Rheinmetalls Ostflanke: NATO-Kriegskurs gegen Russland lässt größte deutsche Waffenschmiede wachsen

Superprofite dank Hochrüstung: Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall expandiert gemeinsam mit der NATO gen Osten. In Rumänien verleibte er sich nun einen Hersteller von Militärfahrzeugen ein, bis 2026 will er seinen Umsatz verdoppeln. Verlierer ist die Bevölkerung.

Von Susan Bonath

Der westliche Imperialismus gerät militärisch außer Rand und Band. Während in Deutschland die öffentliche Daseinsvorsorge politisch schuldengebremst – neben vielen mittelständischen Unternehmen ebenso – am Boden liegt, expandiert der militärische Komplex. Der vom kriegerischen Rüstungswahn bestens profitierende größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall tut es dabei der NATO gleich: Er weitet seine Ostflanke aus.

„Fußabdrücke“ in Osteuropa

Die Düsseldorfer Waffenschmiede kaufte sich jüngst nach eigenen Angaben erstmals in Rumänien ein. Mit 72,5 Prozent erwarb Rheinmetall demnach den größten Anteil des dort ansässigen Herstellers von Militärfahrzeugen Automecanica SRL. Dieser habe ein „jährliches Umsatzpotenzial von rund 300 Millionen Euro“, heißt es. Der Konzern frohlockt weiter:

„Rheinmetall stärkt mit dieser Akquisition seinen Footprint in Zentraleuropa und erschließt sich erheblichen Umsatzzuwachs und neue, aussichtsreiche Kundenländer in der Region.“

Eindeutiger Wachstumsmotor für den Rüstungsgiganten ist somit das imperialistische Bestreben der NATO, westliche Dominanz über die osteuropäischen Märkte zu erlangen. Stramm marschieren die Truppen seines Militärbündnisses in diesem Sinne in Richtung Russland. Im „östlichen Bündnisbereich der NATO“, wie es Rheinmetall denn auch formuliert, sei man nun neben Ungarn und Litauen auch in Rumänien präsent.

Ukraine-Krieg kurbelt Profite an

Ein Hauptinteresse des deutschen Konzerns ist es daher, den Krieg in der Ukraine so lange wie möglich am Kochen zu halten. An dem Gemetzel, das bereits Hunderttausende meist junger ukrainischer Soldaten als Kanonenfutter in den Tod trieb, verdient Rheinmetall prächtig. Entsprechend groß ist dort die Freude über jeden weiteren Tag des Krieges:

„Der Standort in Mediaș, Rumänien, wird eine zentrale Rolle bei der Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der in der Ukraine eingesetzten westlichen Kampfsysteme und deren logistischer Betreuung erhalten.“

Das übernommene Unternehmen „Rheinmetall Automecanica“ werde so „Teil des weltweiten Produktionsnetzwerks“ des Düsseldorfer Rüstungskonzerns, teilte dieser weiter mit. Man werde dort unter anderem Militärfahrzeuge aller Art und Fahrgestelle für Flak-Geschütze instand setzen und die Rolle als „leistungsfähiger Partner der rumänischen Streitkräfte“ übernehmen und ausbauen.

Rheinmetalls Vorstandschef Armin Papperger freut sich in ebenso blumigen Worthülsen über einen damit gelungenen „bedeutenden Meilenstein für unsere strategische Ausrichtung“. Sein Konzern wolle „die Erwartungen, die Politik und Militär an uns haben, bestmöglich erfüllen“. Er fügte an:

„Das wird dazu beitragen, die Verteidigungsfähigkeit von EU und NATO an der Ostflanke weiter zu stärken.“

Aufrüstung statt Armutsbekämpfung

Erst vor knapp zwei Monaten hatte sich Rheinmetall beim rumänischen Verteidigungsministerium einen Großauftrag an Land gezogen. Für fast 330 Millionen Euro soll der deutsche Konzern die Flugabwehr-Artilleriesysteme von Rumäniens Armee vom Typ Oerlikon GDF 103 modernisieren. Dabei ist Rumänien das EU-Land mit der größten Armutsquote von offiziell über 34 Prozent – Tendenz mit Zunahme der Inflation steigend. Vor allem Roma und Sinti leiden in Rumänien unter massiver sozialer Ausgrenzung, viele leben in menschenunwürdigen Slums.

Doch Aufrüstung ist den Herrschenden wichtiger, als etwa Armut zu bekämpfen – darin unterscheidet sich die rumänische Regierung nicht von den politischen Führungen der anderen NATO-Mitgliedstaaten. Auch dort nehmen die sozialen Verwerfungen seit Jahren tendenziell zu, begleitet von einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise. Die politische Antwort ist überall gleich: Sozialabbau.

Rheinmetalls Umsatz-Höhenflug

Damit das Kriegsgeschäft brummt, hat die NATO ihren Mitgliedstaaten das Ziel vorgegeben, mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in den Militärhaushalt zu pumpen. Deutschland wird die Vorgabe mit rund 85 Milliarden Euro in diesem Jahr wohl sogar übererfüllen. Das Volumen des bundesdeutschen Militärhaushalts hat sich damit seit 2017 etwa verdoppelt.

Und Rheinmetall profitiert prächtig von der Militarisierung auf Kosten der Steuerzahler. Zuletzt frohlockte der Konzern über zahlreiche Großaufträge. In Ungarn baut er dafür beispielsweise seine Munitionssparte massiv aus. Bauteile für Panzerfahrzeuge und Munition für Puma-Panzer spülen jeweils höhere dreistellige Millionenbeträge in die Konzernkassen. Viele weitere Millionenaufträge kommen hinzu.

Der neue, nicht mehr ganz so kalte Krieg gegen Russland und seine praktischen Folgen in der Ukraine beschleunigt die Monopolisierung des NATO-Militärkomplexes. Als bisher fünfgrößter europäischer Rüstungskonzern hat Rheinmetall dabei die Nase weit vorn. 2020 lag sein Jahresumsatz bei rund 5,4 Milliarden Euro, für letztes Jahr hatte der Konzern einen Umsatz von bis zu 7,6 Milliarden anvisiert, dürfte aber die Acht-Milliarden-Marke knacken. Bis 2026 rechnet Rheinmetall sogar mit einem Anstieg seines Jahresumsatzes auf 13 bis 14 Milliarden Euro.

Der Rheinmetall-Vorstandschef Papperger sah seine Kriegsprofitmaschine schon Ende letzten Jahres auf „gutem Kurs“. Er sprach von „ehrgeizigen Jahreszielen“ für ein „nachhaltiges profitables Wachstum“. Sein Unternehmen werde „gebraucht, wenn es darum geht, den dramatisch gestiegenen Bedarf vieler Länder an militärischer Ausrüstung zu decken“, jubelte er. Dramatisch könnte das allerdings tatsächlich auch für die Normalbevölkerung in Deutschland enden.

Quelle: RT DE

Beitragsbild: Dennis Schlendner via Pixelio.de

In Dortmund wurde über das Rollenverständnis von Romni diskutiert

Das Thema einer Diskussionsveranstaltung in der Auslandsgesellschaft Dortmund diese Woche; Fotos: C.-D. Stille

Das Thema einer Diskussionsveranstaltung in der Auslandsgesellschaft Dortmund diese Woche; Fotos: C.-D. Stille

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus fand am vergangenen Dienstag eine Diskussionsveranstaltung in Kooperation des Planerladen e.V. mit der Auslandsgesellschaft NRW in deren Sitz in Dortmund statt. Der Titel: „Das Rollenverständnis von Frauen und Mädchen bei Roma“.

Romni im Mittelpunkt

Die weiblichen Familienmitglieder heißen auf Romanes Romni. Konkret sollte folgenden Fragen nachgegangen werden: Welche Rolle kommt der Frau in traditionell lebenden Roma-Familien zu? Inwiefern spielt die Sicherung der Ethnie dabei eine Rolle? Welche Bilder existieren in der Mehrheitsgesellschaft und wie passen diese zur Realität? Speziell war vorgesehen gewesen auch über das Foto – und Interviewprojekt „Romni“ von Tabea Hahn und Anna Merten (Bericht dazu. Quelle: Nordstadtblogger). Die beiden Frauen hatten Vertrauen zu in Dortmunder Nordstadt lebenden Romni aufgebaut, diese interviewt und Fotos von ihnen in traditioneller Kleidung gemacht. Leider standen sie am Dienstagabend krankheitsbedingt nicht zur Verfügung. Wenngleich die Abwesenheit der Macherinnen des Romni-Projektes ein Manko darstellte, vermittelte die Podiumsdiskussion dennoch interessante Aspekte aus dem Leben der Romni.

Die Gäste und ihr Hintergrund

Moderatorin Ismeta Stojković im Gespräch mit Leon Berisa (links).

Moderatorin Ismeta Stojković im Gespräch mit Leon Berisa (links).

Podiumsgäste waren Livia Costica (rumänische Nordstadtbewohnerin) und Leon Berisa, Schüler (Projekt JUROMA). Die Moderation hatte die gebürtige Serbin Ismeta Stojković aus Köln (Rom e.V.) übernommen. Livia Costica, die früher in Rumänien einen Marktstand betrieb, lebt seit 2007 in Dortmund hat vier Kinder und acht Enkelkinder. Sie hat die deutsche Sprache gelernt und Hilfsangebote – etwa von der AWO – angenommen. Momentan ist sie als Putzfrau tätig. Für sie, das erwähnte sie mehrfach, war traditionelle bunte Roma-Mode mit ihren langen Röcken nie eine Option. Andere Romni hat sie hier in Dortmund angesprochen. Ihnen sogar eigne Kleidung angeboten. Sie lehnten ab. Wie sich im Verlaufe der Veranstaltung herausstellte, geht es diesen Romni offenbar um die Bewahrung ihrer Identität. Vielleicht befürchten sie eine Assimilation.

Frau Costica ist dies einerlei. Ob eine Romni Hosen trägt oder einen Minirock, bzw. die westlichen Frauen in Jeans und bauchfrei herumgehen – da ist sie tolerant.

Livia Costica stammt aus Rumänien. Sie lebt seit 2007 in Dortmund.

Livia Costica stammt aus Rumänien. Sie lebt seit 2007 in Dortmund.

Costica stammt vom Lande und hat nur einen niedrigen Schulabschluss. Die Kinder und Enkelkinder strebten aber durchaus höhere Schulabschlüsse an.

Das passt nun schon gar nicht zu den üblichen Klischees, die in den Medien verbreitet, von der Mehrheitsgesellschaft unhinterfragt für bare Münze genommen und sich im Verein mit über die Jahrhunderte als Ressentiments offenbar nicht ausrotten lassen.

Auch bei Ismeta Stojković und ihrer Familie wurde und wird Bildung groß geschrieben. Schon in Jugoslawien, das, wie später ein Veterinär aus dem Publikum zu berichten wusste, seinerzeit „viel für Roma tat“, sei das unter vielen Roma so gewesen. Die studierte Philologin – seit 2001 in Deutschland – hat hier einen schwierigen Weg hinter sich und „bittere Erfahrungen“ wegstecken müssen. Nicht anerkannte Diplome und die deutsche Bürokratie machten es ihr schwer. Über einen Kontakt zu einer anderen Serbin kam sie schließlich auf eine erfolgreiche Spur. Heute leistet sie wichtige gesellschaftliche Arbeit bei Rom e.V. in Köln und begleitet Roma auf ihren ersten Wegen hierzulande. Eine Arbeit, die sie ausfüllt und glücklich macht.

Leon Berisa beim Projekt JUROMA mit ähnlichen beratenden Tätigkeiten für SchülerInnen und Jugendliche sowie für deren Integration im Einsatz. In seiner aus dem Kosovo kommenden Familie haben es ebenfalls viele zu hohen Bildungsabschlüssen gebracht. Schon die Mutter hat Jura studiert. Seine Schwester ist sogar weiter aufgestiegen als der älteste Bruder.

Aber freilich – das wurde auch deutlich – haben bei den Familien die Jungen schon in der Regel mehr Freiheiten als ihre Schwester. Sie dürfen länger ausbleiben als diese. Sie gelten eben als diejenigen, die die Familientraditionen fortführen sollen. Klar, so Livia Costica, wollten die Väter Söhne. Käme aber ein Mädchen, seien auch diese herzlich willkommen. Mit 18 Jahren heiraten die Mädchen meistens und bekämen dann selbst Kinder.

Die Verschiedenheit der Roma

Im zweiten Teil des Abends ließ sich aus Reaktionen des Publikums – darunter auch einige Lehrerinnen, welche in ihren Klassen Romakinder unterrichten – so etwas wie eine gewisse Enttäuschung heraushören. Denn die auf dem Podium sitzenden Romni entsprechen eben so gar nicht den üblichen Klischees über Roma. Ismeta Stojković ging freundlich lächelnd auf die Wortmeldungen ein. Reaktionen dieser Natur ist sie gewohnt. Sie erklärt, dass die Community der Roma sehr unterschiedlich ist. Was allein schon mit dem unterschiedlichen Herkunftsländern und oft auch mit verschiedenen Religionen in Zusammenhang stehe, welche die jeweiligen Roma angehören. In Europa lebten, schätzte die Kölnerin, um die 15 Millionen Roma. Da stoße man schon auf Unterschiede. Manchmal schon in der Aussprache des Romanes.

Später sollte abermals der Veterinär aus dem Publikum einwerfen: Auch in Deutschland seien ja die Menschen sehr unterschiedlich. Wenn man nur einmal die Bayern mit den Norddeutschen vergleiche. Da gebe es dann auch zuweilen Animositäten. Da stimmte ein junger Mann, auch er ist nebenbei bemerkt in der Sozialarbeit tätig, zu: „Oder es geht eben zu wie zwischen den Fans von BVB und Schalke.“ Diskrepanzen blieben also nicht aus.

Zum anderen, so Stojković weiter, übe auch die Aufnahmegesellschaft auf die zugewanderten Roma ein nicht unerheblichen Einfluss aus und bewirke allmähliche Veränderungen bei ihnen. Bildung mache viel aus und die gesellschaftlichen Verhältnisse in denen man lebe. Bestimmte Erscheinungen seien so gar nicht romaspezifisch. Inzwischen ginge auch die Anzahl der Kinder zurück. Im Durchschnitt betrage sie nur noch zwei. Kinder pro Familie. Zum ersten Mal erlebten Roma etwa aus Bulgarien oder Rumänien – wo sie meist schweren Diskriminierungen unterliegen – in Deutschland eine für sie ungewohnte Herzlichkeit. Was wiederum positive Effekte nach sich zöge.

Sie selbst erlebe in ihrer Schularbeit in Köln, dass es viel bringe den Roma auf Augenhöhe zu begegnen. Es brauche aber Geduld und Zuversicht.

Vieles, bestätigte Leon Berisa, laufe über die Kinder. Wenn die Kinder zufrieden und glücklich seien, erzählten sie es den Eltern und die fassten dann auch Vertrauen. Schließlich wollten sie ja auch, dass ihre Sprösslinge weiterkämen.

Die Sprache ist der Türöffner“

Ismeta Stojković ergänzte: Rom e.V. begleite die Kinder nun bereits ab der Einschulung. Eltern würden mit wichtigen Formularen an Adresse rund um die Schularbeit versorgt. Das nähmen die Eltern an. Hausbesuche würden gemacht. Eine Sprechstunde für Eltern findet regelmäßig statt. Auf dem Schulhof steht ein Mediator zur Verfügung. Helfern wie Ismeta Stojković und Leon Berisa versetzt die Kenntnis der Sprache der Eltern und Kinder in die Lage Vertrauen zu ihnen aufzubauen.

Stojković: „Die Sprache ist der Türöffner.“ Die Eltern merkten, dass sie als Roma respektiert werden. So gelänge es sie zu motivieren. Gefühlvoll müsse da vorgegangen werden und individuell auf die Menschen eingegangen werden.

Ein zarter Wandel

Das Rollenverständnis gerade der Romni stellte sich bei dieser Podiumsdiskussion als ganz unterschiedlich ausgeprägt heraus. Traditionell müsse davon ausgegangen werden, dass die aus Bulgarien und Rumänien zu uns gekommenen Roma sehr bildungsfern sind. Während die Roma, die damals beispielsweise als Gastarbeiter in den Raum Düsseldorf-Köln (heute lebten ca. 6000 bis 8000 da) gezogen waren, gut ausgebildet und zum Geld verdienen für die Familie daheim gekommen waren. Heute ziehe es die Roma wegen der Armut, der nicht selten unerträglichen Diskriminierung in ihren Heimatländern (meist seien sie schon dort mehrfach und ohne Erfolg umgezogen, um dieser zu entgehen) nach Deutschland.

Wie bei anderen Völkern – ja selbst in Deutschland ist es ja nicht so lange damit her – schreite inzwischen auch bei den Romni die Emanzipierung langsam voran. Die Zahl der Roma-Aktivistinnen steige an. Aber der Fortschritt ist eben auch hier eine Schnecke. Wenn Integration der Roma schlecht oder nicht gelänge, habe das manchmal auch mit schlechten Erfahrungen zu tun, die sie gemacht hätten. Und da ist es wohl mit den bunten Kleidern ebenso wie mit den in den Köpfen der Romni und ihrer Väter und Ehemänner noch immer tief verwurzelten Traditionen. Die habe man vermutlich Angst aufzugeben, weil befürchtet werde, die eigne Identität zu verlieren. Niemand kann eben so leicht aus der Haut. Mancher nie .Oft ein Teufelskreis, den zu durchbrechen nicht einfach ist. Ismeta Stojković aber gab sich betreffs des Standes der Weiterentwicklungsphase, gerade der Romni, und der zukünftigen Fortschritte, die die zu uns gekommenen Roma insgesamt hoffnungsvoll.

Die Töchter der Roma, stellte Livia Costica auf eine absichtlich dahin gelenkte Frage aus dem Publikum, klar, seien in der Regel so selbstbewusst den Mann zu heiraten, den sie auch liebten. Sie jedenfalls könne ihrer Tochter nicht damit kommen, sie solle den oder den Nachbarn heiraten. Dies geschehe eher noch auf den Dörfern der Roma-Herkunftsländer. Auch Scheidungen würden eigentlich in der Regel problemlos von den Familien akzeptiert.

Freilich begegneten einen immer einmal Romni, mit langen Haaren und langen bunten Röcken und Blusen, die eben den gängigen Klischees entsprächen. So wie sie im Magazin zum Romni-Projekt abgebildet sind. Und der Veterinär wiederum, der einst auf einen Vorstandsposten bei einer Roma-Vereinigung verzichtete, weil ein anderer Rom ihn nicht als geeignet dafür hielt (weil er ja mit Blut in Verbindung komme – einem Tabu bei manchen Roma), fand wiederum diese traditionelle Kleidung ganz nett. Der Tiermediziner meinte, diese langen Röcke gingen womöglich auch auf die Zeit der Roma während ihres Lebens im Osmanischen Reiches zurück und seien im Zusammenhang mit den Vorschriften des Koran zu sehen. Sei es drum: Wenn jemand damit die Tradition bewahren möchte, warum nicht? Jeder nach seiner Facon. Apropos Tabus: Die werden sich vielleicht auch noch nach und nach abschleifen. Da war man sich sicher. Warum sollte nicht irgendwann auch ein Rom oder eine Romni Polizist bzw. Polizistin werden?

Niemals soziale Probleme auf eine Minderheit projizieren

Vieles im Leben, machte zum Schluss der Veranstaltung die Moderatorin noch einmal geltend, habe in erster Linie mit der Sozialisation der Menschen zu tun. Ob sie nun Roma oder anderer Abkunft seien. Und wenn Roma hierher nach Deutschland kämen, dann habe das mehrheitlich nicht damit zu tun, dass „sie unser Sozialsystem berauben wollten“. Es sei vielmehr so, dass allein schon die Möglichkeit, ein bescheidenes Leben hier zu führen für Roma quasi eine Art von Luxus darstellt, den sie in ihrem Heimatland nie erreichen könnten. Es müsse unbedingt vermieden werden, nahmen die Besucher dieser Veranstaltung mit nachhause, soziale Probleme auf eine Minderheit zu projizieren.