„Putin – Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud. Rezension

Noch immer ist eine Beendigung des Ukraine-Kriegs nicht in Sicht. Diplomatie, Friedensverhandlungen? Null, nada, niente …

Stattdessen pumpt „Natostan“ (Oberstleutnant a. D. Jürgen Rose) immer mehr Waffen in die Ukraine. Schon wird seitens der USA die Lieferung und der Einsatz von Streubomben mit Uran-Munition in der Ukraine erwogen. Weil normale Munition gewissermaßen erschöpft ist. Unser Bundespräsident Steinmeier befürwortet im Sommerinterview des ZDF offenbar den Einsatz dieser Streubomben. Man könne in der gegenwärtigen Situation den USA nicht in den Arm fallen“, man müsse „Verständnis dafür haben, dass die Ukraine die russischen Truppen zurückzudrängen versucht“. Aha.

Wahrheit unter Beschuss“

Die Eskalation dieses Krieges geht immer weiter. In der Sendung Wahrheit unter Beschuss“ (mit Jacques Baud, Dirk Pohlmann, Jürgen Rose & Walter van Rossum) gab sich Journalist Dirk Pohlmann in hohe Maße alarmiert, bestürzt und ratlos. Er könne sich beim besten Wissen nicht vorstellen wie man aus dieser momentanen Situation im Ukraine-Krieg wieder herauskommen wolle.

An der Gesprächsrunde nahm auch ehemaligen Oberst der Schweizer Armee Jacques Baud teil.

Dessen Buch „Putin – Herr des Geschehens“ – welches heute erscheint – sei von mir unbedingt zur Lektüre empfohlen.

Das Buch war eigentlich als Antwort auf die französische Fernsehsendung „Putin Herr des Geschehens“ am 17.10.2021 gedacht. Die „Experten“, welche darin diskutierten, bezeichnet Jacques Baud als „ignorant und empathielos“ und sie hätten eine Denkweise symbolisiert, welche 1945 ausgestorben geglaubt schien.

Geht es in unseren Fernsehdiskussionsrunden viel anders zu? Eher vielleicht noch schlimmer. Wir bekommen ja allein in ARD und ZDF fast nur noch Propaganda aufgetischt. Westliche Propaganda und Propaganda des Kiewer Regimes. Wenn wir „Glück“ haben ist eine Person mit abweichender, differenzierter Meinung vertreten. Nehmen wir als eine solche Person beispielsweise Sahra Wagenknecht. Die wird dann von den anderen Gästen sowie der Moderatorin/dem Moderator versucht erbarmungslos niederzumachen.

Seit erwähnter Sendung im französischen Fernsehen haben sich die Spannungen zwischen der Ukraine, Russland und dem Westen verschärft und schließlich zu einem bewaffneten Konflikt geführt.

Was am 17.10.2021 noch ein Einzelfall gewesen sei, so Baud, wurde am 24. Februar 2022 zur Denkweise des Westens. Der Inhalt des Buches wurde an die veränderte Situation angepasst.

Baud: „Politik sollte auf Fakten, nicht auf Vorurteile gründen.“

Diejenigen, die glaubten, dass man Russland nur negativ bewerten darf, hätten die Ukraine in die Katastrophe gestürzt.

Überzogene Erwartungen wurden geweckt, die die ukrainischen und europäischen Bürger nun teuer bezahlen müssten. Letztendlich für nichts.

Der Westend Verlag zum Buch:

«Es zeichnet sich keine Lösung ab, das Sterben in der Ukraine schreitet voran. Obwohl dieser Krieg täglich in den Traditionsmedien präsent ist, bleibt vieles unterbelichtet, denn seine Vorgeschichte wird lediglich unvollständig dargestellt oder sogar ignoriert. Eine zu einfache Schuldzuweisung hat sich etabliert und verringert die Chancen auf eine Verhandlungslösung. Jacques Baud hat für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst, die NATO und die Vereinten Nationen gearbeitet. Mit seinem Buch liefert er auf der Grundlage von Dokumenten, die hauptsächlich von den USA, der Ukraine, der russischen Opposition und internationalen Organisationen stammen, einen sachlichen Blick auf die Realität dar und öffnet die Tür für eine unvoreingenommene Einschätzung des Kriegs in der Ukraine. Für Baud ist es Zeit, zurück zu den Fakten und vor allem zum Dialog zu kommen.«

Das Buch verfolgt zwei Ziele:

dass unsere Vorurteile nicht der Realität entsprechen;

dass Entscheidungen, die auf unseren Vorurteilen beruhen, das Gegenteil bewirken, was wir eigentlich wollen.

Kritik an den sogenannten Faktencheckern

Baud analysierte die Lage genau. So wie es strategische Nachrichtendienste tun, die sich zu 95 Prozent offener Nachrichtenquellen bedienen.

Im Unterschied zu den sogenannten Faktencheckern, die keine genauen Definitionen von „Verschwörungstheorien“ als Grundlage hätten (damit sie solche Begriffe zum Zweck von Zensur und Desinformation benutzen können), verwenden wir hier eine feste Terminologie, stellt Baud klar. „Im Gegensatz zu ihnen benutzen wir das «Faktenchecken« (das Prüfen von Tatsachen), um zu zeigen, dass es ehrliche Journalisten gibt, die mit Sorgfalt arbeiten. Dafür werden wir die Zustände ohne politische Voreingenommenheit untersuchen.“ Faktenchecker verwechselten allzu oft ihre Weltsicht mit den Fakten und seien alles andere als unparteilich

Was ihnen nicht gefällt – nicht dem bestimmten Narrativ entspricht – sind Verschwörungstheorien

Baud beklagt: Viele Journalisten arbeiten nicht nach der Münchner Charta! Und: Es müssten immer auch Fragen nach der moralischen und strafrechtlichen Verantwortung der Medien gestellt werden.

Stattdessen verfahre man nach der Devise: Der Zweck heiligt die Mittel.

Aufräumen mit Vorurteilen

Jacques Baud geht viele Vorurteile an, die von den Medien ständig wiederholt und unter die Leute gebracht werden. Baud räumt damit gründlich auf.

Die Frage etwa „Versucht Wladimir Putin die UdSSR wiederherzustellen?“ (S.17) beantwortet Baud mit nein. Er erklärt:

Die UdSSR sei ein marxistischer Staat gewesen, der den Klassenkampf in der Welt fördern wollte.

„Putins Russland ist ein wirtschaftsliberaler Staat, grundverschieden von der UdSSR in Bezug auf seine Ideologie und sein Funktionieren.“

Des Weiteren bringe man immer wieder Putins Satz, „Die Zerstörung der UdSSR war die größte Katastrophe in der Geschichte des 20. Jahrhunderts“ und deute ihn immer wieder falsch. «Um Putins angebliche Sowjetnostalgie und seine Ambitionen zu verdeutlichen, zur „Größe“ der UdSSR zurückzufinden. Das ist faktisch und politisch gelogen.«

In Wahrheit stamme dieser Satz Putins aus einer Rede vom 25.5.2005 in der Wladimir Putin die chaotische Weise bedauert, in der sich der Übergang in die Demokratie vollzog.

Einer weiteren seitens des Westens in den Raum gestellten Behauptung tritt Baud entgegen: Putin trauere dem kommunistischen System nicht nach.

Auch bei der von Putin angeblich angestrebten Wiederherstellung des „Russischen Reichs“ handelt es sich nach Bauds Meinung um ein dezidiert westliches Hirngespinst, das weder die russische Regierung noch Putin jemals für sich in Anspruch genommen habe.

„Putin möchte lediglich Russland auf der internationalen Bühne eine gewichtige Stimme geben, um seine Interessen zu verteidigen“, schreibt Baud.

Und er habe dass Bestreben gehabt die Minsker Vereinbarungen umzusetzen. Die die westlichen Akteure – wie sie selbst bekannten – überhaupt nie gedachten umzusetzen.

Putin habe zu Recht festgestellt, dass der Westen seit 1990 von einer schlechten Entscheidung zur nächsten gestolpert sei und dabei Probleme schaffe, die er nicht zu lösen vermag. Und Europa strukturell unfähig sei gegen die Vereinigten Staaten zu handeln.

„Er möchte wieder ein Gegengewicht zur sperrigen Omnipräsenz der USA schaffen, die nur für die eigenen Interessen, zum Nachteil der Alliierten und der übrigen Welt handeln.“

Auch den auf France 5 von Jean-Dominique Giuliani, Präsident der Robert-Schuman-Stiftung, erhobenen Vorwurf Putin wolle in Polen und den baltischen Ländern einen Einflussbereich besitzen, bezeichnet Baud als falsch.

Nach dem Kalten Krieg habe sich Russland zunächst von den neuen NATO-Staaten nicht bedroht gesehen, meint Baud.

Jacques Baud erinnert u.a. daran, dass der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan 1997 vor der NATO-Erweiterung gewarnt habe.

Dies, so Kennan, sei ein „verhängnisvoller Fehler amerikanischer Politik in der gesamten Periode nach dem Kalten Krieg“.

Baud bekräftigt auch, dass Russland nie Anspruch auf die Ukraine erhoben hat. Moskau haben nur nicht gewollt, dass sich die NATO Russland nähert und möchte sich selbst nicht der NATO nähern. Es forderte die Neutralität der Ukraine. Selbst Selenskyj sei bereit gewesen Ende März 2022 in Istanbul darüber zu diskutieren. Boris Johnson habe das vereitelte. Ein Frieden sei quasi greifbar gewesen. Johnson jedoch habe Kiew aufgefordert weiter zu kämpfen.

Alles Geschehnisse die westliche Medien gerne verdrängen oder geflissentlich unerwähnt lassen.

Zusicherungen die NATO nicht zu erweitern seien dokumentiert. Und von freigegebenen Dokumenten belegt. Üblichen Einwänden tritt der Autor entgegen: Es gebe keine Verträge – das stimme – was aber nicht heiße, dass die Zusagen nicht ausgesprochen worden sind. Ein Fehler allerdings war, dass Gorbatschow nicht auf etwas Schriftlichem bestand.

Nach dem Ende der Sowjetunion, der die USA – nebenbei bemert – gerne auch schon 1945 den Garaus gemacht hätten, sah Washington eine neue Chance: Dick Cheney wollte 1991 die Zerschlagung Russlands.

Man tat alles, dass Russland ja nicht erstarke. An der Zerschlagung Russland hielten die USA immer fest. Nun wittern sie eine neue Chance. Und dazu nutzen sie den Ukraine-Krieg. So kann man diesen Krieg durchaus als Stellvertreterkrieg bezeichnen: USA gegen Russland.

USA haben sich Länder „gekauft“. Währung: Beteiligung an Kriegen Irak usw.

Ungeschriebene Regel: NATO-Mitgliedschaft ging dem Beitritt zur EU systematisch voraus

Russland wollte ja sogar selbst einmal der NATO beitreten. (S.39)

Jacques Baud erinnert an Gorbatschows Idee vom Haus Europa. Dazu habe auch Putins Russland gestanden. Russland habe auch nie die Auflösung der NATO gefordert. Was ja letztlich nahe an der von General de Gaulle immer wieder propagierten Idee eines „Europas vom Atlantik bis zum Ural“ gelegen war. Die Chancen dazu wurden 1990 vertan.

Etwa sei Bill Clinton dafür gewesen Versprechungen gegenüber Russland nicht umzusetzen.

Ein Seite für Seite interessantes Buch. Hier wird Geschichte nachgezeichnet. Und auch die Vorgeschichte zum Ukraine-Krieg scheint gut beleuchtet auf. Dazu gehört auch der von den USA finanzierte und unterstützte Maidan-Putsch 2014 in Kiew mit den bekannten Folgen. Abspaltung der Krim via einer Volksabstimmung. Letztlich habe Moskau so gehandelt wie der Westen bezüglich des Kosovo. Nur, dass es beim Kosovo keine Volksabstimmung gegeben habe.

Angriff der Ukraine auf den Donbass. In neun Jahren starben dort mehr als 10.000 Menschen durch Beschuss und an Minen. Darunter viele Kinder.

Was viele Leser überraschen wird: Baud meint, die Ukraine wusste, dass Russland nicht angreifen wollte. Letztlich habe aber der Westen Russland zum Eingreifen verleitet. Man kann auch sagen: Der Angriff wurde herbei provoziert. Der Autor sieht es so: Westen brauchte den Angriff. Und Putin hatte nichts mehr zu verlieren.

Für Jacques Baud steht fest: Der Westen konnte wissen, dass sein Tun nicht den Ukrainern hilft. Er fragt: Westliche Werte? Recht? Nein. Es herrsche eine Amerikanische Denkweise.

Es gibt keine Regeln mehr. Es gilt das Recht des Stärkeren.

Doppelte Standards würden angewendet. Und was man unterstreichen muss:

Nur wenige Kommentatoren verstünden Russland und verwechselten es mit der UdSSR.

Es würde absurder Hass gegen Putin geschürt.

Ebenso gingen die Hitler-Vergleiche (wie auch betreffs früherer Personen wie Saddam Hussein oder Milosevic) auch hinsichtlich der Person Putin fehl.

Wir urteilten zu oft aus dem Bauch statt aus dem Kopf.

In Wirklichkeit schwächten wir uns

Waffenlieferungen und die NATO-Ausdehnung seien unverantwortlich.

Was hätten wir erreicht? Weißrussland sei wieder näher an Russland gerückt. Russland und China seien festere Partner wie noch vor Jahren.

Schlussfolgerungen

«Die „Experten“ haben durch ihr Unwissen unsere Wahrnehmung von Russland, der Ukraine und der Ereignisse so sehr verformt, dass wir zu keiner unaufgeregten Deutung der Lage gekommen sind, die erlaubt hätte, das Desaster zu vermeiden. Stattdessen in einen Strudel aus Unverständnis und Voreingenommenheit gerieten. Nachrichtendienste glänzten durch Abwesenheit. Diplomatie sei nicht zu erkennen.

Der Autor aufgewachsen in einer Gesellschaft, die Gewalt ablehnt, sowohl was das Handeln als auch des Denkens anbetrifft, verurteilt Krieg. Als Schweizer aber ist er citoyen-soldat (etwa Bürger in Uniform) und akzeptiert Gewalt nur, wenn sie rechtmäßig und erforderlich ist.

Baud zeigt sich weit davon entfernt Putins Einmarsch zu rechtfertigen.

Zugleich weißt er auf die Heuchelei des Westens hin: Die selben Leute die Luftschläge auf Libyen gutgeheißen haben kritisieren Putin.

Am Ende bringt Baud ein Zitat vo Henry Kissinger aus der Washington Post: « […] die Verteufelung von Wladimir Putin ist keine Politik; sie ist ein Alibi, dafür, keine Politik zu haben.« (S.254)

Und Jacques Baud lässt uns mit diesem Satz zurück: „Ob uns das nun gefällt oder nicht, am Ende heißt er große Sieger … Wladimir Putin.“

Unbedingte Leseempfehlung! In unseren Mainstream-Medien finden wir meistens leider immer nur eine unvollständige Geschichte des Ukraine-Kriegs und dessen Vorgeschichte. Stattdessen werden wir mit Vorurteilen und westlicher Propaganda bombardiert. Jacques Baud kommt das Verdienst zu einen sehr guten Überblick über die Geschehnisse und Ereignisse rund um das Thema abgeliefert zu haben. Alles aufgrund von unvoreingenommenen vorurteilsfrei durchgeführten Analysen. Das Buch hat gefehlt!

Zum Autor

Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein abgeschlossenes Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit und internationalen Beziehungen. Er arbeitete als für die Ostblockstaaten und den Warschauer Pakt zuständiger Analyst für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst und leitete die Doktrin für friedenserhaltende Operationen der Vereinten Nationen New York. Dort war er zuständig für die Bekämpfung der Proliferation von Kleinwaffen bei der NATO und beteiligt an den NATO-Missionen in der Ukraine.

Das Buch

Jacques Baud

Putin – Herr des Geschehens?

Erscheinungstermin:10.07.2023
Seitenzahl:320
Ausstattung:Klappenbroschur
Artikelnummer:9783864894268

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28 Kommentare zu “„Putin – Herr des Geschehens?“ von Jacques Baud. Rezension

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    Noch immer ist eine Beendigung des Ukraine-Kriegs nicht in Sicht. Diplomatie, Friedensverhandlungen? Null, nada, niente …
    Stattdessen pumpt „Natostan“ (Oberstleutnant a. D. Jürgen Rose) immer mehr Waffen in die Ukraine. Schon wird seitens der USA die Lieferung und der Einsatz von Streubomben mit Uran-Munition in der Ukraine erwogen. Weil normale Munition gewissermaßen erschöpft ist. Unser Bundespräsident Steinmeier befürwortet im Sommerinterview des ZDF offenbar den Einsatz dieser Streubomben. Man könne in der gegenwärtigen Situation den USA nicht in den Arm fallen“, man müsse „Verständnis dafür haben, dass die Ukraine die russischen Truppen zurückzudrängen versucht“. Aha.
    „Wahrheit unter Beschuss“
    Die Eskalation dieses Krieges geht immer weiter. In der Sendung „Wahrheit unter Beschuss“ (mit Jacques Baud, Dirk Pohlmann, Jürgen Rose & Walter van Rossum) gab sich Journalist Dirk Pohlmann in hohe Maße alarmiert, bestürzt und ratlos. Er könne sich beim besten Wissen nicht vorstellen wie man aus dieser momentanen Situation im Ukraine-Krieg wieder herauskommen wolle.
    An der Gesprächsrunde nahm auch ehemaligen Oberst der Schweizer Armee Jacques Baud teil.
    Dessen Buch „Putin – Herr des Geschehens“ – welches heute erscheint – sei von mir unbedingt zur Lektüre empfohlen.
    Das Buch war eigentlich als Antwort auf die französische Fernsehsendung „Putin Herr des Geschehens“ am 17.10.2021 gedacht. Die „Experten“, welche darin diskutierten, bezeichnet Jacques Baud als „ignorant und empathielos“ und sie hätten eine Denkweise symbolisiert, welche 1945 ausgestorben geglaubt schien.
    Geht es in unseren Fernsehdiskussionsrunden viel anders zu? Eher vielleicht noch schlimmer. Wir bekommen ja allein in ARD und ZDF fast nur noch Propaganda aufgetischt. Westliche Propaganda und Propaganda des Kiewer Regimes. Wenn wir „Glück“ haben ist eine Person mit abweichender, differenzierter Meinung vertreten. Nehmen wir als eine solche Person beispielsweise Sahra Wagenknecht. Die wird dann von den anderen Gästen sowie der Moderatorin/dem Moderator versucht erbarmungslos niederzumachen.
    Seit erwähnter Sendung im französischen Fernsehen haben sich die Spannungen zwischen der Ukraine, Russland und dem Westen verschärft und schließlich zu einem bewaffneten Konflikt geführt.
    Was am 17.10.2021 noch ein Einzelfall gewesen sei, so Baud, wurde am 24. Februar 2022 zur Denkweise des Westens. Der Inhalt des Buches wurde an die veränderte Situation angepasst.
    Baud: „Politik sollte auf Fakten, nicht auf Vorurteile gründen.“
    Diejenigen, die glaubten, dass man Russland nur negativ bewerten darf, hätten die Ukraine in die Katastrophe gestürzt.
    Überzogene Erwartungen wurden geweckt, die die ukrainischen und europäischen Bürger nun teuer bezahlen müssten. Letztendlich für nichts.
    Der Westend Verlag zum Buch:
    «Es zeichnet sich keine Lösung ab, das Sterben in der Ukraine schreitet voran. Obwohl dieser Krieg täglich in den Traditionsmedien präsent ist, bleibt vieles unterbelichtet, denn seine Vorgeschichte wird lediglich unvollständig dargestellt oder sogar ignoriert. Eine zu einfache Schuldzuweisung hat sich etabliert und verringert die Chancen auf eine Verhandlungslösung. Jacques Baud hat für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst, die NATO und die Vereinten Nationen gearbeitet. Mit seinem Buch liefert er auf der Grundlage von Dokumenten, die hauptsächlich von den USA, der Ukraine, der russischen Opposition und internationalen Organisationen stammen, einen sachlichen Blick auf die Realität dar und öffnet die Tür für eine unvoreingenommene Einschätzung des Kriegs in der Ukraine. Für Baud ist es Zeit, zurück zu den Fakten und vor allem zum Dialog zu kommen.«
    Das Buch verfolgt zwei Ziele:
    dass unsere Vorurteile nicht der Realität entsprechen;
    dass Entscheidungen, die auf unseren Vorurteilen beruhen, das Gegenteil bewirken, was wir eigentlich wollen.
    Kritik an den sogenannten Faktencheckern
    Baud analysierte die Lage genau. So wie es strategische Nachrichtendienste tun, die sich zu 95 Prozent offener Nachrichtenquellen bedienen.
    Im Unterschied zu den sogenannten Faktencheckern, die keine genauen Definitionen von „Verschwörungstheorien“ als Grundlage hätten (damit sie solche Begriffe zum Zweck von Zensur und Desinformation benutzen können), verwenden wir hier eine feste Terminologie, stellt Baud klar. „Im Gegensatz zu ihnen benutzen wir das «Faktenchecken« (das Prüfen von Tatsachen), um zu zeigen, dass es ehrliche Journalisten gibt, die mit Sorgfalt arbeiten. Dafür werden wir die Zustände ohne politische Voreingenommenheit untersuchen.“ Faktenchecker verwechselten allzu oft ihre Weltsicht mit den Fakten und seien alles andere als unparteilich
    Was ihnen nicht gefällt – nicht dem bestimmten Narrativ entspricht – sind Verschwörungstheorien
    Baud beklagt: Viele Journalisten arbeiten nicht nach der Münchner Charta! Und: Es müssten immer auch Fragen nach der moralischen und strafrechtlichen Verantwortung der Medien gestellt werden.
    Stattdessen verfahre man nach der Devise: Der Zweck heiligt die Mittel.
    Aufräumen mit Vorurteilen
    Jacques Baud geht viele Vorurteile an, die von den Medien ständig wiederholt und unter die Leute gebracht werden. Baud räumt damit gründlich auf.
    Die Frage etwa „Versucht Wladimir Putin die UdSSR wiederherzustellen?“ (S.17) beantwortet Baud mit nein. Er erklärt:
    Die UdSSR sei ein marxistischer Staat gewesen, der den Klassenkampf in der Welt fördern wollte.
    „Putins Russland ist ein wirtschaftsliberaler Staat, grundverschieden von der UdSSR in Bezug auf seine Ideologie und sein Funktionieren.“
    Des Weiteren bringe man immer wieder Putins Satz, „Die Zerstörung der UdSSR war die größte Katastrophe in der Geschichte des 20. Jahrhunderts“ und deute ihn immer wieder falsch. «Um Putins angebliche Sowjetnostalgie und seine Ambitionen zu verdeutlichen, zur „Größe“ der UdSSR zurückzufinden. Das ist faktisch und politisch gelogen.«
    In Wahrheit stamme dieser Satz Putins aus einer Rede vom 25.5.2005 in der Wladimir Putin die chaotische Weise bedauert, in der sich der Übergang in die Demokratie vollzog.
    Einer weiteren seitens des Westens in den Raum gestellten Behauptung tritt Baud entgegen: Putin trauere dem kommunistischen System nicht nach.
    Auch bei der von Putin angeblich angestrebten Wiederherstellung des „Russischen Reichs“ handelt es sich nach Bauds Meinung um ein dezidiert westliches Hirngespinst, das weder die russische Regierung noch Putin jemals für sich in Anspruch genommen habe.
    „Putin möchte lediglich Russland auf der internationalen Bühne eine gewichtige Stimme geben, um seine Interessen zu verteidigen“, schreibt Baud.
    Und er habe dass Bestreben gehabt die Minsker Vereinbarungen umzusetzen. Die die westlichen Akteure – wie sie selbst bekannten – überhaupt nie gedachten umzusetzen.
    Putin habe zu Recht festgestellt, dass der Westen seit 1990 von einer schlechten Entscheidung zur nächsten gestolpert sei und dabei Probleme schaffe, die er nicht zu lösen vermag. Und Europa strukturell unfähig sei gegen die Vereinigten Staaten zu handeln.
    „Er möchte wieder ein Gegengewicht zur sperrigen Omnipräsenz der USA schaffen, die nur für die eigenen Interessen, zum Nachteil der Alliierten und der übrigen Welt handeln.“
    Auch den auf France 5 von Jean-Dominique Giuliani, Präsident der Robert-Schuman-Stiftung, erhobenen Vorwurf Putin wolle in Polen und den baltischen Ländern einen Einflussbereich besitzen, bezeichnet Baud als falsch.
    Nach dem Kalten Krieg habe sich Russland zunächst von den neuen NATO-Staaten nicht bedroht gesehen, meint Baud.
    Jacques Baud erinnert u.a. daran, dass der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan 1997 vor der NATO-Erweiterung gewarnt habe.
    Dies, so Kennan, sei ein „verhängnisvoller Fehler amerikanischer Politik in der gesamten Periode nach dem Kalten Krieg“.
    Baud bekräftigt auch, dass Russland nie Anspruch auf die Ukraine erhoben hat. Moskau haben nur nicht gewollt, dass sich die NATO Russland nähert und möchte sich selbst nicht der NATO nähern. Es forderte die Neutralität der Ukraine. Selbst Selenskyj sei bereit gewesen Ende März 2022 in Istanbul darüber zu diskutieren. Boris Johnson habe das vereitelte. Ein Frieden sei quasi greifbar gewesen. Johnson jedoch habe Kiew aufgefordert weiter zu kämpfen.
    Alles Geschehnisse die westliche Medien gerne verdrängen oder geflissentlich unerwähnt lassen.
    Zusicherungen die NATO nicht zu erweitern seien dokumentiert. Und von freigegebenen Dokumenten belegt. Üblichen Einwänden tritt der Autor entgegen: Es gebe keine Verträge – das stimme – was aber nicht heiße, dass die Zusagen nicht ausgesprochen worden sind. Ein Fehler allerdings war, dass Gorbatschow nicht auf etwas Schriftlichem bestand.
    Nach dem Ende der Sowjetunion, der die USA – nebenbei bemert – gerne auch schon 1945 den Garaus gemacht hätten, sah Washington eine neue Chance: Dick Cheney wollte 1991 die Zerschlagung Russlands.
    Man tat alles, dass Russland ja nicht erstarke. An der Zerschlagung Russland hielten die USA immer fest. Nun wittern sie eine neue Chance. Und dazu nutzen sie den Ukraine-Krieg. So kann man diesen Krieg durchaus als Stellvertreterkrieg bezeichnen: USA gegen Russland.
    USA haben sich Länder „gekauft“. Währung: Beteiligung an Kriegen Irak usw.
    Ungeschriebene Regel: NATO-Mitgliedschaft ging dem Beitritt zur EU systematisch voraus
    Russland wollte ja sogar selbst einmal der NATO beitreten. (S.39)
    Jacques Baud erinnert an Gorbatschows Idee vom Haus Europa. Dazu habe auch Putins Russland gestanden. Russland habe auch nie die Auflösung der NATO gefordert. Was ja letztlich nahe an der von General de Gaulle immer wieder propagierten Idee eines „Europas vom Atlantik bis zum Ural“ gelegen war. Die Chancen dazu wurden 1990 vertan.
    Etwa sei Bill Clinton dafür gewesen Versprechungen gegenüber Russland nicht umzusetzen.
    Ein Seite für Seite interessantes Buch. Hier wird Geschichte nachgezeichnet. Und auch die Vorgeschichte zum Ukraine-Krieg scheint gut beleuchtet auf. Dazu gehört auch der von den USA finanzierte und unterstützte Maidan-Putsch 2014 in Kiew mit den bekannten Folgen. Abspaltung der Krim via einer Volksabstimmung. Letztlich habe Moskau so gehandelt wie der Westen bezüglich des Kosovo. Nur, dass es beim Kosovo keine Volksabstimmung gegeben habe.
    Angriff der Ukraine auf den Donbass. In neun Jahren starben dort mehr als 10.000 Menschen durch Beschuss und an Minen. Darunter viele Kinder.
    Was viele Leser überraschen wird: Baud meint, die Ukraine wusste, dass Russland nicht angreifen wollte. Letztlich habe aber der Westen Russland zum Eingreifen verleitet. Man kann auch sagen: Der Angriff wurde herbei provoziert. Der Autor sieht es so: Westen brauchte den Angriff. Und Putin hatte nichts mehr zu verlieren.
    Für Jacques Baud steht fest: Der Westen konnte wissen, dass sein Tun nicht den Ukrainern hilft. Er fragt: Westliche Werte? Recht? Nein. Es herrsche eine Amerikanische Denkweise.
    Es gibt keine Regeln mehr. Es gilt das Recht des Stärkeren.
    Doppelte Standards würden angewendet. Und was man unterstreichen muss:
    Nur wenige Kommentatoren verstünden Russland und verwechselten es mit der UdSSR.
    Es würde absurder Hass gegen Putin geschürt.
    Ebenso gingen die Hitler-Vergleiche (wie auch betreffs früherer Personen wie Saddam Hussein oder Milosevic) auch hinsichtlich der Person Putin fehl.
    Wir urteilten zu oft aus dem Bauch statt aus dem Kopf.
    In Wirklichkeit schwächten wir uns
    Waffenlieferungen und die NATO-Ausdehnung seien unverantwortlich.
    Was hätten wir erreicht? Weißrussland sei wieder näher an Russland gerückt. Russland und China seien festere Partner wie noch vor Jahren.
    Schlussfolgerungen
    «Die „Experten“ haben durch ihr Unwissen unsere Wahrnehmung von Russland, der Ukraine und der Ereignisse so sehr verformt, dass wir zu keiner unaufgeregten Deutung der Lage gekommen sind, die erlaubt hätte, das Desaster zu vermeiden. Stattdessen in einen Strudel aus Unverständnis und Voreingenommenheit gerieten. Nachrichtendienste glänzten durch Abwesenheit. Diplomatie sei nicht zu erkennen.
    Der Autor aufgewachsen in einer Gesellschaft, die Gewalt ablehnt, sowohl was das Handeln als auch des Denkens anbetrifft, verurteilt Krieg. Als Schweizer aber ist er citoyen-soldat (etwa Bürger in Uniform) und akzeptiert Gewalt nur, wenn sie rechtmäßig und erforderlich ist.
    Baud zeigt sich weit davon entfernt Putins Einmarsch zu rechtfertigen.
    Zugleich weißt er auf die Heuchelei des Westens hin: Die selben Leute die Luftschläge auf Libyen gutgeheißen haben kritisieren Putin.
    Am Ende bringt Baud ein Zitat vo Henry Kissinger aus der Washington Post: « […] die Verteufelung von Wladimir Putin ist keine Politik; sie ist ein Alibi, dafür, keine Politik zu haben.« (S.254)
    Und Jacques Baud lässt uns mit diesem Satz zurück: „Ob uns das nun gefällt oder nicht, am Ende heißt er große Sieger … Wladimir Putin.“
    Unbedingte Leseempfehlung! In unseren Mainstream-Medien finden wir meistens leider immer nur eine unvollständige Geschichte des Ukraine-Kriegs und dessen Vorgeschichte. Stattdessen werden wir mit Vorurteilen und westlicher Propaganda bombardiert. Jacques Baud kommt das Verdienst zu einen sehr guten Überblick über die Geschehnisse und Ereignisse rund um das Thema abgeliefert zu haben. Alles aufgrund von unvoreingenommenen vorurteilsfrei durchgeführten Analysen. Das Buch hat gefehlt!
    Zum Autor
    Jacques Baud hat einen Master in Ökonometrie und ein abgeschlossenes Nachdiplomstudium in internationaler Sicherheit und internationalen Beziehungen. Er arbeitete als für die Ostblockstaaten und den Warschauer Pakt zuständiger Analyst für den Schweizer Strategischen Nachrichtendienst und leitete die Doktrin für friedenserhaltende Operationen der Vereinten Nationen New York. Dort war er zuständig für die Bekämpfung der Proliferation von Kleinwaffen bei der NATO und beteiligt an den NATO-Missionen in der Ukraine.
    Das Buch
    Jacques Baud
    Putin – Herr des Geschehens?“
    ***
    Der Angriffskrieg der Menschen im Kreml ist ein Verbrechen.

      • „Er ist völkerrechtswidrig. Aber herbei provoziert vom Westen resp. den USA.. – Schlimmer als die vielen Kriegsverbrechen der USA über viele Jahrzehnte hinweg?“
        Guten Tag Herr C. Stille,
        Vielen Dank für Ihre Antwort.
        Verbrechen gegen die unteilbare Menschenwürde, sie kennen keine Grenzen.
        Demokratie ist der Autokratie vorzuziehen.
        mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • Lassen Sie womöglich außer Acht, dass die Urverbrecher in Washington und bei der NATO sitzen? Sie sind verantwortlich dafür, dass Putin reagierte. Schon im März 2022 hätte es einen Frieden geben können. Boris Johnson (wahrscheinlich in Rücksprache mit den USA) hat das vereitelt. Tausende Tote Ukrainer und Russen könnten noch leben.
        Aber es sind letztlich bereits Dinge in Bewegung, die den Krieg beenden könnten. Wie wir wissen gab es Geheimverhandlungen von einflussreichen US-Persönlichkeiten mit dem russischen Außenminister Lawrow.

      • „Lassen Sie womöglich außer Acht, dass die Urverbrecher in Washington und bei der NATO sitzen? Sie sind verantwortlich dafür, dass Putin reagierte. Schon im März 2022 hätte es einen Frieden geben können. Boris Johnson (wahrscheinlich in Rücksprache mit den USA) hat das vereitelt. Tausende Tote Ukrainer und Russen könnten noch leben. Aber es sind letztlich […]“

        „Lassen Sie womöglich außer Acht, dass die Urverbrecher in Washington und bei der NATO sitzen? Sie sind verantwortlich dafür, dass Putin reagierte. Schon im März 2022 hätte es einen Frieden geben können. Boris Johnson (wahrscheinlich in Rücksprache mit den USA) hat das vereitelt. Tausende Tote Ukrainer und Russen könnten noch leben.
        Aber es sind letztlich bereits Dinge in Bewegung, die den Krieg beenden könnten. Wie wir wissen gab es Geheimverhandlungen von einflussreichen US-Persönlichkeiten mit dem russischen Außenminister Lawrow.“

        Guten Tag, Herr C. Stille.

        Alle Menschen sind der unteilbaren Menschenwürde.

        Der Angriffskrieg ist ein Verbrechen.

        mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • Stimmt. Sagen Sie das den USA. Die es mit der Menschenwürde im Allgemeinen nicht sonderlich ernstnehmen. Dieser Krieg hätte von den USA, von der EU vermieden werden können. Es war nicht gewollt. Er wurde geradezu herbei provoziert.
        Der brasilianische Präsident Lula gibt ebenfalls beiden Seiten die Schuld am Krieg und fordert Friedensverhandlungen.
        Und die werden auch kommen. Der „Schurkenstaat“ (Noam Chomsky) USA wird dann die ausgeblutete Ukraine fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Wie Afghanistan. Die EU ist dann mit einem hoch korrupten Pleitestaat Ukraine, mit nationalistischen, faschistischen Tendenzen alleingelassen. Finanziell von diesem mit in den Abgrund gezogen als großer Verlierer. Die unteilbaren Menschenrechte sind da letztlich schnurzpiepe. Wie sagte letztens ein Journalist: Der Westen hat fertig. Er kann weg. Wir sollten die Hoffnung auf eine multipolare Welt setzen.

      • „Stimmt. Sagen Sie das den USA. Die es mit der Menschenwürde im Allgemeinen nicht sonderlich ernstnehmen. Dieser Krieg hätte von den USA, von der EU vermieden werden können. Es war nicht gewollt. Er wurde geradezu herbei provoziert.
        Der brasilianische Präsident Lula gibt ebenfalls beiden Seiten die Schuld am Krieg und fordert Friedensverhandlungen.
        Und die werden auch kommen. Der „Schurkenstaat“ (Noam Chomsky) USA wird dann die ausgeblutete Ukraine fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Wie Afghanistan. Die EU ist dann mit einem hoch korrupten Pleitestaat Ukraine, mit nationalistischen, faschistischen Tendenzen alleingelassen. Finanziell von diesem mit in den Abgrund gezogen als großer Verlierer. Die unteilbaren Menschenrechte sind da letztlich schnurzpiepe. Wie sagte letztens ein Journalist: Der Westen hat fertig. Er kann weg. Wir sollten die Hoffnung auf eine multipolare Welt setzen.“

        ***

        Guten Tag Herr C. Stille.

        Chomsky vertritt eine Theorie der „Universalgrammatik“, die grammatische Anlage ist genetisch bedingt und das Modul soll Art und Tempo des Spracherwerbs erklären, da Sprache im syntaktischen Kern nicht gelernt werde. Sprache ist strukturabhängig, sie wird auf der Basis eines spezifischen Wissens erworben und verwendet.

        Laut Chomsky ist jeder Mensch mit einer universalen Grammatik versehen. Das heißt, jeder kommt mit einer angeborenen allgemeinen Sprachstruktur, die sich nicht auf eine bestimmte Sprache bezieht, zur Welt. Deshalb sieht er jede Person dazu in der Lage, eine beliebige Sprache zu lernen (vgl. Dürscheid 2012: 126).

        Der Nativismus (lat. nasci -„geboren werden“, nativus – „angeboren, natürlich“) beschreibt den Vorgang des hervorgehobenen Beibehaltens oder Wiederbelebens von bestimmten Faktoren oder Bereichen der eigenen Kultur. Meist entsteht der Nativismus als eine Reaktion auf eine Bedrohung der eigenen Kultur von Außen.

        Die Chomsky-Hierarchie teilt nun formale Grammatiken in vier verschiedene Klassen ein, die sich in der Einschränkung der Produktionsregeln der verschiedenen Typen unterscheiden. Hierbei schränkt Typ-0 die Sprache überhaupt nicht ein, während Typ-3 die Grammatik sehr stark einschränkt.

        Die Grundannahme der Universalgrammatik ist dabei denkbar einfach: Chomsky geht davon aus, dass Menschen die fundamentalen Grundlagen der Grammatik angeboren sind – unser Gehirn ist sozusagen mit einem bestimmten Schema zur Grammatikbildung ausgestattet.

        Kritik am Kognitivismus

        Kritisiert wird zum einen die einseitige Konzentration auf Informationsverarbeitungsprozesse während des Lernvorgangs. So könnten die Aspekte der Informationsbearbeitung zwar eine Rolle für die Erklärung von Lernvorgängen spielen, allerdings nicht als alleiniges Erklärungsmodell dienen.

        Ursprünglich hat Chomsky die Kompetenz als Fähigkeit, Sätze zu bilden und zu verstehen, der Performanz als dem Gebrauch, der von dieser Fähigkeit unter dem Einfluß von möglicherweise störenden Faktoren gemacht wird, unterschieden.

        Der Begriff kognitiv (vom lateinischen Wort cognoscere – wissen, erkennen) bezeichnet Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Denken und Wissen in Zusammenhang stehen.

        Gegen Ihren Richterspruch und ihrer Grundhaltung habe ich keine Gegenrede.

        mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • „Was soll die Vorlesung? Es ist wie es ist. Chomsky hat das alles begründet.
        Schöne Woche noch“

        Guten Tag Herr C.Stille,

        Danke, ich habe diesen Mann anders verstanden.

        Der Angriffskrieg ist ein Verbrechen.

        mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • “ Noam Chomsky: „Die USA sind ein Schurkenstaat, Europa ist extrem rassistisch“
        Noam Chomsky: „Die USA sind ein Schurkenstaat, Europa ist extrem rassistisch“
        Von Euronews • Zuletzt aktualisiert: 17/04/2015

        Er ist ein Superstar in der Welt der Intellektuellen, ein überaus produktiver Autor und selbst ernannter Anarchist, der auch mit 86 Jahren nicht

        Er ist ein Superstar in der Welt der Intellektuellen, ein überaus produktiver Autor und selbst ernannter Anarchist, der auch mit 86 Jahren nicht kürzer tritt. Er prangert immer noch Unrecht an, dabei hat er im Allgemeinen den Westen in der Schusslinie. Ich habe mich in die Vereinigten Staaten aufgemacht, um mich mit Noam Chomsky zu treffen. Wir führten das Interview in seinem Büro am Massachusetts Institute of Technology. Er ist Gast bei “The Global Conversation”.

        Hoffentlich gibt es endlich einen Volksaufstand gegen die vernichtende, zerstörerische Wirtschafts- und Sozialpolitik, die von den Bürokraten und den Banken kommt.

        Wer ist Noam Chomsky?

        Avram Noam Chomsky wurde am 7. Dezember 1928 in Philadelphia, Pennsylvania, USA geboren
        Er arbeitet seit 1955 als Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT)
        Seit seiner Kritik am Vietnamkrieg trat er immer wieder als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außen- und Wirtschaftspolitik in Erscheinung
        Chomsky wurde als Kapitalismus- und Globalisierungskritiker weltweit bekannt
        Zwischen 1980 und 1992 ist Chomsky die am häufigsten zitierte lebende Person der Welt gewesen (Arts und Humanities Citation Index von 1992)

        Euronews-Reporterin Isabelle Kumar: “Vielen Dank, dass Sie bei uns sind. Die Welt im Jahr 2015 scheint ein sehr unruhiger Ort. Stehen Sie der allgemeinen Situation im großen Ganzen eher optimistisch oder pessimistisch gegenüber?”

        Noam Chomsky: “Auf der internationalen Bühne rasen wir auf einen Abgrund zu, in den wir fallen werden und der die Aussichten für ein menschenwürdiges Überleben erheblich reduzieren wird.”

        Euronews: “Was für ein Abgrund?”

        Noam Chomsky: “Tatsächlich gibt es zwei, einer ist die Umweltkatastrophe, die unmittelbar bevorsteht. Wir haben nicht mehr viel Zeit, damit fertig zu werden und wir gehen den falschen Weg. Den anderen Abgrund gibt es schon seit 70 Jahren, es ist die Gefahr eines Atomkriegs, die immer größer wird. Wenn Sie sich die Geschichte anschauen, ist es ein Wunder, dass wir überlebt haben.”

        Euronews: “Fangen wir mit den Umweltproblemen an. Wir haben unser Social-Media-Publikum aufgefordert, uns Fragen zu schicken und wir haben viele Rückmeldungen bekommen. Zum Beispiel diese Frage von Enea Agolli, der von Ihnen wissen will, was Sie über den Klimawandel denken, wenn Sie ihn aus Sicht eines Philosophen betrachten.”

        Noam Chomsky: “Die menschliche Spezies gibt es schon vielleicht seit 100.000 Jahren und sie steht jetzt vor einem einzigartigen Moment in ihrer Geschichte. Diese Spezies ist jetzt an einem Punkt, an dem sich sehr bald entscheiden wird, in den kommenden Generationen, ob das Experiment des sogenannten intelligenten Lebens weitergehen wird oder wir fest entschlossen sind, es zu zerstören. Überwiegend erkennen Wissenschaftler, dass fossile Energieträger im Boden bleiben müssen, damit unsere Enkel eine Zukunft haben. Aber die institutionellen Strukturen unserer Gesellschaft versuchen, jeden Tropfen aus der Erde zu pressen. Die Folgen, die Auswirkungen der vorhergesagten Effekte des Klimawandels für die Menschheit in nicht sehr ferner Zukunft sind katastrophal und wir rasen auf diesen Abgrund zu.”

        Euronews: “Was die Gefahr eines Atomkriegs angeht, sehen wir, dass bei den Verhandlungen mit dem Iran eine vorläufige Vereinbarung erreicht wurde. Sehen Sie darin einen Hoffnungsschimmer, dass die Welt möglicherweise ein sicherer Ort werden könnte?”

        Noam Chomsky: “Ich bin für die Verhandlungen mit dem Iran, aber sie sind zutiefst fehlerhaft. Es gibt zwei Staaten, die im Nahen Osten Unheil anrichten, die ständig Aggressionen, Gewalt, terroristische und illegale Handlungen ausüben. Beide sind große Atomwaffen-Staaten mit riesigen Nuklearwaffenarsenalen. Über ihre Atomwaffen wird nicht diskutiert.”

        Euronews: “Wen meinen Sie damit?”

        Noam Chomsky: “Die Vereinigten Staaten und Israel. Die beiden größten Atommächte der Welt. Es gibt einen Grund dafür, warum in internationalen von US-Wahlbehörden ausgeführten Umfragen die Vereinigten Staaten von einer überwältigenden Mehrheit als die größte Bedrohung für den Weltfrieden angesehen werden. Kein anderes Land kommt dem nahe. Es ist schon interessant, dass sich US-Medien weigern, das zu veröffentlichen. Aber es bleibt ein Fakt.”

        Euronews: “Sie halten nicht viel von US-Präsident Barack Obama. Verändert dieses Abkommen etwas an ihrer Einschätzung? Die Tatsache, dass er versucht, die Gefahr eines Atomkriegs zu reduzieren?”

        Noam Chomsky: “Das macht er ja nicht. Er initiierte gerade ein Billionen-Dollar-Programm zur Modernisierung des US-Kernwaffensystems, das bedeutet den Ausbau des Kernwaffensystems. Das ist einer der Gründe, warum die berühmte Weltuntergangsuhr, die von der Fachzeitschrift ‘Bulletin oft the Atomic Scientists’ geschaffen wurde, gerade vor ein paar Wochen zwei Minuten näher an Mitternacht gestellt wurde. Mitternacht ist das Ende. Es ist jetzt drei Minuten vor zwölf. So nahe an der Katastrophe stand die Uhr seit dreißig Jahren nicht, seit der großen Kriegsangst in den frühen Reaganjahren.”

        Euronews: “Sie erwähnten die USA und Israel in Bezug auf den Iran. Offensichtlich ist der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gegen ein Atomabkommen mit dem Iran, er sagt….”

        Noam Chomsky: “Das ist interessant. Wir sollten uns fragen, warum.”

        Euronews: “Warum?”

        Noam Chomsky: “Wir wissen, warum. Iran hat sehr geringe Militärausgaben, selbst nach den Maßstäben der Region, ganz zu schweigen von den Vereinigten Staaten. Die strategische Doktrin des Iran ist defensiv, darauf ausgelegt, einen Angriff so lange abzuwehren, bis die Diplomatie greift. Und die Vereinigten Staaten und Israel, die beiden Schurkenstaaten, wollen diese Abschreckung nicht tolerieren. Kein strategischer Analyst mit ein bisschen Hirn denkt, dass der Iran jemals eine Atomwaffe einsetzen würde. Selbst wenn sie dazu bereit wären, das Land würde einfach verdampft werden. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die herrschenden Kleriker – was immer man auch über sie denkt – alles zerstören wollen, was sie haben.”

        Euronews: “Noch eine weitere Frage zu diesem Thema von Morten A. Andersen via Social Media. Er fragt: ‘Glauben Sie, die USA würden jemals eine Vereinbarung treffen, die Israel gefährlich werden könnte?’”

        Noam Chomsky: “Die Vereinigten Staaten ziehen ständig Aktionen durch, die für Israel gefährlich sind, ernsthaft. Zum Beispiel die Unterstützung der israelischen Politik. In den vergangenen 40 Jahren war die größte Bedrohung für Israel seine eigene Politik. Wenn Sie 40 Jahre zurückschauen, sagen wir ins Jahr 1970, damals war Israel eines der am meisten respektierten und bewundertsten Länder der Welt. Es gab viele positive Stimmen. Jetzt ist es eines der unbeliebtesten und gefürchtetsten Länder der Welt. In den frühen 1970er-Jahren hat Israel eine Entscheidung getroffen. Sie hatten die Wahl und sie haben die Expansion der Sicherheit vorgezogen – mit gefährlichen Folgen. Konsequenzen, die zu der Zeit auf der Hand lagen. Ich und andere Menschen schrieben darüber – wenn sie die Expansion der Sicherheit vorziehen, wird das zu innerstaatlichem Niedergang, Wut, Widerstand, Isolation und möglicherweise zur ultimativen Zerstörung führen. Und durch die Unterstützung dieser Politik tragen die Vereinigten Staaten zu den Gefahren bei, die Israel bedrohen.”

        Euronews: “Das führt mich zum Thema Terrorismus. Das ist wirklich eine globale Pest und einige Menschen – ich denke, Sie eingeschlossen – werden sagen, dass das eine Konsequenz der weltweiten US-Antiterror-Politik ist. Wie weit sind die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten für die derzeit grassierenden Terroranschläge auf der ganzen Welt verantwortlich?”

        Noam Chomsky: “Die bei Weitem schlimmste Terrorkampagne in der Welt ist die, die Washington inszeniert. Das ist eine globale Ermordungskampagne. Es gab noch nie eine Terrorkampagne dieser Größenordnung.”

        Euronews: “Was meinen Sie mit globaler Ermordungskampagne?”

        Noam Chomsky: “Die Drohnenkampagne – genauso kann man sie bezeichnen. In weiten Teilen der Welt führen die Vereinigten Staaten systematisch, öffentlich, offen – es gibt nichts Geheimes daran, was ich sage, wissen wir alle – regelmäßige Kampagnen durch, um Menschen zu ermorden, die von der US-Regierung verdächtigt werden, dem Land irgendwann Schaden zuzufügen. Und das ist, wie Sie bereits erwähnt haben, eine Terror erzeugende Kampagne: Wenn man beispielsweise ein Dorf im Jemen bombardiert und jemanden tötet, vielleicht – oder auch nicht – die Person, die ihr Ziel war, dazu andere Menschen, die sich zufällig in der Nähe aufhielten, was glauben Sie, wie werden die reagieren? Sie werden sich rächen wollen.”

        Euronews: “Sie beschreiben die USA als führenden Terroristenstaat. Wie passt Europa in dieses Bild?”

        Noam Chomsky: “Das ist eine interessante Frage. Es gab beispielsweise vor Kurzem eine Studie. Ich glaube von der ‘Open Society Foundation’, in der es heißt: ‘Die schlimmste Form der Folter ist die illegale Auslieferung’. Das bedeutet, dass man einen Verdächtigen zu seinem Lieblingsdiktator schickt, vielleicht Assad, Gaddafi oder Mubarak, damit er dort gefoltert wird, in der Hoffnung, dass vielleicht etwas dabei herauskommt. Das nennt man außerordentliche Auslieferung (Überstellung von Terrorverdächtigen). Die Studie gab einen Überblick über die Länder, die daran beteiligt sind: die Diktaturen im Nahen Osten natürlich, denn dort werden die Verdächtigen hingeschickt, um gefoltert zu werden, und Europa. Die meisten Länder Europas nehmen daran teil: England, Schweden, andere Länder. Es gibt in der Tat nur eine Region in der Welt, in der kein Land daran teilnimmt: Lateinamerika. Das ist ziemlich dramatisch. Vor allem Lateinamerika hat sich jetzt ziemlich der US-Kontrolle entzogen. Als es noch vor nicht allzu langer Zeit von den Vereinigten Staaten kontrolliert wurde, war es das Weltzentrum der Folter. Jetzt beteiligt es sich nicht mehr an der schlimmsten Form der Folter, an der illegalen Auslieferung. Europa schon. Wenn der Herr brüllt, ducken sich die Diener.”

        Euronews: “Europa ist also der Diener der USA?”

        Noam Chomsky: “Auf jeden Fall. Sie sind zu feige, um eine eigenständige Position einzunehmen.”

        Euronews: “Wie passt Wladimir Putin in dieses Bild? Er gilt als eine der größten Bedrohungen für die Sicherheit? Ist er das?”

        Noam Chomsky: “Wie die meisten Staatenlenker ist er eine Gefahr für die eigene Bevölkerung. Er hat illegal gehandelt. Aber ihn als verrücktes Monster darzustellen, das krank im Gehirn ist und Alzheimer hat, als eine böse Kreatur mit Rattengesicht, das ist bester Orwellscher Fanatismus. Was immer man auch über seine Politik denkt, sie ist verständlich. Die Idee, dass die Ukraine einem westlichen Militärbündnis beitreten könnte, wäre für jeden russischen Staatschef inakzeptabel. Das geht bis ins Jahr 1990 zurück, als die Sowjetunion zusammenbrach. Da gab es die Frage, was mit der NATO geschehen sollte. Gorbatschow stimmte der Einheit Deutschlands und seinem Beitritt zur NATO zu. Das war ein ziemlich bemerkenswertes Zugeständnis mit einer Gegenleistung (quid pro quo): dass die Nato sich keinen Zentimeter nach Osten bewegen würde, das war der Satz, der verwendet wurde.”

        Euronews: “Russland wurde also provoziert?”

        Noam Chomsky: “Was passierte? Die NATO bewegte sich sofort nach Ostdeutschland und dann kam Clinton und erweiterte die NATO bis an die Grenzen Russlands. Jetzt stimmte die neue ukrainische Regierung, die Regierung nach dem Sturz der vorherigen, jetzt stimmte das Parlament 300 zu 8 oder so ähnlich für einen Beitritt zur NATO.”

        Euronews: “Aber man kann verstehen, warum sie der NATO beitreten wollen, warum es die Regierung von Petro Poroschenko wahrscheinlich als Schutz für das Land ansieht?”

        Noam Chomsky: “Nein, nein, nein, nein. Das ist kein Landesschutz. Die Krim wurde nach dem Sturz der Regierung annektiert, das ist richtig. Das ist nicht zum Schutz der Ukraine, der Ukraine droht damit ein großer Krieg. Das ist kein Schutz. Der Punkt ist, das ist eine ernste strategische Bedrohung für Russland, jeder russische Präsident müsste darauf reagieren. Das ist sehr verständlich.”

        Euronews: “Betrachtet man die Situation in Europa, gibt es noch ein anderes interessantes Phänomen: Griechenland bewegt sich mit der Syriza in Richtung Osten. Auch die Podemos, die in Spanien an Macht gewinnt, auch in Ungarn. Glauben Sie, es gibt ein Potenzial in Europa, sich zu verändern und sich mehr an den russischen Interessen auszurichten?”

        Noam Chomsky: “Schauen Sie, was passiert. Ungarn steckt in einer völlig anderen Situation. Syriza ritt auf einer populären Welle an die Macht, die besagt, Griechenland sollte sich nicht länger der Politik aus Brüssel und den deutschen Banken beugen, die das Land zerstört. Die Auswirkung dieser Politik hat Griechenlands Schulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung erhöht. Rund die Hälfte der Jugendlichen sind arbeitslos, gut 40 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze, Griechenland wird gerade zerstört.”

        Euronews: “Sollte man seine Schulden also abschreiben?”

        Noam Chomsky: “Ja, genau, wie bei den Deutschen. 1953 als Europa die meisten der deutschen Schulden abschrieb. Einfach so, damit das Land nach den Kriegsschäden wieder aufgebaut werden konnte.”

        Euronews: “Aber was ist dann mit all den anderen europäischen Ländern?”

        Noam Chomsky: “Das Gleiche.”

        Euronews: “Also Portugal sollten seine Schulden erlassen werden, Spanien sollten seine Schulden erlassen werden?”

        Noam Chomsky: “Wie sind diese Schulden entstanden? Wem schuldet man sie? Teilweise wurden diese Schulden durch Diktatoren gemacht. In Griechenland war es die von den USA unterstützte faschistische Diktatur, die einen großen Teil der Schulden machte. Meiner Meinung nach waren die Schulden brutaler als die Diktatur. Das ist ein Begriff aus dem Völkerrecht, Diktatorenschulden, die müssen nicht zurückgezahlt werden. Das ist ein Prinzip, das von den USA in internationales Recht eingeführt wurde, als es in ihrem Interesse war. Ein Großteil der restlichen Schulden, die Hilfspakete für Griechenland, sind eigentlich Zahlungen an Banken, deutsche und französische Banken, die äußerst riskante Kredite mit nicht sehr hohen Zinsen gegeben hatten und jetzt mit der Tatsache konfrontiert werden, dass sie nicht zurückgezahlt werden können.”

        Euronews: “Hier kommt eine Frage von Gil Gribaudo, der wissen will: ‘Wie wird sich Europa verändern, angesichts der existenziellen Herausforderungen, vor denen es steht?’ Es gibt die Wirtschaftskrise, einen Anstieg des Nationalismus und Sie haben auch einige kulturellen Bruchlinien beschrieben, die in Europa entstanden sind. Wie beurteilen Sie den Wandel in Europa?”

        Noam Chomsky: “Europa hat große Probleme. Einige dieser Probleme sind das Ergebnis der Wirtschaftspolitik der Brüsseler Bürokraten, der Europäischen Kommission usw., entstanden unter dem Druck der NATO und der Großbanken, meistens deutsche Banken. Diese Doktrinen sind richtig aus Sicht derer, die sie entworfen haben. Zum einen wollen sie eine Rückzahlung ihrer riskanten und gefährlichen Kredite und Investitionen. Zum anderen haben diese Doktrinen aber den Wohlfahrtsstaat untergraben, das war nie beabsichtigt. Der Wohlfahrtsstaat ist einer der wichtigsten europäischen Beiträge zur modernen Gesellschaft. Aber den Reichen und Mächtigen hat er noch nie gefallen und aus ihrer Sicht ist es gut, dass er durch diese Politik erschüttert wird. Es gibt ein weiteres Problem in Europa, es ist extrem rassistisch. Ich habe immer gedacht, dass Europa wahrscheinlich rassistischer ist als die USA. Es fiel nicht auf in Europa, denn die europäischen Bevölkerungen waren in der Vergangenheit tendenziell ziemlich homogen. Wenn jeder blond und blauäugig ist, ist man kein Rassist, aber sobald sich die Bevölkerung ändert, kommt der Rassismus aus der Versenkung. Sehr schnell. Und das ist ein ernsthaftes kulturelles Problem in Europa.”

        Euronews: “Unsere Zeit läuft ab, ich möchte mit einer Frage von Robert Leight enden, einer eher hoffnungsvollen. Er fragt: ‘Was gibt Ihnen Hoffnung?’”

        Noam Chomsky: “Einige Dinge, über die wir gesprochen haben, geben mir Hoffnung. Die Unabhängigkeit von Lateinamerika zum Beispiel. Das ist von historischer Bedeutung. Wir können es gerade jetzt beobachten auf dem Amerika-Gipfel in Panama. Bei den vergangenen Treffen waren die Vereinigten Staaten vollständig isoliert. Es ist eine radikale Wandlung im Vergleich zu der Zeit vor zehn, zwanzig Jahren, als die USA Lateinamerika im Griff hatten. Das ist auch der Grund, warum Obama auf Kuba zugeht. Er versucht, die Isolation der USA zu überwinden. Es sind die USA, die isoliert sind, nicht Kuba. Wahrscheinlich wird das scheitern. Wir werden sehen. In Europa geben Syriza und Podemos Anlass zum Optimismus. Hoffentlich gibt es endlich einen Volksaufstand gegen die vernichtende, zerstörerische Wirtschafts- und Sozialpolitik, die von den Bürokraten und den Banken kommt. Das gibt Hoffnung. Sollte es auf jeden Fall.“

        Der Angriffskrieg ist ein Verbrechen.

      • Guten Abend Herr C.Stille.

        Zu Verlautbarungen über andere; gehe Ihrer Empfehlung nicht nach.

        Alle Menschen sind der unteilbaren Menschenwürde.

        Ich wünsche Ihnen und Ihren Freunden das Allerbeste.

        mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • Ich weiß nicht ob Sie die Sendung von der ZAPP- Redaktion gesehen haben, aber sie ist so wichtig, interessant und klärt auf. Nach der Sprengung der Pipelines, des Damms und der verschwundenen Hilfsgelder, müsste man die Ukraine sich selber überlassen, bzw. Putin überlassen. Selenskyj und die anderen Oligarchen, spielen ein böses Spiel mit uns.

        Geheimsache Nord Stream

        Der Fall Nord Stream: Wird die Aufklärung blockiert? | ZAPP | NDR

        Bei Youtube „Zapp“ eingeben und „Nordstream

        262.309 Aufrufe 26.09.2023
        Vor einem Jahr wurden die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gesprengt. Drei der vier Röhren wurden zerstört – ein beispielloser Angriff auf Deutschlands kritische Infrastruktur. Seitdem recherchieren investigative Journalistinnen und Journalisten zu den Hintergründen – und stoßen auf zahlreiche Hindernisse. Diese Recherche, sagen sie, ist eine der schwierigsten ihrer Karriere!

        Die Spuren der mutmaßlichen Täter führen in die Ukraine, das macht den Fall politisch brisant. Die Ermittlungen laufen unter höchster Geheimhaltung: Nichts darf nach außen dringen! Niemand darf reden! Journalistinnen und Journalisten berichten von politischem Druck und Geheimhaltung seitens der Regierung.

        Woran liegt diese Geheimhaltung? Wie gehen Journalistinnen und Journalisten damit um? Und werden wir je erfahren, wer hinter der Nord-Stream-Sprengung steht? Das erfahrt ihr in diesem Film.

      • „Ich weiß nicht ob Sie die Sendung von der ZAPP- Redaktion gesehen haben, aber sie ist so wichtig, interessant und klärt auf. Nach der Sprengung der Pipelines, des Damms und der verschwundenen Hilfsgelder, müsste man die Ukraine sich selber überlassen, bzw. Putin überlassen. Selenskyj und die anderen Oligarchen, spielen ein böses Spiel mit uns.
        Geheimsache Nord Stream
        Der Fall Nord Stream: Wird die Aufklärung blockiert? | ZAPP | NDR“

        Stimmt. Sagen Sie das den USA. Die es mit der Menschenwürde im Allgemeinen nicht sonderlich ernstnehmen. Dieser Krieg hätte von den USA, von der EU vermieden werden können. Es war nicht gewollt. Er wurde geradezu herbei provoziert. Der brasilianische Präsident Lula gibt ebenfalls beiden Seiten die Schuld am Krieg und fordert Friedensverhandlungen. Und die werden […]
        Ich weiß nicht ob Sie die Sendung von der ZAPP- Redaktion gesehen haben, aber sie ist so wichtig, interessant und klärt auf. Nach der Sprengung der Pipelines, des Damms und der verschwundenen Hilfsgelder, müsste man die Ukraine sich selber überlassen, bzw. Putin überlassen. Selenskyj und die anderen Oligarchen, spielen ein böses Spiel mit uns.
        Geheimsache Nord Stream
        Der Fall Nord Stream: Wird die Aufklärung blockiert? | ZAPP | NDR

        Bei Youtube „Zapp“ eingeben und „Nordstream
        262.309 Aufrufe 26.09.2023
        Vor einem Jahr wurden die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 gesprengt. Drei der vier Röhren wurden zerstört – ein beispielloser Angriff auf Deutschlands kritische Infrastruktur. Seitdem recherchieren investigative Journalistinnen und Journalisten zu den Hintergründen – und stoßen auf zahlreiche Hindernisse. Diese Recherche, sagen sie, ist eine der schwierigsten ihrer Karriere!
        Die Spuren der mutmaßlichen Täter führen in die Ukraine, das macht den Fall politisch brisant. Die Ermittlungen laufen unter höchster Geheimhaltung: Nichts darf nach außen dringen! Niemand darf reden! Journalistinnen und Journalisten berichten von politischem Druck und Geheimhaltung seitens der Regierung.
        Woran liegt diese Geheimhaltung? Wie gehen Journalistinnen und Journalisten damit um? Und werden wir je erfahren, wer hinter der Nord-Stream-Sprengung steht? Das erfahrt ihr in diesem Film.

        Guten Tag Frau L. Levante,

        Ich weiss um Ihre Weltanschauung, es ist nicht meine Aufgabe, Ihnen zu Ihrer Überzeugung, zu Ihrem Urteil gegen die Bösen und für die Guten, irgend etwas entgegen zu setzen.
        Was Sie der Welt zu glauben vorstellen, das liegt in Ihrer Verantwortung.
        Dem muss ich als Person nicht beistimmen.

        Mein Standpunkt der nur für mich Geltung haben soll: Der Angriffskrieg des Kreml ist ein Verbrechen.

        Mit freundlichen Grüßen
        Hans Gamma

      • Die völkerrechtswidrigen Angriffskriege der USA haben 4,5 Mio. Tote hinterlassen. In der Ukraine spricht man von 70.000 toten Ukrainern und bei den Russen sollen es angeblich 6.000 tote Soldaten sein. Wenn man jetzt noch einen Atomschlag, auf wen auch immer, Deutschland und England bieten sich an, einkalkuliert, könnte man auf 4,5 Mio. Tote kommen. Das wollen wir alle nicht hoffen.

      • Guten Tag Frau L. Levante.

        „Bevor ich Ihnen antworte, beantworten Sie mir eine Frage, warum wiederholen Sie alles?“

        Ich erwarte von Ihnen keine Antwort, Ihre Überzeugung von Böse und Gut ist mir klar.

        „Wir haben es nur noch mit Verbrechern zu tun und einige davon sitzen in der Werchowna Rada, im Bundestag, den ÖRR und derzeit noch im White House.“

        Sie wissen welche die wirklichen Verbrecher sind.

        Unter einem Verbrechen wird ein schwerwiegender Verstoß gegen die Rechtsordnung einer Gesellschaft oder die Grundregeln menschlichen Zusammenlebens verstanden.

        Mir freundlichen Grüßen
        an Sie und an Ihre Verbündeten

      • Sehr geehrte Frau L. Levante.

        „Bevor ich Ihnen antworte, beantworten Sie mir eine Frage, warum wiederholen Sie alles?“

        Ich erwarte von Ihnen keine Antwort, Ihre Überzeugung von Böse und Gut ist mir klar.

        „Wir haben es nur noch mit Verbrechern zu tun und einige davon sitzen in der Werchowna Rada, im Bundestag, den ÖRR und derzeit noch im White House.“

        Sie wissen welche die wirklichen Verbrecher sind.

        Unter einem Verbrechen wird ein schwerwiegender Verstoß gegen die Rechtsordnung einer Gesellschaft oder die Grundregeln menschlichen Zusammenlebens verstanden.

        Mir freundlichen Grüßen
        an Sie und an Ihre Verbündeten

      • Ihre Antwort:

        „Bevor ich Ihnen antworte, beantworten Sie mir eine Frage, warum wiederholen Sie alles?“

        Ich erwarte von Ihnen keine Antwort, Ihre Überzeugung von Böse und Gut ist mir klar.

        „Wir haben es nur noch mit Verbrechern zu tun und einige davon sitzen in der Werchowna Rada, im Bundestag, den ÖRR und derzeit noch im White House.“

        Sie wissen welche die wirklichen Verbrecher sind.

        Unter einem Verbrechen wird ein schwerwiegender Verstoß gegen die Rechtsordnung einer Gesellschaft oder die Grundregeln menschlichen Zusammenlebens verstanden.

        Mir freundlichen Grüßen
        an Sie und an Ihre Verbündeten

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