Eine geniale Idee, welche Rudolph Bauer da hatte und ins Werk gesetzt hat. Die Rede ist von seiner jüngst im pad-Verlag herausgekommenen Arbeit: «Kritisches Wörterbuch des Bunten Totalitarismus«. Das erste Heft umfasst zunächst die Anfangsbuchstaben A – H. Die Hefte 2 und 3 des Wörterbuches sind in Arbeit.Um was darin geht, sagt der Autor ins seinem Vorwort.
Meinen verehrten Leserinnen und Lesern lege ich dieses Wörterbuch guten Gewissens unbedingt ans Herz. Ein Nachschlagewerk, dass Menschen in vielerlei Hinsicht fündig werden lässt. Und ganz im Sinne von Immanuel Kant dabei (auch) behilflich sein kann, sich aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien. Rudolph Bauer liegt richtig, wenn er über sein Werk sagt:
„Das Wörterbuch kann das Lesen vieler Bücher überflüssig machen. Die Beiträge und das Literaturverzeichnis können aber auch zum Anlass genommen werden, sich eingehender mit der jeweiligen Thematik zu beschäftigen. Überhaupt mögen die Stichwort-Artikel dazu anregen, sich mit dem einen oder anderen Gegenstand gründlicher auseinanderzusetzen, selbst zu recherchieren und vertieft in die Thematik einzudringen.“
Mir bleibt nur auszurufen: Lesen! Weitersagen! Dieses begrüßenswerte Wörterbuch sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser, stets griffbereit parat haben. Bei mir hat das Wörterbuch seinen Platz auf meinem Schreibtisch.
Vorwort von Rudolph Bauer zu seinem Wörterbuch
Das Wörterbuch – Heft 1: A bis H – enthält als Stichworte zahlreiche Begriffe, Bezeichnungen, Namen von Personen und Organisationen, historische Bezüge, den Hinweis auf Gesetze und eine Kritik an der Normalität des Schreckens. Es beschreibt Entwicklungen, stellt Zusammenhänge her, verweist auf Bedrohungen, deckt Hintergründe und Verbindungen auf, hinterfragt und erlaubt Neues zu entdecken. Es klärt auf.
In alphabetischer Anordnung können die Stichwort-Beiträge Seite für Seite gelesen werden. Kursiv gekennzeichnete Wörter verweisen auf einen entsprechenden Eintrag an der alphabetisch jeweils betreffenden Stelle. Bei der Lektüre lassen sich dadurch je eigene Schneisen durch den Wörterbuch-Dschungel schlagen. Das ist ratsam, weil es die komplizierten Beziehungen in vertikaler und horizontaler Hinsicht begreifbar und leichter durchschaubar macht.
Das Heft 1 beginnt mit Alternativlos (Autoritäres Nonsens-Wort; 2010 zum „Unwort des Jahres“ erklärt; (S.8) und endet mit Humanitäre Intervention (Schönsprech für Krieg (S.93) *
Das Wörterbuch kann das Lesen vieler Bücher überflüssig machen. Die Beiträge und das Literaturverzeichnis können aber auch zum Anlass genommen werden, sich eingehender mit der jeweiligen Thematik zu beschäftigen. Überhaupt mögen die Stichwort-Artikel dazu anregen, sich mit dem einen oder anderen Gegenstand gründlicher auseinanderzusetzen, selbst zu recherchieren und vertieft in die Thematik einzudringen.
Die Artikel zu den Stichwörtern geben in knapper Form den aktuellen Stand des Wissens und der Forschung wieder. Auf diese Weise ist es möglich, die verschiedenen, auch sich überschneidenden Verbindungslinien begrifflicher, institutioneller und personeller Art in der gesamten Breite und Komplexität des Geschehens zu erfassen – und in ihrer Ungeheuerlichkeit, nicht zuletzt was die offenen und untergründigen Bezüge zum geschichtlichen Nationalsozialismus und Faschismus betrifft.
Die Stichworte des Wörterbuchs sind von handlungstheoretischer Bedeutung. Diese erschließt sich aus dem Geflecht der Akteure und ihrer ideologischen (weltanschaulichen, kulturellen, wissenschaftlichen, propagandistischen usw.) Herangehensweise an die politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Herausforderungen der Gegenwart.Was dabei unterhalb der Oberfläche des Sicht- und Erkennbaren bleibt, ist der strukturelle Gesamtzusammenhang, wie er von Marx in der Kritik der Politischen Ökonomie analysiert und dargestellt worden ist.
Das gilt es bei der Lektüre zu beachten, und insofern bilden die Wörterbuch-Stichworte immer nur die halbe Wahrheit ab. Die ganze Wahrheit resultiert aus der Analyse der kapitalistischen Produktionsweise, die auf eine Maximierung der Gewinne ausgerichtet ist. Wo diese an Grenzen stößt bzw., wenn die Profitrate zu sinken droht, wird aus struktureller und systemischer Sicht Krisen-Alarm ausgelöst. Dieser hat politische Folgen, führt zu ökonomischen, auch finanzwirtschaftlichen Umstellungen und wirkt sich gesellschaftlich in Gestalt von Verelendung, Spaltung und Brutalisierung aus.
Die Umstellungen in politisch-ökonomischer Hinsicht zeigen sich bei der erneuten, post-neoliberalen Verzahnung von Staat und Wirtschaft. Diese ist erkennbar im Rahmen der politischen Bevorzugung bestimmter Industriezweige (Pharma-, Digital_, Rüstungs- und Klima-Industrie), angesichts der Privatisierung und Kommerzialisierung des öffentlichen Dienstleistungssektors (Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen), hinsichtlich der Veränderungen in der Landwirtschaft und bei der Nahrungsmittelherstellung (Enteignung der Bauern, Künstliche Lebensmittel), bei der Verschlechterung Lebensbedingungen (Armut, Wohnungsnot, Verteuerung) sowie im Rahmen der Verwüstungen durch Kriege und in Erwartung des künftigen Wiederaufbaus der zerstörten Infrastrukturen.
Als eine Art Gegenleistung beteiligen sich die Digitalkonzerne an der Bevölkerungskontrolle und der staatlichen Zensur. Die Klima-Industrie schürt Angst vor dem „menschengemachten“ Weltuntergang. Kriege versetzen die Menschen in Angst und Schrecken. Die Pharmaindustrie hat mit Hilfe der Medien ein schockierendes Pandemie-Szenario entworfen. Die Politik hat dieses zum Anlass genommen, die demokratischen Grundrechte einzuschränken und den autoritären Polizeistaat einzuüben.
Die Oberflächen-Verhältnisse, über die das Wörterbuch kritisch berichtet, sind im Fluss. Sie verändern sich ständig. Das ist einer der Gründe,warum es wichtig ist, die Entwicklungsprozesse und die Richtung, die sie nehmen, kritisch zu begleiten. Das Wörterbuch beleuchtet die gegenwärtigen Verhältnisse, nicht das Kommende. Es wurde auch nicht in der Absicht erarbeitet, das Gefühl der Ohnmacht zu verstärken.
Sein Inhalt – in Summe als ,,Bunter Totalitarismus“ bezeichnet – ist zwar makaber und katastrophal. Aber noch erschreckender wäre es, die Verhältnisse erst im Nachhinein, wenn es zu spät ist, als bunt-totalitär zu erkennen und zu verurteilen. Die Frage, ab wann es zu spät ist, bleibt offen.
Mit dieser in die Zukunft gerichteten Bemerkung ist die Hoffnung verbunden, dass das Wörterbuch unter dem Radarschirm der in den Beiträgen thematisierten Bedrohungen bleibt; dass es nicht zum Gegenstand von Zensur und politischer Justiz oder verboten wird. Nur solange kritische Aufklärung möglich und ungehindert zugänglich ist, hat das Bekämpfen der die gesamte Menschheit bedrohenden Rückentwicklung, die sich als vorwärtsgerichtet tarnt, Aussicht auf den Sieg in Freiheit, Frieden, Fortschritt und Glück.
Die Hefte 2 und 3 des Wörterbuches sind in Arbeit.
Bremen, im Juni 2024
Rudolph Bauer
Die Broschüre:
Kritisches Wörterbuch des Bunden Totalitarismus
Heft 1: A – H
Bergkamen 2024
96 Seiten, 7.– €
(Bezug: pad-Verlag, Am Schlehdorn 6, 59192 Bergkamen / pad-verlag@gmx.net
ISBN: 978-3-88515-366-1
Erschienen in der Schriftenreihe des Forum Gesellschaft und Politik e.V.
Redaktion: Peter Rath-Sangkhakorn
Über den Autor

Rudolph Bauer ist Politikwissenschaftler, Schriftsteller und Künstler. Einer der wenigen, die sich in Bild und Schrift auch künstlerischer Ausdrucksmittel bedienen, um ihr fachliches Wissen mit politisch-kritischem und gesellschaftlichem Engagement zu verbinden. Er war Professor für Wohlfahrtspolitik und Soziale Dienstleistungen an der Universität Bremen. Geboren 1939 in Amberg/Oberpfalz, studierte er nach dem Abitur u. a. die Fächer Politologie, Soziologie und Philosophie an den Universitäten in München, Erlangen, Frankfurt am Main und Konstanz. Berufliche Erfahrungen sammelte er u. a. als freier Mitarbeiter und Journalist bei Tageszeitungen und Zeitschriften, bei „konkret“ und der Frankfurter Studentenzeitung „Diskus“; als freiberuflicher Sozialforscher in Offenbach/Main; als Forschungsassistent und Vertretungsprofessor an der Universität Gießen; als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe für das Chinesisch-Deutsche Lexikon am Fremdspracheninstitut Nr. 1 der Universität in Beijing in der VR China; als Fellow in Philanthropy am Institute for Policy Studies der Johns Hopkins University in Baltimore/Mass. in den USA.
Bauer ist Autor bzw. Herausgeber einer Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationenin Form von
- Büchern
siehe: http://wwwrudolph-bauer.de/wissenschaft/buecher/
- Buchbeiträgen
siehe: http://www.rudolph-bauer.de/buchbeitraege/
- und Veröffentlichungen in Zeitschriften sowie online
siehe: http://www.rudolph-bauer.de/zeitschriftenbeitraege/
Als literarischer Schriftsteller hat Rudolph Bauer in Zeitschriften
veröffentlicht und insgesamt zehn Gedichtbände publiziert, zuletzt:
Aus gegebenem Anlass. Gedichte und Essay (von Thomas
Metscher). Hamburg 2018. ISBN 978-3-7469-7156-8
Foto: Rudolph Bauer via Screenshot WeltnetzTV
Update vom 17. Juli 2024; CS.*
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