Neulich dachte ich, mich tritt ein Pferd. Ich las via Facebook/MDR in folgendem Beitrag:
Das Theater in Görlitz könnte schon bald den Namen eines Sponsors tragen. Wie Intendant Daniel Morgenroth ankündigte, bietete das Haus seine Namensrechte zum Verkauf an – eine Finanzierungsidee, die es bislang an keinem öffentlichen Theater in Deutschland gegeben habe. Demnach können Unternehmen oder Privatmenschen für eine Saison gegen Geld ihren Namen über das Haus schreiben – so, wie es etwa bei Fußballstadien üblich ist.
Sofort musste ich daran denken, dass vor Kurzem der Dortmunder Fußballverein BVB eine buchstäbliche „Bombe“ platzen ließ: Der Düsseldorfer Waffenhersteller Rheinmetall wird neuer Champions-Werbepartner!
Viele Fans protestierten.
Schon vor einiger Zeit wurde das Stadion, welches zuvor Westfalenstadion geheißen hatte in Signal Iduna Park umbenannt und somit seiner ursprünglichen Identität beraubt. Schlimm genug.
Dass nun ein Theaterintendant auf die oben aufgeführte Idee gekommen ist, so für sein offenbar klammes Kulturinstitut finanzielle Mittel zu generieren, mag zwar auf den ersten Blick für manche vom Marktradikalismus geprägten Mitmenschen verständlich sein. Es ist jedoch ein andererseits grober Fauxpas, welchen sich m.E. ein Theater- bzw. Kulturschaffender nicht leisten dürfte. Schade, dass ein Peter Sodann (Schauspieler, Regisseur, Theaterintendant) nicht mehr lebt. Ich hätte ihn gerne nach seiner Meinung zu diesem Fall gefragt. Ich mutmaße, sie wäre einem verbalen Tritt in den Allerwertesten des Görlitzer Intendanten Morgenstern gleichgekommen.
Nun hat DIE LINKE, Görlitz eine Petition eingereicht, die zu unterschreiben ich, ihr zustimmend, empfehlen möchte. Theater muss sein! Es ist für unsere Gesellschaft gewissermaßen ein Lebensmittel und somit unverzichtbar. Wir haben eine weltweit einzigartige Theaterlandschaft, um welche uns andere Länder beneiden. Weshalb wir sie unbedingt erhalten werden sollte. Wir sollten uns das leisten. Und dafür auf auf eine über die nötige Landesverteidigung hinausgehnde militärische Rüstung verzichten.

Die Petition
Wir fordern von den Gesellschaftern der Gerhart Hauptmann GmbH, den Landkreis Görlitz, die Stadt Görlitz und die Stadt Zittau auf, die Versuche der Intendanz zu stoppen den Namen unseres Theaters zu kommerzialisieren und an den Werbemarkt zu bringen. Die Namensrechte an unserem Theater sind nicht handelbar.
Begründung
Die kulturelle Identität eines Theaters ist von unschätzbarem Wert für eine Region und das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz Zittau steht beispielhaft dafür. Der Name „Gerhart Hauptmann Theater Görlitz – Zittau“ ist eng mit der Geschichte und dem Erbe der Region verbunden und sollte nicht durch einen kommerziellen Namenskauf entwertet werden. Es ist an der Zeit, dass die Politik die Bedeutung kultureller Einrichtungen wie Theater erkennt und angemessen finanziell unterstützt, anstatt auf fragwürdige Sponsorenvereinbarungen zu setzen.
Wir fordern von den Gesellschaftern der Gerhart Hauptmann GmbH, den Landkreis Görlitz, die Stadt Görlitz und die Stadt Zittau auf, die Versuche der Intendanz zu stoppen den Namen unseres Theaters zu kommerzialisieren und an den Werbemarkt zu bringen. Die Namensrechte an unserem Theater sind nicht handelbar.
Wir sehen die finanzielle Not der Theater, unserer Meinung nach verursacht durch eine verfehlte Kultur- und Kommunalfinanzierung des Freistaates Sachsen, und wir erkennen die Verdienste aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an, welche in den letzten Jahren nicht nur durch Lohnverzicht zur Rettung des Theaters beigetragen haben.
Wir sehen auch, dass die Intendanz versucht alle Aufmerksamkeit auf die schwierige und existenzgefährdende Situation zu lenken, die wir durchaus nachvollziehen können.
Wir sehen aber auch, dass hier eine rote Linie überschritten wird. Dies wollen wir verhindern und fordern deswegen, mit dieser Petition das sofortige Ende der Kampagne und ein klares Bekenntnis zum Namen Gerhart Hauptmann Theater.
Über Sponsoring kann nachträglich Druck auf den Spielplan ausgeübt werden. Mit der Drohung Gelder abzuziehen oder den Namensvertrag nicht zu verlängern, wird so womöglich bei strittigen Entscheidungen (ob personell oder thematisch) Druck ausgeübt. Das Theater muss aber als ein Ort bestehen bleiben, der provozieren und die Menschen herausfordern kann, ja sogar soll. Dies ist nicht immer konform mit einem aufgesetztes Unternehmensimage welches durch das Theater weiter aufpoliert werden soll.
Der Name „Gerhart Hauptmann Theater“ steht für eine lange Tradition und einen wichtigen kulturellen Beitrag in unserer Region. Wir können nicht zulassen, dass dieser Name als Marketinginstrument missbraucht wird und somit seine Wertigkeit und Bedeutung verliert. Es ist von entscheidender Wichtigkeit, dass die Gesellschafter der Gerhart Hauptmann GmbH ihre Verantwortung wahrnehmen und die Intendanz daran hindern, den Namen des Theaters derart zu kommerzialisieren. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass das Gerhart Hauptmann Theater als kulturelle Institution respektiert und geschützt wird.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Die Linke. Görlitz aus Görlitz
«Mirko Schultz von der Linkspartei argumentiert bei MDR KULTUR: Über Sponsoring könne nachträglich Druck auf den Spielplan ausgeübt werden – etwa durch eine Drohung, Gelder abzuziehen oder den Namensvertrag nicht zu verlängern. „Wir sehen bei Sportvereinen, wie schnell sich der Einfluss von Großsponsoren auf die Tätigkeit der Vereine ausgewirkt hat, nachdem ihre Stadien verhökert worden sind“, so Schultz. Die Inszenierungsfreiheit der Theater sollte daher gar nicht erst gefährdet werden.
Hochkultur und Sponsoring
Morgenroth sieht das ganz anders – für ihn ist das Sportsponsoring ein Vorbild für modernes Kulturmarketing. Wenn es nach dem Intendanten Morgenroth geht, könnte das Theater beispielweise demnächst „Coca-Cola-Theater Görlitz-Zittau“ oder „Rheinmetall-Theater Görlitz-Zittau“ heißen. Man sei offen für alle Unternehmen. Er sagte MDR KULTUR, dass die Namensrechte an den Häusern sowie die Nennung auf der Homepage, in Printprodukten, auf Plakaten und Social-Media-Plattformen an Sponsoren veräußert werden könnten. Auch das Logo des Unternehmens könne an den Hausfassaden angebracht werden.« Quelle: MDR KULTUR
Region: Görlitz – Zhorjelc
Die Linke. Görlitz
Petition richtet sich an
Stadtrat Görlitz
107 Unterstützende 86 in Görlitz – Zhorjelc