Seit den Zumutungen in der Corona-Krise, welche uns die herrschende Politik in Kollaboration mit dem Mainstream-Journalismus, welche diese Zumutungen ihrerseits noch mit ihre Forderungen an die Menschen noch übel toppten, mehrte sich die Zahl der Menschen, welche daran dachte, auszuwandern.
Grundrechtseinschränkungen und fragwürdige Einschränkungen des Lebens – schlimm auch die Kinder betreffend – und dann sogar noch eine zunächst uns angedrohte Impflicht ängstigten die Menschen. Zudem mussten sich etwa Impfkritiker noch Politikern und Journalisten übel beschimpfen lassen. Selbst wirkliche und anerkannte Experten wurden angegangen und ausgegrenzt. Hinzu kam ein immer eingeengterer Meinungskorridor. Anderen Kritikern machte man mit Kontokündigungen das Leben schwer, oder sie verloren,weil sie sich nicht ständig testen lassen wollten, ihre Arbeitsstelle.
Kann man Menschen angesichts dessen verdenken, wenn sie an Auswanderung denken? Allerdings ist auch klar, dass es Menschen schwerfallen muss, die Heimat zu verlassen.
Ohne die Umstände vergleichen zu wollen, musste ich an Menschen im Dritten Reich denken, die sich damals veranlasst sahen Deutschland den Rücken zu kehren.
Oftmals sogar in Länder zu emigrieren, deren Sprache sie nicht einmal beherrschen.
Die Journalistin, Autorin und Friedensaktivistin Andrea Drescher, aus Deutschland stammend, aber schon länger in Österreich lebend, machte sich Gedanken, warum Menschen ausgerechnet in Russland ihre Freiheit suchen. Dem Land, welches dem Westen nicht das erste Mal in der Geschichte nun wieder einmal als das Reich des Bösen gilt und dessen Präsident Wladimir Putin sogar als ein neuer Hitler beschimpft wird. Dahin wollen also Menschen auswandern? Was sind ihre Beweggründe?
Andrea Drescher: Warum dieses Buch?
«Die Brücken zwischen Ost und West, zwischen Russland und Europa, sind hochgezogen, Russophobie greift um sich, „der Russe“ ist wieder Feind Nr. 1. Das war bereits zu Beginn des Krieges in der Ukraine absehbar.
Um diese Eskalation zu verhindern, gab es im Frühjahr 2014 die „Mahnwachen für den Frieden“, gibt es seit 2016 die „Druschba“-Fahrten und zahlreiche weitere Friedensinitiativen. Diese Aktionen haben das Bewusstsein der Mehrheit leider nicht erreicht, sodass die einseitige mediale Darstellung erschreckend erfolgreich ist. Viele sind erneut auf die anti-russische Propaganda reingefallen, verurteilen die andere Seite ohne sie zu kennen.
Aber – kaum zu glauben – es gibt Menschen aus Deutschland und Österreich, die freiwillig in Russland leben. Nun ja, manche nicht ganz freiwillig. Sie mussten Deutschland aus politischen Gründen verlassen, weil ihnen Gefängnis droht. Aber fast alle, die gegangen sind, schätzen das Leben und die persönliche Freiheit, die sie in Russland genießen, auch wenn es in mancher Hinsicht härter ist als im konsumverwöhnten Westen. Die ganz persönlichen Geschichten dieser Menschen, ihr Weg nach Russland, ihre Probleme in ihrem heutigen Leben – all das ermöglicht einen anderen Blick auf den Feind Nr. 1.
Gut ein Drittel der Befragten kannte ich vorher persönlich oder hatte schon länger mit ihnen Kontakt über soziale Medien. Nach dem eigenen Interview wurden mir dann weitere Kontakte zu anderen Auswanderern vermittelt. Nur in ganz wenigen Fällen habe ich das Interview anonymisiert, um meinem Gesprächspartner keine Schwierigkeiten zu machen.
Auch wenn es subjektive Blickwinkel sind, es sind authentische Blickwinkel von Menschen, die einen mutigen Schritt gewagt haben.
Sie bauen eine Brücke zwischen dem, „was man so hört“, und dem, „was ist“.
Einer der Leitgedanken der Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe http://www.fbko.org lautet: „Wir wollen Brücken bauen in den Frieden!“ Darum kommt der gesamte Ertrag dieses Buches diesem Verein zugute, der Kriegsopfern in der Ukraine bereits seit 2015 hilft.«
Zunächst schreibt Andrea Drescher im Kapitel «Besuch bei „Feinden“ – eine Woche in Moskau« über eigene Eindrücke:
«In Zeiten von Krieg, Terroranschlägen und Reisewarnungen ist eine Reise nach Moskau keine normale Städtereise. Trotzdem „lohnt“ sich die Reise in meinen Augen. Nur wenn „normale Menschen“ in Kontakt bleiben, ist irgendwann nach dem Krieg wieder Normalität zwischen den Ländern möglich.
Die Sanktionen bei Flugbuchungen und Kreditkarten tragen allerdings dazu bei, dass sich viel weniger Menschen auf die Reise machen als früher. Es ist kompliziert – zumindest auf westlicher Seite. Der Sinn meiner Reise ist der Besuch bei einer Freundin, die als erste Deutsche in Moskau politisches Asyl bekommen hat. Ihr hauptsächliches „Verbrechen“ besteht darin, den falschen Kriegsopfern zu helfen. Die Opfer eines Krieges, der seit 2014 geführt, aber erst 2022 durch den russischen Angriff begonnen wurde, zu unterstützen, ist im Westen nicht erwünscht. Meine Freundin kann nicht mehr nach Deutschland zurück, daher nehme ich die Umstände der Reise gerne auf mich.
Seitens der Russen wird Europäern und sogar Deutschen die Einreise heute übrigens sehr viel leichter gemacht als in der Vergangenheit. Eine offizielle Einladung ist nicht mehr nötig, der meist zeitaufwendige Besuch in der Botschaft entfällt. Der Antrag für das E-Visum ist schnell ausgefüllt und innerhalb von vier Tagen – nicht Arbeitstagen – bereits im E-Mail-Posteingang.
Der Flug, der von Wien nur wenige Stunden dauern würde, ist jetzt allerdings eine Tagesreise. Die Routen über Baku, Belgrad oder Istanbul sind die „direktesten“ Möglichkeiten, um Moskau zu erreichen. Ich entscheide mich für die Strecke München – Istanbul – Moskau, weil ich zusammen mit Freunden aus Bayern fliegen möchte. Dass diese Reise ziemlich verrückt ist, wusste ich ja von Anfang an. Aber als wir von Istanbul kommend erst kurz vor Kaliningrad via Vilnius endlich Moskau ansteuerten, wurde mir die ganze Abstrusität nochmal so richtig bewusst. CO2 spielt da wohl keine Rolle. Aber ich muss sagen, die zunächst angezeigte Flugroute über Odessa und Briansk – also direkt über das Kriegsgebiet – hat meinen Blutdruck kurzfristig in die Höhe gejagt. Bis mich mein Verstand auf den gesperrten Luftraum hinwies, ging mir MH17 nicht aus dem Kopf. Doch am Bildschirm des Flugzeugs war zunächst nur eine schematische Darstellung einer direkten Verbindung zu sehen – nicht sehr nervenschonend, aber … was soll’s.
Zoll- und Passkontrollen waren problemlos, wir waren schnell durch und am Ausgang erwartete man mich schon. Schnell noch eine SIM-Karte beschaffen, die es ebenfalls direkt hinter dem Ausgang gab, von meinen Mitreisenden verabschieden und schon saß ich im Taxi auf dem Weg zu meiner Freundin.
Vorab gesagt: Ich bin weder Russlandexperte noch befähigt, mich nach einer Woche in Moskau über Stadt, Bewohner oder die politische Situation qualifiziert zu äußern. In späteren Artikeln gebe ich meine Gespräche mit Menschen wieder, die schon länger in Russland leben und viel konkretere Erfahrungen haben. Im Folgenden nur Impressionen, die ich durch reiseerprobtes Hinschauen und verschiedene Gespräche sammeln durfte. Ohne Anspruch auf irgendetwas – es sind Eindrücke und kein Wissen.
Alte Prachtbauten, neue Prachtbauten, Plattenbauten, hässliche Bauten, Substandard. Relativ wenig sichtbare Armut, extrem viel Verkehr, breite Straßen im 6- bis 8-spurigen Autobahnformat. Überall Straßenreinigung, man sorgt für Ordnung. Nirgends, wo es mich hintreibt, ist es so heruntergekommen wie bei uns in Österreich oder insbesondere Deutschland. Und ich halte mich in dieser Woche nur einen Tag im Zentrum auf. Obdachlose sehe ich nicht, auch wenn sie sicher auch vorhanden sind. Aber sie kommen im Stadtbild nicht ständig vor – im Gegensatz zu Berlin, Wien, Linz … wo man sie beim besten Willen nicht mehr übersehen kann.
Ich habe nirgendwo so viele verschiedene Ethnien auf einen Blick gesehen wie in Moskau. Das Land bzw. die Stadt sind Vielvölkerstaat bzw. -stadt im besten Sinne des Wortes, wobei es, wie man mir erzählte, wohl deutliche wirtschaftliche Ungleichheiten zwischen den Gruppen gibt.
Deutscher so extrem liebenswürdig entgegentrat und sogar eine Friedenstaube, Schokolade und ein Buch schenkte, hat mich enorm berührt.
Auf der Rückreise gab es noch ein besonderes Erlebnis. Im ganzen Moskauer Flughafen kann man keine Zigaretten kaufen, auch nicht im Duty-FreeShop. Das war für meine Begleiter ziemlich unangenehm. Der Mitarbeiter des Flughafenpersonals, der ihnen diese Hiobsbotschaft überbrachte, war aber so nett und hat ihnen ein Päckchen Zigaretten geschenkt. Er wollte partout kein Geld annehmen. Es gibt sie definitiv, die freundlichen Menschen in Moskau.
Was in der Metro ebenfalls positiv heraussticht ist die Tatsache, dass jüngere Menschen immer aufstehen, wenn ältere Herrschaften (wie ich) einsteigen und es keinen freien Sitzplatz gibt. Das ist angenehm. Immerhin: Einmal hat mich eine Frau sogar in der Metro angelächelt. Und ich habe zurückgelächelt. Wir haben uns ganz bewusst angelächelt, obwohl uns die Sprache fehlte und uns über die Smartphone-Zombies, die um uns herum saßen, non-verbal amüsiert. […]«
Chancen und Herausforderungen betreffs eines Lebens in der Russischen Föderation
«Die fasst die Seite Moya Rossiya (1) zusammen, wobei ich hier bewusst nur die Herausforderungen zitiere.
1. Bürokratische Barrieren: Einwanderungsverfahren und Arbeitsgenehmigungen sind oft komplex, kostenintensiv und zeitaufwändig.
2. Soziale Integration: Die Eingliederung in die russische Gesellschaft kann schwierig sein, besonders bei Sprachbarrieren.
3. Arbeitsbedingungen: Manche Migranten sehen sich mit ungünstigen Arbeitsbedingungen konfrontiert, wie langen Arbeitszeiten oder niedrigeren Löhnen.
4. Rechtliche Unsicherheit: Ohne klaren rechtlichen Status oder nur mit vorläufigen Arbeitsgenehmigungen erleben viele Migranten eine unsichere Zukunft.
5. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse: Die strikte Gesetzgebung und das Risiko des Verlusts von Visum oder Aufenthaltserlaubnis führen zu Abhängigkeit und Ausnutzbarkeit.
6. Indirekte Diskriminierung: Migranten stoßen schon bei der Wohnungssuche auf Hindernisse, was oft auf dem Wohnungsmarkt zu ihrem Nachteil ausgenutzt wird. […]
Ich sprach auch nicht nur mit Exilanten. Dank der Kontakte meiner Freunde hatte ich die Möglichkeit, einen Veteranen des Holocausts und einen Veteranen des Krieges im Donbass zu treffen und kurze Interviews mit ihnen zu führen.«
Hinweis: Im Buch wird darüber später nähere Auskunft gegeben.
Die Querdenkerin
«Dagmar Henn war schon immer eine notorische Querdenkerin, kein Wunder,
dass sie mit der jetzigen deutschen Regierung die eine oder andere Diskrepanz hatte. Diese Diskrepanzen waren so massiv, dass sie es vorzog, im Mai 2022 nach Russland auszuwandern«, schreibt Andrea Drescher.
In Russland arbeitet sie für eine in der EU verbotenes
Medium. Drescher: «Dieses zu erwähnen kann ggf. auch für mich als Interviewerin Folgen haben. Ich ziehe es daher vor, den Namen des Mediums zu vermeiden.«
Warum sie nach Russland ging, sagt sie im Interview: «Der Hauptgrund war, dass über meinen Arbeitgeber das Angebot bestand, hierherzukommen. Ich weiß nicht, was anderenfalls passiert wäre. Ich weiß auch nicht, wie es weitergegangen wäre, wenn ich aufgehört hätte zu schreiben und in Deutschland geblieben wäre. Aber sagen wir es mal so: Das, was gerade in Deutschland passiert und derzeit von Deutschland angerichtet wird, macht mich enorm wütend. Hier in Russland habe ich die Möglichkeit, diese Wut durch mein Schreiben auszuleben. Wäre ich in Deutschland geblieben, hätte ich das Bedürfnis,
diese Wut zumindest in politisches Handeln umzusetzen, aber dafür ist die deutsche Linke zu zerstört. Das politische Handeln wäre mir also nicht möglich gewesen. Aber wenn ich diese ungeheure Wut in mir habe, jedoch über keinen Kanal verfüge, diese irgendwie zu artikulieren und konstruktiv zu nutzen … Es wäre nicht gut gegangen.«
Henn schätzt ein, dass sie momentan nicht in die BRD zurückkehren könnte. Sie müsse befürchten verhaftet zu werden.
Journalist Gert-Ewen Ungar wollte es wissen
Manch einen mag es verwundern, dass der schwule Pädagoge in der Sozialpsychiatrie und freiberuflichen Journalist Gert-Ewen Ungar ausgerechnet nach Moskau ging. Sicher, er hat einen Partner, in Moskau, welchen er immer wieder besuchte. Glaubt man den westlichen Leben, ergeht es Homosexuellen in Moskau übel. Andrea Drescher:
«Auch wenn die sexuelle Orientierung eines Menschen keine Rolle spielen sollte, bei Gert-Ewen Ungar ist sie von Bedeutung. Dass ein bekennender Homosexueller freiwillig nach Moskau auswandern kann, lässt sich mit dem westlichen Narrativ nicht ganz in Einklang bringen.
Ich habe in Berlin gelebt und als Pädagoge in der Sozialpsychiatrie gearbeitet. Nebenbei war ich als freiberuflicher Journalist für ein inzwischen in Deutschland verbotenes russisches Medium tätig. Inzwischen arbeite ich vollberuflich als Journalist und schreibe für den deutschen Kanal dieses russischen Mediums über politische Themen.
Andrea Drescher fragt Ungar: Warum bist du gegangen?
«Gute Frage. Wenn man für ein russisches Medium schreibt so wie ich, der ich dort viele Meinungsbeiträge veröffentlicht habe, wird man in Deutschland beschimpft. Dann ist man Propagandist Putins und macht russische Propaganda. Das Narrativ ist in Deutschland in den Köpfen ganz fest verankert«
Wer Gert-Ewen Ungars Texte rezipiert erfährt u.a., dass es etwa in Moskau vielfältiges schwules Leben geführt werden kann. Einer der größten Schwulenklubs in Europa soll es dort geben. Solange niemand öffentlich sozusagen Propaganda für Homosexualität macht, lebe man dort als Homosexueller völlig ohne Probleme.
Ungar: «Der erste Kontakt mit dem Land entstand tatsächlich aufgrund des LGBT-Propagandagesetzes. Es war 2013, als Russland seinen Jugendschutz verschärfte und die Propaganda für gleichgeschlechtliche Lebensweisen mit der Verbreitung von Pornografie gleichgestellt hat. Da gab es in Deutschlandzahlreiche große Proteste. Bei einem Protest, der damals vor der russischen Botschaft stattfand, war ich auch dabei. Aber danach schoss es mir durch den Kopf: „Also eigentlich können die dir alles erzählen“. Damals hieß es, die Schwulen und Lesben werden durch die Straßen Moskaus getrieben, gejagt und verprügelt. Mir wurde schlagartig klar: Ich weiß einfach nicht, was wirklich wahr ist. Über das Internet habe ich daraufhin Kontaktzu Schwulen in Russland gesucht, fand Kontakt zu Dima, der mich einlud, ihn zu besuchen. So kam ich zum ersten Mal nach Russland, konnte noch kein Wort Russisch und wir sind dann hier von einer queeren LGBT-Bar in die nächste gefallen. Ich dachte mir nur: „Was erzählen die mir in Deutschland eigentlich?“«
Der Auslandskorrespondent
Nicht im russischen Exil befindet sie der Journalist Ulrich Heyden. Er arbeitet als ausländischer Korrespondent in Moskau.
Andrea Drescher: «Ulrich Heyden verfügt über langjährige und fundierte Expertise, wenn es um das Leben aber auch die politische Situation Russlands geht. Seine Erfahrungenfasste er in seinem Buch „Mein Weg nach Russland – Erinnerungeines Reporters“ ausführlich zusammen. Ich traf ihn in Moskau,um auch die Situation eines Deutschen kennenzulernen,der schon länger im Land lebt. Im Gegensatz zu seinenKollegen, die erst seit Kurzem im Land sind, ist er freiwillig nach Moskau gegangen und kannauch problemlos nach Deutschland zurückkehren.
Unproblematisch ist seine Lage als Journalist aber auch nicht, da er, wie seine Kollegen, das Mainstream-Narrativ nicht teilt«.
Einige Aufträge als Auslandskorrespondent deutscher Medien hat er bereits verloren. Er schreibt aber etwa noch für NachDenkSeiten.
Sie lesen ein interessantes Porträt, verehrte Leser!
Was das Buch, mit der Reihe der darin versammelter Interviews so interessant macht, sind die unterschiedlichen Charaktere von verschiedener Herkunft samt ihrer unterschiedlichen Biografien und Ansichten.
Der Kulturmanager
Nicht im russischen Exil, aber mit Hauptwohnsitz in Russland ist auch Hans-Joachim Frey eine interessante Personalie zu nennen.
Andrea Drescher erfuhr von ihm: «Vor die Wahl gestellt, auf die Aufgabe als Leiter der Dresdner Opernball
GmbH oder auf seine Tätigkeit für das Bolschoi-Theater in Moskau zu verzichten, war für Hans-Joachim Frey die Entscheidung klar. Er hat seit 2020 Russland zu seinem Wohnsitz gewählt und besitzt seit 2021 die russische Staatsbürgerschaft, die ihm ehrenhalber verliehen wurde.« Frey ist ein deutscher Kulturmanager und Neffe von Schauspieler Armin Müller-Stahl.
Ich kann das Interview-Buch nur wärmstens empfehlen. Andrea Drescher hat die dafür befragten Damen und Herrn sensibel und aufmerksam befragt.
Als Leser erfahren wir u.a. auch viel Geschichtliches und realpolitische Aspekte und bekommen Denkanstöße. Angenehm: Hier wurden nicht die üblichen westlichen und oder oft übel aufstoßenden deutschen Narrative bemüht und auch nicht irgendwie am Rande verstärkt, die mit der Realität, respektive mit der Wahrheit wenig, mit Propaganda jedoch viel zu tun haben.
Allerdings braucht hier niemand der potenziellen Leser die Sorge umtreiben, das Buch sei eine Art Werbebuch, nach Russland auszuwandern. Auszuwandern bedarf eines großen Drucks, der sich über Jahre aufgebaut hat. Und ohne die Landessprache zu beherrschen ist das kein einfaches Unterfangen. Auch die fehlende Kenntnis der Kultur und des Lebens des fremden Landes können Hürden sein, sich einzuleben. Einzig Menschen jüngeren Alters vermögen sich da leichter zu tun.
Nicht allen nach Russland gegangenen Menschen haben es geschafft, sich einzuleben.
Was auch an einem Beispiel im Buch aufscheint:
«Im russischen Exil: Der „Frischling“ unter den Exilanten« (S.75), ist die Geschichte überschrieben. Es geht um einen Journalisten, dessen Arbeiten ich bereits lange verfolge. Er ist Journalist, Blogger, Sprecher, Podcaster, Autor und Moderator. Zunächst trieben ihn die Zustände in Deutschland – die Angst, dass sich der Weg in den Totalitarismus nicht mehr umkehren ließe – im November 2023 nach Ungarn.
Andrea Drescher fragte ihn: «Und warum hast du Ungarn im April 2024 schon wieder verlassen?
Der Journalist antwortet: «Das war eigentlich eine logische Konsequenz. Ungarn ist für mein Empfinden das beste Land innerhalb der EU, aber auch dort werden Entscheidungen
im Sinne der EU getroffen, die ich nicht mittragen kann – insbesondere die militärischen Entscheidungen – Stichwort Ukrainehilfe. Und dann hat
Victor Orbán im Rahmen des Gaza-Konfliktes nicht für eine Waffenruhe gestimmt, sondern sich nur enthalten. Das fand ich skandalös.«
Seine Konsequenz: Er packte abermals seine sieben Sachen und machte sich auf einen beschwerlichen Weg («Der Umzug nach Ungarn war im Vergleich zur Übersiedelung nach Russland ein Kindergeburtstag«) – mit dem Auto mit zwei Hunden – drin nach Russland.
Das vorläufige Ende vom Lied: Dieser Gesprächspartner von Andrea Drescher ist inzwischen wieder in die EU zurückgekehrt. Andrea Drescher dazu: «Dass Auswandern nach Russland leicht ist, kann man nicht behaupten. Seine politischen Positionen bleiben jedoch davon unberührt.«
Fazit
Prädikat lesenswert und informativ. Leseempfehlung! Empfehlen Sie das Buch gerne weiter. Der Erlös fließt einem guten Zweck zu.
Das Buch:
Andrea Drescher: Im russischen Exil Von Menschen, die in Russland ihre Freiheit suchen
Inhalt
Warum dieses Buch? 5
Besuch bei „Feinden“ – eine Woche in Moskau 7
Von der Münchner Stadträtin zur Moskauer Exilantin 19
LGBT und trotzdem ungefährdet im russischen Exil 28
Nicht im russischen Exil: Ein ausländischer Korrespondent
in Moskau 38
Leben in Russland: Freiwillig im Krieg 49
Friedensaktivistin im russischen Exil 56
Gut, wenn man zwei Pässe hat: Ein Deutsch-Russe im Exil 66
Im russischen Exil: Der „Frischling“ unter den Exilanten 75
44 Jahre Russland-Erfahrung: Ein „alter Hase“ erzählt 82
Gut, wenn man ein zweites Zuhause hat: Ein Ex-AfD-Politiker
in Russland 95
Nicht im russischen Exil, aber Hauptwohnsitz Russland 105
Nicht mehr im russischen Exil: Gescheitert an der Bürokratie 113
Im russischen Exil: Putins Propagandaprinzessin kann nicht
mehr zurück 121
Im russischen Exil: Kaliningrad statt Moskau 133
Im russischen Exil: Nachtwölfe sind in Deutschland nicht
willkommen 141
Unfreiwillig nach Deutschland ein-, freiwillig nach Russland
ausgewandert 150
Noch nicht im russischen Exil, aber hinter dem Eisernen Vorhang 156
Im russischen Exil sind „Macher“ willkommen:
Wenn Unternehmer gehen 164
Auch Österreicher ziehen Richtung Russland: Vom Druschba-
Fahrer zum Einwanderungshelfer 174
Im russischen Exil: Vom Wirtschaftsanwalt zum ausländischen
Agenten 185
Klopapier aus Russland – Findige Unternehmer sind
„im russischen Exil“ gern gesehen 191
Der Braindrain aus dem Westen kann beginnen 199
Aus der Pfalz nach Wladiwostok: Für ein friedliches Leben ist
kein Weg zu weit 202
Auch Kinder fliehen ins russische Exil – wenn ihre Mutter
die falsche Meinung hat 211
Im russischen Exil nach Einreiseverbot nach Deutschland 218
Ukrainerin im russischen Exil: From Masha with Love 231
Zum Schluss: Ich sage DANKE! 244
Zur Autorin 245
Impressum
© 12/2024
WELTBUCH Verlag GmbH, Sargans (CH)
ISBN 978-3-907347-33-1
1. Auflage, Deutsch
Dieses Buch ist auch als E-Book erhältlich
unter der ISBN 978-3-907347-39-3
Buchsatz: xxxxxxx, Dirk Kohl, Weltbuch Verlag GmbH (Sargans/CH)
Coverdesign: xxxxxx
Alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen
Wiedergabe und der Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt in der
Europäischen Union
Pflichtangaben bzgl. Verordnung zur allgemeinen Produktsicherheit GPSR der Europäischen Union:
Idee/Verlag/Koordination: WELTBUCH Verlag GmbH, Bahnhofpark 3, 7320 Sargans (CH)
http://www.weltbuch.com, verlag@weltbuch.com, verantwortlich: Dirk Kohl (CBO)
Herstellung (Papier, Druck, Bindung): PRINT GROUP Sp. z o.o., ul. Cukrowa 22, 71-004 Szczecin (PL)
admin@booksfactory.de, www.booksfactory.de
Preis: 19,90 €
Autorin

Andrea Drescher, Jahrgang 1961, lebt als deutsche Staatsbürgerin seit 25 Jahren in Oberösterreich. Sie war beruflich als Informatikerin und Unternehmensberaterin tätig, die letzten 25 Jahre davon selbstständig. Mit ihrer kleinen Agentur hat sie Einzelunternehmen, mittelständische Firmen aber auch internationale IT-Konzerne betreut.
Aufgrund der Shoa-Historie ihrer Familie ist sie seit ihrer Jugend überzeugte Antifaschistin und war in Deutschland bereits Ende der 70iger Jahre in der linken Friedensbewegung und bei den Grünen aktiv. Damals brachten Themen wie der NATO-Doppelbeschluß und die Anti-Atomkraftbewegung noch hunderttausende auf die Straßen.
Aus beruflichen Gründen lange Zeit eher unpolitisch, wurde sie durch einen Vortrag von Dirk Müller, einem Börsenprofi aus Deutschland, der über das Geldsystem referierte, 2008 wieder politisiert. Seit 2014 ist sie „auf der Straße“ aktiv, zunächst bei den „Mahnwachen für den Frieden“, die auf den drohenden Ukraine-Krieg aufmerksam machten. Während der Corona-Krise war sie als Maßnahmenkritikerin in Linz, Wien, Salzburg und Steyr aber auch in verschiedenen Städten Deutschlands unterwegs. Jetzt liegt der Schwerpunkt ihres Aktivismus wieder auf dem Thema Krieg & Frieden und insbesondere der Neutralität Österreichs.
Sie schreibt für TKP.at, manowa.news, free21.org und andere alternative Medienprojekte. Der Ertrag ihrer Bücher darunter „Selbstversorgertipps“, „Menschen mit Mut“ und „Vor der Impfung waren sie gesund“ kommt zu 100 % Kriegsopfern zugute.
Hinweis:
Hier finden Sie meinen Beitrag auf Radio München:
———————————————————-
Anbei
Dieser Tage auf der Facebook-Seite der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin
„📣 Liebe Freunde,
Wir möchten Sie darüber informieren, dass die Initiative „Welcome to Russia“ in Russland offiziell gestartet wurde. Das Hauptziel besteht darin, denjenigen zu helfen, die die geistigen und moralischen Werte Russlands teilen und in Russland eine Zuflucht finden möchten.
Die Zahl der Anträge von Menschen, die in unser Land ziehen möchten, steigt täglich.
Nachdem der russische Präsident das Dekret über die Unterstützung für Personen, die nach Russland umziehen möchten, unterzeichnet hat, ist die Zahl der Interessenten auf mehr als 500 neue Mitglieder pro Tag in einer Gruppe in einem der sozialen Netzwerke gestiegen.

🔗 Mehr Informationen dazu finden Sie unter dem Link: https://welcome-to-russia.com/de/“