Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr

Meinen sehr verehrten Leserinnen und Lesern wünsche ich frohe, gesegnete Weihnachten und ein gesundes neues Jahr.

Ich bedanke mich bei meinen Lesern für die meinem Blog gehaltene Treue. Und danke den in diesem Jahr neu hinzugekommenen Abonnenten für die Wahl meines Blogs.

Verbunden mit meinen Wünschen zu Weihnachten und zum Jahreswechsel möchte ich meiner Hoffnung Ausdruck verleihen, dass es im kommenden Jahr friedlicher auf unserer Welt zugehen möge. Ich gebe zu: Meine Hoffnung darauf ist nicht allzu groß. Es deuten eigentlich keine nennenswerten Zeichen darauf hin, dass es so käme.

Schon in der 1970er Jahren – im Kalten Krieg – trieben mich Hoffnungen auf Frieden und Völkerverständigung an Weihnachten und Neujahr um. Und wir wurden tatsächlich Zeugen von politischen Handlungen, die uns ein ums andere Mal optimistischer in die Zukunft blicken ließen.

Sie gingen von Willy Brandt, von seinem Mitstreiter Egon Bahr und anderen sowie der Politik der sozial-liberalen Koalition aus. Große Fortschritte konnten gemacht werden.

Und dann kam das Jahr 1990 und die Chancen, die für die Welt damit verbunden waren. Leider wurden diese Chancen vertan.

Und die mühsam durch die Politik Willy Brandts erreichten Fortschritte auch in den Beziehungen zur Sowjetunion (später Russland), der wir wesentlich die Deutsche Einheit verdanken, wurden letztlich mit aller Wucht und Dummheit durch die jetzige unsägliche Ampel-Regierung fast gänzlich zerstört.

Eine Schande, dass heute selbst die SPD, die nicht mehr sozialdemokratisch ist, die Ost- und Entspannungspolitik von Brandt und Bahr inzwischen diskreditiert und als falsch diffamiert.

Hoffen wir dennoch auf kommende friedliche Zeiten. Und tun wir baldmöglichst etwas dafür. Gemeinsam! Die Doomsday-Uhr steht nämlich auf neunzig Sekunden vor Zwölf …

Foto: C. Stille

Beitragsbild: Claus Stille; Weihnachtsbaum in Dortmund.

Video: Neujahrsmarkt in Izmir.

Einfach göttlich! Als „Bulgare“ im türkischen Hamam

Vor vielen Jahren stellte mir ein Dortmunder Kollege eine Frage: „Warst du eigentlich schon einmal im Hamam?“

Ich überlegte …

Bei 39 Grad Juli Hitze im Schatten auf einem Balkon eines Neungeschossers in Izmir zu liegen ist kein Zuckerschlecken.

Selbst dann nicht, wenn dieses Hochhaus nicht inmitten des Verkehrsmiefs im Zentrum steht, sondern weit draußen im Stadtteil Örnekköy.

Gegenüber stand das halbfertige Betonskelett eines Gebäudes, welches als Altersheim geplant, aber dann nicht fertig gebaut worden war. Weiter hinten folgen dann noch ein paar zwei- bzw. dreistöckige Häuser.

2015-07-06-08.45.24Hinter denen kommt letzten Endes nur noch eine Moschee, die man vom Balkon aus zwar nicht sehen, ihren Muezzin aber zu den entsprechenden Tages- und Nachtzeiten hören kann.

Nämlich immer dann, wenn der gute Mann mit meist krächzender Stimme (ich vermutete, dass es sich bei ihm um einen starken Raucher handelte) die Gläubigen zum Gebet ruft.

Ziemlich weit oben, Richtung Berge, befindet sich dann nur noch ein kleiner Friedhof. Auch den konnte man vom Balkon aus nicht sehen.

Einmal (allerdings in der größten Mittagshitze!) ging ich aus Langeweile zu ihm hinauf, um mir die Grabsteine auf ihm anzusehen.

Ich fürchtete, so fertig war ich vom Aufstieg, für ewig dort bleiben zu müssen …

Die Berge beginnen nicht weit dahinter. Ihr sowieso schon spärliches Grün ist sommers zwar versengt. Aber immerhin wehte von dort aus hin und wieder ein Wind herunter und gelangte auch zu unserem Balkon, wenn ich dort apathisch – mich wie dabei wie ein uralter Hund mit heraushängender Zunge fühlend – mehr tot als lebendig vor mich hin hechelte. Und von erfrischenden Regentagen in saftig-grünen deutschen Landen (wo man diese ansonsten hasst!) träumte.

Der Wind allerdings geriet ab und an ebenfalls zum Problem: Wenn er nämlich gegen Abend unversehens auffrischte, warf er sich kräftig gegen offene Balkontüren und Fenster. Die krachten dann mit Wucht gegen die Wände. Und die einfachen Glasscheiben zerschellten: eine Arbeits- und Geldbeschaffungsmaßnahme für den Glaser.

Abwechslung in diesen „Balkon-Tagen“: Fehlanzeige. Selbst die in Abständen auf der nahen Straße vorbei brummenden Minibusse nebst den Gesichtern der darin zu sehenden Fahrer kannte man bereits auswendig.

Gegen einen von ihnen war ich jedes Mal versucht tätlich zu werden: Warum musste er jedes Mal vorm Haus seine penetrante Hupe betätigen?

Dann kamen noch – meist hintereinander – zwei uralte Busungetüme der Verkehrsbetriebe – und brausten den Berg hinunter – hoffentlich tun die Bremsen ihren Dienst, dachte ich ein ums andere Mal. Später, gemäß dem vom Fahrplan vorgegebenen Zeit – kehrten sie wieder zurück. Diesmal quälten sie sich unter furchtbarem Ächzen den Berg wieder hoch. Hinter sich her zogen die Ikarus-Busse pechschwarze Dieselabgasfahnen. Die Chauffeure taten mir leid: sie hatten knallrote verschwitzte Gesichter, ihre Köpfe erinnerten an überreife Tomaten. Wie viel Grad Celsius mochte wohl ein Thermometer an ihrem Fahrerplatz messen?

Ein Hundeleben, dachte ich gerade in meiner Langeweile inmitten der Hitze auf unserem Balkon und dachte in meiner Lethargie noch: Auch Hunde wollen leben! Da grummelte der Gong an der Korridortür. Was ich mit Befriedigung registrierte. Dieser Gong hatte nämlich ursprünglich fünf Klänge, die sich dann auch noch wiederholten. Das nervte mich. Zack, kam etwas Küchenpapier zur Dämpfung hinein. Und höre da: der Ton war nun erträglich.

Komm, wir gehen ins Hamam!“

Mustafa, mein Schwager, meinte es gut. Er war gekommen, um mir etwas Abwechslung in meinem eintönigen Urlaubsablauf zu verschaffen. „Komm“, überraschte er mich, „wir gehen ins Hamam!“ Bei neununddreißig Grad im Schatten?

Klar, ins Hamam wollte ich schon immer einmal. Schwitzend stimmte ich letztlich, unfähig zu denken dabei, zu. Obwohl ich wahrlich mit einem solchen Vorschlag nicht gerechnet hatte. Also los ging es. Wenn man so wollte: ein ungeplanter „Kalt“start!

Ab in den blau-weißen Dolmus (türk. gefüllt) vorm Haus, der sich Kilometer um Kilometer mit weiteren Fahrgästen füllte. Der Minibus – innen mit allerlei Tand geschmückt – wurde von einem jungen, schlaksigen Burschen gelenkt, der bei lauter Musik Gas gab, kuppelte, bremste und wieder Gas gab – wobei er noch sozusagen nebenbei Fahrgeld kassierte, Restgeld zurückgab und Gespräche am Handy führte, wobei er schon einmal beide Hände vom Lenkrad löste. Ein toller Hecht!

Holterdiepolter ging es durch schmale Gassen, scharf um Ecken. Hart in die Eisen und wieder auf’s Gas. Offenbar sah er sich als einen türkischen Schumacher …

Im „Alibey Hamam

blogger-image-756641308Wie durch ein Wunder kamen wir an der Endhaltestelle in Karşıyaka an. Mustafa lotste mich vom Minibus-Platz weg hinein in eine kleine Gasse. Gegenüber der Eisenbahnlinie samt Station. Plötzlich standen wir vor einem Eingang, welcher von einem Baldachin überdacht war. Über der braunen Holztür war zu lesen: „ALIBEY HAMAM“. Links verkündete ein Schild die Zeiten, für die Frauen „BAYANLARA“ und rechts der Tür ein weiteres Schild die Badezeiten für Männer „ERKEKLERE“.

Rasch nahm mich Mustafa am Arm beiseite und sagte zu meiner Überraschung: „Da drin wirst du Bulgare sein!“

Die Schweißperlen auf meiner Stirn vermehrten sich. „Bulgare?“ Mustafa erklärte es mir: „Wenn der Bademeister rauskriegt, dass du Deutscher bist, nimmt er ein höheres Eintrittsgeld.“

Da ging auch schon die Tür auf und anderer Herr trat auf die Straße hinaus. Wir gingen hinein, direkt zum Kassenhäuschen. Mustafa zischelte mir ins Ohr: „Du bist ein armer Verwandter aus Bulgarien! Da wird man es nicht wagen dir einen überhöhten Eintrittspreis abzuknöpfen.“ Zu dieser Zeit kamen tatsächlich viele kapakVestibül des Badehauses. Via Kapak

Bulgaren, türkischer Abstammung in die Türkei, wo sie nicht selten Verwandte hatten. Einmal sah ich damals sogar einen Trabant 601 mit bulgarischem Nummernschild durch Izmir fahren.

Ich willigte also ein. Gebrochen Türkisch sprach ich eh. Und ein paar Brocken Bulgarisch könnte ich nötigenfalls auch fallen lassen.

Geduscht und auf dem warmen, feuchten Marmorstein, „Göbektasi“ (Bauchstein), unterm den nur spärliche Lichtstrahlen durchlassenden Oberlichter über mir lag ich schon bald ausgestreckt.

Mit Mustafa spreche ich gebrochenes Türkisch und harre der Dinge, die da kommen mögen.

Da trat der Tellak, der Bademeister des Hamams, auf den Plan. Ein kompakter Mann mit dichter schwarzhaariger Brustbehaarung, ein Tuch um die Hüften, trat er an mich heran. Er hatte ein bisschen etwas von einem Schwarzbären. Als ich gerade freundlich Merhaba! (Hallo!) sagen will, unterbrach mich Mustafa, um für mich zu sprechen. Im allgemeinen Rauschen von Wasser und dem Klappern von Wassersschüsseln hörte ich nur ein paar Wortfetzen: „Bulgaristan“ und „Bulgaristan’da“. Bulgarien und aus Bulgarien.

Der Bär von Tellak nickte kurz und brummt etwas Unverständliches. Offenbar lag ihm nicht viel an einer Plauderei mit einem Bulgar-Türken. Auf dem Bauch liegend – den dünnen Lendenschurz, Pestemal genannt, um die Hüften – erwarte ich mein Schicksal. Zum Weglaufen war es nun zu spät. Es erinnerte mich ein wenig an eine Sitzung beim Zahnarzt. Der Unterschied zur „Behandlung“ im Hamam ist allerdings gravierend: der Zahnarzt pflegt nämlich, bevor er sein „Werkzeug“ zückt, bei Bedarf eine Betäubungsspritze zu verabreichen …

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ängstlich wie das Kaninchen vor der Schlange die Handgriffe des Furcht einflößend dreinblickenden Tellaks. Der kommt von irgendwoher mit einer Art Sack zurück, der über und über eingeseift ist. Durch – wie ich zugeben muss – geschickte Bewegungen diesen Seifensacks verteilte der Mann diesen mit Luft gefüllten Sack die Seife über meinen rückwärtigen Teil meines Körpers.

Dann richtete er seine „Werkzeuge“: sein zwei kräftigen schwarzbehaarten Bärenpranken gegen meinen Körper. Ich zuckte unter ihnen zusammen. Als wollte ich vor ihnen fliehen, versuchte ich mich in den warmen Marmorstein zu drücken. Doch der gab nicht einen Millimeter nach.

Meine Knochen knackten. Bald hier, bald dort. Ich vermochte gar nicht zu sagen, wo genau. Plötzlich spürte ich einen enormen Druck auf meinen Schulterblättern. Sekunden später weiter unten. Wollte der Kerl mir das Rückgrat brechen, weil er mit mir kein besseres Geschäft hat machen können?

Hätte ich doch nur mehr bezahlt, dachte ich.

Doch es war zu spät. Wie sooft im Leben sparte man eben an der falschen Stelle.

Der Bär indes walkte mich unbarmherzig weiter durch. Ohne Rücksicht auf Verluste, dass meine Schwarte nur so kracht.

Irgendwann begann er meinen Rücken mit einem Kese (rauer Peelinghandschuh aus Kokonseide oder Viskose) zu schrubben. Hautschuppen und Schmutz lösen sich von meinem Körper und rannen, vermischt mit Wasser und Schweiß über den Marmorblock zu Boden. Mittendrin brummt der Tellak – ohne seinen Pranken Ruhe zu gönnen – meinem Schwager etwas zu. Der übersetzt dies auf eine Art Tarzan-Türkisch (schließlich verstand ich ja als bulgarischer Türke nichts anderes): „Drehen du!“

In meinem Nacken knackte es bedenklich. Der Bademeister aber, unter seinen dicken Augenbrauen (ich musste an Waigel denken) mürrisch hervorlugend, schaute meinen Schwager an und rieb sich dann, während ich mich ängstlich umdrehte, seine in den Handschuhen steckenden mächtige eingeseiften Hände.

In meinen Körper gab es anscheinend keine Knochen mehr. Er sackte leblos wie ein Klumpen leblosen Fleisches klatschend auf den Marmorrichtblock. Abermals kam der Seifensack zum Einsatz. Ich war sogar froh darüber. Wahrscheinlich wäre die Prozedur uneingeseift überhaupt nicht durchzustehen.

Mit knallhartem Druck wurden jedes meiner Gliedmaßen einzeln durchmassiert. Mir schien es, als wollte mir der Tellak das Blut aus den Adern pressen.

Ich zuckte ein ums andere Mal zusammen und stöhnte leise dabei. Und dann noch diese feuchte Hitze! Ich schwitzte gleich noch mehr, als ich daran denken musste, dass draußen vorm Hamam jetzt die extremste Sommerhitze herrschen würde.

Mein Versuch an etwas anderes zu denken schlug fehl. In meinem Kopf herrschte eine erschreckende Leere. Ein Blick auf meinen Schwager schien mir zu zeigen, dass er nun innerlich schmunzelte, wenn nicht sogar lachte. Da näherten sich des Tellaks Pranken meinem Hals. Erschrocken richtet ich mich auf. Versuchte es wenigstens. Wollte mir der Kerl jetzt an die Kehle? Vielleicht mochte er bulgarische Türken nicht? Unbarmherzig drückte mich der kräftige Kerl nieder. Mein nasser, malträtierter Rücken klatscht saft- und kraftlos auf den „Bauchstein“ zurück.

Zu meinem Erschrecken packte mich der Bademeister beim Kopf und nahm ihn in eine Art Zangengriff mit seinen stark behaarten Pranken. Ich wollte noch etwas sagen. In welcher Sprache? Ich erinnerte mich nicht. Jedoch brachte ich nur ein jämmerliches Röcheln heraus.

Der Tellak drehte meinen Schädel hin und her. Schließlich machte er ad hoc eine zackige Bewegung. Woraufhin in meinem Genick fürchterlich knackte. Ich befürchtete das Schlimmste.

Das Ausstreichen meiner Arme und Beine bekam ich schon kaum noch mit. Alles Leben war anscheinend aus meinem Körper herausgewalkt worden.

Wieder kommt der Kese, der Waschhandschuh zum Einsatz. Aufs Neue lösten sich Partikel von meiner Haut.

Schlussendlich klatschte der Bademeister, in tiefem Bass lachend und mit vor Befriedigung blitzenden Augen den Kese auf meinen Bauch und bedeutete mir mit einer Geste ich könne nun aufstehen.

„Es ist vorbei! Endlich! Allah!“ hätte ich beinahe gesagt. Ich hatte überlebt!

Wackelig, wieder auf meinen Beinen stehend, bedankte ich mich höflich: „Tessekür ederim!“

Der massive Bär nickte schwerfällig, rang sich ein ganz leichtes Lächeln ab, brummte wieder etwas Unverständliches und tappte aus der „Folterkammer“.

Nach einem anschließenden Dampfbad und einer Dusche legten wir eine Ruhezeit ein. Bei einem köstlichen Tee in einem winzigen Gärtchen im Hinterhof des türkischen Bades.

Angenehm überrascht registrierte ich ungläubig, wie meine geschwundenen Lebenskräfte allmählich wieder in meinen Körper zurückkehrten.

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Sonnenuntergang in Karşıyaka. Foto: C. Stille

Und als ich aus dem kleinen Badehaus inmitten des quirligen Karşıyaka hinaus in die unerbittliche Sommerhitze, welche mich wie ein dicker Wintermantel umfing, trete, erschien es mir, als sei ich soeben neugeboren worden. Dabei hatte ich vor Kurzem noch unter den kräftigen Pranken des Bademeisters befürchtet, mir schlüge darin mein letztes Stündlein. Wenn wir wieder zuhause wären, nahme ich vor, würde ich mir zum Sonnenuntergang ein kühles, süffiges Efes-Pilsen aufmachen …

Mein Kollege in Dortmund riss mich mit einer weiteren Frage aus meinen ins Jahr 1998 abgeschweiften Gedanken: „Und wie ist das denn nun so, im Hamam?“

Ich wusste von ihm, dass er bald Urlaub in der Türkei machen würde und wusste, dass sein Hotel auch ein Türkisches Dampfbad hat.

Ach weißt du“, begann ich und warf dabei leicht meine Arme in die Luft, „es ist einfach göttlich!“

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Straßenszene in einem alten Viertel von Alsancak. Foto: C. Stille

Hinweis: Neufassung meines am 29.05.2006 in der Istanbul Post erschienen Beitrags „Einfach göttlich. Als Bulgare im Türkischen Hamam“. Leider sind meine Beiträge in der Istanbul Post nicht mehr verfügbar.

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Schiffsanlegestelle in Karşıyaka mit Blick auf das gegenüberliegende Konak. Foto: C. Stille

Weiteres Foto via Larkabroad und Informationen hier, hier, und hier.

Beitragsbild: Eingang zum Alibey Hamam in den 1990er Jahren. Foto: C. Stille

Zur genaueren Information:

Hammam, ein geheimnisvoll und mystisch klingendes Wort. Was genau dahinter steckt? Eine traditionelle Badezeremonie aus der Türkei mit hohem Wellnessfaktor. Eintauchen, abtauchen und wohlfühlen lautet hier die Devise zur Entspannung für den Körper und die Seele. Lassen Sie sich auf die faszinierende Badezeremonie des Hammam ein und entdecken Sie den Wellness-Hochgenuss. Mit dem Baderitus des Hammam können Alltagssorgen schnell über Bord geworfen und neue Kräfte in aller Ruhe aufgetankt werden. Es erwartet Sie eine Kombination aus Körperreinigung, Dampfbad, sinnlichen Düften und einer wohltuenden Massage. Nicht nur an kalten und regnerischen Tagen ist der Hammam eine beliebte Oase zum Wohlfühlen. Jederzeit können hier die eigenen Kräfte harmonisiert werden.

Geschichte des Hammam

In der islamischen Tradition ist es auch heute noch üblich, die Badezermonie des Hammam regelmäßig mindestens einmal wöchentlich und vor speziellen Festtagen durchzuführen. Der Ursprung der Hammamkultur findet sich im Orient und hat sich über Jahrtausende entwickelt. Wer einmal nach Anatolien reist, kann hier die schönsten und ältesten Badehäuser finden.

Ein Hammam wird traditionell übrigens nicht nur zum Reinigen des Körpers und zur Entspannung genutzt, sondern dient vor allem auch als Kommunikationstreffpunkt. In einem Hammam kann in entspannter Atmosphäre geklatscht und getratscht werden. Dies unterscheidet die türkischen Badehäuser zu den meisten Hammam-Tempeln in Deutschland. Hier sind sie vor allem Orte der Ruhe.

Ein Dampfbad mit Geschichte und festen Ritualen

Im Hammam ist das zentrale Element des Rituals das Wasser. Wasser und Wellness sind unzertrennlich, beide sind ein Genuss und eine Reise fern des stressigen Alltags und der Hektik. Berge von Schaum und angenehme sinnliche Düfte entführen in den Orient und vor allem in die pure Entspannung. Bevor es losgeht, entkleidet man sich im „Camekan“, dem Umkleideraum und wickelt sich den „Pestemal“, ein Leinentuch, um die Hüften.

Die komplette Wellness Behandlung wird normalerweise von einem „Tellak“ durchgeführt und begleitet. Ein „Tellak“ ist ein Bademeister, der sich jedoch erst nach langer Erfahrung und dem Beherrschen aller Hammam-Rituale mit diesem Titel schmücken darf.

Hammam – Ablauf der Badezeremonie

Und so läuft die traditionelle Badezeremonie ab:

Zunächst wird ein Bad oder eine Dusche genommen, die zur puren Reinigung dient. Klares Wasser, ohne Seife, fließt über den Körper, um Schweiß und Körperdreck abzuwaschen.

Nun wartet der Besuch im Dampfbad. Dieses ist mit 45 °C angenehm temperiert. Während die Muskeln entspannen, öffnen sich durch die Wärme die Hautporen. Eine ideale Voraussetzung für das spätere Peeling, das dadurch intensivere Wirkung zeigen kann.

Nach circa 10 bis 15 Minuten lässt man lauwarmes Wasser über den Körper fließen und seift sich ein.

Noch einmal folgt der Gang ins Dampfbad.

Anschließend darf man sich auf eine warme Marmorplatte „Göbektasi“ legen. Mit einem speziellen Waschhandschuh dem „Kees“ wäscht der „Tellak“ mit professionellen Massagetechniken den Körper. Hautschuppen und tiefere Ablagerungen können dadurch vollständig entfernt werden, die Haut wird dabei auch durchblutet und wirkt rosig und frisch. Eine Haut wie Samt und Seide!

Nochmals wird der gesamte Körper mit duftendem Schaum umhüllt. Der „Tellak“ beginnt nun mit der Hammam-Massage. Jeder „Tellak“ hat eigene und spezielle Griffe. Während der Massage fällt es nicht schwer, einfach mal an gar nichts zu denken und sich nur auf sich selbst zu konzentrieren.

Beendet wird die Massage durch weitere warme Wassergüsse.

Um die komplette Zeremonie vollständig zu genießen, sollte man danach noch einige Minuten ausruhen, sich nochmal relaxt hinlegen und wer mag, kann noch einen köstlichen Tee trinken.

Quelle: Gesundheit.de

Mehr zum Thema: https://www.gesundheit.de/wellness/sanfte-medizin/kuren-und-medical-wellness/hammam

Hinweis: In diesem Text schreibt man Hammam. Das ist die arabische Form.