arbeitsunfähig oder nur geringfügig beschäftigt, fällt aus dieser Statistik heraus.

Rechnet man zu den offiziell gut 2,8 Millionen Arbeitslosen die Krankgeschriebenen, Kinder Erziehenden oder Angehörige Pflegenden ohne Job hinzu, kommt man laut BA auf 3,6 Millionen Betroffene. Zudem verfügen mehr als 4,2 Millionen Menschen ausschließlich über einen Minijob, von dem sie nicht leben können.

Die realistische Arbeitslosenzahl dürfte somit in etwa bei acht Millionen liegen, dazu noch eine unbekannte Dunkelziffer – Tendenz steigend. Diesen standen im Juli rund 700.000 bei der BA gemeldete offene Stellen gegenüber, ein beachtlicher Teil davon nur Teilzeit, befristet oder geringfügig, ein anderer Teil für hoch spezialisierte Fachkräfte, die ein Studium oder andere, lange akademische Ausbildungen voraussetzen. Die BA verzeichnet seit einiger Zeit wieder einen Rückgang der Jobangebote.

Deutschland verrottet

Wäre der Bundesregierung daran gelegen, Wirtschaft, Arbeitsplätze, auskömmliche Löhne und hart erkämpfte soziale Rechte zu sichern, den Wohlstand für alle zu erhöhen, statt die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrößern, könnte sie einiges dafür tun, zum Beispiel: die preistreiberischen Sanktionen auf russische Energieträger aufheben; in Soziales, Gesundheit, Bildung und Infrastruktur investieren; passende Ausbildungen fördern; die Kaufkraft durch gute Mindestlöhne und binnenwirtschaftliche Investitionen stärken, und so weiter.

Das tut die Ampel und taten ihre Vorgängerregierungen allerdings nicht. Man kann die Folgen gar nicht alle aufzählen, daher nur ein paar Beispiele. Bahn, Straßen und Schulen verrotten, die Lücke zwischen Bedarf an bezahlbaren Wohnungen und ihrem Bau wächst jährlich, Krankenhäuser gehen pleite. Der Mangel an Lehrern und Pflegekräften spitzt sich zu, die Preise steigen schneller als die Löhne, wachsende Armut produziert immer mehr soziale Verwerfungen und Kriminalität.

Die Ampel als Beschleuniger des Niedergangs

Mehr noch: Die Regierung tut alles dafür, um den wirtschaftlichen und sozialen Niedergang in Deutschland zu beschleunigen. Die vor allem von der Mittelschicht kassierten Steuergelder pumpt sie über Subventionen, Rüstungsausgaben und so weiter in wachsendem Umfang in die Taschen der superreichen Profiteure anstatt in die Bedürfnisse der Gesellschaft. Gespart wird fast ausschließlich bei den Ärmeren.

So kürzt sie etwa, trotz des Fachkräftemangels und der wieder wachsenden Arbeitslosigkeit, ausgerechnet Milliarden für die Ausbildung von Bürgergeldbeziehern, zugleich verschärft sie die Repression gegen sie. Damit subventioniert die Ampel nicht zuletzt das in Deutschland sehr beliebte Lohndumping – die Großkonzerne freut’s.

Überhaupt für alles, was die „kleinen Leute“ brauchen, gilt die Schuldenbremse, derweil das Geld für Profiteure locker sitzt – Zuckerbrot für Superreiche, die Peitsche für die Lohnabhängigen. Und nebenher das unerträgliche Gerede von alternativlosen Notwendigkeiten: Den Gürtel enger schnallen für den gelobten Markt soll wieder nur der „kleine Mann“.

Quelle: RT DE

Beitragsbild: ©Claus Stille

Hinweis: Gastbeiträge geben immer die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Lesenswerter Erstling von Gabriele Günther „Fassadenbrüche“ – Rezension

Geht ein Jahr zu Ende, bilanzieren Menschen nicht selten. Was war gut, was war eher schlecht an diesem nun ausgehenden Jahr? Es wird durchaus oft ein Fazit gezogen: Da ist noch Luft nach oben!

Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt, keimt sie an Silvester auch immer wieder auf. Da wird auf das vor der Tür stehende neue Jahr geblickt und bestimmte Gedanken, welche man vielleicht schon des Längeren mit sich herumgetragen hatte, gerinnen unter dem Druck des bevorstehenden Jahreswechsels enthusiastisch zu Vorsätzen, die man sich fürs neue Jahr vornimmt bestimmt in die Tat umzusetzen.

Heißt es nicht in der ersten Strophe des Gedichts «Stufen« von Hermann Hesse:

[…] „Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe // Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, // Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern // In andre, neue Bindungen zu geben. // Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, // Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ ( via lyrikline.org)

Na, also?

Ich, für mein Teil, muss sagen, dass ich es bereits länger aufgeben habe, Vorsätze fürs neue Jahr zu formulieren. Schon deshalb, weil man sich ja immer selbst mitnimmt ins neue Jahr. Mit allen Ecken und Kanten. Man kennt das ja, wenn man in den Urlaub fährt, um Abstand zu gewinnen. Abstand von sich selbst und eine neuer Mensch werden? Das gelingt selten bis nie. Doch bitte: Jede/r wie sie/er mag …

Dass ich mir in Sachen Vorsätze wieder (rückblickende) Gedanken machte, verdanke ich einem Video von Michael Seidel, welcher für seinen You Tube – Kanal „Hier ist mein Land“, die spät berufene (ein Glück für uns, dass sie den Schritt wagte!) Schriftstellerin Gabriele Günther zu Gast hatte. Es wurde u.a. über deren Debütroman „Fassadenbrüche“ gesprochen. Das machte mich neugierig. Nun habe ich das Buch ausgelesen und bin wirklich hellauf begeistert von dem Roman!

Zum Buch

Eine Silvesterfeier unter Freunden. Die Frage nach den Vorsätzen für das neue Jahr wirft Konflikte auf. Am Neujahrsmorgen steht das Versprechen, sich in einem Jahr am selben Ort wiederzutreffen. In diesen zwölf Monaten brechen alte Wunden auf und es zeigen sich ungeahnte Abgründe in ihrer scheinbar perfekten Welt.

Ein Jahr später lösen sie ihr Versprechen ein, aber nichts ist mehr, wie es einmal war. Ein tiefgründiger Roman über Freundschaft, Liebe und die Unvorhersehbarkeit des Lebens.

Was nicht zu viel versprochen ist!

Der Roman ist gut konzipiert. So, dass uns die sieben darin vorkommenden Personen in nicht allzu lang geratenen Kapiteln vor (auch via Rückblenden) Augen geführt, bekannt gemacht und samt ihrer Charaktere immer deutlicher gezeichnet werden. So können wir bald deren Denken und Fühlen nachvollziehen, wenn wir persönlich hier und da auch womöglich versucht sind zu meinen, wir hätten anders gehandelt. Doch Vorsicht! Wir stecken ja nicht in der Haut der anderen.

Ich muss gestehen, dass die Handlung mich ab und an triggerte und bei mir Lebenserfahrungen und Geschehnisse aus meinem eigenen Leben herbeirief. Durchaus auch schmerzhafte Erinnerungen – aus gutem Grund ins Unterbewusstsein Verdrängtes – stiegen in mir auf.

Von Anfang an wird im Roman die Spannung geschickt aufgebaut, gehalten und sogar noch gesteigert, an Stellen, wo es sozusagen ans Eingemachte, auch Schmerzhafte geht. Man möchte das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen. Wir Rezipienten reflektieren das Handeln der jeweiligen Personen und sind zuweilen versucht uns zu fragen: Wie würden wir jeweils gehandelt haben in diesem oder jenem Fall?

Wer den Roman verinnerlicht wird sich hüten den Stab über die einzelnen Protagonisten zu brechen, noch die Nase über ihr Handeln zu rümpfen, noch sie unkritisch in den Himmel heben. Schließlich kann so manches, was darin zur Sprache gebracht wird, uns selbst auch passieren. Im Türkischen heißt es: „ Yaşamak zor“ (Zu leben ist schwer) Das walte Hugo!

Auch wenn man das Leben anscheinend leicht nimmt. Unerwartete Einschläge verschiedenster Art können einen früher oder später ereilen. Mag man davor auch noch so viele Pläne gemacht haben.

Besonders berührte mich der Roman, weil ich mich selbst in der Altersphase der Romanfiguren – über 50, über 60 – befinde.

Was keinesfalls heißen soll, dass der Roman kein Lesestoff für Jüngere wäre.

Das Romanpersonal agiert während der Silvesterfeier bei Claudia und Johan hinter ihrer jeweilige Fassade. Welche mehr oder weniger sozusagen potemkinsch ist, wie die Gespräche der Gäste vorsichtig erahnen lassen. Hinter den eine stimmige Beziehung reflektierende Fassaden sind bröckelnde Brüche verborgen. Manch einer wird dergleichen vielleicht auch schon auf Feiern erlebt haben.

Nebenbei bemerkt musste ich dabei an eine in meiner Heimatstadt zu DDR-Zeiten anlässlich irgendeines Republik-Geburtstages zu einem Boulevard aufgemotzte Straße denken. Hinter den frisch renovierten Fassaden der alten Häuser blieb die unveränderte in die Jahre gekommene, dahin bröselnde Altbausubstanz versteckt.

Bald begannen auch die Fassaden Brüche zu bekommen. So auch im Roman.

Was in einzelnen Kapiteln durch sich Mal um Mal verlängernde Bruchlinien auf den jeweiligen Anfangsseiten angedeutet wird.

Bei der Alleinstehenden Katarina wird schon auf den ersten Seiten des Buches klar, dass sie, um den Schein zu wahren, Alkohol, viel Alkohol nötig hat. «Bevor sie auf die Silvesterfeier ging, hatte sie vorgeglüht. Mit Wodka. Den riecht man nicht«, lesen wir auf Seite 19.

Auf der Feier dann nutzt sie Toilettengänge (sie schob eine angebliche Blasenentzündung vor) , um ihreb Alkoholspiegel aufzufüllen. «An der Garderobe hing ihr Mantel mit beidseits großen Taschen. Darin versteckt war jeweils ein mit Wodka gefülltes Fläschchen. Gleich am Anfang des Abends hatte sie eins davon im kleinen Mülleimer deponiert, der neben der Toilette stand, und sorgfältig mit Toilettenpapier bedeckt. So musste sie nicht jedes Mal an der Garderobe vorbei.«

Wir ahnen: Katarina ist auf einer gefährlich schiefen Ebene. Ein Absturz ist wahrscheinlich …

Johan auf der Feier: «Was sind eure Vorsätze für das neue Jahr?«

„Es fielen die gängigen Schlagworte. Abnehmen, sich gesünder ernähren, nicht mehr rauchen, weniger Alkohol, mehr Sport, weniger Stress im Beruf. Immer wieder das Gleiche, jedes Jahr aufs Neue, dachte Johan.“

Später meint er: „Diese Dinge, weniger Alkohol, keine Zigaretten, mehr Sport, das alles sei so banal. Das nehme sich jeder in jedem neuen Jahr wieder vor, zumeist ohne Erfolg. Möchte niemand von allen irgendetwas tun, was er bisher nie im Leben getan habe, niemand seinen einen Traum erfüllen, der immer schon geträumt worden sei? Wolle niemand jemals im Leben etwas Verrücktes machen, was er schon immer tun wollte, wozu aber keine Zeit gewesen sei oder der Mut gefehlt?“

Und Johan lässt die Bombe platzen: Er möchte nur mit einem Rucksack eine lange Zeit wandern gehen auf Kreta. Allein. Ohne Claudia. Die ist geschockt. Stimmt aber letztlich zu. Sie nimmt sich vor zu Schreiben. Und das gelingt ihr. Auch der Text von Claudia „Die Hexe von Santorini“ ist Gabriele Günther perfekt geraten. (S.235) Die verehrten Leserinnen und Leser dürfen gespannt darauf sein, wie das wohl für Claudia und Günther ausgeht! Und da ist dann noch was ...

Fassaden hin oder her. «Alles ist möglich. Aber nix is fix«, heißt es in einem Songtext von Rainhard Fendrich.

In den zwölf Monaten nach diesem Silvester brechen bei manchen der Romanfiguren alte Wunden auf. Keimen Hoffnungen kurz und zerstieben wieder. Ein immer verschwiegenes Trauma aus Kindheitstagen hat eine der Personen zu einer heimlich ausgeübten Abhängigkeit verführt, welche ertappt dabei auf Empörung und Verachtung trifft. Diese Person selbst stößt an (s)eine Grenze.

Spannend, tief berührend und glaubhaft erzählt.

Auch von einem neuen Glück, welches einer Romanfigur widerfährt und sogar Nachhaltigkeit verspricht, erzählt der Roman.

Unbedingt erwähnt werden muss die perfekte grafische Gestaltung des Covers und des Buches insgesamt.

Das Buch

Fassadenbrüche

von Gabriele Günther

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15,90 € inkl. Mwst.

PROOF Verlag Erfurt

ISBN-10

Enthält 7% Mehrwertsteuer

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Wer ist Gabriele Günther?

Gabriele Günther, 1956 in Fürstenberg/Havel geboren, kommt mit vier Jahren nach Süddeutschland. Nach dem Besuch des Gymnasiums verbringt sie zehn prägende Jahre in Berlin. Sie lebt in dritter Ehe in Baden-Württemberg. Eine Tochter, ein Sohn, zwei Enkel.

Nach ihrem Berufsleben als Physiotherapeutin und Heilpraktikerin mit zwei eigenen Praxen widmet sie sich dem Schreiben. Ihre Inspiration: der ganz normale Alltag der deutschen Mittelschicht, Beobachten, Reden, Erleben, Zuhören, Mitfühlen, Nachdenken. Oder um Erich Kästners Fabian aufleben zu lassen: Die Fähigkeit, durch Wände in Wohnzimmer zu schauen, wäre nichts im Vergleich zur Fähigkeit, das Gesehene zu ertragen.

Von Herzen gern gebe ich hier eine unbedingte Leseempfehlung für Gabriele Günthers Erstlingsroman. Und ich rufe Gabriele Günther zu: Weiterschreiben!

Was sie übrigens dankenswerterweise bereits getan hat.

Von Dragoslav „Stepi“ Stepanović, einst Trainer von Eintracht Frankfurt, stammt der Spruch für die Ewigkeit: „Lebbe geht weider“.

So auch für die „Fassadenbrüche“:

Fassadenbrüche – Und irgendwie gehts weiter

von Gabriele Günther

In „Fassadenbrüche – Und irgendwie geht’s weiter“ setzt Gabriele Günther die packende Geschichte fort und gewährt tiefere Einblicke in die komplexen Charaktere und ihre Geheimnisse. Atemlos begleiten wir sie durch ein Jahr voller überraschender Wendungen, Glück und Unglück, verheerender Entscheidungen und fataler Konsequenzen. Ein Roman über die nie endende Suche nach Liebe, Glück und Selbstverwirklichung. Er erzählt von den Zeiten des Übergangs, des Wartens, Hoffens und Loslassens und davon, wie sehr sich Liebe und Hass ähneln. Seien Sie gespannt auf neue Wendungen, emotionale Momente und eine fesselnde Handlung, die Sie nicht mehr loslassen wird.

Hinweis: Eine Rezension auch zum neuen Buch demnächst hier auf diesem Blog.

Autorinnenfoto: Birgit Müllerschön

Anbei:

Gabriele Günther bei Michael Seidel (#HieristmeinLand) zu Gast