OVALmedia – You Tube löscht alle Kanäle!

Gestern erreichte uns ein betrüblich stimmen müssendes Statement von Robert Cibis, Filmproduzent und Filmregisseur sowie Gründer und CEO der OVALmedia Group:

Vor mehr als zwei Jahren wurde “trustWHO” von Vimeo zensiert… mit dem Start von “CORONA.film – prologue” löschte Vimeo all unsere Videos, Hunderte… Auch blockiert YouTube immer mal wieder einzelne Videos. Mal auch Facebook. In den letzten Wochen ist es ruhig geworden. Keine Einschränkungen auf drei von vier Kanälen. Keine “Strikes”…
Plötzlich wurden die OVALmedia-Kanäle auf YouTube gelöscht, sowohl auf Deutsch, Englisch, Französisch, als auch Italienisch… Wir haben den Kontakt zu circa
200.000 Abonnenten verloren… ohne Vorwarnung, ohne Begründung…
Dieses Ereignis kann nur politisch motiviert sein! Diese Löschung zeigt auf dramatische Weise, wie Großkonzerne und Regierungen die Pressefreiheit in Deutschland einschränken.“

Hier finden Sie, liebe Leserinnen und Leser das Statement in Wort und Bild. 16986237843449359858

Grundgesetz Artikel 5.1„Zensur findet nicht statt“

Artikel 5, Abs. 1: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

Das liest sich schön. Und die Bundesregierung kann – mit Verweis auf den betreffenden Grundgesetzartikel – behaupten, eine Zensur werde hierzulande regierungsseitig nicht ausgeübt. Dabei verschweigend, dass Zensur wie viele andere Aufgaben heutzutage auch, einfach outgesourct sind an Private. Beispielsweise an You Tube oder Facebook. Perfide.

Zensur“ (Buch von Hannes Hofbauer)

Zensur fand zu allen Zeiten statt. Diese üble Erscheinung bleibt zwar vielen Menschen verborgen, aber sie wird durchaus auch mehr und mehr erkannt und benannt. Etwa vom österreichischen Historiker, Autoren und Verleger Hannes Hofbauer. Hofbauer veröffentlichte dieses Jahr bei Promedia sein Buch „Zensur“. Dazu lesen wir: b11493c086791b014d037bb4f463deda-329x469-1

„Zwischen staatlichen Wahrheitswächtern und privaten Medienmonopolen entwickelt sich in unseren Tagen eine neue Zensur-Praxis, für die beide nicht zuständig sein wollen und sich gegenseitig die Verantwortung zuspielen; eine Zensur des post-industriellen, kybernetischen Zeitalters.

„Gefährliche Falschinformation“ lautet die Punze, die Konzerne wie Alphabet/Google oder Facebook/Meta all jenen Publikationen auf ihren Plattformen aufdrücken, die dem transatlantisch-liberalen Weltbild ihrer Betreiber nicht passen. Gelöscht und blockiert wird von politisch und kulturell gesteuerten Algorithmen. In den vergangenen Jahren ist dies millionenfach geschehen, wenn Beiträge über Corona, Russland, den Islam oder den Klimawandel nicht der herrschenden Meinung entsprechen.

Der Wiener Historiker Hannes Hofbauer geht in die Geschichte zurück, um die aktuellen Verbotspraktiken besser verstehen zu können. Moderne Zensur beginnt mit der Erfindung des Buchdrucks zur Mitte des 15. Jahrhunderts. Sie orientierte sich an den bereits davor gängigen Werten, mit der die katholische Inquisition gotteslästerliche und kirchenkritische Stimmen zum Schweigen gebracht hatte. Bis ins 18. Jahrhundert gehen die Träger der verordneten Wahrheit Schritt für Schritt von der Kirche auf den Staat über, wobei erstere als „Schutzwächter des Pöbels“ wichtig blieb. Der Band enthält viele Biographien von zensierten Autoren, kämpferischen Verlegern wie Friedrich Brockhaus und standhaften Buchhändlern wie dem 1806 hingerichteten Johann Philipp Palm.

Die Wiederkehr der Zensur in unseren Tagen wurzelt in der ökonomischen Schwäche des transatlantischen Raums. Im Niedergang kämpft eine immer autoritärer agierende Elite um ihre Diskurshegemonie. Je erfolgreicher eine der herrschenden Meinung entgegenstehende Position unter die Menschen gebracht wird, desto aggressiver wird ihr von Brüssel oder Berlin begegnet, wobei immer häufiger die Zensurkeule zum Einsatz kommt.

Das Bewusstsein, dass unsere Gesellschaften langsam aber stetig in Richtung Orwell’scher Wahrheitsministerien schlittern, ist (noch) schwach entwickelt. Es zu schärfen, dazu soll dieses Buch beitragen; und um historische Parallelen erkennen zu können, wie z.B. jene der Zensurstriche in Heinrich Heines „Reisebildern“ und den geschwärzten Videos auf YouTube.“

Apropos Heinrich Heine!

Aus: vorgänge Nr.24 (Heft 6/1976), S. 73-77

„Ihr Toren, die ihr im Koffer sucht!

Hier werdet ihr nichts entdecken!

Die Konterbande, die mit mir reist,

Die hab‘ ich im Kopfe stecken. (…)

Und viele Bücher trag‘ ich im Kopf !

Ich darf es euch versichern,

Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest

Von konfiszierlichen Büchern.”

Aus Heinrich Heine: Deutschland, ein Wintermärchen

Eine Zensur findet nicht statt

„Eine Zensur findet, nach Art 5 des Grundgesetzes, nicht statt. Doch die im Zensurverbot verbriefte Freiheit ist eine Frage der Definition. Nur die Vor-Zensur gilt als solche. Ist eine Schrift, ein Film oder eine sonstige Darstellung aber erst einmal an die Öffentlichkeit gelangt, so gelten – so sagt das Bundesverfassungsgericht – die allgemeinen Gesetze(1). An der Rotationsmaschine hat der Bürger noch Narrenfreiheit, beim Buchhändler wartet die Polizei.

Der Versuch der Unterdrückung von (fremden wie eigenen) Gedanken ist wohl so alt wie das Denken selbst. Denken, Erkenntnis scheint den Wunsch nach Zensur des Gedachten, Erkannten nach sich zu ziehen. Sigmund Freud hat die Bedeutung zensorischer Instanzen und ihre Wirksamkeit im endopsychischen Bereich beschrieben(2). Das Prinzip der Zensur besteht in der Unterdrückung bestimmter Gedankeninhalte, die so „undenkbar” sind, bestimmter Gefühle, die so unannehmbar erscheinen, daß wir sie uns nicht bewußt zu machen wagen.

Das gilt auch für soziopsychische Vorgänge. „Zensur ist ihrem Wesen nach eine Tätigkeit des Verbietens und Unterdrückens bestimmter Gedanken und Handlungen durch die Auferlegung eines Tabus.” Die Einübung von Sitten – Unterlassungsvorschriften und Verhaltensritualen – in Kindheit und Jugend erscheint so als Tätigkeit des Verbietens, des Unterdrückens und des Zwangs vonseiten der erzieherischen Autoritäten, die ihrerseits ein gewisses Maß an Feindseligkeit gegen jene Autoritäten hervorbringt(3).

Zensur ist also bereits das Aufstellen des Verbots. Die subtile Unterscheidung der Juristen zwischen (verbotener) Vor- und (erlaubter) Nachzensur erweist sich so als untauglicher Versuch, die verschiedenen Methoden der Ausübung der Zensur für deren Wesen auszugeben, als handele es sich um materiell und nicht nur graduell unterschiedliche Verhaltensweisen.

Das Zensurverbot der Verfassung gilt für Zensurhandlungen vor Veröffentlichung eines Geistesprodukts zwar absolut, unterliegt aber weiteren Einschränkungen. Verboten ist nur die staatliche Zensur. Erlaubt ist folglich: private Verbandszensur und Selbstzensur. Untersagt sind nur direkte Eingriffe des Staates (Verbote). Erlaubt ist staatliche Kulturpolitik, auch wo sie zur Diskriminierung führt. Die Zensur in der BRD, die, da sie nicht stattfindet, keine ist, hat folglich viele Gesichter.“

vorgängevorgänge 2412/1976Seite 73

von Sieghart Ott

Quelle: Humanistische Union

Die Löschung auf You Tube ist zwar ein harter Schlag. Aber der gegen OVALmedia gerichtete Schlag könnte wie beim Kung Fu umgekehrt werden. Davon ist Robert Cibis überzeugt

Das Löschen aller Kanäle von OVALmedia auf You Tube ist ohne Frage ein schwerer Schlag. Hinzu kommt, dass nun die Abonnenten der Kanäle keine Meldungen mehr über neue Beiträge von OVALmedia erhalten. Deshalb seien auch meine Leserinnen und Leser gebeten andere, die sie bislang rezipiert haben, darüber zu informieren. OVALmedia ist allerdings einfach auf der Seite Oval.Media (hier) zu finden. Das Schlimmste in der Medienwelt sei, so Robert Cibis: „Wenn Zensur stattfindet und es keiner merkt.“

Wir haben jetzt einen großen Schlag gegen uns erlebt. Die Frage ist jetzt, wie man die Energie die gegen uns gerichtet ist nutzt, für uns. Diese quasi umzukehren. So wie beim Kung Fu. Dass man sagt, hey Leute, das zeigt wie schwach ihr seid. Ihr könnt nicht mal ein bisschen gut fundierte, höfliche Kritik vertragen. Nicht mal das. Es soll gar keine Kritik geben.“ Hier nachzuhören.

Also, liebe Leserinnen und Leser, sie müssen sicher auch künftig nicht auf die hervorragenden Sendungen von OVALMedia, beispielsweise sei hier nur einmal die #Narrative-Reihe genannt, verzichten. Besuchen Sie die Seite Oval.Media im Netz.

Jutta Ditfurth: „Der Baron, die Juden und die Nazis“ – Lesenswert

Cover des Buches von Jutta Ditfurth; Foto: Claus Stille

Cover des Buches von Jutta Ditfurth; Foto: Claus Stille

Bei manchem von uns mag sich vielleicht der Eindruck eingestellt haben über die Nazizeit sei bereits so gut wie alles geschrieben. Dass dieser nämliche Eindruck trügt, dass eine „Aufarbeitung“ des Dritten Reiches mitnichten abgeschlossen ist, wird u.a. durch ein Buch deutlich, dass Jutta Ditfurth vorgelegt hat.Jutta Ditfurth ist die Tochter von Hoimar von Ditfurth und einstige Bundesvorsitzende der Grünen. Im Jahr 1991 trat sie aus dieser Partei aus und gründete die Ökologische Linke mit.

Just 1989 , im Jahr des Falls der Mauer, starb Jutta Ditfurths Vater. Die Tochter versprach der Mutter sie auf eine Reise in die DDR – an die Orte deren Kindheit und Jugend zu begleiten. Man reiste also nach Thüringen. In das Dorf Langenorla.

Der Auslöser für das Buch: „Reise in die Familiengeschichte“

Jener Besuch in Thüringen wurde für Jutta Ditfurth zugleich eine „Reise in eine Familiengeschichte“. So der Untertitel ihres Buches „Der Baron, Junden und die Nazis“, erschienen bei Hoffmann und Campe.

Für uns Leser wird diese Reise im Jahre 2013 nun quasi zu einem Glücksfall. Verdanken wir ihr doch dieses nun vorliegende Buch. Das, wie ich jedenfalls finde, unbedingt eine Bereicherung darstellt. Schließt es doch weitere historische Lücken. Ditfurth setzt dem nach wie vor unvollständigem Geschichtsbild ein weiteres wichtiges Mosaiksteinchen hinzu. Darin sich wiederum wichtigen Betrachtungen der Welt des deutschen Adels befinden, die wir den akribischehn Recherchen der Autorin verdanken.

Ein Bild des Adels jenseits von Klatsch und Tratsch

Viele von uns Nicht-Blaublütigen sehen diese Welt des Adels heute vorwiegend durch die glitzernde Brille der Yellow-Press und bewundern sie dementsprechend unkritisch. Fragen wir uns jedoch einmal was wir jenseits von Glamour oder Klatsch und Tratsch wirklich über den deutschen Adel wissen, so werden Antworten darauf vermutlich sehr dürftig ausfallen.

Aber da wäre ja doch noch etwas Positives: Die adligen Hitler-Attentäter. Alljährlich werden sie hoch geehrt. Dies betreffend gibt es reichlich Literatur und Filme.

Adel: Hinter dem Mythos des 20. Juli verbirgt sich Antisemitismus

Über die Taten wie über die Täter. Doch auch die eigene Erfahrung sollte uns gelehrt haben: Es ist nicht alles Gold was glänzt. So ist auch hier. Nach der Lektüre von Ditfurths Buch wissen wir auch: Die vermeintlich rundum hehren Taten der zumeist adligen Hitler-Attentäter des 20. Juli, Offiziere der deutschen Wehrmacht, entpuppen sich zumindest ein Stück weit als Mythos. Ein Mythos, welcher jedes Jahr auf’s Neue medial beatmet und mit reichlich Lorbeer umgekränzt wird. Den Attentätern ging es bei ihrem Anschlag auf Hitler höchstwahrscheinlich in erster Linie um das Ansehen der Wehrmacht. Und um die Vermeidung einer absehbaren militärischen Niederlage. Hätten sie, wäre ihr Plan geglückt, einen demokratischen, fortschrittlichen Staat – frei von Antisemitismus – geschaffen?

Jutta Ditfurth zitiert auf Seite 303 Claus Schenk Graf von Stauffenberg, einen der späteren Hitler-Attentäter mit einem Satz aus einem Brief, geschrieben im ersten Kriegsjahr an dessen Frau aus dem besetzten Polen: „Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt: Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun.“

Die anscheinend ach so hehren Motive der Hitler-Attentäter sind offenbar eher Mythos, hinter dem sich – wie Jutta Ditfurth u.a. der Erkundung ihrer eigenen Familiengeschichte herausfand – „der ganz besondere Antisemitismus des deutschen Adels im 19. und 20. Jahrhundert“ (Klappentext) verberge.

Hat man sich schon darüber einmal Gedanken gemacht? Eigentlich leuchtet die Judenfeindlichkeit des deutschen Adels ein. Schon aus Gründen der Erhaltung der adligen „Blutreinheit“ galt sie den „Blaublütigen“ als unverzichtbare Notwendigkeit. Der Adel war von sozusagen von Natur aus darauf bedacht in der, wie Jutta Ditfurth in einem Radiointerview sagte: nicht nur in der eignen „Kiste“ (Kaste) zu heiraten, sondern auch sonst möglichst unter sich zu bleiben.

Die Juden – Prügelknaben für den Adel

Dieses Buch öffnet uns – fern jedweder Ideologisierung – mehrfach die Augen. Nämlich darüber, woraus sich Antisemitismus über viele Generationen speiste. Die Verbreitung von Unwahrheiten und Gerüchten Juden und jüdisches Leben betreffend spielen dabei eine große Rolle. Und die Fortschreibung all dessen sogar bis in unsere Tage hinein. Der deutsche Adel war nicht wenig anfällig für den Judenhass. Galten seinen Vertretern doch die Juden als Schuldige an Revolutionen, Kriegsniederlagen und dem Sturz der Monarchie. Nicht zuletzt die Errichtung der Weimarer Republik schrieb der deutsche Adel den Juden ins Schuldbuch. Sie mussten als Prügelknaben beinahe für Vieles herhalten. Schließlich hatte die dem Adel einen gewissen Reputationverlust beschert, weil er fortan nichts Besonderes mehr war. Nur die adligen Namen blieben den Blaublütigen. Und freilich ihr Geld.

Das Buch liefert Erörterungen zu historischen Ereignissen

Das Verdienst dieses Buches ist, dass es sich nicht nur in der Erforschung der Ditfurthschen Familiengeschichte verliert (die allein hochinteressant ist), sondern zugleich auch eine anschauliche Betrachtung von Geschichte und wichtigen historischen Ereignissen samt der Erörterungen deren Hintergründe nebst handelndem Personal in Wirtschaft und Politik liefert. Und zwar besser und fesselnder wie es m.E. hochwissenschaftliche Abhandlungen zu leisten vermögen.

Ditfurths Buch sollten nicht zuletzt auch jene unter uns lesen, welche verstehen möchten, wie die Stellung von Juden in Deutschland war und weshalb sie sich – selbst die, die voll integriert waren und sogar stolz für den Kaiser als Soldaten in den Krieg gezogen waren – immer und immer wieder mit Antisemitismus konfrontiert sahen. Und enttäuscht von einem eignen Staat träumten.

Ich empfehle dazu besonders das Kapitel 6 „1898 – 1900: Adel und Zionismus: Wilhelm II. und Theodor Herzl, Börries von Münchhausen und Ephraim Moses Lilien“

Interessant auch in Hinblick auf die heutigen Probleme im Nahen Osten und im Besonderen auf Israel. Wir erfahren etwas zur Vorgeschichte des späteren Staates Israel. Die Zionisten zogen ja seinerzeit – vornweg Theodor Herzl –  wegen der nicht enden wollenden, ihnen entgegenschlagenden Ablehnung jüdischer Bürger in Deutschland und anderen Ländern Europas die Gründung eines zionistischen Staates in Palästina ins Kalkül. Herzl, erfahren in dem Buch, war ja ziemlich naiv damals zu hoffen, Wilhelm II. werde den Schutz über diesen Staat übernehmen.

Börries Freiherr von Münchhausen war eine schillernde Persönlichkeit

Jutta Ditfurth richtet in ihrem hochinteressanten Buch den Fokus auf die wahrlich bewegte Geschichte von Börries Freiherr von Münchhausen, ihrem Onkel. Ein schillernde Persönlichkeit. Der Baron hatte etliche Weibergeschichten. War noch um 1900 der jüdische Künstler Ephraim Moses Lilien sein bester Freund, der u.a. von Münchhausens Gedichtbände illustrierte, wandelte sich der Baron später zum glühenden Antisemiten.

Er war jemand, der bis in höchste Nazikreise beliebt war, von Nazigrößen hofiert wurde und dessen Bücher, die schon auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges zuhauf Leser fanden, hoche Auflagen erlebten. Er reiste an Kriegsschauplätze und las vor begeisterten Soldaten aus seinem Büchern. Einige seiner Werke „besserte“ Münchhausen in der Nazizeit etwas nach. Wohl um nicht in den Ruch eines Judenfreundes zu geraten. Selbst im faschistischen Deutschand konnte sich der Baron Einiges leisten: Er galt den Vertretern des Naziregimes als unangreifbar. Von Münchhausen hatte sich entsprechend angepasst.

Auf ihn dürften diesbezüglich die folgenden Worte von Heinrich Heine passen: „Die über Nacht sich umgestellt, zu jedem Staate sich bekennen, das sind die Praktiker der Welt; man kann sie auch Halunken nennen.“

Als die US-Armee im Frühjahr 1945 anrückte, verübte der Baron Selbstmord

Allein schon das Schildern des nuancenreich schillernden Lebens von Börris Freiherr von Münchhausen macht Ditfurths Buch lesenswert. Von Münchhausen nahm am 16. April 1945 in Windischleuba, die 3. US-Armee hatte am 11. April das KZ Buchenwald befreit, Schlaftabletten und sich auf diese Weise das Leben. Buchenwald lag nur eine Autostunde von Münchhausens Adelssitz entfernt. Bis heute – seit 1937, schreibt Jutta Ditfurth, ist Münchhausen Ehrenbürger von Göttingen.

Der Adel, die fragwürdige Elite

Nach wie vor wird uns der deutsche Adel auch und mittels der Medien als „Elite“ dargestellt. Auf Seite 305 ihres Buches schreibt Jutta Ditfurth: „Anstatt über Judenhass, die Demokratiefeindlichkeit und die Kriegsverbrechen dieser deutschen Elite aufzuklären, legen Massenmedien und allen voran das öffentlich-rechtliche Fernsehen heute über solche elitekritischen Themen den Mantel des Schweigens. Die oberflächliche Betrachtung von Schrullen wird uns als Kritik verkauft. Die Medien berichten oft viele Stunden lang über jedes Detail hochadliger Hochzeiten. (…) „Die Kritik darf nicht in die Substanz gehen. Die Archive der meisten adligen und hochadligen Familien sind Forschern mit NS-kritischen Erkenntnisinteresse bis zum heutigen Tag verschlossen. Der Adel weiß, warum.“

Lektüre mit Gewinn

Freunde beim Adel wird sich Jutta Ditfurth mit diesem Buch nicht gemacht haben. Für uns Leser aber ist ihr mit „Der Baron, die Juden und die Nazis“ ein Buch gelungen, das mit Gewinn zu lesen ist. Mir ging es jedenfalls so. Ditfurths „Reise in eine Familiengeschichte“ ist sogleich auch eine Reise durch ein paar Kapitel Geschichte, die bislang zu wenig bis keine kritische Betrachtung erfahren haben. Schon gar nicht im Fernsehen, wenn der Reiseführer Guido Knopp hieß.

Ich möchte das Buch uneingeschränkt empfehlen. Und zwar generationenübergreifend. Auf zum nächsten Buchladen! Ein Geschenk, dass sich unterm Weihnachtsbaum oder auch ohne ihn auf dem Gabentisch nicht zu verstecken braucht. Weitersagen!

All zu selten ist unter dem Wust an jährlichen Neuerscheinungen ein Buch, über das zu sagen wäre: Das hat gefehlt! Jetzt ist es da.

Das Buch:

Jutta Ditfurth

Der Baron, die Juden und die Nazis

Reise in eine Familiengeschichte

Hoffmann und Campe

ISBN 978-3-455-50273-2

21,99 Euro

Informationen über Autorin finden Sie hier.