Berliner DKP-Chef kandidiert für EU-Wahl und bereist Neurussland

Der DKP-Landesvorsitzende von Berlin kandidiert für die Deutsche Kommunistische Partei zur Europawahl der EU. Er ist gerade aus dem Donbass und dem Gebiet Saporoschje zurückgekehrt, wo er gemeinsam mit der Antifaschistischen Karawane war. Für unsere Redaktion ist er mit diesem Interview ein wichtiger Zeitzeuge.

Stefan Natke, der Landesvorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) in Berlin, brachte mit einer Gruppe Gleichgesinnter aus ganz Europa humanitäre Hilfe in den Donbass und andere neue Regionen Russlands. Seine mehrtägige Reise fiel in den Zeitraum der diesjährigen russischen Präsidentschaftswahlen. In einem Interview mit RT DE berichtet er von seinen Eindrücken.

Herr Natke, was hat Sie dazu bewogen, in die sogenannten besetzten Gebiete zu reisen?

Wie auch schon früher war ich mit der „Antifaschistischen Karawane“ im Donbass unterwegs, diesmal waren wir 15 Personen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, dem Baskenland und Palästina. Wir besuchen dort alljährlich Waisenhäuser und Einrichtungen für Kinder mit Beeinträchtigungen, um sie moralisch und praktisch zu unterstützen. Kinder sind immer die ersten Verlierer in jedem Krieg. In den neu zur Russischen Föderation beigetretenen Gebieten gibt es natürlich auch Kinder mit denselben Problemen, und deswegen hat uns unser Weg auch dorthin geführt. Natürlich interessiert es uns von der Antifaschistischen Karawane auch, wie die Bevölkerung insgesamt so „drauf“ ist. Wir sprechen mit den Leuten auf der Straße, in den Gaststätten und natürlich auch im oder vor dem Wahllokal, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.

Wo waren Sie? Was sahen Sie vor Ort? Ist die Nähe des Krieges dort zu spüren?

Wir waren in Lugansk, Altschewsk, Gorlowka, Donezk, Berdjansk, Melitopol und Mariupol. Unser Besuch im Krankenhaus von Wassiljewka musste leider wegen starken Beschusses von der ukrainischen Seite ausfallen. Wir hatten dem Chefarzt dort im vorigen Jahr versprochen, 2024 wieder vorbeizukommen und ihm Medikamente zu bringen, sozusagen als solidarische Unterstützung. In diesem Kreis-Krankenhaus werden nämlich zivile Opfer operiert und behandelt, die von dem Beschuss mit NATO-Waffen seitens der Ukraine betroffen sind oder vielmehr getroffen wurden. Als wir im letzten Jahr dort waren, hatte die ukrainische Artillerie kurz zuvor das zivile Krankenhaus beschossen und große Teile dessen lahmgelegt. Wer macht so etwas?

Was war dort Ihr prägendstes Erlebnis? Haben Sie mit vielen Menschen gesprochen? Wie unterscheidet sich die Situation heute von der in früheren Reisen?

Ein sehr prägendes Ereignis war der Besuch eines Flüchtlingsheims mit Geflüchteten aus dem Staatsgebiet der Ukraine. Was diese Menschen berichtet haben, ging einem tatsächlich unter die Haut. Hier in der BRD wird ja der Eindruck erweckt, dass Ukrainerinnen und Ukrainer nur in den Westen fliehen. Über jene Menschen, die in den Kellern von Artjomowsk und Awdejewka auf die Milizen der Volksrepubliken des Donbass und die Streitkräfte der Russischen Föderation gewartet haben, spricht hier niemand – und das sind viele.

Auch haben wir einen Außenbezirk von Donezk besucht, der immer noch tagtäglich beschossen wird. Das ist schon eine ländliche Gegend am westlichen Rand der Stadt. Am Tag zuvor starben in diesem Ort drei Kinder, das jüngste Mädchen war zwei Jahre alt. Es war ein nächtlicher Volltreffer. Am nächsten Tag standen wir dort, wir haben die ganzen Zerstörungen gesehen – ein bedrückender Anblick. Die Ruinen waren nach dem Brand noch nicht ganz abgekühlt! Später haben wir ein Video von der Beerdigung zugeschickt bekommen, wo die Mutter an drei Särgen ihrer Kinder steht und untröstlich weint. Einige Zeit zuvor war auch ihr Mann gefallen, der als Freiwilliger an der Front kämpfte. So sieht eine Geschichte aus dem notleidenden Donbass aus.

Aber es gab auch Positives zu erleben. Der Unterschied zu den vorherigen Reisen bestand darin, dass die Menschen in den Donbass-Republiken und in Gebieten Neurusslands – der Begriff stammt aus der Zeit Katarina der Großen aus dem Hause Zerbst – sich jetzt wieder frei entfalten können, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Sie können jetzt wieder freimütig ihre Sprache sprechen und haben eine Zukunftsperspektive, die sie in der Ukraine unter der nationalistischen Führung nie hatten.

Völlig krass ist natürlich der rasante Aufbau der Stadt Mariupol. Hatten wir im vergangenen Jahr schon einige Neubauviertel und renovierte Häuser besuchen können, so war es in diesem Jahr einfach überwältigend zu sehen, in welch atemberaubendem Tempo dort ganze Wohnviertel aus dem Boden gestampft und mit der nötigen Infrastruktur versorgt werden. Ich muss dabei immer an Deutschland denken. Hier nimmt die Regierung immer den Mund voll, dass sie 600.000 Wohnungen in einem Jahr errichten wollen und hinterher ist noch nicht einmal ein Zehntel davon verwirklicht. Große Klappe – nix dahinter. In Russland ist das anders, da wird tatsächlich gebaut.

Waren Sie Zeuge bei den Präsidentschaftswahlen? Die offizielle deutsche Position ist, dass auch diese Wahlen in Russland nicht demokratisch waren. „Diktatoren brauchen ab und zu solche Volksabstimmungen zu Legitimation ihrer Macht“, sagte etwa der Ex-Botschafter Rüdiger von Fritsch in einer Talkrunde. Wie sehen Sie das?

Ich sehe das so: Sie sollten mich einmal zu diesen „Talkrunden“ einladen, aber das trauen sie sich nicht. In Berlin haben wir zweimal Wahlen wiederholen müssen, weil es zu Unregelmäßigkeiten beim Wahlvorgang gekommen war – ein total peinlicher Vorgang in einem Land, das sich als so etwas wie den „Gralshüter der Demokratie“ schimpft. Die Arroganz der Herrschenden in diesem Land geht dabei so weit, dass sie sich anmaßen, darüber zu urteilen, ob in anderen Ländern die Wahlen korrekt ablaufen oder nicht. Zum Fremdschämen – sage ich da nur.

Am 17. März waren wir in Berdjansk, das ist eine Hafenstadt am Asowschen Meer in der Region Saporoschje. Wir waren keine offiziellen Wahlbeobachter, aber wir haben gesehen, wie die Leute wählen gegangen sind. Organisatorisch erfolgte die Wahl auf hohem Niveau. So waren in der Stadt viele mobile Wahlkabinen mit plombierten Wahlurnen unterwegs. Das Prozedere wurde auf die Bildschirme bei der Wahlkommission live übertragen. Auch die Wahlbeteiligung war sehr hoch.

Die Ukraine, die im Westen als „demokratisches Land“ gepriesen wird, hat versucht, mit dem Artilleriebeschuss diese Wahlen zu verhindern. Ausgerechnet in Berdjansk starb an jenem Tag, als wir da waren, eine Frau, ein Mitglied der Wahlkommission. Zuvor gab es am 6. März ebenfalls in Berdjansk einen tödlichen Bombenanschlag, infolgedessen eine Person starb.

Die Meinung der linken Kräfte zu Russland ist gespalten. Viele betrachten den russischen Militäreinsatz als imperialistischen Feldzug und den Kampf der Ukraine als einen Befreiungskrieg. Also wer befreit in der Ukraine wen und von wem – Ihrer Meinung nach?

Ich sage es mal so: Wer die Entwicklung in der Ukraine nach der Auflösung der Sowjetunion – und auch diese selbst – mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, kann eigentlich keiner anderen Meinung sein, als dass die Russische Föderation und die Volksrepubliken des Donbass einen Verteidigungskampf gegen die NATO führen, wobei die als Speerspitze ausgerüstete, nationalistisch geprägte Ukraine das Kanonenfutter stellt.

Wo werden denn die Lenin-Denkmäler abgerissen und durch die von Nazi-Kollaborateuren aus dem Zweiten Weltkrieg ersetzt? Wo sind denn kommunistische und fortschrittliche Parteien verboten? In der Russischen Föderation oder in der Ukraine? Wo wird mit dem Faschisten-Gruß „Slawa Ukrajini“ der OUN gegrüßt? In Russland oder in der Ukraine? Wir haben viele Soldaten der russischen Armee mit den Symbolen der Sowjetunion auf den Ärmeln ihrer Militäruniformen gesehen – in der Ukraine würden sie dafür in den Knast gehen.

Allerdings sind dagegen Soldaten mit Hakenkreuz-Tätowierungen dort herzlich willkommen. Menschen im Donbass haben mir gesagt, dass 1991 die große Mehrheit der Bevölkerung der Sowjetunion in einem Referendum für die Erhaltung und gegen die Auflösung der UdSSR gestimmt hatte. Es hat nicht genützt, Gorbatschow und Jelzin haben den Volkswillen nicht respektiert und damit diese katastrophale Entwicklung ausgelöst.

In der Sowjetunion wäre es undenkbar gewesen, dass sich Ukrainer und Russen militärisch bekämpfen, die Menschen waren an solidarische Zusammenarbeit gewöhnt. Um Klartext zu reden: Die Ukraine muss von ihrer durch einen gewaltsamen und durch die USA und die EU unterstützten Putsch an die Macht gekommene, von Faschisten durchsetzte Regierung befreit werden. Das gewöhnliche Volk in der Ukraine hat nichts gegen Russen und umgekehrt.

Fürchten Sie irgendwelche Folgen für sich nach dieser Reise? Bedenken Sie Causa Patrick Baab, wobei auch er in Wirklichkeit kein Wahlbeobachter war. Was erzählen Ihre Kollegen aus anderen Ländern von ihren Erfahrungen, ist die Lage dort ähnlich? Ich meine die Hetzkampagnen und den politischen Druck.

Wir haben jetzt in der Bundesrepublik Deutschland eine politische Situation, die sich deutlich von der Epoche mit Willy Brandt unterscheidet. Wir befinden uns in einer Phase eines militärisch-reaktionären Umbaus des Staates. „Kriegstüchtig werden“ ist wieder Programm, das war vor ein paar Jahrzehnten noch undenkbar. Der deutsche Imperialismus hat es mal wieder geschafft, die Gesellschaft auf Kriegskurs zu trimmen – und zwar gegen die ureigensten Interessen der Bevölkerung.

Die Propaganda läuft Tag und Nacht, in allen Medien, auf YouTube und sogar beim Sport. Es ist abscheulich mitanzusehen, aber fürchten tue ich mich nicht. Mit dem Verteidigen der Völkerfreundschaft und gegen Faschismus und imperialistischen Krieg sehe ich mich auf der richtigen Seite, und das gibt mir Gewissheit und Kraft. Wenn ich im Donbass jemandem sage, dass ich Kommunist bin, werde ich umarmt. Hier in meiner Heimat muss ich mich dafür rechtfertigen. Soweit ist es schon wieder.

Sie sind Kandidat der DKP bei den bevorstehenden EU-Wahlen. Dass die DKP für die EU-Wahl kandidiert, hat mich ehrlich gesagt überrascht. Welchen Zweck verfolgen Sie mit diesem Schritt?

Die Europäische Union ist ein imperialistisches Konstrukt und kein solidarischer Zusammenschluss der Völker Europas, wie es immer zu vermitteln versucht wird. Letztendlich gilt das Recht des Stärkeren, und das ist immer die BRD – oder Frankreich. Die oberste Chefin der EU, Frau von der Leyen, hat niemand gewählt, sie stand noch nicht einmal auf den Wahllisten zur vorigen EU-Wahl. Soviel an dieser Stelle zur „Demokratie“ dieser Institution.

Ich trete als Kandidat der Deutschen Kommunistischen Partei zu diesen Wahlen an, um den Wahlkampf dafür zu nutzen, den Menschen die Augen zu öffnen. Um ihnen zu zeigen, dass es sich mit der EU um das Abzocken der ärmeren durch die reichen Länder handelt. Denken sie daran, wie seinerzeit Griechenland fertiggemacht wurde. Für den Fall, dass wir einen Platz im EU-Parlament erringen sollten, werden wir die Stimme der arbeitenden Bevölkerung und die Stimme des Friedens sein. Wir kämpfen konsequent gegen die fortschreitende Militarisierung der EU, für Frieden mit Russland und China, für ein Europa der Völker und gegen eine EU der Monopole.

Mit ihren knapp 3.000 Mitgliedern ist die DKP eine Kleinstpartei. Der bundesdeutsche Verfassungsschutz sieht ein Problem in der DKP, weil sie eine „Gegnerschaft zum bestehenden politischen System“ propagiert. Betrachten Sie und ihre Parteikollegen sich auch so?

Das bestehende Gesellschaftssystem der BRD ist das kapitalistische. Es ist wahr, dass wir für ein sozialistisches Gesellschaftssystem eintreten, weil wir der Auffassung sind, dass nur so der Frieden für die Menschheit garantiert und der Reichtum, den eine Gesellschaft erwirtschaftet, gerecht verteilt wird. Im Moment öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Das kapitalistische System kann die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Menschheit nicht befriedigen, täglich bekommen wir dafür die Beweise. Ob die DKP im Moment klein ist oder nicht, sagt nichts über die Richtigkeit ihrer Analyse aus. Im Übrigen kann sich so etwas auch sehr schnell ändern.

Das kapitalistische Gesellschaftssystem ist ja nicht im Grundgesetz festgeschrieben. Dieses lässt durchaus auch die Möglichkeit einer sozialistischen Alternative zu. So forderte selbst die CDU nach dem Krieg in ihrem Ahlener Programm 1947 die Überwindung des Kapitalismus.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte der RT DE-Redakteur Wladislaw Sankin.

Stimmenfang bei Arbeitern ohne „linke“ Rhetorik – BSW diskutiert die Zukunft als Partei

Das BSW möchte anscheinend ausdrücklich keine sozialistische Partei sein. Das kann wahltaktisch sogar aufgehen. Und wenn sie dadurch Leute von der AfD wegholen, umso besser. Aber es gibt natürlich auch Leute, die mit ihrer Wählerstimme gegen das kapitalistische System als solches protestieren wollen. Denen sei die DKP empfohlen. RT schreibt:

Stimmenfang bei Arbeitern ohne „linke“ Rhetorik – BSW diskutiert die Zukunft als Partei

Bei einer Diskussionsveranstaltung mit der Bundestagsabgeordneten Sevim Dağdelen haben die ehemaligen Funktionäre und Aktivisten der Linkspartei die Wege des Bündnisses Sahra Wagenknecht zu einer zugkräftigen politischen Kraft erörtert. Voraussetzung dafür: Sozialistische „Fundis“ sollen fortan weniger Einfluss behalten.

Sevim Dağdelen. Foto (Archiv): Claus Stille

Von Wladislaw Sankin

Die engste Vertraute von Sahra Wagenknecht, Sevim Dağdelen, brach ihr zweimonatiges Schweigen nach dem Austritt aus der Linkspartei und traf sich am Montag zu einer großen Diskussionsrunde mit Aktivisten, Funktionären und einfachen Interessenten in Berlin. Sie wollte die Wege des Bündnisses Sahra Wagenknecht zu einer neuen Partei erörtern. Mit 200 Besuchern war der Saal überfüllt. Außerdem war die Versammlung ein „demokratisch“ verfasstes Brainstorming, bei dem jeder mitreden durfte.

Dağdelen gehört zu den neun Bundestagsabgeordneten, die Ende Oktober gemeinsam mit Sahra Wagenknecht „Die Linke“ verlassen haben, um Mitglied des Vereins Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zu werden. Auch früher trat sie bei allen Neuanfängen an ihre Seite, beispielsweise bei der Gründung der Sammelbewegung Aufstehen im Herbst 2018. Mit 18 Jahren im Bundestag gehört Dağdelen zu den Veteranen der modernen deutschen linken Politik.

Doch, die Worte „links“ und „sozialistisch“ fielen an diesem Abend nur in einem Kontext: Es wurde mehrmals darauf hingewiesen, dass ebendieses Vokabular in allen bisherigen programmatischen Äußerungen fehlt. Nach Meinung der BSW-Aktivisten zu Recht. Wie der Ex-Abgeordnete der Linkspartei Alexander Neu im Hinblick auf bislang die besten Wahlergebnisse der Linkspartei bei den Bundestagswahlen 2009 bemerkte: „Viel mehr war offenbar nicht drin“. Jetzt gehe es darum, auch neue Wählerschichten zu erschließen. Applaus.

Insgesamt gab es bei der Diskussion viel Applaus. Er wurde lauter, wenn es darum ging, klassische Kapitalismuskritik und Klassenkampfthemen stärker in den Vordergrund zu stellen. Weniger Applaus gab es hingegen, wenn es darum ging, dieses „Vokabular“ einer Offenheit der neuen Partei für eine breitere Bevölkerung zu opfern. Sevim Dağdelen äußerte sich am Ende klar zugunsten der „Realos“.

„Wir haben nicht den Luxus, sich in akademischen Debatten zu verstricken“, sagte sie im Hinblick auf den Siegeszug der AfD durch Wahlumfragen und auf den „giftigen Politik-Mix“ der Ampelregierung. Der Ex-Linkenpolitikerin geht es darum, die Arbeiter und insgesamt alle sozial Schwächeren wieder auf ihre Seite zu ziehen. Denn sie wählten mittlerweile AfD und CDU statt Die Linke, was vor 2014 noch der Fall war. Eine weitere Linkspartei, als weiterer Zweig der „vergrünten“ Neu-Linken oder sozialistischen Alt-Linken, will BSW nicht werden.

Dağdelen will auch auf Migranten setzen und erwähnt ihre kurdische Mutter aus Duisburg: Das Parteiprogramm müsse auch sie verstehen können. Um die Debatte über den Einzug der marxistischen Lehre in das Parteiprogramm abzuschließen, bat sie die Versammelten, die Hände zu heben: „Wer hat von Euch Anti-Dühring gelesen?“ Immerhin meldete sich mehr als Dutzend der Anwesenden.

Nach der Veröffentlichung des Manifests des Vereins im Oktober wurde auch an diesem Tag in Berlin noch mal deutlich, was die neue Partei anstrebt: Gerechtigkeit und Frieden, Souveränität und Freiheit, wobei die ersten zwei Themen laut Ralf Krämer von der Sozialistischen Linken zentral seien. Damit lässt sich BSW programmatisch teilweise zwischen der Linkspartei vor 2015, der SPD (Brandt, Schröder), der AfD und sogar der FDP einordnen.

„Es gibt im Moment keine einzige Friedens- und Abrüstungspartei im Deutschen Bundestag“, stellt Dağdelen fest und macht deutlich, dass diese Nische fortan vom BSW besetzt werden soll. Was den Ukraine-Krieg angeht, gehen die Ansichten schon jetzt zwischen verschiedenen Flügeln auseinander. Während Dağdelen, Lafontaine folgend, von einem Stellvertreterkrieg zwischen NATO und Russland spricht, redet die Vereinsvorsitzende Amira Mohammed Ali mainstreamhörig von einem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Ali vertritt den Verein in den Talkshows, ihre Meinung ist also gewichtiger. Die Stimmung beim Treffen der künftigen „Parteibasis“ mit Dağdelen zeigt: Mit diesem Vokabular wollen sich hier nur die wenigsten anfreunden.

Sie war eine Pionierin der Linkspartei und hat ihr ganzes Herzblut für den Aufbau dieser Partei geopfert, erklärte sie dem Publikum am Ende. Ob sie und ihre Mitstreiter nun genauso viel Kraft für BSW aufbringen können, bezweifelt sie. Aber das muss gemacht werden: In diesem historischen Moment brauche das Land „dringendst“ eine neue politische Kraft.

Die Aktivisten von damals, die jetzt Die Linke verlassen, sind gealtert. Die Abtrünnigen sind im Schnitt 45–55 Jahre alt. Das Fehlen der jugendlichen Kraft macht unersetzliche politische Erfahrung wieder wett. Sie können sich an die Realitäten anpassen, sie können Öffentlichkeitsarbeit leisten und sie können zu einem wesentlichen Teil auch auf das von der Linkspartei geerbte Aktivisten-Netzwerk aufbauen – der Abend mit Dağdelen am Berliner Ostbahnhof hat es eindrücklich gezeigt. Auch „Fundis“ im Saal fühlten sich nicht von „Realos“ auf dem Podium angewidert. Sie sind ebenfalls daran interessiert, sich einzubringen.

Aber ob und wie schnell die Partei um Wagenknecht es in dieser wirren Zeit zu einem politischen Schwergewicht schafft, hängt auch davon ab, wie desaströs die Bilanz der Ampelregierung im Wahljahr 2025 ausfällt, wobei die Lage in der Ukraine eine entscheidende Rolle spielt. Als die Partei, die die Westdominanz ablehnt und die Länder des Globalen Südens in allen außenpolitischen Überlegungen als ebenbürtige Partner einbezieht, könnte sie in der geopolitischen Krise des Westens in Berlin das entscheidende Ass ziehen.

Quelle: RT DE

Neuer Totalitarismus: Deutsche Filmindustrie als Komplize des ukrainischen Faschismus

Die Filmindustrie produziert Traumwelten und setzt primär auf Emotionen der Zuschauer. Das macht sie zu einer Plattform für Propaganda des Kiewer Faschismus, indem sie vor allem auf die Macht der Bilder setzt. Es ist nicht verwunderlich, dass ihre Vertreter die militantesten Unterstützer des Krieges bis zum „ukrainischen Endsieg“ sind.

Von Wladislaw Sankin

„Zum Gedenken an den antifaschistischen Widerstandskämpfer Rudolf Lunau“ – diese Gedenktafel ist im Foyer des Babylon Kinos schwer zu übersehen. Lunau war der Vorführer im Babylon und organisierte in den früheren Jahren des Nationalsozialismus hier einen Stützpunkt für die Untergrundarbeit der KPD. Seit Anfang der 2000er-Jahre gehört das Babylon Kino mit der einzigen Kino-Orgel Deutschlands zu den bekanntesten Programm-Kinos im Land. Hier, im Babylon, ist auch das internationale Filmfestival Berlinale beheimatet. An diesem Tag, am Vorabend des 10. Jahrestags des Beginns des Euromaidans, wird im großen Saal ein ukrainischer Regisseur den Deutschen den Sinn und Zweck des neuen „Antifaschismus“ erklären. Diese bestünden nun darin, Russland, „das neue faschistische Weltübel“, zu besiegen. Die Deutschen könnten ihre historische Schuld wiedergutmachen, indem sie die Ukraine unterstützen und ihr so viel Waffen wie möglich liefern, lehrt der Ukrainer die Versammelten.

Der Filmemacher heißt Pawlo Peleschok, trägt einen Bart, ist wortkarg und im Selenskij-Stil gekleidet. Im Babylon zeigt er seinen Dokumentarfilm „Life at the Limit“, über den Maidan und die Anfänge des Donbass-Krieges, das ist seine Premiere in einem deutschen Kino. Gekommen ist Peleschok aus den USA auf die Einladung des Kulturmanagers Günter Jeschonnek. Jeschonnek ist selbst Autor, Regisseur, Produzent und Mitglied vieler Jurys europaweit: Der 73-Jährige ist im Kulturbetrieb bestens vernetzt und die Ukraine ist seine Leidenschaft. Die Bühne beschmückt er eigenhändig mit der ukrainischen Fahne, sein Gesicht strahlt. In seinem Schlusswort wünscht Jeschonnek der Ukraine den Sieg über „diese Schurken“. „Wunderbares Schlusswort. Amen“, erwidert Peleschok zufrieden und erntet wieder frenetischen Applaus, wie so oft an diesem Abend.

Egal, was Peleschok mit seiner leisen Stimme sagt, die Zuschauer hängen an seinen Lippen. „Wir, die Ukrainer, standen am Ursprung der europäischen Dynastien, der europäischen Kultur. Wir sind in Europa nicht wegzudenken. Wir waren immer Teil Europas, bis Russland uns okkupiert und kolonisiert hat. Wir sind Teil von Euch, Ihr seid Teil von uns“. Der Saal ist begeistert. „Helft uns, bessere Europäer zu werden“, fleht ihn ein älterer Deutscher an. Peleschok ist ehemaliger Rennfahrer und war von 2014 bis 2020 als Offizier der ukrainischen Armee im Frontgebiet des Donbass-Krieges eingesetzt. Er nutzt den Auftritt für Kriegspropaganda und erzählt über eine halbe Million Toter im Krieg und über drei Millionen Ukrainer, die nach Russland „deportiert“ wurden. Die Rede ist offenbar von Rebellen, Exil-Ukrainern, Flüchtlingen und Evakuierten – also von Menschen, die in Russland Schutz und Rettung fanden. Egal, wie dreist seine Lügen sind, in diesem legendären Kinosaal mitten in Berlin, muss er heute keinen Widerspruch befürchten.

Schließlich berichtet der Produzent, dessen Film über den Maidan-Aufstand „Winter on Fire. Ukrainian fight for freedom“ 2016 für einen Oskar nominiert war, über seine Pläne, einen Spielfilm über ein jüdisches Mädchen zu drehen, das mit einem Maschinengewehr „zum ersten Mal in der Geschichte“ Stalin und andere „Schurken von Tscheka“ tötet. Dem Mädchen hilft ein Gangster aus den USA, der aber eigentlich ein aus der Sowjet-Ukraine geflüchteter UPA-Kämpfer ist. „Das ist die ukrainische Aufstandsarmee“, präzisiert der Regisseur stolz die Armeezugehörigkeit seines künftigen Protagonisten. Also kein anderer als ein Banderist, Faschist und Nazi-Kollaborateur. Ein „bad guy“ kann er nicht sein. An diesem Kulturabend im Berliner Mitte-Ost geschieht ein weiteres Wunder der Verwandlung, wie es schon bei dem „Bandera-Musical“ im Gorki-Theater der Fall war.

„Life at the Limit“ war nicht zufällig zum Jahrestag des Euromaidans ausgewählt. Peleschok war der Chronist des Umsturzes, man sieht im Film zum Teil die gleichen Bilder wie im „Winter on Fire“. Zusammen mit seinem Freund, Produzent Juri Iwanischin, hat er in einem Gebäude gegenüber dem Unabhängigkeitsplatz, dem Kiewer „Maidan“, ein Studio für Streamingdienste „Ukr-Stream“ eingerichtet. Später bereiste er die Krim und Gebiete im Südosten – Charkow, Lugansk, Donezk. Ukr-Stream filmte das Geschehen. Aus seiner Perspektive zeigt Peleschok, wie gewaltbereit und ungehobelt die Anhänger der „russischen Welt“ angeblich waren, ganz anders als „Wir“, die Ukrainer, die nach höheren Werten streben.

Das ist dokumentarische Wahrheit eines Filmemachers, der auf allen Etappen der Filmproduktion entscheidet, welche Bilder der Zuschauer sehen muss oder sehen darf. Sein subjektiver Blick auf die Wirklichkeit fällt unter den Schutz der Kunst- und Meinungsfreiheit. Als proeuropäischer Ukrainer genießt der Filmemacher das Privileg, mit offenen Armen der deutschen Filmindustrie empfangen zu werden. Die erste internationale Uraufführung des „Life at the Limit“ fand am 15. Dezember 2022 ebenso in Berlin, bei der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) statt. Laut dem zweiten Produzenten des Films, Juri Iwanischin, hat dieser Film die deutschen Diplomaten und Bundestagsabgeordneten dazu bewegt, der Ukraine offensive Waffen zu liefern – „damit Putins Lügen die Dinge auf der ganzen Welt nicht noch schlimmer machen“.

Wenn ein Film oder ein Kunstwerk in der Politik so viel bewirken kann, dann ist es verständlich, dass die Blockade aller Inhalte aus dem Donbass und Russland, die nicht ins Propaganda-Narrativ des Westens passen, so vehement ist. Ein dokumentarischer Film von der anderen Seite der Front, aus dem russischen Donbass, ist hier im Babylon genauso unmöglich, wie eine Kosmonauten-Landung auf der glühenden Venus. Davon gibt es aber jede Menge, authentisch, eindringlich und propagandafrei (zu nennen ist vor allem Maxim Fadejew und seine berühmte Donbass-Reihe). Aber „die Orks“ haben keine Kunst. „Russland hat keine Werte“, sagt Peleschok in seinem Film. Bis zu einem „wertlosen Leben“ ist es nur ein Schritt. Der Beschuss des Donbass beginnt, während er und sein Freund sich zu einem nationalistischen Freiwilligenbataillon melden, doch darüber ist im Film nichts zu sehen. Laut der ukrainischen Medien bekämpft die Ukraine „Terroristen“, die zahlreiche Mitschnitte aus dem ukrainischen Fernsehen können ja nicht lügen! Peleschok lässt diese natürlich unkommentiert im Film. Ihre einzige „terroristische“ Tat besteht darin, sich dem nationalistischen Diktat der Kiewer Putschisten nicht beugen zu wollen.

Im Film und später im Saal ist immer wieder zu hören, wie die Ukrainer die Freiheit lieben. „Freiheit ist unsere Religion“, lautet die Parole der Maidan-Ukraine. Die Abstraktion „Freiheit“ ist längst zu einem wohlklingenden Fetisch des militanten Transatlantismus geworden. Die ukrainische Art des „Freiseins“ bedeutet konkret – frei von Russen. Die Russen sind lästig, man möchte frei von Russen sein, man will die Geschichte der Ukraine von ihnen bereinigen, was auch seit 2014 (und nicht erst seit Februar 2022) in einem atemberaubenden Tempo geschieht. Denkmäler werden zuerst geschändet, dann gefällt – hundertfach, im besten Fall werden sie in sog. „Besatzungsmuseen“ eingebunkert, im schlimmsten Fall auf den Schrottplatz geworfen. Entrussifiziert sind inzwischen auch die Orts- und Straßennamen, Schulen, Universitäten, Bibliotheken, Buchhandlungen, Theater und die Musikbranche. Schnell, entschieden und rücksichtslos. Diese Handlungsart erinnert an Diktaturen der 20er- und 30er-Jahre in Europa und nicht an das Europa des 21. Jahrhunderts, zu dem die Ukraine laut dem Maidan-Narrativ gehören will.

Nun wollen aber besorgte ukrainische „Patrioten“ unter den Emigranten, dass Europa ihnen beim „Canceln“ Russlands folgt. Die Aktivisten des Vereins der jungen Ukrainer in Berlin „Vitsche“ verteufeln die Russen bei jeder seiner Straßenaktionen und wollen das Kulturinstitut „Das russische Haus in Berlin“ schließen, weil es angeblich „Propaganda-Viren“ verbreite. Aus der Sicht seiner deutschen Freunde sei aber Vitsche keineswegs ein Hetzer und Spalter, sondern ein humanitärer Verein, eine legitime Vertretung „der Ukrainerinnen“. Nach nur knapp zwei Jahren seines Bestehens steckt er bereits mittendrin im deutschen Establishment. Vitsche-Sprecherin Krista-Marija Läbe schafft es mitunter in Phoenix-Sendungen, und auch heute sitzt sie in der ersten Reihe und hält ein Weinglas in der Hand. Der Name ihres Vereins schmückt die Liste der Förderer mit solchen „Größen“ wie der KAS, der Denkfabrik Think-Tank Zentrum Liberale Moderne (LibMod), der Deutschen Filmakademie, dem Produzentinnenverband e. V., der Produzentenallianz Film und Fernsehen, und einer Reihe weiterer Institutionen der Filmbranche.

Als „Nationalistisches Glamour-Spektakel, ziemlich durchsetzt mit westlicher Kulturindustrie und mit Feuerwerk der Emotionen“, bezeichnete die Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Susann Witt-Stahl den Maidan-Aufstand vor zehn Jahren in einem Podcast. Sie hat in dieser Zeit Kiew und den Donbass bereist. Sie merkt weiter an: „Faschismus muss nicht antisemitisch sein“. Totalitäre Propaganda setze auf Emotion und Ästhetisierung und sie verwandele die Kulturschaffenden in seine Geisteswaffen, schreibt sie in Anlehnung an die Texte von Benjamin und Krakauer.

In seinem Film stellt sich Peleschok in einen Raum mit riesigen Videowänden, von denen das übergroße Gesicht des Oskar-Preisträgers Sean Penn die Unterstützung des kollektiven Hollywoods und damit symbolisch aller angeblichen moralischen Größen der „zivilisierten Welt“ verkörpert. Die Aufnahmen stammen aus dem Maidan-Jahr 2014. Im Jahr 2022 wird Penn seine Oskar-Statue an Selenskij übergeben. Die deutsche Filmbranche will natürlich bezüglich der Ukraine-Unterstützung der US-amerikanischen in nichts nachstehen.

Während in der Ukraine die Männer für große und kleine Fleischwölfe des Krieges ausgehen, ruft die „Stahlhelmfraktion“ (Witt-Stahl) der deutschen Kulturindustrie weiter ungehemmt nach Waffen für den Endsieg der Ukraine. „Ihr kämpft für uns und unsere Werte!“, sagen Brüssel, Berlin, Prag und – fast jeder Redner an diesem denkwürdigen Filmabend. Während der Journalist und Autor des Buches „Auf beiden Seiten der Front“, Patrik Baab, über die Bellizisten unter den Journalisten als Schreibtisch-Täter spricht, die, je lauter sie für Waffen und Krieg werben, umso entfernter von der Front sind, bewegen sich spießbürgerliche Ästheten auf sicheren Bühnen und rufen von dort zum Kampf auf. Vom Tod der russischen Ballettregisseurin und Sängerin Polina Menschich während eines Konzerts in einem „Haus für Kultur“ 60 Km von der Frontlinie entfernt, werden sie nie erfahren: Sie und weitere Freiwillige wurden am 19. November von einer HIMARS-Rakete getötet. Ein Video hielt jenen Augenblick fest, als die Rakete in den Zuschauersaal einschlug.

Augenzeugen zufolge „zerschlug eine Rakete die Autos der Freiwilligen, die zweite die Garderobe mit den Künstlern und die Bühne“. Ein RIA-Nowosti-Video zeigt die Folgen des Beschusses:

Es kann darauf gewettet werden, dass wenn eine ukrainische Kunstschaffende während ihres Auftritts direkt auf der Bühne von einer russischen Rakete getötet würde, dann würden deutsche Kulturfunktionäre Russland des „barbarischen Angriffs auf Kunst und Kultur“ beschuldigen. Der Tod einer russischen Künstlerin ist für die deutschen Medien hingegen keine Notiz wert.

Zurück zur Vorführung im Babylon-Kino. In seinem Film versucht Peleschok alle Hinweise auf einen nationalistischen Charakter und die unglaubliche Gewaltbereitschaft des Euromaidans zu vermeiden. Stattdessen rückt Polizeigewalt in den Fokus. Einmal fängt seine Kamera den Ruf aus einer kalten Maidan-Nacht ein: „Ukraine über alles!“. Wir oder die – die Formel des ewigen Krieges, bis eine der Gegenseiten von der Erdoberfläche verschwindet – diese Idee durchdringt die Ideologie des Ukrainismus, das sich als absolutes Anti-Russland versteht. Opfersein, Rachegelüste, Herrensein. Die ukrainische Hymne manifestiert diese Matrix des ukrainischen Nationalismus auf eine eindrückliche Weise:

„Unsere Feinde werden wie Tau in der Sonne zugrunde gehen, wir, Brüder, werden im eigenen Lande herrschen … Brüder, stehen wir auf für eine blutige Schlacht vom San bis zum Don, wir werden niemandem erlauben, in unserem Heimatland zu herrschen.“

Seit je her ist das mit der Hand an der Brust Singen dieser Hymne gewissermaßen zu einer religiösen Zeremonie geworden. Auch dieser deutsch-ukrainische Film-Abend wird mit dem gemeinsamen Singen der Hymne eröffnet. Der Großteil der Gäste steht auf und … schweigt – es sind Nichtukrainer. Die Faschisten-Parole „Slawa Ukraine, Gerojam Slawa“ (Ruhm der Ukraine, den Helden Ruhm) hallt es nach der Hymne dennoch. In diesem Moment verstehe ich – es war ein Gebet und das halb witzige „Amen“ des Regisseurs nach dem Redeschwall seines deutschen Freundes Jeschonnek beendete nicht zufällig die Sitzung.

Der Name der Förderer dieser Vorführung mit einem Banderisten als Film-Regisseur liest sich u. a. wie das Who’s who der deutschen Film- und Fernsehbranche. Produzentenvereinigungen und die Deutsche Filmakademie werden da mit den militantesten und interverntionistischsten deutschen Parteistiftungen und den Think-Tanks KAS und LibMod aufgelistet. Sie predigen Regime-Changes in anderen Ländern und unterstützen den ukrainischen Faschismus, der sich hinter der künstlich-demokratischen Glamour-Fassade zu verstecken versucht. Am 17. Februar hing schon die Berliner Film-Prominenz bei der Eröffnung der Berlinale an Selenskijs Lippen, als er in seiner Videobotschaft Russland als „Stimme des Bösen“, Hort der Sklaverei und Ursache des Welthungers anprangerte – pures Stuck Greuelpropaganda, inhaltlich fast nahtlos an antibolschewistische Propaganda im Dritten Reich angelehnt.

„Die NS-Propaganda schürte während des gesamten Zweiten Weltkrieges permanent Ängste vor dem „Bolschewismus“ als Inbegriff für Mord, Vergewaltigung, Verbrechen, Elend und Hunger“, beschreibt das Bundesarchiv-Online lapidar das hierzu exemplarische Plakat „Sieg oder Bolschewismus“. Selenskij erzeugt mit seiner „emotionalen Rede“ (Handelsblatt, ZDF, NZZ usw.) geradezu hypnotische Wirkung, ergriffene deutsche Film-Stars würdigen ihn mit stehendem Applaus. Er spricht über die Kraft des Kinos und über Emotionen, die Filme auslösen können. Der Goldene Bär ist gelb-blau gefärbt. Und die Filme wie „Superpower“ von Sean Penn oder wie „Life at the Limit“ liefern die nötigen Bilder, die „nötige“ Gefühle erzeugen. Die Bekämpfung der Vernunft durch Emotionen galt für den Faschismus „damals“, und gilt auch für den „totalitären Kapitalismus“ heute (Witt-Stahl).

Die aggressive Parteinahme für Faschisten in der berüchtigten Tradition der deutschen Bandera-Unterstützung und das Hofieren eines ukrainischen Militärs durch einen exaltierten Berliner Kultur-Manager bei gleichzeitiger Nichtzulassung von Gegendarstellungen sind die Zeichen des aufkommenden Totalitarismus. Die Aufführung im Babylon ist Teil der Mobilisierungsstrategie und der Kriegspropaganda – vom NATO-Staat auf die Kulturindustrie ausgelagert. Im Keller des „Babylon“ druckten der Filmvorführer Lunau 1933–1934 und seine Genossen heimlich antifaschistische Flugblätter, auch gegen jene Wirklichkeit des Hitler-Faschismus, die er mit seinem Vorführgerät an die Leinwand projizieren musste. Ein Kino ist nur Raum und Wände, und es sind Menschen, die sie mit Inhalten ausfüllen. Die Gedenktafel an der Wand des Foyers, die an Lunau erinnert, stellt das Kino Babylon in eine schöne Tradition, die Menschen, die heute dessen Bühne betreten, beleben hingegen das Dunkel der Geschichte.

Quelle: RT DE

Beitragsbild: Wladislaw Sankin