Am 19. September 2019 ist Dortmund in Bonn mit dem Label „StadtGrün naturnah“ in Silber ausgezeichnet worden. Das Projekt wurde im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Am vergangenen Mittwoch wurde der Preis von Vertreter der Stadt Dortmund, die mit „Grün“ zu tun haben gemeinsam auf dem Hauptfriedhof Vertretern der Presse präsentiert. In drei Jahren wird der Preisträger überprüft. Fest steht, dass das Konzept StadtGrün naturnah nicht nur weitergeführt, sondern auch noch erweitert wird. Die Entsorgung Dortmund GmbH, die einen Teil der Pflege des Straßenbegleitgrüns übernommen hat, schließt sich der Ideee an. Zur Präsentation gab sich Stadtrat Arnulf Rybicki bezüglich des Preises hoffnungsvoll, künftig ein noch höherwertiges Edelmetall erringen zu können. In drei Jahren wird die nächste Auszeichnung vergeben.
Laudatorin Prof. Beate Jessel: „Mit dem Label StadtGrün naturnah schafft das Projekt zusätzliche Anreize, ausgetretene Pfade zu verlassen und mehr Grün statt Grau in die Städte und Gemeinden zu bringen“
Die Laudatio für die Preisträger in Bonn hatte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz gehalten und gesagt: „Stadtgrün ist unverzichtbar, denn es schafft nicht nur Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sondern auch gesunde und attraktive Lebensbedingungen für uns Menschen.“ Deshalb sei es wichtig, „dass sich immer mehr Kommunen für eine naturnahe Gestaltung und Aufwertung von Grünflächen starken machen“. Und weiter: „Mit dem Label StadtGrün naturnah schafft das Projekt zusätzliche Anreize, ausgetretene Pfade zu verlassen und mehr Grün statt Grau in die Städte und Gemeinden zu bringen. Dass dies gelingt, zeigen die 14 Projekte, die wir heute auszeichnen.“ Beworben hatten sich zunächst 51 Kommunen, von denen letztlich 14 nach einem gut einjährigen Verfahren mit einem Label ausgezeichnet wurden. Honoriert wurden die Kommunen für die Entwicklung artenreicher Wildblumenwiesen, das Pflanzen heimischer Sträucher und das Entwickeln einer zeitgemäßen Grünflächenstrategie, die sich zum Ziel setzt, die Artenvielfalt von Flora und Fauna in der Stadt zu fördern und langfristig durch geeignete Maßnahmen zu sichern.
Ein attraktives und gesundes Wohnumfeld schaffen und die Biodiversität ist der Stadt verbessern
Es geht darum, in naturnahen Parkanlagen und kommunalen Wälder, zusammenhängenden Grünzügen, durch Baumgruppen oder gemischte Baumalleen, heimische Sträucher und Staudenpflanzungen sowie artenreiche Wiesenflächen ein attraktives und gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Notwendig dabei ist eine ökologisch ausgerichtete Pflege, die z.B. mit veränderten Mähverfahren und Angeboten für Rückzugs-Brutmöglichkeiten, um die Biodiversität in der Stadt nachweislich zu verbessern.
Besonders beeindruckt war der Labelgeber von den zahlreichen Aktivitäten auf dem Dortmunder Hauptfriedhof
Dortmund konnte sich im Labelingverfahren durch den Einsatz zahlreicher BürgerInnen, Naturschutzverbände, Verein und der beteiligten Fachämter mit seinen eingereichten Projekten im Vorderfeld der ausgezeichneten Kommunen platzieren. Die positiven Auswirkungen der veränderten Grünpflege lassen sich bereits an vielen Stellen im Dortmunder Stadtbild erkennen. So sind bereits 30 Prozent der öffentlichen Wiesenflächen in ein ökologisches und Artenvielfalt steigerndes Pflegeprogramm überführt worden. Besonders beeindruckt zeigte sich der Labelgeber bei einem Vor-Ort-Besuch von den zahlreichen Aktivitäten auf dem Dortmunder Hauptfriedhof. So werden dort z.B. Grabfelder mit alten (insgesamt 127 verschiedenen) Obstsorten (die von den Hinterbliebenen abgeerntet werden) gestaltet oder potentielle Zukunftsbäume gepflanzt, um sie auf ihre Eignung zur Minderung von Klimawandelfolgen zu testen. Dortmund hat diese Bedeutung frühzeitig erkannt und mit der Labelauszeichnung ein plakative Bestätigung ihres Engagements zur Steigerung der Artenvielfalt erhalten.
Stadtrat Arnulf Rybicki bedankte sich bei allen Beteiligten herzlich
Am Mittwoch kamen viele der Beteiligten auf dem Dortmunder Hauptfriedhof zusammen, um das Label zu präsentieren: Der Dezernent für Bauen und Infrastruktur, Arnulf Rybicki, Vertreter aus dem Tiefbauamt, dem Umweltamt, den Sport- und Freizeitbetrieben Dortmund, den Friedhöfen Dortmund und der Stadtentwässerung Dortmund. Bei allen Beteiligten bedankte sich Stadtrat Rybicki herzlich für das großartige Engagement.
Kurzrasenflächen werden in Blühwiesen umgewandelt
Gute Beispiele in Sachen Steigerung der Biodiversität können auf dem Hauptfriedhof besichtigt werden. Etwa sind Kurzrasenflächen in Blühwiesen umgewandelt worden. Das trifft auch auf Flächen im Stadtgebiet (Hörde, Derne, Hombruch, an der Bornstraße, am Pumpwerk Fredenbaum, an der Ardeystraße, auf dem Borsigplatz, oder die Baumscheibe Berghofen) zu. Eine Wiese braucht etwa fünf Jahre bis sie „steht“, wie die Fachleute sagen. Tiere wie etwa Hummeln und Heuschrecken siedeln sich nach und nach an. Etwa 190 Hektar Fläche sind im Stadtgebiet bereits umgestellt worden. Dazu bedarf es auch einer Umstellung des Fuhrparks. Schon lange bevor an Fridays for Future zu denken war, sei an diesen Projekten gearbeitet worden, merkte Sylvia Uehlendahl, die Amtsleiterin des Tiefbauamtes an.
Private Firmen sind bislang noch nicht am Projekt beteiligt. Man arbeite aber daran, welche mit ins Boot zu bekommen.
Ohne zusätzliche Mittel kann schnell ein Biotop geschaffen werden
Auf dem Hauptfriedhof gibt es verkehrssicher heruntergeschnittene Tothölzer, an denen sich Schadpilze zeigen, die anderswo im Stadtgebiete dazu führen, dass Bäume gefällt werden müssen. Auf dem Hauptfriedhof dienen sie Anschauungs- und Schulungszwecken. Gerd Hettwer (Friedhöfe Dortmund) wies auch auf eine Wiese auf dem Hauptfriedhof hin, die von Schafen beweidet wird. Das sei beim Labelgeber sehr gut angekommen, weil so etwas auf Friedhöfen nicht selbstverständlich sei. Auch gibt es Wasserflächen, auf denen Holzbretter („Rettungsinseln“) installiert wurden. Dort können sich Vögel sicher niederlassen, um zu trinken. Baumscheiben und Wurzelteller sind stehengelassen worden. So könne ohne zusätzliche Mittel schnell ein Biotop geschaffen werden.
Information für die BürgerInnen und die FriedhofsmitarbeiterInnen
Es ist vorgesehen, Informationstafeln sollen aufgestellt werden. Denn immer wieder fragten Friedhofsbesucher, wann diese Tothölzer abtransportiert würden. Nicht immer verstünden BürgerInnen, dass bestimmte Maßnahmen gewollt sind. So würden nämlich absichtlich bei manchen Wiesen im Stadtgebiet nur die Außenkante („Sauberkeitsstreifen“) gemäht. Das ließe manche Menschen denken, die Stadt schludere dort. Naturverjüngung werde nun schon seit 28 Jahren betrieben. Das heißt, Wildwuchs, der von allein gekommen ist, lässt man weiter wachsen. Bäume, die erhalten werden sollen, bekommen eine Manschette zur Information der gärtnerisch tätigen MitarbeiterInnen verpasst.
Kostenneutral erreichte Biodiversität und „ökologische Pflege“
All diese Bemühungen hinsichtlich Biodiversität, warf Stadtrat Rybicki ein, seien kostenneutral. Da habe er schon kritischen Fragen aus dem Rat mit ruhigem Gewissen begegnen können. Manchmal ziehe man sogar einen kleinen Nutzen daraus. Und manches, das vielleicht nachlässig aussehe, sei gewollt, weil es zum Konzept gehöre und Gedanken dahinterstünden. Es werde eben auch „geplant sozusagen ausgewildert“. Auch sei eine sogenannte Saatgutübertragung möglich. So könne Saatgut in andere Flächen in der Stadt eingebracht oder künftig sogar an die BürgerInnen abgeben werden.
Georg Hettwer fügte auf Anfrage an, dass er Unkraut grundsätzlich nicht mehr Unkraut nenne. Vieles würde auf dem Friedhof stehengelassen. Gegen invasive Arten allerdings gehe man indes an. Ebenso werde Wildkraut beseitigt, wo das zwecks Verkehrssicherung vonnöten sei, ergänzte Sylvia Uehlendahl. Es wurde klargemacht: Man lässt nicht Verwildern. Man habe ein Konzept, das „ökologische Pflege“, heißt.
Man gebe sich viel Mühe, so Jürgen Hundorf, die Bevölkerung sozusagen „mitzunehmen“. Denn bestimmte auf dem Friedhof oder im übrigen Stadtgebiet angewandte Maßnahmen könnten auch im eigenen Garten praktiziert werden.
Nun gehen alle Beteiligten, durch den erhaltenen Preis zusätzlich angespornt daran, auf den Preis „StadtGrün naturnah“ in Gold hinzuarbeiten.
Beitragsbild: Claus Stille
Von links nach rechts: Annette Kulozik, Geschäftsleitung der Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund), Claudia Vennefrohne (TeamleitungLandschafts- u. Umweltplanung im Umweltamt), Georg Sümer (Teamleitung Gewässer bei der Stadtentwässerung), Martin Rüthers (Technische Dienste Grün im Tiefbauamt), Gerhard Hettwer (Hauptfriedhof Dortmund), Jürgen Hundorf (Technische Dienste Grün
im Tiefbauamt), Arnulf Rybicki (Dezernent für Bauen und Infrastruktur) , Sylvia Uehlendahl ((Leiterin Tiefbauamt), Ralf Dallmann (Betriebsleitung Friedhöfe Dortmund)